Читать книгу Mein Herz kann nie ganz dir gehören - Stephanie Wintersbach - Страница 5

Für Josef Höfinger war es eine schwere Woche gewesen.

Оглавление

Für Josef Höfinger war es eine schwere Woche gewesen.

Am Montag war der Vater mitten bei der Arbeit zusammengebrochen und musste ins Spital gebracht werden. Der Herzinfarkt war schnell diagnostiziert und die Ärzte wollten ihn gleich für ein paar Wochen im Krankenhaus behalten. Da hatten sie aber die Rechnung ohne den alten Höfinger gemacht. Nach drei Tagen schon hatte er darauf bestanden wieder zurück zu seinem Bauernhof zu gehen und wer den alten Hölfigner kannte wusste, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war, wenn er sich einmal was in den Kopf gesetzt hatte.. Er hatte sich so aufgeregt dass die Ärzte schließlich zum Schluss kamen, dass es weit gefährlicher war den alten Bauern gegen seinen Willen an das Krankenhausbett zu fesseln und ihn, auf eigene Verantwortung, gehen ließen.

Jetzt lag er zu Hause, brachte das ganze Haus durcheinander und ließ einen Wunsch nach dem anderen verlauten, den er noch hätte bevor er jetzt sterben müsse. Das war auch nicht so dahin gesagt, hatten die Ärzte zum Sepp Höfinger gemeint. Der Alte würde es wegen seiner stark angegriffenen Gesundheit, besonders der Leber, nicht mehr lange machen werde. Aber was wusste schon Ärzte. Der alte Höfinger galt allgemein nicht nur als jähzornig sondern auch als außerordentlich zäh.

Aber die schwere Krankheit des Vaters war nicht das einzige was am jungen Höfinger nagte. Mit dem möglichen Tod verbunden rückte für ihn auch der Tag der Entscheidung näher, den er – je näher er kam – immer weiter weg wünschte. Seit gut 15 Jahren war er mit der Stubheimer Doris bekannt, seit über 5 Jahren mit ihr verlobt. Aber der Vater hatte die Heirat mit der herzensguten und tüchtigen, aber bettelarmen Doris bislang erfolgreich hintertrieben.

Er war ein erfolgreicher Bauer, einer der größten in der Gegend, von dem man allgemein mit Respekt sprach. Da wollte er sich seinen guten Ruf nicht ruinieren und vielleicht zum Gespött des Stammtisches werden, dass der gute Hof an eine Häuslerstochter ging. Seine Versuche, den Sohn mit einer guten Partie zu verheiraten war aber gescheitert. Sicher nicht aus Mangel an Interesse, den mehr als ein junges Mädchen „aus gutem Stall“ hatte dem gutaussehenden und humorvollen Jungbauern schöne Augen gemacht.

Aber Vorschriften ließ sich der junge Höfinger auch keine machen, da war er ganz wie sein alter Herr. Bei den zwei Sturschädeln hatte es oft genug gekracht biss sie schließlich Frieden geschlossen hatten und der alte Höfinger darauf verzichtete sich in das Liebesleben seines Sohnes einzumischen.“ Wenn du dich zum Dorfdeppen machen willst dann bitte!“, hatte er im Zorn ausgerufen. „Mir ist das eins, wenn ich unter der Erde liege kannst du machen was du willst!“ So hatten sie es schließlich abgemacht und daran würde sich der Junge halten. Erst nach dem Tod des Altbauern würde er die Ehe mit seiner Verlobten eingehen. So kam es dass Doris Stubheimer seit drei Jahren auf dem Hof wie die Bäuerin arbeitete und auf dem Hof wohnte, ohne dass die beiden wie Eheleute zusammenlebten.

