Читать книгу Filthy Smells Of Death - Stephan Schöneberg - Страница 7

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Eins

Frustriert betrachte ich mich im Rückspiegel. Verdammte Haare, die einfach nicht so wollen, wie ich will und verdammte Kate Kammerer. Sie ist meine beste Freundin und sie ist an dem ganzen Desaster schuld! Desaster? Naja, sie ist schuld, dass ich noch einmal mit dem Auto von Portland nach Seattle fahren 'muss'. Okay, ja, es gibt Schlimmeres und natürlich verfluche ich sie nicht wirklich. Wenn hier jemand verflucht ist, dann bin ich das. Schließlich bin ich diejenige mit den Problemen.

Wenn es ja nur die Haare wären, dann wäre das halb so wild. Leider gestalten sich meine Probleme ein wenig schwerwiegender. Aber … heute erst noch einmal dieses dämliche Interview … über und mit diesem ziemlich gut aussehendem Typen mit leicht grauen Haaren. Man kann auch sagen: Dem leicht melierten Haupthaar. Sein Hemd hatte so eine coole graue Farbe, ich kann gar nicht sagen, was das für ein Grau war. Dazu trug er diese schornsteinfegerjacken-dunkelgraue Hose mit den rabenschwarzen Schuhen. Nein … rabenschwarz stimmt nicht ganz, es waren polierte Lackschuhe mit schwarz-grau gestreiften Schnürsenkeln von Dolce & Gabbana. Natürlich meinte ich, dass nicht die Schnürsenkel, sondern die Schuhe von Dolce & Gabbana sind … na gut, die Senkel vielleicht auch … ist auch letztendlich egal. Die Schuhsohle war aus Leder, ein sattes, tiefschwarzes Leder, mit einem deutlichem 'Klack', wenn er durch das Besprechungszimmer ging. Ich fürchte, ich habe einen Fetisch. Nicht erst seit Neuestem turnt mich die Farbe grau-schwarz an. Schon immer war ich die eher dunkler angehauchte Frau, während Kate diejenige mit der hellen Haut und den blonden Haaren ist.

Kate und ich, ich und Kate. Wir sind schon ein eigenartiges Gespann, welches das Schicksal irgendwie zusammengeschweißt hat. Eigentlich sollte ich heute für Hannah sorgen, aber was mache ich stattdessen? Ich versuche meine Haare zu bändigen. Vor allem versuche ich darauf zu achten, dass sie nicht ausfallen. Beim nächsten Mal sollte ich besser aufpassen! Ich darf nicht mit nassen Haaren ins Bett gehen. Das scheint ihnen nicht gut zu tun. Aber … was soll's, sie wachsen ja nach. Zudem sollte ich mich dabei nicht so schmutzig machen. Dieses Rot macht sich nicht gut auf Bettlaken, erst recht nicht auf hellgrauen. Zudem muss ich natürlich aufpassen, dass ich nicht nach dem rieche, was ich gestern Nacht einmal mehr getan habe, tun musste. Daher habe ich, bevor ich mich hingelegt und ein wenig gelesen hatte, eben noch kurz geduscht.

EIN BISSCHEN GERUCH IST GEIL, ZU VIEL GERUCH IST WIDERLICH, ABER BLUT … HAT EINEN GANZ BESONDEREN DUFT.

Mein Unterbewusstsein. Es meldet sich gelegentlich einfach. Vielleicht ist dies der Beginn des vollkommenen Wahnsinns! Ich kenne keinen Menschen, der nicht auf Dauer verrückt werden würde, wenn er das erleben muss, was mir regelmäßig widerfährt.

Aber nach diesem Mini-Job ist erst einmal Hannah dran - mein Engel, mein Grund weswegen ich überhaupt noch auf dieser Welt bin. Kate hat sich bereit erklärt, auf sie aufzupassen, während ich nun erneut die verfickten zweihundertfünfzig Kilometer nach Seattle fahre, um diesen - ja, ich muss es durchaus zugeben, er ist es wirklich - geilen Typen erneut zu interviewen. Und warum fahre ich diese ganze Strecke jetzt noch einmal? Weil diese 'Schusseline Kate' mein Tonband mit dem Interview in die Waschmaschine geschmissen hat.

„Es müffelte halt alles ein wenig!“, hat sie gesagt.

Es müffelte! … mimimi … Ja gut … verdammt, das Tonband hat natürlich auch was abbekommen, als ich auf dem Rückweg noch hungrig war und dummerweise meine Handtasche mit in diesen Park genommen hatte, wo ich einen notgeilen Kerl auseinandergenommen habe. Auseinandergenommen kann man übrigens durchaus wörtlich nehmen. Ich bin rein optisch ein eher zartes Persönchen - daher konnte ich ihn unmöglich am Stück in den Kofferraum bekommen. Zerstückeln geht halt nicht unblutig. Hundert Dollar hatte er mir geboten, damit ich ihm einen blase und er mich ficken darf. Hundert Dollar! Es hätte ihm klar sein sollen, dass das bei weitem nicht reicht.

BEI DORIAN GRAY HÄTTEST DU ES SOGAR UMSONST GETAN.

Ach, halt doch die Klappe, du blödes zweites Ich. Dieser Park-Hallodri hatte ja nicht mal genug Geld in seiner Brieftasche. Bescheißen wollte er mich also auch noch. Auch egal, der betrügt niemand mehr und in seinem nächsten Leben sollte er, sofern er noch mal als Mann auf die Welt kommt, sein Frauenbild auch etwas überdenken.

Teilweise hat Kate natürlich recht … ich hätte die Arme und Beine nicht auf die Handtasche legen müssen, die ist nun auch hin. Dabei hatte ich das Tonband extra vorher rausgenommen und in die Hosentasche gesteckt. Da ist es dann auch geblieben, als alles in die Waschmaschine flog. Irgendwie hat mich dieses Interview doch ein wenig kirre gemacht. Deswegen habe ich ja auch Kate gebeten, alles zu waschen. Ich war noch etwas 'abgelenkt' … Ach Mist, ich hätte ihr das mit dem Tonband sagen sollen. Ich bin eigentlich kein kleines Kind mehr, bei dem man vor dem Waschen die Hosentaschen durchwühlen muss!

Zudem … Waschmaschine hätte sicher auch gereicht. Warum zum Teufel musste Kate es danach dann noch durch den Trockner jagen? Dadurch wurde es tatsächlich vollkommen unbrauchbar.

