Читать книгу Commandant Amédé räumt auf - Es beginnt - Stephane Rambicourt - Страница 3

Amédé

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„Oh lálá, Freitag, der 13.“, brummte Amédé in seinen Bart, als er nach einer langen und turbulenten Nachtschicht erwachte, „hoffentlich wird das heute nicht wieder so eine verrückte Nacht, wie die vergangene oder beim letzten Freitag, dem 13.“

Amédé Ricard, ein Polizist aus Leidenschaft, knapp über 41 Jahre alt, typischer Südfranzose, mittelgroß, dunkelbraune Haare, sonnenverwöhnter dunkler Hautfarbe und schon seit 5 Jahren mit Florentine Vallmer glücklich verlobt und seit 7 Jahren ein Paar, lebt, wie er immer lachend erklärte, im Paradies, in seinem Paradies.

Dieses Paradies ist die kleine südfranzösische Stadt Cogolin, die mit den Bezirken Marine de Cogolin und Port Cogolin direkt am Golf von Saint Tropez liegt und über wunderschöne Sandstrände und Hafenanlagen verfügt. Die eigentliche Stadt Cogolin, mit ihren knapp 11.000 Einwohnern, ist etwa 6 Kilometer vom Meer entfernt, im Landesinneren.

In der romantischen Innenstadt mit ihren engen Gassen kann man, wie Amédé immer wieder betont und freudestrahlend erzählt, noch immer das ursprüngliche Südfrankreich, das Midi, genießen. Man könnte glauben, hier gehen die Uhren langsamer.

Der Touristenrummel und die oft 14 Kilometer langen Autostaus entlang der N 98 von Sainte Maxime bis nach Saint Tropez führen weitläufig an Cogolin vorbei, so dass das gemächliche ruhige Leben der Cogolinois nicht gestört oder beeinträchtigt wird. Aber es kommen immer mehr Touristen in die Stadt und die erliegen schnell dem Zauber, den der Ort und seine Einwohner ausstrahlen.

Amédé liebte die wunderschönen Straßencafés, die Bäckereien mit den herrlichen Leckereien, die ihre Waren auch noch immer selbst herstellen, die Entspanntheit und Ruhe der Innenstadt. Aber am liebsten waren ihm die Menschen, die Cogolinois.

Seine über alles geliebte Florentine war ihm allerdings die allerliebste von allen und natürlich eine hervorragende Bäckerin.

Er liebte das Aroma das immer über der Stadt lag und nach Lavendel, Thymian, Rosmarin oder Basilikum duftete. Aber auch der Geruch von Pfeifenrauch oder das typische und unverwechselbare Aroma der schwarzen Gauloises-Zigaretten, die die Lebensart der Cogolinois ausstrahlten, gaben ihm ein anheimelndes Gefühl.

Amédé machte es glücklich, wenn er durch die Stadt gehen konnte, sich mit den Cogolinois unterhielt, dabei immer die neusten Neuigkeiten erfuhr oder die Maschinen der Pfeifenmanufaktur Pipes de Cogolin, die die berühmten Bruyére-Tabakpfeifen herstellt, hörte und den würzigen Duft der gerade verarbeiteten Korkeiche einatmete. Oder auch wenn er am Place Victor-Hugo vorbeikam und mit den Boule spielenden Männern ein kleines erfrischendes Glas Pastis trank und sich mit ihnen über die neusten Gerüchte, aber auch über Gott und die Welt unterhalten konnte, machte ihn das froh und zufrieden.

Für Amédé stand fest, nirgends auf der Welt konnte es schöner sein, als hier in Cogolin, in seinem Paradies.

Ein leichter Schauder befiel ihn allerdings, wenn er an die bevorstehende Tourismussaison dachte; wenn sich tausende von Autos über die N 98 Zentimeter um Zentimeter von Sainte Maxime in Richtung Saint Tropez schoben. Nicht die Dauerstaus oder die Touristen verursachten diese Abscheu in ihm, sondern die Gauner und Verbrecher, die durch den Tourismus angezogen wurden wie die Maden vom Speck, oder auch die häufig verrücktspielenden Sprösslinge der Reichen und Prominenten aus der ganzen Welt, die meinten sich aufführen zu müssen wie Graf Rotz.

Sein Präfekt in Toulon, Serge Gabin, hatte ihm endlich versprochen für die neue Tourismussaison Verstärkung zu schicken.

Amédé war nämlich seit 3 Jahren Chef des Polizeireviers der Police Nationale in Cogolin und hatte insgesamt rund 30 Kollegen unter seinem Befehl. Er durfte sich sogar Oberkommissar und Commandant nennen, worauf er auch sehr stolz war.

Seine Polizeilaufbahn verlief bisher wie im Bilderbuch, er wurde jüngster Revierchef ganz Frankreichs, und er wusste, dass sein Vater und auch sein Großvater, die auch in Cogolin sehr beliebte Polizisten waren, ebenfalls sehr stolz auf ihn gewesen wären, wenn sie noch leben würden.

Er ließ es sich aber nicht nehmen, wann immer es ihm möglich war, selbst raus zu gehen und Streife zu laufen.

Um immer nah und direkt am Geschehen und bei seinen Mitarbeitern und Freunden sein zu können, hatte er sich sogar in den Schichtdienst einteilen lassen.

Heute ist er nach seiner Nachtschicht, die um 6 Uhr am Morgen geendet hatte, bereits um 12 Uhr wieder aufgewacht, unter die Dusche gegangen und hat eine Kleinigkeit gegessen.

Anschließend machte er sich auf den Weg in die Bäckerei „Boulangerie Vallmer“ zu seiner Verlobten und heiß geliebten Bäckerin Florentine Vallmer.

Florentine Vallmer war nur 3 Jahre jünger als Amédé und eine bildhübsche Frau, schulterlange dunkelbraune Haare, braune Augen und die Figur eines Models. Ihren Eltern gehört die Boulangerie Vallmer, die bereits in der 5. Generation im Familienbesitz ist und sie ist Bäckerin aus Berufung, wie ihr Vater, nicht nur von Beruf und hatte bereits im Alter von 25 Jahren die Meisterprüfung an der Fachschule in Marseille abgelegt. Amédé und Florentine hatten sich vor knapp 7 Jahren auch in der Bäckerei kennen und lieben gelernt.

Gemeinsam mit ihrem Vater Henri ist Florentine für die Herstellung ihrer Tarte Tropezienne berühmt, die in keiner anderen Bäckerei oder Patisserie im weiten Umkreis so wundervoll schmeckt und deshalb auch der Verkaufsschlager der Boulangerie Vallmer ist. Viele Kunden nahmen dabei zum Teil sehr weite Anfahrten in Kauf, nur um diese Tarte Tropezienne kaufen zu können. Die Boulangerie Vallmer war, wie Bürgermeister René Jobert immer wieder betonte, genau so ein Wahrzeichen für die Stadt, wie das Raimu-Museum, die Bruyére-Tabakpfeifen oder die Kirche, Saint Sauveur, aus dem 16. Jahrhundert.

