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Unser Experiment

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Verletzt wurde niemand und es wurde auch ziemlich viel gelacht – die Bilanz unseres Buches kann sich sehen lassen. Und das können wir an dieser Stelle auch schon gleich verraten: Es hat sich gelohnt. Geil war's schon.

Allerdings hat die Suche nach relaxtem Sex auch harte Arbeit bedeutet: Wir haben nächtelang nach der perfekten Stimulation des G-Punkts gesucht, wir haben mehrere Sextoys verschlissen und Christian musste als allergische Reaktion auf ein tantrisches Massageöl eine Woche lang mit roten Pusteln im Intimbereich herumlaufen. Gar nicht so einfach, das den Sportkollegen unter der Dusche zu erklären.

Und um auch das gleich zu sagen: Wir haben das alles verdammt gern getan. Sinn dieses Buches ist es, die gesammelten Erkenntnisse in Sachen gutem Sex an möglichst viele Leser weiter zu geben.

Das ist keine Kleinigkeit: Wenn Menschen guten Sex haben, sind sie viel zufriedener mit sich und ihrem Leben, das belegen alle Studien. Und das ist dann für alle gut: Weniger aggressive Autofahrer auf den Straßen, nettere Vorgesetzte, arbeitslose Scheidungsrichter. Wir glauben durchaus, mit diesem Ratgeber etwas Gutes im Dienste der Menschheit zu bewirken.

Warum nun haben ausgerechnet wir diesen Ratgeber geschrieben? Nun ja. Auch wenn es nicht leicht fällt, das über sich selbst zu sagen: Wir sind vermutlich ein absolutes Durchschnitts-Paar. Das fängt schon bei den reinen Fakten an. Stephanie und Christian – in unserem Geburtsjahr 1975 waren das die beliebtesten Vornamen in Deutschland. Christian arbeitet in der Medienbranche und Stephanie ist Ärztin. Dem bundesdeutschen Durchschnitt entsprechen wir vermutlich auch, weil wir ein Kind haben, seit fünf Jahren verheiratet und in eine Vierzimmer-Wohnung in einer mitteldeutschen Großstadt gezogen sind. Und auch, was nun kommt, hat man sicher schon tausendmal gehört: Wir lieben uns. Und ja, wir träumen davon, miteinander alt zu werden.

Wie sollte man unsere Beziehung am besten charakterisieren? Sagen wir mal: Wir handhaben unsere Ehe auf eher pragmatisch-zugewandte Weise. Wir wissen, dass man nicht immer auf rosa Wolken schweben kann. Wie es bei einem Paar, das schon etwas länger zusammen ist, so üblich ist, streiten wir hin und wieder – na gut, ehrlich gesagt: eigentlich ganz schön oft. Trotzdem hat wohl jeder von uns für sich realistisch festgestellt, dass er auf dem großen, bunten Heiratsmarkt da draußen auch keinen besseren Partner fände. Oder netter ausgedrückt: Wir mögen uns. Vermutlich sogar ziemlich gern. Deshalb haben wir beschlossen, zusammen zu halten, was auch passiert. So verstanden ist unsere Beziehung vielleicht ein ganz gutes Fundament für ein bisschen mehr Zufriedenheit im Leben – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Zumindest in einem Bereich unseres Lebens haben wir jedoch beschlossen, dass wir uns mit dem Durschnitt nicht zufrieden geben werden: was unser Sexleben betrifft. Das ist der Ausgangspunkt für dieses Buch. Unser Sexleben, würden wir behaupten, ist okay. Sieben von zehn? Sechs von zehn? Vermutlich liegen wir schon jetzt deutlich über dem Durchschnitt, wenn man den Sex an so oberflächlichen Kriterien wie Häufigkeit oder Anzahl unserer wöchentlichen Orgasmen messen würde. Sex ist uns wichtig, wir sind beide sehr körperliche Menschen und leicht zu erregen. Aber auch an uns nagen die unerwünschten Nebenwirkungen des Alltags: Kindergeschrei, Freizeitstress, Karrierewünsche. Und die erotische Routine, die sich ganz zwangsläufig einschleicht, da machen wir uns nichts vor, die hat auch vor uns nicht Halt gemacht. Dennoch haben wir beschlossen: Über all die Dinge, die sonst noch wichtig sind im Leben, wollen wir den Sex niemals aus den Augen verlieren, uns niemals aus Faulheit und Gewohnheit um unsere körperlichen Glücksmomente bringen. Im Gegenteil: Eigentlich wollen wir noch mehr. Wir wollen besseren Sex, am liebsten gleich den besten Sex, den entspanntesten Sex des Universums!