Nun sitze ich in ihrem Auto und bin wieder unterwegs, um schnellstmöglich von Portland nach Seattle zu fahren. Vor der längeren Fahrt bin ich noch kurz ins Paytons, meinen Baumarkt, reingehüpft und habe meine 'Bestände' wieder etwas aufgefüllt. Ich helfe bei den Jungs halbtags aus, um mir mein Studium zu finanzieren.

Bei allem Stress, Hannah, Kate, echt geilen und eher notgeilen Typen … Ich muss besser aufpassen! José meinte letztens, ich sehe irgendwie blasser aus als sonst. Das ist nicht gut, die Intervalle werden immer kürzer. Wenn ich nur nicht immer daran denken müsste. Das Verlangen ist, wenn ich es nicht regelmäßig befriedige, einfach unerträglich. Bei den Abständen von Mal zu Mal kann man inzwischen statt 'gelegentlich' schon von 'immer öfters' reden.

Ich streife also so durch die Reihen von Werkzeugen, Parkett und Laminat, sowie Tapeten und muss mich schließlich schmachtend von der RAL-Palette mit den grauen Wandfarben losreißen. So viel Zeit ist nicht mehr, um sich Träumereien hinzugeben. Wenn ich weiterhin niemandem begegnen möchte, dann sollte ich mich beeilen! Die Frühstückspause ist gleich vorbei.

Na gut - komm schon, Anna - du hast noch 10 Minuten Zeit, um gerade beim Feinsteinzeug vorbei zu schauen. Die sind - logo - so schön grau. Mein Verstand schlägt innerlich Purzelbäume vor Glück, als ich die von Torsten zusammengestellte Tüte in meinem Fach entdecke! José hatte also doch daran gedacht, meine vorher telefonisch durchgegebene Bestellung an ihn weiterzugeben.

Ich überprüfe den Inhalt der zwei extra großen Paytons-Stofftüten:

Kabelbinder in Medium und extra Groß, weiß und schwarz. Super, Torsten! Dafür hast du dir einen Riesenkuss verdient. Obwohl, er ist ja eigentlich heimlich in Kate verknallt. Beziehungsweise … er würde sie gerne knallen. Vielleicht kann ich die zwei ja mal etwas näher zusammenbringen. Zum Glück hat nicht José die Sachen gepackt, er hätte pinkfarbene Kabelbinder genommen. Das wäre zwar eigentlich egal gewesen, denn die halten genauso gut, wie die schwarzen oder weißen, aber man muss es meinen 'Klienten' ja nicht unnötig schwer machen. Pink ist vielleicht nicht unbedingt angemessen für den 'Anlass'.

Panzerband - super! Anfangs habe ich immer Kreppband benutzt. Aber Panzerband klappt viel besser. Vielleicht sollte ich noch eine Rolle holen? Die gibt es hinten bei den Malersachen, warum auch immer das bei uns so ist. Außerdem gibt es da die grauen Abtönfarben …

BLEIB RUHIG, ANNA - VIEL HILFT ZWAR VIEL, ABER EINE GROßE ROLLE REICHT.

Und ein Seil, GEIL. Er hat das Naturfaserseil rein getan. Eigentlich ist das Material nicht weiter wichtig, oder ob es nun allergikergeeignet ist. Jedoch, das Synthetische wäre mir lieber gewesen. Man bekommt es besser sauber und kann es mehrfach benutzen. Das eingepackte Seil ist sicher an die acht Meter lang. Ich muss also noch mal los. Um es zu kürzen benötige ich ein stabiles Messer. Ein Zimmermannshammer wäre vielleicht auch nicht verkehrt. Eigentlich sind Werkzeuge, die man mit schierer Muskelkraft bedienen muss, nicht so mein Ding.

ANNA, WARUM STELLST DU IHN DIR JETZT EIGENTLICH OHNE HOSE VOR? VERGISS IHN, DER MANN SPIELT IN EINER KOMPLETT ANDEREN LIGA.

Aber Muskeln hat er sicher auch, und du musst zugeben, die sitzen an der richtigen Stelle, was man so von außen erahnen kann.

Ha! Der Elektro-Akku-Tacker ist auch dabei, natürlich von 'Makita'! Das ist schon eher mein Ding, damit nagel ich 'ne ganze Gruppe von Kerlen! Hüstel … Okay.

ANNA, KOMM WIEDER RUNTER …

Hey, ich bin schließlich eine Frau! Zwar gender-untypisch handwerklich nicht ganz unbegabt, aber leider gehöre ich nun einmal zum schwachen Geschlecht.

Also denn, weiter … noch ein robuster Werkzeugrucksack dazu … ich hab mich nach kurzer Überlegung für einen 'Stanley' entschieden. Es muss etwas Haltbares sein. Kurz gecheckt, ob der Tacker da rein passt. Okay, passt. Das Seil kann ich dann vorerst im Auto lassen. Die Kabelbinder reichen für den Anfang, um sie ruhig zu stellen. Damit sie nicht weglaufen oder zu viel zappeln. Dazu noch ein paar stabilere Plastiksäcke, nicht die ganz großen, sonst werden die zu schwer … Säge und Beil habe ich auch noch dazu getan - das wollte ich doch nicht telefonisch bestellen. Zum Schluss kommt noch eine Grundausstattung an Werkzeug dazu: Schraubenzieher und Kneifzange (sehr wichtig). Auf Schraubenschlüssel und so ein Zeugs kann ich verzichten, ich nehme schließlich keine Autos auseinander, sondern … andere.

So - jetzt aber raus mit mir! Nicht, dass José oder Patrick noch mehr Fragen stellen, als sie mir ohnehin schon stellen würden, wenn sie mich hier sähen. Ich schleiche mich durchs Lager und hoffe nicht noch irgendwen vom Verkaufs-Team zu treffen.

Nach einem kurzen Blick auf die teure Cartier-Armbanduhr, die ich einer Tussi abgenommen habe, die sie auf dem Grund vom Moses Lake wohl eher nicht mehr benötigt, weiß ich, dass ich gut im Plan liege. Wäre schade um die Uhr gewesen. Sie ist bis 50 Meter wasserdicht, aber da unten läuft sie umsonst. Es ist 9: 45 Uhr - immer noch Frühstückspause, da ist keiner im Lager. Die sitzen alle im Gemeinschaftsraum und hypnotisieren den normalen Vordereingang, ob da nicht noch einer reinkommt. Um diese Uhrzeit ist hier selten was los. Ich hab Glück gehabt, durch den Hinterausgang ging es ungesehen raus.

