Читать книгу Im Netz der Gedanken - Stefan Heidenreich - Страница 4

Kapitel 1

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Wenn mir mal jemand gesagt hätte, dass ich mich eines Tages hier wiederfinde, dann hätte ich ihn wahrscheinlich ausgelacht. Und doch ist es für mich ein Zufluchtsort, an dem ich schon seit zwei Tagen Ruhe habe. Und es ist bestimmt nicht das Hilton-Hotel. Die kahlen Wände, auf die ich blicke, strahlen nichts von dem aus, was ich normalerweise bevorzuge. Nicht einmal die kleinen Zettel, die sie inzwischen schmücken, sind in der Lage, die trostlose Atmosphäre aufreißen zu lassen. Und es ist garantiert kein Luxusapartment an einem Urlaubsort meiner Träume. Aber es ist ein Ort, an dem ich darüber nachdenken kann, wie alles angefangen hat. Ein Ort, an den es mich vertrieben hat, und an dem ich mich in Sicherheit wäge. Ich fühle mich hier wie in einem Käfig. Aber ich weiß, dass ich es mir nicht erlauben darf, wieder rauszugehen. Zumindest, so lange nicht, bis ich noch mehr weiß, mehr zu beeinflussen in der Lage bin.

Sicherlich werden sie mich hier bald finden. Und was dann?

Ich höre den Regen, der von draußen seit zwei Tagen gegen die Fenster prasselt. Wie gerne würde ich hinausgehen und feststellen, dass alles vorbei ist. Aber die Ereignisse der letzten Zeit würden mich zu früh einholen.

Warum musste ich an diesem Tag damals auch unbedingt an genau diesem Tisch sitzen, und warum konnte ich nicht endlich mal den Mund halten, sondern musste wieder einmal mit meinen dummen Sprüchen den kompletten Tisch unterhalten. (Ich hasse es, wenn man unter Zuhilfenahme von Namensschildern zum Essen platziert wird, obwohl man als erwachsener Mensch in der Lage sein sollte, sich seine Tischnachbarn selbst auszusuchen.) Und warum musste ich wieder einmal zu viel trinken?

Wollte ich nur meine Redegewandtheit unter Beweis stellen oder den anderen beweisen, dass Herr Doktor auch nur ein ganz normaler Mensch ist, mit dem man sich normal unterhalten kann?

Nun sei an dieser Stelle die Bemerkung erlaubt, dass so ziemlich alle anderen Tischnachbarn Menschen waren, die sich unter ihresgleichen ständig als die größten Geschäftsleute der Weltwirtschaft aufspielen konnten. Geschäftsleute, die sich die Machenschaften von Multikonzernen auf keinen Fall weiter gefallen lassen würden. Und in keinem Fall wären sie bereit, sich von diesen Sklavenhändlern vorschreiben zu lassen, wie sie ihre Geschäfte zu führen hätten. Schließlich waren sie es doch, die tagtäglich an vorderster Front standen und die hier präsentierten Produkte besser verkaufen konnten, als jeder dieser Konzernbosse es jemals vermocht hätte.

Nur heute Abend schienen sie nicht so revolutionär, wie sie sich noch am Vormittag gaben. Heute Abend saßen sie mit Herrn Doktor am selben Tisch und hatten offensichtlich Schwierigkeiten einen fehlerfreien Satz zu sprechen. Und wenn es ihnen doch gelang, dann stammelten sie bestenfalls Loblieder auf Konzern und Produkte, sodass ich mehrmals geneigt war meinen Nachbarn unterzuhaken, um ihn im Chor der Lobpreisungen zum Schunkeln aufzufordern. „Heuchler und Schmarotzer“ kam es mir in den Sinn. An diesem Tisch gab es, außer Herrn Doktor und meiner selbst, ausnahmslos niemanden auf den diese Bezeichnung nicht zutraf.

Selbst Frank Gutschmidt, der in der Mittagspause noch bereit war dem Konzern seine Werksvertretung vor die Füße zu werfen, saß schüchtern am Tisch wie ein 14-jähriges Mädchen bei ihrer ersten Tanzveranstaltung. Ich musste mir mehrmals auf die Zunge beißen, um nicht schallend loszulachen. Da saßen wir nun alle mit einem der führenden Köpfe unseres Vertragspartners beim Essen in diesem Nobelschuppen zusammen.

Der Kronleuchter an der Decke warf aus scheinbar unzähligen, zu einzelnen Flammen geformten kleinen Glühlampen, ein warmes Licht auf den kompletten Saal. Die ansonsten kahlen Wände schmückten verschiedene Gemälde, wie man sie in alten Schlössern oder anderen europäischen Kultstätten vorfindet. Wenn die Ober noch Ritterrüstungen getragen hätten, dann hätte ich mich wie ein Komparse in einem historischen Film gefühlt.

Der Einzige, der sich optisch problemlos in dieses Bild einfügte, das war Bernd Gutschmidt. Er war ein paar Jahre jünger als sein Bruder, der ihn als Mitarbeiter seiner Firma, gerne zu Veranstaltungen dieser Art mitnahm. Bernd, war der Einzige, dessen Haarpracht in der Lage gewesen wäre es mit Robert Wagner, in seiner Rolle als junger Prinz Eisenherz aufzunehmen. Zudem erfreute er uns immer wieder mit seinen völlig unreifen Bemerkungen, für die sich sein Bruder meistens im Nachhinein entschuldigte.

Wie gesagt, ich fühlte mich in dieser Runde wieder einmal mehr als glücklich, dabei sein zu dürfen.

Wir saßen an runden Tischen, die Platz für jeweils zwölf Personen boten, und neben diversen Tellern, Gläsern und Servietten, die ihn schmückten, lenkte ein Blumenarrangement die Aufmerksamkeit auf sich, das mit dem Firmenlogo, der von uns vertretenen Marke, auf einem Wimpel in der Mitte der Tafeldecke thronte.

Niemand traute sich den Mund aufzumachen, um Herrn Doktor direkt anzusprechen. Nur ein leises Murmeln war in der Lage, von der live dargebotenen Kammermusik, von der ich mir nicht sicher war, ob sie wirklich appetitanregend wirken sollte, abzulenken. Das hinter uns liegende Sechs-Gänge-Menü bestand zu meinem Leidwesen wieder einmal aus einem Auszug der bevorzugten Speisekarten internationaler Gourmets, zu denen ich mich noch nie zählte. Aber was sollte ich tun?

Ob der von mir bevorzugte Pizzalieferant, den ich von meinem Handy aus mühelos erreichen würde, meine Bestellung hier in den Saal liefern würde? Ich war mir nicht sicher.

Also, weiter. Gute Miene machen und sich nichts anmerken lassen, war meine Devise. Den gereichten Fisch lehnte ich noch ab, bevor der Teller seine endgültige Parkposition zwischen meinem Besteck erreicht hatte. Den milden Geschmack der restlichen Speisen peppte ich mit Salz und Pfeffer auf oder neutralisierte ihn, mit dem für mich eigentlich viel zu trockenen Rotwein.

