Читать книгу Die Kunst des Krieges - Sun-tzu - Страница 5
I. Einleitende Gedanken.
ОглавлениеFür alle Nationen ist der Krieg eine Angelegenheit von allerhöchster Wichtigkeit. Von dem Heere hängen Leben und Tod ab; das Bestehen oder der Untergang eines Staates sind ihm unterworfen. Man sollte deshalb diese Sache auf das sorgsamste studieren.
Außer der Kriegslist und der richtigen Auffassung der Lage kennt man im Kriege noch den sogenannten „Weg“. Man versteht hierunter die Tugenden: Menschlichkeit, Anstand, Rechtschaffenheit, Klugheit, Pflichtgefühl, Aufrichtigkeit, Edelsinn, Selbstbeherrschung. Ist der Landesfürst ein Mensch, der den „Weg“ übt, so wird auch das Volk zusammenhalten und Gefahren nicht fürchten. So stehen denn dem Herrscher die Dienste seiner Untertanen stets zur Verfügung. Bei allem Wohlwollen darf er aber nicht unterlassen, streng nach den Gesetzen zu handeln.
Es ist von höchster Wichtigkeit, daß ein Landesfürst stets den Zustand ihm feindlich gesinnter Nachbarstaaten mit dem eigenen vergleiche. Aber auch der General muß beständig tätig sein, er muß versuchen, natürliche Vorteile auszunutzen, und zwar schon in Friedenszeiten. Hierzu gehören die Disziplin im Heere, die Belehrung und Übung der Truppen, dann muß aber auch, sowohl was die Belohnungen wie die Strafen anbetrifft, Gerechtigkeit walten.
Der Krieg ist eine Handlung des Vorlandes und Scheingrundes, eine Maske und ein Winkelzug. Sind wir also in der Lage, tätig einzugreifen, dann sollten wir Unvermögen vorgeben. In Feindesnähe spiegeln wir vor, entfernt zu sein, während wir in weiter Entfernung Nähe vorgeben.
Versuche stets den Feind auf eine falsche Spur zu bringen, selbst dann, wenn du hierdurch einen kleinen Vorteil einbüßen solltest. Mache den Gegner wirr, und dann greife ihn an. Gib vor, große Kräfte zu besitzen, mache ihn in seinen Plänen irre und bringe ihn so aus der Fassung. Spiegle ihm vor, der Schwächere zu sein, und veranlasse ihn, dich heimlich zu verachten. Ist der Feind sehr stark, dann ermüde ihn. Herrscht in seinem Lager große Einigkeit, dann versuche, dort eine Spaltung hervorzurufen. Greife schwache Punkte an und erscheine an unerwarteten Plätzen.