Wieder am Auto angekommen, starte ich den Motor von Kates sauteurer Prollschleuder. Es ist ein Mercedes SLS. Geile Form, geiler Speed, irre Straßenlage, cooler Sound, silbergrau - ich mag die Karre. Weiter geht's nach Seattle, Mister-meliertes-Haupthaar-Gray kann kommen! Hoffentlich kommt er nicht zu früh. Dafür kommt die Musikanlage mit all ihren tausend Watt: Ein kurzer Gitarrenriff, der Bass setzt ein, kurze Zeit später growle ich mit:

„Here we are now! Entertain us!“, Nirvana ist ein guter Einstieg, um sich so richtig in Stimmung für Seattle zu bringen.

Vielleicht muss ich doch noch ein wenig mehr von mir erzählen? Vor allem wie ich in diese missliche Lage gekommen bin, zunehmend irgendwelche mehr oder weniger armen Schweine - ne, eher Menschen, Schwein funktioniert nicht, ich habe es probiert - abzumurksen. Eigentlich ist es dabei weniger der Akt an sich. Der macht mir auch nur bedingt Spaß. Es sind eher die inneren Werte, die mich bei einem Menschen interessieren. Es ist vollkommen egal, ob er oder sie dabei gut oder schlecht aussieht. Aber ich bevorzuge eher jüngere Männer oder Frauen. Diese faltige Haut kann ich nicht ausstehen. Zudem 'wirken' Menschen im besten Alter auch tatsächlich am Nachhaltigsten. Eigentlich müssen sie auch nicht sonderlich muskulös sein, oder besonders gutaussehend.

Kerle sind mir meistens lieber, die haben zumindest nicht diese farbige Unterwäsche an. Vor allem schreien sie nicht so erbärmlich. Aber wenn es dringend ist, dann funktioniert auch eine Lady. Genauer gesagt ist es meist weniger der Körper, den ich benötige - es ist das Gehirn, das mich interessiert. Leider roh - gekocht schmeckt es zwar besser, nur bringt mich das nicht weiter. Im Klartext: Dann beginnt der Hunger. Nach dem Hunger kommt der Wahnsinn und spätestens dann muss ich noch mehr Gehirn haben, um diesen Prozess wieder umzukehren. Leider ist selbst dies nur ein Teil der Wahrheit. Aber ich möchte jetzt am Anfang nicht zu viel schocken! Belassen wir es zunächst einmal bei dieser Ausführung. Ich habe keine Ahnung, warum ich bei der ganzen Scheiße noch nicht meinen eigenen Verstand verloren habe. Vielleicht ist es wegen Hannah. Wer soll denn für sie sorgen, wenn ich nicht mehr da bin?

Ich glaube, ich nehme euch noch mehr mit in meine Vergangenheit:

Alles begann bei meiner, unserer Abschlussfeier direkt nach der Uni. Ich habe mit Kate zusammen Biologie an der Portland University studiert. Nach der letzten Prüfung wollten wir noch mal ordentlich einen drauf machen. Damit man uns nicht negativ in Erinnerung behielt, haben wir uns ein 'Tanzlokal' in einem anderen Stadtbezirk ausgesucht. Wir nahmen noch José mit, Kates damaligen Lover. Nein - nicht DER José aus dem Baumarkt, ein anderer José. Leider wechselte sie damals ihre Liebhaber so oft, wie manche ihre Zahnbürste. Damit meine ich jetzt nicht, dass es nach ungefähr drei bis vier Wochen passiert. Ich bezog meinen Vergleich eher auf die männlichen Zahnbürsten - also etwa jedes halbe bis dreiviertel Jahr. OK, wenn die Zahnbürste nichts taugte, dann konnte es auch schon mal nach ein paar Tagen oder maximal zwei Wochen sein. Kate ist sehr wählerisch bei der Zahnpflege …

Eigentlich hatten wir einen tollen Abend zusammen. Ich hab dafür gesorgt, dass mein Alkoholpegel ungefähr dem meiner besten Freundin entsprach, was ich aber so gegen zweiundzwanzig Uhr als 'aussichtslos' abgetan hatte. Dann bin ich einfach mal raus aus dem Schuppen und sah da auf der gegenüberliegenden Seite einen Mann, der gerade das Blumenbeet düngte, indem er sich noch mal das Essen durch den Kopf gehen ließ. Gerade wollte ich mich lächelnd wieder umdrehen und zurücktorkeln, schließlich ging es mir gerade auch nicht unbedingt so 'taco', da fiel der doch einfach kopfüber ins Beet und rührte sich gar nicht mehr.

Ich zischte nur ein „Scheiße“ und wollte mich gerade auf den Weg über die Straße machen. Erst schaute ich nach links und wollte gerade den Fuß auf die Straße setzen, als José mich zurückzog und so gerade noch vor dem auf der verkehrten Seite anradelndem Vollpfosten rettet. „Verdammt“, dachte ich nur, als ich so in seinen Armen lag. „Jetzt muss ich mich auch noch von einem dieser Kate-Gelegenheits-Lover retten lassen“. Ich reagierte leicht panisch, als er mich so ansah als würde er mich gleich küssen wollen. „Wenn du jetzt den Mund aufmachst, dann trete ich dir in die Eier“, dachte ich und sprach gleichzeitig aus: „Auf der anderen Seite benötigt jemand ganz dringend medizinische Hilfe!“ Ich hatte keine Ahnung wie ich es hinbekam, diesen Satz vollkommen fehlerfrei und verständlich raus zu bringen. Kurz davor war ich noch fast sturzbetrunken.

Unerwartet bekam ich Hilfe von Kate: „Schtimmt, da schteckt eina kobfüba im Kübäll“. Zum Glück war sie so besoffen, dass sie das zwischen mir und José nicht mit bekam.

„Bleib du hier Kate, wir schauen uns das an!“, rief ich ihr rüber, mich wütend aus Josés verblüfften Armen befreiend.

Wir waren innerhalb von fünf Sekunden auf der anderen Straßenseite und zogen beide jeweils an einem Bein den scheinbar leblosen Körper aus dem Gefäß. „Meine Fresse, was stinkt der!“, entfuhr mir ein böser Kommentar, den ich mir einfach nicht verkneifen konnte.

Plötzlich erwachte er wieder zum Leben, schnappte sich meine rechte Hand und biss ohne Vorwarnung zu. Ich schrie schrill und laut auf. Das sollte ihm das rechte Trommelfell annähernd zerrissen haben. Das hat schon ziemlich weh getan.

„Du blöder Arsch!“ brüllte ihm José in sein linkes Ohr und schickte einen Ellbogencheck hinterher, der ihn nun endgültig bewusstlos neben dem Blumenkübel niederstreckte, wo wir ihn dann auch liegen gelassen haben. In dem Moment ging mir mein hippokratischer Eid, zu dem ich ja eigentlich als Biologe auch nicht verpflichtet gewesen bin, auch vollkommen am Allerwertesten vorbei. „Soll er doch an seiner Kotze verrecken“, war damals der nicht gerade lady-like letzte Kommentar, den ich an ihn verschwendet hatte. Tja, ich wusste ja nicht, wie deplatziert mein Wunsch eigentlich war.

