Читать книгу Sardinien - Selvaggio Blu - Stephan Rankl - Страница 6

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Infoteil

Anreise

Der Selvaggio Blu kann aufgrund der vielen Abseilstellen nur von Süd nach Nord begangen werden. Im Süden bietet sich somit Santa Maria Navarrese als Ausgangspunkt an, während Cala Gonone am anderen Ende der Steilküste, der natürliche Endpunkt ist. Beide Orte sind recht gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar und verfügen über eine ausgezeichnete touristische Infrastruktur.

Die Haupteinfallstore für Sardinien sind Cagliari und Olbia. Beides recht große Orte, wo man alles Notwendige für die Tour bekommt. Insbesondere Gaskartuschen lassen sich dort gut auftreiben. In spezialisierten Läden sind sowohl Click- als auch Schraubkartuschen vorhanden. Ein guter Tipp ist es, vorher über die Internetseite www.campingaz.com auf Händlersuche zu gehen. Der überregionale Busverkehr wird zum Großteil von der Gesellschaft ARST betrieben (www.arst.sardegna.it). Die größeren Städte werden mehrmals täglich angefahren, aber selbst kleinste Ortschaften sind angebunden. Fahrpläne stehen online zur Verfügung. Tickets werden vor Ort in ganz unterschiedlichen Orten, wie Buchhandlungen, Post oder den allgegenwärtigen Tabacchi-Läden verkauft. Man muss sich durchfragen.

Anforderungen

Der originale Selvaggio Blu ist eine mehrtägige Trekkingtour für Leute mit alpiner Erfahrung.

Auf kurzen Passagen werden Kletterfertigkeiten bis zum IV. Grad gefordert, wobei die meisten Passagen mittlerweile mit Ketten, Draht- und Fixseilen abgesichert sind. Die Angabe der Kletterschwierigkeiten in der Wegbeschreibung erfolgt in UIAA-Graden.

Viele ausgesetzte Stellen werden auf in den Wänden gelegten Wacholderstämmen überbrückt. Man muss all dies mit schwerem Gepäck bewältigen können.

Daneben hat es eine Vielzahl von Abseilstellen, welche in der Regel eingerichtet sind. Überwiegend sind es Abseillängen bis 20 Meter. Es gibt zwei große Abseilfahrten bis 40 Meter. Entsprechende Erfahrung im Abseilen vorausgesetzt, können diese langen Abseillängen jedoch aufgeteilt werden. Näheres hierzu siehe entsprechende Etappen in der Wegbeschreibung.

Soviel zu den technischen Schwierigkeiten. Daneben ist der ständige Wassermangel ein großes Problem. Zuverlässige Quellen gibt es nur gleich am Anfang der Tour bei der Pedra Longa. Ist man ohne Depots und Versorgung vom Boot aus unterwegs, so muss man mindestens für drei Tage Wasser mitnehmen. Man rechne mit drei Liter pro Person und Tag. Es gilt dabei zu bedenken, aufgrund der Gehrichtung von Süd nach Nord sind alle Anstiege der prallen Sonne ausgesetzt und entsprechend schweißtreibend.

Der große Reiz des Selvaggio Blu ist eben seine Wildheit. Dazu gehört die unzureichende Markierung. Als Ortsunkundiger ist man auf das GPS angewiesen, nur mit Karte und Kompass wird man chancenlos sein. Bezugsquellen für GPS-Daten siehe weiter unten.

Taktik

Zunächst ist zu sagen, auf dem Su-Golgo Hochplateau gibt es viele Wege, man kann die schwierigen Stellen am Selvaggio Blu alle auch weiträumig umgehen. Wobei man dann aber nur selten in der Nähe der Steilküste läuft.

Der originale Weg der Erstbegeher führt von der Pedra Longa in vier Etappen bis zur Cala Sisine. Die lange Version startet in Santa Maria Navarrese, nach 6 bis 7 Tagen erreicht man Cala Gonone. Beides sind gut zu erreichende Touristenorte, mit dementsprechender Infrastruktur.

In diesem Buch ist die völlig autarke Begehung des Selvaggio Blu vorgestellt. Jedoch sind viele Varianten denkbar. Viele Punkte am Selvaggio Blu sind durch kleine Abstecher von der Hauptpiste auf dem Su Golgo Plateau schnell zu erreichen. Man kann also vorher Depots anlegen. Die luxuriöseste Variante ist es sicherlich, allabendlich in Buchten zu übernachten und sich vom Boot aus versorgen zu lassen. Dies haben viele örtliche Veranstalter im Angebot. Für welche Art der Begehung man sich entscheidet, wird man auch davon abhängig machen, wieviel man zu schleppen bereit ist. Bei einer autarken Begehung drücken allein schon die Wasserreserven mächtig auf die Schultern, ganz abgesehen von Seilen, Klettergerödel, usw.

Man kann die Tour beliebig unterteilen. Insbesondere die Cala Goloritzè bietet sich als Zwischenstation an. Die Bucht unterteilt den Selvaggio Blu in zwei Abschnitte, wobei der nördlich davon gelegene, der bei weitem schwierigere ist. Bis dahin hat man noch keine Abseilstellen und nur eine, wenn auch lange, Kletterpassage mit Stellen bis III zu meistern. Der nördliche Teil ist jedoch auch der schönere.

Von der Jahreszeit her kommt für eine Begehung der Sommer nicht in Frage, es ist schlichtweg zu heiß. Der Herbst wäre sicherlich eine schöne Zeit, nur kann man nicht darauf hoffen, unterwegs noch Wasser zu finden, das vorhergehende Einrichten von Depots ist dann obligatorisch. So lange im Winter keine anhaltenden Regenfälle zu erwarten sind, könnte man loslegen. Bei Nässe werden jedoch einige Passagen schnell unbegehbar und man wird vermehrt von Steinschlag oder gar Felsrutschen bedroht. So bleibt also als optimale Jahreszeit der Frühling von April bis Mai übrig. Die Temperaturen sind angenehm und die Wasserreserven der Quellen vom Winter her noch gut gefüllt. Die Chancen unterwegs seine Reserven auffüllen zu können, stehen dann gut.

