Читать книгу Perry Rhodan 3090: Erdkruste - Susan Schwartz - Страница 8
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Schwestern
»Ich möchte lieber wieder heimgehen«, sagte Oona Anckerstrom zaghaft. Sie drückte sich an ihre zehn Jahre ältere Schwester Fany, die schützend den Arm um ihre schmalen Schultern legte. »Es ist ... es belastet mich.«
»Du schaffst das schon.«
So ging es seit drei Tagen.
Dichtes Gedrängte herrschte auf dem Marktplatz. Verschiedene Gruppierungen gingen umher, über ihnen projizierte Holotafeln, auf denen für oder gegen die Versetzung Terras und Lunas geworben wurde. Menschen, Arkoniden, Aras, Ferronen, Jülziish, Topsider, Scü, Mehandor, Unither und viele andere Wesen waren unterwegs.
Immer wieder blieben Leute stehen, oder die Gruppen sprachen von sich aus Passanten an.
Seit die Residentin die Ansprache gehalten hatte, gefolgt von diversen Stellungnahmen, war mehr denn je los in der größten Metropole der Erde. Kommunikationsnetze, Foren und allen voran die Trivid-Sender waren voller Berichte, Diskussionsrunden und Wiederholungen zum Topthema dieser Tage. Um irgendwohin zu kommen, musste man sich durch die Mengen schieben, auf den Raumhäfen herrschte geradezu Ausnahmezustand. Im Sekundentakt landeten und starteten Jachten, Frachter, Passagierraumer in allen Größen und Formen.
Oona spürte, wie die Stimmung selbst in dem eher beschaulichen Garnaru sich zusehends aufheizte, doch sie ließ sich von Fany überreden, wenigstens kurz auf den Markt zu gehen.
»Wir können deswegen schließlich nicht wie eingesperrt leben!«, bekräftigte Fany.
Jedoch bereute Oona nach kurzer Zeit, nachgegeben zu haben. Sie spürte zunehmend die starken Stimmungsschwankungen und Gefühlswallungen. Konnte sie sich normalerweise schon kaum dagegen verschließen, überschwemmten die Emotionen sie nun wie ein Tsunami und lösten heftige Kopfschmerzen und Beklemmungen aus. Aber Oona sprach nicht darüber, sie wollte ihre Schwester nicht belasten.
Fany war eine sehr starke und zielstrebige Frau, sie konnte nicht nachvollziehen, was in jemandem vor sich ging, der zu viel fühlte. Obwohl es sich nicht ganz so verhielt, sachlich betrachtet. Nicht Oona war es, die zu viel fühlte, sondern es war der Umstand, dass die Gefühle der anderen gesammelt auf sie einstürzten. Sie konnte sich nicht erklären, wie das möglich war, und sie kannte niemanden sonst, der auf derartige Weise belastet war.
»Du bist eben sehr sensibel«, meinte Fany dazu.
Aber es war mehr, sehr viel mehr. Nur wenn sie allein oder mit Fany zusammen war, ließ der Druck nach. Was dann noch auf Oona eindrang, war dumpf, wie ein verklingender Schmerz, den sie zu ignorieren gelernt hatte, nicht mehr als ein Hintergrundgeräusch.
Fany hatte bereits mehrmals vorgeschlagen, zur Untersuchung zu einem Mediker zu gehen, aber Oona hatte vehement abgelehnt. Sie wollte »normal« sein.
»Dann lass uns wenigstens recherchieren!«, hatte Fany gedrängt. »Du bist bestimmt kein Einzelfall.«
»Ich bin bloß hysterisch«, hatte Oona auch hier trocken abgeschmettert.
Sie wollte es nicht wissen: Sie wollte, dass es aufhörte.
Und es gab einige andere Gründe dafür. Der erste war, nicht auffallen zu wollen. Ihr Leben war kompliziert genug. Und ein alter Freund hatte sie beide davor gewarnt, sich niemandem gegenüber zu offenbaren, denn es war davon auszugehen, dass der Staat jemanden mit besonderen Gaben nicht einfach so frei herumlaufen ließ.
Oona war nicht sicher, ob es eine Gabe war – bei ihr zumindest. Also machte sie Fany klar, dass sie lernen musste, damit umzugehen. Eines Tages würde das schon funktionieren.
