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Kapitel III Der Angriff

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Differten. 15.30 MEZ. Sonntag 14.10.

Tag 3

Ich war erschrocken und erleichtert zugleich. Wir stürzten in den Flur und ich sah meinen Bruder. Er sah ziemlich mitgenommen aus. Ich fragte, was vorgefallen war und wo unsere Eltern seien. Er sagte nur:„Gott sei dank bist Du wieder da. Es sind ganz furchtbare Dinge passiert“. Freitags etwa um 20.20 Uhr wären unsere Eltern in sein Zimmer gekommen und hätten darauf bestanden, dass er mit ihnen unten fernsieht. Da er aber lieber für sein Studium lernen wollte, sagte er nein. Aber sie hätten keine Ruhe gegeben und versuchten ihn vor den Fernseher zu zerren. Sie hätten sich dann durch das Haus geprügelt. Es war furchtbar. In dem Gemenge hätte er sie beide mit einer Gipsfigur k.o. schlagen müssen um seine Ruhe zu haben. Es gab keine andere Möglichkeit, sie waren wie Furien. Als er ins Wohnzimmer ging lief der Fernseher. Er sah es nur von der Seite, konnte aber erkennen, dass es kein normales Bild war auch ganz merkwürdige Töne waren zu hören. Dann hat er versucht einen Krankenwagen zu rufen, aber das Telefon war tot. Er rüttelte unsere Mutter wach und wollte wissen, was das soll. Sie hätte einen total abwesenden Eindruck gemacht und nur wirres Zeugs gestammelt. Das hätte Sie ständig wiederholt.

Er hat dann versucht beide ins Auto zu schleppen, um sie ins Krankenhaus zu fahren. Als er durch Saarlouis fuhr, hätte er dort ein einziges Chaos vorgefunden. Polizei und Krankenwagen, Feuerwehr Menschen die kämpften. Er hat dann mehrmals versucht anzuhalten um einen Polizisten zu fragen, was los sei. Er bekam keine Auskunft. Ein Polizist hielt ihn dann an und wollte wissen, wo er hin wollte. Er erzählte von dem seltsamen Verhalten seiner Eltern und dass er sie ins Krankenhaus bringen wolle. Der Polizist nickte nur und meinte, dass alle verrückt geworden seien und auf der Strasse Amok laufen würden. Er wüsste auch nicht, was los sein. Danach fuhr mein Bruder weiter zum Krankenhaus. Dort war sehr viel Betrieb und fragte einen Pfleger ob er ihm helfen könne unsere Eltern ins Krankenhaus zu bringen. Auf dem Weg zum Auto fragte der Pfleger, ob Sie auch verrückt geworden wären und wirres Zeug redeten. Mein Bruder bejahte es. Dann meinte der Pfleger, dass es für ihn den Anschein hätte, als ob jemand LSD ins Trinkwasser gemacht hätte. Als sie ans Auto kamen, waren unsere Eltern wieder bei Bewusstsein und fragten wo sie sind und was passiert war.

Ihr wisst nicht, was passiert ist?“,: fragte mein Bruder erstaunt.

Wo sind wir, warum habe ich Kopfschmerzen?“, stammelte unsere Mutter. „Wir bringen sie erst mal ins Krankenhaus um sie zu untersuchen“:, sagte der Pfleger. Dann sehen wir weiter.

Sie gingen rein und als sie das Gebäude betraten, viel der Strom aus. Es war stockdunkel, die Leute torkelten und tasteten sich ins Freie.

Mein Bruder nahm meine Eltern und wollte zurück zum Auto um wieder nach Hause zu fahren, weg aus diesem Chaos. Er hatte Angst, dass Panik ausbrechen könnte und wollte so schnell wie möglich nach Hause. Überall auf den Strassen waren Menschen, die sich irgendwie unheimlich benahmen. Wie in Trance. Es wurden immer mehr und einige hatten fast nichts an. Alte Männer im Schlafanzug und Pantoffeln, einige Hausfrauen mit Küchenschürze und Männer mit Jogginganzügen.

Diese Prozession von schrägen Vögeln passte in keine Schublade für die sonst üblichen Verdächtigen. Es waren keine Hooligans, keine gestiefelten Telly Savallas Fans oder Freiluftaktivisten Marke Berlin/Kreuzberg. Ganz normale Leute, fast ein perfekter Bevölkerungsdurchschnitt. Mittlerweile war es schon 23.00 Uhr und es schien als würde eine bleierne Last auf allem liegen. Die ungeschickten Bewegungen der Leute verstärkten diesen Eindruck am stärksten. Sie sahen nicht krank aus, aber für ein großangelegtes Projekt des Vereins zur Förderung des Ausdrucktanzes e.V. war es nicht schlecht genug.

Glücklicherweise machte keiner von diesen Leuten irgendwelche Anstalten, die Strasse zu blockieren oder sich für fahrende Autos zu interessieren. Es sah eher so aus als ob die Polizei, die als Fußstreife unterwegs war, nacheinander jeden mit einer Ohrfeige kurieren könnte. Ein skurilles Szenario. Als mein Bruder dann auf die Ausfallstrasse Richtung Autobahn einbog, sah er vor sich viele Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und Polizei. Sie kontrollierten jedes Fahrzeug. Alle Personen mussten aussteigen und sich durchsuchen lassen. Jetzt konnte mein Bruder eine zugedeckte Leiche erkennen. Auf der Decke zeichnete sich ein Blutfleck ab. Einige Polizisten unterhielten sich über Funk über zahlreiche Fälle von Amokläufen und das hier irgendeine Massenpsychose im Gang war. Mein Bruder fragte, was los war und ob Gefahr bestünde.

