Читать книгу Saint Tropez im Frühling - Stephane Rambicourt - Страница 5

Konzertreise nach Südfrankreich

Оглавление

Die Tage bis zur Konzertreise von Mariella und Jakob vergingen wie im Fluge. Mariella hatte eine moderne Bluse in Pforzheim gefunden, mit der auch der Sängervorstand einverstanden war. Ausschlaggebend für die Zustimmung waren die befürchtete Allergie und die Drohung Mariellas die Konzertreise mit Jakob nicht mitzumachen.

Auch Nina hatte in Pforzheim schöne Kleider für die Abschlussfahrt nach Rom gefunden, so dass nun alle drei Groß’s den Reisen freudig entgegen sahen.

Ninas Abschlussfahrt startete bereits 2 Tage vor Jakob´s und Mariellas Abreise und endete auch 3 Tage nach Rückkehr ihrer Eltern aus Südfrankreich.

Es war nicht Ninas erste Reise ohne ihre Eltern. Sie hatte bereits mehrere Reisen mit ihrer Freundin Toni nach Venedig, Wien und Florenz gemacht, so dass Mariella sich nicht um ihre Tochter sorgen musste.

Am Tag nach Ninas Abfahrt, rief plötzlich Jakob’s Sekretärin zu Hause an. Mariella, die am Apparat war fragte: „Hallo Frau Albert, mein Mann hat Urlaub. Ist es so dringend?“

„Frau Groß ich muss unbedingt ihren Mann sprechen. Es ist wieder so ein Brief gekommen und ich mache mir langsam Sorgen“, erklärte Frau Albert.

„Was für ein Brief? Und warum wieder?“ wollte Mariella jetzt wissen.

„Nun am letzten Arbeitstag kam ein Brief in dem ihrem Mann gedroht wurde, das ihn jemand kriegen und umbringen will. Hat er ihnen das nicht erzählt?“ fragte Frau Albert.

„Nein, das hat er nicht. Moment, ich hole ihn sofort ans Telefon“, erwiderte Mariella ärgerlich und holte Jakob.

„Frau Albert, was gibt es denn so wichtiges. Hat das nicht Zeit bis ich wieder im Büro bin?“ fragte Jakob und bemerkte erst jetzt, dass Mariella neben ihm mit verschränkten Armen und bösem Gesicht stand.

„Es ist wieder so ein Brief gekommen“, antwortete die Sekretärin.

„Was für ein Brief?“ wollte Jakob wissen.

„Na wieder so ein Drohbrief. Ich hab ihn aufgemacht. Da steht, sie werden bald einen bösen Unfall haben und nicht überleben. Daneben ist eine Todesanzeige. Soll ich die Briefe jetzt der Polizei geben?“ sprudelte es aus der Sekretärin heraus.

„So ein Quatsch. Da macht einer einen Scherz. Vergessen sie das Ganze und werfen sie das Zeug in den Müll. Ich will mich mit so einem Mist nicht befassen. Und jetzt hab ich Urlaub. Haben sie verstanden?“ schimpfte Jakob.

„Ja Chef. Hab verstanden, aber“, Jakob unterbrach sie sofort und sagte bestimmt „nichts aber. Tschüß.“

„Chef passen sie auf sich auf, tschüß“, erwiderte Frau Albert besorgt.

„Was sind das für Briefe? Um was geht es da?“ fragte Mariella ärgerlich als Jakob aufgelegt hatte.

„Irgendein Spaßvogel will mir mit solchen Briefen Angst machen, aber keine Ahnung warum. Wahrscheinlich ein Spinner und jetzt reg dich nicht so auf“, versuchte Jakob seine Frau zu beruhigen.

„Und warum sagst du mir nichts davon?“ schimpfte Mariella.

„Zum einen weil es Müll ist und ich dich, zum anderen, nicht beunruhigen wollte“, versuchte Jakob sich zu rechtfertigen.

„Na gut. Wir sind morgen weg und dann passiert wohl nichts“, erklärte Mariella und ging nach oben um ihre Koffer fertig zu packen.

Der Tag der Konzertreise kam. Euphorisiert fuhren Jakob und Mariella kurz nach 4 Uhr morgens mit dem Taxi zum Busbahnhof. Die beiden hatten die Drohbriefe wieder vergessen. Sie wurden bereits von einigen Sängerinnen und Sängern auf das Herzlichste begrüßt. Der Bus war noch nicht eingetroffen und auch eine Reihe von Sängerinnen und Sängern fehlten noch. Die Busse der befreundeten Gesangvereine waren auch noch nicht da. Sie mussten alle noch etwa 30 Minuten warten, bis der moderne Reisebus eintraf.

Mariella und Jakob bestiegen als eine der Ersten den Bus und wählten einen für sie beliebigen Platz aus. Das war jedoch ein großer Fehler, sich einfach auf einen beliebigen Platz im Bus zu setzen, denn einige der älteren Sängerinnen hatten sich verabredet, vorbestimmte Plätze im Bus für sich in Anspruch zu nehmen. So wurden Jakob und Mariella von ihren Sitzen vertrieben, so dass sie am Ende fast ganz hinten im Bus endlich ihre Plätze einnehmen konnten.

„Ganz schön krass“, flüsterte Jakob seiner Frau zu.

Mariella nickte und meinte leise: „Wenn das die ganze Zeit so geht, wird die Reise wohl nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber mal sehen was noch passiert.“

Vor der Abfahrt gingen Fritz Einsel, der Vorsitzende des Vereins und sein Kassenwart, Karl Maile, gemeinsam durch die Reihen um zu prüfen wer eventuell noch fehlen würde. Da aber alle da waren, hätte der Bus abfahren können. Es fehlten aber noch die Busse der beiden anderen Gesangvereine. Als diese dann auch endlich eintrafen, ging es endlich los. Jakob und Mariella machten es sich bequem und versuchten noch etwas zu schlafen. Gegen 9 Uhr erreichten sie Dijon und machten an einer Raststätte eine kleine Frühstückspause, anschließend ging es wieder zügig weiter.

„Was macht eigentlich dein Studium, mein Schatz?“ fragte Jakob beiläufig.

„Da ist alles in Ordnung. Warum fragst du?“ entgegnete Mariella.

„Na, du erzählst nichts mehr davon. Man könnte denken, dass du da ein Problem hast. Erzähl doch, vielleicht kann ich dir helfen?“ erklärte Jakob fürsorglich.

„Nein, alles in Ordnung. Schau mal die schöne Landschaft hier“, lenkte Mariella ab, so dass Jakob sich wunderte und das Thema für sich abschloss.

In der Nähe von Lyon sollte dann ein vorbestelltes Mittagessen eingenommen und vom Gesangverein bezahlt werden um schnell weiter fahren zu können. Sie erreichten rechtzeitig die Raststätte und konnten auch zügig das bestellte Mittagessen einnehmen. Nach dem Essen verließ Jakob die Raststätte, um noch schnell eine Zigarette zu rauchen. Plötzlich sah er, wie einige seiner Vereinskollegen schimpfend aus der Raststätte kamen und die Straße in seine Richtung gehend überquerten.

„Was ist denn passiert?“ fragte Jakob eine Sängerin.

„Unser Kassenwart hat wohl kein Geld mitgenommen. Der spinnt doch. So etwas kann doch nicht sein“, echauffierte sie sich weiter.

„Hat denn der Vorstand kein Geld dabei, um zu bezahlen?“ fragte Jakob nach.

„Nein, der hat sich vermutlich versteckt und ist nicht zu finden“, schimpfte die Sängerin weiter.

„Ich geh mal rein“, entgegnete Jakob.

Als er die Straße überqueren wollte, bemerkte er wie ein Auto mit quietschenden Reifen losfuhr und auf ihn zu raste. Jakob konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite springen um nicht überfahren zu werden. Er landete aber unsanft an einer Autostoßstange und rappelte sich wieder auf. Die Sängerinnen die das mit angesehen hatten, kamen sofort zu ihm und wollten ihm helfen.

„Danke, ist nichts passiert. Ich geh jetzt mal zu Karl. Vielleicht kann ich ihm helfen“, erklärte Jakob und ging los.

Am Kassentresen sah er sofort den Kassenwart, der wild mit Händen und Füssen gestikulierend, mit einem Kellner verhandelte. Jakob ging zu den beiden hin und fragte: „Karl, kann ich irgendwie helfen?“

„Jakob, ich hab meine Tasche mit dem ganzen Geld für die Reise zu Hause vergessen und der Kellner will jetzt Geld sehen“, erklärte Karl Maile weinerlich.

„Hast du keine Kreditkarte mit?“ fragte Jakob.

„Schon, aber nur meine private“, erklärte er.

„Dann bezahl halt mit deiner Karte und hol dir das Geld vom Verein, ist doch kein Problem“, beschwichtigte Jakob.

„Wenn meine Frau das mitbekommt, gibt es auch noch privaten Krach“, erklärte er traurig.

„Wo ist eigentlich unser Vorstand, vielleicht hat der genug Geld mit?“ fragte Jakob.

„Nein, der ist doch selbst fast pleite“, sagte Karl Maile.

„Gut, dann musst du wohl oder übel den Krach mit deiner Frau inkauf nehmen“, erklärte Jakob sachlich.

„Könntest du vielleicht?“ fragte der Kassenwart hinterlistig.

„Können schon, aber einsehen tu ich das nicht und machen auch nicht“, erklärte Jakob bestimmt, „bezahl jetzt, damit wir weiterkommen.“

„Nein“, erklärte der Kassenwart trotzig.

„Dann bleib halt hier und warte bis die Polizei kommt. Der Kellner wird bestimmt gleich anrufen“, erklärte Jakob, „außerdem brauchst du ja noch einiges an Geld für den Ausflug nach Monte Carlo usw.. Die Busse der anderen Vereine werden bestimmt gleich losfahren. Beweg dich und finde eine Lösung. Soll ich mal deine Frau suchen und ihr Bescheid sagen?“

„Na gut, mir ist jetzt schon alles egal. Ich bezahl und überlege mir wie es weitergeht“, erklärte der Kassenwart, nahm seine Kreditkarte und gab sie dem Kellner, der nur leicht lächelte. Jakob erklärte dem Kellner kurz die Lage, der grinste und machte die Abrechnung. Endlich war die Angelegenheit erledigt und die Fahrt konnte weitergehen.

Im Bus herrschte totale Stille und als Jakob für Mariella und sich etwas zu trinken holte, sah er Karl Maile und dessen Ehefrau mit knallrotem Gesicht und schweigend nebeneinander sitzen.

Von dem Vorfall auf dem Rastplatz sagte Jakob nichts zu Mariella.

Kurz nach 22 Uhr erreichten sie ihr Hotel in Marines de Cogolin. Jakob und Mariella nahmen ihre Koffer und gingen zu Karl Maile, der die Zimmerverteilung machen sollte, aber damit völlig überfordert war.

„Du Schatz, unser Kassenwart ist total überfordert. Ich glaub ich muss dem helfen, sonst kriegt der noch einen Herzinfarkt nach dem heutigen Tag“, flüsterte Jakob seiner Frau zu, die nur kurz nickte.

„Kann ich helfen“, fragte Jakob in die Menschentraube um den Kassenwart.

„Bitte, Bitte. Der ist doch völlig überfordert“, riefen einige Sängerinnen und schoben Jakob zum Kassenwart.

„Brauchst du Hilfe?“ fragte Jakob freundlich.

„Das wäre toll, unser Vorstand hat mich wieder einmal alleine sitzen lassen“, erklärte der Kassenwart schwitzend.

„Gut“, sagte Jakob, nahm zwei Finger in den Mund und ließ einen lauten Pfiff ertönen, „Ruhe jetzt. Ich lese die Namen und die Zimmernummern vor, Karl sucht den zugehörigen Schlüssel raus und ihr geht bitte ruhig und schnell auf eure Zimmer. Und bitte keine Diskussionen.“

Augenblicklich war Ruhe und Jakob rief einzeln die Namen auf, Karl Maile suchte die Schlüssel heraus, gab sie Jakob und der reichte die Schlüssel weiter. Nach 10 Minuten war die Zimmerverteilung beendet und Jakob wollte Mariella auf das Zimmer folgen, aber er hatte die Zimmernummer vergessen. Er ging deshalb von Zimmer zu Zimmer, klopfte kurz an und fragte ob alles in Ordnung sei. Dabei musste er einigen Sängerinnen und Sängern behilflich sein z.B. abgeschlossene Koffer öffnen. Endlich hatte er Mariella und sein Zimmer gefunden. Mariella hatte bereits die Koffer ausgepackt, als Jakob ins Zimmer kam.

„Puhh, wo sind wir denn da rein geraten. In dem Verein klappt ja gar nichts“, schimpfte Jakob.

„Reg dich nicht auf, Schatz“, beschwichtigte Mariella ihren Jakob, „magst du noch einen Spaziergang machen, damit du wieder runter kommst und ruhiger wirst?“

„Gute Idee, dann sehen wir auch wo wir hier eigentlich gelandet sind“, lachte Jakob und nahm seine Mariella in die Arme.

Sie spazierten Arm in Arm aus dem Haus und konnten feststellen, dass sie direkt an einem Jachthafen waren. Langsam gingen sie am Wasser entlang, als sie zwei Personen auf einer Bank sitzen sahen. Beim näher kommen stellten sie fest, dass es der Kassenwart, Karl Maile, und dessen Ehefrau waren. Jakob und Mariella gingen auf beide zu.

„Auch noch ein wenig die Beine vertreten?“ sagte Jakob.

„Ja, so etwas wie heute hab ich noch nicht erlebt. Das war schon grenzwertig“, sagte der Kassenwart.

„Es ist deine eigene Schuld und Dusseligkeit“, schimpfte seine Frau.

„Das kann doch jedem passieren. Hast du dir schon Gedanken gemacht wie du an Geld kommst, Karl?“ fragte Mariella.

„Wir werden wohl alles aus eigener Tasche bezahlen müssen“, antwortete die Frau des Kassenwarts.

„Kommt unser Bürgermeister nicht zu den Konzerten in Frejus?“ fragte Jakob.

„Ich weiß nicht, aber ich denke schon“, antwortete der Karl Maile.

„Könnte jemand in deine Wohnung rein kommen und die Geldtasche holen?“ erkundigte sich Jakob.

