Читать книгу Graue Pädagogik - Stefan Rogal - Страница 4
Einleitung
ОглавлениеWir sind uns darüber einig, dass Schwarze Pädagogik, in welcher Form und Institution auch immer, strikt abzulehnen ist. Auch die befremdenden Experimente der Antiautoritären Erziehung sind verständlicherweise schnell gescheitert. Sie waren genauso falsch und ebenso sträflich wie die sogenannten Methoden der Schwarzen Pädagogik, hatten aber wenigstens noch ein Konzept.
Welche Erziehungsphilosophie existiert eigentlich heute? Scheinbar gar keine. Erwachsene stehen jungen Menschen orientierungslos, inkompetent und frustriert gegenüber und kapitulieren nicht selten vor der Dummheit, Faulheit und Unverschämtheit von Kindern und Jugendlichen, die suggerieren, ganz genau zu wissen, was sie wollen und was eben nicht. In der Konsequenz verweigern Eltern, Lehrer und alle anderen Verantwortlichen den ihnen Anvertrauten Erziehung und Bildung. Wir sind angekommen in der Phase (hoffentlich wird es keine Epoche) der Grauen Pädagogik. Ich habe diesen Begriff erstmals im Mai 2015 in folgendem Aphorismus verwendet: „Früher bedeutete ‚Schwarze Pädagogik’ Härte – heute bedeutet ‚Graue Pädagogik’ Erziehungsverweigerung.“ Veröffentlicht wurde dieser Aphorismus auf der Seite aphorismen.de. Die schwarzen Pädagogen haben junge Menschen grausam behandelt, die 1968er gleichgültig. Heute möchten wir das Allerbeste für unsere Kinder, wissen aber überhaupt nicht mehr, was das eigentlich sein könnte, und schon gar nicht, wie es sich erreichen lässt. Und plötzlich erscheint in unserer Zeit der absoluten Erziehungsverweigerung die Schwarze Pädagogik als antithetisches Konzept wieder in einem ganz anderen Licht. Wer heute zum Beispiel Tuiskon Zillers Regierungsmaßregeln für Lehrer und Schüler aus dem Jahr 1886 kritisch analysiert, wird zu erstaunlichen Ergebnissen gelangen. Wie spannend kann doch Geschichte sein, die so gerne zwischen den Extremen hin und her mäandert.
Auch zu meiner Schulzeit (1971-84) war gegenüber der/den vorigen Generation/en bereits ein klar nachweisbarer Qualitätsverlust, ein Absinken des schulischen Niveaus zu diagnostizieren. Heute aber befindet sich speziell das Gymnasium im freien Fall. Und insbesondere bei dieser Schulform mit ihrer gesellschaftlich existenziellen Funktion ist das gefährlich.