Wie uns eine Tantra-Lehrerin im Zuge der Recherchen sagte: "Nach oben sind keine Grenzen gesetzt." Was für ein Ansporn! Und auf einer Skala der Orgasmusstufen von eins bis vier, so sagte die Dame, dümpelten die meisten Menschen eher auf der eins herum, wenn überhaupt. Hey, warum sollten wir uns damit zufrieden geben?!

Zunächst lesen wir die Ratgeber, die es schon gibt, bestellen auch alte Bücher aus Antiquariaten und informieren uns über Liebespraktiken in anderen Kulturkreisen. Wir löchern natürlich unseren Freundeskreis mit Fragen, bis wir Angst haben, dass niemand mehr Lust hat, mit uns noch entspannt ein Bier trinken zu gehen, aus Angst, schon wieder über sein eigenes Sexleben auspacken zu müssen.

Das ist ja das Problem am Sex: Es wird sich viel zu wenig ausgetauscht, oft fehlt der direkte Vergleich, oder wie eine andere Expertin sagte: Beim Sex gibt es keine Gewerkschaft. Jedes Paar muss das unter sich ausmachen. Handelsübliche Informationsquellen sind Pornofilme und reißerische Berichte in TV-Magazinen, Gespräche mit engen Freunden, die ihr Sexleben vielleicht auch ein bisschen glänzender darstellen, als es bei näherer Betrachtung ist. In jedem anderen Wissensbereich würde man wohl auf den Skandal hinweisen, dass durch den fehlenden Informationsfluss der wissenschaftliche Fortschritt behindert werden würde! Nur über dem Sex - der sicherlich nicht nur uns sehr am Herzen liegt – schwebt ein seltsamer Schleier des Nichtwissens. Von wegen, unsere Gesellschaft sei übersexualisiert und kenne keine Tabus mehr. Dann fragen Sie doch einmal ihren Busfahrer, wann er sich beim Sex das letzte Mal gelangweilt hat. Oder wie genau er an den Hoden am liebsten massiert werden mag. Das verrät ihnen nämlich niemand! Damit hier kein Missverständnis aufkommt: Natürlich ist das auch gut so. Denn meistens möchte man das ja auch lieber gar nicht so genau wissen. Aber ein bisschen mehr Informationsfluss wäre schon gut.

Bevor wir allerdings noch den letzten Freund verschrecken, fangen wir an, Experten in unsere Recherche einzubeziehen. Wir wollen ideologiefrei und offen sein für alle Spielarten der Liebe, und reden daher mit jedem, der über einen konkreten Erfahrungsschatz in Sachen Sex verfügt. Einigen begegnen wir anfangs mit gewisser Skepsis, zum Beispiel der Prostituierten, mit der wir im ersten Kapitel starten. Oder auch der Tantra-Lehrerin, wir haben nämlich ein bisschen Scheu vor zu viel Esoterik. Am Ende lernen wir aber, dass man von fast jedem etwas Wertvolles mitnehmen kann (und sei es nur die Erkenntnis, keinen G-Punkt bei sich finden zu können, auch nach tagelangem Suchen nicht). Wir wollten kein Wissensgebiet auslassen, das uns helfen könnte, unser Sexleben in eine neue Dimension zu katapultieren. Und dabei erleben wir so manche Überraschung. Meist entwickelt sich eine Recherche in eine ganz andere Richtung, als wir anfangs erwartet hätten.

Allerdings haben wir uns auch vorgenommen, uns keineswegs einem neuen Stress oder Leistungsdruck auszusetzen – den haben wir im normalen Leben schon zur Genüge, den brauchen wir nicht auch noch im Bett. Unser Ziel war es vielmehr, Sex vor allem als noch genussvoller und relaxter zu erleben.

Ein paar handfeste Selbsterkenntnisse sind dabei herausgekommen, und viele schöne und witzige Details. An den zahlreichen Erkenntnissen und Bekanntschaften, die wir im Laufe unserer kleinen Recherchereise gewonnen haben, würden wir unsere Leser nun gerne teilhaben lassen. Wir wünschen viel Vergnügen bei der Lektüre, gute Inspiration und vergessen Sie bloß nicht, auch regelmäßig selbst zu üben!

Ihre Stephanie und Christian Walters

Tórshavn, 20. November 2012

Für immer guter Sex

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