Читать книгу Commandant Amédé räumt auf - Papa im Wald stinkt's - Stephane Rambicourt - Страница 5

Spürsinn

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Als sie die Rue Jean Jaures überquerten, fiel Amédé der Lastwagen mit den Verätzungen auf, den er am Vortag schon gesehen hatte. Er entschuldigte sich kurz bei seiner Familie, die weiter in Richtung Place Victor-Hugo gingen, und lief zu dem Lastwagen hin. Er sah sich das Fahrzeug genau an und stellte wieder die verätzten Ladeklappen fest. Dann versuchte er in die geschlossene Plane zu sehen, als er plötzlich von einem Mann, mittleren Alters und fast zwei Meter groß, unfreundlich angesprochen wurde.

„Gibt es ein Problem?“ fragte der Mann.

„Nein, nur ich würde mit der Kiste hier nicht mehr fahren, die fällt ja schon fast auseinander“, antwortete Amédé vorsichtig.

„Ist nicht ihr Problem und jetzt verschwinden sie. Der Lastwagen geht sie nichts an“, schimpfte der Mann.

Bei Amédé machte sich plötzlich sein Bauchgefühl bemerkbar.

„Ja, klar. Kein Problem. Bin schon weg“, erwiderte Amédé, prägte sich im Weggehen das Kennzeichen genau ein und ging seiner Familie nach.

Als er außer Sichtweite des Mannes war, nahm er sein Handy und rief auf dem Polizeirevier Cogolin an, stellte sich dem Polizisten in der Telefonzentrale kurz vor und erklärte ihm:

„Hört mal, in der Rue Jean Jaures in Höhe der Metzgerei steht ein Lastwagen. Die Ladeklappen sind total verätzt und die Reifen haben wohl auch etwas abbekommen. Außerdem sieht es so aus, als ob da etwas ausläuft. Schaut euch die Kiste doch mal genauer an. Aber vorsichtig.“

Anschließend gab er noch das Kennzeichen durch und verabschiedete sich, kurz bevor er seine Familie erreicht hatte.

„Gibt es ein Problem?“ fragte Henri.

„Keine Ahnung. Der Lastwagen ist mir gestern, als wir zum Einkaufen gefahren sind, schon mal aufgefallen. Die Reifen und die Ladeklappen sind total verätzt. Außerdem sah es gerade so aus, als ob da etwas Grünes ausläuft. Ich hab auf dem Revier hier angerufen. Die sollen sich die Kiste mal genauer ansehen“, antwortete Amédé nachdenklich.

„Das ist schon eine Sauerei, mit solchem Zeug die Umwelt zu verschmutzen. Aber unsere Polizei wird sich kümmern“, erwiderte Henri, „Herr Präfekt.“

Als sie am Place Victor-Hugo ankamen, sah Henri Simon den Spielplatz und quengelte so lange bis sie alle zum Spielplatz gingen.

Henri war von dem Kleinen auserkoren worden, ihm beim Klettern zu helfen. Marie, Florentine und Amédé setzten sich auf eine Parkbank und schauten den beiden zu.

Kurze Zeit später klingelte Amédé’s Handy.

„Herr Präfekt. Wir haben das Kennzeichen überprüft. Das ist anscheinend gefälscht und an der Stelle, die sie angegeben haben steht der Lastwagen nicht mehr. Allerdings haben unsere Kollegen dort eine komisch grüne stinkende Flüssigkeit gefunden und eine Probe genommen. Die Feuerwehr wird sich um die Entsorgung von der Straße kümmern und wir lassen die Probe testen“, erklärte der junge Beamte des Polizeireviers Cogolin.

„Haben sie das Fahrzeug zur Fahndung ausgeschrieben? Ich hab den übrigens gestern schon einmal gesehen, der ist in Richtung Port Cogolin oder Port Grimaud gefahren. Ihre Chefin Madeleine Mora soll mir morgen mal anrufen. Da stimmt irgendetwas nicht, nicht nur wegen dem Kennzeichen. Da ist irgendwas oberfaul, das spüre ich“, erwiderte Amédé und legte auf.

„Schatz, musst du schon wieder arbeiten? Es ist Wochenende und es ist Sonntag. Du weißt doch, am 7. Tag sollst du ruhen“, sagte Florentine lächelnd.

„Ja meine Liebste. Aber ich kann da irgendwie nicht anders. Du erinnerst dich noch an den Lastwagen von gestern? Der stand gerade noch in der Rue Jean Jaures vor der Metzgerei. Ich hab mir den kurz angesehen. Dann kam ein Mann, unangenehmer Typ, und hat mich verscheucht. Aber mein Bauchgefühl hat sich gemeldet. Also hab ich, damit meine Frau nicht böse ist, beim Polizeirevier angerufen und die Nummer des Kennzeichens durchgegeben. Die Kollegen haben festgestellt, dass es gefälscht ist. Aus dem Lastwagen ist aber auch etwas ausgelaufen. Mit der Kiste stimmt etwas nicht. Das spüre ich ganz deutlich. Ich hab gebeten, dass Madeleine mich morgen deswegen anruft“, erzählte Amédé.

„Na gut. Aber nicht wieder selbst Detektiv spielen. Dafür hast du deine Leute, Herr Präfekt, klar“, stellte Florentine klar und Amédé nickte nachdenklich, „mach dir keinen Kopf, unsere Polizei findet den Lastwagen und zieht ihn aus dem Verkehr.“

„Weißt du, mich macht es fuchsteufelswild, wenn solche Idioten wissentlich und absichtlich unsere Umwelt kaputt machen und alles nur wegen Geld. Überleg mal, Henri Simon sieht so einen lustigen grünen Fleck auf der Straße, rennt hin, greift rein und verätzt sich dabei die Finger, die Hand oder gar den Mund. Unverantwortlich so etwas. Das sind Verbrecher, denen das Handwerk gelegt werden muss“, steigerte sich Amédé in seinen Ärger hinein.