Ausrüstung

Zunächst gilt es zu überlegen, Zelt oder nicht. Man stößt unterwegs auf genügend durch Felsüberhänge überdachte Möglichkeiten zum Biwakieren. Aus Gewichtsgründen kann man das Zelt also getrost daheim lassen. Andererseits ist man dadurch natürlich nachts der Natur ohne schützende Außenhülle ausgeliefert. Wer also in der Gegenwart von umherschweifenden, halbverwilderten Schweinen an Schlaflosigkeit leidet, sollte sich die Sache nochmal überlegen. Muss letztendlich wie immer jeder für sich entscheiden.

Wegen Kleidung sollte man vor allem auch an die doch recht kühlen Nächte denken und neben der sommerlichen Kleidung tagsüber, eine warme Jacke und Mütze für abends dabei haben. Eine lange Hose ist wegen dem dornigen Gestrüpp und den scharfkantigen Kalksteinen auf alle Fälle vorzuziehen.

Für die Kletterpassagen benötigt man etwas spezielle Ausrüstung. Wie schon erwähnt, kommen sehr erfahrene Bergsteiger mit einem 60 Meter Seil aus, empfehlen möchte ich aber trotzdem zwei 50 Meter Halbseile. Neben Gurt und den obligatorischen Helm benötigt man natürlich ein Abseilgerät, 1-2 HMS-Karabiner, Bandschlingen und 3-4 Expressen. Wer den schweren Rucksack über die schwierigsten Stellen hochziehen möchte, sollte sich mit dem Thema Rücklaufsperre am Standplatz beschäftigen und dementsprechend Gerätschaften seiner Wahl mitführen. Zum Beispiel eine Steigklemme wie den "Ropeman" von Wild Country. Es braucht sehr gute, stabile Trekkingschuhe, mit hohem Schaft. Auf Kletterpatschen kann man gut verzichten. Nicht jedoch auf Trekkingstöcke, die sind unbedingt empfehlen.

Zur Orientierung ist insbesondere ein GPS-Gerät zwingend vonnöten. Man muss damit natürlich auch umgehen können und man denke an genügend Ersatzbatterien.

Bücher, Karten, GPS

Mario Verin, Giulia Castelli - "La Mappa di SelvaggioBlu" 1:15000, Edizioni Enrico Spanu

Sehr gute Karte mit GPS-Wegpunkten. Die Karte deckt allerdings nur die original vier Etappen von der Pedra Longa bis zur Cala Sisine ab. Die einzelnen Etappen sind auf Italienisch und Englisch beschrieben. Hinweise zu Alternativrouten und Wasserstellen fehlen gänzlich, auf der Karte ist nur der Selvaggio Blu eingezeichnet.

Kompass-Karte Nr. 2498 - "Sardinien Mitte", 1:50000, www.kompass.de

Die Karte deckt den gesamten Golfo di Orosei samt Hinterland ab. Außerdem sind viele weitere Wanderrouten eingezeichnet, auch der Selvaggio Blu mit Fortsetzung bis zur Cala Gonone. Für die Feinorientierung ist die Karte jedoch zu grob.

Mario Verin, Giulia Castelli - "Das Buch des SelvaggioBlu", Edizioni Enrico Spanu (2013)

Die gleichen Autoren wie bei der oben erwähnten Karte. Mario Verin ist einer der Erstbegeher des Selvaggio Blu. Der Bildband wartet mit vielen Geschichten und Informationen rund um den Selvaggio Blu, sowie Land und Leuten auf. Die Wegbeschreibung ist identisch mit der auf der Karte, allerdings hier auch in Deutsch erhältlich. Zum Mitnehmen ist das Buch definitiv zu schwer und eignet sich eher zum Schmökern vor und nach der Tour.

Corrado Conca - "Top Treks of Sardinia", Edizioni Segnavia (2014)

Neben vielen anderen Wandertouren, Trekkingtouren und Klettersteigen ist hier auch der Selvaggio Blu ausführlich beschrieben und zwar in der gesamten heute üblichen Begehung von Santa Maria Navarrese bis Cala Gonone. Ein weiteres Plus sind die vielen Hinweise auf mögliche Wasserstellen entlang des Weges. Das Buch ist in Englisch erhältlich.

Sebastiano Cappai - "Iscalas e pizos. I sentieri verticali dei Pastori alpinisti.", S'Alvure (2012)

Wer nicht genug bekommt von abenteuerlichen Hirtenwegen auf Sardinien, der findet in diesem italienischen Buch noch Anregungen.

Im Internet wird man schnell fündig bezüglich aktueller Informationen zum Selvaggio Blu. Viele Informationen gab es auf der Webseite von "The Lemon House" auf Sardinien, welches aber verkauft wurde. Von daher bleibt abzuwarten, inwieweit die Internetpräsenz von den neuen Besitzern weiter gepflegt wird.

Bezüglich GPS-Karten für zum Beispiel Garmin-Geräte sollte man im Internet nach in der Regel frei erhältlichen Openstreetmap-Daten Ausschau halten. Empfehlen kann ich die "kowoma osm freizeitkarte" (dies als Suchbegriff verwenden) für Korsika und Sardinien. Der Selvaggio Blu ist in den Daten als Route enthalten und stimmt sehr genau.


Das Gepäck wird schwer werden, so viel ist sicher.

Sardinien - Selvaggio Blu

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