„Dasschautabbablödeausch“, war Kates lapidarer Kommentar zu meiner Hand. „Komm ich fahr euch nach Hause“, sagte José.

Ich wusste damals nicht einmal, dass ich schwanger war. Verdammt, ich war dreiundzwanzig und hatte mich gerade vorigen Monat von dem Typ getrennt, der genau dafür verantwortlich war. Er war einer von der Sorte 'chaotischer Informatiker'. Wir haben uns halt noch einmal mit einem letzten etwas intensiveren Kuss verabschiedet. Er war nicht übel, er war sogar ausgesprochen nett, aber ein Chaot! Ich war das auch. Leider ergänzten wir uns in unserem Chaos eher.

Na gut, zugegeben … es war mehr als ein Kuss als wir uns verabschiedeten, viel mehr. Aber hey! ich hatte doch meine Pille genommen? Oder doch nicht? Ich sagte ja, ich war ein Chaot. Ich habe ihn nie wieder in meinem Leben gesehen. An diesem verhängnisvollen Abend in der Nähe vom Collins View hatte ich mir allerdings deutlich größere Probleme eingefangen als einen gut fickenden, unorganisierten Computerhoschie. Die sind selten und sollten eigentlich gepflegt werden. Aber …, ich habe Besseres verdient, meinte Kate, gerade jetzt, wo sie und ich offiziell Biologinnen waren. Streng genommen waren wir das zwar zu genau diesem Zeitpunkt noch nicht, aber das Einzige was uns noch fehlte war das Diplom, was uns wenig später ein gut-aussehender siebenundzwanzigjähriger Mulitmilliardär überreichte.

HMMM, ANNA … OB DU IRGENDWIE AN SEINE ADRESSE RAN KOMMST?

Letztendlich hat mich das Biologiestudium gerettet, und Hannah natürlich auch. Wie nicht anders zu erwarten, entzündete sich meine Hand. Das sah nicht nur blöde aus, sondern zeitweise richtig übel. Eine kleine Narbe habe ich auch davon behalten, trotz all meiner Heilfähigkeiten. Ich behielt irgendwann kein Essen mehr in mir drin und so lieferte mich Kate schließlich ins Krankenhaus ein, wo man dann unter anderem feststellte, dass ich schwanger war.

„Dieser Mistkerl“, fauchte Kate, als ich ihr von der Neuigkeit etwas kraftlos erzählte.

„Na danke, Kate, ich freue mich auch!“, war das, was ich mir daraufhin dachte. Trotz allem war dies schließlich mein Kind. Ich dachte nicht im Traum daran, es nicht behalten zu wollen.

Die weiteren Untersuchungen waren nicht so erfreulich. Man konnte nicht einmal genau feststellen, was ich hatte. Man hing mich an den Tropf. Es half nichts. Lediglich Hannah, die damals noch nicht wusste, dass sie einmal Hannah heißen würde, schien nicht betroffen zu sein. Irgendwann erklärte man mich für ziemlich tot! Aber … ich war es augenscheinlich nicht. Meine Organe schienen nur noch für Hannah zu funktionieren. Ich selbst begann, mich zu zersetzen. Sie nannten es - einen Nekrophilenvirus und sagten mir, dass ich sozusagen ein medizinisches Wunder war. Eigentlich müsste ich tot sein. Natürlich hatte ich mir nicht einfach nur eine 'Grippe' eingefangen, ein Virus war es jedenfalls definitiv nicht! Ich und mein ungeborener kleiner Engel wurden schließlich künstlich ernährt. Es half nur dem Kind. Ironischerweise hatte der Pathologe, mit dem ich mich von Anfang an gut verstand, die rettende Idee. Er mischte in Absprache mit mir die Essenz von zerstampftem Gehirn kürzlich Verstorbener in die Flüssigkeit des Tropfs. Was blieb mir anderes übrig? Ich war so gerade eben noch bei Bewusstsein und ich hätte wohl allem zugestimmt. Keine Ahnung was ihn zu dieser Idee trieb. Er war ein älterer, schon nicht mehr grauer Herr - sein Haar war schlohweiß. Die Begründung zu diesem nun wirklich sehr ungewöhnlichen Schritt war, dass er einfach zu viele schlechte Horrorfilme gesehen hatte. Aber ich fürchte, er wusste schon immer mehr, als er jemals zugegeben hätte.

„Tot war ich ja schon, warum also hätten wir es nicht versuchen sollen?“, sagte er an dem Tag zu mir, als ich entlassen wurde. Zusammen mit einem süßen kleinen Mädchen, das wir - Kate und ich - Hannah tauften. Ich hatte am Ende Monate im Krankenhaus verbracht. Der Name war, genau wie meiner, ein Anagramm. Man konnte ihn vor- und rückwärts lesen. Was ich bei der Entlassung nicht erwähnte: Ich hatte richtig Hunger! Schon eine ganze Weile lang. Allerdings weniger auf Wiener Schnitzel mit Salat - eher auf einen zu Salat zerschnetzelten Stadtmenschen aus Wien. Wir ahnten damals noch nicht, dass ich noch mehr Gehirn brauche und was genau danach folgen würde. Meine Krankheit war nicht geheilt. Sie schlief bloß. Kurz nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus begannen wir, über mein – ja man muss es wohl wirklich so nennen - Siechtum und mich, Buch zu führen:


Donnerstag, 23. Juli, 08: 30 Uhr, vor 4 Jahren

Eintrag Anna:

Ich fühle mich schwach. Die Hirnmasse, die uns Prof. Dr. Flynn in gefrorener Form mitgegeben hat, wird mich nicht heilen und ich bin mir ehrlich gesagt auch nicht sicher, ob sie überhaupt lange halten wird. Ich bin tieftraurig, da ich nicht einmal meiner eigenen Tochter die Brust geben kann. Sie erzeugt keine Milch. Ich wüsste sowieso nicht, ob es richtig wäre, Hannah so zu ernähren. Wir wissen so gut wie nichts über meine - naja, Kate nennt es so - Krankheit.

Eintrag Kate:

Was soll bloß aus ihr, aus uns, aus Hannah werden? Ich habe keine Ahnung wie es weitergehen soll. Zum Glück hat mir Papa ein großzügiges Konto eröffnet. Anna und ich haben kurz besprochen, dass wir Hilfe brauchen. Mir fiel sofort Papa ein. Er sagte, dass er gar nicht genau wissen möchte, was passiert ist. Aber er hat Kohle ohne Ende und ist nicht so wie Dagobert Duck. Er gibt gerne etwas ab. Ich habe den besten Papa der Welt!