Je näher aber der Tag der Hochzeit näherrückte desto öfter fragte sich Josef, ob er nicht nur aus Bestemm gegen den Vater und aus Gewohnheit verlobt war. Denn so richtige Liebe verspürte er nicht mehr für seine zukünftige Braut. Hübsch war sie ja, kernig und herzlich zu gleich, fleißig und stets freundlich gegen jedermann, sogar gegen den unleidlichen Vater. Aber war das genug? Die Verliebtheit in der Jugend, die Gewohnheit, das Zusammenleben. War da nicht mehr? Er schüttelte den Kopf und brummte: „Was soll das mit der Liebe, man könnt meinen ich bin ein junger Springinsfeld in seinem ersten Frühling.!“ Er hatte Doris ein Versprechen gegeben und eher würde er Sterben wollen als es zu brechen. Doris war immer gut zu ihm gewesen und sie würde ihm nicht nur eine gute und treue Frau sein sondern war als Herrin für den Hof wie geschaffen. Sie jetzt zu verlassen und dem allgemeinen Tratsch und Gelächter preiszugeben hatte sie nicht verdient. In jungen Jahren war der Sepp Höfinger als wilder Hund verschrien gewesen und stur mochte er sein, aber ein Schuft, das war er ganz gewiss nicht.

Der junge Höfinger wandte sich in Gedanken jetzt lieber der Arbeit zu und dachte an die kranke Kuh, die seit der Geburt ihres Kalbes nichts mehr fressen wollte und keine Milch mehr gab. Wenn nicht bald etwas geschah würde das junge Kälbchen sterben müssen, denn die Milch der anderen Kühe wollte es nicht. Deswegen war er auf dem Weg zum Bahnhof um den Tierarzt zu holen, dessen Auto gerade wieder einmal streikte.

Die einzige Reisende, die dem Zug entstieg sah aber gar nicht nach dem Tierarzt aus.

Immerhin, der kleine schwarze Koffer passte, und ihr Gewand war einfach, wenn auch mit einer Spur zuviel Eleganz für den Beruf. Außerdem hatte der Tierarzt nichts davon gesagt, dass er eine Assistentin schicken würde. Wäre der Kopf des Höfingers nicht so voll mit Sorgen gewesen hätte er vielleicht mit ein bisschen nachdenken draufkommen können, dass die junge Frau, die ihm da gegenüberstand, sicher nicht die Tierärztin war. So schoss es ihm nur durch den Kopf, dass die Tierärztin verflixt gut aussah, während er ihr seine wettergegerbte Hand reichte. „Gut dasst kommst, `s Keibl is schon ganz schwach.“

Verdutzt blickte Theresia denn Mann an der ihr da seine raue, schwielige Hand darbot, die sie automatisch ergriff. Einen herzhaften, festen Händedruck hatte er. Bestimmt, aber nicht grob, eigentlich auch sehr angenehm. Theresia, die in ihrem Beruf oft weiche, verschwitzte Hände geschüttelt hatte hielt die Hand etwas länger als unbedingt notwendig. Vielleicht war sie auch nur durcheinander weil sie nicht wusste warum der groß gewachsene Fremde mit den kantigen Zügen und dem besonderen Funkeln in den Augen auf sie zutrat und sie in einer unverständlichen Sprache anredete. Aber sie hatte einen wachen Verstand und schloss blitzschnell, dass es sich um den Kofferträger des örtlichen Hotels handeln musste. Das hatte sie schon in dem einen oder anderen Heimatfilm gesehen.

„Danke, sehr gerne“ sagte sie und drückte dem etwas verwirrten Bauern den Koffer in der Hand, sagte aber nichts was dieses Missverständnis noch hätte aufklären können. So fuhren sie im Wagen des Höfingers in Richtung Bauernhof und der junge Bauer, der noch immer darauf wartete, dass sich die Tierärztin vorstellen würde fragte, in seinem besten Hochdeutsch: “Zum ersten Mal hier, ich habe sie noch nie da gesehen?“. Theresia lächelte: „Ja, zum ersten mal hier, und ich bleibe auch nur ein, zwei Tage. Ich glaube aber dass es mir hier sehr gefallen wird.“ Spätestens da hätte es beim Höfinger schnackeln müssen. Er wunderte sich schon sehr dass eine kranke Kuh gleich den Aufenthalt von ein zwei Tagen erforderlich macht.

Aber auf die Idee, der Besuch der hübschen jungen Dame könnte einen anderen Grund als seine kranke Kuh haben kam er nicht. Zu seiner Verteidigung muss aber gesagt werden, dass es keinen Grund gab, etwas anderes anzunehmen. Touristen waren selten in Weizenheim und wen kamen sie erst später im Sommer. Ansonsten verirrte sich kaum jemand in die kleine, zwischen zwei Bergen gelegene Ortschaft. Bald waren sie am Anwesen angekommen und Sepp geleitete Theresia in die Stube, in der Doris gerade das Abendbrot bereitete, während Thomas, sein jüngere Bruder ein Messer schliff.