Der Polizist meinte:„Es sieht aus, als ob alle unter Drogen stünden“. Sie hätten hier einen Mann erschießen müssen, der mit einem Jagdgewehr auf Polizeifahrzeuge gefeuert hatte. Sie hätten jetzt damit angefangen die ganzen Leute mit ein Paar warmen Ohren wieder ansprechbar zu machen. Es könne auch eine Art Hypnose sein. Eine Droge wie LSD käme für ihn nicht in Frage, das wäre unwahrscheinlich, aber keiner wisse genau was da vor sich geht. Dann stiegen sie ins Auto und wollten weiter fahren. Der Polizist meinte noch, sie sollen aufpassen, es können einem ständig welche von denen, vors Auto rennen. Gerade war die letzte Autotür zugeschlagen, da raste ein Kombi auf sie zu. Er kam aus Richtung Ensdorf und fuhr schnurstracks auf den Pulk der Einsatzfahrzeuge zu. Eine Stimme rief über das Megaphon:„Den Wagen aufhalten“. Direkt danach schossen die Beamten was das Zeug hielt, aber es war zu spät. Ein Feuerwehrmann sprang gerade noch zur Seite, dann rammte das Auto mit einem unbeschreiblichen Krach, drei Polizeiautos. Sekundenbruchteile später zerriss eine Explosion den Rest der vier Fahrzeuge. Alle Personen, die sich in der Nähe aufhielten, wurden von der Wucht der Explosion umgeblasen. Überall regnete es brennende Trümmer und die, die ihr Trommelfell noch hatten, hörten nur noch einen monotonen Summton. Die Fensterscheiben des anliegenden Gebäudes waren alle zerstört und teilweise auf den Bürgersteig gestürzt. Der Feuerwehrmann, der sich mit einem Sprung zur Seite den Aufprall erspart hatte, war 20m weit geflogen und hing aufgespießt an einem Verkehrsschild, drei m hoch über dem Boden. Er hatte keine Chance gehabt. Die Polizisten rappelten sich langsam auf und krochen auf allen Vieren von dem Brand weg. Sie bluteten aus den Ohren und Nasen. Zwei blieben liegen und bewegten sich nicht mehr. Die Druckwelle hatte ihre Lungen platzen lassen.

Sogar die Strasse war stark beschädigt. Ein metertiefer Krater klaffte am Fahrbahnrand und der Bürgersteig an dieser Stelle war komplett weg.

Es dauerte mehrere Minuten bis der erste Feuerwehrmann mit dem Löschen der brennenden Trümmer begann. Dann halfen die anderen nacheinander mit. Einer meinte, das der Kombi vollgepackt mit Butangasflaschen oder Schweißgas gewesen sein muss. Mit Diesel allein war so ein Feuerwerk nicht machbar. Um noch mehr Wirkung zu erzielen hat dieser Irre bestimmt noch eine Sauerstoffflasche dazugelegt. Mein Bruder und unsere Eltern waren körperlich unverletzt, nur ihre Ohren waren etwas von der Druckwelle betäubt.

Nur weg hier, schnell weg“, sagte er und startete mit zitternden Händen denn Motor. Die Polizei kümmerte sich auch nicht mehr um ihn, sondern war jetzt mehr mit sich selbst beschäftigt. Mein Bruder dachte nur noch daran, was als nächstes käme. Erst Amokschützen, dann Kombifahrer, die wie Kamikazepiloten im Krieg, den Feind angriffen. Jetzt fehlten nur noch die Tiefflieger, die einen durch ein Weizenfeld jagen oder Leute, die eine mit einer Kettensäge tranchieren wollten.

Als er an dem Krater vorbeifuhr, warf er noch einen Blick hinein und konnte die Reste eines Automotors erkennen. Früher hatte er so etwas nur in den Nachrichten gesehen, wenn die ETA oder die IRA Autobomben bei Terroranschlägen zum Einsatz brachten.

Was ging hier vor – egal. Erstmal weg und schnell raus aus der Stadt.

Unterwegs kamen ihnen immer wieder Polizeiautos entgegen. Sie fuhren alle mit Blaulicht und sehr schnell. Als sie auf die Autobahn fuhren, hatten sie eine ganz gespenstische Aussicht.

Da es keine Elektrizität mehr gab, war das ganze Land dunkel und nur die Lichter der Fahrzeuge erhellten die Nacht.

Man sah blaues Licht, gelbes und weißes, in Berus musste es aussehen, als sei das ganze Saarland jetzt eine einzige Disco in der nur der Ton etwas zu wünschen ließ. Statt Tekknobässen gab es Explosionen und einige Schüsse. Aber mit einem Walkman, etwas Phantasie oder Dope hätte man da bestimmt was machen können.

Leider war der Anlass nicht ganz passend für solche Experimente und es wäre ja auch noch illegal dazu!

Von einem starken Licht geblendet, wurden die Gedanken meines Bruders jäh unterbrochen. Ein Geisterfahrer raste in der Mitte der Autobahn und hatte das Fernlicht an. Er blendete instinktiv auf und lenkte scharf nach rechts auf den Standstreifen. Der Falschfahrer erwischte nur den Außenspiegel und die Heckstoßstange. Starr vor Schreck machte mein Bruder eine Vollbremsung und sah in den Rückspiegel. Plötzlich sah man ein aufflackerndes Licht und dann hörte man eine Explosion. Der Geisterfahrer hatte ein Opfer gefunden und die Autobahn war jetzt unpassierbar geworden. Wir können ihnen nicht mehr helfen. Das hatte keiner überlebt. Sie fuhren vorsichtig weiter, keiner sprach etwas. Sie hatten alle einen Schock und waren leichenblass.

Die nächste Ausfahrt fuhren sie raus. Ein paar Autos kamen ihnen entgegen. Sie fuhren normal und auf der richtigen Spur. In der Ortschaft selbst war es ebenfalls ruhig. Nichts schien hier ungewöhnlich oder gar gefährlich. Es fehlte eben nur das Licht, das war alles

In Differten selbst war es nicht annähernd so ruhig geblieben.

Schon von weitem sah man, das der Himmel über dem Ortseingang hell erleuchtet war. Als sie um die Kurve am Ortsschild kamen wurde schnell klar, was da für die Beleuchtung sorgte.

