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5. Kapitel: Job vs. passives Einkommen

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Viele Menschen haben den einschränkenden Glaubenssatz, dass passives Einkommen komisch, unüblich, kompliziert oder verwirrend ist. Wie ich zuvor schon erwähnte, passives Einkommen ist in der Praxis nicht besonders schwierig. In vielfacher Weise ist es einfacher seinen Unterhalt durch passives Einkommen zu verdienen, als durch eine Vollzeitstelle oder als selbständiger Auftragnehmer, insbesondere auf lange Sicht.

Die Schwierigkeit liegt darin, sich mit der Denkweise für passives Einkommen anzufreunden.

Lass uns das Problem der Denkweise mal von einer anderen Seite aus betrachten, um es zu lösen.

Lass uns mal annehmen, dass Du dich schon wohlfühlst mit deinem passiven Einkommen, so wie ich. Stell dir vor, Du verdienst einige tausend Euro pro Monat, mehr als genug um alle deine Ausgaben zu decken. Ob Du arbeitest oder nicht, durch die eingerichteten Quellen kommt jeden Monat, Jahr für Jahr, neues Geld rein.

Stell dir vor, dass so dein ganz normaler Alltag aussieht und dass Du schon über ein Jahrzehnt auf diese Art und Weise lebst.

Jetzt stell dir vor, ein Freund mit einer Festanstellung probiert dich davon zu überzeugen, dass das, was Du tust, unüblich oder komisch ist und Du seine Denkweise übernehmen solltest. Also dass Du deinen Lebensstil mit passivem Einkommen aufgeben sollst und dir eine normale Arbeit suchen sollst.

Wie das Gespräch aussehen könnte, wenn dieser seinen-Job-liebende Freund das mit mir versuchen würde, kannst Du nachfolgend lesen...

Freund: Weißt Du … Du solltest in die Welt der realen Menschen kommen und dir eine normale Arbeit suchen.

Ich: Es scheint doch gut zu funktionieren. Was ist falsch daran?

Freund: Na ja, es ist nun mal nicht was die meisten Menschen machen. Die meisten Menschen haben eine normale Arbeit.

Ich: Wie funktioniert das?

Freund: Im Grunde arbeitest Du für einen Betrieb, meistens ein Unternehmen. Du machst deine Arbeit und bekommst ein Gehalt.

Ich: OK. Basiert das Gehalt auf der Leistung, die ich erbringe?

Freund: Mehr oder weniger.

Ich: Also erhalte ich einen fairen Betrag, im Verhältnis zu meiner Arbeit?

Freund: Hängt davon ab, was Du unter fair verstehst. Natürlich wird man dir nicht 100% das auszahlen, was Du zum Unternehmenserfolg beiträgst. Die Firma muss ja auch etwas verdienen.

Ich: Gut, bekomme ich dann 80% oder so ähnlich?

Freund: In der Realität bekommst Du eher etwas um die 30%, aber das wird nicht so genau verfolgt. Die Firma weiß nicht genau, wie viel Du im Vergleich zu den anderen arbeitest. In größeren Teams ist es besonders schwer genau zu wissen, wie viel jeder Einzelne mitarbeitet. Gehälter sind grundsätzlich immer auch eine Schätzung.

Ich: Wohin geht der Rest des Mehrwertes, den ich schaffe?

Freund: Dieser wird auf vielfache Art verwendet – als Einkommen für die Investoren und Aktienbesitzer, als Unternehmensgewinn, für die Steuer, für die höhere Bezahlung der Unternehmensleitung, für verschiedene Vergünstigungen wie Frühstück in der Firma usw. Das entscheidet die Unternehmensführung und ist wirklich nicht deine Angelegenheit.

Ich: Bekomme ich wenigstens einen Anteil an den Gewinnen des Unternehmens?

Freund: Im Normalfall nicht, einige Unternehmen haben ein Beteiligungsprogramm, aber es werden nicht alle Gewinne geteilt… üblicherweise etwas weniger als die Hälfte.

Ich: Hmmm … muss ich jeden Tag arbeiten?

Freund: Meist nur an den Wochentagen, aber das hängt von der Branche ab. Du bekommst auch ein paar Wochen im Jahr frei um Urlaub zu machen.

Ich: Nur ein paar Wochen? Was wenn ich einen oder zwei Monate verreisen möchte?

Freund: Na ja, das geht normalerweise nicht. Vielleicht lässt man dich, wenn Du deine Urlaubstage für einige Jahre aufsparst, aber es ist nicht gut für längere Zeit abwesend zu sein.

