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FÜR DIE HELDEN VON MORGEN WARUM?

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Warum ich dieses Buch geschrieben habe? Gleich zu Beginn eines vorweg: Ich hätte es ganz sicher auch ohne Corona getan! Denn viele Dinge auf dieser Welt, die mir sehr am Herzen liegen, waren auch schon vor diesem Virus überreif für Veränderungen. Viele Leute fragen mich, warum mir die Zukunftschancen und die Bewegung unserer Kinder so sehr am Herzen liegen. Warum ich so sehr für eine bessere, sauberere Zukunft des Sports kämpfe, obwohl ich ja gar kein Profisportler mehr bin. Um die richtige Antwort darauf zu finden, blicke ich in meine eigene Kindheit und Jugend zurück. Mir hat es immer schon sehr viel Freude bereitet, mit Kindern zusammenzuarbeiten. Als ich 13 Jahre alt war, war der Nachbarsbub sechs. Ich habe sehr oft mit ihm Fußball gespielt und wollte ihm dabei immer neue Sachen beibringen, damit er besser dribbeln und schießen kann. Der Ursprung kommt sicher auch daher, dass wir Neureuthers eine rumänische Flüchtlingsfamilie bei uns aufgenommen haben, als ich ein kleiner Bub war. Der Sohn dieser Familie heißt Razwan und ist sechs Jahre älter als ich. Er war wie ein großer Bruder für mich, und bis heute verbindet uns eine enge Freundschaft. Wann immer er mich braucht oder ich ihn: Wir würden einander helfen.

Mir gefällt es einfach, Kinderaugen zum Leuchten zu bringen. Das war auch mein Hauptantrieb beim Skirennfahren. Das waren nicht die Pokale oder sonst irgendwas. Ich wollte und will mit meinem Sport etwas weitergeben und Menschen Freude bereiten. Und die Freude und das Lächeln von Kindern sind nun mal die ehrlichsten auf der Welt. Als ich zirka 20 Jahre war, habe ich angefangen, Skicamps für Kinder zu veranstalten. Da lade ich immer mit meinem Trainerteam talentierte Mädels und Jungs nach Sölden ein, um ihnen Antrieb zu geben, um ihnen zu helfen, sich weiterzuentwickeln. Wenn ich so nachdenke, bin ich vom Kopf her eigentlich selbst immer ein Kind geblieben. Mir war auch wichtig, dass meine Trainingspläne immer sehr viele spielerische Elemente enthalten haben. Stures, langweiliges Krafttraining war nie so mein Ding. Mein erstes Buch im Jahr 2009 hieß „Mein Leben mit Life Kinetik“ (Gehirn + Bewegung = mehr Leistung), das war eher für erwachsene Sportler. Danach habe ich mir gedacht, dass wir in diese Richtung etwas für Kinder machen müssen. Herausgekommen ist 2014 das Buch „Beweg dich schlau!“. Eine Hilfestellung für die Sechs- bis Zwölfjährigen, um fit und clever durch den Schulalltag zu kommen. Besonders prägend bezüglich Werten und Begeisterung für die Bewegung ist aber das Kleinkindalter. Deshalb gibt es seit 2017 die Bilderbuch-Serie rund um den sportlichen Fuchs „Ixi“, mit dem ich den Kleinsten die wichtigsten Werte im Sport und im Zusammenleben vorstellen und auf den Weg mitgeben möchte. Mich schockt es, wenn wir in ein Lokal zum Essen gehen und dort wird den Kindern das Tablet in die Hand gedrückt, damit sie ruhig sind. Wenn das die Zukunft ist, dass wir nur noch mit dem Smartphone oder Tablet in der Hand dasitzen und nicht einmal mehr beim Essen miteinander kommunizieren, dann gute Nacht. Und wenn sich zusätzlich die Kinder immer weniger bewegen, dann ist das schon dramatisch. Dem will ich entgegentreten. Auch deshalb, weil ich jetzt eigene Kinder habe. Und ihnen und allen anderen Kindern sollten wir eine gesunde Zukunft ermöglichen. Es ist mir ein riesengroßer Graus, dass Kinder durch Bewegungsmangel Krankheiten bekommen.

Man kann es also als schleichenden Prozess und einen Mix aus prägenden Erlebnissen bezeichnen, wie die Idee für das Buch „Für die Helden von morgen“ entstanden ist. Ich will damit meinen Beitrag leisten, um die Zukunft unseres Sports zu sichern. Nicht nur die des Skisports, sondern ganz allgemein. Denn Kinder brauchen Motivation und Vorbilder, das ist entscheidend. Das habe ich ja selbst erlebt. Neben meinen Eltern war Italiens Ski-Held Alberto Tomba mein großes Vorbild. Ihm wollte ich immer nacheifern! Kinder leben wahnsinnig von emotionalen Momenten, die der Sport so mit sich bringt. Und daran orientieren sie sich. Mir ist es ein großer Dorn im Auge, dass die wirklich emotionalen Momente des Sports durch Einschränkungen von Organisationen, Verbände und genormte Verhaltensregeln kaputt gemacht werden. Die Sport-Berichterstattung besteht daher leider zu einem sehr großen Teil nur noch aus negativen Aspekten. Natürlich muss man auch darüber berichten, aber der Sport liefert doch immer noch wunderbare Geschichten und grandiose Leistungen. Man meint fast, alles im Sport dreht sich nur um Doping, Korruption, Milliardenverschwendung und fehlende Nachhaltigkeit. Die Grundwerte des Sports – Ehrlichkeit, Toleranz, Selbstdisziplin, Siegeswille, Wetteifer, Hingabe, Teamgeist und viele mehr – sind aber entscheidend für eine gesunde Gesellschaft und diese Werte kann man nicht oft genug betonen. Deshalb ist mir dieses Buch so wichtig. Ich weiß ganz sicher nicht alles besser. Aber ich setze mich dafür ein, dass vieles besser wird. Und dafür habe ich mich für dieses Buch auch mit vielen Menschen unterhalten, die es in ihren Bereichen und Spezialgebieten sehr wohl ein wenig besser als die meisten anderen wissen. Es ist mir eine riesengroße Ehre, dass Helden wie Arnold Schwarzenegger oder Marcel Hirscher und viele andere große Namen gemeinsam mit mir für die Helden von morgen kämpfen.

Gemeinsam machen wir uns Gedanken, wie es weitergeht. Wir wollen nicht meckern und mit dem Finger zeigen, wir wollen Probleme aufzeigen, Denkansätze und Lösungsvorschläge bieten, wie der Sport wieder attraktiver für Kinder und Jugendliche gemacht werden kann. Wir wollen zeigen, wie man vielleicht etwas ändern kann. Sonst läuft alles so weiter, wie es bis jetzt gelaufen ist – also leider in die falsche Richtung. Wir müssen versuchen, das Boot in die richtige Richtung zu lenken. Dieses Buch soll ein kleiner Ansporn für die Gesellschaft und für andere Sportler sein, um sich Gedanken darüber zu machen, wie unser Leben und der Sport in Zukunft ausschauen sollen. Die nächsten Seiten liefern viele Diskussionen, viele Antworten, viele Probleme, viele Anregungen, viele Fragen. Damit sich aber wirklich etwas ändert, müssen alle zusammenhelfen. Wirklich ALLE! Politiker, Lehrer, Eltern und natürlich auch wir Ex-Sportler und Sportler!

Felix Neureuther

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