Hey - was ist das? Nightwish! Cool, lange keinen operettenhaften Gesang mehr gehört. Zudem steht da doch tatsächlich so ein knackiger Kerl am Straßenrand. Er hält ein Schild in den Händen, auf dem deutlich „Seattle“ zu lesen ist. Dem Typ kann geholfen werden - hoffentlich kann ich meinen Hunger noch eine Weile bändigen. Nicht dass das verkehrt rüber kommt? Ich bring ja nicht jeden Erstbesten um, der mir über den Weg läuft! Ich versuche schon - sofern möglich - wenigstens die ins Jenseits zu befördern, die es zumindest auch ein bisschen verdient haben. Es ist ja nicht so, dass ich kein Herz habe, es ist nur so, dass meins nicht mehr so oft und richtig schlägt. Manchmal tut es das noch, wenn ich - ach, du ahnst wahrscheinlich, wann das passiert. Mit quietschenden und ein wenig qualmenden Reifen bringe ich den Sportwagen zum Stehen, schließlich muss 'Frau' ja Eindruck hinterlassen. Hoffentlich hat er nicht zu viel Gepäck mit. Die Prollkarre ist zwar toll, viel rein geht aber nicht. Ich öffne die Beifahrertür des SLS für ihn. Ganz einfach deswegen, weil das Ding Flügeltüren hat. Wer das nicht kennt, der macht am Ende noch was kaputt. Breit lächelnd lässt er sich in den Beifahrersitz fallen. Er hat nicht ein Gepäckstück mit. Ich starte den Motor und weiter geht's.

Soll ich anfangen zu reden, oder wird er mich ansprechen?

Ah, er fängt an: „Hey, das ist cool, was ist das?“ Er meint wohl die Musik und nicht das Auto. Naja, das Auto spricht wohl auch für sich. Das ist nicht einfach ein Fortbewegungsmittel, das ist ein Statement. „Nightwish, Phantom Of The Opera“ antworte ich wahrheitsgemäß.

„Ich mag hohe Frauenstimmen, aber eigentlich kenne ich die nur… …“, er stockt ein wenig: „… aus Opern“, erzählt er weiter.

Er hat so eine Allerweltsstimme, aber sein Body ist nicht übel, wie ich mit einem schnellen Seitenblick feststellen kann. Dabei hebe ich leicht die rechte Augenbraue und sage erst einmal nichts weiter. Als nächstes läuft 'Disturbed - Are You Ready'.

„Wow, sie stehen ja scheinbar auf härtere Sachen!“, ist zunächst einmal alles, was ihm dieser Titel entlockt. Immerhin, ich hab mir keine vollkommene Quasselstrippe eingefangen. „Haben Sie eigentlich keine Angst, dass sie einen Massenmörder mitgenommen haben könnten?“, fragt er. Er versucht wohl gerade das Eis ein bisschen mit einem Scherz zu brechen. Ich denke mir nur: „Junge, wenn DU wüsstest!“, entschließe mich dann aber seine Frage nur mit einem leicht diabolischen Grinsen zu beantworten. „Ich heiße Anna, wie heißen Sie?“

„Taylor“, antwortet er leicht irritiert, nachdem er meinen Gesichtsausdruck wohl nicht so richtig deuten konnte.

Er spricht daraufhin erst mal nicht mehr und wird ein wenig nervöser als wir schließlich auf die Interstate 5 abbiegen und ich mal die Pferde rauslasse, die normalerweise bei Kates eher defensiveren Fahrstil ruhig vor sich hin schlummern. Dieses Baby hier hat 630 Pferde unter der Motorhaube und fährt fast 200 Meilen schnell. Ich hab es ein wenig eilig und komme lieber zu früh als zu spät … nun ja … an.

Taylor wird zunehmend unruhiger. Daher gehe ich mit der Geschwindigkeit mal kurzfristig wieder in den zweistelligen Bereich runter. „Anna, ich möchte, dass sie die nächste Seitenstraße rechts abbiegen“, spricht er daraufhin ruhig und gelassen aus.

Ich denke nur: „What the fuck? Was will der denn jetzt von mir?“

Zur visuellen Unterstützung seines Wunsches hat er doch tatsächlich eine Waffe auf mich gerichtet.

WO HATTE ER DIE DENN VERSTECKT? Meldet sich mein Unterbewusstsein und ich überlege weiter: „Schade, ich dachte, ich hätte diese Wirkung auf ihn gehabt.“

Der Gedanke kam mir, als ich einen weiteren Seitenblick auf seinen Schritt geworfen hatte. Na gut, ich spiele das Spiel mal mit! Ein bisschen Spaß kann ja nicht schaden, bevor ich danach vielleicht mal den neuen Tacker teste? Die Knarre kann ich auch gebrauchen. Ganz kurzfristig 'schoss' es mir durch den Kopf - ich liebe Wortspiele -, ob ich ihn nicht einfach wieder rauskicke, schließlich bin ich etwas in Eile. Aber … was macht dann die nächste Frau, die nichtsahnend so 'einen' mitnimmt?… Na gut, erst einmal sollte ich herausfinden was er genau ist. So viele Zombieamazonen dürften nicht durch die Gegend fahren, die sich solcher 'Problemfälle' kurzentschlossen annehmen. Ich überlege, ob ich nun die 'unschuldige-leicht-panische-Schreitussi' oder die 'coole-beherrschte-erfahrene-Frau-die-irgendwie-versucht-ihr-Leben-zu-retten' spiele und entscheide mich spontan für die zweite Variante: „Ist gut Taylor, du kannst alles haben, aber bitte rühr mich nicht an.“

„Na bitte, geht doch, Baby. Mal sehen, wie kooperativ du dich verhältst, vielleicht kommst du mit dem Leben davon.“

Na super, ein Perverser … das sagen sie doch alle, damit du still hältst und mitmachst. Und am Ende jagen sie dir doch 'ne Kugel in den Kopf oder erwürgen dich.

Wir nehmen die nächste Seitenstraße. Während ich langsamer fahre und nach einem Feldweg suche, schiebt er mir den Lauf seiner Pistole zwischen die Beine und bewegt ihn gemächlich in Richtung meines Schrittes. Damit zieht er meinen Rock langsam höher. Die Knarre ist kalt und das obwohl sie wohl eine Zeit lang in seiner Hose war. Ich kann nicht anders, als meine Beine etwas zu öffnen.