Ich: Wieso muss ich Urlaubstage ansammeln? Die Zeit vergeht ja doch. Wenn ich mir einen Urlaub leisten kann, wieso kann ich nicht einfach wegfahren?

Freund: Du musst ja für das Unternehmen arbeiten.

Ich: Was wenn ich erschöpft bin und keine Lust habe zu arbeiten?

Freund: Es gibt gratis Kaffee.

Ich: Guter oder schlechter Kaffee?

Freund: Das hängt vom Unternehmen ab, aber es gibt immer ein Starbucks in der Nähe, wenn der Kaffee im Büro nicht gut ist.

Ich: Kann ich mein Laptop mit ins Starbucks nehmen und dort arbeiten?

Freund: Das liegt auch am Unternehmen, aber normalerweise nicht.

Ich: Kann ich mehr Urlaub machen, wenn ich mein Laptop mitnehme und unterwegs arbeite?

Freund: Üblicherweise nicht.

Ich: Warum nicht?

Freund: Man würde dir nicht vertrauen, also dass Du auch arbeitest, wenn Du viel unterwegs bist.

Ich: Also muss man mich arbeiten sehen?

Freund: Grundsätzlich ja. Aber einige Berufe erfordern Zusammenarbeit. Deshalb möchte man, dass alle am gleichen Ort arbeiten.

Ich: Ich arbeite jetzt auch mit vielen Menschen zusammen. Wir arbeiten über das Internet und Telefon zusammen.

Freund: Ja, bei einigen Stellen geht es auch in diese Richtung, aber die meisten Arbeitgeber möchten, dass Du jeden Tag erscheinst.

Ich: Wo werde ich arbeiten?

Freund: Das hängt stark von der Art der Anstellung ab. Aber für die meisten Bürojobs sitzt Du an deinem Platz in einem Großraumbüro.

Ich: Wie sieht das aus?

Freund: Ein großes Büro, dass durch Raumteiler in Zellen und Gänge unterteilt ist. Du hast genug Platz für einen Stuhl und Schreibtisch. Üblicherweise hast Du 5-7qm² Platz für dich.

Ich: Also ist das wie bei den Hobbits?

Freund: So ähnlich, aber nicht so grün.

Ich: Mein Home Office ist ca. 20qm² groß und hat ein eigenes Badezimmer mit Dusche. Aber ich kann überall arbeiten und bin nicht daran gebunden.

Freund: Ja, soviel Platz bekommst Du als normaler Angestellter nicht, nur Manager oder andere höhere Angestellte haben ihr eigenes Büro. Also normalerweise hast Du kein eigenes Büro, dennoch ist es nicht ganz auszuschließen, es hängt nur von der Stelle ab.

Ich: Kann ich mir meine Funktionsbezeichnung selber aussuchen?

Freund: Normalerweise wird der Titel vorgegeben, aber manchmal kannst Du ihn dir aussuchen, das hängt vom Unternehmen ab.

Ich: Darf ich mich Meister nennen?

Freund: Mmmm... eher nicht.

Ich: Und die Bezahlung?

Freund: Na ja, Du wirst für die gleiche Arbeit wahrscheinlich viel weniger als jetzt verdienen. Nur um dir eine Vorstellung zu geben, das durchschnittliche Gehalt für einen Blogger beträgt ca. $17-38K im Jahr (Quelle).

Ich: Wow … das ist viel weniger als ich jetzt passiv verdiene, sogar wenn ich im Urlaub bin. Wie soll ich denn davon leben?

Freund: Andere Menschen können davon auch leben. Du müsstest dich etwas einschränken, vor allem weil Du ja auch Geld für den Weg zur Arbeit brauchst (Benzin, Auto, Unterhalt), wenn nötig professionelle Kleidung und verschiedene andere Kosten, die für Angestellte anfallen.

Aber Du bekommst vielleicht ein gratis Firmen-T-Shirt, eine Tasse und wenn Du Glück hast ein Mauspad, also gleicht sich das irgendwo wieder aus.

Ich: Aua. Und was wenn ich das gleiche Gehalt, das ich jetzt durch passives Einkommen durch eine Festanstellung verdienen würde?

Freund: Das ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber Du müsstest viel mehr Steuern zahlen, weil Du es wie ein Angestellter versteuern musst. Du kannst dein Geschäft dann nicht mehr dazu nutzen, um deine Steuern zu senken.