Brummig war sein Bruder in letzter Zeit, fand der Sepp. Er schaut ihn nicht einmal richtig an als er ihm einen guten Abend wünschte. Das gab dem Sepp einen Stich ins Herz. Er hatte seinen jüngeren Bruder immer geliebt und hatte sich blendend mit ihm verstanden. In letzter Zeit war im Thomas aber immer wieder ausgewichen, wollte mit ihm nicht mehr am Sonntag nach der Messe ins Wirtshaus, sprach nicht mal über den Vater mehr als notwendig. Wahrscheinlich, dachte Sepp Höfinger, ist es wegen des Hofes.

Das Landrecht war klar, der Hof würde nach dem Tot des Vaters ihm gehören. Sein kleiner Bruder würde leer ausgehen, bis auf eine eher bescheidene Abfindung, die ihm zustand. Das Gesetz war klug, denn sonst wären die Bauernhöfe bald alle schwer verschuldet gewesen – die Zeiten waren weiß Gott hart genug. Ob es auch gerecht war, diese Frage konnten sich die Bauern in dieser harten und unwirtlichen Gegend, wo oft das notwendige zum Überleben dem Boden regelrecht abgerungen werden musste schon seit Hunderten von Jahren nicht stellen.

Aber bei den Höfingern war es anders. Das Gut war groß genug um beide Brüder mit Familie gut zu nähren und Sepp hatte das seinem Bruder auch immer wieder angeboten, alleine der bestritt dass er wegen des Hofes oder sonst etwas mit dem Bruder im Zwist war. „Lass es, Josef“, hatte er mit einem gequälten Seufzer ganz tief aus seinem Herzen gesagt, „ich will den Hof nicht der von Rechts wegen Dir gehört. Mich hält nichts hier und wenn der Vater verscheidet dann will ich in die Fremde gehen und dort mein Glück suchen, den hier kann ich es nicht mehr finden!“

Theresia Rendl, der langsam dämmerte, das hier eine Verwechslung vorliegen musste wollte gerade etwas sagen, als es aus dem Zimmer hinter der Stube herausdröhnte: „Sepp, wer ist da, wenn’s der Pfarrer ist, der alte Totenvogel, schick ihn wieder heim und sag ihm dass ich sein Brimborium nicht brauche.“. „´s ist eine neue Tierärztin, Vater, rief Sepp in die Schlafstube des Vaters. „Eine Weibsperson als Studierte, na das kann ja heiter werden, was ist das nächste. Frauen bei der Polizei? Ich bin froh dass ich bald das zeitliche Segne. Bring sie rein die Frau Doktor. Einem jeden vertraue ich mein Vieh nicht an!“. Noch ehe Theresia protestieren konnte fand sie sich in der Kammer des Altbauern wieder.

Alois Höfinger saß in seinem alten Lehnstuhl, gut eingewickelt in mehrere Decken, der Kopf aufrechtgehalten durch ein überdimensionales Daunenkissen. Die Haare des achtundsechzigjährigen waren grau und ungekämmt und sein hartes, kantiges Gesicht spiegelte seinen unbeugsamen, oft auch unerbittlichen Charakter wieder. Die Krankheit hatte ihm sichtlich zugesetzt, aber trotzdem deutete nichts darauf hin, dass es Alois Höfinger dem Tod leicht machen würde. Mit seinen kräftigen Händen war er gerade dabei eine Walnuß zu knacken als Theresia eintrat.

Was dann geschah ging so schnell, dass es auch nachher niemand so richtig verstand. Der alte Höfinger blickte auf, die Lippen bereits für eine spöttischen Bemerkung geöffnet, als er wie zu einer Salzsäule erstarrte. Kaum hatte er die vermeintliche Tierärztin erblickt riss er seine Augen auf und er erbleichte, als hätte er gerade den Leibhaftigen und nicht ein junges, reizendes Mädchen von 24 Jahren erblickt. Wie beim Gastmahl des Nebukadnezar schien eine unsichtbare Hand für ihn sein Mene Tekel mit Blut an die Wand zu schreiben.