Die Aral-Tankstelle der Firma Egal stand lichterloh in Flammen. Das Feuer hatte schon auf das Wohnhaus übergegriffen und das Nachbarhaus begann ebenfalls zu brennen. Aus den Öffnungen wo einmal die Zapfsäulen gestanden hatten schossen jetzt 20 m hohe Flammenzungen in den Nachthimmel und es schien, als würde der Diesel mit dem Superbenzin um die Wette tanzen. Es war wohl mehr der Kampf um den Sauerstoff, der das bizarre Feuerspiel verursachte. Das Metallgestänge der Überdachung verbog sich rotglühend und mit entsetzlichem Kreischen. Dann stürzte alles zusammen.

Mein Bruder fuhr soweit es nur ging auf die andere Straßenseite, um nicht selbst ein Opfer der Flammen zu werden. Jetzt hörte man die Martinshörner der Feuerwehrwagen. Sie kamen mit Blaulicht um die Ecke und fuhren an meinem Bruder vorbei. Im Rückspiegel konnte er noch erkennen, dass sie angehalten hatten und die Leute raussprangen.

Aber dieses Feuer war eine Nummer zu groß für sie. Alles was, man jetzt noch machen konnte, war das Übergreifen des Feuers auf andere Häuser zu verhindern und den Brand kontrolliert ausgehen zu lassen.

Mit den Mittel einer Freiwilligen Dorffeuerwehr war da nicht mehr drin.

In der Ortsmitte angekommen, bog mein Bruder in Richtung Post ab und sah dort einige Leute stehen. Er fuhr aber weiter. Er kannte eh fast niemanden aus Differten und dass irgendwas nicht stimmte, wusste er selbst schon. Als er in unsere Strasse einbog waren alle heilfroh, lebend angekommen zu sein. Hier schien auch nichts passiert zu sein, jedenfalls auf den ersten Blick.

Sie hielten vor unserem Haus und wollten gerade hinein gehen, als unsere Nachbarin Christine Hofmann aus ihrem Haus kam und ihnen zurief:„ Wo wart ihr, was ist passiert. Habt ihr Fernsehen gekuckt?“

Meine Mutter lief zu ihr ins Haus und erzählte ihr dort alles. Mein Bruder und mein Vater gingen in unser Haus und tasteten sich durch den Flur. Als sie in der Küche ankamen zündetet mein Vater eine Kerze an und ging dann in den Keller. Er kam mit einer Flasche Bier hoch und wollte sich jetzt betrinken – typisch! Mein Bruder ging in sein Zimmer und zündete dort ebenfalls ein Paar Kerzen an. Gerade als er sie alle angezündet hatte ging das Licht wieder an und das Radio gab ein monotones Rauschen von sich. Er verliess sein Zimmer und ging zu meinem Vater in die Küche. Der rauchte eine Zigarette und trank sein Bier.

Mein Bruder meinte, er würde mal kurz rüber gehen zu den Hofmanns, um zu hören was es gäbe. Mein Vater nickte nur und winkte ab. Er war voll in seinem Element. Mein Bruder verliess das Haus ging zu unseren Nachbarn vis á vis und klingelte dann. Christine öffnete ihm und ließ ihn herein. Sie gingen zusammen in die Küche und dort saßen dann alle beisammen. Die Frauen weinten und die kleinen Kinder kuckten ganz verängstigt drein. Als mein Bruder fragte was los sei, erzählte unsere Mutter, dass der Gerhard ( also der Herr Hofmann) verletzt auf der Couch liege. Er hatte ferngesehen und wäre dann auf einmal aufgesprungen und wie von der Tarantel gebissen herumgesprungen. Er hätte alle geschlagen und sei ganz furchtbar gewesen. Als er seine Frau dann aus der Küche ins Wohnzimmer vor den Fernseher zerren wollte, hätte die ihm das Messer, das sie in der Hand gehalten hatte, in den Oberschenkel gerammt. Im Affekt.

Dann erst hätte er von ihr abgelassen. Sie haben ihn verbunden und hingelegt. Als sie sich wieder beruhigt hatten und die Polizei anrufen wollten, war plötzlich der Strom weg. Sie ging dann aus dem Haus zu ihrer Tochter Christine, die ein paar Meter weiter oberhalb wohnte. Sie klingelte und die Tür öffnete sich kurz darauf. Es war ein Mehrfamilienhaus und ihre Tochter wohnte in der Mansardenwohnung. Schon im Treppenhaus kam ihr Christine entgegen. Sie torkelte etwas unsicher die Treppe hinunter und murmelte nur vor sich hin. Als sich ihre Mutter vor sie stellte, packte sie diese am Arm und zerrte daran. Sie bekam dann eine ordentliche Ohrfeige verpasst und kam dadurch wieder zu sich.

Sie konnte sich aber an nichts erinnern und hatte leichte Kopfschmerzen. Mein Bruder meinte, dass es genauso mit unseren Eltern war. Nachdem er sie geschlagen hatte, waren sie wieder bei sich. Vielleicht waren ein paar Computerhacker in die Sendefrequenz der TV-Sender eingedrungen und hatten ein Hypnosesignal in den Äther geschickt. Aber würden Hacker die Menschen zu Amokläufern umpolen und Menschenleben aufs Spiel setzen? Für einen Teenagerstreich war das schon etwas zu umfangreich und brutal. Aber bei der Jugend von heute. Im 3 Jahrtausend war alles möglich. Frau Hofmann stand noch immer unter Schock, das ganze Blut und alles. Meine Mutter und Christine versuchten sie zu trösten und sprachen ihr gut zu. Sie bräuchte keine Angst haben, kein Richter würde sie deswegen ins Gefängnis schicken und niemand könne ihr etwas vorwerfen. Schließlich war es Notwehr und keine Absicht. „Wie es wohl jetzt in den anderen Orten und Städten zugehen mag?“ fragte mein Bruder in den Raum hinein.

