Читать книгу Wolfswege 2 - Stefanie Worbs - Страница 6
ОглавлениеDie Azuriten
Das angereiste Azur-Rudel umfasste 25 Wölfe, wobei nicht alle den Thorburns direkt angehörten. Ryan fasste sie nur so zusammen. Unter ihnen waren auch einige Wölfe, die als Diener oder Leibwächter fungierten und aus anderen Rudeln stammten. Allerdings war das gesamte Stammrudel da.
Zu ihnen zählten die alten Alphas Grace und David mit allen vier leiblichen Kindern und deren Partnern. Zu denen wiederum die aktuellen Alphas, Ambers Eltern, Isabell und Aiden zählten. Und alle Enkel von Grace und David, also unter anderem auch Bain, Ambers Bruder. Erstaunt hatte Ryan zwei richtig hübsche Mädchen registriert, die ohne Begleitung kamen und Xander und Adrian zugewiesen wurden.
Hakoon hielt sich mit Otis die ganze Zeit zurück und so schafften es beide ohne Partnerin ins Restaurant. Miles, Gero und Noel bekamen aber ebenfalls jeder eine Frau der Azuriten. Während Miles ganz zufrieden aussah, warfen sich die Perkun-Brüder immer wieder augenrollende Blicke zu. Ihre Mädchen waren zwar nicht unbedingt unansehnlich, aber die eine war ziemlich korpulent, was nun mal gar nicht Geros Geschmack war und Noels Begleitung war noch ein halbes Kind.
Die Vorstellungsrunde fiel knapp aus und so erfuhr Ryan nur die Namen der Azur und wer zu wem gehörte. Das gesamte Essen verlief in ruhiger Atmosphäre und wurde nur durch kurze Frage-Antwort-Runden unterbrochen.
Nach dem Essen begaben sich dann alle in einen angrenzenden Saal, in dem mehr Platz war und Grüppchen bildeten sich. Gero schaffte es, seine Begleitung einem anderen zum Tanzen abzutreten und pustete erleichtert, als er bei Ryan und Kaya ankam. Sie hielten sich am Rand des Raumes auf und beobachteten das Geschehen.
„Boah, ich hoffe, es geht bald nach Hause“, stieß Ryans Rudelbruder aus und vergrub die Hände in den Taschen. Er ließ sich gegen die Wand hinter sich fallen und lehnte recht lässig daran. Auch wenn er genervt aussah.
„Die Kleine ist doch nett“, feixte Ryan. „Ich weiß gar nicht, warum du dich beschwerst.“ Provokativ legte er Kaya einen Arm um die Schultern und zog sie zu sich.
„Willst du tauschen?“, fragte Gero zurück und verzog das Gesicht. „An deiner Stelle könnte ich auch große Töne spucken.“
„Ach komm. So schlimm ist sie nicht. Noel hat’s schwerer.“
„Seine ist wenigstens hübsch“, brummte Gero.
„Sie ist 15“, meinte Kaya und nun war sie es, die das Gesicht verzog. „Er muss Anstandswauwau spielen. Ich glaube, da ist es egal, wie hübsch sie ist.“
Bevor Gero etwas dazu sagen konnte, kam sein kleiner Bruder ebenfalls bei ihnen an. Ohne innezuhalten, kam er auf sie zu, umrundete Ryan und Kaya und schob sie etwas von der Wand weg, um sich zwischen sie und die Mauer zu stellen. Sein Blick flog über Kayas Schulter hinweg durch den Raum, dann machte er sich klein.
„Was ist denn bei dir kaputt?“, wollte Ryan wissen und musterte ihn mit gerunzelter Stirn.
„Die macht mich fertig“, murmelte Noel und warf einen vorsichtigen Blick an Ryan vorbei. „Die redet ohne Punkt und Komma, seit das Essen vorbei ist. Und nur Blödsinn. Und ständig kichert sie, als wäre alles was sie erzählt oder ich sage das Lustigste der Welt. Und sie riecht echt übel.“
Kaya prustete los. „Was?“
„Ja. Das ist ekelhaft, ganz ehrlich.“ Er schüttelte sich, als hätte er etwas Saures gegessen.
„Ich hoffe, das hast du ihr nicht so gesagt“, meinte sie tadelnd.