„Ja, unser Sohn. Warum?“ erwiderte der Kassenwart.

„Dann ruf ihm an und sag ihm, dass er die Geldtasche holt und dem Bürgermeister mitgibt. Wenn der Samstag oder Sonntag kommt, reicht das alle mal für den Ausflug am Dienstag“, schlug Jakob vor.

„Daran hab ich gar nicht gedacht, ich rufe gleich an. Danke zum 3. Mal heute“, erklärte der Kassenwart beschämt.

„Kein Problem. Wo ist eigentlich Fritz, unser Vorstand?“ erkundigte sich Mariella.

„Der ist in dem Partnerschaftsverein und hat hier Freunde bei denen er wohnt“, antwortete der Kassenwart.

„Ahja“, entgegnete Jakob vielsagend, „Schön ist es hier. Wir gehen noch ein Stück weiter. Gute Nacht.“

Jakob und Mariella spazierten weiter, umrundeten den kleinen aber feinen Jachthafen und gingen anschließend auf ihr Zimmer.

Am nächsten Morgen war laut Plan für 8 Uhr das Frühstück und um 9.30 Uhr eine Chorprobe mit den beiden anderen Gesangvereinen angesetzt. Mariella und Jakob saßen pünktlich im Bus und warteten auf die Abfahrt. Der Busfahrer fragte Jakob, ob er wisse wo es hingehen würde. Jakob und auch Mariella mussten verneinen, da im Plan nur die Chorprobe stand, aber nicht wo.

„Ich könnte mir vorstellen in der alten Kirche, aber sicher ist das nicht“, erklärte Mariella, „waren sie schon einmal hier?“

Der Busfahrer schüttelte den Kopf.

„Ich frag mal bei den anderen Busfahrern nach, vielleicht gibt es da jemand der eine Ahnung hat“, erklärte der Busfahrer biestig und stieg aus.

Zwischenzeitlich kamen alle Sängerinnen und Sänger des Gesangvereins am Bus an und auch der Fahrer kam zurück.

„Ja, Kirche stimmt“, sagte er knapp zu Mariella, startete den Motor und fuhr hinter den beiden anderen Bussen her.

An der alten Kirche, die mitten in der kleinen Stadt war, wartete bereits der Vorsitzende des Gesangvereins Fritz Einsel. Einige Sängerinnen und Sänger gingen schimpfend auf ihn zu. Dabei zeigten sie immer wieder auf Jakob und Mariella. Den beiden Groß’s war das zwischenzeitlich alles egal. Sie waren jetzt zum ersten Mal in Südfrankreich und das wollten sie genießen. Die Probe dauerte den ganzen Vormittag und anschließend waren die Chöre bei dem örtlichen Gesangverein zum Mittagessen eingeladen. Hier lernten Jakob und Mariella die französischen Sänger Grégoiré und Marie Gabin kennen. Da Jakob und Mariella fließend französisch sprachen, war die Verständigung problemlos.

Grégoiré und Marie waren ein Ehepaar im gleichen Alter wie Jakob und Mariella und so war es auch nicht verwunderlich, dass beide Ehepaare sich auf Anhieb gut verstanden. Grégoiré und Marie arbeiteten beide gemeinsam in der Torpedofabrik von Saint Tropez und hatten viel zu erzählen. Das gemeinsame Mittagessen zog sich bis in den späten Nachmittag. Anschließend stand ein kleiner Ausflug nach Saint Tropez auf dem Programm.

Von Grégoiré und Marie hatten die Groß’s erfahren was sie sich in Saint Tropez unbedingt ansehen sollten. Außerdem verabredeten sie sich für 20 Uhr in dem Café du Port an der Hafenpromenade.

Kurz bevor der Bus in Saint Tropez ankam, flüsterte Mariella: „Lass uns alleine losziehen, ohne gaggernden Anhang.“

Jakob nickte und flüsterte Mariella zu: „wir warten mit dem Aussteigen bis alle draußen sind, okay?“

Mariella drückte Jakob´s Hand zum Einverständnis. Als der Bus anhielt, warteten die beiden bis alle ausgestiegen waren und sich wie eine Schafherde in einer Richtung auf den Weg machten.

„Los geht es“, lachte Jakob und stieg mit Mariella aus, ging aber in eine andere Richtung als die anderen. Jakob fand es faszinierend, dass Saint Tropez komplett für den Verkehr gesperrt war. Nur Taxis und Linienbusse durften fahren.

Entsprechend der Beschreibung von Grégoiré suchten sie den Place de Lices, auf welchem Boule gespielt wurde. Dort fanden sie dann auch ein kleines Lokal, weit weg vom Touristenrummel, in dem sie sehr gut und zu normalen Preisen essen konnten. Als sie fertig waren, setzten sie sich auf den Place de Lices und schauten den Boule spielenden Franzosen eine Weile zu.

„Verstehst du warum die ständig diskutieren? Die haben doch einen Meterstab dabei“, lachte Jakob.

„Nein, aber ich finde es richtig schön hier unter den alten Platanen, die Kaffee und Pastis trinkenden Männer, die sich amüsieren. So sieht wohl heile Welt aus“, lachte Mariella.

Anschließend spazierten sie langsam in Richtung Hafenpromenade und schauten sich die Geschäfte entlang der Straße an. Immer wenn sie Sängerinnen oder Sänger aus ihrem Verein ausmachen konnten, wechselten sie in eine Seitengasse oder in ein Geschäft. Doch plötzlich standen sie einigen Mitgliedern ihres Gesangvereins gegenüber.

„Habt ihr schon gegessen?“ wurde Mariella von Karin gefragt.

„Ja, außergewöhnlich gut sogar und recht preisgünstig“, antwortete Mariella.

„Wir waren auch essen, aber das Essen war Müll und total überteuert. Können wir uns euch anschließen?“ fragte Karin, eine der jüngeren Sängerinnen.

„Oh, wir sind jetzt verabredet, nicht böse sein“, entgegnete Mariella.

„Ihr habt es gut, ihr könnt euch mit den Leuten hier unterhalten. Von uns kann keiner französisch, leider“, erklärte die junge Frau schnippisch und ging mit ihrem Anhang weiter.

Jakob und Mariella waren froh, dass sie nicht mit einer Gruppe unterwegs waren, denen man schon von weitem ansah, dass sie deutsche Touristen waren.

Sie gingen wieder Arm in Arm langsam in Richtung der Hafenpromenade, immer darauf achtend, nicht in die typischen Abzockläden für Touristen zu gehen, sondern sich wie Einheimische oder zumindest Franzosen zu bewegen.

An der Hafenpromenade angekommen, schauten sie sich zwar auch die riesigen Jachten und Schiffe im vorbeigehen an, aber sie vermieden es den Exhibitionisten auf den Schiffen beim Abendessen zu zusehen, wie es vor allem die Touristen machten.

„Das ist doch schon peinlich, was manche Touristen machen. Was meinst du, was die selber sagen würden, wenn jemand ihnen zu Hause beim Abendessen auf der Terrasse zusehen würde“, sagte Jakob kopfschüttelnd.

Plötzlich sah Mariella ein Winken und erkannte Grégoiré und Marie Gabin, die bereits im Café warteten. Als Jakob und Mariella das französische Ehepaar erreicht hatten, meinte Grégoiré flachsend:

„Ihr seid wohl keine Touristen, so wie ihr euch hier bewegt. Man könnte glauben, ihr seid Einheimische.“

„Ich finde es peinlich, wie sich deutsche Touristen oft im Ausland geben. Aber manche wissen es halt nicht besser“, erklärte Jakob lachend.

Nachdem sie sich richtig begrüßt hatten, natürlich mit Umarmung und Küsschen, setzten sie sich und Grégoiré winkte kurz mit dem Arm. Sofort war ein Kellner, wie Jakob und Mariella meinten, da.

„Darf ich euch René Jobert, unseren Freund und Bürgermeister von Cogolin vorstellen? Er wollte euch unbedingt kennen lernen, nachdem wir ihm von heute Nachmittag erzählt haben“, erklärte Marie.

Nachdem sie sich begrüßt hatten, setzte sich der Bürgermeister zu den beiden Ehepaaren und fragte nach deren Getränkewünschen. Dabei stellte sich heraus, dass dieses Lokal ihm gehörte.

„Seid ihr eigentlich auch in dem Partnerschaftsverein? Ich habe euch noch nie gesehen“, fragte der Bürgermeister freundlich.

„Nein, wir sind, zumindest bisher, nur in dem Gesangverein mit dem wir jetzt hier sein dürfen“, lachte Mariella, „von dem Partnerschaftsverein bei uns zu Hause habe ich zwar schon gehört, war aber der Meinung, dass das wohl eine in sich geschlossene Gruppe ist.“

„Grégoiré und Marie werden euch mal erklären, um was es bei dem Verein geht. Für mich persönlich steht einfach der Gedanke der Völkerverständigung zwischen Franzosen und Deutschen im Vordergrund. Von wegen Erbfeindschaft und so. Ihr müsst wissen, dass wir hier in der Provence während des 2. Weltkrieges nicht besetzt waren und auch die Vichy-Regierung abgelehnt haben. Die Resistance hatte wohl auch hier sehr tiefe Wurzeln. Aber das ist Gott sei dank alles vorbei und wir sind heute sehr gute Freunde geworden“, erklärte René, „ich fände es sehr schön, wenn ihr euch dem Partnerschaftsverein anschließen würdet. Überlegt es euch. Aber jetzt muss ich weiter arbeiten.“

Nachdem der Bürgermeister sich verabschiedet hatte und die bestellten Getränke serviert worden waren, sprachen Jakob und Grégoiré noch kurz über den Partnerschaftsverein und klinkten sich anschließend in das Gespräch von Marie und Mariella über die Chöre, die Sehenswürdigkeiten und den morgigen Tag in Cogolin ein. Dabei erfuhr Jakob, dass der nächste Tag vom Partnerschaftsverein organisiert wird und auch viele aus dem Verein mit dabei sein werden. Die beiden Ehepaare lachten sehr viel, so dass Jakob und Mariella die Busabfahrt fast vergessen hatten. Da Mariella noch nicht gehen wollte, ging Jakob zum Bus und erklärte dem Fahrer, dass er und seine Frau nicht mit zurück fahren, sondern sich später ein Taxi nehmen würden.

So verbrachten Jakob und Mariella noch einen langen Abend mit Grégoiré und Marie, die sie dann auch in ihrem Auto zu ihrem Hotel brachten.

Als Jakob und Mariella im Bett lagen, überlegten beide gemeinsam noch lange, ob sie bei dem Partnerschaftsverein von Bad Wildbad mitmachen sollten oder nicht. Dabei fiel Jakob seine eigene Familiengeschichte ein, die er bisher selbst Mariella noch nie erzählt hatte.

„Ich weiß nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass die uns bzw. mich bei dem Verein nicht dabei haben wollen“, flüsterte Jakob.

Mariella hob ihren Kopf und sah Jakob an: „Wie kommst du denn darauf?“

Jakob begann leise zu erzählen, „mein Vater, das weißt du ja aus eigener Erfahrung mit ihm, ist nicht unbedingt ein Vorzeigevater gewesen. Er war im 2. Weltkrieg auch nicht unbedingt ein Unschuldslamm.“

„Wieso meinst du das?“ fragte Mariella.

„Nun, er hat wohl Dinge gemacht, die er besser nicht gemacht hätte und wenn rauskommen würde was er getan hat und wir in dem Partnerschaftsverein wären, würden die uns mit Sicherheit hochkant rauswerfen“, flüsterte Jakob.

„Was hat er denn getan?“ wollte Mariella wissen.

„Nun er war bei der Partei und der SS“, sagte Jakob.

„Ja und? Da waren viele die dahin mussten“, erwiderte Mariella.

„Mein Vater war Freiwilliger und in Berlin und Oranienburg stationiert“, erklärte Jakob.

„Jetzt red halt“, flüsterte Mariella ungeduldig.

„Na gut. Er war bei der Waffen-SS Totenkopfeinheit Brandenburg. Die sollen wohl mit die schlimmsten Verbrecher in der Zeit gewesen sein. Im Warschauer Ghetto ebenso wie in Oranienburg im KZ Sachsenhausen. Was er selbst genau gemacht hat, weiß ich nicht und will es eigentlich auch gar nicht wissen. Aber was man so liest, war die ganze Einheit sehr grausam. So jetzt ist es raus“, erzählte Jakob.

„Aber da kannst du doch nichts dafür“, erwiderte Mariella.

„Das ist den Menschen eigentlich egal, Hauptsache sie haben jemanden, den sie durch den Schmutz ziehen können“, sagte Jakob traurig.

„Dann behalte das Ganze für dich, mir hast du ja auch über 20 Jahre nichts davon erzählt, obwohl ich deinen Vater auf das Schlimmste hab kennen lernen müssen. Und was stimmt, weißt du ja auch nicht genau“, antwortete Mariella und streichelte Jakob über die Wangen.

„Die Geschichte ist mir erst vorhin auf der Heimfahrt, als ich an die Worte des Bürgermeisters gedacht hatte, wieder in den Sinn gekommen. Ich würde ja auch gerne bei dem Partnerschaftsverein mitmachen, aber“, Jakob machte eine Pause.

„Nix aber. Gerade deshalb werden wir beide gemeinsam mitmachen. Nur so kann man verhindern, dass sich so etwas noch einmal wiederholt. Klar! Außerdem ist die Staatsanwaltschaft nicht hinter deinem Vater her gewesen so lange er gelebt hat, und du hättest bestimmt keine Zulassung für Geheimdokumente bekommen. Außerdem, Franzosen und Deutsche waren über Jahrhunderte Erbfeinde. Heute ist das anders. Jetzt sind wir Freunde und vergiss nicht, wir haben beide Vorfahren, die aus dem heutigen Frankreich, aus dem Elsass, stammen“, erklärte Mariella bestimmt, „und jetzt wird geschlafen morgen wird wieder ein langer Tag werden.“

„Es war aber ein sehr schöner Abend mit Grégoiré und Marie und es war auch richtig, sich von der Gruppe abzusetzen. Aber das mit meinem Vater macht mir doch ganz schön zu schaffen. Gute Nacht mein Spatzl“, erklärte Jakob und nahm Mariella in den Arm.