Den Fernseher würde ich nicht anschalten, haben wir den kein Radio hier im Haus?“ Christine stand auf und sagte, dass im Wohnzimmer ein Radio wäre. Sie gingen jetzt alle zusammen ins Wohnzimmer und Christine schaltete das Radio ein.

Sie schalteten sich mitten in eine Berichterstattung die für sie mit folgenden Worten anfing.

„... kam es landesweit zu zahlreichen schweren Zwischenfällen mit Verletzten und Toten. Die Polizei hat noch keinen vollständigen Überblick über die Lage, aber es sieht bisher wie folgt aus.

Allem Anschein nach haben Unbekannte ein Hypnosesignal über das Fernsehen ausgestrahlt. In Folge dessen kam es zu einer noch nicht überschaubaren Anzahl von Amokläufen, Anschlägen, Kamikazeaktionen und Selbstmorden. Überall sind noch immer zahlreiche Personen auf den Strassen, die scheinbar in Trance wandeln und die Orientierung verloren haben. Wenn sie uns jetzt hören, dann befolgen sie bitte folgende Hinweise der Polizei.

Schalten sie auf keinen Fall ihren Fernseher ein. Ziehen sie den Netzstecker aus der Steckdose.

Bewahren sie Ruhe und verlassen sie nicht ihre Wohnung. Es herrscht auf Anordnung der Regierung eine allgemeine Ausgangssperre. Nur Ärzte, Feuerwehr, Polizei und sonstige staatlichen Organe sind davon ausgenommen. Es wird darauf hingewiesen das Plünderer ab sofort erschossen werden und über die Städte Saarbrücken, Saarlouis, Dillingen und Merzig der Ausnahmezustand verhängt worden ist. Beamte von Polizei und BGS werden nach und nach jeden Haushalt aufsuchen und die Vorfälle protokollieren.

Die Notfallnummer 110/112 sind zur Zeit überlastet, bitte haben sie Verständnis. Wenn sie keinen wirklich ernsten Vorfall zu melden haben, rufen sie bitte nicht dort an.

Wenn sie von einer Person angegriffen werden, die in Trance handelt, dann ohrfeigen sie diese bis sie aus der Hypnose erwacht. Wenden sie nur in unmittelbarer Lebensgefahr stärkere Gewalt an. Bisher konnten alle Personen, die unter Hypnose standen, auf diese Wiese kuriert werden.

Alle Angehörigen der Polizei, BGS, THW und Bundeswehr, die momentan nicht im Dienst sind,

werden gebeten sich umgehend zu ihrer Dienststelle zu begeben.

Wenn sie sich alle an diese Anordnungen halten, erleichtern sie den Ordnungskräften die Arbeit und schützen sich damit selbst. Ich höre gerade, dass wir Berichte aus anderen Teilen Deutschlands reinbekommen. Moment –

In Ludwigshafen stehen Teile der BASF Chemiefabrik in Flammen. Aus bisher ungeklärten Gründen brach gegen 21.20 Uhr dort ein Brand im Tanklager aus. Die gesamte Umgebung wird evakuiert und sämtliche Feuerwehrkräfte im Umkreis sind vor Ort im Einsatz.

Am Frankfurter Kreuz hat es eine Massenkarambolage gegeben. Die Strecke Frankfurt. Darmstadt ist komplett gesperrt.

Beim Landeanflug auf den Flughafen Köln-Bonn kam es zu einer Katastrophe als ein PKW auf das Rollfeld fuhr und die Landebahn blockierte. Ein Airbus A320 der Hapag-Lloyd, der im begriff war zu Landen, erfasste das Fahrzeug mit dem Bugrad und durch die darauffolgende Explosion wurde das Flugzeug zerstört. Über die genauen Umstände und die Zahl der Opfer gibt es bisher keine Angaben.

Bundesweit gab es zahlreiche Brände in Polizeirevieren. Ausgelöst wurde dies durch Molotow-Cocktails, die von mutmaßlich Hypnotisierten geworfen wurden. Dadurch entstand erheblicher Sachschaden.

Aus allen Teilen Deutschlands gibt es Meldungen über Amokschützen, die mit verschiedensten Waffen Gewalttaten verübt haben.

Zahlreiche Unfälle auf Autobahnen und Bundesstrassen haben zu erheblichen Behinderungen geführt.

Die Ordnungskräfte sind durch die zahlreichen Fälle hoffnungslos überlastet und werden sogar noch durch Selbstmordanschläge gefährdet.

Berlin. Die Einfahrt des Bundesministeriums für Verteidigung wurde von einem LKW gerammt, der Flüssiggas geladen hatte. Es entstand erheblicher Sachschaden. Es wird mit zahlreichen Opfern gerechnet. Die Löscharbeiten sind noch im Gang und schon jetzt zeichnet sich ein Bild verheerender Verwüstung ab. Im Umkreis von 200 Metern entstanden schwere Schäden..

München ...

Das ist ja schrecklich“,: sagte mein Bruder. „Das ganze Land spielt verrückt. Hoffentlich beruhigt sich die Lage schnell wieder. Lass uns bitte wieder in unser Haus gehen Mutter. Vater hat schon angefangen zu trinken und ich glaube, wir sollten ihn im Auge behalten. Vielleicht hat sich die Lage bis morgen wieder normalisiert. Ich ..“

Ja“,: sagte meine Mutter wir gehen jetzt besser. Wenn morgen die Polizei kommt sagen wir ihnen alles und bis dahin bleiben wir Zuhause. Jetzt wo die Strassen voller Verrückter sind, ist man da am besten aufgehoben. Sie ließ die Hand von Frau Hofmann los, die sie die ganze Zeit gehalten hatte. „Wenn ihr etwas braucht, sagt Bescheid“. Mit diesen Worten gingen mein Bruder und unsere Mutter. Als sie wieder in unserem Haus waren brannte kein Licht mehr. Vater war ins Bett gegangen und die zwei machten jetzt das gleiche. Aber mein Bruder schlief nur schlecht ein. Bei jedem Geräusch zuckte er zusammen. Sekunden wurden zu Minuten. Minuten zu Stunden. Er wollte nur dass die Sonne aufgeht und die angstverbreitende Dunkelheit verschwinden würde. Irgendwann fielen ihm aber dann auch die Augen zu. Am nächsten morgen wachte er gegen 11.45 Uhr auf und ging ins Bad. Er duschte und putzte sich die Zähne. Als er das Badezimmer verließ, lief unsere Mutter ihm fast in die Arme. Sie war gerade aus dem Vorratsraum gekommen und hatte einen Korb mit Kartoffeln und Salat dabei.