In der Bäckerei der Vallmer’s angekommen, wurde Amédé freudig von Florentine begrüßt. Er nahm Florentine in den Arm und küsste sie innig. Ob Kunden im Laden waren oder nicht, war ihm dabei völlig egal.

„Hey, ihr Zwei. Das solltet ihr besser zu Hause oder von mir aus hinten in der Backstube machen. Aber nicht hier im Laden“, lachte Florentines Mutter Marie, eine kleine, herzensgute, dickliche Südfranzösin und 63 Jahre alt, herzhaft.

„Da ist aber Papa und die Gesellen und hier ist gerade niemand“, entschuldigte sich Florentine lachend.

„Hey, bin ich niemand?“ foppte Marie Vallmer ihre Tochter.

„Natürlich, bist du jemand. Jemand ganz, ganz wichtiges“, lachte Amédé.

Während Marie ihr Backblech mit Brötchen, das sie mitgebracht hatte, einräumte, fragte sie plötzlich:

„Monsieur Commissaire, wann habt ihr beiden eigentlich mal endlich vor zu heiraten? Du bist 41 und Flo ist 38. Wenn ihr mich fragt, wird es jetzt mal langsam Zeit!“

„Aber Mama“, beschwichtigte Florentine verlegen ihre Mutter.

„Nix da, aber Mama. Dein Flic muss endlich mal den Arsch in der Hose haben und bei deinem Vater, wie es sich gehört, um deine Hand anhalten und dann wird der Hochzeitstermin festgelegt. Wann ist mir egal, aber jetzt reicht es mit der Verlobungszeit“, erklärte Marie Vallmer bestimmend.

„Aber Mama“, sagte Florentine wieder, die sich jedoch auch nichts sehnlicher wünschte, als endlich mit Amédé verheiratet zu sein, ihn aber auch nicht unter Druck setzen wollte.

„Nein, mein Schatz. Mama Marie hat schon Recht und das mache ich auch jetzt sofort. Ist Henri in der Backstube?“ fragte Amédé überlegend.

„Natürlich, Monsieur Le Flic de la Méditerranée. Geh nur rein“, lachte jetzt Marie herzhaft.

Auch Amédé musste jetzt auch herzhaft lachen, weil er den Spitznamen „Flic de la Méditerranée“ schon so oft in der Stadt gehört hatte und nun endlich wusste, dass er damit gemeint war.

Lachend ging er zu Florentines Vater, knapp 65 Jahre alt, einem kleinen, eher ruhigen, sehr korpulenten Südfranzosen, mit sehr kurz geschnittenen Haaren und einem typischen Schnauzbart, in die Backstube.

„Hallo Henri, wie geht es dir?“ fragte er immer noch lachend.

„Danke gut. Was ist denn so lustig?“ erkundigte sich Henri.

„Hab gerade herausgefunden, wer le Flic de la Méditerranée ist“, grinste Amédé.

„Hast du das nicht gewusst? Das wissen doch alle in Cogolin und Umgebung“, lächelte Henri.

„Nicht alle. Ich hab es gerade erst mitbekommen. Aber es ist eine Ehre für mich, diesen Spitznamen zu tragen. Henri, hast du einen Moment Zeit für mich? Ich muss dich dringend etwas sehr, sehr wichtiges fragen“, erwiderte Amédé.

„Klar, schieß los, was gibt’s? Probleme?“ erkundigte sich Henri Vallmer.

Amédé holte tief Luft und überlegte kurz wie er beginnen sollte.

„Gut, Henri. Florentine und ich, wir sind jetzt schon 5 Jahre verlobt, seit 7 Jahren ein Paar und da wird es doch endlich Zeit aus Florentine Vallmer, Frau Florentine Ricard zu machen. Ich bitte dich deshalb hiermit, ganz offiziell und von Herzen, um die wunderschöne Hand deiner wundervollen Tochter Florentine“, erklärte Amédé ernst.

„Du willst also meine Tochter Florentine heiraten! Habe ich das gerade richtig verstanden? Als ihr euch vor 5 Jahren verlobt habt, hattest du es nicht für nötig gehalten mich um Erlaubnis zu fragen, aber gut und vergessen“ erwiderte Henri lächelnd, während Amédé heftig und aufgeregt nickte, „also zum Geschäft, ich bin ja Geschäftsmann, was bietest du mir? Ich denke so an 30 Kamele, 50 Schafe. Na was meinst du? Das sollte dir meine wunderschöne und kluge Tochter doch wert sein. Kriegst du das hin? Oder hast du gedacht, du bekommst sie umsonst? Okay, 40 Schafe wären auch in Ordnung.“

Amédé stand jetzt völlig perplex und sprachlos vor Henri und fragte sich, ob der das jetzt wirklich ernst meinte, aber auch wo er die Kamele herbekommen sollte.

Plötzlich fingen Henri und hinter ihm Marie und Florentine an laut zu lachen.

„Mein Junge, natürlich bin ich mit eurer Heirat einverstanden“, erklärte Henri und nahm Amédé in den Arm und drückte ihn kräftig, „wann soll es denn soweit sein?“

Amédé, der jetzt erlöst mitlachte, sagte: „Ich denke, wenn Florentine einverstanden ist, dass wir sonntags beim Foire Provençal, Ende August, Anfang September eine schöne traditionelle provençalische Hochzeit hier in unserer Kirche feiern könnten. Aber das soll sich Florentine noch in Ruhe überlegen, wie sie das gerne möchte. Mir würde es jedenfalls sehr gefallen.“

„Oh mein Schatz, das wäre himmlisch. Ich liebe dich. Woher weißt du das? Das war doch schon immer mein Wunschtraum“, freute sich Florentine und zog Amédé eng an sich und knutschte ihn heftig ab.

„Endlich, ihr Zwei. Ich freue mich so für euch und bin jetzt auch ganz gerührt. Wisst ihr, ich hätte damals auch gerne beim Foire Provençal in traditioneller Tracht und in provençalischer Sprache geheiratet. Aber Henri hatte keine Zeit und wollte nicht so lange warten“, freute sich Marie und hatte Freudentränen in den Augen.

„Liebling, möchtest du nicht erst noch darüber schlafen?“ fragte Amédé seine Florentine, während er sie im Arm hielt.

„Nein, da brauche ich nicht drüber nachzudenken. Das hab ich mir schon immer gewünscht“, lachte Florentine und küsste Amédé weiter.