„Schatz, du hast ja recht, aber deine Polizei in Cogolin kümmert sich drum. Du hast die Geschichte gemeldet, ins Rollen gebracht, jetzt lass die hier ihre Arbeit machen. Okay?“ beschwichtigte Florentine ihren Mann.

Amédé stand auf, ging zu den beiden Henri’s, die sich köstlich zu amüsieren schienen und beteiligte sich an deren Spiel.

Nach etwa einer Stunde gingen sie gemeinsam zum Haus der Vallmers, holten Henri Simon’s Kleider und auch sein wichtiges Schlaftier und fuhren nach Hause.

Während Henri Simon seinen Mittagsschlaf machte, kochte Florentine für ihren Mann Kaffee, den er auf der Terrasse trank und dabei seine Pfeife rauchte.

„Hier ist es so schön, so ruhig, einfach wundervoll“, schwärmte Amédé, „schau mal, der Tour de l’Horloge, wie der in der herrlichen Sonne strahlt, einfach wunderschön.“

„Wie sagst du immer? Das ist dein Paradies, nein, es ist auch mein Paradies, mein Schatz“, erwiderte Florentine und strich ihrem Mann lächelnd über die Wangen und setzte sich auf seinen Schoß.

„Meine schöne und tolle Ehefrau. Ich liebe dich über alles“, seufzte Amédé.

„Und ich dich auch mein Schatz“, erklärte Florentine, während sie sich fest an ihrem Mann schmiegte.

„Mir fällt gerade ein, morgen geht die Kindergartengruppe in den Wald. Bin mal gespannt was unser kleiner Held dann erzählt“, lächelte Florentine.

„Ich auch. Ich finde es aber gut, dass die das machen. Da lernen die Kinder auch etwas über die Natur“, lächelte Amédé.

„Die gehen auf jedenfall, egal wie das Wetter ist. Das heißt, wenn du ihn morgen in den Kindergarten bringst und es nach Regen aussieht, nimmst du die Gummistiefel und die Matschhose mit“, lächelte Florentine.

Plötzlich stand Henri Simon neben ihnen.

„Will auch schmusen“, brabbelte Henri Simon, kletterte auf seine Eltern und schmuste mit ihnen.

Zur gleichen Zeit machte der Fischkutter „La Rouge“ wieder am Anleger der alten verlassenen Werft, in der Nähe von Port Cogolin, fest. Wieder wurden nach Einbruch der Dunkelheit, Fässer, Säcke entladen und auf einen Lastwagen aufgeladen, sowie Fässer auf das Schiff gebracht, die wie am Abend zuvor im Meer verklappt wurden. Anschließend holte Peter Blanc seine Netze ein und fuhr nach Toulon in den Hafen.

Am nächsten Morgen, Florentine war wie immer um 5 Uhr in die Bäckerei zur Arbeit gegangen, brachte Amédé seinen Sohn in den Kindergarten. Nachdem er sich noch mit der Erzieherin kurz über den geplanten Waldaufenthalt der Kinder unterhalten hatte, fuhr er weiter zur Präfektur in Toulon zur Arbeit.

Während der Fahrt ließ er sich noch von dem Chef der Küstenwache Jules Vernon über den aktuellen Stand der Ermittlungen berichten. Anschließend legte er einen Breefingtermin fest, an dem Küstenwache, Polizei Toulon und Polizei Saint Tropez Bericht erstatten sollten.

Er erledigte einige Routinearbeiten, als auch schon die Polizeichefs aus Toulon, Saint Tropez und der Küstenwache bei ihm eintrafen und an seinem Besprechungstisch platz nahmen.

„So, schießt mal los. Was wissen wir, was haben wir?“ begann Amédé.

Zunächst begann Jules Vernon von der Küstenwache mit seinem Bericht.

„Auf einer Routinefahrt haben wir ein Motorboot gesichtet, das führerlos auf dem Meer trieb. Als wir es erreichten, stellten wir fest, dass darin drei tote Männer lagen. Alle drei erschossen, mit sehr vielen Kugeln. Auch das Motorboot war ziemlich stark durchlöchert. Eigentlich ein Wunder, dass es nicht untergegangen ist. Die Spurensicherung hat keinerlei fremde Fingerabdrücke feststellen können. Die Ballistik sagt, die Projektile stammen alle von einer, eher mehreren israelischen Uzi-Maschinenpistolen, Kaliber 9 mal 21 mm. Die Ballistiker überprüfen derzeit noch die Projektile. Im Moment gehen wir davon aus, dass die Geschäftsleute aus größerer Entfernung erschossen wurden. Die Erschossenen sind erfolgreiche Geschäftsmänner, IT-Branche, aus Lyon und waren auf dem Weg zu einer Feier in Grimaud. Einen Drogenhintergrund, oder familiäre Probleme schließen wir derzeit aus. Der Bootseigner und seine Ehefrau wollten ein paar Tage, mit zwei Geschäftsfreunden des Mannes, in ihrem Ferienhaus Urlaub machen. Die Ehefrau des Bootseigentümers ist weiterhin in ihrem Ferienhaus in Saint Tropez und kooperiert mit uns. Sie ist total fertig, nicht gespielt oder so“, erklärte Vernon.

„Ich habe einen Hintergrundcheck gemacht. Die Erschossenen sind absolut unbeschriebene Blätter, sehr erfolgreich, keine Vorstrafen, nicht einmal ein Strafzettel, definitiv keine Drogen. Wir haben die Wohnung in Saint Tropez durchsucht, keine Ergebnisse. Die Laptops haben wir auch gecheckt, nichts. Emails alle normal, nichts Auffälliges. Die Kollegen in Lyon haben die dortigen Wohnungen auf den Kopf gestellt, auch keine Ergebnisse. Nicht einmal eine Lebensversicherung oder etwas in der Art“, erzählte Gerard Bois aus Saint Tropez.