Nach einem akzeptablen Getränk fragen, wollte ich vorsichtshalber nicht, denn ich war mir nicht sicher, ob dieses in der Einladung wirklich enthalten wäre. Also versuchte ich den gummiartigen Geschmack, den der Wein auf meinen Gaumen hinterließ, einfach zu ignorieren und den Abend sowie die angespannte Atmosphäre mit Würde zu überstehen.

Alle anderen beschäftigten sich damit, den einzelnen Gängen, deren Namen auch sie nicht ohne Motorikprobleme aussprechen konnten, lautstark ihre Ehrerbietung zu erbringen. Es war einer der Abende, von denen ich noch heute behaupte, dass die Beobachtung der Anwesenden mindestens zwei Semester Soziologiestudium zu ersetzen in der Lage wäre.

Zwischen jedem einzelnen Bissen hörte ich immer neue Komplimente für den Küchenchef und seine Mannschaft. Der Einmarsch des mit Wunderkerzen geschmückten Desserts im dafür abgedunkelten Saal verursachte bei den Herren ein warmes Leuchten in den Augen, während die Damen mit den Tränen der Rührung kämpften, und diese zur Steigerung der Wirkung mit einem Papiertaschentuch abtupften.

Frau Gutschmidt versuchte dieses im Anschluss wieder im Ärmel ihrer Bluse verschwinden zu lassen, bis sie merkte, dass sie in dem berühmten kleinen Schwarzen steckte, dessen Preis uns ihr Mann schon vorher an der Bar unaufgefordert, aber natürlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit, verraten musste.

Der anschließende Applaus beunruhigte mich etwas. Schließlich handelte es sich bei dieser Nachspeise um die Eiscreme aus einer Familienpackung vom Supermarkt nebenan, und ich hoffte, dass die geforderte Zugabe, bzw. Ehrenrunde des Küchenpersonals, endete, bevor sich der zwischen Schoko und Vanille eingebettete Erdbeerstreifen endgültig verflüssigte.

Dem leisen Wispern am Tisch konnte ich entnehmen, dass es unserem Gastgeber wieder einmal gelang, sich als Weltkonzern der Spitzenklasse zu präsentieren. Mich persönlich erfüllte der Nachtisch mit einem Entzücken ganz anderer Art. Schließlich war es das Ende des nunmehr zweistündigen Galadiners, und jetzt konnte endlich der gemütliche Teil des Abends beginnen.

Ob die hier in der Lage gewesen wären, einen ordentlichen Cuba-Libre zu servieren? Wahrscheinlich hätte ich ihn separat bestellen und auch noch selbst bezahlen müssen. Egal. Wenn mir der Wein bisher nichts anhaben konnte, warum sollte ich ihn dann nicht weiter durch meinen Hals bringen? Ich beobachte die Glückseligkeit in den Augen der anderen, die immer noch ehrfürchtig auf ihren Stühlen hin und her rutschten, als ob sie von einem Insekt ins Hinterteil gestochen wurden.

Anders, als die meisten im Raum war ich immer der Meinung, dass mich mit dem Konzern nicht mehr als ein Vertrag verband, der für beide Partner mit Rechten und Pflichten versehen war, und von beiden Seiten unter Einhaltung bestimmter Spielregeln und Fristen gelöst werden konnte. Niemand hier im Raum war gegen seinen Willen hier. Deshalb hatte ich oftmals Schwierigkeiten damit, mich bestimmten Regeln zu unterwerfen.

Der Direktor eines anderen Konzerns, mit dem mich einst ein solcher Vertrag verband, nannte mich dafür einmal einen Eigenbrötler.

Wenn dies bedeutete, dass ich kein Mensch bin, der auf Kommando mit den Wölfen heult, dann konnte ich diese Titulierung nur als Kompliment verstehen. Für mich kann es nichts Schlimmeres geben, als das Gesicht zu verlieren. Nichts Schlimmeres als das Gefühl morgens in den Spiegel zu sehen und meinem Gegenüber beim Rasieren nicht mehr in die Augen schauen zu können. (Eventuelle Verletzungen, die dabei entstehen könnten nicht einmal berücksichtigt).

Was mich allerdings an diesem Abend beeindruckte das war die Tatsache, dass dieser Doktor Birnbaum in der Lage war mit seinen 52 Jahren immer noch wie ein Mann um die 30 zu wirken. 1,75m groß, schlank, absolut perfekt sitzende und gleichermaßen moderne Kurzhaarfrisur. Im Gegensatz zu mir schien er sogar von grauen Haaren verschont zu sein. Dabei trennten uns mehr als 15 Jahre voneinander. Und trotz dieses jugendlichen Aussehens, hatte er es bis in die höchste Ebene eines so gigantischen Unternehmens gebracht. Alleine, die Wortgewandtheit dieses Mannes hatte eine besondere Ausstrahlung auf mich.

Während ich in einem Moment noch glaubte, dass seine Wiege an der Küste Deutschlands gestanden haben möge, so war er in der Lage, im nächsten Moment den Ur-Bayern an sein Publikum abzuliefern. Auch wenn er im einen Moment die deutliche Sprache der trockenen Geschäftswelt sprach, war bereits im nächsten Moment eine freundliche Spitzfindigkeit fällig, für die seine beruflichen Mitstreiter, in der Chefetage des Konzerns mit Gewissheit nicht das nötige Verständnis aufgebracht hätten.

Irgendwie fing ich an, den Abend zu genießen.

Für mich war es schon immer eine besondere Herausforderung festzustellen, wie viel Menschlichkeit sich Leute von diesem Stand und Bildung tatsächlich bewahren konnten. Und dieses Exemplar war perfekt in der Rolle, die meine Erwartungen ihm auferlegt hatte.

Nachdem wir beide nun über Stunden den Tisch gemeinsam unterhielten, verabschiedete sich einer meiner Berufskollegen nach dem anderen, um sein Hotelzimmer aufzusuchen. Schließlich war morgen der letzte Tag dieser inzwischen dreitägigen Produktpräsentation.

Wer wollte sich da vor einem Vorstandsmitglied in ein schlechtes Licht setzen. Wer? Offensichtlich war ich dazu bereit. Und meinen Gesprächspartner schien es nicht im Geringsten zu stören. Vielleicht genoss er es auch bloß, sich einmal einfach nur zwanglos zu unterhalten. Schließlich hatte er nun zwei Tage lang eine Ansprache nach der anderen gehalten und sah endlich dem Tag entgegen, an dem er sich wie ein ganz normal gelangweilter Zuhörer verhalten durfte. Am nächsten Tag, so verriet er mir, brauchte er nicht ans Rednerpult zu treten, um mich und meine Berufskollegen zu motivieren.

Also saßen wir noch weitere zwei Stunden an diesem Tisch und unterhielten uns über alles, was uns so einfiel. Und ich hörte noch ein paar neue Witze, die zwar nicht alle jugendfrei waren, aber mein eigenes Repertoire hervorragend ergänzen würden.

Bei meinem Versuch zwei Stunden zuvor, die bei Tisch herrschende angespannte Atmosphäre mit einem unreinen Witz aufzulockern, erhielt ich ein pikiertes Nasenrümpfen von den Damen und die Missachtung von genau den Herren, die sich noch am Vormittag über genau diesen Witz vor Lachen verbogen. Der Einzige, der anscheinend keine Probleme damit hatte, war Herr Doktor, dessen Lachen man auf Geheiß mit vorgehaltener Hand dann doch folgte.