„Jetzt ist aber mal genug, ihr Zwei. Marie, Florentine an die Arbeit. Es ist noch nicht Feierabend“, lachte Henri und schob alle aus der Backstube heraus.

Im Verkaufsraum bat Amédé seine zukünftige Schwiegermutter darum, Florentine für ein oder zwei Stunden frei zu geben, damit beide vor seiner nächsten Nachtschicht noch gemeinsame Zeit verbringen konnten.

„Ist doch klar. Geht nur Kinder. Ihr habt bestimmt viel zu besprechen“, antwortete Marie und schob beide lachend aus dem Laden.

„Liebling, du bist mir nicht böse, dass ich nicht vorher mit dir gesprochen hab?“ fragte Amédé besorgt.

„Nein, ganz und gar nicht. Ich freue mich so sehr und könnte dich die ganze Zeit nur abknutschen und küssen. Weißt du, ich hab dich lieb und ich brauche dich“, sagte Florentine glücklich.

„Wollen wir jetzt alleine sein? Oder sollen wir in ein Café gehen?“ erkundigte sich Améde einfühlsam.

„Am liebsten beides, aber komm wir gehen in das Café de Jardin. Wir müssen ja noch soviel besprechen“, sprudelte es aus Florentine heraus.

Im Café, das sie schnell erreicht hatten, setzten sie sich eng zueinander und hielten sich im Arm, während sie die wichtigsten Teile ihrer Hochzeit besprachen.

„Mama ist doch in der Trachtengruppe und wird bestimmt das dann auch dort so abstimmen, dass es funktioniert. Ich glaube die sind bestimmt damit einverstanden. Vielleicht könntest du mit René Jobert, dem Bürgermeister, auch schon einmal den Termin abklären“, schlug Florentine vor.

„Klar, mach ich. Ich geh gleich nachher bei ihm vorbei“, erklärte Amédé fröhlich.

„Die Gästeliste, machen wir zusammen, wenn dein Nachtdienst vorbei ist. Wobei meinerseits die Familie und der Trachtenverein und deinerseits bestimmt deine beiden Geschwister aus Aix und vielleicht noch deine Kollegen eingeladen werden sollten“, überlegte Florentine laut.

„Meine Geschwister vielleicht, aber nicht alle Kollegen, die haben ja auch Dienst in der Zeit“, lächelte Amédé.

„Schreib einfach nur die Namen auf einen Zettel, um den Rest kümmere ich mich dann“, lachte Florentine, „mit Mama suche ich dann noch eine geeignete Location für unser Fest aus. Was hältst du vom Place Victor-Hugo, dem Bouleplatz? Das gibt bestimmt eine tolle Feier.“

„Die Idee finde ich toll. Auf dem Marktplatz oder dem Kirchplatz geht es ja nicht wegen dem Foire und da ist viel Platz. Gefällt mir“, grinste Amédé.

„Papa hat da die besten Verbindungen und kann das bestimmt regeln, aber du kannst das ja auch bei René schon einmal ansprechen“, schlug Florentine vor und Amédé nickte zustimmend.

Sie unterhielten sich noch eine zeitlang, bis Florentine wieder zurück in den Laden musste.

Auf seinem Weg nach Hause ging Amédé noch bei René Jobert, dem Bürgermeister vorbei und stimmte die Termine mit ihm ab. René freute sich sehr: „Endlich, nach sehr langer Zeit haben wir wieder eine traditionelle Hochzeit beim provençalischen Festgottesdienst. Da bekommt ihr natürlich ohne Probleme auch den Place Victor-Hugo zum feiern. Aber weißt du Amédé am meisten freue ich mich, dass du, unser Polizeichef, unser Flic de la Méditerranée, endlich unter die Haube kommt.“

„Du kennst diesen Spitznamen also auch?“ lachte Amédé.

„Natürlich, die ganze Stadt nennt dich so. Ist doch auch in Ordnung?“ grinste Rene Jobert.

„Klar, hab es leider erst heute mitgekriegt, dass ich damit gemeint bin“, lächelte Amédé.

„Gut, ich stimme mich mit Henri und Marie Vallmer ab und du brauchst dich da um nichts zu kümmern. Ich sag’s nochmal, ich freue mich so, dass ihr beim Foire heiratet. Vielleicht hab ich dann auch noch die eine oder andere Überraschung für euch auf Lager“, erklärte Rene lächelnd.

Als Amédé wieder zu Hause war, legte er sich noch einmal kurz aufs Ohr.

Florentine weckte ihn, als sie Feierabend machte und unbedingt erzählen musste, was sie heute alles erlebt hatte.

„Stell dir vor, ich glaub die ganze Stadt weiß schon Bescheid. Alle die in den Laden kamen haben mir gratuliert und sich mit uns gefreut. Das muss wie ein Lauffeuer in der Stadt herumgegangen sein. Rene Jobert war auch da und hat sich mit Mama und Papa sehr, sehr geheimnisvoll unterhalten. Der hat bestimmt etwas vor“, freute sich Florentine überschwänglich.

„Mir fällt gerade ein, heute ist Freitag der 13. Hast du keine Angst, dass unsere Hochzeit unter einem schlechten Stern stehen könnte?“ fragte Amédé besorgt.

„Nein, außerdem ist für mich Freitag der 13. ein Glückstag und ich liebe dich so sehr, mein Schatz“, lachte Florentine glücklich.

Amédé und Florentine nahmen sich gegenseitig in die Arme und küssten, streichelten und liebten sich intensiv.

Um 22 Uhr trat Amédé wieder pünktlich seinen Dienst an. Dabei überlegte er, wen er als Trauzeugen nehmen sollte. Da er mit seinen Geschwistern nicht so eng verbunden war, entschied er sich für seinen Freund und Stellvertreter im Polizeirevier, Jules Toscan, ein Schrank von einem Mann, knapp zwei Meter groß mit breiten Schultern, der herzensgut aber auch sehr dominant sein konnte. Auch er war Polizist aus Leidenschaft und Berufung wie Amédé. Beide verbanden auch sehr viele gemeinsame, manchmal auch gefährliche Einsätze und beide wussten, sie konnten sich auf einander voll und ganz verlassen.

„Du Jules, ich möchte dich fragen, ob du mein Trauzeuge sein möchtest. Flo und ich, wir werden beim Foire heiraten“, fragte Amédé lächelnd.

„Da wird es aber auch mal Zeit, dass ihr beiden heiratet. Natürlich bin ich gerne dein Trauzeuge. Florentine hat meine Emma auch schon gefragt und sie hat auch ja gesagt“ freute sich Jules sehr über Amédé’s Anfrage.

„Hast du eine Ahnung, wer le Flic de la Méditerranée sein soll?“ erkundigte sich Amédé scheinheilig.

