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Arme Raucher

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Eigentlich können sie einem fast ein bisschen leid tun, die Raucher – und ich sage das aus der Position eines überzeugten Ex-Rauchers, der jahrelang täglich bis zu 40 Stück der stinkigen Krebsstängel konsumiert hat: Kaum etwas hat in den letzten Jahren solch einen Imagewandel erlebt wie das Rauchen. Von der freien Entscheidung zur lästigen Zwangshandlung. Von der Souveräniät zur Peinlichkeit. Vom Freiheitssymbol zum Unter-schichtenphänomen.

Sorry, liebe Raucher, aber man weiß heutzutage einfach, wie das Rauchen funktioniert – und kein halbwegs intelligenter Mensch macht da noch mit: Nikotin rein, Nikotin raus, Nikotin wieder rein. Nur damit die ans Nikotin gewohnten Nerven ihren Schuss bekommen. Eine einzige Kettenreaktion, die dazu dient, dass sich der Raucher „normal“ fühlen kann, also so wie sich ein Nichtraucher immer fühlt. Und dabei müssen allerlei Auslöser als Rechtfertigung dienen: rauchen gegen Stress, für bessere Konzentration und Verdauung, als Geselligkeitskrücke und Hilfe gegen Langeweile. Dass sich Raucher dabei aber verhalten wie Pawlowsche Hunde, sehen nur die Nichtraucher. Und dass die peinlichen Reden von Freiheit und Genuss nur ein schlechtes Gewissen maskieren, ist so offensichtlich, dass man die armen Raucher oft einfach in den Arm nehmen und trösten möchte.

Klar also, dass sich auch das Bild des Rauchers verändert hat: Vom Marlboro-Cowboy zum Viagra-Junkie. Vom Selbstbestimmten zu Marketing-Opfer. Vom der coolen Sau zum armen Schwein. Denn: Was muss man nicht alles einatmen, um im Dreiviertelstundentakt an seinen Stoff zu kommen? Kohlenmonoxid, Pestizide, Pyridin, Poloium 210, …

Wen wundert es da, dass Raucher auch noch ein paar Jahre ihres Lebens opfern? „Sozialverträgliches Frühableben“ nannte man das einmal. Obwohl es bei den allermeisten Rauchern nur die Angst vorm Aufhören ist, die sie weiterqualmen lässt. Und ich bin mir sicher: Würde ich heute noch rauchen, bräuchte auch ich jedes Mal eine Kippe, wenn ich über all das nachdächte. Weil man als Raucher aber gerne zum Verleugnen neigt, würde vermutlich auch ich etwas von freiem Willen brabbeln und die Intoleranz der Nichtraucher beklagen. Dabei ist Rauchen in öffentlichen Räumen auch nichts arg anderes als in einen öffentlichen Pool zu pinkeln! Für die meisten ist es „Igitt!“ – und damit basta.

Sorry, liebe Raucher: Für manche Dinge wird es einfach Zeit. So auch für das Ende der Nikotinherrschaft. Wie heißt es so schön? „Wenn der Gaul tot ist, steig ab!“ Also schmeißt doch endlich alle die Kippen weg! Es ist viel einfacher als man zuvor glaubt – trotz aller Verlustängste: Erst verstehen, wie das Rauchen funktioniert (dabei helfen Nichtraucherbücher, -seminare oder offene Gespräche mit reflektierten Ex-Rauchern), dann eine Entscheidung treffen – und einfach keine Rachenschwärzer mehr anzünden.

Schon nach 24 Stunden ist der körperliche Mini-Entzug vorbei, und nach ein paar Tagen hat auch der innere Schweinehund begriffen, dass kein Mensch Zigaretten braucht, um mit Stress fertig zu werden, nachzudenken oder aufs Klo gehen zu können. Und weil das Rauchen endlich auch schrittweise aus der Öffentlichkeit verschwindet, fällt sogar die Rückfallgefahr in der Kneipe weg – ist das nicht großartig? Dafür steigt kontinuierlich die Zahl der Ex-Raucher, die endlich wieder genießen können, was ihnen die Zigaretten so lange vorenthalten haben: Stolz, Freiheit, Gesundheit – und jede Menge frische Luft!

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