Warum benehmen sich Menschen zu unterschiedlichen Gelegenheiten so verschieden?

Selbst als das Restaurant schon leer war und der Ober den letzten Tisch in der üblichen preußischen Ordnung für den nächsten Tag vorbereitet hatte, blieben wir sitzen und redeten weiter, als ob wir diese Aktivitäten nicht bemerkten.

Ich genoss es zu beobachten, wie der Ober sich immer wieder ein freundliches Lächeln durch die Lippen presste, wenn er an unseren Tisch kam, um aus einer Flasche nachzuschenken, von der ich schon längst nicht mehr wusste, die wievielte es inzwischen war. Anscheinend war auch er sich bewusst, dass mit Dr. Birnbaum, hier ein Mann saß, der zu den besten Kunden des Hotels gehörte. Und ein Hotel, das erst vor wenigen Monaten als Kongresshotel entstanden war, brauchte Kunden dieser Art. Kunden, die ihre Verkaufsveranstaltungen hier abhielten. Vereinigungen und Verbände, die das ganze Hotel für ein Symposium mieteten. Ja selbst dieser Ober spielte seine Rolle perfekt. Es waren einfach zu viele Hotels dieser Art seit Öffnung der Grenzen in und um Berlin entstanden, die alle um diese Großkunden buhlten. So saßen wir also da und redeten einfach weiter.

Ich weiß heute nicht mehr, wer von uns beiden das Stichwort gab, welches mich dazu bewegte, mich in Philosophie zu ergehen. Wie viele Betrunkene hatte auch ich in diesem Zustand ein ganz besonderes Lieblingsthema.

„Der Sinn des Lebens“

Normalerweise ein Alarmsignal für alle, die mich besser kannten. Im Allgemeinen, genau der Moment, in dem der Gastgeber üblicherweise darauf wartete, dass seine Frau ihre flache Hand zum Mund führte, um Müdigkeit zu demonstrieren, während er behutsam aufstand, das Telefon aus der Halterung nahm und die Nummer vom Taxifunk wählte. Schließlich vergewisserte man sich noch meiner Absicht, mich nicht mehr selbst ans Steuer meines Autos zu setzen, bevor die Frau aufrief, dass das Taxi bereits wartete und mich mit einer herzlichen Umarmung verabschiedete.

Es war fast immer dieselbe Prozedur. Es sei denn, ich fühlte mich gesundheitlich angeschlagen und verzichtete auf jeglichen Alkoholgenuss. Dann war ich meistens der erste Gast, der eine Party verließ, weil er mit den vielen Betrunkenen einfach keinen vernünftigen Gesprächsstoff mehr fand.

Die letzte Chance, mir ein Taxi zu rufen oder mich mindestens zu Bett zu schicken, hatte Herr Doktor anscheinend verpasst. Oder er wollte sie einfach nicht nutzen. Er saß da und hörte andächtig zu. Ich redete wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt wieder einmal, ohne das Bedürfnis zu empfinden Luft zu holen. Doch mein Gegenüber wurde, entgegen vieler anderen, mit denen ich ähnliche Gespräche führte, dessen einfach nicht überdrüssig.

Nein im Gegenteil, er saugte jedes Wort, das von meinen Lippen kam, förmlich auf, als ob ihn das, was ich von mir gab, tatsächlich interessierte.

Gut, meine ganz persönlichen Ansichten über das Sein, Gott, Raum und Materie, sind vielleicht eher ungewöhnlich. Und ob ich diese Ansichten tatsächlich in meinem damaligen Zustand noch formulieren konnte, entzieht sich meiner Erinnerung. Schließlich hatte meine Zunge bereits schon vor Stunden allen Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen versucht und über die gesundheitlichen Folgen, welche mich am nächsten Tage erwarten würde, wollte ich in diesem Moment einfach nicht nachdenken.

Ich glaube mich zu erinnern, dass ich aus Mitleid mehrfach versuchte das Gesprächsthema zu wechseln. Aber immer wurden diese Versuche mit einer gezielten Zwischenfrage zunichtegemacht, sodass ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, auf jemanden getroffen zu sein, der diese meine Auffassungen tatsächlich teilt. Endlich mal einer, der mich nicht dezent mit den Worten „vergiss mal deine Rede nicht“ brutal in ein anderes Thema zwängte.

Oder stand ich hier auf dem Prüfstand eines Mannes, der meine Qualifikation in Sachen Verkauf und Überzeugungskraft zu ermitteln versuchte?

Wenn ja, dann stand meine Zusammenarbeit mit dem Konzern auf sehr wackligen Füßen. Ein Verkaufsgespräch in diesem Zustand wäre bestimmt nicht das, was man von jemandem erwartete, den man gerade zwei Tage lang geschult hat.

Irgendwann muss ich dann doch noch den Weg in mein Hotelzimmer und in mein Bett gefunden haben. Denn dort fand ich mich am nächsten Morgen gegen 9.30 Uhr wieder.

Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass ich es anscheinend irgendwann in der Nacht geschafft hatte mich meiner Schuhe und meines Sakkos zu entledigen. Über den Rest meiner Kleidung möchte ich mich an dieser Stelle nicht äußern. ― 9.00 Uhr schoss es mir durch den Kopf.

Ich sah auf meinen Tagesplan.

Da stand es:

„9.00 Uhr Saal Alt-Berlin“

Programm:

Begrüßung durch Herrn Schubert Verkaufsleiter

Anschließend Referat von Herrn Burg über

Haftungsfragen und versicherungsrechtliche

Möglichkeiten zur Schadenbegrenzung.........

Inzwischen war es bereits 9.55 Uhr und die Aspirin, die ich vor 15 Minuten bestellt hatte, waren immer noch nicht eingetroffen. Ich brauchte der Dame an der Rezeption nicht einmal meine Zimmernummer zu nennen. Als ich sie ihr gerade mitteilen wollte, kam sie mir bereits zuvor. Hatte ich tatsächlich den Weg ins Hotelzimmer allein gefunden?

Auf dem Tisch stand immer noch mein aufgeklapptes Laptop, mit dessen Hilfe ich am Vortag, als es mir noch gut ging, meine Emails der letzten zwei Tage abrief.

Da ich mich in einem Konferenzhotel befand, brauchte ich diesmal nicht einmal mein Modem auszupacken, um es anstelle des Telefons mit der Anschlussdose zu verbinden. Jedes Zimmer verfügte über einen eigenen Internetanschluss, mit dessen Hilfe man sich direkt mit dem weltweiten Netz verbinden konnte. Ich hatte gleich nach dem Einchecken vor zwei Tagen die bereitliegende Anleitung eingehend studiert und die Möglichkeit nur zu gerne genutzt. Zumindest ersparte ich es mir, mich wieder an die für meinen Zustand viel zu komplizierte Arbeit zu machen, den Telefonanschluss wieder in Betrieb zu nehmen. Es gab eine Anschlusspauschale, die es erlaubte, ohne Zeitdruck online arbeiten zu können. Als sparsamer Mensch wählte ich den Dreitagestarif aus, der es mir gestattete während meines Aufenthalts, ohne Unterbrechung online zu bleiben.