„Natürlich weiß ich das. Das bist du. Und weißt du, wer dir diesen Spitznamen gegeben hat?“ lachte Jules, als er Amédé’s überraschtes Gesicht sah, „Das war unser alter Präfekt aus Toulon, Robert Clémenceau und zwar schon als du Polizeichef von Cogolin geworden bist.“

„Und ich hab mich immer gefragt, wer das sein soll“, lachte Amédé jetzt mit, „genug gelacht, ich muss jetzt endlich arbeiten. Hab eine Menge Papierkram zu erledigen. Wer ist gerade draußen auf Streife?“

Jules schaute sofort im Plan nach und gab Amédé die Namen. Frag mal über Funk nach, wie die Lage in der Stadt ist. Kurze Zeit später kam Jules zurück.

„Alles ruhig, keine Probleme“, erklärte er.

„Gut, ein, besser zwei Streifenwagen sollen auch mal auf dem Parkplatz an der Rue Gambetta, bei der Ecolle Fontvieille, nach dem rechten schauen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass heute Nacht der eine oder andere Autoknacker unterwegs sein könnte. Du weißt doch, Freitag, der 13.“, bat Amédé seinen Freund Jules, der auch sofort zwei Streifenwagen zu dem Parkplatz schickte.

Keine Stunde später, meldete ein Streifenwagen die Verhaftung von 4 Autoknackern, die auf frischer Tat erwischt worden waren.

Amédé nickte zufrieden, als er das hörte und ließ die Autoknacker sofort in das Polizeirevier bringen. Dort verhörte er sie und erstellte die Protokolle. Anschließend ließ er die Vier in getrennte Arrestzellen einsperren und informiert die Präfektur, damit die Vier am nächsten Tag abgeholt werden konnten. Die Streifenwagen kontrollierten weiterhin, vorallem die Parkplätze und auch die gefährdeten Einzelhandelsgeschäfte der Stadt. Außer einer leichten Trunkenheitsfahrt, wurden in dieser Nachtschicht aber keine weiteren besonderen Vorkommnisse festgestellt.

Zufrieden machten Amédé, Jules und seine Kollegen um 6 Uhr Feierabend und übergaben die Geschäfte an die nächste Schicht.

Auf dem Heimweg dachte Amédé, nur noch eine Nachtschicht und dann 3 Tage frei und 4 Wochen am Stück Tagschicht. Zu Hause angekommen fiel er wie ein Stein in sein Bett und schlief sofort ein.

Als er wieder wach war, holte er Florentine von der Bäckerei ab und sie gingen gemeinsam nach Hause. Florentine kochte etwas Feines und beide aßen fröhlich lachend.

Anschließend bereitete sich Amédé auf seine vorläufig letzte Nachtschicht vor und legte sich mit seiner Florentine im Arm auf sein geliebtes grünes Sofa.

Pünktlich um 22 Uhr war er an seiner Arbeitsstelle und erledigte den restlichen Papierkram, der sich angestaut hatte.

Er schlief am folgenden Sonntag bis fast 15 Uhr und war gerade erwacht als Florentine ins Schlafzimmer kam. Er hatte jetzt 3 lange Wochen Nachtschicht hinter sich und war immer noch hundemüde. Seine Verlobte und zukünftige Ehefrau, konnte ihn aber doch dazu überreden mit ihr einen kleinen Stadtbummel zu machen und einen Kaffee zu trinken.

Am folgenden Montag, gegen 11 Uhr wurde er durch das schrille klingeln seines Telefons geweckt. Missmutig nahm er ab und meldete sich, kurz und müde.

„Ricard.“

„Guten Morgen Commandant Ricard“, säuselte eine ihm bekannte Frauenstimme ins Ohr, „der Herr Präfekt möchte sie gerne sprechen, geht es bei ihnen? Ich verbinde.“

„Ah, guten Morgen Ricard. Glückwunsch zu ihrem Fang von Freitagnacht. Die Typen hatten wir schon lange gesucht. Die waren vor Cogolin in Saint Tropez, Croix Valmer, Grimaud usw. unterwegs. Sie haben dort schlimm gewütet und sehr großen Schaden angerichtet. Eigentlich klar gewesen, dass sie die einfangen, wenn sie sich nach Cogolin trauen, wer sonst auch. Aber der Grund weshalb ich anrufe. Sie bekommen heute noch einen zusätzlichen Mann zur Verstärkung, der ihre Schichten übernimmt. Ich möchte, dass sie, mein Lieber, zukünftig die Revierleitung machen und nur noch in Sonderfällen in den Außeneinsatz gehen. Außerdem habe ich gehört, dass sie heiraten werden und da ist eine vernünftige geregelte Arbeitszeit sinnvoll. Für Sondereinsätze möchte ich sie dann auch ganz gerne zu mir in die Präfektur holen. Außerdem wurde beschlossen, von ganz oben, sie als meinen Nachfolger zu bestimmen. Na, was sagen Sie?“, erklärte der Polizeipräfekt Serge Gabin.

„Wahnsinn, danke. Womit hab ich das verdient?“ fragte Amédé müde und schläfrig.

„Nun, haben sie mal ihre Leistungsstatistik angeschaut? Ihre anderen Kollegen, egal woher, können sich da eine dicke fette Scheibe abschneiden. Und außerdem, am Flic de la Méditerranée kommt man doch nicht vorbei“, lachte Präfekt Gabin herzhaft.

„Ach, sie kennen diesen Spitznamen auch?“ fragte Amédé halb schlafend.

„Klar, von meinem Vorgänger. Wenn sie damals bereits etwas älter gewesen wären, würden sie übrigens auf meinem Stuhl sitzen. Das ist O-Ton Innenminister. Aber gut. Ich merke sie hatten bestimmt Nachtschicht und sind noch müde. Ich werde in den nächsten Tagen mal bei ihnen vorbei kommen und dann können wir weiter reden. Jetzt schlafen sie sich erstmal richtig aus“, antwortete Serge Gabin freundlich und legte auf. Amédé legte sich wieder hin und schlief auch sofort wieder ein. Erst gegen 15 Uhr erwachte er, „frühstückte“, duschte und machte sich auf den Weg zu Florentine.

Unterwegs klingelte sein Handy.

„Hey, Präfekt in spe. Ausgeschlafen? Wie geht es dir?“ rief Jules ins Telefon.

„Danke gut, lass doch den Quatsch. Was soll das, ich bin Revierleiter in Cogolin und sonst nix“, brummte Amédé missmutig ins Telefon.

„Sag bloß, der Präfekt hat dich noch nicht angerufen?“ fragte Jules erstaunt.

„Doch da war irgendwas. Warte mal, muss überlegen. Jetzt, ich soll künftig keinen Schichtdienst mehr machen. Was er sonst noch gesagt hat, darfst du mich nicht fragen. Ich hab das nicht so richtig mitbekommen“, überlegte Amédé angestrengt.