„Unsere Spurensicherung hat die Arbeit am Motorboot aufgenommen, die Leichen sind in der Gerichtsmedizin, das Boot ist sichergestellt. Erste Ergebnisse erwarte ich im Laufe des heutigen Tages“, führte Florian Babá aus Toulon aus.

„Tatort?“ fragte Amédé.

Jules Vernon trat an die Karte in Amédé’s Büro, nahm einen Stift und zeichnete die Fundstelle des Motorbootes ein, anschließend zog er eine Linie zwischen dem Jachthafen Saint Tropez und der geplanten Anlegestelle in Port Grimaud und erläuterte:

„Berechnet man nun die Strömungsverhältnisse, liegt der Tatort mit größter Wahrscheinlichkeit genau am Ausgang des Golfes, in Höhe von Saint Tropez. Folglich kommt der Täter oder kommen die Täter aus Port Cogolin, Marines des Cogolin oder Port Grimaud oder war bzw. waren auf dem Weg dahin. Allerdings haben unsere Radarkontaktaufzeichnung keinen Kontakt oder die vorgeschriebenen automatischen Schiffskennungen feststellen können.“

„Was sagen die Hafenmeister?“ fragte Amédé.

„Nach 21 Uhr keine An- oder Abfahrt. In keinem der Häfen“, erklärte Vernon.

„Da fährt doch nicht einer aus Jux und Dollerei in den Golf, erschießt nur so zum Spaß drei Männer und fährt wieder weg. Gibt es andere Anlegemöglichkeiten?“ wollte Amédé wissen.

Die Polizeichefs hatten darauf keine Antwort und sahen sich gegenseitig fragend an.

„Überprüft das und nehmt die Reviere in Cogolin und in Grimaud in die Ermittlungsgruppe auf“, bestimmte Amédé, „ich werde jetzt eine Pressemittlung herausgeben lassen, in der aber nur wenige Informationen enthalten sind. Nächster Breefingtermin ist morgen Nachmittag. Bis dahin möchte ich die Frage der Anlegemöglichkeiten geklärt haben. Die Obduktionsberichte und die Spurensicherung sollten bis dahin auch fertig sein.“

Amédé verabschiedete sich von den Beamten und ging wieder an seine Arbeit. Am Abend ließ er sich nach Hause fahren und holte Henri Simon und Florentine ab.

„Ich hab gehört, dass da ein paar Männer umgebracht worden sind. Weißt du schon etwas Näheres?“ erkundigte sich Florentine.

„Ja, das war schon Freitag, in der Nacht auf Samstag. Ich weiß von der Geschichte seit Samstag und die ist sehr mysteriös“, antwortete Amédé, „da werden drei, wie es aussieht, unbescholtene Männer einfach und offenbar grundlos über den Haufen geschossen, als sie auf dem Weg zu einem Fest in Port Grimaud sind.“

„Geht es um Drogen?“ fragte Florentine.

„Ich weiß es nicht. Die erschossenen Männer jedenfalls, haben mit Drogen nichts zu tun. Das ist bereits sicher“, erwiderte Amédé, „Tatsache ist jedenfalls, dass ein Schiff nach Port Cogolin oder Port Grimaud gefahren ist oder von dort kam, aber nicht in einem der Häfen war. Ich hab hin und her überlegt, mir fällt absolut nichts ein. Hast du vielleicht eine Idee, wo ein Schiff sonst noch anlegen könnte? Ich glaube nicht, dass die vom Wasser aus operiert haben.“

„In Port Grimaud kenn ich mich nicht so aus, aber in der Nähe von Port Cogolin gibt es, wenn ich mich recht erinnere, doch noch die alte Schiffswerft, könnte sein, dass dort noch ein Schiff anlegen kann. Aber sonst keine Ahnung“, überlegte Florentine.

„Stimmt ja. Die alte Schiffswerft, die vor 10 Jahren dicht gemacht hat. Das könnte sein“, sagte Amédé nachdenklich, dem auch sofort wieder einfiel, wie es dort früher ausgesehen hat.

„Aber du bleibst hier. Da soll sich Madeleine drum kümmern“, erklärte Florentine sofort grinsend, als sie in Amédé’s Gesicht sah.

„Ach Schatz, ich fahr nur schnell zum Polizeirevier und rede mit Madeleine. Genehmigt?“ sagte Amédé süß lächelnd.

„Okay. Aber nicht mehr, bitte. Hier sind zwei die dich brauchen“, lächelte Florentine, die wusste wie sehr es ihren Mann juckte mehr zu tun.

„Bin schnell wieder da mein Schatz“, erwiderte Amédé und war schon zur Tür hinaus.

Im Polizeirevier traf Amédé auf die noch arbeitende Madeleine.

„Hallo Madeleine, hat Vernon von der Küstenwache sich schon bei dir gemeldet?“ erkundigte sich Amédé.

„Nein, bisher nicht. Ist was los? Ich war kurz weg“ fragte Madeleine Mora, Ende 30 und seit vier Jahren Polizeichefin von Cogolin und Nachfolgerin von Amédé.

„Hast du mitbekommen, dass drei Männer auf See erschossen worden sind?“ entgegnete Amédé.

„Klar, hat das etwas mit uns hier zu tun?“ erwiderte Madeleine.

„Weiß ich noch nicht. Aber eines ist bisher klar, dass ein Schiff, von dem aus die Schüsse gekommen sein müssen, von oder nach Port Cogolin, Marines oder Port Grimaud gefahren ist. Ich habe gerade mit Flo darüber gesprochen und ihr fiel ein, dass es außer den Jachthäfen, ja auch noch die alte Schiffswerft gibt, die schon seit 10 Jahren dicht ist. Die hatte ich total vergessen. Hast du jemanden, der mal kurz nachsehen könnte, ob dort irgendwelche neuere Veränderungen zu sehen sind?“ erklärte Amédé.