*
Überall auf dem Platz schwebten Antigravplattformen mit den vielfältigsten Auslagen knapp über dem Boden. Die Händler boten schlichtweg alles an – von Lebensmitteln aus dem Solsystem und topsidischen Importen über Werkzeug und Rohmaterialien bis zu handgefertigtem Nippes.
Der Markt war sehr beliebt, auch bei Touristen; er war Tag und Nacht aktiv, mit permanent wechselnden Ständen. Vor allem, wenn die Marktaufsicht kam, machte sich der eine oder andere Händler eiligst davon, weil er keine Lizenz besaß. Diese wurden selten verfolgt, die meisten waren bereits erfasst und wurden früher oder später erwischt. Die Strafen waren aber eher gering, man wollte der Vielfalt genügend Raum bieten, solange die Regeln einigermaßen eingehalten wurden. Keinerlei Nachsicht gab es allerdings, sobald der Verdacht auf Handel mit verbotenen Waren und Substanzen bestand.
Die Schwestern Anckerstrom, 40 und 30 Jahre alt, kauften dort regelmäßig für den täglichen Bedarf ein. Sonst eher scheu, war dies eine Gelegenheit, fand Fany, unter Leute zu kommen, ein wenig ins Leben einzutauchen.
»Wir sind doch noch so jung«, sagte Fany öfter zu ihrer Schwester. »Wir müssen irgendwann raus aus unserem Schneckenhaus.«
Leichter gesagt als getan. Oona riss plötzlich in einer heftigen Schmerzattacke den Arm hoch, rammte dabei einer vorübereilenden Frau den Ellbogen ins Gesicht, die daraufhin gegen einen Mann stolperte, der wiederum, mit den Händen rudernd um sein Gleichgewicht bemüht, einige Handschnitzereien von dem Stand, an dem er sich gerade aufhielt, herunterfegte. Zwei sehr filigrane Vogelfigürchen zerbrachen dabei.
»Bitte vielmals um Entschuldigung!«, rief Oona verzweifelt und bewegte beschwichtigend die Hände in alle Richtungen. »Habt ihr euch verletzt? Ist alles in Ordnung? Es war keine Absicht, tut mir leid. Ich komme für den Schaden auf!«
Die Frau und der Mann bedachten sie mit diversen Flüchen und setzten ihren Weg fort, wobei sie laut vor sich hin schimpften. Der Händler sprang von der Plattform und rannte um seinen Stand herum, besah sich den Schaden kopfschüttelnd und hob die zerbrochenen Schnitzereien auf.
»Herzlichen Glückwunsch!«, sagte er und streckte Oona die Hände entgegen. »Du bist soeben stolze Besitzerin von zwei äußerst kostbaren neptunischen Seelenadlern aus meiner preisgekrönten Manufaktur geworden. Und weil ich heute Angebotstag habe, zahlst du auch nur das Doppelte des Normalpreises.«
»Ich ... ich ...«, stammelte Oona zutiefst verstört.
»Ja, ja«, mischte Fany sich ein, riss dem Händler die Figuren aus den Händen und drückte sie ihrer Schwester an die Brust, die sie gerade noch auffing. »Wir bezahlen, das haben wir ja gerade gesagt.«
Sie hielt ihr Multifunktionsarmband hoch. Der Händler schickte seine Daten und zog sich grußlos zurück, nachdem die Transaktion durchgeführt worden war.
»Siehst du, es geht schon wieder los«, sagte Oona leise, während Fany sie weiterzog. »Ich bin eben der geborene Pechvogel. Kein Tag ohne Unfall oder Unglück. Entweder verfehlt mich ein Petunientopf knapp, oder ich ruiniere anderen die Kleidung und demoliere kostbare Antiquitäten.«
»Ach, Unsinn«, wiegelte Fany ab. »Das könnte jedem passieren.«
»Dir nicht«, erwiderte Oona. »Und auch sonst niemandem, den ich kenne.«
»Dennoch bist du großartig in deinem Job, und da machst du so gut wie nichts kaputt«, beharrte Fany. »Ich kann nur sagen, als Ambientistin besitzt du genau das Gespür, welche geheimen Wünsche deine Kunden bei der Gestaltung ihres Wohnbereiches hegen. Es hat nie jemanden gegeben, der unzufrieden gewesen wäre. Du bist die Beste, das weißt du.«
*
Oonas besonderen Talents als Ambientistin wegen waren die Schwestern nach Terrania gezogen. Dort gab es eine nahezu unerschöpfliche potenzielle Kundschaft und alle Möglichkeiten, Oonas Talent einzusetzen.