„Gut dann sag ich es dir. Keinen Schichtdienst mehr, nur noch Sondereinsätze bei Bedarf und vor allem Nachfolger von Serge Gabin. Hammer, nicht?“ lachte Jules.

„Du verarsch mich nicht“, rief Amédé.

„Nein, großes Ehrenwort unter Freunden und Kollegen. Der Präfekt hat mich auch angerufen, weil er anscheinend gemerkt hat, dass du noch geschlafen hast und hat mir alles erzählt. Wusstest du, dass du bereits Präfekt wärst, wenn du damals, als Robert Clémenceau aufgehört hat, ein paar Jährchen älter gewesen wärst? Das kommt von ganz weit oben. So und jetzt freu dich. Du hast das auch sehr verdient, mein Freund“, antwortete Jules Toscan und legte auf.

Amédé blieb stehen, schüttelte sich, nahm eine Zigarette und zündete sie an.

„Stimmt, das was Jules gerade erzählt hat, hat der Gabin auch zu mir gesagt. Auch, dass er in den nächsten Tagen vorbeikommen will“, murmelte er vor sich in, während er rauchte, „so und jetzt sofort zu Florentine und ihr die Neuigkeit erzählen.“

Plötzlich stürmte er los und erreichte schnell die Rue Pasteur und dort die Boulangerie Vallmer. Der Verkaufsraum war proppen voll mit Menschen, aber Amédé stürmte einfach in den Laden, um die Verkaufstheke herum, nahm seine Florentine, die gerade eine Frau bediente, in den Arm, küsste sie und flüsterte ihr die Neuigkeiten ins Ohr.

„Nein, wirklich? Schatz ich freu mich so“, schrie Florentine laut und lachte.

„Was ist denn mit euch Turteltauben los? Flo du musst arbeiten“, schimpfte Marie Vallmer.

Amédé ließ Florentine wieder herunter, ging zu Marie und flüsterte ihr auch die Neuigkeiten ins Ohr.

Jetzt kam von Marie: „Nein, wirklich? Ich gratuliere dir. Das hast du verdient, alle herhören, mein Schwiegersohn wird“, doch Amédé unterbrach sie und legte den Finger auf den Mund. Sofort hörte Marie auf weiterzureden, gab ihm aber dafür einen dicken feuchten Kuss auf die Wange.

„Wir reden später“, lachte Amédé, „ist Henri hinten?“

„Natürlich, geh nur zu ihm“, lachte Marie freudig und arbeitete lachend weiter.

„Hallo Henri, muss dir etwas erzählen. Das war mein letzter Nachtdienst, zukünftig nur noch Tagdienst und dann Nachfolger vom Präfekten in Toulon“, flüsterte er seinem Schwiegervater in spe zu.

„Echt oder machst du Witze? Das, mein Sohn, hast du dir redlich verdient. Ich gratuliere dir von Herzen. Das müssen wir feiern, was denkst du, um 8 heut Abend bei Colette?“ schlug Henri Vallmer vor.

„Ich hab zwar noch meine letzte Nachtschicht in den Knochen und bin immer noch hundemüde, aber ich würde mich freuen“, erwiderte Amédé und ging wieder in den Verkaufsraum.

Dort war noch immer Hochbetrieb und es gingen ständig komplette Tarte Tropezienne über den Ladentisch. Diese Torte war, wie Amédé aus eigener Erfahrung wusste, aber auch verboten gut.

Nachdem er Florentine kurz ins Ohr geflüstert hatte, dass er ins Café de Jardin geht, verließ er lachend und frohgelaunt die Bäckerei.

Im Café setzte er sich an einen schönen Tisch, direkt unter Palmen, nahm jetzt seinen Tabakbeutel hervor, stopfte sich seine Bruyere-Pfeife, die ihm Florentine zu seinem letzten Geburtstag geschenkt hatte und trank einen vollmundigen starken Kaffee dazu. Dabei sah er den anderen Kaffeebesuchern zu, wie sie kamen und gingen.

Nach etwa einer Stunde kam Florentine zu ihm. Sie nahmen sich innig in die Arme und küssten sich.

„So mein Schatz. Jetzt noch einmal langsam, erzähle“, sagte Florentine lachend.

„Gut meine Liebste. Also heute hat mir der Präfekt, Serge Gabin, angerufen. Er hat mir gesagt, nein Stopp. Erst eine Frage, hast du auch gewusst, dass ich den Spitznamen Flic de la Méditerranée hab?“ wollte Amédé wissen.

„Natürlich, schon lange“, lachte Florentine.

„Und warum hast du mir das nicht gesagt?“ fragte Amédé.

„Ich dachte du weißt das, aber jetzt erzähl endlich“, bat Florentine.

„Also gut, heute hat mich der Präfekt zu Hause angerufen. Er hat mir gesagt, es war die letzte Nachtschicht für mich und künftig mach ich nur noch Tagschicht und Schreibtisch, außer bei Sondereinsätzen und außerdem hat der Innenminister mich zum Nachfolger von Gabin bestimmt. Der geht, soweit ich weiß, in knapp einem Jahr in Pension, und dann soll ich Präfekt werden“, erzählte Amédé.

„Und wie kommt das?“ fragte Florentine neugierig.

„Gabin hat etwas von Leistungsstatistik gesagt und dass ich bereits früher Präfekt geworden wäre, wenn ich bei der Pensionierung vom alten Clémenceau nicht zu jung gewesen wäre. Von dem hab ich anscheinend übrigens auch den Spitznamen bekommen. Gabin wird in den nächsten Tagen bei mir vorbei kommen, hat er gesagt“, lächelte Amédé.

„Oh Schatz, das ist ja der pure Wahnsinn. Ich freue mich so für dich. Aber bist du dir dann darüber im Klaren, dass du in Toulon arbeitest und am Schreibtisch? Und Gott sei Dank keine gefährlichen Einsätze mehr machen musst?“ fragte Florentine besorgt.

„Ja, das ist mir klar. Cogolin und meine Streifengänge werden mir auch sehr fehlen, aber ich freue mich trotzdem auf die Aufgabe. Bist du dir aber auch im Klaren, dass auch du als meine Frau in der Öffentlichkeit stehst?“ erwiderte Amédé.

„Ach je. Stimmt, daran hab ich gar nicht gedacht. Dann auch die vielen Empfänge und Bälle, das wird schon eine große Umstellung werden, für uns beide“, überlegte Florentine irritiert und nahm Amédé in den Arm.

Anschließend unterhielten sie sich noch über die Planung ihrer Hochzeit und alles mögliche.