„Ehm. Nein?! Ich hab schon so was wie Anstand.“
„Gut so.“
„Verdammt! Ich bin nicht hier! Ry rutsch rüber!“, forderte Noel und zog an Ryans Anzugjacke, damit er einen Schritt vor ihn trat. Er tat ihm den Gefallen und wandte sich dann mit dem Rücken zu ihm. Auch Gero trat an Ryan heran und Kaya bildete den Rest der Sichtschutzmauer auf Ryans anderer Seite. Ein Mädchen kam auf sie zu und schaute sich suchend um. Schon auf ein paar Schritt Entfernung erkannte Ryan, was Noel mit ihrem Geruch meinte. Auch Gero rümpfte die Nase und Kaya verzog das Gesicht.
Das Mädchen kam bei ihnen an und stoppte vor ihnen. „Hallo“, grüßte sie freundlich und musterte Ryan von oben bis unten. „Du gehörst zu den Thalans“, stellte sie fest.
„Tut er“, beantwortete Kaya die Feststellung, bevor Ryan es konnte.
Das Mädchen würdigte sie keines Blickes. „Ich suche deinen Bruder Noel.“
„Interessant“, meinte Ryan und vergrub die freie Hand in der Tasche, während er Kaya nun den Arm um die Hüfte legte.
„Du hast ihn nicht zufällig gesehen?“
„Doch habe ich“, gab er zu, denn er wusste, dass sie ihn riechen konnte. „Er war gerade hier. Aber er wollte mal wohin. Du sollst draußen auf ihn warten.“
„Ach. Ehrlich?“
Ryan nickte nur.
„Na dann.“ Sie wandte sich ab, warf aber noch mal einen Blick über die Schulter zu ihm hoch. Ihre Augen schienen Worte formen zu wollen und ihr Lächeln sollte wohl sagen, dass sie ganz angetan von ihm war. Ryan selbst verzog keine Miene. Dann ging sie endlich und er konnte Noel hinter sich ausatmen hören. Er hatte tatsächlich die Luft angehalten.
Gero wandte sich seinem Bruder zu. „Die stinkt echt. Das ist ja widerlich.“
„Sag ich doch!“, entrüstete Noel sich und warf frustriert die Hände hoch. „Das halte ich nicht den ganzen Abend aus.“
„Komisch“, baute Kaya sich ein. „Ich meine, sie sollte für euch alle anziehend riechen, oder?“
Alle drei Männer zuckten mit den Schultern. Das Mädchen war eindeutig in ihrer fruchtbaren Phase und damit für so ziemlich jeden Werwolfrüden attraktiv. So sollte es zumindest sein.
Die Gene sorgten dafür, dass sich in dieser Zeit selbst Feinde wohlgesonnen waren. Früher durften Frauen deshalb nicht mitkämpfen, wenn es um Reviere ging. Überhaupt waren Werwolffrauen selten gewesen, eben weil sie Schwachstellen waren. Nur zur Fortpflanzung hatte man sie gebraucht. Heute war das natürlich nicht mehr so. Was früher von Männern dominiert wurde, war heute gleichberechtigt und in den Händen von Alphapärchen. Aber dass dieses Mädchen für keinen von ihnen angenehm roch war merkwürdig.
„Vielleicht ist es so, weil sie eine Azur ist?“, versuchte Gero eine Erklärung zu finden.
„Oder sie stinkt einfach nur“, meinte Noel schlicht.
„Sie stinkt nicht.“ Das kam von Evan. Alle wandten sich ihm zu.
„Na großer Bruder“, sprach Ryan als Erster. „Schon kein Bock mehr auf die Thorburns?“
Evan senkte kurz den Blick und schüttelte den Kopf. „Die sind echt anstrengend. Amber sagt kaum ein Wort und ihre Eltern behandeln sie wie ein kleines Kind. Wenigstens scheinen sie kein Problem mit unserer Verbindung zu haben.“
„Echt nicht?“, platzte Ryan heraus und hörte selbst den Unterton, der eindeutig sagte, dass er auch nichts gegen ein Missfallen einzuwenden gehabt hätte.
„Nein“, antwortete Evan knapp, verengte aber die Augen leicht. „Ich glaube, sie erhoffen sich irgendwas. Jedenfalls mustern sie mich ständig, als wäre ich irgendein Preis. Ich hab das Gefühl, die schmieden schon Pläne.“
„Was denn für welche?“, wollte nun Kaya wissen.
Evan hob unwissend die Schultern. „Keine Ahnung. Aber Ambers Mum hat so einen Ausdruck drauf, wenn sie mich ansieht. Gruselig.“ Sein Blick ging zu Ryan zurück. „Sie wollen dich kennenlernen, deswegen bin ich hier. Xander durfte sich auch schon vorstellen.“
„Ich will die aber nicht kennenlernen“, gab Ryan zurück und verzog verächtlich das Gesicht.