„Ja klar. Jean-Pierre hat noch Dienst. Den schick ich schnell raus. Soweit ich weiß gibt es dort noch den alten Anleger. Die Gebäude sind aber ziemlich kaputt“, antwortete Madeleine, griff sofort zum Telefon und schickte Jean-Pierre zur alten Werft.

Etwa 20 Minuten später meldete sich Jean-Pierre telefonisch bei Madeleine.

„Es sieht so aus, als ob hier vor kurzem etwas passiert ist. Am Kai ist so eine komisch grüne Flüssigkeit und am Pier sind frische Kratzer. Auf der Zufahrt sind meiner Meinung nach auch frische Reifenspuren und Tropfen von dem grünen Zeug“, teilte Jean-Pierre mit.

„Moment. Grüne Flüssigkeit? Madeleine, ich hab doch gestern wegen eines alten Lastwagens mit gefälschtem Kennzeichen angerufen und deine Mitarbeiter haben an der Stelle an der der Lastwagen gestanden hat auch eine grüne Flüssigkeit festgestellt. Jean-Pierre soll eine Probe der Flüssigkeit nehmen, gleich ins Labor bringen und beide Proben vergleichen lassen. Und außerdem soll er sofort von dort verschwinden. Wenn die Verbrecher auftauchen, die haben automatische Waffen. Hast du wegen dem Lastwagen schon etwas erreicht?“ überlegte Amédé.

Nachdem Madeleine ihrem Kollegen Jean-Pierre Amédé’s Auftrag weitergegeben hatte, antwortete sie:

„Ja, ich hab ihn zur Fahndung ausgeschrieben, aber bisher noch keinen Erfolg.“

„Gut, wir warten jetzt erstmal ab, was das Labor sagt. Wenn es das ist was ich denke, müssen wir das große Programm laufen lassen. Wie lange dauert das im Labor?“ erklärte Amédé.

„Im Labor, das geht schnell. In einer halben Stunde wissen wir bescheid“, antwortete Madeleine.

„Gut. Ich rufe jetzt bei Vernon und Bois an und informiere die vorab über die Anlegestelle der alten Werft. Die sollen die Spurensicherung mitbringen und mit einem Schiff die Arbeiten absichern. Wir werden kein Harakiri hier machen, zu gefährlich. Andererseits vertreiben wir so die Mörder. Egal, soll Vernon entscheiden was er will, sein Fall“, überlegte Amédé. Er telefonierte sofort mit der Küstenwache und informierte Jules Vernon und auch dass es hier eventuell um illegale Müllentsorgung gehen könnte.

„Ist le Flic de la Méditerranée wieder an Bord?“ freute sich Jules Vernon.

„Nein. Wie es weiter geht, ist ihre Sache. Aber bitte, vorsichtig sein und die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen, alle ziehen schusssichere Westen an, kapiert. Ich gehe wieder nach Hause, bzw. spätestens wenn der Laborbefund da ist. Madeleine Mora hält sie auf dem Laufenden und umgekehrt genau so“, erklärte Amédé bestimmt und legte auf.

„Chef, du willst wirklich nicht dabei bleiben?“ fragte Madeleine ungläubig.

„Weiß noch nicht. Auf jeden Fall muss ich Flo anrufen und ihr bescheid sagen, sonst macht sie sich Sorgen“, überlegte Amédé und nahm sofort sein Handy und rief zu Hause an.

„Du Schatz. Ich glaube das dauert heute hier doch länger und die Morde könnten etwas mit dem Lastwagen, du erinnerst dich, zu tun haben. Ich bleibe aber definitiv hier im Revier. Draußen müssen Vernon, Bois und Madeleine sich kümmern. Wenn ich weiß wie Vernon vorgeht, melde ich mich. Ich liebe dich und unseren Sohn, Bye bye.“

„Du bleibst aber definitiv im Polizeirevier, ja? Versprochen?“ fragte Florentine nochmal nach.

„Ja, versprochen“, antwortete Amédé und legte auf.

„Na dann warten wir mal ab, was passiert“, lächelte Amédé, „hast du Kaffee für mich?“

„Klar, Moment“, lächelte Madeleine und holte den Kaffee.

Der Liegeplatz des Fischkutters „La Rouge“ im Hafen von Toulon, lag genau gegenüber dem Liegeplatz der Schiffe der Küstenwache.

So bekam Peter Blanc immer mit, wenn die Küstenwache ablegte. Gerade als er selbst wieder zu seiner Tour aufbrechen wollte, ertönte das Signalhorn des größten und schnellsten Küstenwachenschiffes zum ablegen. Sofort stellte er seine Arbeiten ein und wartete, in welche Richtung die Küstenwache fuhr.

„Oha, die fahren in den Golf. Da werde ich heute wohl nur fischen gehen“, brummte Blanc, nahm sein Handy und sagte kurzerhand die heutige Tour ab. Der Lieferant der Fässer tobte zwar, aber das war dem alten kauzigen Kapitän egal. Er legte ab und fuhr brav zu seinen Fanggründen und fischte. Um die Küstenwache kümmerte er sich nicht mehr, auch weil er in die entgegengesetzte Richtung fuhr.

Im Polizeirevier in Cogolin saßen Amédé und Madeleine Mora beieinander und unterhielten sich, tranken Kaffee oder rauchten eine Zigarette.

Plötzlich klingelte Madeleines Telefon und Jean-Pierre teilte mit, dass es sich um unterschiedliche Substanzen handelte. Allerdings seien beide Substanzen hochgiftige chemische Verbindungen, die hauptsächlich zur Reinigung von metallischen Werkstoffen benutzt würden.

Madeleine hatte gerade den Telefonhörer aufgelegt, da rief Jules Vernon von der Küstenwache an.