Pünktlich um 20 Uhr trafen beide im Lokal von Colette, am Place Dolet, ein. Florentines Eltern waren noch nicht da.

„Ah, Monsieur Commissaire. Schön, dass du mich auch einmal wieder besuchst. Hab schon gehört, ich freue mich wahnsinnig auf eure Hochzeit. Eine echte traditionell provençalische Hochzeit und das dann auch noch beim Foire. Das wird ein Ereignis, über das noch sehr lange in der Stadt gesprochen werden wird. Kommen Marie und Henri heute Abend auch?“ fragte Colette lachend.

„Ja, wir wollen heute Abend ein wenig feiern“, erklärte Florentine lachend.

„Das ist schön, wollt ihr schon etwas zu trinken bestellen?“ erkundigte sich Colette, die kleine dickliche Südfranzösin mit dem Damenbart.

„Wenn es in Ordnung ist, würden wir gerne auf Marie und Henri warten“, sagte Amédé lächelnd.

„Kein Problem. Ich lasse euch schon einmal die Karte da, dann könnt ihr gleich reinschauen“, erwiderte Colette und ging in ihre Küche.

Kurze Zeit später trafen auch Marie und Henri ein.

„Bon soire Monsieur Präfekt“, lachte Marie, nahm Amédé herzlich in die Arme und drückte ihn fest an sich.

„Mama Marie, bitte nicht. Ich bin nicht oder noch nicht Präfekt. In einem Jahr kann noch so viel passieren und ich möchte mich in Cogolin nicht lächerlich machen, wenn es doch nicht so kommen sollte“, erklärte Amédé seiner zukünftigen Schwiegermutter, „deswegen möchte ich auch, dass es nicht an die Öffentlichkeit kommt, bevor es wirklich so weit ist.“

„Verstehe, aber unter uns darf ich das doch sagen“, lachte Marie.

„Jetzt lass mal gut sein. Amédé hat schon recht. Überleg doch mal, wie er da steht, wenn es schief gehen sollte. Halte dich zurück, bitte“, half Henri seinem zukünftigen Schwiegersohn.

„Na gut. Kommt setzen wir uns und suchen uns etwas schönes zum Essen aus. Vorschlag, ich suche heute für uns alle das Essen und Henri die Getränke aus“, freute sich Marie und lachte laut.

„Dieses Lachen kenne ich doch. Das kann nur meine liebe Freundin Marie sein“, rief Colette, die gerade aus ihrer Küche kam und Marie und Henri herzlich begrüßte.

„Na, habt ihr schon etwas ausgesucht?“ erkundigte sich Colette.

„Klar, wir wollen das Menü, das du mir heute am Telefon für die Hochzeit vorgeschlagen hast“, grinste Marie.

„Kein Problem, das mache ich gerne für euch. Und was möchtet ihr dazu trinken?“ fragte Colette.

„Wir trinken einen Roten von Pierre und dazu zwei Flaschen Wasser“, antwortete Henri.

„Getränke kommen gleich, das Menü dauert etwa eine halbe Stunde. Aber es lohnt sich zu warten. Glaubt mir“, freute sich Colette und holte die Getränke.

„So Kinder. Bis zu eurer Hochzeit sind es nur noch knapp 4 Monate. Das bedeutet, dass wir uns mit der Planung, den Einladungen usw. beeilen müssen. Wie sieht es bei euch aus, habt ihr schon etwas in die Wege geleitet?“ fragte Marie ernst.

„Ich hab mit René Jobert gesprochen. Den Place Victor-Hugo bekommen wir“, antwortete Amédé.

„René war auch schon bei uns. Der Ort für die Feier ist also geklärt. Ihr müsst unbedingt noch zum Pfarrer gehen, wegen der Trauung. Der weiß sicherlich auch schon bescheid, könnte aber sauer sein, wenn ihr nicht so schnell wie möglich zu ihm geht“, schlug Henri vor.

„Ich rufe an“, erwiderte Florentine.

„Mit Jean, unserem Vereinsvorstand, hab ich auch schon telefoniert. Der freut sich, wie die ganze Stadt, dass es eine traditionelle provençalische Hochzeit geben wird. Aber wir, also Henri und ich, müssen noch zu ihm gehen und die Abläufe abstimmen“, sagte Marie.

„Ein provençalisches Brautkleid brauche ich auch noch und Amédé einen Festtagsanzug. Die Sachen müssen erst noch genäht werden. Mama, weißt du mit wem wir uns da in Verbindung setzen müssen?“ erkundigte sich Florentine.

„Das machen wir über den Verein. Jean Bregeré kennt sich damit am Besten aus“, antwortete Marie, „er hat mir am Telefon auch gesagt, dass er sich gemeinsam mit René um die Schmückung des Platzes und die Bestuhlung kümmern wird. Fehlen eigentlich nur noch die Einladungen. Wie weit seid ihr mit der Gästeliste?“

„Das ist doch eigentlich ganz einfach, der Trachtenverein, unsere Familie und Amédé’s Geschwister aus Aix, seine Kollegen. Sonst fällt mir auch niemand mehr ein“, entgegnete Florentine.

„Oh mein Kind. SO einfach ist das nicht. Diese Hochzeit ist das Ereignis des Jahres für die Stadt. Da müssen noch viel, viel mehr eingeladen werden. Angefangen bei René Jobert, außerdem sind die Deutschen ja auch beim Fest und die werden es sich auch nicht nehmen lassen zu kommen, die anderen Vereine und, und“, stöhnte Marie.

„Dann können wir ja gleich die ganze Stadt einladen“, wandte Amédé ein.

„Stimmt und das machen wir auch. Nur ein paar wenige erhalten eine direkte persönliche Einladung. Ich mach eine Liste, wer unbedingt eine bekommen muss. Amédé vergiss deine Kollegen nicht und vorallem deinen Präfekten, der wäre sicher sehr beleidigt, wenn er keine persönliche Einladung bekäme. Aber ich würde vorschlagen, dass wir bei den Einladungen um das Tragen einer traditionellen Tracht bitten sollten. Auch die Deutschen aus der Partnerstadt haben Trachten. Stellt euch einfach einmal vor, was für ein Bild das wäre und was für ein Ereignis“, meinte Henri enthusiastisch.

Florentine und Amédé waren plötzlich total erschrocken. Das was sie gerade gehört hatten, nahm Ausmaße an, an die sie nicht gedacht hatten.

„Kinder, nur die Ruhe bewahren. Es wird alles nur halb so heiß gegessen, wie es gekocht wird“, grinste Henri.

„Aber so eine Wahnsinnshochzeit kostet doch eine Menge Geld?“ wandte Amédé ein.