Fany war eine hochtalentierte Musikerin und hatte mit gerade mal 25 Jahren tatsächlich ein Angebot von Milton Chu bekommen, dem Mäzen und Besitzer der größten Oper des Solsystems – auf einem Raumschiff, der GIACOMO PUCCINI.
Das war der höchste Gipfel, der Olymp, der Traum jedes musikalischen Künstlers. Fany hatte es kaum glauben wollen, Oona erinnerte sich noch gut daran, wie sie aufgeregt herumgerannt war, übersprudelnd vor Glück und Angst.
Weil die damals erst fünfzehnjährige Oona nach vielen kleineren Panikattacken die erste große Krise nach einer besonders intensiven Pechsträhne gehabt hatte, hatte Fany das Angebot vor allem für sie angenommen, damit sie zur Ruhe kommen konnte.
Und Oona hatte es gutgetan, ihr Talent als Ambientistin zu entdecken und auszuüben und beim Bühnenbild und der Ausstattung des Theaters mitzuwirken. Wenngleich sie dort von den vielen Emotionen belastet war. Die meisten Strömungen waren allerdings absichtlich dramatisiert, wie Künstler es eben so hielten – in Wirklichkeit waren die meisten Akteure recht bodenständig und abseits der Proben und des Scheinwerferlichts recht ausgeglichen. Zumindest bewegten sich auf dem Raumer sehr viel weniger Leute, und vor den Aufführungen zog Oona sich rechtzeitig zurück.
Milton Chu förderte daher nicht nur Fany, sondern kümmerte sich vor allem um Oona. Mit der Zeit entwickelte sich ein tiefes Vertrauensverhältnis zwischen ihnen. Gerade Oona sah in dem Mäzen, der so klein war und doch so groß, einen Vaterersatz. Als ihre Eltern umgekommen waren, war sie erst ein Jahr alt gewesen.
Mit der Zeit stellte Fany fest, dass sie die Musik zwar liebte, aber sich innerhalb eines Ensembles auf Dauer nicht wohlfühlte. Sie empfand zunehmend Enge und Behinderung ihrer freien Entfaltung und verlangte nach Unabhängigkeit. Sie hatte zudem festgestellt, dass sie sich inzwischen mehr für die Historie Terras interessierte und nicht auf Jahre oder gar Jahrzehnte hinaus Musikinstrumente spielen wollte, deren Bedienung sie nicht mehr weiter verfeinern konnte.
Auch Oona konnte sich nicht mehr weiterentwickeln und machte daher den Vorschlag, es mit einem neuen Leben in Terrania zu versuchen – wenn schon, denn schon. Von einem Gipfel zum nächsten, quasi. Sie schrieben sich an der Universität für Geschichte/Kunstgeschichte und Design/Ambiente ein und krempelten ihr Leben vollständig um.
Milton Chu ließ die beiden ziehen, sie blieben einander aber weiterhin verbunden, auch wenn der Mäzen immer viel zu tun hatte und ständig unterwegs war. Aber ab und zu besuchte er die Schwestern in Terrania, oder sie kamen zu ihm nach Frankfurt, das sie so erfrischend winzig und beschaulich fanden gegenüber der terranischen Hauptstadt. Sie liebten die Ausflüge in die Altstadt mit passenden Kostümen.
*
Oona merkte, wo Fany hinging. Einerseits wollte sie nicht an jenen Ort, andererseits gab es dort sicherlich weniger Verkehr, und sie konnte sich beruhigen. Möglicherweise ließ auch der Kopfschmerz nach, der momentan ihre Schläfen mit weiß glühenden Hämmern bearbeitete.
Nur ein paar Blocks weiter gab es einen besonderen Platz, der vielen zu bedrückend war, als dass sie sich gerne oder gar länger dort aufhielten. Auch Touristen verharrten nur kurz am Rand oder fuhren gleich auf dem Transportband weiter, während sie Aufnahmen machten. Der Platz war ein Muss bei den Besichtigungen; darauf wiesen alle Führer und Touristikbüros hin.