Ein paar private Nachrichten löschte ich nach dem Lesen sofort wieder. Andere leitete ich an mein Büro weiter, wo meine Mitarbeiter wussten, was zu tun wäre. Weitere wurden mit ein paar Anweisungen versehen und ebenfalls an mein Büro geschickt.

An diesem Morgen stand die Kiste einfach nur da und surrte leise vor sich hin. Den Eingang eventueller Nachrichten zu kontrollieren, dessen war ich nicht fähig. Ich schaute nur kurz auf das Display, um festzustellen, dass Lesen, Schreiben und Verwalten nicht mit dem Hämmern in meinem Kopf in Einklang zu bringen waren.

Allerdings hämmerte es nicht nur in meinem Kopf, sondern auch an meiner Zimmertür.

In einem Anfall der Erleichterung riss ich dem Pagen die Kopfschmerztabletten aus der Hand und löste sie umgehend in meinem Zahnputzbecher auf.

Gegen 10.45 Uhr hatte ich endlich den Saal „Alt-Berlin“ erreicht und gehofft, dass niemand meine Verspätung bemerken würde.

― Falsch gedacht. ―

Der Saal war abgedunkelt und Herr Burg versuchte gerade die Buchstaben auf der Leinwand zu erkennen, welche ich mit dem Öffnen der Tür offensichtlich zu sehr aufhellte, als dass es ihm möglich gewesen wäre. Ich hätte vor Scham im Boden versinken können, als ich merkte, dass mich ca. 800 Augen musterten, um festzustellen, wer für diese Unterbrechung verantwortlich war. Also setze ich mich in die hinterste Reihe und versuchte mich so unauffällig wie nur möglich zu verhalten.

Zum Glück wurde um 11.30 Uhr eine Kaffeepause anberaumt, sodass ich meine Gehirnzellen wieder mit Sauerstoff versorgen konnte.

Kaum hatten wir den Saal verlassen, kam Klaus zu mir, um mich über den Verlauf des Vorabends sowie meinen heutigen Zustand zu befragen.

Klaus war bereits seit acht Jahren für den Konzern tätig und derjenige, der mich vor drei Jahren unter seine Fittiche nahm, um mich auf meine damals noch neue Tätigkeit einzuschießen.

Inzwischen waren wir auch privat recht gut befreundet, sodass wir auch gemeinsam zu jeder beruflichen Veranstaltung anreisten. Den Fahrdienst teilten wir uns dabei gewissenhaft auf, sodass jeder von uns einmal der Chauffeur und das nächste Mal der Chauffierte war. Ich hätte Gott auf Knien danken können, dass diesmal Klaus mit dem Fahren an der Reihe war.

Er stand immer noch vor mir und schüttelte den Kopf. Die Mimik, mit der er in meine, wie ich vermute, stark geröteten Augen sah, enthielten eine Mischung aus Missachtung und Schadenfreude.

„Du siehst aus, als hättest du die komplette Nacht durchgesumpft.“ Schleuderte er mir vorwurfsvoll und gleichzeitig lächelnd entgegen, während ich mir mit zittriger Hand die bereits zweite Tasse Kaffee eingoss. Klaus hatte die Befürchtung, dass die von mir dazugegebene Kondensmilch bereits als Schlagsahne in der Tasse ankäme. Ich gebe zu, dass tatsächlich leichte Probleme mit der Feinmotorik zu erkennen waren.

Ich berichtete ihm von den Heuchlern, mit denen ich am Vorabend am Tisch saß und, dass wir, wenn wir Tischnachbarn gewesen wären, uns sicherlich vor Lachen eingepinkelt hätten.

Alleine das Benehmen von Frank Gutschmidts kleinem Bruder war wieder eine Show der besonderen Güteklasse. Wenn dieser Typ nicht für seinen Bruder arbeiten würde, dann wäre eine Comedy-Show für ihn eine echte Berufung. Natürlich dürfte er nie erfahren, dass Kameras auf ihn gerichtet seien. Schließlich glaubte er wirklich das, was er erzählte. Das hätte seine ungewollte Komik mit Gewissheit nur gestört. Dieser Mann war einfach nur naiv.

Da wir ähnliche Situationen schon oft gemeinsam erlebt hatten, besaß ich das uneingeschränkte Mitgefühl meines Freundes. Ich erzählte ihm noch, dass ich mit Herrn Doktor noch bis in die späte Nacht bei Tisch gesessen und getrunken habe, sodass ich nun befürchtete, den armen Kerl über Gebühr vollgequatscht zu haben.

„Wo ist er eigentlich?“ fragte ich Klaus.

„Oh!“ Sagte er. „Laut Schubert ist er schon abgereist. Er hatte wohl private Dinge zu erledigen, die ihn für die nächsten Tage in Anspruch nehmen würden. Hättest du Schuberts wie immer extrem ausladende Begrüßungsrede gehört, dann wüsstest du es. Allerdings haben seine Ausschweifungen auch etwas Gutes. Als du rein kamst, hatte Burg gerade erst mit seinem Vortrag begonnen, sodass du nichts Wesentliches versäumt hast.“

Offensichtlich war es Klaus nicht bewusst, dass meine körperliche Anwesenheit nichts mit meiner Aufnahmebereitschaft zu tun hatte, und ich bereits vor der Pause Probleme mit dem Gewicht meiner Augenlider hatte. Aber das sollte ihn auch nicht interessieren, dachte ich mir. Schließlich hatten wir zu Beginn der Veranstaltung wieder die üblichen vier Aktenordner und Präsentationsmappen überreicht bekommen, sodass ich alles Wesentliche später nachlesen könne.

Den restlichen Tag verbrachte ich mit dem Versuch, mich auf die einzelnen Referenten zu konzentrieren und hätte vor lauter Dankbarkeit weinen können, als wir gegen 15.00 Uhr endlich in Richtung Heimat starten durften.

Klaus holte das Auto, während ich mich so lange wie möglich im Freien aufhalten wollte. Ich stand vor dem Hotel und beobachtete die dazugehörige Grünanlage. Selbst auf dem vor mir liegenden kurz geschnittenen Rasen fand man Platz, um darin den Namen des Hotels mit Blumen darzustellen. Ich versuchte jeder Fahne, die vor dem Haupteingang wehte, das dazugehörige Land zuzuordnen. Als ich immer noch darüber grübelte, welche Landesfarben das Leintuch zwischen England und Spanien zierte, forderte mich Klaus, der inzwischen mit dem Auto hinter mir auftauchte, zum Einsteigen auf.

Klaus schimpfte noch über die Höhe der von ihm gerade entrichteten Parkgebühr und dann fuhr los.

Mich beschäftigten inzwischen ganz andere Dinge.

Erst suchte ich im Handschuhfach vergebens nach einer Sonnenbrille, dann brachte ich meine Rückenlehne in eine möglichst angenehme Position und versuchte zwischen dem Lesen des Stadtplans und dem Erkennen der Wegweiser immer wieder meine Augen vor der viel zu grellen Sonne zu schützen. Klaus beabsichtigte noch in seinem Betrieb vorbeizuschauen, und ich sehnte mich nach dem Mineralwasser, welches in meinem Kühlschrank zu Hause auf mich wartete.