Ich: Über wie viel mehr Steuern reden wir denn?

Freund: Von den zusätzlichen Steuern könntest Du dir wahrscheinlich jedes Jahr ein Auto kaufen.

Ich: Das hört sich ja nicht gerade verlockend an. Es scheint, es wäre noch schwieriger über die Runden zu kommen, wenn vom Gehalt soviel an die Steuer geht.

Freund: Ja, aber der Staat versteht das, also macht er es weniger schmerzvoll, indem er einen Teil dieser Steuern versteckt, dann sieht es nicht so aus als würde dein Gehalt so stark besteuert. Du bekommst diesen Teil des Gehalts ja nie ausgezahlt. Manche Steuern sind nicht sichtbar, weil sie schon durch deinen Arbeitgeber gezahlt werden, so wie die Lohnnebenkosten für deine Sozialversicherung. Also wenn dein Gehaltsbrief ein gewisses Gehalt anzeigt, dann ist der Betrag, den dein Arbeitgeber zahlt, höher. Du kannst aber sicher sein, dass dein Arbeitgeber diese Kosten dadurch dass Du mehr leistest, wieder rein holen möchte.

Ich: Mir ist klar, dass die normalen Angestellten in den USA die meisten Steuern zahlen in Bezug auf ihre Einnahmen. Also warum sollte ich meine Einnahmen als normaler Angestellter versteuern?

Freund: Die meisten Menschen wissen es nicht besser. Abgesehen wüssten sie sowieso nicht was sie mit all dem extra Geld anfangen sollten. Ein geringes Gehalt hält Ärger fern und stellt sicher, dass sie zur Arbeit erscheinen. Die Wirtschaft muss ja laufen.

Ich: In Ordnung.

Freund: Es gibt auch Vorteile.

Ich: So wie?

Freund: Du bist krankenversichert.

Ich: Bin ich jetzt auch, aber ich mache kaum Gebrauch davon. Ich ziehe es vor gesund zu bleiben.

Freund: Nun, wenn Du eine Festanstellung hättest, könntest Du es dir leisten weniger gesund zu sein und müsstest nicht dafür zahlen.

Ich: Hmmmm...

Freund: Und gratis Kaffee.

Ich: Sagtest Du schon.

Freund: Sagte ich schon, dass Du soviel davon haben kannst wie Du willst?

Ich: OK. Also woraus würde meine Arbeit bei einer Festanstellung bestehen?

Freund: Das hängt vom Job ab, aber im großen Ganzen … etwas, dass die Ziele des Unternehmens unterstützt.

Ich: Wer setzt diese Ziele?

Freund: In einem gut geführten Unternehmen sind das die Abteilungsleiter, die die Ideen des Vorstands, der Hauptaktionäre und manchmal auch der Angestellten berücksichtigen.

Ich: Wo kann ich diese Ziele sehen?

Freund: Meistens kannst Du sie nicht sehen, aber man zeigt uns Ausschnitte in Form von Unternehmensleitbildern, einer Liste von Zielvorgaben oder vielleicht einer Mitteilung. Aber eigentlich erfährst Du die wirklichen Ziele des Unternehmens nicht. Das wird normalerweise nach dem Grundsatz "Kenntnis nur, wenn nötig“ gehandhabt und die meisten Angestellten müssen das auch gar nicht wissen.

Ich: OK, also wie weiß ich dann für welche Ziele ich arbeiten muss?

Freund: Das entscheidet dein Vorgesetzter, Du musst einfach nur machen was dein Chef dir sagt.

Ich: Muss ich einen Vorgesetzten haben?

Freund: Ja, jeder hat einen. Sogar der CEO muss dem Vorstand und den Aktionären Rechenschaft ablegen.

Ich: OK, was passiert denn, wenn mein Vorgesetzter einen schlechten Job macht und mir nicht gut erklärt, was ich zu tun habe?

Freund: Das passiert oft, da wuselt man sich durch. Schau einfach, dass Du beschäftigt aussiehst wenn jemand dich beobachtet. Deine persönliche Verantwortung ist meistens gering, also solange Du nicht durch offensichtliches faulenzen auffällst, bist Du eigentlich auf der sicheren Seite.

Ich: Was wenn mein Vorgesetzter und ich uns nicht darüber einig werden, wie sich die Unternehmensziele erreichen lassen?