»Was willst du denn nur immer hier?«, fragte Oona, als der Schwall an Emotionen endlich abebbte. Der Platz war nahezu völlig verlassen. »Du musst ihn doch schon auswendig kennen.«
»Damit niemals vergessen wird«, sagte Fany leise.
*
Der riesige, fünf Kilometer durchmessende Dolan Memorial Park im Stadtteil Garnaru war von beeindruckender, einschüchternder Nüchternheit. Der Rand des Parks war üppig begrünt, doch im Zentrum war eine große Fläche frei gehalten, um nicht von dem gewaltigen Gebilde darin abzulenken.
Die Gedenkstätte. Ein wuchtiger schwarzer, zu einem Viertelkreis geschwungener Kunstbasaltmonolith mit 50 Metern Höhe und 700 Metern Länge. In goldenen Interkosmo-Lettern waren dort die über zwei Milliarden Opfer verzeichnet, die der Dolan-Krieg im Jahr 2437 alter Zeitrechnung allein auf der Erde gefordert hatte.
»Zwei Milliarden Menschen!«, dozierte Fany. »Rund dreißig Prozent der damaligen Bevölkerung, das ist unvorstellbar. Der Rest überlebte nur deswegen, weil man rechtzeitig Tiefbunkersysteme angelegt hatte. Oberirdisch kam es neben den zerstörten Städten zu erheblichen landschaftlichen Verwüstungen: Im Norden Kanadas schmolzen Gletschergipfel, die russische Taiga brannte, Meere kochten, in der Sahara wurde ein fast bis zum Ozean reichender Graben aufgerissen. Ohne jeden Zweifel wäre Terra mitsamt allen Leben vernichtet worden, wenn nicht rechtzeitig fünfzehntausend Raumschiffe der Haluter zu Hilfe gekommen wären. Die meisten Dolans wurden dabei ausgelöscht. Ein schwacher Trost. Als Held der Stunde galt natürlich Perry Rhodan, aber mit welch bitterem Beigeschmack!«
»Ja ...«, setzte Oona an, doch sie kam nicht weiter. Wenn ihre Schwester sich einmal in Rage geredet hatte, war sie nicht mehr zu bremsen.
»Wenn man jeden Namen laut läse und dafür eine Sekunde brauchte, wäre man ohne Pause und innezuhalten dreiundsechzig Jahre beschäftigt. Kannst du dir das vorstellen?« Fany wies auf das Denkmal. »Zwei Milliarden, das ist eine Zahl mit vielen Nullen, die kann man nicht erfassen. Aber dreiundsechzig Jahre ... das ist eine Größe, die man am Lebensalter eines Menschen ermessen kann.«
Sie ging weiter auf das Denkmal zu, das noch einen guten Kilometer entfernt war, aber selbst aus dieser Distanz bedrückend wirkte.
Von einem anderen Weg aus dem Park kam eine Reisegruppe.
Fany beachtete sie nicht, sondern stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor ihre Schwester. Sie trug wie Oona nur ein leichtes, pastellfarbenes Kleid, das ihre schlanke Figur betonte. Eine leichte Brise bauschte den Rock. Darüber trug Fany eine schwarze Lederjacke zum Schutz vor den kühlen Frühjahrstemperaturen. Oona hatte sich für eine leichte Thermojacke entschieden, die das Blau ihrer Augen betonte.
»Wir sind hier, weil derselbe Perry Rhodan von damals nun wieder hier ist und uns zurückbringen will in ein Universum, das dies hier«, sie wies hinter sich, »verursacht hat. Wie oft geriet Terra an den Rand des Abgrunds, wie oft war es verschwunden, entvölkert, gemartert? Das müssen wir berücksichtigen bei der Entscheidungsfindung, was wir unternehmen werden, wenn Perry Rhodan seine Ankündigung wahr macht und uns der neuen, inzwischen friedlichen Heimat entreißt!«
»Du hörst dich an wie die Vanothen«, meinte Oona.
