Читать книгу Der komische Erziehungsratgeber - Stephan Samm - Страница 7
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Es begab sich also zu jener Zeit, als mein Ältester 13 Jahre alt, in die 7. Klasse des Gymnasiums kam. Nennen wir ihn der Einfachheit halber einfach Michael. Wir hatten gerade 2 anstrengende Jahre Orientierungsstufe hinter uns. Gemacht wurde nur das Nötigste, um gerade so ohne Note 5 in die Mittelstufe zu kommen. Es reicht doch, war die vielsagende Antwort unseres geliebten Sohnes.
Irgendetwas muss in den Sommerferien passiert sein. Ich habe Genmanipuliertes Tierfutter oder sowas in der Art, im Verdacht . Anders ist es mir unerklärlich, wie jemand 20 cm wachsen kann und nun eine Oktave tiefer spricht, als zuvor.
Ich meine, er (fr)isst, wie ein Scheunentor und trotzdem läuft seine Hose alleine. Er diskutiert um alles und mit jedem bis aufs Messer. Ja, reden konnte er schon immer gut. Er hat sich schon manches Mal seine Note durch seine mündliche Mitarbeit gerettet.
Eigentlich war bis dato alles easy going mit ihm. Er wurde auf Grund seiner Empathiefähigkeit zum Schülersprecher der Grundschule gewählt. Es war auch immer möglich, trotz seiner Diskussionswut an ihn heran zu kommen und ihn letztendlich zu überzeugen.
Gut etwas faul oder nennen wir es bequem, unorganisiert und vergesslich war er schon immer. Aber was nun folgte, damit hätten wir im Traum nicht gerechnet …
In der Ganztagsschule
Wir haben uns für die Schulform entschieden, weil wir beide Berufstätig sind. Zu dem hatte uns damals das Konzept überzeugt, dass die Kinder, wenn Sie um 15:40 Uhr Schulschluss haben, keine Hausaufgaben mehr haben. Somit hätte sie, wie auch wir, dann Freizeit. Gut, für Arbeiten lernen und übers Wochenende einige wenige Hausaufgaben, das würden wir gemeinsam verkraften.
In Wirklichkeit aber sieht der Alltag ganz anders aus. Jeden Tag Vokabeln lernen, mittlerweile für zwei Fremdsprachen. Dann fast jeden Tag noch Rest Hausaufgaben und übers Wochenende einen ganzen Ar… (Po) voll. Ja und zwischendurch noch für Arbeiten lernen. Und das Ganze mal zwei. Richtig, wir haben zwei Kinder. Der kleinere ist 11 und wir nennen ihn dann mal Noah.
Ich meine, was soll das sein. Gibt es jetzt schon G6? Die haben für jedes Hauptfach eine Förderstunde und drei mal die Woche Hausaufgabenstunde. Von Mittwoch auf Donnerstag dürfen keine Hausaufgaben aufgegeben werden. Soso. Ist ja auch nicht nötig, wenn diese dann am Dienstag in weiser Voraussicht aufgegeben werden. Also ich muss die beiden jetzt wirklich in Schutz nehmen. Das was den Kindern heut zu Tage abverlangt wird, ist schon unverhältnismässig. Wir Erwachsenen sagen dazu Stress. Die Jungs sind mit ihren 11 und 13 Jahren immer noch Kinder und sollten ihre Kindheit genießen. –
Wie auch in den vergangenen zwei Jahren, waren wir davon überzeugt unseren Michael irgendwie durch die Schule zu bekommen. Zu mal, weil er selbst Einsicht zeigte und nun seine Noten verbessern wollte. Irgendwann kam er dann auf mich zu und sagte, er würde in zwei Tagen eine Mathearbeit schreiben und hätte noch ein oder zwei Fragen. Ein oder zwei Fragen, dachte ich, das wird schon nichts großes sein. Denn Michael war immer ganz gut in Mathe. Eigentlich sein bestes Hauptfach.
Gut, ich stelle ihm dann Aufgaben zu den vermeidlichen Themen der Mathearbeit und fragte ihn, ob dies alles sei, was dran käme. Er bejahte dies und begab sich an die Lösung meiner gestellten Aufgaben. Nach einer halben Stunde sah sein Blatt noch recht leer auf und ich frage ihn daraufhin, was los sei.
Du kannst du mir das erklären, ich habe das nicht so richtig verstanden. Ich fragte, welche der Aufgaben ich erklären soll. Was er wiederum mit einem knappen - Alle beantwortete. Er wusste nichts! Zu keinem der Themen. Es war so, als hätte er noch nie Mathematik gehabt. Zwischendurch, griff er bei der Aufgabe 2 x 3 zum Taschenrechner. Von Bruchrechnung hatte er scheinbar noch nie etwas gehört. Diesen und den nächsten Abend verbrachten wir also einige Zeit miteinander. Immer wieder fragte ich ihn – was habt ihr denn in der Schule gemacht und wie hast du deine Hausaufgaben angefertigt? So eine richtig überzeugende Antwort erhielt ich nie. Na egal, wir müssen den Stoff pauken.
Die nächsten Tage plättscherten so dahin. Vokabeln abfragen, für Arbeiten lernen und der übliche Alltagswahnsinn. Dann kam die große Stunde, die ersten Arbeiten wurden zurückgegeben. Endlich die Lorbeeren für die harten Mühen, dachte ich. Hier nun die Ergebnisse seiner Arbeiten:
Mathe 5
Englisch 6
Französisch 5
Deutsch 4+
Und weil damit nicht genug, standen folgende Epochalnoten unter den Arbeiten:
Mathe 5
Englisch 4-
Französisch 4
Deutsch 5
Hurra, unser Sohn ist in der Pubertät!
Fortsetzung folgt …