MUSS DAS JETZT WIRKLICH SEIN?

Meine innere Stimme muckt leicht auf.

Okay, ich könnte dies hier jetzt wirklich schnell mit einem Ellbogencheck beenden und ihm mal eben sein Nasenbein zertrümmern. Aber irgendwie macht mich der Junge tatsächlich ein bisschen, oder vielleicht auch ein wenig mehr, an. Eventuell kann ich heute mal wieder meine sexuellen Fantasien etwas ausleben und … vielleicht ist er ja gar nicht so übel beim Ficken?

Nach zwei bis drei Minuten langsamer Fahrt finden wir einen Feldweg, der flach genug ist, damit der SLS nicht stecken bleibt. Der Weg endet schließlich versteckt hinter einem kleinen Hügel. „Sehr gut gemacht, Anna - du bist echt 'ne verdammt Hübsche. Hier ist mein Vorschlag:“

Er macht eine bedeutungsschwere Pause.

OK LASS HÖREN, LOVERBOY!

„Ich werde dich hart ficken und wenn du gut bist, dann lasse ich dich am Leben.“

PFT! NA - DAS WOLLEN WIR ERS T MAL SEHEN, WER HIER WEN AM ENDE FICKT.

Ich nicke vorsichtig mit dem Kopf.

„Wir steigen jetzt aus, du knöpfst dir langsam deine Bluse auf und ziehst dich bis auf die Unterwäsche aus.“

Nein, das mache ich nicht. Ich lass mir doch von dir nicht meine teuren Victorias Secrets zerfetzen? Die brauche ich später vielleicht noch. Entschlossen öffne ich die Flügeltür. Er brüllt mich an: „Hey! Langsam, Anna! Mit Gefühl …“

IST GUT, ARSCHLOCH!

Zum Glück sieht er mein Grinsen nicht, ich habe das Gesicht von ihm abgewandt.

„Und nicht weglaufen, ich kann mit dem Ding hier umgehen!“, brüllt er und fuchtelt wild mit seiner Waffe herum.

NA HOFFENTLICH MIT DEINEM ANDEREN DING AUCH, DU SCHOCKER!

Die Musikanlage spielt gerade 'In Flames - Only For The Weak'. Sauber! Auf Melodic Death Metal habe ich bisher auch noch nie einen Striptease hingelegt. Natürlich stoppe ich nicht bei der Unterwäsche, was Taylor ein ärgerliches Knurren entlockt. Er hat sein Hemd schon ausgezogen und ich muss zugeben, dass er tatsächlich optisch in der oberen Liga spielt. Ganz verkehrt kann es aber auch nicht gewesen sein, was ich hier gerade veranstaltet habe, wie ich an seiner Ausbuchtung in der Hose erkenne. Mal sehen, wie gut seine biologische Waffe ist. Hmm, ich bin doch ein wenig … geil.

„Sehr gut, Anna!“, lobt er mich.

DANKE, HERR OBERLEHRER … HEY, UND JETZT?

„Stell dich bitte mit dem Rücken zu mir breitbeinig an das Auto! Hände auf das Dach!“

AH, DIE COP-NUMMER …NA LOS, DANN TASTEN SIE MICH MAL AB, OFFICER!

Langsam nähert er sich und versucht dabei wohl seine Hose zu öffnen.

MANN, DAS DAUERT ABER JETZT!

Ich hauche noch ein „Bitte sei zärtlich …“, vor mich hin. Und denke mir: „Hoffentlich hast du wenigstens was Richtiges in der Hose!“.

WAS DENN NUN!? Schreit mein Unterbewusstsein.

„Worauf wartet der denn jetzt?“, denke ich mir.

„Anna?“

„Ja, Taylor?“ … Nun komm schon.

Ich strecke ihm meinen Po noch etwas entgegen.

„Ich muss dir was sagen.“

„Bitte was?!“, Ich kann nicht anders als das laut auszusprechen. Ich bin gerade grenzenlos aufgegeilt und jetzt macht dieser Typ nicht voran?! „Du, ich habe noch nie … mit einer Frau …“

DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN!

„Du bist noch Jungfrau!?!“, frage ich. Ja! Man kann durchaus hören, dass ich überrascht bin.

„Äh, ja“, gibt Taylor kleinlaut zu.

Ich zähle innerlich erst einmal langsam von eins bis fünf. Danach schließe ich kurz die Augen und denke mir einmal mehr in meinem Leben: „Ach du Scheiße!“

Zu meiner Ablenkung fahre Ich mir vorsichtig mit beiden Händen durch meine Haare, was von hinten auf seine eigene Art auch echt verführerisch aussehen muss.

„Das kann doch nicht sein, wirklich? Ich meine, hey - du siehst doch super aus. Jetzt mal ehrlich, wieso?!“ Ich drehe mich langsam um, trotz allem ist er immer noch derjenige, der die Waffe in der Hand hat.

„Es hat sich nie so richtig ergeben, die Richtige war noch nie dabei.“

Ich schaue ihn von unten mit halb geschlossenen Augen an. Taylor ist fast zwei Meter groß.

Ach? Darum machst du jetzt hier einen auf 'Hitcher - der Highwaykiller' und versuchst so die Frau deines Lebens zu finden? Eigenartige Methode … denke ich so vor mich hin. Ich spreche es lieber nicht aus, ich muss ihn ja nicht auf dumme Gedanken bringen. Vielleicht sollte ich es auf die 'Kumpeltour' probieren und greife seine linke Hand, die etwas kraftlos an seiner Seite hängt. Die kann sich ja nicht an der Walter P99 festhalten, die seine rechte Hand krampfhaft umklammert.

„Wieso hast du das denn nicht gesagt?“, spreche ich ihn vorsichtig an und beende den Satz im Geiste: Tja, das hätte vielleicht dein Leben gerettet.

„Wann denn, wir kennen uns gerade mal eine knappe halbe Stunde“, antwortet er.

Na gut, der Einwand ist berechtigt, aber deine Chance hattest du trotzdem.

„Tut mir leid, Taylor“, tröste ich ihn.

Meine innere Stimme hat auch ihren ersten Schock überwunden und meldet sich auch mal wieder: HEY, DANN KANN ER AUCH KEINE KINDER HABEN.

Trotzdem, ich hatte mich so darauf gefreut, einmal wieder richtig zur Sache zu kommen. Aber, macht ja nix, immerhin sind die dann nicht so grob. Obwohl, eigentlich wollte ich ja genau DAS.