Morgen mein Schatz“:, sagte sie. „Ich mache Putenschnitzel mit Pommes frites und Salat. Hast du schon Hunger oder soll ich noch warten“.

Mach nur“:, sagte er. „Bis du fertig bist, habe ich richtig Hunger. Hast du meinen Bruder eigentlich schon angerufen oder soll ich das jetzt machen“.

Ich habe versucht ihn über sein Handy anzurufen, aber er hat wohl kein Netz. Du kannst es später noch mal versuchen“.

Ist noch irgendwas passiert“:, fragte er dann, „ich meine sonst so“.

Nee, im Radio heißt es, dass sich die Lage beruhigt habe und das es weltweit zu solchen Vorfällen kam. Aber wer oder was dahinter steckt wissen sie noch nicht.

Wenn bis morgen Abend nichts weiter passiert, wird die Ausgangssperre wieder aufgehoben, haben sie gesagt“.

Gott sei Dank“:, stöhnte mein Bruder.

Ihm war sonst schon jede Störung seiner Ruhe ein Ärgernis. Diese „ganze Scheiße“ konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen.

Er ging mit Mutter die Treppe hoch und ging in die Küche. Er begrüßte Vater und ging als erstes an den Kühlschrank um einen Schokoriegel zu essen. Neben Trinkjoghurt sein zweites Grundnahrungsmittel.

Unser Vater raunte irgendwas von wegen:„ Gibt gleich warm. Zieh dich lieber mal an“. Dann erzählte er, dass er im Dorf war und sich die Tankstelle ansehen hat. Sie sei komplett abgebrannt inkl. Werkstatt, Wohnhaus und Nachbarhaus. „Es steht nur noch der Kamin und sonst nix“.

Die Strasse sei aber schon wieder passierbar. Mein Bruder meinte dann, es gäbe ein Ausgangsverbot und man dürfe das Haus nicht verlassen.

Keine Sorge, die Polizei ist froh wenn man sie selbst in Ruhe lässt. Im Radio wurde heute morgen gemeldet, es hätte Hunderte Anschläge auf Polizeifahrzeuge und Gebäude gegeben. Wie in Saarlouis. Es scheint als wären systematisch Polizei und Verkehrsanlagen zerstört worden.

Die BASF sei teilweise abgebrannt und sie würden immer noch löschen. Das Ministerium für Verteidigung in Berlin ist fast vollständig im Arsch. Es sind aber nur ein Paar Wachleute umgekommen. War ja Wochenende, da joggt der Minister.

In Frankfurt und Berlin hätte die Polizei ein paar Plünderer erschossen und es müssen mehrere Flugzeuge abgestürzt sein. Aber wie viele und wo haben sie nicht gesagt.

Die Bundeswehr ist ausgerückt und sichert jetzt alle Kraftwerke, Raffinerien und sonstigen wichtigen Anlagen. Dazu der BGS und was noch von der Polizei übrig ist. Die müssen viele Tote zu beklagen haben. In Rotterdam soll eine Raffinerie total abgebrannt sein.. Überall in Europa wären solche Anschläge verübt worden. In allen Metropolen wurde das Kriegsrecht ausgerufen um die öffentliche Ordnung wieder herzustellen. Für 13.00 Uhr ist eine Ansprache von Schröder angesagt. Vielleicht erzählt der uns wie das alles passieren konnte

Was ist mit den USA? Was ist drüben passiert?“

Darüber erfährt man nichts. Aber bestimmt hatten die auch Probleme“.

Mein Bruder nickte und ging dann in sein Zimmer. Er dachte an seinen letzten Urlaub in New York. Ob die Wolkenkratzer noch alle stehen. Einen Anschlag wie damals im World Trade Center könnte verheerende Schäden anrichten. Wenn man noch bedenkt, wie viele Waffen dort im Umlauf sind – praktisch das ganze Land ist bis an die Zähne bewaffnet. Nicht wie hier in Deutschland. Dort gab es automatische Waffen, Pump-Guns und was das Herz sonst noch so begehrt. Dazu jede Menge Fernsehgeräte mit unzähligen TV-Junkies davor, selbst ohne Hypnosesignale war dieses Land ein Pulverfass.

Er zog sich an und ging wieder nach unten in die Küche um zu Mittag zu essen. Aber in Gedanken war er schon bei der Ansprache von Gerhard Schröder. Er stellte sich zu unserer Mutter an den Herd

Hat sich die Hofmann noch mal gemeldet?“: fragte er sie behutsam. Michael wusste wie sehr sich unsere Mutter emotional in so etwas hineinsteigern konnte.

Bisher nicht, ich gehe heute Nachmittag mal rüber, sie hat noch die Enkelkinder am Hals und ist bestimmt froh für etwas Hilfe“.

Gute Idee....ich decke schon mal den Tisch“:, sagte Michael.