„Frau Mora, ich habe gerade unser Flaggschiff auf den Weg zu der Werft, von der der Präfekt sprach, losgeschickt. Es wird in etwa einer halben Stunde ankommen. Außerdem habe ich die Spurensicherung auf den Weg gebracht. Von Ihnen benötige ich nun noch mehrere Polizeieinheiten, die das Gelände absichern. Und bitte alle, ohne Ausnahme mit schusssicheren Westen“, erklärte Vernon, „Ist der Chef noch bei ihnen?“

„Ja, der ist noch hier. Ich verbinde, Moment“, erwiderte Madeleine und gab Amédé das Telefon, um sofort alle verfügbaren Einheiten des Polizeireviers Cogolin in Marsch zu setzen.

„Vernon, was gibt es?“ fragte Amédé.

„Ich habe unser Flaggschiff und die Spurensicherung auf den Weg geschickt. Ich denke wir sollten unbedingt sofort reagieren und den Anleger überprüfen. Auch wenn die Verbrecher dadurch gewarnt werden könnten“, antwortete Vernon.

„Sehe ich genau so. Die beiden Proben habe ich untersuchen lassen. Sie sind einerseits unterschiedlich, andererseits aber nicht. Aber warten wir mal ab, was unsere eigene Spurensicherung herausfindet“, entgegnete Amédé, „ich werde jetzt nach Hause gehen. Wenn etwas wichtiges sein sollte, rufen sie bitte an.“

Amédé hatte gerade den Telefonhörer aufgelegt, als Madeleine zurückkam.

„Madeleine, deine Männer sollen nicht nur die schusssicheren Westen anlegen, die sollen auch die Maschinenpistolen mitnehmen. Und mach deinen Leuten klar, dass dies kein Spaß ist. Gut, ich fahre jetzt nach Hause. Du weißt wie du mich erreichen kannst“, erklärte Amédé ernst, „und versuche bitte diesen Lastwagen zu finden. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das der Schlüssel zur Lösung des Falles ist. Sollte ich nichts von dir hören, komme ich morgen früh, bevor ich nach Toulon fahre hier vorbei. Und schreib dir bitte den Breefingtermin, morgen Nachmittag, 15 Uhr auf. Da kommst du auch.“

Anschließend verabschiedete er sich von Madeleine und fuhr nach Hause.

„Na wie sieht es aus?“ erkundigte sich Florentine, als er zu Hause war.

„Also die Spurensicherung, die Polizei Cogolin und die Küstenwache sind jetzt vor Ort. Die Ergebnisse werde ich spätestens morgen haben. Die Leitung des Falles liegt bei der Küstenwache, bei Vernon. Er ist ein guter Mann“, antwortete Amédé.

„Hauptsache, du musst da nicht raus“, erwiderte Florentine, „übrigens der Kindergarten war jetzt doch nicht im Wald. Es ist wohl kurzfristig eine Erzieherin ausgefallen, aber sie wollen morgen gehen.“

„Hoffentlich klappt es dann. Henri Simon hatte sich schon sehr drauf gefreut“, lächelte Amédé seine geliebte Frau an.

„Ja, der war ganz schön sauer, weil sie nicht in den Wald durften“, lachte Florentine, „und jetzt liegt er in seinem Bett und schläft wie ein Murmeltier.“

Amédé grinste, als er das hörte, nahm Florentine in den Arm und küsste sie lang und innig.

„Komm meine Liebste, dann machen wir es uns auch bequem“, lächelte Amédé und zog Florentine zum Sofa, wo es sich beide gemütlich machten.

Am nächsten Morgen brachte Amédé seinen Sohn wie üblich in den Kindergarten und unterhielt sich auch kurz mit der Erzieherin. Anschließend fuhr er direkt zum Polizeirevier in Cogolin.

„Gibt es etwas Neues?“, fragte er, als er im Büro von Madeleine war.

„Nein, es hat sich keiner blicken lassen. Die Spurensicherung hat ihre Arbeit beendet und die Küstenwache ist auch wieder weg“, erstattete Madeleine Mora Bericht.

„Gut wir sehen uns heute Nachmittag“, erwiderte Amédé und verabschiedete sich von Madeleine, seiner Nachfolgerin als Revierchefin in Cogolin.

In der Präfektur ließ er seine für Umweltschutz zuständigen Mitarbeiter zu sich kommen und ließ sich über die Problematik der Entsorgung von Giftmüll informieren. Im Rahmen dieses Gespräches erkannte Amédé, dass die Polizeireviere mit diesem Problem völlig überfordert zu sein schienen, andererseits aber die Fachkompetenz für diesen Bereich gleichwohl in der Präfektur vorhanden ist.

„Herr Dr. Schneiderlin, sie sind der Leiter der Abteilung Umweltschutz hier in der Präfektur. Sie haben promoviert. Darf ich fragen zu welchem Thema?“ erkundigte sich Amédé.

„Das Thema meiner Doktorarbeit war die Entsorgung von umweltschädlichen Giften aus der Industrie“, antwortete Dr. Schneiderlin, knapp 35 Jahre, Nickelbrille, Typ Bücherwurm, und hochintelligent.

„Sie sind jetzt seit rund 10 Jahren hier in der Präfektur und wissen sicherlich, ob es hier im Departement Var Probleme mit der Entsorgung von Giftmüll aus industrieller Produktion gibt“, wollte Amédé wissen.

„Natürlich gibt es Probleme. Die Entsorgung von Schlacken, Lösungsmitteln usw. ist sehr, sehr teuer und auch wegen der Gefährlichkeit der Stoffe sehr bürokratisch genau geregelt“, entgegnete Dr. Schneiderlin.