In dieser Nacht schlief Jakob sehr unruhig und wachte auch sehr früh, um 6 Uhr, auf. Da Mariella noch schlief, zog er sich an und ging nach draußen zum Jachthafen. Dabei rauchte er eine Zigarette, während er hinaus auf das Meer schaute.

Kurz nach 7 Uhr bekam Jakob Gesellschaft und wurde so aus seinen Gedanken geholt. Karl Maile kam auf ihn zu und setzte sich zu ihm.

„Na Karl, klappt es mit dem Geld“ fragte Jakob.

„Ja, unser Bürgermeister kommt morgen und bringt die Tasche mit. Und wie war euer gestriger Abend? Ihr seid ja nicht mit dem Bus zurück gefahren“, fragte Maile.

„Es war ein richtig schöner Abend“, antwortete Jakob.

„Werdet ihr in den Partnerschaftsverein gehen? Die beiden Franzosen mit denen ihr zusammen wart, sind soweit ich weiß auch dabei“, fragte der Sängerkollege und Kassenwart neugierig.

„Ich denke schon“, erwiderte Jakob, „warum?“

„Aber ihr bleibt doch auch bei unserem Chor“, wollte der Kassenwart wissen.

„Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?“ erwiderte Jakob.

„Könnte ja sein, dass es euch bei uns dann nicht mehr gefällt“, murmelte Karl Maile.

„Das kann ich mir nicht vorstellen, dafür macht es uns bei euch viel zu viel Spaß“, lachte Jakob, „aber man könnte doch das Eine tun ohne das Andere zu lassen. Ich denke Mariella sieht das genau so.“

„Hoffentlich, ihr wisst ja selbst, dass unser Verein völlig überaltert ist und da tut ihr jungen Leute uns natürlich sehr gut. Und eine solche Desorganisation wie bei dieser Fahrt hat es auch noch nie gegeben“, erklärte der Kassenwart.

„Mach dir mal deswegen keine Sorgen, ich denke schon, dass wir weiter singen werden“, sagte Jakob verständnisvoll, „kennst du den Partnerschaftsverein etwas besser?“

„Nein, ich weiß nur, die setzen sich für die Städtepartnerschaft ein und sehen sich als elitäre Gruppe in der Stadt. Dort heißt es nur, das ist die Bussi-Bussi-Gesellschaft oder Schickeria. Also für mich wären die nichts, nicht mein Fall“, antwortete Maile.

„Mich würde das schon interessieren. Kennst du jemanden, außer unserem Vorstand, der da dabei ist?“ erkundigte sich Jakob.

„Klar unser Bürgermeister zum Beispiel und auch einige von den Gemeinderäten, ach einige Lehrer sind auch dabei oder Rechtsanwälte, Ärzte soweit ich weiß“, überlegte der Kassenwart.

„Hast du das Programm für den heutigen Tag im Kopf?“ wollte Jakob wissen.

„Nach dem Frühstück geht es nach Cogolin, dort gibt es eine Stadtbesichtigung und anschließend ein offizieller Bürgermeisterempfang. Am Nachmittag Chorprobe in der Kirche. Der restliche Tag steht dann zur freien Verfügung. Unsere Auftritte bei dem Festival sind ja erst morgen und übermorgen, also Samstag und Sonntag“, erklärte Maile.

Jakob zündete sich noch eine Zigarette an, lehnte sich auf der Parkbank zurück und sagte: „Herrlich ist das hier, da könnte ich mich daran gewöhnen.“

Der Kassenwart nickte und lächelte dabei. Sie saßen nun eine Weile schweigend nebeneinander, als Jakob plötzlich aufstand und erklärte, dass er jetzt zum Frühstück gehen würde.

Kaum hatte Jakob den Frühstücksraum betreten, kam auch schon Mariella.

„Hey, bist heute aber sehr früh aufgestanden“, lächelte sie.

„Ja, konnte nicht so richtig gut schlafen. Die Geschichte, die ich dir gestern erzählt habe, geht mir nicht aus dem Kopf. Egal. Ich hab gerade Karl draußen getroffen. Der macht sich Sorgen, dass wir in den Partnerschaftsverein gehen und dann den Gesangverein verlassen“, erklärte Jakob, „hab ihm aber gesagt, dass wir nicht vorhaben den Gesangverein zu verlassen, aber uns mit dem Gedanken tragen in den Partnerschaftsverein zu gehen.“

„Sehe ich genau so. Hier sind wir so herzlich aufgenommen worden, da möchte ich eigentlich nicht wieder raus gehen“, erwiderte Mariella.

Jakob und Mariella frühstückten ausgiebig, als plötzlich Karl Maile laut ankündigte, dass der Bus zur Stadtführung in einer halben Stunde abfahren wird. Die beiden Groß’s beeilten sich und waren dann rechtzeitig am Bus.

Die Stadtführung wurde von Henri, einem Angestellten der Stadtverwaltung vorgenommen, der in seiner Militärzeit in Baden-Baden stationiert war und sehr gut deutsch sprechen konnte. Außer ihm waren einige Mitglieder des örtlichen Partnerschaftsvereins anwesend. Diese hatten offensichtlich die Information, dass Jakob und Mariella gut französisch sprachen und bemühten sich sehr um die beiden und erklärten ihnen Dinge, die Henri den Mitgliedern der Gesangvereine nicht erzählte. Nach einem Besuch in dem Saliermuseum machte sich die ganze Gruppe auf zum Empfang beim Bürgermeister.

Jakob und Mariella ließen den anderen den Vortritt und so waren beide in der hinteren Reihe bei dem Stehempfang.

Bei der Begrüßung seiner Gäste, begrüßte Bürgermeister René Jobert seine neuen Freunde Jakob und Mariella Groß ganz besonders. Plötzlich drehten sich alle vor ihnen stehenden Sängerinnen und Sänger zu Jakob und Mariella um. Karl Maile sah Jakob fragend an, als ob er ihn fragen wollte „woher kennst du den Bürgermeister von Cogolin?“

Jakob zuckte nur kurz mit den Schultern und nach einem kleinen Applaus für den Bürgermeister setzte dieser seine Rede fort, in der er sich über das gute partnerschaftliche Verhältnis der Städte Cogolin und Bad Wildbad ausließ.

Nach seiner Rede kam der Bürgermeister zu Jakob und Mariella und begrüßte sie nochmals mit den obligatorischen Küsschen, um sie dann anschließend einigen seiner anwesenden Gemeinderäte vorzustellen. Jakob und Mariella wussten nicht wie ihnen geschah, während René und die anderen Mitglieder des Partnerschaftsvereins sich primär um Jakob und Mariella kümmerten. Es wurden ihnen Gläser mit Wein und Snaks gebracht, während die anderen Sängerinnen und Sänger sich in kleine Gruppen verbanden und gespannt auf Jakob, Mariella und den Bürgermeister schauten. Kurz vor 15 Uhr rief Chorleiter Tom Grau zur Chorprobe auf und der Rathaussaal leerte sich schnell. Zwei Französinnen begleiteten Jakob und Mariella zur Kirche und luden sie nach der Chorprobe zum Essen ein, was Jakob und Mariella gerne annahmen, da sie für den freien Abend nichts geplant hatten. Während Jakob und Mariella sich ganz normal an ihre Plätze im Chor begaben, kam Karl Maile zu Jakob und fragte:

„Woher kennst du denn den Bürgermeister von hier und wieso hat der euch bei der Begrüßung genannt?“

„Jetzt mach dir nicht ins Hemd, Karl. Wir kennen René seit gestern Abend und warum er uns besonders begrüßt hat, musst du ihn schon selbst fragen, ich weiß es jedenfalls nicht. Außerdem ist Mariella ganz meiner Meinung, was den Chor betrifft, okay?“ antwortete Jakob etwas genervt.

Maile nickte und verschwand an seinen Platz.

Die Chorprobe verlief sehr gut und war nach zwei Stunden beendet.

Mariella und Jakob verließen gerade die Kirche, um in Richtung des Busses zu gehen, als sie von der Gastgeberin der Essenseinladung abgeholt wurden. Sie hatten bisher noch keine ruhige Minute erwischt um sich zu unterhalten. Immer war jemand in ihrer Nähe und so gingen sie gemeinsam mit ihrer Gastgeberin Colette zu Fuß die wenigen Meter bis zu deren Lokal.

Dort wurden sie unter anderem von René, Henri, Grégoiré und Marie bereits erwartet.

Nach der obligatorischen Begrüßung und einem wundervollen Aperitif, begleitet von einer angenehmen lustigen Atmosphäre erwartete Mariella und Jakob ein 7 gängiges Menü. Das „Abendessen“ zog sich so bis nach 24 Uhr hin und Mariella und Jakob hatten viel Spaß mit den neuen Bekannten und Freunden. Grégoiré ließ es sich nicht nehmen die beiden Groß’s zum Hotel zu fahren.

Als sie endlich in ihrem Hotelzimmer waren, fielen Jakob und Mariella erst einmal erschöpft auf das Bett und schwiegen.

„Was war das denn heute für ein Tag“, brummte Mariella zufrieden.

„Wahnsinn“, lächelte Jakob.

„Ich kann noch nicht schlafen. Soviel hab ich, glaube ich, noch nie gegessen. War aber auch außergewöhnlich gut. Ich glaube, wir sollten vielleicht noch ein paar Schritte gehen, damit wir schlafen können“, schlug Mariella vor.

„Gute Idee“, stöhnte Jakob und erhob sich mühsam vom Bett.

„Hilfe, ich komme nicht hoch. Zuviel gegessen“, lachte Mariella zufrieden.

Jakob reichte ihr seine Hand und zog sie sanft vom Bett hoch. Anschließend gingen sie zu dem kleinen Jachthafen.

„War das heute irgendwie peinlich. Erst rennen die vom Partnerschaftsclub nur um uns herum, dann begrüßt uns René beim Empfang als seine neuen Freunde und dann auch noch das tolle Abendessen. Ich glaub die anderen Sänger und Sängerinnen sind ganz schön neidisch. Die haben das ja auch alles mitgekriegt. Hoffentlich haben die sich bis morgen wieder beruhigt“, erklärte Jakob leise.

„Wieso peinlich. Ich fand den Tag sehr schön. Und wenn andere sich aufregen sind sie selber schuld, oder? Karin wollte vor der Probe noch etwas zu mir sagen, aber da hat Grau schon angefangen, da konnte sie nicht sprechen und beim rausgehen sind wir auch gleich abgeholt worden“, erwiderte Mariella.

„Karl hat mich vor der Probe erwischt und gefragt, woher ich den Bürgermeister kenne und warum der uns so besonders als seine neuen Freunde hervorgehoben und begrüßt hat. Hab ihm gesagt, dass ich keine Ahnung habe und dass wir im Chor bleiben werden“, entgegnete Jakob.

„Ich denke mal, dass Karin das gleiche fragen wollte“, lachte Mariella plötzlich, „quasi als Stellvertreterin für die anderen alle.“

„Egal, morgen ist bestimmt alles vergessen, hoffentlich. Morgen, beziehungsweise heute, ist ja unser erstes großes internationales Konzert. Ich freue mich drauf“, erklärte Jakob.

„Ich mich auch. Bin mal gespannt wie wir uns schlagen werden. Grau war ja heute sehr schnell zufrieden“, antwortete Mariella, „aber jetzt bin ich langsam müde und möchte gerne in mein Bett.“

Am nächsten Morgen, Jakob und Mariella hatten etwas länger geschlafen, gingen sie gemeinsam zum Frühstücksraum. Als Jakob die Türe öffnete um Mariella den Vortritt zu lassen, gingen, wie auf ein Kommando, alle Köpfe in Richtung Jakob und Mariella und die Gespräche verstummten. Diese ließen sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen und gingen direkt zum reichhaltigen Frühstücksbüfett. Mariella, die schneller als Jakob ihr Frühstück zusammen hatte, ging auf zwei leere Stühle am Tisch ihrer Kollegin Karin zu und wollte sich gerade setzen, als Karin erklärte, dass die Plätze reserviert seien. Mariella zuckte nur mit den Schultern und sah Jakob gerade auf sich zu kommen.

„Die Plätze sind wohl schon besetzt“, erklärte Mariella lächelnd.

„Kommt zu mir, hier ist alles frei“, rief Chorleiter Tom Grau und so setzten sie sich zu ihm.

„Was ist denn hier los?“ fragte Jakob den Chorleiter.

„Keine Ahnung, da spinnen wohl ein paar rum, oder besser ausgedrückt, da zicken einige Damen rum“, lachte Tom Grau laut, so dass alle es hören konnten.

„Na mir soll’s egal sein“, erklärte Jakob ebenfalls laut und begann zu frühstücken.

„Wenn die uns nicht im Chor haben wollen, müssen sie es nur sagen. Ich fände es zwar sehr schade und auch traurig, aber so lernt man seine Sangeskollegen wohl erst richtig kennen“, sagte Mariella laut und schaute böse zu Karin.

„Jetzt beruhigt euch mal. Die wären saudumm, wenn sie euch vergraulen würden“, beschwichtigte Tom Grau und fügte laut hinzu „eine Entschuldigung ist jetzt angebracht.“

„Ach lassen sie, schon passiert. Ich möchte jetzt nur in Ruhe frühstücken. Das Weitere wird man sehen“, erklärte Mariella, die noch immer sehr sauer war. Jakob und Mariella frühstückten in aller Ruhe und gingen anschließend auf ihr Zimmer um sich für das Festival fertig zu machen. Als sie beim Bus eintrafen, stieg Mariella, ohne sich umzusehen, in den Bus und setzte sich auf ihren Platz. Jakob folgte ihr. Plötzlich stand Karin neben Jakob, der am Gang saß und bat darum, dass Mariella mit ihr spricht.

„Ich weiß nicht, ob Mariella bock darauf hat. Ich hätte es nicht“, erklärte Jakob und Karin wollte schon zu ihrem Platz gehen, doch Mariella fragte plötzlich: „Was willst du? Der Platz ist bereits von Jakob besetzt.“

„Ich wollte mich entschuldigen“, erklärte Karin kleinlaut.

„Warum jetzt erst und nicht bereits vorhin?“ fragte Mariella hart.