„Weißt du was, das ändern wir jetzt. Wir bereinigen die Sache sofort.“ Ich greife seine linke Hand etwas fester und schaue mit lächelnden Augen in sein deprimiertes Gesicht. „Du legst jetzt erst mal deine Waffe beiseite“, die du sowieso besser vorher entsichert hättest, aber das muss ich ihm ja jetzt nicht auch noch auf die Nase binden.

„Sag mal, hast du 'nen Knall!“, herrscht er mich an. „Ist doch klar, worauf du hinaus willst. Kaum leg ich die Waffe weg, rennst du doch los!“ „Ach? Wohin denn? Ich bin gerade mal einen Meter fünfundsiebzig groß, du doch sicher einsfünfundneunzig und zudem siehst du fit wie ein Turnschuh aus. Du bist mit ziemlicher Sicherheit schneller und kräftiger als ich. Ich komm doch höchstens 20 Meter weit, dann hast du mich eingeholt.“

ICH WILL JA AUCH GAR NICHT VOR DIR WEGRENNEN, DU RATTENSCHARF-AUSSEHENDER EINFALTSPINSEL.

„Stimmt schon …“, murmelt er.

„Ich würde sagen, wir vergessen jetzt erst einmal die Sache mit dem 'hart ficken' und sorgen dafür, dass du nicht mehr länger Jungfrau bist.“

Er überlegt ein paar Sekunden und wirft die Pistole dann zirka drei Meter weit weg in Richtung eines Busches. Ich lass seine Hände erst einmal Hände sein und umfasse seine Hüfte. Dann fahre ich mit beiden Händen in seine Levi's-Jeans, die er erst einmal wieder zugeknöpft hatte, nachdem seine Libido wohl zunächst die Kellertreppe heruntergefallen und auf dem Boden aufgeschlagen war. Mit beiden Daumen öffne ich seinen oberen Hosenknopf und fühle deutlich seine wachsende Erektion.

„Ich - WILL - es - wirklich - mit - DIR - tun!“, flüstere ich heiser von unten in sein Gesicht und mache dabei nach jedem Wort eine kleine Pause. Dann sinke ich auf die Knie, nage mit den Zähnen an seiner grauen Calvin Klein Unterhose, immerhin er hat Geschmack, während ich mit den Daumenkuppen sein nun vollständig erigiertes Glied weiter massiere. Schließlich ziehe ich die Unterhose ein Stück herunter und nehme dann sein, zugegebenermaßen recht üppiges, Glied in meinen Mund. Er stöhnt laut auf. Meine Lust steigt, zusätzlich zu seiner, die sich aufgerappelt hat und nun auch die Kellertreppe wieder heraufgeklettert ist, sogar weiter bis in den ersten Stock.

Mit geschlossenen Augen hole ich tief Luft und stecke danach sein Glied noch weiter in meinen Mund. Er stöhnt erneut laut auf.

Na gut, Anna, das könntest du jetzt fortführen bis er kommt.

Aber ich will ja auch etwas davon haben. Also lasse ich ihn frei und drücke ihn mit dem Ballen meiner linken Hand sanft rückwärts. Da war doch eben noch ein nicht zu hoch gewachsenes Stück Wiese. Dort angekommen sinke ich erneut auf die Knie. Diesmal jedoch breitbeiniger als vorhin. Rückwärts lasse ich mich auf beide Schultern fallen und recke ihm meine zu allem willigen, weit geöffneten Beine entgegen. Mal sehen, zu was er sich entscheidet? Natürlich ist er so grenzenlos geil, dass er sich nicht mit Küssen abgibt und direkt mit voller Macht in mich eindringt. Ich explodiere förmlich und stöhne mal eben laut auf. Nach kurzer Zeit scheint er seinen Rhythmus gefunden zu haben. Meine Oberschenkel dehnen sich bis zur Schmerzgrenze, was mir aber in dem Moment vollkommen egal ist. Ich höre sein lautes lustvolles Stöhnen, gefolgt von einem geschrienen „Anna!“.

Puh, mir bleibt die Spucke weg. Meine verbliebenen Körpersäfte werden auch momentan woanders gebraucht. Als er kurz innehält, verlagere ich mein Gewicht, sodass ich mich nun mit den Füßen abstützen kann. Ich passe mich seinen Stößen an und bemerke, wie er langsam, aber sicher … kommt.

Nach seiner Ejakulation ziehe ich seinen Kopf zu mir herunter und küsse ihn leidenschaftlich. Er soll schließlich nicht sterben, ohne eine Frau einmal wirklich geküsst zu haben. Ich habe ihn zwar nicht gefragt, aber wahrscheinlich hat er nicht einmal das vorher getan.

„Das war unglaublich Anna“, haucht er in mein Gesicht, nachdem ich meine Lippen von seinen gelöst habe. Dann schließt er seine Augen. Der will doch jetzt nicht einpennen?

Nene, Junge - so einfach kommst du mir nicht davon! Mit all meiner Kraft rolle ich ihn zur Seite und bin mit meinem Kopf schon wieder über seinem Becken. Meine gefühlvoll massierenden Lippen bringen seine erschlaffte Männlichkeit wieder in eine vertikale Position.

JETZT BIN ICH DRAN, meldet sich meine dunklere Seite.

Langsam wandert mein Kopf über sein Sixpack und danach die festen Brustmuskeln zu seinem Drei-Tage-Bart hoch. Damit erhalte ich mehr Bewegungsfreiraum für meinen Po und meine Oberschenkel. Ich erhöhe meine Position indem ich mich auf den Knien abstütze, um ihn dann im Zurücksinken tief eindringen zu lassen. Seine Augen weiten sich so sehr, dass sie fast aus den Augenhöhlen zu kommen scheinen.

ABER DAS KOMMT DOCH ERST SPÄTER, beschwert sich mein Unterbewusstsein.

'Halts Maul, du scheiß Gewissen!' Ich habe mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. Mein ganzer Körper windet sich in Ekstase bis sogar meine Beine leicht zittern. 'Anna, was passiert mit dir?' Kurz bevor sogar ich meinen Orgasmus laut rausschreie, beginnt mein Herz wieder zu schlagen. Wie üblich kann ich gar nicht genau sagen, was geiler ist: Der Herzschlag oder mein Orgasmus. Aber Taylor ist noch nicht so weit und so ficke ich ihn schließlich weiter, bis auch er erneut gekommen ist.

Befriedigt lasse ich von ihm ab und lege mich neben ihm ins Gras. Das hat wirklich gut getan.

„Wahnsinn! Jetzt weiß ich, wovon alle schwärmen“, ist das erste was er sagt, als er wieder sprechen kann.

„Taylor, Taylor - ich frag mich nur … warum? Du hast alles, was ein Mann braucht. Wieso hat das bisher bloß nicht bei dir geklappt.“ Und wieso musstest du mich unbedingt vergewaltigen wollen.