„Ich frage jetzt einfach mal direkt. Angenommen, eine Polizeistreife kontrolliert einen Lastwagen, findet eine grüne Flüssigkeit, die auf die Straße tropft. Der Polizist erklärt dem Fahrer, er muss dafür sorgen, dass das Tropfen aufhört, was dieser auch sofort erledigt. Der Polizist lässt den Lastwagen weiterfahren. Was würden sie als Fachmann sagen? Was würden sie tun?“ fragte Amédé provokant.

„Aus Sicht der Polizeibeamten ist das sicherlich die einfachste und schnellste Lösung. Es ist aber keine Lösung. Es gibt genaueste Vorschriften, die für ganz Europa Gültigkeit haben. Das Fahrzeug muss entsprechend gekennzeichnet sein, da gibt es einen Nummernkatalog und der Fahrer muss, und das weiß auch jeder Fahrer ganz genau, gültige Papiere, Genehmigungen, Deklarationen, Angabe der Menge, die Klassifikationen dabei haben und vorlegen. Die allerwenigsten Polizisten wissen dies aber“, führte Dr. Schneiderlin aus.

„Das dachte ich mir. Ist ihnen bekannt, wenn solche Transporte durch das Department fahren?“ hakte Amédé nach.

„Nein, aber es gibt hier nur sehr wenige Betriebe, die solche Giftstoffe benutzen und der Transport kann eigentlich generell nur vom Midi weg in Richtung Norden, Osten oder Westen gehen. Die Betriebe hier, das kann ich mit fug und Recht behaupten haben wir im Griff. Das sind nur noch ein paar wenige Schiffswerften oder Krankenhäuser. Die werden ständig von uns kontrolliert. Also auf Plausibilität, Produktionsmenge zu Entsorgungsmenge und Entsorger. Es gibt hier im Süden auch nur ein einziges zertifiziertes Unternehmen für die Entsorgung, und das ist absolut seriös und auch vertrauenswürdig“, sagte Dr. Schneiderlin mit einem lächeln.

„Das dachte ich mir. Danke Herr Dr. Schneiderlin. Ich weiß nicht, ob sie alle von den Morden auf See etwas gehört haben. Aber ich denke, dass diese Sache etwas mit Giftmüll oder so zu tun haben könnte. Ich möchte sie, Herr Dr. Schneiderlin, gerne heute Nachmittag beim Breefingtermin dabei und sie auch in dieser Sache an meiner Seite haben. Mittelfristig, bitte ich eine Fortbildung für alle Polizeibeamten der Police nationale auszuarbeiten und durchzuführen. Danke für ihre Ausführungen, wir sehen uns um 15 Uhr in meinem Büro“, erklärte jetzt ein sehr nachdenklicher Präfekt Amédé Ricard.

Pünktlich um 15 Uhr erschienen die Polizeichefs aus Toulon, Saint Tropez, Cogolin und der Küstenwache sowie der Umweltexperte Dr. Schneiderlin, den Amédé den Polizeichefs kurz vorstellte.

„Nun Vernon, was gibt es neues. Liegen die Berichte der Spurensicherung und aus der Gerichtsmedizin vor?“ eröffnete Amédé das Breefing.

„Ja Chef. Die Ballistik hat vier verschiedene Waffen, alles Uzis, auswerten können. Also vier Schützen. Die Waffen wurden bereits früher bei einem Überfall auf einen Geldtransporter in Calais benutzt. Der Fall dort ist noch ungeklärt. Der Polizeichef von Calais schickt uns seinen ermittelnden Beamten mit der Akte her zur Unterstützung. Durchaus denkbar, dass unsere Toten da irgendwie involviert sind. Die drei Männer wurden jeder von mindestens 20 Kugeln getroffen. Die hatten keine Chance und waren selbst auch unbewaffnet. Der Anlegesteg bei Port Cogolin wurde erst vor kurzem benutzt. Die Spusi hat neue Kratzspuren am Pier entdeckt. Der Einsatz gestern Abend verlief ohne Kontakt zu jemandem. Auf dem Gelände der Werft, haben wir Spuren von Cyanid und anderen hochgiftigen Lösungsmittel gefunden und dazu frische Reifenspuren. Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass auf dem Werftgelände Aktivitäten stattfinden. Das Gelände gehört einem Bauunternehmen aus Cogolin, das von einem Jules Toscan geleitet wird. Ob und inwieweit er in die Sache verwickelt ist, wissen wir noch nicht“, führte Jules Vernon aus.

„Für Kommissar im Ruhestand Jules Toscan lege ich meine Hand ins Feuer. Ich kenne ihn seit Jahren sehr gut, er war mein Partner und später mein Vertreter. Er war Polizist aus Leidenschaft“, nahm Amédé seinen Freund in Schutz und wurde dabei auch zusätzlich von Madeleine Mora unterstützt.

„Aber, ich werde persönlich mit ihm sprechen. Ich denke eher, dass er nichts davon weiß, was auf dem Gelände abgeht“, erklärte Amédé, „wie geht es jetzt weiter?“

„Mein Vorschlag wäre, das Gelände zu observieren“, schlug Madeleine vor.

„Das ist meiner Meinung nach sehr gefährlich und würde unsere Leute in Gefahr bringen. Wenn es tatsächlich um Giftmüll geht, das Cyanid und die Lösungsmittel sprechen eindeutig dafür, ist sehr, sehr viel Geld im Spiel. Wie wäre es Kameras zur Videoüberwachung zu installieren?“ schlug Dr. Schneiderlin vor.

„Wir könnten ein Schiff der Küstenwache postieren“, überlegte Jules Vernon.

„Okay, vorerst keine Observierung. Videoüberwachung ja und zwar so schnell wie möglich. Ein Schiff auf die vermutliche Route zu setzen, ist auch in Ordnung. Aber sorgt dafür, dass die Bewaffnung stimmt“, legte Amédé fest, „wer kümmert sich um die Videoüberwachung? Wo ist die Aufzeichnung? Nein, lasst mal, da kümmere ich mich selbst drum.“

„Die Videoüberwachung geht nicht ohne Jules Toscan. Er muss damit einverstanden sein“, wandte Madeleine ein.