„Da haben die Anderen zugehört“, antwortete Karin kleinlaut.

„Dann macht es jetzt wohl auch keinen Sinn sich zu entschuldigen“, erwiderte Mariella und drehte ihren Kopf weg.

„Du hast es gehört, Karin. Und jetzt lass uns bitte in Ruhe“, sagte Jakob sauer.

Karin drehte sich um und ging.

„Was sollte das jetzt“, schimpfte Mariella, „entweder die entschuldigen sich richtig, vor allen, oder gar nicht.“

„Beruhige dich doch“, bat Jakob seine Frau.

„Ich will mich aber nicht beruhigen. Die hat mich vor allen anderen im Saal blamiert und so etwas lasse ich mir nicht gefallen“, sagte Mariella verärgert. Sie war sehr aufgebracht.

Plötzlich stand Karl Maile, der Kassenwart, neben ihnen.

„Was ist denn los?“ fragte er Jakob.

„Nach diesem Frühstück, bin ich mir nicht mehr sicher, dass wir in dem Verein bleiben wollen“, erklärte Jakob barsch.

„Was ist denn passiert?“ fragte Karl Maile, doch er wurde unterbrochen durch die Durchsage des Busfahrers, dass er den Bürgermeister aus Bad Wildbad in Cogolin abholen muss und er deshalb zunächst in die Stadt fahren müsse.

„Ich halt das hier nicht mehr aus. Ich werde in Cogolin aussteigen, kommst du mit Jakob?“ erklärte Mariella.

„Natürlich komme ich mit, mein Schatz“, erwiderte Jakob.

„Aber, aber das könnt ihr doch nicht machen. Heute ist unser erstes Konzert und da brauchen wir euch doch“, rief Karl Maile laut.

„Ich kann immer noch machen was ich will“, sagte Mariella barsch, „und ich will in Cogolin aussteigen. Fertig.“

„Was ist denn so schlimmes passiert?“ wollte Karl Maile jetzt von Jakob wissen.

„Da fragst du am besten bei Karin mal nach. Wir werden nachher aussteigen“, erklärte Jakob nun auch abweisend.

Karl Maile ging sofort zu Karin. Jakob sah die beiden wild gestikulierend miteinander reden, als sie auch schon den Marktplatz von Cogolin erreicht hatten. Der Bus hielt und Jakob und Mariella gingen zum Busfahrer und erklärten ihm, dass sie nicht weiter mitfahren werden und aussteigen wollen. Der Busfahrer öffnete die Türe und Jakob und Mariella stiegen aus. Karl Maile kam in diesem Moment angerannt und wollte Jakob und Mariella bitten es sich doch noch anders zu überlegen. Mariella schüttelte nur noch den Kopf und ging vom Bus weg, Jakob folgte ihr. Nach wenigen Metern trafen sie auf den Bad Wildbader Bürgermeister und den Vereinsvorsitzenden Fritz Einsel. Einsel rief, als er sah, dass Jakob und Mariella vom Bus weg gingen: „Halt ihr zwei, falsche Richtung in den Bus, nicht raus.“

Jakob rief zurück: „Nein, schon richtig, wir fahren nicht mit.“

„Was ist denn los?“ fragte Einsel.

„Das kann dir wohl Karl erklären. Wir haben auf jeden Fall die Nase gestrichen voll“, antwortete Jakob und ging Mariella hinterher, die sich in ein kleines Eiscafé gesetzt hatte. Jakob setzte sich zu ihr und bestellte zwei Espresso. Er bemerkte jetzt, dass Mariella sich langsam wieder beruhigte.

„Wieder beruhigt?“ fragte er einfühlsam.

„Ja, langsam. Diese blöde Kuh blamiert mich vor allen andern und will sich dann still und heimlich entschuldigen. Das kann sie knicken. Nicht mit mir“, schimpfte Mariella, als plötzlich Fritz Einsel, Karl Maile und der Bürgermeister aus Bad Wildbad hinter Jakob standen.

„Frau Groß, beruhigen sie sich doch“, sagte der Bürgermeister.

„Ich mich beruhigen? Ich bin die Ruhe in Person“, schimpfte Mariella.

„Ja Mariella, beruhige dich bitte und kommt mit. Karin werde ich mir sofort im Bus vornehmen“, erklärte Einsel laut.

„Das will ich auch meinen, was da beim Frühstück passiert ist, geht aber gar nicht. Das wirft auch kein gutes Bild auf unsere Stadt“, mischte sich der Bürgermeister ein.

„Jetzt gib dir einen Ruck Mariella. Du musst ja nicht mit Karin reden“, erklärte Fritz Einsel.

„Es ist ja nicht nur Karin. Das sind alle. Aber gut wir kommen mit, Karin und ihre Freundinnen sollen weit weg von mir bleiben. Ich will unserer Stadt ja nicht schaden“, erklärte Mariella unversöhnlich.

Jakob bezahlte den Espresso und sie gingen gemeinsam zurück zum Bus. Als sie alle eingestiegen waren, klatschten einige Sängerinnen und Sänger Beifall. Nur Karin und ihre beiden Freundinnen nicht, die saßen mit versteinerten Minen auf ihren Plätzen und sahen zum Fenster hinaus.

Während der Fahrt gingen Fritz Einsel und der Wildbader Bürgermeister zu Karin und ihren beiden Freundinnen. Sie machten den dreien klar, dass sie sich falsch verhalten hatten. Der Bürgermeister ließ keine Diskussion der Dreien zu und erklärte ihnen dass sie zukünftig Mariella und Jakob in Ruhe lassen sollen und wenn sie etwas zu bereden hätten, dies ohne Zickerei geschehen muss.

Mariella wurde wieder ausgeglichener und bestaunte mit Jakob die wunderschöne Landschaft.

In Frejus angekommen, kamen viele der Sängerinnen und Sänger zu Mariella und umarmten sie.

Beim Einsingen durch Chorleiter Tom Grau, fragte dieser: „Möchte hier noch jemand eine Erklärung abgeben?“

„Ja, ich“, meldete sich Karin kleinlaut und trat vor, „ich möchte mich bei Jakob und Mariella für das was heute Morgen beim Frühstück passiert ist entschuldigen.“

„Gut, es kommt sehr spät, aber es kommt. Mariella, nimmst du die Entschuldigung an?“ fragte Tom Grau.

Mariella nickte.

„Gut dann ist die Angelegenheit hiermit erledigt“, bestimmte der Chorleiter, „und jetzt wird gearbeitet.“

Das anschließende Konzert war ein sehr großer Erfolg und die drei Wildbader Chöre erhielten Standing Ovationen von den vielen Zuschauern. Nach einigen Zugaben waren sie fertig und konnten die Bühne verlassen. Alle waren erschöpft, aber auch wegen des Erfolges euphorisiert und so wurde die Heimfahrt mit viel Gelächter schnell absolviert. An die Vorkommnisse beim Frühstück dachte keiner mehr. Kurz bevor sie das Hotel erreichten, kamen der Wildbader Bürgermeister und der Vorsitzende Fritz Einsel zu Jakob und Mariella.

„Habt ihr beiden heute Abend schon etwas vor?“ fragte der Bürgermeister.

„Nein bisher nicht“, erwiderte Mariella fröhlich.

„Habt ihr Lust heute Abend, mit mir und Fritz, zu René nach Saint Tropez zu kommen? René habt ihr ja schon kennen gelernt“, erklärte der Bürgermeister.

„Ja, gerne. Wir können uns dort dann direkt treffen. Wir würden ganz gerne vorher noch etwas essen wollen. Wäre das okay?“ antwortete Jakob.

„Klar, kein Problem. Ich kenne da ein sehr gutes Lokal direkt neben dem Platz auf dem Boule gespielt wird. Da ist es sehr, sehr gut“, lachte der Bürgermeister.

„Ja, das kennen wir bereits. Das Essen dort ist wirklich sehr gut“, lachte Mariella.

„Gut, dann gegen 20 Uhr bei René?“ lachte der Bürgermeister und ging wieder zurück zu seinem Platz.

Als sie gerade den Bus verlassen hatten, kam Karl Maile auf Jakob zu und lachte: „Hab das Geld. Jetzt ist wieder alles okay.“

„Das freut mich“, lachte Jakob.

„Was macht ihr heute Abend?“ fragte Karl.

„Der Bürgermeister hat uns zum Bürgermeister eingeladen“, lachte Mariella, „Fritz kommt auch hin. Wenn ihr Lust habt, kommt doch mit.“

„Ich weiß nicht, ob meine Frau dahin mitkommen möchte, aber ich frag sie einfach, warte kurz“, lachte Karl, holte seine Frau dazu und erklärte ihr was Jakob und Mariella vorhatten.

„Und was ist mit Essen? Ich habe Hunger“, antwortete Frau Maile.

„Ich auch. Wir gehen in Saint Tropez essen. Kommt doch mit“, erklärte Mariella.

„In Saint Tropez ist es aber sündhaft teuer“, wandte Frau Maile ein.

„Nein, da wo wir hingehen ist es nicht teuer. Da sind vor allem Einheimische. Die Küche ist hervorragend“, schwärmte Mariella.

„Gut, wir kommen mit“ antwortete Frau Maile.

„Schön, aber ihr müsst nach dem Essen damit rechnen, dass die Getränke im Café teuer sind“, warnte Jakob, „wir machen uns noch schnell frisch und ziehen uns noch um und dann kann es losgehen.“

„Wir machen das auch noch. Ist legere Kleidung in Ordnung?“ fragte Frau Maile.

„Ja, so lange es nicht aussieht wie deutsche Touristen im Ausland, ist das okay. Also keine kurze Hose, Hawaiihemd, Socken und Sandalen“, lachte Mariella.

Nach einer halben Stunde standen Mariella und Jakob abfahrtbereit vor dem Hotel. Jakob hatte ein Taxi bestellt, das gerade eintraf, als Karl Maile mit seiner Ehefrau aus dem Hotel kam. Frau Maile schaute etwas irritiert. Jakob, der das bemerkte, lächelte und sagte: „Das geht auf mich.“

Jakob sagte dem Taxifahrer das Fahrziel Rue de Temple in Saint Tropez. Der Fahrer schaute Jakob kurz an und fuhr den direkten Weg zum Ziel. Vermutlich hatte er sich nicht getraut, die für Touristen übliche Abzockmasche anzuwenden. In der Rue de Temple angekommen, bezahlte Jakob und gab dem Fahrer ein gutes Trinkgeld, der sich dafür sehr herzlich bedankte.

Während Mariella sich mit Frau Maile unterhielt, gingen Jakob und Karl Maile vorne weg zu dem kleinen Lokal, in dem die Groß’s bei ihrem letzten Besuch so hervorragend gegessen hatten.

„Wenn du möchtest kannst du dort drüben auf dem großen Platz auch Boule spielen und Pastis trinken“, lachte Jakob, als er sah, wie interessiert Karl Maile zu dem Platz hin schaute.

„Die Männer dort drüben lassen es sich richtig gut gehen“, sagte Karl, „das ist das richtige südfranzösische Flair, wie man es sich vorstellt.“

„Ja, savoir vivre wie in den Büchern. Aber das hier ist real und da siehst du auch keine Touristen“, lächelte Jakob.

„Wieso sind hier keine Touristen?“ fragte Karl.

„Die sind in der Hauptsache am Hafen und den umliegenden Straßen. Für Touristen ist es hierher vermutlich zu versteckt“, antwortete Jakob.

„Dann müssen wir nachher wohl weit zu dem Café laufen?“ wollte nun Karl wissen.

„Nein, ich kenne einen sehr schnellen Weg, das heißt wir werden nicht länger als 10 Minuten gehen müssen“, erklärte Jakob.

„Seid ihr schon mal vor unserer Konzertreise hier gewesen? Du kennst dich so gut aus?“ bohrte Karl Maile weiter.

„Nein, wir waren vorher noch nie hier, aber unsere Freunde Grégoiré und Marie haben mir die Wege sehr gut beschrieben“, lachte Jakob.

„Ihr versteht euch gut mit dem Ehepaar?“ fragte jetzt Frau Maile neugierig.

„Ja, wir verstehen uns sehr gut“, antwortete Mariella lächelnd.

„So wir sind da“, erklärte Jakob, „wollen wir drinnen oder hier draußen sitzen?“

„Bei dem schönen Wetter wäre es ein Frevel rein zu gehen. Ich würde gerne hier draußen sitzen“, lachte Mariella.

„Okay, draußen“, meinte auch Frau Maile.

Jakob ging zum Oberkellner und erklärte ihm, dass sie gerne draußen essen wollen. Der Oberkellner ging mit Jakob zu Mariella und den Mailes und führte sie zu einem schönen Tisch. Jakob fragte Karl ob sie einen Aperitif nehmen wollten.

„Pastis, Champagner oder einen Cocktail?“ fragte Jakob.

„Ich nehme heute mal einen Prosecco und sie Frau Maile?“ fragte Mariella.

„Das nehme ich auch und du Karl?“ entgegnete Frau Maile.

„Ich wollte schon immer mal diesen Pastis probieren“, erklärte Karl.

Jakob bestellte zwei Prosecco und zwei Pastis. Kurze Zeit später brachte ein Kellner den Aperitif und die Speisekarten.

„Bei dem Pastis musst du aber aufpassen Karl, der trinkt sich so leicht, hat aber eine heftige Wirkung“, lachte Jakob während sie anstießen.

Jakob und Mariella und auch die beiden Mailes bestellten ihre Menüs.

„Also das ist ja Wahnsinn. Die Preise hier sind ja ganz normal. Wir waren vorgestern in einem anderen Lokal, da bekam man für das gleiche Geld nur eine Portion Pommes“ wunderte sich Karl.

„Klar da vorne ist die Touristen Abzocke und hier sind vor allem wie gesagt Einheimische unterwegs, und die wollen ja auch vernünftig essen“, erklärte Mariella, „deshalb ist es auch wichtig, sich nicht wie Touristen zu benehmen und anzuziehen. Hier fallen wir überhaupt nicht auf. Nachher werdet ihr den Unterschied gleich zu sehen und auch zu spüren bekommen.“

Die beiden Mailes nickten mit dem Kopf.

„Und wenn einer merkt, dass du Tourist bist, gibt es gleich einen Preisaufschlag von mehreren hundert Prozent. Aber das ist überall so, auch in Deutschland“, sagte Jakob.