Anders als bei unserer Anreise vor drei Tagen, als wir krampfhaft nach dem Hotel suchten und uns die Zeit immer knapper wurde, erschien mir die Fahrt diesmal endlos. Vielleicht lag es aber auch nur an den vielen Pausen, zu denen ich Klaus immer wieder nötigte. Aus Angst um seine Sitzpolsterung gab er meinen Wünschen nur allzu gerne nach.

Endlich wieder in Berlin angekommen, setzte er mich zu Hause ab und rief mir noch durch die offene Tür nach, dass wir die nächsten Tage telefonieren, bevor ich diese hinter mir zuschlug, und er wieder Gas gab.

Es war schon fast Tradition, dass wir uns anstelle des üblichen < Tschüss > oder < Auf Wiedersehen > mit diesen Worten verabschiedeten. < Wir telefonieren >.

Es war inzwischen Mittwoch und ich beschloss, mich vor Freitag nicht in der Firma sehen zu lassen. In meiner zwei Zimmer umfassenden Wohnung angelangt, gab es für mich nur noch ein Ziel. Mein Bett!!!

Den kompletten Donnerstag verbrachte ich zu Hause. Die glorreichen Zeiten, in denen man drei Tage und drei Nächte lang feiern und trinken konnte, enden im Allgemeinen bei Erreichen der magischen Altersgrenze von 30 Jahren. Davor scheint alkoholbedingte Standfestigkeit zu einem gesell-schaftlichen Wettbewerb zu gehören, aus dem jeder als Sieger hervorgehen will.

Aufwachen ― Frühstück ― Fernsehen. Ich stellte fest, dass mir nie bewusst war, wie viele schwachsinnige Talkshows unsere Arbeitslosen täglich daran hindern, sich eine sinnvolle Tätigkeit zu suchen. Ich zappte von einem Sender zum anderen und amüsierte mich darüber, mit welcher Leidenschaft sich Menschen öffentlich bekriegen.

Auf dem Bildschirm erschien eine Frau, die ihren Mann wegen seiner schlechten Rasur und der davon ausgehenden Verletzungsgefahr vor den Augen der Kameras und somit auch vor den Augen aller Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger des Landes ohrfeigte. Das Publikum jubelte, ich ging in die Küche, um mir ein Mineralwasser aus dem Kühlschrank zu holen.

Um 20.15 Uhr wurde es mir allerdings endgültig zu blöd. Big Brother, inzwischen die vierte Staffel, stand auf dem Programm. Ich hatte zwar schon viel über diese Show gehört, aber sie mir nie selbst angeschaut. Dies wäre auch nicht nötig gewesen, weil jeder meiner Mitarbeiter sie ebenfalls nie sah, aber alle jederzeit auf dem aktuellsten Stand waren und täglich lebhaft über die verschiedenen Charaktere diskutierten.

Also entschied ich mich etwas essen zu gehen. Schließlich konnte ich es mir nicht erlauben meine Zeit weiter zu vertrödeln. Freitag stand vor der Tür und ich hatte eine komplette Woche aufzuholen. Ich begab mich also zu Fuß in mein Lieblingsrestaurant, wo ich jedoch auf jeglichen Genuss von Alkohol verzichtete. Selbst den Schnaps, der kostenlos mit der Rechnung präsentiert wurde, ließ ich diesmal aus.

Endlich fand ich zu meiner alten körperlichen und geistigen Form zurück und stürzte mich in die Arbeit. Freitag, Samstag und sogar den Sonntagvormittag verbrachte ich im Büro.

Am Montag wollte ich nach dem morgendlichen Kaffee, der mir bereits von meinen Mitarbeitern eingegossen wurde, während ich noch mein Auto einparkte, und einigen Telefonaten gerade die Firma verlassen, als mich ein weiterer Telefonanruf daran hinderte.

„Guten Morgen“ hauchte mir eine liebreizende Frauenstimme ins Ohr. Es war Frau Wieland die Telefonistin aus der Zentrale am Potsdamer Platz. „Ich verbinde Sie mit Herrn Doktor Birnbaum. Einen kleinen Moment bitte.“

-------- Dann eine scheinbar endlose Pause. ----------

Ich kannte so ziemlich jede Wartemusik der meisten Telefonanlagen, welche uns Wartenden die Zeit vertreiben soll und zu denen ich mir leidenschaftlich gerne meine eigenen Texte ausdachte, die ich dann lautstark zum Besten gab. Und nicht immer schmeichelten diese Texte demjenigen, der mich gerade warten ließ. Im Gegenteil, je länger man mich warten ließ, desto bösartiger wurden meine Darbietungen. Und meine Kreativität war schier unerschöpflich. In Anbetracht der Tatsache allerdings, dass mich Herr Doktor persönlich anrief, fiel es mir zum ersten Mal schwer meinem erwarteten Gesprächspartner ein paar Strophen zu widmen. Also wartete ich diesmal schweigend bis kurz vor dem nächsten Refrain.

„Hallo, hier Birnbaum ich grüße Sie. Es tut mir leid, dass Sie warten mussten, ich hatte noch ein Gespräch auf der anderen Leitung und Frau Wieland wählt immer schneller als erlaubt ist.“

„Was kann ich für Sie tun Herr Birnbaum?“ Fragte ich. Ich verzichte normalerweise auf den Doktor in der direkten Anrede. Eine Eigenart, für die ich mir zwar schon oft Schelte einhandeln musste, sie mir aber nie abgewöhnte.

„Nun“, sagte er „ich habe mir nach unserem Gespräch letzte Woche ein paar Gedanken gemacht und kam zu der Überzeugung, dass wir uns mal unterhalten sollten. Es geht dabei um ein paar grundsätzliche Fragen. Passt es Ihnen am Mittwoch um 9.00Uhr?“

Meine Gedanken rotierten. ‚Was will der von mir? Hast du es nun doch geschafft, dich endgültig in Misskredit zu bringen?’ Ich sammelte mich so schnell ich konnte. Vielleicht kann ich die Situation doch noch retten. Jetzt bloß nicht nervös klingen.

„Mittwoch würde es gehen.“ Antwortete ich. „Soll ich in Ihr Büro kommen?“

„Nein.“ erwiderte er. „Ich möchte dieses Gespräch lieber außerhalb des Büros führen. Sie kennen doch sicherlich das Restaurant „Mövenpick“ neben der Gedächtniskirche?“

― Eine sehr dumme Frage ― dachte ich bei mir. Das Mövenpick war ein Lokal, welches im Allgemeinen als beliebtes Frühstückslokal in der City genutzt wurde. Zu einem Pauschalpreis konnte man dort so viel frühstücken, wie man wollte. Allerdings lag dieser Preis in einer Region, dass kaum jemand in der Lage war, dieses Angebot voll auszuschöpfen. Wenn jeder Berlintourist es kennt, unbestätigten Vermutungen zufolge, waren dazu sogar Österreicher in der Lage, dann sollte ich, der ich in dieser Stadt aufwuchs, es auch kennen. Also erwiderte ich ihm: „Ja das kenne ich. Soll ich irgendwelche Geschäftsunterlagen mitbringen?“

„Nein wie bereits gesagt, es geht um ein paar Grund-satzfragen. Also, bis Mittwoch.“

― Ruhe ―. Er hatte bereits aufgelegt. Ich blickte den Telefonhörer verständnislos an. Jetzt tief durchatmen. Was ist zu tun? Ganz ruhig! Was könntest du gesagt haben? Für was musst du dich diesmal entschuldigen? Wer kann dir sagen, wie du dich jetzt richtig verhältst?