„Da kümmere ich mich drum“, erklärte Amédé, „und ich werde auch meine Kontakte aktivieren und die Videoüberwachung organisieren. Herr Dr. Schneiderlin, ich möchte sie unbedingt dabei in meiner Nähe haben. Sehen sie sich bitte die Laborbefunde genau an, vielleicht fällt ihnen etwas auf. Näheres morgen, gleiche Uhrzeit.“

Amédé bat Madeleine zu sich ins Büro. Auf dem Weg in sein Büro telefonierte Amédé mit Jules Toscan, seinem Freund und Trauzeugen. Jules war bis vor vier Jahren Partner und Vertreter von Amédé als Polizeichef von Cogolin und ließ sich auf Wunsch seiner Ehefrau Emma in den Ruhestand versetzen, um die Leitung des Bauunternehmens ihrer Eltern zu übernehmen. Er war eine beeindruckende Persönlichkeit und mit seiner Körpergröße von fast 2 Metern und einer Statur Typ Kleiderschrank, eine Respektsperson.

„Du Jules, ich habe ein Problem. Könntest du gegen 18 Uhr zu Madeleine ins Revier kommen? Wir sehen uns dann dort“, fragte Amédé.

„Klar, mach ich. Um was geht es denn?“ erkundigte sich Jules neugierig.

„Später, danke. Bis nachher“, antwortete Amédé und legte auf.

„Kannst du dir vorstellen, dass Jules in der Art etwas macht?“ wollte Amédé von Madeleine wissen.

„Nein, ausgeschlossen, sehe ich genau so. Wie lange hat er das Gelände denn schon?“ fragte Amédé.

„Meines Wissens hat sein Schwiegervater das Gelände damals günstig gekauft, als die Werft Pleite gegangen ist“, erwiderte Madeleine.

„Gut. Jules kommt um 18 Uhr in dein Büro. Ich werde auch da sein“, erklärte Amédé und verabschiedete sich von Madeleine.

Kurze Zeit später machte Amédé Feierabend. Auf dem Weg zu seinem Auto telefonierte er mit Florentine und erklärte ihr, dass er etwas später zu Hause sein würde, weil er sich dringend mit Jules treffen musste.

„Gibt es Ärger?“ fragte Florentine.

„Wieso meinst du?“ erkundigte sich Amédé.

„Na, weil die Werft doch Jules gehört“, antwortete Florentine.

„Ich hoffe nicht, dass es Ärger gibt. Ich erzähle dir heute Abend mehr und gib meinem Sohn einen Kuss“, lachte Amédé, „waren sie heute im Wald?“

„Ja, unser Sohn meint aber, da stinkt es“, schmunzelte Florentine.

„Ach ja? Wo waren sie denn im Wald?“ erkundigte sich Amedé.

„Keine Ahnung, das muss wohl nicht weit vom Kindergarten weg gewesen sein. Kannst ja morgen früh Florence Bleu mal fragen“, entgegnete Florentine und verabschiedete sich von ihrem Mann.

Amédé wurde durch Florentine’s Erzählung plötzlich hellhörig.

„Im Wald stinkt es? Kann doch eigentlich nicht sein“, überlegte Amédé laut auf der Fahrt nach Cogolin, nahm wieder sein Handy und fragte bei Florentine nach der Telefonnummer der Erzieherin von Henri Simon.

„Wieso das denn?“ wollte Florentine wissen, „nur weil dein Sohn sagt, dass es im Wald stinkt?“

„Ich weiß, es ist vielleicht etwas zu sensibel gedacht, aber nach dem was hier in der Umgebung gerade abläuft, würde ich schon gerne wissen wollen, was Sache ist. Ich will nicht dass unser Kind durch Verbrecher zu schaden kommt“, erklärte Amédé.

„Wenn du meinst, ruf sie an“, lachte Florentine und gab ihrem Mann die Handynummer der Erzieherin Florence Bleu, die er auch sofort anrief.

„Hallo Frau Bleu. Entschuldigen sie bitte die Störung. Henri Simon hat erzählt, dass sie im Wald waren und dass es dort stinkt“, sagte Amédé und wurde sofort von der Erzieherin unterbrochen.

„Ja, das stimmt und das ist auch eine riesige Sauerei, einfach stinkende Fässer im Wald abzustellen. Ich hab auch schon im Rathaus angerufen, aber niemanden erreicht, der sich zuständig fühlte“, erklärte die sehr aufgebrachte Erzieherin.

Amédé beruhigte die aufgebrachte junge Frau, ließ sich genau den Weg und die Stelle beschreiben, wo die Fässer sein sollten und wies Olivier, seinen Fahrer an, direkt dorthin zu fahren, bevor er zum Polizeirevier fuhr.

Kapitän Peter Blanc, vom Fischkutter „La Rouge“ hatte nach den Ereignissen der vergangenen Tage vorläufig alle Transporte abgesagt. Die Gefahr erwischt zu werden, war ihm zu groß. Er fuhr deshalb, in der Zeit als Amédé von der Präfektur nach Cogolin unterwegs war, nur zum Fischen auf das Meer hinaus. Beim Hafenmeister, den er seit Jahren gut kannte, gab er an, dass er heute vor Saint Maxime sein Glück probieren wollte.

Kurz nach 17 Uhr hatte Amédé die von der Erzieherin beschriebene Stelle im Wald erreicht und sah auch sofort die Fässer, die offensichtlich nur von einem Lastwagen herunter geworfen worden waren. Er stieg aus seinem Dienstwagen aus, näherte sich langsam und vorsichtig den Fässern, sah sie sich an, nahm sein Handy und telefonierte zunächst mit dem Polizeirevier Cogolin und anschließend mit Dr. Schneiderlin, dem er ein Handyfoto schickte und bat umgehend nach Cogolin zu kommen.

