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Zwei Federn trifft eine Entscheidung

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Am nächsten Morgen stand Kleiner Wolf allein unter einer der Birken und schaute auf den teils zugefrorenen Bach.

Seine Stimmung war genauso finster wie das reißende Wasser jenseits der Eiskante. Dicht am Ufer leuchtete das Eis schwach gegen den grauen Himmel.

Kleiner Wolf dachte an die kalten Augen der Weißen und an das, von dem er wußte, daß es noch geschehen würde.

Nach einer Weile fing er an zu frieren.

Als er in das Lager zurückkam, rief ihn sein Vater zu sich.

„Mein Sohn“, sagte Zwei Federn. „Dies ist dein zehnter Winter.“

Kleiner Wolf stand schweigend mit gesenktem Kopf vor ihm.

„Es wird Zeit, daß du die Sprache der Weißen und ihre Sprechenden Zeichen lernst“, fuhr Zwei Federn fort.

Kleiner Wolf starrte auf seine Füße. Die Mokassins, die seine Mutter genäht hatte, waren grau und abgetragen. Seine Zehen brannten – und sein Herz auch.

„Warum denn?“ stammelte er. „Und warum gerade ich?“

„Vergiß nicht, wer du bist“, erinnerte ihn Zwei Federn. „Denk an deinen Namen! Die anderen Lager sind sehr viel länger hier als unseres. Irgend jemand von hier muß der erste sein. Denk auch daran, was ich immer wieder gesagt habe: Die Worte der Weißen können weiter reichen als der Pfeil eines Jägers.“

„Wenn der Pfeil nicht zwei Federn hat.“

Kleiner Wolf spürte, daß er gerade etwas Falsches gesagt hatte, aber er mußte es doch sagen.

Das Gesicht von Zwei Federn war ernst, aber seine Augen lächelten über das, was ein Scherz hätte sein können. „Es ist wahr, daß ein Pfeil mit zwei Federn oft weiter reicht als einer mit drei“, sagte er. „Aber man hat mir gesagt, daß die Worte des weißen Mannes noch viel weiter reichen.“

Den letzten Satz sprach er mit großer Bitterkeit in der Stimme. Dann legte Zwei Federn die Hand auf die Schulter von Kleiner Wolf. „Geh jetzt deine Haare kämmen“, sagte er. „Und versorge dann die Pferde!“

Später ritten Zwei Federn und Kleiner Wolf auf die Vielen-Kleinen-Häuser zu, auf den Platz, den die Weißen die Agentur nannten. Hier wurden in regelmäßigen Abständen Bohnen, mageres Fleisch und andere Nahrung ausgeteilt, die den ständigen Hunger des Volkes stillen sollten. Vieles davon war ungenießbar.

Hier waren diejenigen, die über alle Lager im Reservat bestimmten.

Hier waren die Blauröcke, die Krieger der Weißen.

Hier waren die Polizisten.

Jemand hatte die Agentur „Das böse Herz des Reservats“ genannt.

In einem der vielen Häuser in der Agentur gab es etwas, das Schule hieß. Dort bemühte man sich, den Kindern die Sprache der Weißen und ihre Sprechenden Zeichen beizubringen.

Kleiner Wolf und die sprechenden Zeichen

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