Er tat dies ohne etwas zu sagen. Vater löste sein Kreuzworträtsel und machte den gleichen Gesichtsausdruck wie immer. Für ihn war es zwar lästig, dass der Fernseher kaputt war, aber ansonsten hatte er bisher kaum Einschränkungen gehabt. Die Nachrichten klangen zwar nicht erfreulich, aber ihm war nicht viel passiert. Um mich machte er sich keine Sorgen. Er wusste, dass ich mir zu helfen wusste und heil nach Hause kommen würde. Viel nervöser machte alle die Sorge um die ganz alltäglichen Dinge wie Strom, Wasser oder eben die Unterhaltung durch das Fernsehen. Mein Bruder dachte an seine Vorlesungen am Montag, meine Mutter an ihre Arbeitstelle und wann der Supermarkt wieder aufmacht, die Milch war alle. Mein Vater wollte heute eigentlich nach Luxemburg fahren um dort das Auto voll zutanken und Zigaretten zu kaufen. An einen Krieg und den Kampf um das nackte Überleben dachte keiner von ihnen.

So ist fertig“,: rief meine Mutter. „Ihr könnt euch holen, was ihr wollt“. Jeder nahm sich seine Portion und alle aßen und warteten nebenbei auf die Ansprache um 13.00 Uhr. Als alle mit dem essen fertig waren, stand der Zeiger auf 12.40 Uhr. Ganz gemächlich räumte jeder seien Teller in die Spüle und Mutter kümmerte sich direkt um den Abwasch. Michael ging sich die Zähne putzen und Horst, mein Vater rauchte erst einmal eine von seinen Ducal, aus Luxemburg. Für ihn ging es nicht um Leben und Tod, er war ja quasi als Kettenraucher auf die Welt gekommen und die Aliens waren eigentlich seine einzige Rettung damit aufzuhören.

Da das Radio sowieso lief, schaute keiner auf die Uhr und zählte die Minuten. Irgendwann kurz vor 13.00 Uhr sagte der Nachrichtensprecher, dass nun, wie angekündigt, die Rede des Kanzlers an die Nation käme.

Sie begann mit folgenden Worten:

Liebe Mitbürger, liebe Deutsche,

wenn ich heute zu ihnen spreche, dann tue ich das nicht nur als das Staatsoberhaupt zu dem sie mich gewählt haben, sondern auch als einer von ihnen, als Deutscher, als Mitmensch.

Die dramatischen Ereignisse der letzen 18 Stunden können mit Worten nur schwer beschrieben werden.

Was wir bisher aber definitiv wissen ist so ungeheuerlich, dass man ohne zu übertreiben von den schwersten Unruhen seit Menschengedenken reden kann. Weltweit kam es zu Anschlägen, deren Hintergrund völlig unklar ist. Es wurden Brände gelegt und die Öffentliche Ordnung massiv gestört. Allerorten auf Polizisten geschossen und diese verletzt.

Es würde Stunden dauern um alle Einzelheiten aufzuzählen, aber was viel wichtiger ist, liebe Mitbürger, dass wir die Lage wieder im Griff haben. Seit heute morgen um 7.00 Uhr hat sich kein Anschlag mehr ereignet. Es wurde nur ganz sporadisch geplündert und die Menschen haben in der Zeit der Not und der Wirren die Ruhe und Ordnung gewahrt, wie es sich für gute Staatsbürger gehört. Trotz alledem wird es teilweise Wochen, wenn nicht Monate dauern, die Schäden zu beheben. Hierfür werden wir selbstverständlich alle nur erdenklichen Hilfsmaßnahem und Wiederaufbauerleichterungen gewähren. Natürlich unbürokratisch und für jedermann nachzuvollziehen.

Kommen wir nun zu den Ursachen für das ganze Chaos.

Liebe Mitbürger, ich muss leider eingestehen, dass wir bisher über die genauen Zusammenhänge keine definitiven Aussagen machen können.

Wir wissen lediglich, dass ein Hypnosesignal über die Frequenzen der Fernsehsender ausgestrahlt wurde. Das hat dazu geführt, dass einige Leute durchgedreht sind und dann die schrecklichen Taten, von denen ich eben berichtet habe, begingen. Über den oder die Drahtzieher dieser Aktion können wir derzeit keine Angaben machen. Es gibt kein Bekennerschreiben und uns ist auch keine Terrorgruppe bekannt, die das nötige Wissen und die Mittel hätte um diesen Plan in die Tat umzusetzen. Wir können aber den Zeitpunkt angeben wann das ganze anfing. Der erste Vorfall ereignete sich unseres Wissens nach um Punkt 20.00 Uhr MEZ. Von Warschau bis Paris wurden gleichzeitig alle Kanäle mit dem Hypnosesignal überlagert.

Für weitere Angaben ist der Stand der Ermittlungen leider noch unzureichend. Aber unsere Experten arbeiten fieberhaft mit denen unserer Verbündeten und Freunde zusammen, um das Rätsel zu lösen.

Ab Montag morgen 5.00 Uhr ist die Ausgangssperre wieder aufgehoben. Bitte haben sie Verständnis dafür, dass die Polizei jeden zu den Vorfällen befragen wird. Bis auf weiteres werden die Einheiten der Bundeswehr noch in Alarmbereitschaft verbleiben und die bezogenen Stellungen noch weiter ausbauen. Wenn wir auch davon ausgehen, dass die Gefahr gebannt ist, so wollen wir doch kein Risiko eingehen. Aus diesem Grund wird kein Fernsehprogramm mehr ausgestrahlt.

Ich bitte hierfür um Verständnis. Erleichtern sie den Beamten die Arbeit und bewahren sie weiterhin Ruhe. Gehen sie am Montag wie gewohnt zur Arbeit und tätigen sie jetzt keine Hamsterkäufe.

Die Regierung hat alles unter Kontrolle und die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln ist gesichert. Wir haben ausreichend Vorräte an Nahrung und Kraftstoff.

Vielen Dank ihr Gerhardt Schröder“.

Na Gott sei Dank. Wenn das stimmt haben wir es ja gepackt“,: sagte mein Vater. Als meine Mutter den Abwasch fertig hatte sagte sie, dass sie zu den Hofmanns gehen wolle. Mein Vater meinte nur er würde nachher mal nach Friedrichweiler fahren um dort nach seiner Tante zu sehen. Sie wohnte im Nachbarort und jetzt wo sich alles wieder beruhigte, schien es auch nicht riskant. Mein Bruder ging nach oben und arbeitete sich durch seine Bücher durch.