― Klaus ― schoss es mir durch den Kopf! Klaus hat mehr Erfahrungen mit den Leuten des Konzerns. Klar dieser Birnbaum war erst relativ kurz dabei. Aber Klaus kannte jeden seiner Vorgänger.

Ich drückte die Gabel herunter, um ein Freizeichen zu erhalten. Den Hörer hatte ich immer noch in der Hand. Dann wählte ich die Nummer von Klaus. (Sind die Abstände zwischen den einzelnen Rufzeichen eigentlich immer so lange?) Endlich Verbindung. ‚Habe ich mich überhaupt gemeldet? Hat er sich gemeldet?’

„Du Klaus ich bin es. Ich brauche dringend einen Rat von dir. Kann ich schnell mal rüber kommen?“ Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus.

Er holte tief Luft, als ob er es sich noch überlegen müsse, und ich hoffte inbrünstig, dass mein Freund mich nicht in dieser Situation hängen ließe. „Guten Tag!!!“ erwiderte er in einem schulmeisterlichen Ton, der gut zu meinem Vater gepasst hätte. Dabei ließ er sich jede einzelne Silbe langsam auf der Zunge zergehen.

„Guten Tag Klaus. Muss ich jetzt alles noch einmal von vorn aufsagen?“ Fragte ich ihn.

„Eigentlich wollte ich etwas essen gehen, aber so wie du dich anhörst, muss ich mir wohl die Zeit nehmen. Wie lange brauchst du?“

„Bin schon unterwegs!“ Erwiderte ich und legte auf.

Keine 20 Minuten später stand ich bei Klaus im Büro und weitere drei Minuten vergingen, bis ich ihn von meinem Überraschungsanruf unterrichtet hatte. „Nun was denkst du? Was will der von mir?“

Klaus legte seine 130 Kg in den Bürosessel, faltete die Hände und sah mich über seine kleine Lesebrille hinweg scharf an. Irgendwie hatte er es wieder einmal geschafft, sich als väterlicher Freund zu präsentieren. Dabei war er nur vier Jahre und neun Monate älter als ich. Schließlich musste ich es ja noch wissen. Als er vor zwei Monaten seinen letzten Geburtstag unter 40 feierte, haben wir zusammen die größte private Feier organisiert, die je ein Bekannter von mir gegeben hat.

Wir waren tagelang mit der Auswahl seiner Gäste, sowie mit den dazugehörigen Einladungen beschäftigt. Ich bot seinerzeit an, Gutschmidt mitsamt seiner Frau und seinem kleinen Bruder einzuladen, wodurch Klaus wenigstens das Geld für einen Alleinunterhalter gespart hätte. Aber er entschied sich dann doch für ein Duo, welches Livemusik spielte. Es müssen um die 80 Gäste gewesen sein. Das Bier floss in Strömen und Klaus verbrachte die meiste Zeit hinter seinem Grill. Niemand wunderte sich darüber. Jeder wusste, dass Klaus, wenn man ihn auf Partys suchte, immer an der Futterkrippe anzutreffen war.

Wahrscheinlich war diese Party die bisher einzige Gelegenheit, bei der man Klaus dabei beobachten konnte, wie er seine schwimmreifenberingten Hüften öffentlich zum Rhythmus der Musik bewegte. Wahrscheinlich hätte ihm die Stripteasetänzerin auch keine andere Wahl gelassen und Klaus wollte dieses mehr als gut proportionierte Geschöpf auch aus nächster Nähe betrachten. Es war eine absolut gelungene Party, von der alle noch lange sprechen würden.

Nun saß dieser Koloss vor mir an seinem gewaltigen Schreibtisch und sah mich mit demselben Blick an, den er damals drauf hatte, als ich ihm das erste Mal begegnete. ‚So Sie haben also die Kunden von Horst übernommen. Und ich soll ihnen nun den Weg weisen.’ waren damals seine Begrüßungsworte. Irgendwie wirkte er bei unserem ersten Zusammentreffen genauso Ehrfurcht einflößend wie auch warmherzig.

Aber heute war alles anders. Heute saß ich meinem Freund gegenüber und nicht wie damals einem Fremden.

„Nun“, begann er langsam „entweder hast du dich letzte Woche so danebenbenommen, dass ich dir auch nicht mehr helfen kann, oder die Sache ist ganz harmlos. Mir ist jedenfalls kein Fall bekannt, wo jemand an einen Treffpunkt fernab von Computern, Sekretärinnen oder Sachbearbeitern gerufen wurde, um seinen geschäftlichen Gnadenschuss zu bekommen. Gespräche dieser Art werden im Allgemeinen nie geführt, ohne dass der Konzern einen personellen Vorteil hat. Es ist leichter jemanden zu zweit oder zu dritt fertigzumachen, als alleine. Außerdem ist ein Gespräch ohne Zeugen immer eine kritische Sache, wenn es nicht rund läuft. Du weißt, was ich meine?“

Ich nickte.

„Du solltest also vorerst nicht zu schwarzsehen, sondern die Sache einfach auf dich zukommen lassen.“ Er griff mit beiden Händen nach der Schreibtischplatte, die sich unter seiner Last leicht durchbog, und richtete sich langsam auf. „So du Chaot, jetzt hast du mich um mein Essen gebracht. Und damit ich nicht ganz vom Fleisch falle, hast du nun die Ehre mich zum Essen einzuladen. Diesmal fährst allerdings du. Und nehme beim Gehen deinen dämlichen Aschenbecher mit raus. Du hast mir wieder die ganze Bude vollgequalmt.“

Tatsächlich hatte ich es innerhalb einer halben Stunde auf die stolze Anzahl von vier Zigaretten gebracht, wie der vorher sorgfältig geputzte Aschenbecher ohne die Spur eines Zweifels bewies.

Ich brauche sicher nicht zu erwähnen, dass Klaus vor dem Verlassen seines Büros das Fenster öffnete und mich mit demselben Blick strafte, den mir damals mein Vater zuwarf, als er mich eines Tages mit seinen Pornoheften vor seinem Nachttisch erwischte.

Er wies mir den Weg in ein Restaurant, in dem sich zur Mittagszeit viele Geschäftsleute niederließen. Von den meisten wusste Klaus, wie sie hießen, und was sie beruflich machten. Mit ein paar von ihnen hatte er bereits geschäftlich zu tun, und wurde deshalb von vielen Tischen begrüßt. Er wies mich auf einen kleinen älteren und eigentlich unscheinbar wirkenden Mann hin, der mit den exklusivsten Büromöbeln Berlins handelte.