Er öffnete den Mund ganz und schien etwas sagen zu wollen, den knöchernen Finger auf die junge Frau gerichtet, die nicht wusste wie ihr geschah. Aber kein Laut kam über seine Lippen nur ein stotternder Seufzer. Dann begann die sonst so ruhige und selbstsicher Hand zu zittern und mit einem Mal griff sich der Altbauer, der inzwischen bleich wie die gekalkte Mauer war, ans Herz. Ein Schaudern durchlief den ganz in sich zusammengesackten Körper. Dann aber fiel der Alois Höfinger wie tot zu Boden, die Hand noch immer in der Decke verkrallt und die offenen, starren Augen auf die junge Städterin gerichtet.

Josef Höfinger war der erste der sich von dem Schrecken erholte. Während sein Bruder Thomas nur ein „Vater“ stammelnd hervorbrachte war der Sepp schon bei ihm um den Puls zu fühlen. „Das Herz schlägt noch, aber nur mehr ganz schwach“, rief er. „Schnell, Thomas hol den Doktor“.

Aber der junge Bruder stand nur wie angewurzelt da und hatte die Hand der herbeigeeilten Doris ergriffen. Da war es Theresia, die als erste die Sprache wieder fand. „Ich hole den Doktor“, sagte sie, ohne zu wissen wie sie das eigentlich anstellen wollte. Sie stürzte aus dem Zimmer, noch immer verwirrt von dem schrecklichen Ereignis stürzte sie in den Flur, wo sich ein Telefon befand. Glücklicherweise war ein Zettel mit wichtigen Telephonnummern darüber angebracht und so wählte sie, ohne lang zu überlegen, die angegebene Nummer von Doktor Wagner. Der staunte nicht schlecht als er von einer völlig Fremden vom Abendessen weggerufen wurde. Es dauerte auch eine Zeit bis er verstand, was die junge Frau von ihm wollte die nicht einmal wusste, woher sie anrief. Als sie ihm aber den Vorfall schilderte dachte er gleich an den alten Höfinger und versprach sofort zu kommen.

Sofort ging Theresia wieder zurück in die Kammer, wo der Altbaue noch immer am Boden lag, Josef Höfinger hielt die Hand des schwer Gezeichneten. Sie wollte ihm schon ein Kissen unter den Kopf schieben, meinte dann aber: „Sollten wir ihn nicht besser ins Bett legen?“. Der Höfinger nickt und während die Beiden den alten Mann in seine Liegestatt betteten standen Doris und Thomas da und sahen wie geistesabwesend zu. Erst als der zitternde Körper zugedeckt war löste sich Thomas aus seiner Starre und sah seinen Bruder fragend an. „Josef, was ist passiert, wer ist diese Frau und warum hat sie den Vater so erschreckt?“

Josef schüttelte den Kopf. Für die unerwartete und umso heftigere Reaktion seines Vaters hatte er keine Erklärung. Es musste sich um einen Zufall gehandelt haben. Schließlich war der Alte schon schwer krank gewesen. Trotzdem betrachtete er Theresia mit einer scheuen Neugier und einem leichten Schaudern. Irgendwas schien ihm bekannt vorzukommen an ihr, auch wenn er sicher war, sie noch nie gesehen zu haben. Daran hätte er sich erinnert, so wie sie aussah.

„Das ist die Tierärztin, Thomas, Dr. Scherer war offensichtlich verhindert. Sie ist zum ersten mal hier, Vater kann sie also gar nicht kennen. Erzähl nur ja keine Geschichten im Dorf, du weißt wie schnell getratscht wird.“ Jetzt war es aber an der Zeit das Missverständnis aufzuklären. “Es tut mir schrecklich leid was da passiert ist, ich gehöre gar nicht hierher. Ich bin keine Tierärztin sondern Notariatsanwärterin in der Kanzlei Bangwieser aus der Hauptstadt. Am Bahnhof dachte ich, der Herr hier bringt mich ins Hotel und ehe ich’s mich versehen habe war ich schon hier drinnen und dann dass....! Sie blickte stumm auf den Kranken, von dem jetzt ein schwaches, abgehacktes Röcheln zu hören war.