Da Differten wirklich ein kleiner Ort war, der einsam und abgelegen im Bisttal lag, war es hier relativ ruhig geblieben. Aber Samstag Mittag um 16.00 Uhr war das Radio wieder stumm und die Glotze sowieso.

Von den Geschehnissen anderswo bemerkte man hier nichts. Meine Eltern waren eine Stunde, bevor wir in Differten angekommen waren, nach Friedrichweiler gefahren, um dort nach unseren Verwandten zu schauen. Mein Bruder war bei den Hofmanns und als er uns kommen sah, war er dann rüber gekommen. Wir erzählten ihm unsere Story und er wurde dann genau so blass wie wir. Das war ja wohl der Hammer. Meine Knie waren etwas weich geworden und ich schwitze.

Ich war einfach ohne richtiges Konzept. Ich war ein Kind der Zivilisation, unsere Ausflüge „zurück in die Scheiße – aus der wir alle gekommen waren “, waren wirklich nur Spaß.

Ich hatte Bücher von Rüdiger Nehberg gelesen, war sportlich und nicht dumm. Aber das war etwas anderes. Keine Situation, die ich bisher durchlebt hatte war mit dem zu vergleichen. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Klaus rauchte hektisch eine Zigarette und ich war auch versucht mir eine anzustecken. Ich hatte nach 299 unrühmlichen Versuchen endlich meine Nikotinsucht unter Kontrolle gebracht Aber fragen sie mal einen Raucher warum er nicht aufhören kann. Er wird ihnen erklären: Er könne zwar aufhören – wolle es aber gar nicht. Das ist die lächerlichste von allen Ausreden. Ein gutes Beispiel zum Thema „Selbstbetrug“. Dann folgt: Er wäre schon so lange Raucher – es wäre eh egal. Das dachte ich auch einmal. Aber mir war es irgendwann nicht mehr egal : ständig zu Husten, morgens ins Waschbecken zu rotzen und zu wissen was mit dem Begriff „Kondensat“ gemeint war. Aber alle Vernunft und jeder Gute Vorsatz ist schnell vergessen, wenn man unter Stress steht und in der Nähe eines potentiellen Schnorropfers ist.

Ich versuchte mich zu konzentrieren – wie sollte es jetzt weiter gehen. Die anderen waren noch nervöser als ich und ich konnte es ihnen nachfühlen. Klaus und Tom wohnten in Saarlouis, Volker in Völklingen und Stephen in einem Dorf in der Nähe von Saarburg. Von uns allen war Volker der Älteste. Er war verheiratet und hatte 2 Kinder. Er hatte die ganze Zeit zugehört ohne auch nur ein Wort zu sagen. Jetzt wurde es langsam dunkel und damit auch kälter. Er sagte dann diesen Satz zu uns:„ Ich muss jetzt wohl fahren – macht es gut. Es wird schon nicht so schlimm werden“.

Ich meinte, er sei wohl arg optimistisch und fragte, ob er das da eben ernst gemeint hätte. Er schaute mich etwas verdutzt an und raunte:

Ich fahre jetzt nach Hause zu meiner Familie – was dagegen?“.

Dann ging er zu seinem Wagen und fuhr los. Es hätte keinen Sinn gemacht ihm das auszureden. Er musste in der Tat zu seiner Frau und seinen Kindern. Ob die Strassen passierbar waren oder nicht spielte da keine Rolle. Wir haben ihn nie mehr wieder gesehen.

Wir anderen 5 waren ziemlich deprimiert. Ich wollte mich eigentlich in die Badewanne legen und mir abends noch etwas zu schnabulieren rein fahren. Dazu noch ein Radler und dann vor die Glotze oder was lesen. Je nachdem. Aber das konnte ich jetzt wohl abhaken. Wir gingen alle wieder in die Küche und fingen an zu debattieren: Wie es jetzt weiter gehen sollte und überhaupt.

Tom, Klaus und Stephen wollten natürlich auch nach Hause, aber sie wussten, dass es nicht ging. Ich hatte nur noch für etwa 100 km Sprit im Tank und ohne Strom funktioniert keine Zapfsäule. Ausserdem waren wir eben erst vor so einem Ding abgehauen. Da ist es unlogisch ihm jetzt, wo wir wissen, was gelaufen war, hinterher zufahren.

Ich sagte also folgendes zu meinen Freunden:

Für mich ist der Fall klar. Wir werden von einer, wahrscheinlich außerirdischen Macht attackiert. Unsere Streitkräfte wehren sich zwar, aber deren Erfolg ist doch wohl leider sehr fraglich. Die Frage ist nur wann der Widerstand zusammenbricht – und ob wir darauf warten wollen“. Während ich das sagte, ging ich an den Wasserhahn und drehte ihn auf.

Es lief wie immer hinaus.

O.K. sagte ich:„Wasser geht noch. Strom und Telefon sind tot.

Ich schlage vor wir waschen uns jetzt gründlich, reinigen und ordnen die Ausrüstung. Dann nehmen wir alles mit, was wir tragen und gebrauchen können und gehen da hin, wo wir hergekommen sind.- in die freie Natur“.

Da wir eh Survivalfreaks waren, lag das für mich am nächsten. Wenn sich die Dinge wider Erwarten beruhigen sollten – würden wir halt wieder zurück gehen. Ansonsten blieb uns nur übrig zu improvisieren. Die anderen teilten meine Meinung. Nur mein Bruder war zögerlich. Er dachte an unsere Eltern, sie würden uns suchen bei ihrer Rückkehr.

Ich entgegnete ihm:„ Wir können morgen früh wieder hierher kommen und nachsehen, ob sie hier sind. Ich werde ihnen einen Zettel schreiben, dass wir morgen früh um 11.00 Uhr wieder da sind“.