Wäre ich diesem Mann auf offener Straße begegnet, so hätte ich wahrscheinlich nach einem Hut gesucht, um ihm ein Almosen zukommen zu lassen. Auch in diesem Restaurant hätte ich in ihm keinen Geschäftsmann erkannt. Er saß am Tisch und stocherte in einem Teller voller Spaghetti herum, die ihm offensichtlich nicht schmeckten, sodass er sie mit einer einfachen Cola runterwürgte. Wenn Kleider Leute machen, dann war dies bestimmt kein Paradebeispiel für diese Aussage.

Ganz anders verhielt es sich mit Klaus. Es war wirklich unglaublich, mit welcher Ruhe und gleichzeitig hoher Effizienz, die Nahrungsaufnahme bei diesem Menschen vonstattenging. Während ich, wahrscheinlich angeregt vom Bild am Nebentisch, in meinen Nudeln herumstocherte, vertilgte Klaus eine Suppe, ein Eisbein (welches anscheinend nicht von einem mir bekannten Tier stammen konnte, es sei denn, dass es in der Kreidezeit auch die entsprechend dimensionierten Schweine gab) und zum Abschluss ein Dessert, von dem eine vierköpfige Familie sich drei Tage lang hätte ernähren können. Dabei schmatzte er genüsslich, sodass niemand auf die Idee kam, ihn zu fragen, ob es ihm denn schmeckte.

Ein Blick auf die Rechnung verriet mir, dass sich Klaus nicht dieselben Sorgen über meine berufliche Existenz machte, wie ich. Auf die Frage, ob meine Rechnung versehentlich mit der, der Reisegruppe, die eine lange Tafel am Fenster besetzte, verwechselt wurde, verzichtete ich. Es reichte mir zu sehen, wie Klaus sich vergnüglich mit der flachen Hand auf den Bauch schlug. „Alles Muskeln und Samenstränge“, kommentierte er diese Geste.

Nach dem Essen setzte ich Klaus vor seinem Büro ab und bekam das übliche ‚Wir telefonieren‘ mit auf den Weg.

Nun war ich auch nicht viel schlauer als vorher, aber um einiges ärmer. Wenigstens hatte ich eine warme Mahlzeit zu mir genommen, was ja bekanntlich schon weiterhelfen soll.

Meine Termine für den Rest des Tages sagte ich ab und begab mich mit den Aktenordnern und Präsentationsmappen der letzten Woche in mein Büro. Vorsichtshalber stapelte ich noch weitere Papiere dieser Art um mich, um für das Gespräch am Mittwoch gewappnet zu sein. Wenn ich keine Papiere mitbringen soll, so wollte ich alles im Kopf parat haben um nicht, wie ein totaler Blödmann dazustehen. Bis auf zwei Termine, die bereits schon letzte Woche anstanden und nicht mehr zu verschieben waren, legte ich für Dienstag keine weiteren fest, sondern studierte bis tief in die Nacht hinein, die Unterlagen so ausgiebig, dass ich meinte in der Lage zu sein, jedes Seminar selbst abhalten zu können.

Mittwoch:

5:30 Uhr klingelte der Wecker. Ich hatte genügend Zeit, um mich optisch herzurichten, als ginge ich zu einem Vorstellungsgespräch. Ich zog meinen mit Nadelstreifen durchsetzten blauen Anzug an, den ich tatsächlich einst anlässlich eines zu erwartenden Vorstellungsgesprächs erworben hatte. Für dieses Stück hatte ich seinerzeit stolze 395,--DM investieren müssen. Und dies waren nur 305,-- DM weniger als ich für mein damaliges Auto ausgab.

Und ich war mir immer sicher, dass es nicht an meinem Anzug lag, wenn ich die Stelle, um die ich mich damals bewarb, nicht bekam. Nach meiner Überzeugung gehörte ich einfach nur der falschen Religion an.

So saß ich also in der Küche am Tisch und betrachtete die darauf verteilten Ordner und Mappen. Es gab kein Blatt Papier darin, welches ich nicht mindestens dreimal gelesen hatte. Trotzdem öffnete ich die meisten Ordner noch einmal.

Alle Unterlagen noch einmal quergelesen und darüber nachgedacht, was ich diesem Menschen wohl angetan haben könnte, und los ging es.

Punkt 8:45 Uhr fand ich mich am Treffpunkt ein, rauchte eine Zigarette nach der anderen und wartete. Also, es stimmt: Pünktlichkeit ist eine Zier!

Um zwei Minuten vor 9:00 Uhr erschien Doktor Birnbaum und begrüßte mich mit einem breiten Lächeln, als ob wir alte Freunde wären. Er trug wie immer einen maßgeschneiderten Anzug, ein hellblaues Hemd sowie eine dunkelblaue Krawatte. Alleine die Krawattennadel, die das Bild eines Managers perfekt abrundete, musste ein Vielfaches dessen gekostet haben, was ich für meine komplette Kleidung, inklusive meines guten Anzugs investiert hatte.

Eine Bedienung kam herangespurtet, um uns zum Platz zu führen. Aber Birnbaum entschied sich für einen Tisch, der so weit von den anderen entfernt stand, dass mir die Bedienung bereits jetzt leidtat.

Nach einem kurzen Blick in die Speise- und Getränkekarte bestellte ich mir nur einen Kaffee und Birnbaum das kleine Frühstücksmenü für sich. (Ich hoffte, dass diesmal jeder seine Rechnung selbst begleichen würde, denn für dieses Frühstück hätte ich fast Klaus zum Mittagessen einladen können.)

Die freundliche Frau, die neben unserem Tisch stand, notierte alles auf einen kleinen Block.

„Ich kann Ihnen auch unser Gourmetfrühstück empfehlen.“ Sie schlug die vor mir liegende Karte noch einmal auf und deutete auf eine Auflistung der erlesensten Speisen. „Der Preis versteht sich inklusive einem Glas Champagner.“ führte sie ergänzend aus.

Ich lehnte es mit den Worten „Ich muss noch fahren, dann trinke ich niemals Alkohol.“ dankend ab. Auch Birnbaum meinte, dass ihm sein kleines Frühstück heute reichen würde.

Nachdem sie uns endlich wieder verlassen hatte, begann Birnbaum zu reden.

„Sie fragen sich sicherlich, warum ich Sie heute hierher bestellt habe?“ Sagte er und bevor ich auf diesen Satz reagieren konnte, fing er auch schon an eine Antwort zu formulieren.

„Wissen Sie, es gab in unserem Gespräch neulich ein paar Sachen, die mich nachdenklich gemacht haben! Ihre Art über bestimmte Dinge zu denken ist sehr ungewöhnlich.“

„Meinen Sie geschäftliche Dinge?“, ´fragte ich.

„Nein.“ Erwiderte er kurz. „Es ist vielmehr Ihre ganz persönliche Einstellung zu Gott. Zu Fragen wie: Was ist da draußen? Was ist hinter dem, was wir sehen und verstehen können? Diese Dinge sind es die mich nachdenklich gemacht haben.“ Sein Gesicht war diesmal viel ernster und in seinen Augen erkannte ich, wie wichtig das Ganze ihm war.