„Nein, mit Rene und dem Trachtenverein ist abgeklärt, dass die Stadt 80%, der Verein 15% und wir 5% der Kosten tragen. Diese Hochzeit ist das absolute Topereignis für Cogolin und wird neben unseren Gästen jede Menge Touristen in die Stadt holen“, erwiderte Henri geschäftsmäßig, „ihr müsst euch darüber im Klaren sein, so eine Hochzeit wird es nicht sehr oft geben. Zwei waschechte Cogolinois heiraten und feiern eine traditionelle provençalische Hochzeit. Das ist für Cogolin so, ach was sag ich, für das ganze Midi, als ob in London die Königin heiratet. Das ist das absolute Ereignis.“

„Flo, was haben wir da bloß losgetreten?“ fragte Amédé seine zukünftige Frau.

„Das stimmt und jetzt können wir auch keinen Rückzieher mehr machen. Außerdem freue ich mich total darauf“, erwiderte Florentine und wurde plötzlich sehr nachdenklich.

„Na dann soll es wohl so sein“, seufzte Amédé.

Kurze Zeit später ließ Colette das bestellte Menü auftragen. Es war alles enthalten, was man sich nur vorstellen konnte. Verschiedene Fleischsorten, verschiedene Fischarten, Meeresfrüchte und vieles mehr. Es schmeckte allen hervorragend.

„Das Dessert kommt natürlich von uns, die Tarte Tropezienne a la Brigitte Bardot“, lachte Marie und lehnte sich zufrieden zurück.

„Wow, was für ein Menü. So viel habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Ich glaube ich platze gleich“, erklärte Amédé satt und zufrieden, „und das gibt es dann alles bei unserer Hochzeit?“

„Natürlich, das war die Idee von Colette und die ist absolut klasse und für eure Hochzeit passend“, lachte Marie.

Plötzlich klingelte das Handy von Henri. Er schaute kurz auf das Display, stand auf und ging einige Schritte weg.

„Das war unser Vereinsvorstand, Jean Bregeré. Er wollte wissen, in welchem Stand ihr heiraten werdet. Er meinte, dass Amédé eigentlich als hoher Beamter oder wenigstens als Polizist und Flo als Handwerkerin heiraten müssen. Hab ihm aber gesagt, dass wir Handwerker für beide haben wollen. Außerdem sind diese Trachten schöner. War doch in Ordnung?“ fragte Henri.

„Von meiner Seite aus auf jedenfall“, lachte Amédé und auch Florentine nickte lächelnd.

„Also, dann sollt ihr beide in den nächsten Tagen zu Chantal Bleu gehen und die Trachten anmessen und nähen lassen“, erklärte Henri lächelnd.

„Gut, dann haben wir für heute doch schon sehr viel geklärt. Ich telefoniere mit Chantal, wegen dem Termin für das Maßnehmen, das Essen ist klar, der Platz und die Deko ist klar, es fehlen einzig noch die Gästelisten von euch persönlich, die anderen notwendigen Gäste fügt Henri dazu. Wann bekommen wir die?“ fragte Marie.

„Diese Woche noch“, antwortete Florentine.

„Gut, aber auch wirklich. Die Zeit wird langsam knapp. Ihr dürft nicht vergessen, dass die Ferienzeit dazwischen liegt und viele weg sein werden. Und die Leute müssen sich vorbereiten können. Wie wollt ihr das mit Geschenken regeln? Habt ihr euch da Gedanken gemacht? Nicht, dann wird das aber auch Zeit. Sagt uns bis Ende der Woche bitte bescheid“, forderte Marie von Florentine und Amédé, die nur noch nickten.

Nachdem Amédé die Zeche bezahlt hatte, machten sie sich auf den Heimweg.

„Das ist ganz schön krass, meine Liebste. Heute mag ich nicht mehr nachdenken müssen. Ich mag dich lieber in den Arm nehmen und streicheln“, seufzte Amédé leise.

„Da hast du recht, du süßer Flic. Komm wir legen uns auf das Sofa“, grinste Florentine und zog Amédé mit sich. Sie küssten und streichelten sich gegenseitig und verbrachten eine wundervolle Nacht zusammen.

Am nächsten Morgen, Florentine war bereits um 5 Uhr in die Bäckerei gegangen, ging Amédé in sein Polizeirevier. Dort wurde er von seinen Kollegen und Mitarbeitern freundlich und sehr zuvorkommend begrüßt.

„So, Jules lass mal sehen, was so los war“, lachte Amédé, als Jules das Büro betrat.

„Nichts besonderes, ein paar kleinere Ladendiebstähle, meist von Kindern, die Naschzeug geklaut haben ohne Anzeigen, ein paar Alkoholfahrten, ach ja da ist noch etwas. Eine Fahndung von der Präfektur ist gekommen. Da wird ein entflohener Mörder gesucht, ist in Marseille aus dem Knast ausgebüxt, der soll sich aber ins Ausland abgesetzt haben. Sonst nichts besonderes“, erklärte Jules.

„Hast du mal das Foto von der Fahndung? Zeig mal her“, bat Amédé.

Jules reichte ihm das Plakat mit dem Foto und Amédé sah sich das Gesicht lange an.

„Der ist nicht im Ausland. Ich glaub, den hab ich gestern oder vorgestern im Café de Jardin hier in Cogolin gesehen; warte mal, wenn ich mich richtig erinnere, war der mit einer Frau, so um die 60 oder 70 Jahre alt dort und hat Kaffee getrunken. Schau mal nach, was im System über den Typen drinnen ist und ob du einen Bezug nach Cogolin findest. Ich glaub die Frau ist mir irgendwie auch bekannt. Die kenn ich irgendwie, ich meine aus dem Supermarkt von Port Cogolin. Glaube, dass die dort Regale auffüllt“, überlegte Amédé laut.

Wenig später kam Jules mit einem Computerausdruck und reichte ihn Amédé, der ihn schnell durchlas.

„Jules, das passt. Ruf doch bitte kurz beim Marktleiter an und frag ihn, ob diese Frau, der Name steht hier unten, bei ihm arbeitet und wo die wohnt. In Cogolin wohnt die nicht, bin ich mir fast sicher, außer sie ist erst zugezogen“, meinte Amédé nachdenklich.

Wenig später bestätigte Jules, dass die Frau seit 2 Wochen im Supermarkt arbeitet und in Cogolin, in der Rue Campa bei ihrer Schwester, die auch im Supermarkt arbeitet, wohnen würde.

„Dann ist der Typ bestimmt auch dort zu finden. Komm, den holen wir uns. Gut, ich brauche dich und 3 weitere Teams. Wir fahren sofort in die Rue Campa. 2 Teams schleichen sich von hinten an das Haus und mit dem anderen Team kommen wir von vorne. Wir beide ziehen Zivilkleidung an. Los geht’s“, bestimmte Amédé und zog sich sofort um.

