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Vorwort

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Abi 2020 - was für eine schöne runde Zahl, das sieht richtig gut aus auf Sweatshirts und Aufklebern. Abi 2020 - ließe sich prima laut skandieren in der Mottowoche und am letzten Schultag. Die Vorstellung der angehenden Abiturientinnen, wie sich alle noch einmal in den Armen liegen, gemeinsam üben, gemeinsam zittern, gemeinsam feiern, war bestimmt voll freudiger Erwartung – bis deutlich wurde, dass in diesem Jahr alles anders sein wird.

Die letzten drei Wochen blieben die Schulen geschlossen, um die Ausbreitung des Corona-Virus‘ zu verlangsamen. Für alle Schülerinnen und Schüler von Abschlussklassen, in unserem Fall der Abiturjahrgang Q2, ist diese Situation mit einer besonderen Verunsicherung und auch mit Enttäuschungen verbunden. Aber solange niemand von uns ernsthaft erkrankt oder Angehörige verliert, wozu die Distanz ja die wichtigste Vorsorge bietet, sind wir gut dran. Hier gefällt mir Eckart von Hirschhausens Aussage im Kölner Stadtanzeiger „Viele der älteren und auch der geflüchteten Menschen bei uns haben echten Krieg erlebt. Meine Eltern und Großeltern mussten als Kinder fliehen und alles zurücklassen. Was von unserer Generation erwartet wird: dass wir auf dem Sofa bleiben. Ich finde das zumutbar.“

Für die Schülerinnen war aber nicht nur Sofa angesagt, sondern auch am Schreibtisch und Bildschirm wurde ihnen einiges abverlangt. Hier wurde improvisiert, das Maß des Sinnvollen und Möglichen sicherlich manchmal über- und manchmal unterschritten. Aus meiner Sicht als Lehrer habe ich hohe Anerkennung und Respekt davor, wie viel Selbstständigkeit, Disziplin und Zuverlässigkeit Schülerinnen von Klasse 5 bis zur Q2 in diesen drei Wochen gezeigt haben. Ich habe so viele tadellose, gewissenhaft und konzentriert bearbeitete Aufgaben in den vergangenen drei Wochen erhalten und, so gut es ging, Rückmeldungen gegeben. Die individuelle Förderung ist mit Aufwand verbunden, aber einigermaßen zu leisten. Zu kurz kam nach meinem Geschmack jedoch die Gelegenheit, vorbildliche Leistungen zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen, damit andere von gelungenen Mustern lernen können.

Die in diesem Buch zusammengestellten sechs Essays sind Beispiele aus meinem Deutsch Grundkurs der Q2, die in der Zeit des Shutdowns in dieser Aufgabe noch einmal wichtige Abiturthemen unter verschiedenen Fragestellungen verknüpfen sollten. Die Form des Essays und die freie Wahl der Themen gab den Schülerinnen hierbei die Möglichkeit, ihre eigene Persönlichkeit und ihre Interessen einzubringen. Hierzu möchte ich in einem gewissen Rahmen auch in Abiturprüfungen ermutigen. Literatur hat mit dem Leben zu tun, mit den Möglichkeiten und Perspektiven des Lebens, zu denen auch wir uns in Beziehung setzen, indem wir Urteile fällen, Fragen stellen, Idealen nacheifern, Brüche und Offenheit aushalten …

Vielleicht bieten diese Schülertexte auch den Anstoß dazu, sich selbst einmal Zeit zu nehmen, einen Essay zu schreiben. Die Wochen des Shutdowns sind für viele auch ein Anlass, darüber nachzudenken, was wichtig ist und zählt, wofür ich meine Zeit und meine Kontakte nutzen will. Schreiben kann hierbei eine gute Form der Selbstvergewisserung und Entwicklung von Gedanken sein. Neben den Texten der Schülerinnen sollen meine kurzen Kommentare und die Tipps einer Schülerin zum Schreiben von Essays hierbei Hilfestellung bieten. Und wenn andere den Essay anschließend lesen, kann die eigene Konzentration in eine sehr wertige Kommunikation münden. Vielleicht ist dies eine positive Idee für die aktuelle Zeit der sozialen Distanzierung und darüber hinaus.

Das Positive in der Krise sehen, das fällt zu Recht schwer, wenn man Bilder von Schwerkranken z.B. in den Krankenhäusern Italiens oder den Abtransport von Leichen mit Militärlastern in den Nachrichten gesehen hat. Auch in unserem reichen und hochentwickelten Land sind aktuell viele Menschen existentiell bedroht. Wir sollten aber das Beste aus der Situation machen, für uns selbst und auch für andere, soweit es uns möglich ist.

Deshalb soll diese sehr spontan realisierte und gewiss nicht perfekte Veröffentlichung nicht nur den Leserinnen und Lesern zugutekommen. Der gesamte Erlös, der durch den Verkauf dieses Buches zustande kommt, wird für Kinder und Jugendliche in den Schulen und Einrichtungen der Schwestern vom armen Kinde Jesu in Kolumbien gespendet. Näheres hierzu findet sich im Anhang.

Stefan Wiesbrock

Im Home-Office in Köln am 6.4.2020

Verknüpfungen: Faust - Marquise - Sommerhaus

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