„Deshalb war das Taxi auch im Preis normal?“ fragte Karl.

„Natürlich“, lachte Jakob, „wichtig ist auch, nicht in größeren Gruppen unterwegs zu sein, sonst hast du gleich deinen Touristenstempel und wirst abgezockt.“

Das Essen wurde serviert und wieder waren die Mailes wegen der Portionsgrößen beeindruckt.

Das Essen schmeckte wieder vorzüglich und auch Karl Maile lobte es sehr.

Jakob hatte den Eindruck, dass Karl und seine Frau heute wohl einiges gelernt haben, was ihnen vorher nicht klar war. Nachdem sie bezahlt hatten gingen sie langsam in Richtung Hafen.

„Wenn wir jetzt gleich zur Hafenpromenade kommen, solltet ihr bei uns bleiben, sonst werdet ihr von den Straßenverkäufern bedrängt, bis ihr etwas kauft“, mahnte Jakob.

Als sie auf die Hafenpromenade kamen, sahen sie die Straßenhändler, wie sie auf die Touristen losgingen und sie so lange bedrängten, bis etwas gekauft worden war. Die Groß’s und Mailes wurden nicht bedrängt.

Im Café du Port angekommen, waren der Wildbader Bürgermeister und der Vereinsvorsitzende Fritz Einsel bereits da und winkten.

„Schön, dass unser Oberknauser auch mitgekommen ist“, lachte Fritz und begrüßte die Groß’s und die Mailes herzlich. Sie setzten sich an den reservierten Tisch. Der Bürgermeister bestellte eine Flasche Roséwein, die sein Kollege aus Cogolin brachte und sich dann auch dazu setzte.

Sie unterhielten sich zunächst über das wunderbare Wetter und die tolle Atmosphäre in Saint Tropez. Plötzlich sprach der Wildbader Bürgermeister Jakob und Mariella direkt an.

„Sagt mal, was war das denn heute Morgen vor der Fahrt nach Frejus? Was war eigentlich der Auslöser für das Theater?“

„Ja, man könnte es als Kinderei ansehen, wäre das Ganze nicht so ernst gewesen. Und das Schlimme ist eigentlich, dass wir den wirklichen Auslöser bis jetzt selbst nicht kennen. Das Ereignis selbst war meiner Meinung ein Mobbing unserer Sängerkollegin Karin, die zum Ausdruck brachte mit uns nichts mehr zu tun haben zu wollen. Ich kann so eine Meinung akzeptieren, wenn ich weiß warum. Aber mich und Jakob im vollbesetzten Frühstücksraum einfach wie Aussätzige zu behandeln und uns öffentlich abzulehnen ist schon sehr heftig gewesen. Wer uns nicht dabei haben möchte, braucht es nur zu sagen, wir können auch gut ohne Gesangverein leben“, erklärte Mariella ärgerlich.

„Wart ihr vorher schon verkracht oder gab es Probleme?“ fragte der Bürgermeister nach.

„Nein, vorher sind wir super miteinander ausgekommen. Erst hier in Südfrankreich hat das Ganze angefangen, eigentlich schon auf der Fahrt, nach dem Mittagessen. Aber keine Ahnung an was das gelegen haben könnte“, antwortete Mariella.

„Also Karin hat mir gegenüber gesagt, dass ihr das nicht passen würde, wie ihr euch hier in Cogolin benehmt und auch von unseren Freunden behandelt werdet“, mischte sich Fritz Einsel ein, „also ich glaube, dass Karin und ihre Freundinnen nur neidisch sind und sich jetzt wie kleine Kinder aufführen.“

„Kann schon sein“, meinte Jakob, „bin mal gespannt wie es morgen und dann beim Ausflug nach Monte Carlo sein wird. Aber wie Mariella schon sagte, können wir auch gut ohne Gesangverein leben. Interessant ist auch, dass die Obersängerin der Frauen, Elvira, nichts gesagt hat, ja sogar mitgemacht hat.“

„Darüber solltet ihr gar nicht erst nachdenken. Die Zicken werden sich schon wieder beruhigen“, lachte Fritz Einsel, der Vereinsvorsitzende.

„Da denken wir auch nicht drüber nach, aber es ist einfach so, dass wir gut ohne den Verein auch leben können“, erklärte Mariella noch einmal.

„Ihr schon, aber der Verein nicht. Vor allem nicht, wenn sich das rumsprechen sollte. Dann bekommt der Verein gar keine neuen Sänger und Sängerinnen und überaltert noch mehr“, mischte sich jetzt auch Karl Maile ein.

Während Karl Maile, seine Ehefrau und Fritz Einsel weiter über die Nachwuchsprobleme des Vereins diskutierten, fragte der Wildbader Bürgermeister: „Habt ihr nicht Lust, zusätzlich in den Partnerschaftsverein zu kommen? Ihr sprecht perfekt französisch, seid gebildet und weltoffen. Und wenn ihr auch noch Lust habt tatkräftig mitzuarbeiten, das bedeutet Bierausschenken, Grillen und so weiter, wärt ihr ideal für die Städtepartnerschaft.“

„Wir haben uns auch schon selbst Gedanken darüber gemacht, ob wir zusätzlich auch in den Partnerschaftsverein gehen wollen. René hat uns vor ein paar Tagen auf die Idee gebracht und wir sind eigentlich fest entschlossen uns dem Partnerschaftsverein anzuschließen. Was mich aber noch interessieren würde, sie sagten gerade etwas von tatkräftiger Mitarbeit?“ erklärte Jakob.

„Ja, es ist so, Es gibt jährlich ein Fest in Wildbad und auch in Cogolin. Bei uns präsentieren die Franzosen ihre Produkte und hier die Deutschen. Dabei werden die jeweiligen Gäste privat untergebracht und erhalten Hilfe beim Aufbau der Stände und dem Verkauf. Dadurch haben sich schon sehr viele enge Freundschaften zwischen Franzosen und Deutschen entwickelt“, erklärte der Wildbader Bürgermeister.

Jakob sah kurz zu seiner Mariella, die nur nickte, und erklärte dann den beiden Bürgermeistern lachend: „Das hört sich ganz toll an und wir werden dabei sein, gleich wenn wir wieder zurück sind.“

Beide Bürgermeister und auch Fritz Einsel, der trotz der Diskussion mit Karl Maile mit einem Ohr zugehört hatte, freuten sich sehr und beglückwünschten Jakob und Mariella zu ihrem Entschluss.

„Klasse, dann merkt euch schon einmal das erste Wochenende im September vor, denn da findet in Cogolin das Foire Provençal statt und zur Vorbereitung haben wir noch zwei Besprechungen in Wildbad zu denen ihr sehr herzlich eingeladen seid. Die Termine lass ich euch zukommen“, lachte der Wildbader Bürgermeister.

Anschließend verbrachten sie noch einen schönen Abend mit viel Lachen und Erzählungen.

Als Jakob mit seiner Mariella und den beiden Mailes zurück in das Hotel kamen, war dort bereits Ruhe eingekehrt.

Da der Auftritt des Chores erst am Nachmittag des nächsten Tages war, schliefen Jakob und Mariella sich aus und gingen erst gegen 9 Uhr zum Frühstück.

Der Frühstücksraum war wieder gut gefüllt und Mariella und Jakob portionierten sich ihr Frühstück um sich anschließend einen freien Platz zu suchen. Jakob und Mariella wollten heute einer Konfrontation aus dem Weg gehen und so steuerten sie auf einen Tisch zu, der gerade frei wurde. Auf dem Weg dahin wurden Ihnen von einigen Sängerinnen und Sängern Plätze an deren Tischen angeboten. Mariella meinte dazu nur: „Ich glaube es ist besser, wir setzen uns an den Tisch dahinten, dann gibt es keine Schwierigkeiten für euch oder uns.“

Sie frühstückten ausgiebig und in Ruhe. Allerdings kamen immer wieder Sängerinnen und Sänger zu ihnen an den Tisch und wünschten einen guten Appetit. Mariella lächelte und flüsterte zu Jakob: „Da haben wohl ein paar Leute ein schlechtes Gewissen, oder?“

„Bestimmt. Aber wir sollten den Bogen nicht überspannen, sonst sind die drei Sängerinnen wie an den Pranger gestellt und das ist auch nicht gut für den Frieden im Chor, meinst du nicht? Sollten wir nicht auf Karin zu gehen? Vielleicht erfahren wir dann, warum sie so reagiert hat“, schlug Jakob vor.

„Du meinst, ich sollte mal mit Karin reden?“ erwiderte Mariella.

„Einer von uns sollte mal mit ihr sprechen, sonst hört das Theater nie auf. Wenn du willst, rede ich mit ihr“, erklärte Jakob nachdenklich.

„Nein, das mache ich schon selber“, erwiderte Mariella, „aber nur wenn die beiden anderen nicht dabei sind.“

„Gut. Der Bus zum Konzert fährt um 13 Uhr ab. Da haben wir noch viel Zeit. Hast du Lust dir die Gegend um das Hotel mal bei Tageslicht anzusehen?“ fragte Jakob, wohl wissend, dass Mariella das sehr gerne machen würde.

„Komm, wir gehen jetzt gleich los“, drängte Mariella.

„Warte noch kurz an der Rezeption. Ich muss nur schnell deine Handtasche und meinen Geldbeutel holen, vielleicht gibt es hier irgendwo einen Laden oder?“ rief Jakob und lief schnell die Treppen zu ihrem Zimmer hoch.

Mariella wartete in der Zwischenzeit in der Lobby, als Karin aus dem Frühstücksraum kam.

„Hallo, Karin, schön dass ich dich treffe. Kann ich dich mal kurz sprechen?“ sagte Mariella freundlich.

„Was willst du denn? Es sind ja alle jetzt gegen mich; davor waren alle gegen dich und Jakob eingestellt“, erklärte Karin den Tränen nahe.

„Komm setz dich doch zu mir und erklär mir bitte mal was los ist“, erwiderte Mariella sanft.

„Na, schon auf der Fahrt hierher, hat sich dein Mann in den Verein eingemischt und bei der Ankunft das Zepter in die Hand genommen, obwohl Karl Maile dafür zuständig war. Dann, egal wo wir hingekommen sind, seid ihr zwei immer genannt worden, warum eigentlich und als ich dich in Saint Tropez gefragt hab, ob wir uns euch anschließen dürfen, habt ihr gesagt, dass ihr verabredet seid“, antwortete Karin unter Tränen.

„Jetzt hör aber mal auf, erstens hat Jakob sich nicht eingemischt, er hat nur Karl geholfen – andere haben ja nur rum gemault, aber nicht geholfen. Dass uns der Bürgermeister persönlich begrüßt hat, liegt daran, dass wir uns schon kannten. Und wenn ich eine Verabredung habe, nehme ich die auch wahr, das machst du ja auch nicht anders, oder?“ erklärte Mariella, „aber, dass du dann gleich so reagieren musstest, ohne vorher mal mit mir oder Jakob zu reden, das ist schon ziemlich dreist. Ja, wir haben uns überlegt aus dem Verein wieder auszutreten, werden das aber vorläufig nicht tun. Wir wollen sehen, wie sich die ganze Geschichte entwickelt.“

Karin überlegte eine Weile, tupfte ihre Tränen ab und sagte dann:

„Woher kennt ihr denn den Bürgermeister von hier?“

„Wir waren in seinem Café in Saint Tropez und haben uns mit ihm angefreundet. Was ist daran bitteschön falsch?“ bohrte Mariella nach.

„Nichts, aber warum hat er euch extra begrüßt bei dem Empfang?“ wollte Karin wissen.

„Das musst du ihn schon selber fragen, ich weiß es nicht“, erklärte Mariella sachlich.

„Ich hab mich da wohl in irgendetwas verrannt und muss mich wohl bei dir ganz besonders entschuldigen. Ich hätte ja mit dir reden können, aber die anderen haben alle über euch hergezogen, alle außer Karl und seine Frau, aber die anderen schon, auch die von den anderen Vereinen, und da hab ich, da ist mir das eben beim Frühstück rausgerutscht und jetzt bin ich der Buhmann. Nimmst du meine Entschuldigung an?“ bat Karin.

„Natürlich, der Vorfall hat mich ganz, ganz heftig getroffen und versprich mir bitte, wenn wieder einmal etwas sein sollte, dass du mit mir sprichst, gut?“ antwortete Mariella erleichtert.

„Ja, gut. Was macht ihr denn heute Vormittag noch?“ fragte Karin leise.

„Wir werden uns die Umgebung hier mal ein wenig ansehen. Jakob holt gerade seinen Geldbeutel, falls es einen Laden oder so geben sollte. Wenn du Lust hast kannst du ja mitkommen“ schlug Mariella vor.

„Echt? Ich darf mit euch beiden mitkommen?“ freute sich Karin.

„Klar, kannst du. Wir haben ja keine Verabredung oder so. Ich hab kein Problem damit“, erklärte Mariella.

„Ich komme gerne mit. Ich muss nur auch noch schnell mein Geld holen. Wartet ihr bitte?“ bat Karin.

„Ja, wir warten“, versicherte Mariella und sah Karin schon das Treppenhaus hoch rennen.

Mariella atmete zweimal kräftig durch und dachte: „das war es also, Eifersucht.“

Da kam auch bereits Jakob die Treppe herunter.

„Können wir?“ fragte er Mariella, die aber nur den Kopf schüttelte.

„Wir müssen noch einen Moment warten, Karin kommt auch mit“, sagte Mariella lachend.

„Dann hast du mit ihr gesprochen?“ fragte Jakob.

„Ja, alles nur aus Eifersucht. Aber anscheinend sind oder waren alle irgendwie eifersüchtig“, lachte jetzt Mariella, als auch schon Karin die Treppe herunter kam.

„Schön, dass ihr miteinander gesprochen habt. Ist jetzt wieder alles in Ordnung?“ fragte Jakob Karin, die nur nickte, „dann kommt, mal sehen was es hier in der Umgebung noch so alles gibt.“

Jakob hakte sich bei Mariella und Karin unter und zog mit beiden Frauen los.

Sie gingen am Jachthafen entlang, als Jakob ein kleines Schild sah, das auf einen mobilen Eisverkäufer hinwies.