Falls es hart auf hart kämme, würde ich sie sowieso zurücklassen müssen. Sie waren beide alt und schwach. Alleine ihre Anwesenheit minimierte unsere Erfolgsaussichten in der Wildnis zu überleben.

Das war eine einfache Rechnung. Eine Person braucht pro Tag min. 2000 – 3000 Kalorien. Im Winter 1000 Kalorien extra.

Das ganze mal 2 ergibt zwischen 4000 – 8000 Kalorien. Weder mein Vater noch meine Mutter wären in der Lage sich selbst auch nur Ansatzweise zu versorgen. Für Tom und meinen Bruder galt im Prinzip das gleiche. Aber sie waren beide noch jung und relativ gesund. Sie verdienten eine Chance.

Wir gingen also alle der Reihe nach zum Duschen und da wir 2 Badewannen und 2 Duschen hatten waren wir auch schnell fertig. Da das Wasser eiskalt war, beeilten wir uns noch mehr als wir eigentlich wollten. Jetzt waren wir statt dreckig und hungrig nur noch hungrig.

Aber ohne Strom konnten wir uns nichts machen.

Klaus fragte mich, ob ich noch ein Paar Socken für ihn hätte. Tom und Stephen zogen direkt nach. Ich ging in mein Zimmer und nahm drei Paar Socken und Unterhosen mit. Ich gab sie ihnen und ging dann hinten aus dem Haus in den Garten. Dort standen die Wasserkanister, die ich mir einmal besorgt hatte um Wasser für meinen Gartenteich zu holen. Ich rief die anderen zu mir und sagte, dass sie die Kanister ausspülen und dann mit Wasser füllen sollten. Ich würde derweil was zu futtern auftreiben.

Im Keller, wo sich unser Vorratsraum befand, gab es alles mögliche. Reis, Zucker, Mehl, Konserven, Rosinen, Kartoffeln ein Paar Tomaten etwas Obst und jede Menge Fertiggerichte. Auch sonst war kaum noch etwas da. 3 Bananen, 4 Äpfel und ein Netz Mandarinen, das war alles, was wir zum essen hatten. Alles andere musste man erhitzen.

Ich nahm die Sachen und ging wieder hoch.. Im Kühlschrank, der allmählich abtaute, war noch ein Schnitzel, etwas Wurst, 2 Joghurt und Kaffeesahne. Milch war alle und der Käse abgelaufen. Toll.

Ich nahm alles raus und legte es auf den Tisch. Dazu stellte ich noch den Rest Brot, die Butter und 5 Teller. Als meine Kumpels sahen was es zum Abendbrot geben sollte, waren sie etwas enttäuscht.

Uns knurrte der Magen und normalerweise hätte ich das alles alleine gegessen. So setzten wir uns also hin und verspeisten unser Mahl.

Stephen wollte wissen, wie es jetzt weiter gehen sollte und was denn sonst noch da wäre. Ich erzählte es ihnen. Langsam wurde es dunkel im Raum. Es war mittlerweile 17.45 Uhr und die Temperatur war auch gefallen.

Auf die Frage, wie es weiter gehen sollte, meinte ich: „Wir waschen und reinigen jetzt unsere Sachen, so gut es eben geht. Dann packen wir das brauchbare Essen die Survival-Ausrüstung und 3 Garnituren Unterwäsche, ein Paar Handtücher und Toilettenartikel ein. Laden alles ins Auto mit dem Wasser und sehen zu, dass wir hier verduften“ . Als wir fertig waren mit essen ging es los.

Jeder kümmerte sich ums sein Zeug und ich besorgte die Sachen die fehlten. Ich hatte 4 Zahnbürsten und 3 Tuben Zahncreme. 5 Rollen Toilettenpapier. 10 Waschlappen, 10 Handtücher. 3 x 0,5 l Flüssigseife 15 Unterhosen Kurz und Lang gemischt. 15 T-Shirts aller möglichen Art und Weise und 15 Paar Socken.

Außer meinem Bruder hatten alle eine ,mehr oder weniger, perfekte Survival-Ausrüstung am Mann und auch schon Erfahrung was das „Übernachten“ im Freien anging. Ich war aber der einzige, der eine militärische Ausbildung absolviert hatte.

Was die Kleidung anging waren wir alle in Flecktarn gehüllt. Jeder hatte Stiefel an und auch sonst waren wir recht militant unterwegs. Für unser Vorhaben also bestens ausgerüstet. Ich hatte aber noch ein Paar Schmankerl in meinem Zimmer. Einige Bücher über Survival, eine professionelle Armbrust und ein Nachtsichtgerät. Im Keller hatte ich ein Paar Zweimann Zelte und auch etwas Alu-Kochgeschirr samt Besteck. Als wir alles verladen hatten ging es los. Wir hatten die Rolläden runter gelassen und auch sonst alles abgeschlossen. Ich klebte noch eine Notiz für meine Eltern an die Tür und stieg dann ins Auto. Klaus und Michael waren bei mir im Auto, Tom fuhr mir Stephen. Das Gebiet das ich ausgesucht hatte war das Naturschutzgebiet das hinter unseren Dorf lag. Es umfasste mehrere km2 und bot alles was man brauchte. Mehrere Weiher, Bäche und viel Wald. Dazwischen Wiesen, Felder, Sümpfe. Für 5 Personen gab es hier genug zu Essen. Ansonsten konnte man nach allen Seiten kleine Erkundungsvorstöße unternehmen.

Ich hatte als Kind dort viel Zeit verbracht und kannte mich gut aus. Als ich älter wurde, lief ich auf den Waldwegen oder radelte mit dem Mountainbike um meine Ausdauer zu erhöhen.

Wo genau wir jetzt biwakieren sollten, wusste ich in diesem Moment noch nicht. Es war schon dunkel und mehr als ein Notquartier konnten wir nicht mehr aufbauen.

Aber ich hatte ein gutes Gefühl im Bauch. Irgendwie war ich voll in meinem Element und freute mich regelrecht auf das Abenteuer, das sich da abzeichnete.

Tri Wars

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