Erst als eine Polizeieinheit aus Cogolin vor Ort war, und die Umgebung absicherte und absperrte, machte sich Amédé auf den Weg ins Polizeirevier.

Dort wurde er im Büro von Madeleine und Jules Toscan, seinem Freund und langjährigen Wegbegleiter bei der Polizei, bereits erwartet.

„Jules, schön, dass du da bist. Einen kleinen Moment, ich muss noch kurz etwas mit Madeleine abklären“, lächelte Amédé, „Madeleine, ich möchte die Einsatzleiter der Feuerwehr, der Rettungsdienste und den Bürgermeister René Jobert innerhalb einer Stunde hier im Polizeirevier sehen. Löse von mir aus einen Katastrophenvoralarm aus. Dr. Schneiderlin wird auch in Kürze eintreffen und informiere bitte Vernon sowie Bois.“

Madeleine nickte und ging in den großen Wachraum um Amédé’s Anweisung sofort auszuführen.

„So mein Freund. Ich habe dich hierher gebeten, weil ich dringendst etwas mit dir besprechen muss“, sagte Amédé zu Jules Toscan.

„Was ist los? Gibt es Probleme?“ fragte Jules Toscan neugierig.

„Das kann man so sagen. Sag mir doch bitte einmal, gehört dir noch die alte Schiffswerft bei Port Cogolin“, wollte Amédé wissen.

„Ja klar. Das ist meine Rücklage für schlechte Zeiten, die hat Emma’s Vater damals gekauft, als die Werft in Konkurs gegangen ist. Wir wollen dort, irgendwann, eine Hotelanlage bauen, aber im Moment ist es mir zu teuer und die Stadt ist wohl auch nicht davon erbaut. Aber warum fragst du?“ erwiderte Jules.

„Wann warst du das letzte Mal auf dem Gelände?“ wollte Amédé wissen, ohne auf Jules Neugier zu reagieren.

„Oh, das ist bestimmt ein oder zwei Jahre her. Ich habe damals einen neuen Zaun, es hatten sich spielende Kinder verletzt, um das Gelände ziehen lassen, damit niemand mehr unbefugt reinkommt. Aber jetzt sag endlich, warum du mich das alles fragst“, antwortete Jules Toscan ungeduldig.

„Gleich. Lässt du diesen Zaun regelmäßig überprüfen?“ fragte Amédé.

„Nein, wieso auch. Da kann niemand rein und zu klauen gibt es auch nichts. Aber jetzt möchte ich endlich wissen, was los ist“, brummte Jules ärgerlich.

„Gut, auf dem Gelände wird vermutlich Giftmüll angeliefert und auf ein Schiff verladen, von wo aus der Müll, vermutlich im Meer oder im Ausland, entsorgt wird. Wir gehen im Moment auch davon aus, dass die Besatzung des Schiffes für die Ermordung der drei Männer, du hast bestimmt davon gehört, verantwortlich ist“, erklärte Amédé.

„Und jetzt glaubt ihr ich stecke in der Sache mit drin?“ rief Jules Toscan erschrocken und ungläubig aus, „das kann nicht dein Ernst sein. Traust du mir so etwas wirklich zu?“

„Nein, natürlich traue ich dir das nicht zu. Das habe ich auch so meinen Mitarbeitern erklärt. Ich möchte allerdings von dir etwas“, sagte Amédé zögerlich.

„Was willst du?“ erwiderte Jules Toscan wütend, „dass du mir so etwas unterstellst. Ich fasse es nicht.“

„Nochmal, ich weiß dass du mit der Sache nichts zu tun hast. Klar? Aber ich möchte die Verbrecher fassen und dazu brauche ich deine Hilfe und Unterstützung“, wurde jetzt Amédé lauter.

„Was soll ich tun?“ entgegnete Jules ironisch.

„Ich will das Gelände per Video überwachen und dafür will ich deine Zustimmung“, brummte Amédé.

„Klar mach nur. Sonst noch etwas?“ ärgerte sich Jules immer noch.

„Ja. Da ist noch etwas. Es geht um dein Patenkind Henri Simon. Der Kindergarten war heute im Wald und da haben sie Fässer gefunden, die stinken. Ich komme gerade von dort und fürchte, dass diese Fässer auch mit der anderen Sache zu tun haben und Cyanid oder weiß Gott was drin ist. Stell dir nur mal vor, wenn eines der Kinder durch den Müll verletzt worden wäre“, erzählte Amédé traurig.

„Jetzt verstehe ich dich. Ich würde wahrscheinlich genauso reagiert haben wie du. Du bekommst von mir jegliche Hilfe. Wenn du schweres Gerät, Bagger oder sonst was brauchst, bekommst du. Und diesen Gangstern muss schnellstens das Handwerk gelegt werden. Ich bin dabei“, erwiderte Jules Toscan.

Amédé ging auf seinen Freund Jules zu, umarmte und bedankte sich bei ihm.

„Ich habe alle erreicht. Dr. Schneiderlin ist auch gerade angekommen“, berichtete Madeleine die gerade herein kam, „alles gut bei euch beiden?“

„Ja alles gut. Du hast einen tollen Chef“, erklärte Jules Toscan und lächelte dabei.

„Das heißt wir können die Videoüberwachung einrichten lassen?“ fragte Madeleine nach.

„Klar, macht nur und wenn ihr was braucht, sag Bescheid“, entgegnete Jules freundlich, „darf ich bei deiner Besprechung jetzt auch dabei sein? Schließlich geht es auch um mein Patenkind und mein Gelände?“

Amédé freute sich, dass Jules ihn bei der Sache unterstützen wollte und sagte lächelnd „na klar. Einen wie dich kann ich immer gebrauchen.“

Commandant Amédé räumt auf - Papa im Wald stinkt's

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