Freund: Dann fängt es an politisch zu werden, das kann unschön sein. Manche Leute machen einfach was der Vorgesetzte sagt, auch wenn sie wissen, dass es nicht funktionieren wird. Manche versuchen sich zu wehren oder zu verhandeln. Manchmal funktioniert das, aber manchmal wird man ausgeschlossen oder wenn der Vorgesetzte es nicht mag, sogar entlassen. Meist einigt man sich irgendwo in der Mitte.

Ich: Sind das vernünftige Kompromisse?

Freund: Meistens nicht.

Ich: Wenn ich eine gute Arbeit dabei leiste, die Unternehmensziele zu erreichen, werde ich dann extra belohnt?

Freund: Ja, manchmal. Du kannst eine Gehaltserhöhung bekommen oder einen Bonus oder eine Beförderung. Oder Du bekommst immaterielle Belohnungen wie Lob, Wertschätzung und Anerkennung. Aber manchmal bekommst Du auch einfach nur dein normales Gehalt.

Ich: Wie funktionieren Beförderungen?

Freund: Du bekommst einen anderen Titel und mehr Verantwortung, was meistens mit einer besseren Bezahlung einhergeht. Manchmal bedeutet es auch mehr Stunden zu machen.

Ich: Was wenn ich eine wirklich gute Idee habe, die aber nicht zu den mir aufgetragenen Pflichten zählt?

Freund: Hmmm... ja … mach das nicht.

Ich: Warum nicht.

Freund: Du wärst nur ein Aufständischer. Die anderen Angestellten werden es nicht mögen, wenn Du versuchst, ihnen die Schau zu stehlen. Sie werden dir dein soziales Leben an der Arbeit unangenehm machen, bis Du nachgibst.

Ich: Also wenn ich probiere härter oder schlauer zu arbeiten und schneller befördert zu werden, könnten die anderen Angestellten probieren mich aufzuhalten?

Freund: Vielleicht. Dein Vorgesetzter wird es wahrscheinlich auch nicht mögen.

Ich: Mein Vorgesetzter würde es nicht mögen? Warum nicht? Ist es nicht Teil seiner Aufgabe Talente zu fördern?

Freund: Möglicherweise, aber er möchte auch gut da stehen. Es ist nicht gut für ihn, wenn einer seiner ihm untergestellten Mitarbeiter ihn in den Schatten stellt.

Ich: Das hört sich nicht nach einer Umgebung an, in der ich mein Bestes geben kann.

Freund: Ja, aber es ist alles gut. Zum Glück ist es gar nicht nötig, dein Bestes zu geben.

Du musst einfach nur klarkommen. Es ist sogar einfacher so.

Ich: Aber wenn ich weiß, dass ich nicht mein Bestes gebe, würde ich mich da nicht schlecht fühlen? Würde das nicht meine Selbstachtung verringern?

Freund: Natürlich, aber Du gewöhnst dich daran. Jeder passt sich an.

Ich: Wie ist es dann in einer Gruppe zu arbeiten, in der niemand sein Bestes gibt und deshalb keiner viel von sich und den anderen hält?

Freund: Eigentlich ziemlich langweilig. Aber noch mal, man gewöhnt sich dran. Der gratis Kaffee macht es einfacher.

Ich: OK. Und was ist mit Sex?

Freund: Wovon redest Du?

Ich: Na, wenn ich und eine weiblichen Kollegin scharf werden, wohin können wir uns dann für ein Schäferstündchen zurückziehen? Gibt es da spezielle Räume für?

Freund: Oh, nein, nein, nein. Das wäre sehr verpönt. Ihr könntet dafür beide gefeuert werden.

Ich: Gefeuert? Warum? Wenn es nur ein Quickie ist und wir unsere Arbeit erledigt bekommen?

Freund: Mach das besser nicht, die Firma könnte verklagt werden.

Ich: Verklagt durch wen?

Freund: Wahrscheinlich durch die Frau, mit der Du Sex hattest.

Ich: Also würde sie die Firma verklagen, wenn wir freiwillig Sex haben? Wofür?

Freund: Ich schätze sexuelle Belästigung. Viele Leute haben damit eine Menge Geld verdient.

Ich: Also muss ich mich mit französisch begnügen?

Freund: Um Gottes willen, nein, das ist genauso schlimm.

Ich: Was tun die Leute denn, wenn sie an der Arbeit scharf werden? Die Leute werden doch scharf an der Arbeit oder nicht?

Freund: Natürlich … die ganze Zeit. Aber sie unterdrücken es und tun so, als ob sie es nicht wären.