Insgeheim hoffte ich immer noch, dass unser Gespräch keine negativen Auswirkungen auf meine Zusammenarbeit mit dem Konzern haben würde.

„Das heißt, ich und auch ein paar andere Menschen, denen ich von Ihnen erzählt habe, interessieren sich auch dafür. Und ich möchte Sie mit diesen Menschen bekannt machen.“

„Andere Menschen?“ Ich muss völlig verwirrt ausgesehen haben, sodass er sofort eine Erklärung nachschob.

„Es sind Leute, die sich ernsthaft und professionell mit diesen Dingen befassen. Die Dinge wissenschaftlich untersuchen. Ich könnte Sie mit Menschen zusammenbringen, die mit Ihnen zusammen Dimensionen betrachten, die Sie alleine aus verschiedenen Gründen kaum erreichen können.“

Ich saß da und spürte, dass hier etwas ganz anderes ablief, als ich mir überhaupt vorstellen konnte. Ich war unfähig meinen Kaffee zu trinken. Hier konnte mir auch Klaus nicht helfen.

„Was passiert, wenn ich diese Leute treffe?“ Fragte ich und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

„Wenn diese Leute der Meinung sind, dass Sie in ihren Kreis gehören, dann würde sich vieles, wenn nicht sogar alles, für Sie ändern.“ Seine Stimme klang extrem ruhig und besonnen, während seine Augen sich tief in die meinen bohrten.

„Wissen Sie, es sind Menschen, die nicht gerade auf Werbetafeln zu finden sind. Leute, die Sie weder in Zeitungen noch im Internet finden. Und wenn Sie dazugehören, dann müssten Sie in der Lage sein, alles was Sie erfahren für sich zu behalten. Ich habe Sie beobachtet. Ich habe gesehen, wie Sie Heuchlern und sogenannten Realisten gegenüberstehen. Das, was ich Ihnen anbiete, ist nichts was mit der Firma oder Ihrem bisherigen Leben zu tun hat. Sie würden keine Zeit mehr haben, sich um den Verkauf von irgendwelchen Produkten zu kümmern. Denn all das ist nebensächlich. Ich habe bereits unser Kommen angekündigt. Das heißt natürlich, Sie glauben tatsächlich an das, was Sie mir neulich Nacht im Hotel erzählt haben. Das ist, was ich Ihnen anbieten kann. Nun liegt es an Ihnen. Wir können aufstehen und einfach wieder dahin zurückgehen, wo wir hergekommen sind. Dann hätte dieses Gespräch nie stattgefunden. Ich greife zum Telefon und sage meinen Freunden ab. Oder wir fahren zu meinen Freunden und ich zeige Ihnen, was ich meine. Dann allerdings sind Sie mittendrin. Wissen Sie es gibt dabei kein kurzes ‚über den Zaun gucken‘. Es gibt nur ein Drinnen oder ein Draußen.“

Er atmete noch einmal tief ein, um die Wirkung zu verstärken. Dann ging er zur Endphase über.

„Also, was sagen Sie?“

Ich rang nach Luft, hoffte die Bedienung zu sehen, um sie heranzuwinken. Ich bin inzwischen ein Mensch, der es verabscheut, wenn Menschen vormittags trinken. Aber in diesem Moment brauchte ich dringend einen Cognac.

Es gibt absolut nichts, was mich mehr interessieren könnte, als meine Gedanken und Theorien mit jemandem zu teilen. Natürlich wollte ich diese Leute kennenlernen. Aber was meinte er mit ‚nicht nur kurz über den Zaun sehen. ‘; ‚Drinnen oder Draußen?‘

Endlich kam die Bedienung. Eine freundliche junge Frau in sauberer Uniform, so wie sie bei den großen Fast Food–Ketten wie McDonald vorgeschrieben sind. An der Brust hatte sie ein Namensschild angesteckt, welches sie als Melanie auswies. Normalerweise hätte ich meine Blicke eher hinter dem Namensschild wiedergefunden, aber in diesem Augenblick las ich nur ihren Namen und hoffte, dass Melanie mir eine Antwort oder einen Rat geben konnte.

Warum musste ich in diesem Moment an eine Uniform denken? Warum hatte ich das Gefühl alles durch eine flaschenbodendicke Brille zu sehen? Endlich bot sich mir die Möglichkeit, meinen Horizont über die Dinge an sich zu erweitern, und ich saß da wie ein Idiot, der zu keiner Antwort fähig war.

Die hochhackigen Schuhe von Melanie hämmerten beim Weggehen in meinen Schädel.

Wie ernst meinte Birnbaum seine Ausführungen? Hätte ich die Gelegenheit, mir die Sache noch einmal zu überlegen? War es ein Angebot, das Morgen oder später immer noch existierte? Alles klang so einmalig und endgültig.

Und dieser Birnbaum saß mir gegenüber und schob sich einen Bissen nach den anderen in den Mund, als ob er gerade über das Wetter gesprochen hätte. Eins musste man diesem Mann zugestehen, er besaß eine Art, der kein Mensch am Pokertisch begegnen will. Dies war eindeutig mehr als in als in Rhetorikseminaren unterrichtet wird. Keinerlei Mimik, aus der ich etwas hätte lesen können, war zu erkennen.

Endlich. Melanie kam mit dem Cognac. Sie stellte ihn vor mir mit dem liebenswürdigsten ″zum Wohle", was eine Bedienung überhaupt auszusprechen in der Lage sein kann, auf den Tisch. Dann hämmerte sie erneut mit ihren hohen Absätzen davon.

Ich leerte das Glas in einem Zug. Birnbaum nahm gerade einen Schluck Kaffee, als ich ihm meine Entscheidung mitteilte.

„Also, ich bin bereit Ihre Freunde kennenzulernen. Und ich hoffe, dass ich diese Entscheidung nicht bereuen werde!“ Sagte ich und war selbst davon überrascht, mit welcher Ruhe ich diese Worte herausbrachte.

„Gut!“ Sagte Birnbaum. „Ich bin auch mit meinem Frühstück fertig. Jetzt brauchen wir nur noch die Rechnung und dann können wir gehen.“

Meinen Versuch meine Getränke selbst zu bezahlen, wehrte er ab und ließ den Rechnungsbetrag zuzüglich einem fürstlichen Trinkgeld unter dem Kassenausdruck liegen. (Eigentlich hätte ich doch ausgiebig frühstücken können. Fiel mir leider zu spät ein.)

Wir standen auf und verließen das Lokal, bevor Melanie die Chance hatte sich, mit einem ordentlichen Hofknicks, zu bedanken.

Auf dem Weg zu seinem Auto sprachen wir kein Wort. Birnbaum bezahlte die Parkgebühr mit seiner Kreditkarte. Ich kann mich daran erinnern, weil ich selbst nur Kassenautomaten benutzte, die Bargeld akzeptierten. Aber dieser Mann spielte gesellschaftlich ohnehin in einer anderen Liga als ich. Er manövrierte seine Mercedes–Limousine geschickt aus der Dunkelheit des Parkhauses in die beißende Sonne des einst begehrtesten Boulevards der Stadt und trat aufs Gaspedal.

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