„Wollen wir ein Eis essen?“ fragte er fröhlich.

„Au ja, gerne“ entgegneten beide Frauen gleichzeitig.

Als sie den Eiswagen erreichten, sahen sie eine Gruppe von Sängern und Sängerinnen des anderen Vereins, die anstanden.

„Ich glaube wir gehen erst noch ein paar Schritte, bis die alle ihr Eis haben und kommen dann wieder zurück“, schlug Jakob vor. Nach wenigen Minuten drehten sie um und gingen in Richtung des Eisverkäufers.

Karin, die einige der Sängerinnen kannte, erkundigte sich, ob das Eis denn gut sei. Dabei bekam sie zur Antwort sehr gut, aber auch sehr teuer, „für eine Kugel 2,50 Euro zu verlangen ist schon eine Sauerei“, schimpften die Sängerinnen.

Als Karin wieder zu Jakob und Mariella kam meinte sie; „das Eis ist anscheinend gut, aber mit 2,50 Euro pro Kugel auch sehr teuer.“

„Egal, mal sehen ob wir das gleiche bezahlen wie die“, lachte Jakob, der bereits ahnte, dass sie nicht soviel bezahlen würden wie die anderen Sänger.

„Wieso meinst du?“ fragte Karin.

„Nun es gibt in der Regel 2 Preise. Einmal für Touristen und einmal für Einheimische“, erklärte Jakob, „mal sehen was wir bezahlen.“

Sie gingen zu dem Eisverkäufer und Jakob bestellte zuerst ein Eis für Mariella und sich und fragte den Eisverkäufer nach dem Preis, anschließend fragte er Karin auf Deutsch welches Eis sie denn gern hätte. Der Eisverkäufer war verwirrt, konnte jetzt aber nicht mehr den Touristenpreis verlangen, sondern verlangte dann auch nur 50 Cent für eine Kugel Eis.

Als sie ein Stück weit von dem Eiswagen entfernt waren, meinte Karin: „Wir haben jetzt nur 50 Cent pro Kugel bezahlt und die anderen 2,50 Euro, also das 5-fache. Das ist ja der Hammer.“

„Das ist hier normal. Wenn du als Tourist auffällst, bezahlst du immer ein Vielfaches vom normalen Preis. In den Lokalen und Restaurants ist das genauso, vor allem in Saint Tropez und auch in Monte Carlo“, lachten Jakob und Mariella.

„Ihr sprecht aber auch gut französisch, da fällt es nicht auf ob ihr Touristen seid oder von hier kommt. Ich kann leider kein französisch sprechen“, erwiderte Karin lachend.

„Diese Erfahrung haben gestern auch die Mailes gemacht. Siehst du und so kann man auch leicht in einen falschen Verdacht geraten“, erklärte Mariella Karin, die nur vielsagend mit dem Kopf nickte.

Während sie Eis aßen, erkundeten sie weiter die Umgebung und fanden einen sehr großen Supermarkt. Jakob wollte unbedingt den Supermarkt besuchen, so dass Mariella und Karin nichts anderes übrig blieb als mitzugehen.

Im Supermarkt staunten alle drei. Die Auswahl an wirklich frischem Obst und auch Fisch und Meeresfrüchten war riesengroß. Neugierig schauten sie sich alles an und kauften dann aber doch nur etwas frisches Obst, das sie auf dem Rückweg zum Hotel gleich verspeisten.

Sie kamen rechtzeitig zurück und konnten sich für den heutigen Auftritt umziehen, hätten aber auch kaum länger unterwegs sein dürfen, denn gerade als sie fertig umgezogen waren und wieder in der Hotellobby eintrafen, rief Chorleiter Tom Grau zur Abfahrt.

Kurz bevor sie in den Bus einstiegen, kam Karin auf Mariella zu und umarmte sie so, dass alle sehen konnten, dass zwischen den beiden wieder alles in Ordnung war.

Auch das letzte Konzert, war wieder ein großer Erfolg für die deutschen Chöre und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie zu den Preisträgern des Chorfestivals gehörten.

Diesen Erfolg feierten die Chöre auf ihrer Rückfahrt nach Cogolin ausgiebig. Doch anstatt wie ursprünglich geplant, fuhr der Bus nicht ins Hotel, sondern zu einer großen Sporthalle, vor dem schon eine große Anzahl von Menschen warteten.

Der Wildbader Bürgermeister, der die Chöre bei ihrem Auftritt begleitet und die Urkunde und den Pokal gemeinsam mit dem Vorsitzenden entgegengenommen hatte, bat alle die Busse zu verlassen und ihm zu folgen.

In der Halle hatten die Mitglieder des örtlichen Gesangvereins als Überraschung gemeinsam mit den Mitgliedern des Partnerschaftsvereins sehr kurzfristig einen Empfang für die deutschen Chöre organisiert. Die beiden Bürgermeister hoben die große Leistung der Wildbader Chöre bei dem europäischen Chor-Contest hervor und beglückwünschten die Sängerinnen und Sänger. Beim anschließenden gemütlichen Beisammensein trafen Jakob und Mariella wieder Grégoiré und Marie. Beide Ehepaare freuten sich sehr über das Wiedersehen. Es wurde wieder viel erzählt und gelacht. Dabei unterhielten sie sich auch über Mariellas und Jakob´s Absicht dem Wildbader Partnerschaftsverein beizutreten. Grégoiré und Marie freuten sich sehr über diese Nachricht und so war es auch nicht verwunderlich, dass sich beide Ehepaare für das nächste Partnerschaftsfest in Bad Wildbad und das später stattfindende Foire Provençal in Cogolin verabredeten. Sie besprachen auch, dass sie während der Veranstaltungen jeweils im Haus des anderen Ehepaares wohnen werden.

Der Empfang zog sich bis in den späten Abend hinein, begleitet von sehr gutem Essen und erfrischendem Roséwein, der aus der Region kam. Eine große Anzahl von Sängerinnen und Sängern hatte auch die Scheu vor den französischen Gastgebern verloren und unterhielten sich hervorragend.

Vergessen war das Theater um Mariella und Jakob vor dem ersten Auftritt und offenbar hatten die Wildbader daraus gelernt. Auf der späteren Rückfahrt ins Hotel, erfuhren Mariella und Jakob, dass sich offenbar auch einige Freundschaften gebildet hatten. Mariella musste grinsen, als sie hörte, dass selbst die stocksteife Karin und ihre beiden Freundinnen sich mit französischen Sängerinnen angefreundet hatten.

Als die Busse das Hotel erreicht hatten gingen Jakob und Mariella auf ihr Zimmer um sich umzuziehen und anschließend noch einen Spaziergang um den Jachthafen zu machen. Offenbar waren sie mit dieser Idee nicht alleine, denn bereits im Treppenhaus trafen sie auf Karl Maile und seine Frau, die auch auf dem Weg zu einem Spaziergang waren.

„Na, wie hat euch denn der Abend gefallen“, erkundigte sich Jakob bei Karl.

„Wunderbar. Bei der ersten Begegnung mit den Franzosen waren wir doch sehr gehemmt gewesen. Aber heute haben wir uns einfach überwunden uns mit den Leuten von hier zu unterhalten. Unterhalten, na ja, mit Händen und Füßen sprechen, drückt es wohl besser aus. Aber es hat ganz gut funktioniert und auch viele andere von uns, haben das Gleiche gemacht“, erklärte Karl Maile lachend.

„Ja, und das Essen. Herrlich. Ich hab mir Rezepte geben lassen“, freute sich Frau Maile.

„Ich glaub ohne euer Vorbild wäre wohl keiner von uns auf die Franzosen so zugegangen? Ihr habt uns Wildbadern eine Lektion im Umgang mit Menschen gegeben“, ergänzte Karl Maile.

„Na ganz so wird es wohl nicht gewesen sein. Aber man darf halt keine Angst vor anderen haben, dann funktioniert das schon“, lachte Jakob, „geht ihr auch noch spazieren?“

„Ja das viele Essen, das viele gute Essen sind wir so nicht gewohnt und brauchen einen Verdauungsspaziergang. Ihr wohl auch?“ fragte Frau Maile.

„Ja, nach so einem Tag kann ich kaum schlafen. Das Essen und der Trubel insgesamt waren ja schon heftig“, sagte Mariella.

Gemeinsam gingen sie durch die Lobby zum Jachthafen. Offenbar ging es nicht nur den Groß’s und Mailes so, denn um den kleinen Hafen herum waren viele Sänger und Sängerinnen unterwegs, so dass Jakob den Vorschlag machte ein Taxi kommen zu lassen und nach Saint Tropez oder Cogolin zu fahren.

„Ich würde heute lieber hier bleiben“, erwiderte Mariella, „lass uns einfach ein wenig noch die Beine vertreten und die schöne Meeresluft einatmen. Anschließend gehen wir hoch, okay?“

„Gerne, wenn du möchtest. Du, Karl morgen haben wir doch einen freien Tag, Mariella und ich wollen nach Cogolin rein fahren und ein wenig shoppen gehen. Wenn ihr Lust habt, kommt doch einfach mit“, schlug Jakob vor.

„Wäre vielleicht nicht schlecht. Übermorgen fahren wir nach Monte Carlo und dann nach Hause. Wir könnten etwas Reiseproviant brauchen“, antwortete Frau Maile.

„Gut über die Uhrzeit können wir ja beim Frühstück noch reden“, erwiderte Jakob.

Sie gingen noch eine kleine Weile am Hafen entlang und anschließend auf ihr Zimmer.

Am nächsten Morgen frühstückten Jakob und Mariella ausgiebig. Sie saßen mit dem Ehepaar Maile am Tisch und unterhielten sich während des Frühstücks über den geplanten Ausflug, als Frau Maile erklärte:

„Wir werden heute doch nicht mit nach Cogolin kommen. Wir sind beide immer noch hundemüde und morgen wird es ja auch noch einmal ein sehr anstrengender Tag.“

„Wie ihr meint“, lächelte Mariella, „wie werden gleich nach dem Frühstück nach Cogolin fahren und uns dort etwas umsehen. Sollen wir euch etwas mitbringen? Brot, Obst oder so?“

„Nein, Karl hat einen Supermarkt, nicht weit weg vom Hotel gefunden, da können wir kaufen was wir brauchen“, erklärte Frau Maile.

Nach dem Frühstück fuhren Jakob und Mariella mit dem Taxi nach Cogolin und ließen sich in der Stadtmitte absetzen. Zunächst bummelten sie an der Hauptstraße entlang und sahen sich die Geschäfte an. Jakob verglich die Preise mit den Preisen in Deutschland und stellte fest, dass die Preise den heimischen Preisen sehr ähnelten, nur bei den Lebensmittelpreisen konnte er eine deutliche Verteuerung feststellen.

In einer Boutique fand Mariella für sich ein sehr schönes Sommerkleid. Für Nina fand sie auch noch ein tolles Kleid, ein Shirt und einen dazu passenden Rock.

Anschließend kauften sie sich noch Brot, Obst und andere Leckereien, darunter eine Tarte tropézienne, einen kleinen Kuchen, den es in seiner Art nur hier in der Gegend um Saint Tropez gab.

In dem kleinen Restaurant, in der Nähe der Kirche, das ihrer Sängerkollegin Colette gehört, aßen sie noch eine Kleinigkeit und ließen sich anschließend von einem Taxi wieder zurück zum Hotel bringen. Nachdem sie sich etwas Leichteres angezogen hatten, es war sehr heiß geworden, nahmen sie ein paar Leckereien aus ihrem Einkauf und gingen Richtung Meer. Sie fanden eine schöne Stelle, an der sie sich in den weichen und feinen Sand setzten und es sich gut gehen ließen.

Am nächsten Tag stand der Ausflug nach Monte Carlo an. Mariella trug ihr neues Kleid und sah darin absolut hinreißend aus, was an den neidischen Blicken einiger anderer Sängerinnen leicht erkennbar war.

Die Fahrt nach Monaco dauerte nicht sehr lange und so erreichten sie die Stadt bereits um 11 Uhr. Zunächst stand eine Besichtigung des berühmten Felsengartens auf dem Programm und anschließend ging es dann zu Fuß in die Stadt hinein. Dort war bereits alles für den bevorstehenden Formel 1-Zirkus aufgebaut. Bunte Buden mit allerlei Formel 1-Devotionalien, viele Imbissbuden usw. säumten die Straße auf dem Weg zum Aquarium Jaques Cousteau bei dem die drei Chöre aus Bad Wildbad angemeldet waren.

Nach der Besichtigung stand der Nachmittag zur freien Verfügung. Viele der mitgereisten Sängerinnen und Sänger besuchten die Altstadt in der Nähe des Grimaldipalastes, um anschließend auch noch die Wachablösung mitzuerleben. Andere stürzten sich in den Formel-1-Trubel um Basecaps, Aufkleber oder andere Dinge zu kaufen.

Mariella und Jakob hatten sich für die Altstadt und den Grimaldipalast entschieden.

Während Mariella mit Karin und Frau Maile auf die Wachablösung warteten, setzten sich Jakob und Karl Maile auf eine Mauer am Rande des Platzes und sahen sich die Testfahrten der Rennwagen an. Nach der Wachablösung besuchten Mariella und Jakob auf dem Weg zum Bus noch einen kleinen Jachthafen. Dabei kamen sie nicht aus dem Staunen heraus. Obwohl es nicht der Hauptjachthafen war, lagen hier riesengroße Schiffe vor Anker und standen superteure Sportwagen davor.

„Du Jakob, das ist unser letzter Abend auf dieser Konzertreise. Morgen geht es schon wieder sehr früh in Richtung Heimat. Was meinst du, sollen wir heute Abend noch einmal nach Saint Tropez fahren und es uns gut gehen lassen oder früh zu Bett gehen?“ fragte Mariella.

„Wir könnten ja im Bus schlafen und es uns dafür heute Abend gut gehen lassen. Also ich würde für Saint Tropez plädieren“, lachte Jakob.

„Ich auch“, erklärte Mariella schüchtern, „wie hat es dir eigentlich hier in Monaco gefallen? Also mein Fall ist es eigentlich nicht so richtig. Cogolin und Saint Tropez gefallen mit viel besser. Da ist es schöner und auch romantischer.“

„Da bin ich ganz deiner Meinung. Hier ist alles auf Nepp und Geld abgestimmt, in Saint Tropez auch, aber nicht ganz so offensichtlich wie hier“, antwortete Jakob, „ich freue mich auf heute Abend.“

Arm in Arm schlenderten sie langsam weiter in Richtung des Busses. Sie waren die Ersten am Bus, außer dem Busfahrer.