Dann kümmern sie sich später selbst drum, meistens mit Pornos im Internet.

Ich: Die Leute schauen sich an der Arbeit Pornos an?

Freund: Oh nein, das ist auch verpönt. Dafür kann man auch gefeuert werden.

Ich: Also im Grunde werden die Leute an der Arbeit immer noch scharf, aber geben vor asexuell zu sein, bis sie sich zu Hause selbst drum kümmern können.

Freund: Ja, das trifft es so ziemlich.

Ich: Scheint mir einfacher einen Quickie zu haben und vielleicht noch eine kurzes Nickerchen zum Kuscheln, um dann erfrischt und glücklich mit seiner Arbeit fortzufahren.

Freund: Ich bin mir sicher, dass das in einem Firmenumfeld illegal ist.

Ich: OK, aber die positiven Gefühle nach dem Sex würden die Zusammenarbeit vereinfachen. Seine sexuellen Wünsche jeden Tag zu unterdrücken, erscheint mir sehr hinderlich.

Freund: Natürlich ist es hinderlich, aber denk dran, es wird nicht wirklich von dir erwartet, dass Du produktiv bist, also geht das schon. Und noch mal, der gratis Kaffee hilft auch dabei.

Ich: Also lass mich das noch mal klarstellen. Du schlägst mir vor, dass ich alle meine passiven Einkommensquellen beenden soll um für jemand anderen arbeiten zu gehen, einen Vorgesetzten zu bekommen und zu tun was auch immer er sagt, auch wenn seine Entscheidungen unklug sind, nur durchschnittliche Leistung zu erbringen anstatt mein Bestes zu geben, mehr Stunden für wenig Gehalt zu leisten, weniger und kürzeren Urlaub zu machen und dafür um Erlaubnis bitten müssen, mehr Steuern zu zahlen und zu alledem noch … ohne Sex?

Freund: Ja, so ziemlich. Aber Du übersiehst den Aspekt der Sicherheit.

Ich: Was soll daran sicher sein?

Freund: Na ja, Du bekommst ein dauerhaftes Gehalt.

Ich: Wie dauerhaft? Hört es nie auf?

Freund: Doch natürlich kann es aufhören. Du könntest gefeuert oder entlassen werden.

Ich: Kann ich etwas dagegen tun gefeuert oder entlassen zu werden?

Freund: Nicht unbedingt. Es könnte durch Umstände geschehen, die außerhalb deiner Kontrolle liegen oder Du könntest einen Fehler machen oder jemand über dir könnte dich nicht mögen.

Ich: Und was soll daran sicher sein?

Freund: Na ja, es ist größtenteils sicher.

Ich: Also wenn ich gefeuert oder entlassen werde, wie viel Gehalt erhalte ich dann weiterhin?

Freund: Üblicherweise keins. Bei manchen Stellen könntest Du ein Abfindungspaket erhalten, aber das ist nur kurzfristig zum Übergang. Meistens bekommst Du, sobald Du aufhörst zu arbeiten, kein Gehalt mehr.

Ich: Aber im Moment werde ich bezahlt, ob ich arbeite oder nicht. Und ich kann auch nicht gefeuert oder entlassen werden.

Freund: Ja, das ist komisch.

Ich: Für mich ist das normal.

Freund: Na ja, ich weiß Du bist da sehr eigensinnig, aber es gibt viele gefragte Jobs. Und viele Menschen mögen sie ja offensichtlich auch.

Ich: Und einen Job finden? Bekommt jeder automatisch einen Job?

Freund: Oh nein. Man muss auf Stellensuche gehen und sich bewerben.

Ich: Wie findet man eine Stelle? Entscheidet man sich, was man gerne machen möchte und findet dann eine passende Stelle?

Freund: Gewöhnlich ist das nicht so einfach. Meistens muss man schauen was verfügbar ist und vielleicht entspricht es auch nicht genau dem, was man gerne tut.

Ich: Und wenn man dann eine Stelle gefunden und gewählt hat, wird man dann eingestellt?

Freund: Nein. Noch mal, so einfach ist das nicht. Man steht im Wettbewerb. Man muss sich bewerben, aber vielleicht wird man nicht genommen. Man muss sich auf viele Stellen bewerben, bevor man genommen wird und vielleicht ist es nicht die Stelle, die man am liebsten bekommen hätte. Dazu kommt, dass Millionen von Menschen, die eine Stelle suchen, überhaupt nicht eingestellt werden.