»Ich habe im Studium, wie du weißt, auch die Gedanken und Ansichten des Lasha Jathao Vanoth durchgenommen«, antwortete Fany. »Und ich teile die Ziele der Vanothen zwar in gewisser Weise, aber nicht ihr fanatisches Verhalten. Der Abschluss des CEE als Feiertag des Arrival ist in Ordnung. Doch ...«
»... es geht dir um die zwölf Anckerstroms, die es damals schon gegeben hat und die auf dem Denkmal verzeichnet sind«, setzte Oona fort. »Du glaubst, es sind unsere Vorfahren, unsere Familie, und fühlst dich ihnen verbunden.«
Fany ließ die Arme sinken. »Und es ist eine Oona dabei. Als wärst du schon einmal gestorben.«
»Du weißt, dass das Unsinn ist.«
»Nein. Es ist irrational. Aber ich ... kann nichts dagegen tun. Und ich habe einfach Angst um dich.«
Oona überlief ein eiskalter Schauer. Auch sie konnte sich der Irrationalität nicht entziehen. Als wäre sie ein Gespenst auf Urlaub.
*
»Nächstes Mal gehen wir woandershin«, verlangte Oona und winkte auffordernd, einen angenehmeren Ort aufzusuchen.
»Nächstes Mal sind wir nicht mehr hier«, erwiderte Fany. »Oder noch hier, aber schon dort.«
Der sezierende Blick ihrer türkisfarbenen Augen richtete sich auf Oona, und sie strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. So dunkel ihre Haare waren, so hell waren Oonas.
»Geht es dir besser?«, fragte Fany.
»Einerseits ja, weil hier so wenige Leute sind, andererseits ist dieser Platz einfach nur gruslig. Das hebt meine Stimmung nicht gerade. So wenig wie deine. Warum entfachst du deinen Zorn immer wieder neu?«
»Weil der nächste CEE und die wichtigste Entscheidung unseres Lebens bevorsteht – wie bei jedem einzelnen Bürger des Solsystems.«
»Du hoffst also, an diesem Ort eine Antwort zu finden?«
»Momentan jedenfalls vergeblich.«
Sie schlugen den Rückweg ein und näherten sich dabei der Reisegruppe, die zu einem Transportband unterwegs war. Sie bestand ausschließlich aus Terranern.
Oona blieb stehen. »Sie lachen!« Oona war fassungslos. »Sie lachen und schwatzen, als wäre das hier gar nichts ...«
Fany ging sofort los. »Was gibt's denn da zu lachen?«, fuhr sie die Menschen an. Sie deutete mit fuchtelndem Finger auf das schwarze Denkmal. »Sieht das nach einem Witzbild aus?«
Die Gruppe blieb stehen und starrte die aufgebrachte Frau verblüfft an.
»Natürlich nicht«, sagte der Guide. »Aber ein wenig Spaß wird doch wohl erlaubt sein.«
»Ja, wo es angebracht ist! Nicht an diesem Ort! Hier hat man Respekt zu zollen!«
Der Guide schwieg, bei einigen Touristen jedoch kochte es nun hoch. Oona spürte es zu ihrem Leidwesen, und ihre Kopfschmerzen verstärkten sich wieder.
»Tu es nicht!«, bat sie ihre Schwester.
Zu spät.
»Wohl heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?«, sagte eine Frau.
»Die Wahrscheinlichkeit, dass unter diesen Namen Urahnen von jedem von euch zu finden sind, ist sehr hoch«, schnaubte Fany. »Ihr solltet ihrer gedenken und dankbar sein für euer heutiges Wohlergehen!«
Einige zeigten nun betroffene Gesichter, und Oona entspannte sich etwas.
Zu früh.
Ein Mann zog einen Schokoladenriegel aus der Tasche und warf ihn Fany zu. »Hier, zur Beruhigung der Nerven!«
Der Riegel erreichte nie sein Ziel. Er prallte zurück, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer gestoßen, und landete mit einem klatschenden Geräusch mitten im Gesicht des Mannes.
Dem Mann blieb der Mund offen stehen, während der Riegel zu Boden fiel. Die Frau stotterte: »W... was ...«
Der Guide erwachte aus seiner Erstarrung und gab mit ausgebreitetem Arm zu verstehen, dass die Auseinandersetzung beendet war. »Lasst uns weitergehen, unsere Tour ist im Zeitrahmen knapp bemessen.«
Eilig setzten sie den Weg fort, der eine oder andere warf noch einmal einen kurzen, verstörten Blick zurück.
»Das hättest du nicht tun sollen«, murmelte Oona.
»Ich weiß«, sagte Fany und hakte sich bei ihr unter. »Wir sind eben die unmöglichen Schwestern.«