„Na, wie hat ihnen Monte Carlo gefallen?“ fragte der Busfahrer.

„Okay, wir haben es gesehen und können sagen, dass wir hier waren, aber besser gefällt es uns in Cogolin oder Saint Tropez. Es ist irgendwie familiärer und nicht so eine extreme Abzocke wie hier“, antwortete Jakob ehrlich.

Der Busfahrer nickte „können sie sich vorstellen, was hier der Busparkplatz für die paar Stunden kostet?“

„Nein, aber ich könnte mir vorstellen, so an die 100 Euro dürften es schon sein“, erwiderte Jakob.

„Fast, fehlt nur eine Null“, lachte der Busfahrer, „unglaubliche 1000 Euro für 5 Stunden parken.“

„Das ist ja der Hammer, passt aber voll und ganz zu meinem Eindruck von der Stadt“, erklärte Mariella.

„Was macht ihr heute Abend?“ wollte der Busfahrer wissen.

„Wir werden nach Saint Tropez reinfahren und es uns dort noch einmal gut gehen lassen“, lachte jetzt Jakob.

„Wenn noch mehr dahin wollen, können wir gerne mit dem Bus fahren. Es sind noch ein paar Kilometer Busfahrt vom Reisepreis übrig. Ich werde nachher mal nachfragen, ob Interesse besteht“, schlug der Busfahrer vor.

„Können sie gerne machen. Hinfahren würden wir sicherlich auch, aber ich glaube nicht dass wir mit dem Bus zurückfahren werden“, lachte Mariella, „wir gehen nach Hause, wenn es uns danach ist, nicht früher und auch nicht später.“

„Ich frage trotzdem mal“, überlegte der Busfahrer.

Mariella und Jakob bestiegen den Bus, da langsam die Anderen auch eintrafen. Jakob sah, das der Busfahrer mit dem sie gerade gesprochen hatten sich mit seinen Kollegen unterhielt.

Die Rückfahrt führte sie über Nizza und an einer roten Ampel fragte der Busfahrer, ob er mit dem Bus nach Saint Tropez oder Cogolin fahren soll. Die Resonanz war nicht besonders groß und so verkündete er, dass der Bus nicht fahren würde.

Kurz nach 18 Uhr erreichten sie ihr Hotel. Jakob wollte gerade an der Rezeption ein Taxi nach Saint Tropez bestellen, als Mariellas Handy klingelte. Es war Marie, die Mariella und Jakob einlud mit ihnen einen befreundeten Winzer in Cogolin zu besuchen.

Nach kurzer Rücksprache mit Jakob nahm sie gerne die Einladung an und so bestellte Jakob ein Taxi nach Cogolin und nicht nach Saint Tropez.

Zu Abend aßen sie in dem kleinen Lokal von Colette, neben der Kirche, ihrer französischen Sängerkollegin, und wurden anschließend von Marie und Grégoiré dort abgeholt.

Auf der Fahrt zu dem Winzer erzählte Grégoiré, dass der Winzer auch im Partnerschaftsverein mitarbeitet und dass von ihm auch immer der Wein stammt, wenn der Verein eine Veranstaltung in Cogolin oder Bad Wildbad hat. Pierre, so hieß der Winzer, hatte für seine Weine schon viele große Auszeichnungen bekommen, berichtete Grégoiré stolz. Nach kurzer Zeit erreichten sie das Weingut, wo sie schon von Pierre, seiner Ehefrau und zwei kleinen Kindern erwartet wurden. Jetzt merkte Jakob, dass er sich mit Pierre bereits unterhalten hatte und so fiel die Begrüßung auch sehr herzlich aus.

Pierre und Grégoiré führten Jakob und Mariella stolz durch das Anwesen, um dann am Ende in einem riesigen Weinkeller zu landen. Hier durften Jakob und Mariella dann die Weine probieren. Pierres Ehefrau hatte dazu noch einige kleine Speisen mit Weißbrot serviert.

Die drei Ehepaare verstanden sich prächtig und der Wein schmeckte hervorragend, sodass Jakob zwei Kisten Wein kaufte, um sie mit nach Wildbad zu nehmen. Pierres Vater war zwischendurch auch dazugekommen und lobte überschwänglich seinen Sohn, weil er einen so hervorragenden Wein machte. Kurz vor Mitternacht verabschiedeten sie sich von der Winzerfamilie. Grégoiré brachte Mariella und Jakob zurück zum Hotel. Auf ihrem Zimmer fielen Jakob und Mariella hundemüde in ihr Bett und schliefen schnell ein.

Immer noch total müde erschienen sie um 5 Uhr beim Frühstück. Danach verstaute Jakob das Gepäck und den Wein im Bus, während Mariella auf ihrem Platz saß und bereits wieder eingeschlafen war. Als Jakob sich dazu gesetzt hatte und der Bus losgefahren war, schlief auch er ein.

Sie erwachten erst wieder, als der Bus nach 4 Stunden Fahrt eine Pause einlegte. Etwas gerädert und mit steifen Gliedern stiegen sie aus dem Bus aus und machten kleine gymnastische Übungen. Anschließend spazierten sie den anderen in die Raststätte nach und tranken einen starken Kaffee.

Erst jetzt bemerkte Jakob, dass die Stimmung im Bus sehr gelöst war.

Die weitere Heimfahrt wurde nur noch einmal durch das Mittagessen unterbrochen. Während im Bus gesungen wurde, schliefen oder dösten Mariella und Jakob vor sich hin, bis sie endlich Bad Wildbad erreicht hatten. Nach einer herzlichen Verabschiedung von den Sängerkollegen fuhren Mariella und Jakob mit einem Taxi nach Hause, wo sie sich erst einmal ausgiebig ausruhen und ausschlafen wollten.

Bei ihrem Haus angekommen erschraken beide heftig. Die Eingangstüre war mit roter Farbe und der Boden mit Kot verschmiert.

„Was ist das denn für eine Sauerei“, schimpfte Mariella.

„Das gibt es doch gar nicht. Ich rufe gleich die Polizei. So eine Sauerei“, erklärte Jakob schockiert und wählte den Notruf.

Kurze Zeit später traf ein Streifenwagen ein. Die Beamten nahmen den Schaden auf, und stellten auch auf der Gartenseite Farbschmierereien fest, erklärten aber auch, dass der Verursacher wohl nicht ermittelt werden könne.

Als die Polizeibeamten wieder weg waren schloss Mariella die Eingangstür auf und ging vorsichtig ins Haus. Jakob folgte ihr mit dem Gepäck.

„Oh Mann, was soll denn das. Ich bin so hundemüde. Den Dreck machen wir morgen weg, Schatz“, sagte Jakob müde.

Am folgenden Tag, Mariella räumte gerade die Koffer aus, hörte Jakob den Anrufbeantworter ab. Auf dem Display standen 10 Anrufe. Er drückte „Play“ und kurz darauf hörte er eine stark verzerrte Stimme sagen: „BALD WIRD DEIN BLUT AN DER WAND HERUNTER LAUFEN UND NICHT FARBE WIE JETZT! IN LYON HAB ICH DICH VERPASST, ABER ICH KRIEG DICH! DU BIST JETZT SCHON TOT! JAKOB GROß!“

Jakob erschrak. Das war jetzt kein Spaß mehr. Das war eine Morddrohung. Deshalb wählte er sofort den Polizeinotruf und erklärte dem Mann in der Zentrale den Vorfall.

Kurze Zeit später traf dann auch ein Streifenwagen ein. Jakob ließ den Anrufbeantworter ablaufen. Mariella die den Anruf jetzt erstmals hörte, erschrak.

„Was war in Lyon, Jakob?“ fragte sie ärgerlich.

„Eigentlich nichts, okay, ich bin fast überfahren worden, als ich die Straße bei der Raststätte überqueren wollte. Aber da hab ich wahrscheinlich nicht richtig aufgepasst. Sonst war da nichts“, erklärte Jakob.

„Und was ist mit den beiden Drohbriefen in deinem Büro?“ fragte Mariella.

„Sie haben Drohbriefe bekommen?“ fragte ein Beamter.

„Ja, anscheinend 2 Stück. Aber ich habe meine Sekretärin angewiesen den Müll weg zu werfen“, antwortete Jakob.

„Frau Albert hat die Briefe bestimmt nicht weggeworfen“, erklärte Mariella, „die können sie dort bestimmt abholen.“

„Also, so wie ich das im Moment sehe, möchte jemand sie umbringen. Können sie sich vorstellen wer das sein könnte?“ fragte der Beamte besorgt.

„Nein, absolut keine Ahnung“, überlegte Jakob intensiv.

„Gut, wir werden jetzt sofort die Kriminalpolizei einschalten und vorläufig einen Streifenwagen zur Absicherung hier lassen. Wenn sie weggehen, sagen sie bitte Bescheid wohin sie gehen. Ich denke die Drohungen gegen sie sind kein Spaß. Das ist Ernst“, erklärte der Beamte, während sein Kollege sofort die Kriminalabteilung informierte, „rufen sie doch bitte gleich in ihrem Büro an und fragen sie ihre Sekretärin ob sie die Briefe noch hat. Wenn sie noch da sind, werden diese sofort von uns abgeholt.“

Jakob telefonierte sofort mit Frau Albert, die ihm sagte, dass sie die Briefe nicht weggeworfen hat. Er erklärte ihr, dass die Briefe von der Polizei abgeholt werden.

„Ist etwas passiert? Geht es ihnen gut?“ fragte Frau Albert besorgt.

„Ja, da hat jemand angerufen und unser Haus ist mit roter Farbe verschmiert worden“, erklärte Jakob, „anscheinend meint es da jemand doch ernst.“

Kurze Zeit später erhielt Jakob einen Anruf vom Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Erich Binder: „Ich habe von unserem Bürgermeister gehört, dass sie und Ihre Frau im Partnerschaftsverein mitarbeiten wollen?“

„Ja, das ist richtig. Wir haben erst in Cogolin von dem Verein gehört und uns dann auch dort entschlossen einzutreten“, antwortete Jakob ruhig.

„Das ist super. Wir brauchen Leute die mitarbeiten. Ich habe auch gehört, dass sie und ihre Frau perfekt französisch sprechen?“ erkundigte sich Erich Binder.

„Ja, unser französisch ist nicht schlecht, aber perfekt würde ich nicht sagen“, schmunzelte Jakob.

„Ist ja eigentlich egal, ich möchte sie aber für den kommenden Freitag zu unserer nächsten Sitzung einladen. Da werden die Einsätze beim Partnerschaftsfest in Wildbad und auch schon für das Foire Provençal in Cogolin besprochen. Es wäre schön, wenn sie und ihre Frau kommen könnten“, erklärte Herr Binder freundlich.

„Ja, wir kommen gerne“, erwiderte Jakob und informierte nach dem Auflegen seine Mariella.

Als es an der Haustüre klingelte, ging Jakob vorsichtig zur Türe, schaute durch den Spion und sah zwei Männer, die nach Polizei aussahen. Er öffnete und bat die Beamten, nachdem sie sich ausgewiesen hatten herein und führte sie in das Esszimmer.

„Herr Groß nun erzählen sie doch einmal was passiert ist“, bat einer der Beamten, der sich als Kommissar Braun vorgestellt hatte.

Jakob erzählte den Herren von den beiden Briefen, seinem beinahe Unfall und den Schmierereien am Haus. Dann ließ er den Anrufbeantworter ablaufen.

„Wie wir jetzt wissen sind nicht zwei Briefe eingegangen, sondern vier. Zwei in ihrem Urlaub, wie ihre Sekretärin gesagt hat. Also ich denke die Sache ist sehr ernst. Haben sie eine Idee, wer sie umbringen möchte?“ fragte Kommissar Braun freundlich.

„Also ich wüsste definitiv niemanden. Mir ist auch nicht klar warum es jemand auf mich abgesehen haben könnte“, überlegte Jakob.

„Sie sind doch Geschäftsführer des Klinikkonzerns hier in Wildbad, könnte es sein, dass ein Mitarbeiter sich ungerecht behandelt oder gekündigt fühlt?“ fragte Braun.

„Also in den letzten Monaten habe ich keinem Mitarbeiter kündigen müssen. Die Kündigungen, die es gab waren alle nichts Besonderes“, sagte Jakob.

„Haben sie jemandem auf die Füße treten müssen?“ erkundigte sich der Kommissar.

„Gut ich bin jetzt Alleingeschäftsführer. Ob jemand anderes auf den Job scharf war weiß ich leider nicht. Aber denkbar wäre das schon“, überlegte Jakob.

„Gut, wir werden die Spurensicherung einschalten, die werden die Schmierereien und die Briefe untersuchen. Vielleicht bekommen die auch heraus, von wo aus der Anruf kam. Aber mehr können wir im Augenblick nicht tun“, erklärte Kommissar Braun nachdenklich, „wenn sie wollen lassen wir für ein paar Tage noch den Streifenwagen zur Absicherung hier.“

„Das ist doch wohl das mindeste“, mischte sich nun auch Mariella ein.

„Schon, wir werden auf jeden Fall versuchen etwas herauszubekommen. An wen müsste ich mich wenden, um zu erfahren ob es bei der Stellenvergabe ein Problem gab?“ fragte Braun.

„An meinen Aufsichtsratsvorsitzenden Bauer in München, ich schreibe ihnen die Telefonnummer auf“, erklärte Jakob.

„Gut, das wäre es fürs erste von uns. Die Kollegen von der Spurensicherung werden auch gleich hier sein und mit ihrer Arbeit beginnen. Wenn die fertig sind, können sie die Schmierereien entfernen lassen“, sagte der Kommissar und verabschiedete sich von Jakob und Mariella.

Gerade als Jakob die Tür öffnete, betraten zwei Beamte in weißen Schutzanzügen den Hauseingang und nahmen Farbproben von den Schmierereien und von dem verschmierten Kot auf dem Boden. Als sie fertig waren verabschiedete sich Kommissar Braun nochmals von Jakob und Mariella und verließ die beiden.