Ich: Das hört sich sehr zeitaufwendig und stressig an. Was machen die, die keine Anstellung finden können?

Freund: Na ja, die müssen jemandem anderen auf der Tasche liegen um zu überleben, dem Staat, ihrem Lebenspartner, einem Freund oder einem Familienmitglied.

Ich: Und was wenn sie immer noch keine Anstellung finden und auch niemandem mehr auf der Tasche liegen können?

Freund: Dann werden sie obdachlos.

Ich: Das hört sich für mich nicht gerade sicher an.

Freund: Nun, für die meisten endet es nicht so. Also im Allgemeinen funktioniert es gut. Und obdachlos sein ist nicht so schlimm, wie es scheint. Menschen werden damit fertig.

Ich: Mögen die meisten ihre Anstellung?

Freund: Nein, mindestens 80% nicht.

Ich: Warum arbeiten sie dann weiter?

Freund: Sie brauchen das Geld, welche Wahl haben sie auch.

Ich: Sie könnten ohne eine Anstellung Geld verdienen.

Freund: Ja, vielleicht...aber wer macht das schon?

Ich: Ich mach das.

Freund: Ja, aber Du bist komisch.

Ich: Ich weiß es zu schätzen, dass Du mir das alles erzählst. Aber in einer Welt, die dieses Job-Ding als normal betrachtet, bleibe ich lieber bei meiner jetzigen Herangehensweise, auch wenn Du das komisch findest. Ich mag die Arbeit, die ich verrichte. Ich werde bezahlt, ob ich arbeite oder nicht, ich kann reisen wann immer ich will, ich habe keinen Vorgesetzten, ich kann nicht gefeuert oder entlassen werden, ich fühle mich nicht als ob ich zu viel Steuern zahlen würde, ich kann mein Bestes geben ohne den Eindruck zu haben nur mittelmäßig handeln zu dürfen und wenn ich mit jemandem arbeite und wir scharf werden können wir es tun bis sich die Balken biegen und dann wieder mit einem Lächeln an die Arbeit zurückkehren … und keiner wird verklagt. Und das allerbeste: ich darf mich offiziell Meister nennen.

Freund: Ja das hört sich alles gut an, aber die meisten Menschen können das nicht.

Ich: Warum nicht?

Freund: Ich denke nicht, dass die meisten Menschen klug genug sind.

Ich: Es gibt eine Menge Menschen, die nicht so klug sind und ihr Einkommen passiv verdienen. Du wärst überrascht, wie viel intellektuelle Fähigkeiten freigesetzt werden, wenn Du dich nicht um deinen Vorgesetzten oder Unternehmensrichtlinien kümmern musst… und Du dich, anstatt mittelmäßige Arbeit zu liefern, nicht zurückhältst dein Bestes zu geben… und wenn Du nicht unter dem Druck stehst, eventuell gefeuert oder entlassen zu werden oder enthaltsam zu sein.

Freund: Ja das stimmt, aber diese Leute sind auch komisch.

Ich: Vielleicht.

Freund: Dazu kommt, dass passives Einkommen für die meisten viel zu kompliziert ist.

Ich: Ich denke, dass wenn Menschen mit all den Schwierigkeiten einer Festanstellung zurechtkommen, sie es eine Leichtigkeit finden werden, ein passives Einkommen zu verdienen. Es gibt keine Stellensuche, keinen Lebenslauf, keine Bewerbung, keine Vorgesetzten, keine Unternehmenspolitik, kein Ansparen der Urlaubstage, kein Risiko gefeuert zu werden und geringere Steuern. Ja, die Lernkurve ist am Anfang unterschiedlich, aber wenn Leute es schaffen für jemanden anders zu arbeiten, schaffen sie es problemlos passive Einkommensquellen zu erschließen. Und wenn man es ein oder zweimal gemacht hat, ist es danach ziemlich unkompliziert.

Freund: Gut, aber ich bin immer noch skeptisch. Also ich denke, Du solltest dir das noch mal überlegen. Wie gesagt, es gibt sehr gefragte Jobs. Ich finde Du solltest es mal probieren.

Ich: Magst Du deinen Job?

Freund: Nein, aber man gewöhnt sich dran. Vertrau mir, es wird alles gut. Und noch mal, Festanstellungen sind sehr beliebt.

Ich: Vielleicht wegen dem gratis Kaffee.

Das Buch über passives Einkommen

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