„Du wirst wohl müssen. Komm, so schlimm wird’s sicher nicht.“
„Mhh“, murrte Ryan und senkte den Blick.
„Und die Kleine“, fuhr Evan fort, „sie stinkt nicht. Sie riecht nur nicht wie wir, weil wir noch nicht offiziell anerkannt sind. Wenn wir das Ritual durchlaufen haben, ändert sich das.“
Alle starrten den ältesten Thalan-Sohn an.
„Echt?“, fragte Gero nach und sah alles andere als gläubig aus.
Evan nickte. „Eines der Dinge, die sich ändern werden. Mischlinge riechen dann nicht mehr attraktiv für uns.“
„Damit wir uns nicht aus Versehen paaren, oder was?“, schnaubte Ryan.
„Genau deshalb.“
„So ein Blödsinn.“
Evan hob wieder nur die Schultern. „Los komm. Isabell und Aiden warten“, meinte er und legte Ryan eine Hand auf die Schulter. Dieser seufzte tief und folgte seinem Bruder zu den Thorburns.
„Ryan!“, rief seine Mum aufgesetzt freudig, fasste ihn am Arm und zog ihn heran. „Das sind Mrs und Mr Thorburn.“ Sie wandte sich den beiden anderen Alphas zu. „Isabell, Aiden. Das ist Ryan unser jüngster Sohn.“
Ryan nahm die angebotene Hand vom Alpha und küsste die seiner Frau. „Es freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte er höflich, auch wenn dem nicht im Ansatz so war.
„Charmanter junger Mann“, meinte Isabell und lächelte leicht.
„Und gut gebaut“, fügte Aiden an. „Sehr schön.“
Ryan verzog verwirrt das Gesicht und warf dann seiner Mutter einen Blick zu.
Sie ging gar nicht auf Aidens Aussage ein. „Er wird diesen Sommer 22“, ließ sie die Thorburns stattdessen wissen.
„Auch sehr gut. Das beste Alter für eine Hochzeit“, entgegnete Aiden.
Bitte WAS?! Ryans Augen wurden groß und flogen zu seinem Bruder, der unecht und nur halb lächelte. „Ich ehm...“, begann er zu stottern und schaute dann wieder Ambers Eltern fassungslos an.
„Oh keine Sorge, Ryan“, beschwichtigte Isabell ihn. „Mein Mann neigt zu Übertreibungen.“ Doch auch ihr Lächeln war merkwürdig. „Allerdings würden wir dir gern jemanden vorstellen. Maise Lynn komm bitte“, rief sie und das Mädchen, das so schlecht roch, trat heran.
Unwillkürlich entglitten Ryan die Gesichtszüge. Diesmal flog sein hilfesuchender Blick von dem Mädchen zu seinen eigenen Eltern. Lautlos formte er das Wort nein und schüttelte minimal den Kopf. Sein Vater wirkte neutral, schien aber zu wissen, was sein Sohn damit sagen wollte. Seine Mum ignorierte auch Ryans Blick.
„Hallo Ryan“, grüßte das Mädchen ihn erneut und er wandte sich ihr zu.
„Hi“, mehr kam nicht. Mehr schaffte er nicht, zu sagen, denn natürlich war ihm sofort klar, was hier passierte.
„Ich sehe, ihr kennt euch schon. Wie schön“, meinte Isabell und ihr Lächeln wurde breiter. Sie wandte sich an Ryan. „Ich weiß, dass du heute schon eine Begleitung hast. Es würde mich jedoch freuen, wenn du auf der nächsten Veranstaltung Maise Lynn bittest, mit dir zu gehen.“
„Warum sollte ich?“, rutschte es ihm heraus, wofür er einen Hieb auf den Arm von seiner Mum kassierte.
„Ryan! Also wirklich! Bitte entschuldigt. Das war sehr unhöflich“, sagte sie dann Richtung Thorburns.
„Schon in Ordnung. Wir wissen ja, wie die Jugend sein kann“, gab Aiden zurück und nippte an seinem Whisky.
„Es wäre ihm eine Ehre mit Maise zu gehen“, machte Charlotte dann Ryans nächstes Date klar.
Er selbst senkte kurz den Kopf und hob ihn dann wieder mit einem aufgesetzten Lächeln. „Natürlich. Ich bitte um Entschuldigung. Ich war nur kurz irritiert.“ Von der Seite kam ein Kichern und er sah Maise kindlich grinsen, als er sich ihr zuwandte.
„Ich freu mich so“, stieß sie dann aus und hüpfte tatsächlich in die Luft, wobei sie in die Hände klatschte.
Oh mein Gott!