„Weiß auch nicht“, flüstert er mir in mein linkes Ohr, während sein rechter Arm mich klammernd fest hält und er gleichzeitig meine rechte Brust sanft streichelt. Er sieht mich dabei mit einem befriedigten Lächeln an. Ich erwidere seinen Blick dankbar und tue so als würde ich ihn wirklich bewundern. Seine linke Hand wandert zu meiner Vagina herunter.

„Wie feucht du bist.“

LOGO, DU VOLLHONK! - VON WEM IST DAS DENN WOHL? Lästert mein zweites ich.

„Du?“, hauche ich ihn an. „Ich habe im Auto noch eine Überraschung.“

„Wirklich?“, fragt er und seine Augen strahlen noch mehr, als sie das eben bei seinem zweiten Höhepunkt schon getan haben.

Ja, aber dafür musst du mich loslassen“, erkläre ich ihm.

„Äh, ja doch!“, spricht er ohne den geringsten Argwohn direkt aus, was er denkt und lässt mich frei.

Ich streife mir kurz meinen achtlos liegen gelassenen Blazer über und schleiche zum SLS. Junge, junge das war wirklich geil. Ich bin ein wenig beeindruckt und kann noch gar nicht richtig rund gehen.

Langsam öffne ich die Heckklappe und wühle ein wenig im Kofferraum. Dabei spanne ich meinen 'Gluteus Maximus' noch ein wenig an. Natürlich wird Taylor mir hinterhergeschaut haben. Besser er konzentriert sich auf mein Gesäß als auf das, was ich dort im Kofferraum mache. Ah, da ist er ja, der 'Stanley-Rucksack'! Ich öffne den Reißverschluss, taste nach dem Tacker und entsichere das Werkzeug. Ob das Ding ein paar Meter weit schießt? Keine Ahnung, ich werde es gleich wissen.

„Was machst du da, Baby?“, ruft er mir, immer noch nichtsahnend, zu. Baby, soso …

„Hab's gleich Schatz!“, entgegne ich mit engelsgleicher Stimme.

Okay, Tackerklammern sind eingesetzt, Akku ebenfalls und voll geladen ist er auch.

'Are you ready? … … Come on, come on'. Mir spuckt noch ein bisschen 'Disturbed' im Kopf herum - wahrscheinlich wird er das gleich auch ein wenig verstörend finden - ich mach's kurz heute. Da ist noch genug Adrenalin bei ihm im Blut.

Ich drehe mich blitzschnell um, jage eine Klammer in seinen Bauch, der Fangschuss, und mit einer weiteren zerfetze ich seine Wade, damit er nicht doch noch wegläuft. Er stöhnt wieder laut auf, diesmal schreit er anders als vorhin. Ich sprinte zu dem Platz, wo er seine 'Walter P99' hingeschmissen hat, ENTSICHERE die Waffe, laufe zu ihm zurück und jage ihm zwei Kugeln mitten ins Herz, den Kopf brauche ich ja noch.

„Möge Gott mir vergeben“, raune ich leise. Warum auch immer ich jetzt darauf komme, normalerweise bin ich nicht sehr gläubig.

EIN PSYCHOPATHISCHES ARSCHLOCH WENIGER AUF DER WELT! Meint mein nicht minder psychopathisches Unterbewusstsein.

„Schade, ficken konnte er!“ Meinen wir schließlich beide.

Ich darf aber jetzt nicht sehr lange warten. Der leider etwas eklige Teil der ganzen Geschichte ist die kombinierte Nutzung von Säge, Messer und größeren Löffeln. Zum Glück habe ich mein 'Besteck' meist immer dabei, das lässt mir beim Essen ein wenig Restwürde. Das ging sogar auch noch in den 'Stanleys' mit rein. Beim Essbesteck bin ich wählerisch, mein großes WMF Salatbesteck gibt es nicht im Baumarkt. Meinen Blazer ziehe ich wieder aus, ich hab nur den einen mit und Zeit für einen Waschsalon habe ich vorher nicht mehr. Es ärgert mich ein wenig, dass ich die große graue Werkstatt-Putztuchrolle im Baumarkt vergessen habe.

Nach meiner Mahlzeit sehe ich meistens tatsächlich so aus, wie man sich einen Zombie vorstellt, der gerade ein Opfer komplett - nun - aufgefressen hat. Was soll ich machen? Das muss schnell gehen, sonst gerinnt das Blut und dann wirkt es nicht mehr so gut, als wenn es frisch ist. Eigentlich hätte ich Taylor heute noch nicht unbedingt gebraucht, aber Frau nimmt sich halt manchmal auch, was sich gerade so ergibt. Das Gehirn hat mich anderweitig befriedigt. Dieses Hungergefühl ist widerlich. Es ist meist immer das erste, was ich bei einer Mahlzeit bediene. Seine kleingehackten und zersägten Reste lasse ich liegen, hier gibt es Coyoten und Geier. Die Knochen erledigt der Sand, die Reste vom Schädel und die größeren Knochen zertrümmere ich mit dem Zimmermannshammer auf einem größeren Stein. Seine Kleidung benutze ich, um mich grob zu säubern und ziehe mich dann erst einmal wieder an. Der widerliche Teil der Arbeit ist getan. Danach packe ich seine Sachen in die Säcke des Baumarkts. Wenn ich wieder in Portland bin, muss ich die verbrennen. Das mache ich, wenn Hannah im Kindergarten ist. Nächstes Jahr wird sie eingeschult … wie die Zeit vergeht. Die Brieftasche nehme ich an mich. Immerhin, für ein Abendessen reicht es.

Zum Glück führt die Interstate 5 eine Zeit lang am Cowlitz River entlang. Bei Rocky Point halte ich kurz an, wasche mir mit dem Taylor-Hemd und etwas Wasser das Gesicht gründlicher und halte die Haare in den Fluss. An einer größeren Tankstelle in der Nähe von Castle Rock finde ich doch tatsächlich Duschzeug und kann sogar ein Badetuch kaufen. Ich entschließe mich, kurz vor Toledo, noch einmal ein kurzes Vollbad im Cowlitz River zu nehmen. Verdammt, Taylor hat mich doch insgesamt knapp vier Stunden Extrazeit gekostet. Ich kann den SLS noch so sehr treten, bis Siebzehn Uhr schaffe ich es nicht zum verabredeten Treffpunkt bei Route69, um dort den CEO, Dorian Gray zu interviewen. Ich muss mir was einfallen lassen, los Anna - denk nach!

Filthy Smells Of Death

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