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KAPITEL 1 Rheumatoide Arthritis

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Als ich June kennenlernte, war sie 68 Jahre alt. Zwei Jahre zuvor hatte man bei ihr rheumatoide Arthritis diagnostiziert. Sie war am Ende ihrer Leidensfähigkeit. Obwohl ihr Arzt drei starke, häufig verordnete Antirheumatika verschrieben hatte – Prednison, Methotrexat und kurz zuvor auch Hydroxychloroquin – und sie ergänzend täglich frei verkäufliches Naproxen einnahm, waren die Schmerzen in ihren Händen so heftig, dass die verheiratete, berufstätige vierfache Mutter weder eine Wasserflasche öffnen noch ein Buch tragen oder sich die Haare bürsten konnte. Schon das morgendliche Schließen des Büstenhalters war so schmerzhaft, dass sie dabei auf die Hilfe ihres Mannes zurückgreifen musste. Für eine unabhängige, viel beschäftigte Frau war das niederschmetternd. Auch ihre sonstigen Symptome, wie starke Abgeschlagenheit und Knieschmerzen, waren mit der konventionellen Therapie nicht zurückgegangen.

Junes Geschichte ist leider keine Ausnahme, und deshalb suchen enttäuschte Patienten mit rheumatoider Arthritis Experten wie mich auf – als letzten Hoffnungsschimmer. Mithilfe der Ansätze der funktionellen Medizin konnte ich Tausenden helfen, ihre Schmerzen durch entzündlich bedingte Krankheiten einzudämmen, bis sie wieder uneingeschränkt am Leben teilnehmen konnten. Das gelang auch bei June.

Innerhalb von drei Monaten nach unserem ersten Termin konnte sie Wasserflaschen leichter öffnen, ihr Haar bürsten und sich mit erträglichen Schmerzen selbstständig anziehen. Ihre Knieprobleme besserten sich, und sie hatte mehr Energie als seit Monaten oder gar Jahren. Die Prednisondosis konnte sie halbieren, und sie nahm nicht mehr jeden Tag Naproxen ein, sondern nur noch an drei bis vier Tagen pro Woche. Doch das war nur der Anfang. Als sie den Behandlungsplan für Arthritis befolgte, den ich später erläutern werde, besserte sich Junes Gesundheit noch weiter. Ich erzähle ihre Geschichte, weil sie demonstriert, dass mit der nötigen Geduld und Ausdauer alle Betroffenen hoffen dürfen. Sie dürfen auf Symptomfreiheit hoffen. Und auf ein erfülltes, aktives Leben, bei dem Sie nicht nur Zuschauer sind.

Ich betrachte die rheumatoide Arthritis als „Königin der Arthritis“. Wie die Dame im Schach ist die rheumatoide Arthritis in der Lage, den größten Schaden anzurichten. Und wie die Dame im Schach, die sich als einzige Spielfigur in alle Richtungen bewegen kann, ist die rheumatoide Arthritis unberechenbar und kann diverse Symptome hervorrufen. Diese Erkrankung zeichnet sich durch chronische Gelenkentzündungen mit starken Schmerzen und Schwellungen, Gelenkschäden und Behinderung aus. Sie kann auch mit Muskelschmerzen und allgemeinen Schmerzen einhergehen. Daran ist gut erkennbar, dass es sich um eine körperweite Krankheit handelt, die im ganzen Körper Entzündungsreaktionen auslöst. Typisch für die rheumatoide Arthritis ist, dass sie diverse Gelenke in den Händen, Füßen und Handgelenken befällt, was auch als Polyarthritis bezeichnet wird. Unbehandelt kommt es zum Abbau von Knorpel- und Knochengewebe bis hin zur Gelenkzerstörung. Außerdem können die Sehnen und Bänder sich dehnen, was zu ihrer Deformierung führt. Schlimmstenfalls kann die Gelenkfunktion völlig verloren gehen. Dieses rasche Fortschreiten und die Schwere der Symptome macht Ärzten und Patienten gleichermaßen Angst, sodass häufig schon frühzeitig starke Medikamente verordnet werden.

Ein weiteres großes Problem für viele Betroffene ist eine starke Abgeschlagenheit (Fatigue). Nicht selten wachen sie zerschlagen auf, obwohl sie eigentlich gut geschlafen haben, und haben dann Schwierigkeiten, ihren Tag zu bewältigen. Das äußert sich beispielsweise in Konzentrationsproblemen bei der Arbeit, sie gehen nicht mehr zum Yoga, obwohl es ihnen guttut, oder sie spielen vor lauter Erschöpfung nicht mehr mit den Kindern. Wenn solche schlichten, aber wichtigen Freuden des Lebens wegfallen, leidet auch die Psyche. Und mit der Zeit vergisst man ganz, wie es sich anfühlt, wenn man nicht so müde ist. So teilte June mir sechs Monate nach Behandlungsbeginn mit, dass sie deutlich mehr Energie hätte – und dass sie bis dahin gar nicht bemerkt hätte, wie müde sie seit Jahren gewesen war. Nach einer Metaanalyse vieler Studien zu rheumatoider Arthritis und Fatigue kam ein Forscherteam von der niederländischen Universität Twente zu dem Schluss, dass Schmerzen das Symptom sind, das am häufigsten mit starker Fatigue verknüpft ist. Es überrascht wenig, dass der Verlust körperlicher Funktionen sowie jegliche Form der Behinderung, aber auch Depressionen, ebenfalls mit Fatigue in Verbindung stehen. In Bezug auf Schlaf waren die Ergebnisse gemischt: Manche Studien belegen einen Zusammenhang, andere nicht. Das wundert mich, weil ich häufig feststelle, dass Menschen mit Arthritisschmerzen schlecht schlafen und deswegen erschöpft sind. Interessanterweise meldeten Patienten mit rheumatoider Arthritis, die ihrer Ansicht nach unzureichende Unterstützung durch Freunde und Familie erfuhren oder mehr Stress hatten, auch eine stärkere Fatigue.1 (Wie Entzündungen am besten zu behandeln sind, darüber lässt sich streiten, aber die Unterstützung von Angehörigen, denen es nicht gut geht, ist etwas, das wir alle füreinander tun können.) Mitunter sind Schmerzen, Fatigue und andere Symptome so schlimm, dass man – wie bei June – nicht mehr alleine zurechtkommt, manchmal sind sie leichter, und man kann besser damit leben. Meistens liegt man irgendwo dazwischen.

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