Josef Höfinger lachte hysterisch. Der Schrecken und die Anspannung der letzten Tage und Stunden war zuviel für ihn geworden. „Eine Stadtpflanze und eine Gstudierte auch noch dazu hab ich mir eingefangen. Statt einer Pillendreherin habe ich mir eine Rechtsverdreherin eingehandelt. Bravo Frau Doktor, gesund werden Sie mein Kalb nicht machen können, geschweige denn den Vater, aber vielleicht wollen sie ja den letzten Willen des kleinen Kälbchens aufnehmen?“ Erschrocken sah ihn Theresia an. Der so sicher wirkende kräftige Mann hatte für einen Augenblick seine Fassung verloren. Der Schock über das Ereignis musste tief sitzen, oder war da noch etwas anderes, dass an ihm nagte? Trotzdem, ein solches Benehmen hatte sie nicht verdient. Sie war drauf und dran ihn scharf zur Ordnung zu rufen als sie die sanften aber bestimmten Hände von Doris Stubheimer aus dem Zimmer geleiten.

„Kommens bitte,“ sagte die Bäuerin leise, „gehen wir in die Stuben bis der Doktor kommt.“ Sie hatte wieder zu sich gefunden und erinnerte sich daran was sich gehörte. Die junge Frau war Gast auf diesem Hof und wie ein Gast würde sie auch behandelt werden. Flug stellte sie ein Stamperl von dem besten selbstgebrannten Vogelbeerschnaps auf den Tisch und füllte eine große Tasse mit herrlich duftendem Kräutertee. Theresia trank so gut wie nie Alkohol, sah aber ein dass das jetzt vielleicht wirklich die richtige Medizin war. Sie nahm das Glas in die Hand und mit zusammengekniffenen Augen trank sie es auf einen Sitz aus. Der Schnaps brannte die Kehler herunter wie Feuer und es schüttelte sie, aber kurz darauf breitete sich wohlige Wärme in allen Adern ihres Körpers aus. „Danke“, sagte sie. „Das war jetzt genau das richtige. Übrigens, ich glaub ich hab mich noch gar nicht vorgestellt, Theresia Rendl“ und sie bot der Bäuerin die ausgestreckte Hand dar. Doris wischte ihre Hand in der Schürze ab, schüttelte die Hand der neuen bekannten und stellte sich auch vor.

Die junge Frau gefiel ihr. So sicher hatte sie gewirkt als es darauf ankam das richtige zur richtigen Zeit zu tun, und so natürlich und uneingebildet schien die Studierte zu sein. Sie schenkte noch einein Schnaps ein, diesmal auch einen für sich in eine zweites Glas, prostete ihr zu. Gegen den Willen von Theresia, die aber nicht unhöflich sein wollte. So tranken sie gemeinsam, aber die Hälfte musste sie stehen lassen.

Nachdem sie das halbe Stamperl hinter sich gebracht hatte begann sie sich langsam richtig wohl zu fühlen. Wie von selbst lief die Unterhaltung und bald waren die beiden offenen, manchmal aber auch einsamen Menschen beim vertraulichen Du angelangt. Ein drittes Stamperl lehnte Theresia die junge Städterin aber ab.

„Ich will ja nicht vom Hof watscheln wie eine Ente“, kicherte sie. Sonst sperrt mich der Bauer noch in den Entenkobel.

„Sie müssen dem Josef schon verzeihen“ sagte Doris, als sie die Flache zukorkte und in den Schrank über der Spüle zurückstellte. „Der Vater hat am Montag ins Spital müssen, das Kalb ist krank was er sich so sehr zu Herzen nimmt und jetzt das...“. „Aber geh, Doris“ sagte Theresia, schon etwas von den Anstrengungen des langen Tages und vielleicht auch dem Beerenschnaps beeinträchtigt. „das macht doch nix. Sag deinem Mann dass ich nicht bös bin.“ Noch eher Theresia das innerliche Zusammenzucken ihrer neuen Freundin bemerken konnte war auch schon der Arzt gekommen, der von Doris gleich ins Krankenzimmer geführt wurde.

*

Mein Herz kann nie ganz dir gehören

Подняться наверх