„Warum hast du mir nichts von dem Anschlag in Lyon gesagt?“ wollte Mariella wissen.

„Ich hatte gedacht, dass ich nicht aufgepasst hätte und dass das deshalb passiert war. Wer denkt denn schon an einen Mordversuch?“ entschuldigte sich Jakob.

Glücklicherweise hatten beide noch den Rest der Woche Urlaub, sodass sie sich schnell wieder regenerieren konnten. Weitere Vorfälle gab es auch nicht mehr, so verdrängten Jakob und Mariella die Geschehnisse.

Die Schmierereien wurden vom Hausbesitzer auch umgehend beseitigt, sodass nichts mehr an den Vorfall erinnerte.

Nina wurde in dieser Woche von ihrer Abitur-Abschlussfahrt nach Rom zurück erwartet und Mariella war auch schon gespannt auf Ninas Erzählungen.

Zwei Tage vor Ninas Rückkehr, machten Jakob und Mariella sich auf den Weg um ein Auto für ihre Tochter zu kaufen. Sie sollte das Auto zum Abiturzeugnis erhalten.

Jakob hatte bereits einen Gebrauchtwagenhändler im Kopf den er seit der Konzertreise kannte, zu dem er Vertrauen hatte und von dem er auch wusste, dass er gute Autos auf dem Hof stehen hatte. Für Jakob war es wichtig ein Auto mit wenig Kilometerleistung, niedrigem Verbrauch und niedrigen Versicherungskosten zu finden, während für Mariella Sicherheit und Aussehen wichtig waren.

Während sie sich in eigener Regie die Autos ansahen, kam der Händler zu Jakob und begrüßte ihn wie einen alten Freund.

„Du brauchst ein neues Auto für deine Tochter hast du am Telefon gesagt?“ fragte der Händler, während er Mariella die Hand reichte.

„Ja, es sollte ein günstiges Auto sein, also wenig kosten, niedriger Verbrauch usw. und natürlich soll es vernünftig aussehen. Du hast ja hier eine ganze Reihe von Kleinwagen stehen, wie sieht es denn aus. Mach mal einen Vorschlag“, lachte Jakob.

„Vergesst die Autos hier und kommt mal mit. Ich denke, ich hab was Passendes. Das Auto hab ich gestern erst rein bekommen. Ein Vorbesitzer, ein Rentner mit knapp 80 Jahren, nur 12.000 Kilometer, absoluter Topzustand innen und außen, 90 PS noch mit Werksgarantie. So hier ist das gute Stück“, erklärte der Händler.

„Sieht ganz ordentlich aus, mach mal auf“, erwiderte Jakob.

Jakob sah sich alles ganz genau an, war zufrieden und meinte: „Probefahrt?“

„Natürlich, hole nur schnell die Schlüssel“, lachte der Händler und ging in sein Büro.

„Was meinst du?“ fragte Jakob seine Mariella, „der sieht ganz gut aus und steht auch Top da.“

„Das wäre meiner Meinung nach was für Nina. Die Marke und die Farbe sind auch gut. Wenn die Probefahrt funktioniert, sollten wir das Auto kaufen“, antwortete Mariella leise.

Der Händler kam zurück und reichte Jakob die Schlüssel.

„Was soll der Wagen kosten?“ fragte Jakob.

„Also, weil du es bist bekommst du den Wagen für 6000 Euro. Dann haben wir beide etwas verdient. Morgen kostet er 8000“, erklärte der Händler.

„Erst mal fahren und dann überleg dir ob du an dem Preis noch etwas machen kannst. Denk dran, wenn ich ihn nehme hast du ihn vom Hof und schnelles sicheres Geld verdient“, erwiderte Jakob, nahm dem Händler den Schlüssel aus der Hand, öffnete Mariella die Beifahrertür, stieg selbst ein und fuhr los. Die Probefahrt war nach einer halben Stunde beendet und sie fuhren wieder auf den Hof des Händlers.

„Also, wie sieht es aus. Kannst du am Preis noch etwas machen, bevor ich dir erzähle was nicht so ist, wie es sein sollte?“ fragte Jakob lachend.

„Ich hab mir das mal im Kopf durchgerechnet, 5500 Euro, weiter runter kann ich nicht“, erklärte der Händler bedächtig.

„Gut, wie sieht es mit einem Satz neuer Winterreifen aus und einem vollen Tank, sowie die Zulassung?“ bohrte Jakob weiter.

„Kann ich machen“ lachte jetzt der Händler und streckte Jakob die Hand hin.

„Gut, Deal. Der Wagen ist gekauft. Wann kann ich ihn zugelassen und voll getankt abholen?“ erkundigte sich Jakob.

„Morgen Vormittag 11 Uhr. Barzahlung?“ erklärte der Händler.

„Gut, bin da. Mit dem Geld“, lachte Jakob und verabschiedete sich von dem Gebrauchtwagenhändler, nachdem er den Kaufvertrag unterschrieben und dem Händler die notwendigen Unterlagen zur Zulassung gegeben hatte.

Als sie in ihrem Auto saßen und den Hof verlassen hatten, begann Jakob zu lachen.

„Da haben wir einen tollen Deal gemacht. Das Auto hat einen Marktwert von mindestens 8 bis 10000 Euro und durch die Reifen kommen wir gerade einmal auf rund 5000.“

„Also mir hat der Händler schon fast etwas leid getan. Woher kennst du den eigentlich?“ fragte Mariella.

„Hast du ihn nicht erkannt? Der singt doch mit seiner Frau in Calmbach im Gesangverein und in Cogolin hab ich mich mal mit ihm unterhalten.“

Am nächsten Tag holte Jakob das Auto wie vereinbart ab und bezahlte es in bar. Auf dem Heimweg dachte er: „Da wird sich Nina bestimmt freuen. Das Auto ist wirklich in einem Top-Zustand. Und dass die Autonummer ihre Initialen und ihren Geburtstag tragen, wird ihr auch gefallen.“

Er stellte das Auto auf einem Parkplatz ab und ging zu Mariella. „Sollen wir ihr heute schon das Auto geben?“ fragte Jakob.

„Nein, der Abi-Ball ist nächste Woche. Da bekommen sie ihre Zeugnisse und da bekommt sie auch das Auto. Wo hast du es denn abgestellt?“ antwortete Mariella.

„Unten auf einem Parkplatz“, antwortete Jakob.

„Stell doch unser Auto auf den Parkplatz und Ninas Auto in die Garage. Dann sieht sie es nicht gleich“, schlug Mariella vor.

„Wenn du meinst“, antwortete Jakob und ging sofort los um die Autos umzuparken.

„Du Schatz, ich hab eine tolle Idee. Wenn du den nächsten Kurs in Ulm hast, komm ich einfach mit und miete mir ein Hotelzimmer. Was meinst du?“ fragte Jakob als er von der Garage zurück war.

„Du willst mit nach Ulm kommen? Warum?“ antwortete Mariella böse.

„Einfach um bei dir sein zu können. Ist doch eine gute Idee, oder nicht? Die Zeit dafür nehme ich mir einfach“, entgegnete Jakob fröhlich.

„Das möchte ich aber nicht. Ich blamiere mich doch nicht bei meinen Studienkollegen. Nein, das möchte ich nicht. Du bleibst hier“, erklärte Mariella bestimmt.

Jakob wunderte sich über Mariellas heftige Reaktion. So kannte er sie eigentlich nicht. Kopfschüttelnd ging er in sein Arbeitszimmer und erledigte einige geschäftliche Emails.

Am Abend traf der Bus von Nina am Bahnhof ein. Nina kam heraus gestürzt und umarmte ihre Eltern.

„Na, wie war es denn. Erzähl mal“, bat Mariella ihre Tochter, während Jakob sich um Ninas Gepäck kümmerte.

„Das war der absolute Wahnsinn. Ich liebe Rom. Da muss ich unbedingt noch einmal hin“, sprudelte es aus Nina nur so heraus.

„Kommt ihr, wir fahren nach Hause und dann kann Nina in Ruhe erzählen“, schlug Jakob vor, der das Gepäck schon verstaut hatte.

Zuhause angekommen erzählte Nina von ihrer Abschlussreise. Es sprudelte richtig gehend nur so aus ihr heraus. Plötzlich fragte Mariella: „Und wer ist Giovanni?“

„Verwirrt schaute Nina ihre Mutter an und fragte: „Wie kommst du denn da drauf?“

„Nun, der hat heute hier angerufen und wollte dich sprechen“, erklärte Mariella lächelnd.

„Ach der, der soll mich in Ruhe lassen. Weißt du, da war noch eine italienische Klasse mit im Hotel und da hat der dazu gehört. Ist aber nicht wichtig“, sprudelte Nina weiter.

„Vielleicht solltest du anrufen“, schlug Mariella vor.

„Nein, der kann mir mal im Mondschein begegnen“, sagte Nina erbost und erzählte weiter.

Mariella hielt sich mit weiteren Fragen zurück und ließ Nina einfach erzählen. Als sie endete, sagte Jakob: „Da hast du ja einiges erlebt in Rom.“

„Klar, die Stadt ist aber auch klasse. Vielleicht studiere ich in Rom? Wer weiß“, flötete Nina.

„Also in Rom Urlaub machen oder in Rom studieren, das sind zweierlei Paar Stiefel. Außerdem wolltest du mal in Paris ein Auslandssemester machen, was ja auch sinnvoll wäre weil du gut französisch sprichst. Ich weiß nicht ob dein italienisch zum studieren ausreicht“, erklärte Jakob.

„War ja nur so eine Idee. Nix ausgereiftes“, lachte jetzt Nina.

„Also bevor wir jetzt über das Studieren diskutieren, erzählen wir dir kurz, wie es uns in Südfrankreich gefallen hat“, erklärte Mariella.

„Und wie war es? Wart ihr auch in Saint Tropez? Habt ihr mir etwas von dort mitgebracht?“ rief Nina aufgeregt.

„Natürlich haben wir etwas für dich mitgebracht“, lachte Jakob, „hier schau und rieche einmal, Lavendel in verschiedenen Variationen (Parfüm, Seife usw.). Deine Mutter hat aber auch noch etwas anderes für dich.“

Mariella gab Nina ein Päckchen und zwinkerte ihr mit den Augen zu.

„Ich denke, das gefällt dir bestimmt besser“, lachte Mariella und sah ihrer Tochter zu, wie diese das Geschenkpapier aufriss und neugierig den Inhalt herausholte. Als Nina sah, dass ihre Eltern ihr ein wunderschönes Sommerkleid gekauft hatten, fiel sie ihrer Mutter um den Hals und drückte sie ganz fest.

„Das ist ja super klasse. So etwas hab ich mir schon lange gewünscht“, rief Nina und lief jetzt auch auf ihren Vater zu und umarmte ihn liebevoll.

„Macht es euch etwas aus wenn ich mich ein wenig hinlege? Ich bin todmüde“, sagte Nina zu ihren Eltern, die verständnisvoll nickten.

„Geh nur und ruhe dich aus“, lächelte Mariella, „deinen Koffer packen wir morgen aus, Okay?“

„Ja, ihr seid die besten Eltern“, erklärte Nina müde und verabschiedete sich in ihr Zimmer.

Am nächsten Morgen, Jakob hatte frische Brötchen vom Bäcker geholt, frühstückten sie lange und ausgiebig. Sie erzählten von ihren Erlebnissen und lachten dabei sehr viel. Jakob und Mariella vermieden es jedoch ihrer Tochter von den Bedrohungen gegen Jakob zu erzählen.

„Und jetzt geht ihr in diesen Partnerschaftsverein?“ fragte Nina neugierig.

„Ja, klar“, erklärte Mariella.

„Darf ich dann auch mal mit kommen?“ wollte Nina wissen.

„Bestimmt“, antwortete Jakob, „wenn es in deinen Terminplan passt, von wegen Studium und so.“

„Apropos Studium“, erwiderte Nina, „Mami, würdest du mir mit dem Papierkram helfen?“

„Natürlich, hast du dir schon überlegt, wo du studieren möchtest?“ erkundigte sich Mariella.

„Ja, wenn es geht möchte ich in Tübingen oder Heidelberg studieren. Das sind die besten Unis in Deutschland und ein oder zwei Auslandssemester möchte ich in Paris an der Sorbonne machen. Wäre das für euch in Ordnung?“ erklärte Nina selbstbewusst.

„Natürlich, du weißt doch, wir stehen immer hinter dir“, mischte sich nun auch Jakob ein, „hast du die Bewerbungsunterlagen schon?“

„Ja, die haben wir von dem Studienberater bekommen. Ist aber ein Wahnsinns Papierkrieg“, überlegte Nina.

Der Papierkrieg um einen Studienplatz war erledigt und die Familie Groß ging wieder ihrer täglichen Arbeit nach. Weitere Drohungen gegen Jakob blieben aus und auch ein von der Polizei für möglich gehaltener Anschlag auf Jakob fand glücklicherweise nicht statt. Auch der Abi-Abschlussball war vorbei und Nina hatte endlich ihr heiß ersehntes Auto bekommen. Sie war überglücklich.

Von seinem Büro aus rief Jakob Kommissar Braun an und erkundigte sich, ob die Polizei aus den Spuren und der Untersuchung des Anrufbeantworters neue Erkenntnisse gewonnen hat.

„Nein, leider nicht Herr Groß. Die Farbe bekommt man in jedem Baumarkt und die Stimme war so sehr verzerrt, dass eine Auswertung nicht möglich war. Meine Kollegen in München haben auch mit ihrem Aufsichtsrat Bauer gesprochen. Da gab es wohl bei der Stellenbesetzung eine Ungereimtheit. Die Kollegen in Berlin haben deshalb mit der Mitbewerberin gesprochen, die dort wohnt. Die hat für die Tatzeit in Lyon allerdings ein hieb und stichfestes Alibi. Allerdings kam der Drohanruf komischerweise aus einer Berliner Telefonzelle. Ich würde ihnen empfehlen weiterhin vorsichtig zu sein. Aber mehr ist derzeit an Ermittlungen unsererseits nicht möglich. Sollte trotzdem wieder etwas sein, melden sie sich bitte“, erklärte Kommissar Braun und legte auf.

Saint Tropez im Frühling

Подняться наверх