Etwa 10 Minuten später fragte er seinen Freund und Kollegen: „Alles klar? Dann los!“

„Aber Vorsicht, der Typ ist gefährlich“, bremste Jules seinen Freund.

Amédé teilte die Teams so auf, dass ein Entkommen für die gesuchte Person nicht möglich war.

Amédé und Jules betraten zu zweit das Haus, gingen in den 1. Stock und Amédé klopfte an die Tür.

Erst nach mehrmaligem Klopfen fragte von innen eine männliche Stimme: „Was gibt es?“

„Ich muss dringend den Gaszähler ablesen und überprüfen. Es gibt im Moment ein Problem mit der Dichtheit der Zähler“, antwortete Amédé.

„Ich rieche aber nichts, kein Gas“, ertönte die Stimme des Mannes aus der Wohnung.

„Das glaube ich ihnen, seit ungefähr 3 Jahren ist es ja schon geruchlos. Nicht dass sie noch in die Luft fliegen. Deshalb hab ich ja auch nicht geklingelt“, sagte Amédé.

„Moment, ich mach auf“, sagte der Mann hinter der Tür arglos und öffnete.

In diesem Moment drückte Amédé ruckartig die Tür ganz auf, sodass der Mann nach hinten geschleudert wurde. Jules stürzte sich sofort auf ihn und hielt ihn fest.

„So mein Lieber, jetzt geht es wieder nach Hause nach Marseille. Mexiko muss noch länger auf dich warten. Leider hat das Chateau Dif schon geschlossen, aber das neue Gefängnis ist bestimmt auch nicht schlecht“, lachte Amédé und legte ihm Handschellen an.

„Los geht es. Auf nach Marseille. Dieser Ausflug wird dich noch etwas länger die französische Gastfreundschaft genießen lassen“, Jules zog den Mann hoch, stellte ihn an die Wand und durchsuchte ihn. Außer einem Taschenmesser hatte er aber nichts bei sich und so verfrachteten die beiden Polizisten den Ausbrecher in einen Streifenwagen, der ihn direkt zum Polizeirevier brachte. Dort wurde der Mann sofort in eine Arrestzelle gesteckt.

Die beiden anderen Polizeieinheiten schickte Amédé zum Supermarkt und ließ dort die Mutter des Ausbrechers und deren Schwester ebenfalls festnehmen.

Als die Teams unterwegs waren, schlugen Amédé und Jules sich auf die Hände.

„Super Arbeit, Alter“, lachte Amédé.

„Ja, das war es. Schade, dass das bald nicht mehr so sein wird, wenn du in Toulon bist“, bemerkte Jules.

„Wer weiß, ob das überhaupt etwas wird. Jetzt bin ich hier, bleibe auch vorläufig hier und unsere Zusammenarbeit ist einfach klasse, mein Freund“, grinste Amédé und ging mit Jules zu Fuß zurück in Polizeirevier. Dort informierte er dann auch sofort die Präfektur, damit die Festgenommen schnell abgeholt werden konnten.

„Sag mal Jules, wie geht es eigentlich deiner Frau. Was machen Emma und die Kinder?“ erkundigte sich Amédé fürsorglich.

„Emma ist im Moment krank, hat wohl eine starke Grippe. Jetzt muss ich eben mehr nach den Kindern sehen. Aber Emma wird bestimmt langsam wieder und Emmas Eltern helfen ja auch mit“, erklärte Jules.

„Wenn du Hilfe brauchst, sagst du es bitte. Auch wenn du mal frei brauchst oder früher nach Hause musst. Kein Problem“, bot Amédé seinem Freund an.

„Danke, das weiß ich doch. Aber im Moment ist alles gut und ich hoffe die Grippe von Emma wird auch bald vorbei sein. Das Fieber sollte bald weg gehen und der Rest wird auch“, sagte Jules, „was machen die Vorbereitungen für eure Hochzeit? Stimmt das, was man in der Stadt so hört? Es wird eine traditionelle provençalische Hochzeit geben?“

„Ja, das stimmt. Du brauchst, als mein Trauzeuge und Emma als Trauzeugin von Florentine, auch eine Tracht. Kommt doch einfach mit, wenn wir zu der Schneiderin gehen. Den Termin sag ich dir noch“, grinste Amédé, der genau wusste, dass sein Freund nicht viel mit den alten Traditionen am Hut hatte, „oder um Emma’s Tracht kümmern wir uns, wenn sie wieder gesund ist.“

„Du weißt was du mir damit zumutest? Aber Okay, ich hab zugesagt und dann muss ich da wohl auch durch“, lachte Jules.

„Genau so ist das“, stimmte Amédé lachend seinem Freund zu.

Am späten Nachmittag, Amédé wollte gerade nach Hause gehen, klingelte noch einmal das Telefon und die Präfektur teilte mit, dass der Präfekt am nächsten Tag zu Amédé kommen wird.

Bevor Amédé das Revier verließ, informierte er seine Kollegen und bat darum dafür zu sorgen, dass die Diensträume sauber und aufgeräumt sind. Anschließend verließ er lachend das Gebäude und ging auf direktem Weg zur Boulangerie Vallmer um Florentine abzuholen.

„Hallo Flo, was ist denn hier los? Ich dachte ich bekomme noch ein Baguette oder Brötchen. Aber hier ist ja alles komplett leer?“ lachte Amédé.

„Ja, die haben uns heute aber auch alles aus den Händen gerissen. Wir haben nichts mehr, aber auch rein gar nichts mehr“, lachte Florentine und breitete die Arme aus, um ihre Aussage zu bekräftigen, „aber für meinen lieben Schatz hab ich vorher bereits etwas zu Seite gelegt.“

„Das ist meine wunderbare, wundervolle und tolle Frau. Ich liebe dich, so tief wie das Meer, so hoch wie die Sterne und so unendlich wie das Weltall“, lächelte Amédé und nahm Florentine in die Arme und küsste sie heiß und innig.

„Hey ihr Zwei, ihr seid noch nicht verheiratet. Da darf man das noch nicht“, kam es laut lachend aus der Backstube von Marie.

„Quatsch, hört nicht auf sie. Weitermachen. Das ist ein Befehl“, lachte Henri ebenfalls, „ihr seid so ein schönes Paar.“

„Flo, was machen wir jetzt. Mit meiner Schwiegermutter möchte ich es mir nicht versauen, aber auch nicht mit meinem Schwiegervater. Was machen wir?“, grinste Amédé.

„Ganz einfach. Feierabend“, lächelte Florentine, nahm ihre Handtasche und das Brot und flötete: „Bis morgen.“

Währenddessen nahm sie Amédé’s Hand und zog ihn zum Ausgang und nach Hause.

Commandant Amédé räumt auf - Es beginnt

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