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2.

MAGELLAN

Mirona Thetin entdeckte ihren Gefährten wie vermutet in der Medostation, in dem gesicherten Raum, wo Theta behandelt wurde. Die Arkonidin lag in einer Kapsel im Heilschlaf. Viel war nicht von der Patientin zu erkennen, weil nur ihr Gesicht unbedeckt war, der Kopf steckte in einer Haube, Sensoren hafteten an ihren Schläfen.

»Was empfindest du, wenn du sie siehst?«, fragte Mirona ohne Einleitung.

Atlan da Gonozal wandte sich ihr zu. »Abscheu«, antwortete er. »Ich bin immer noch fassungslos darüber, was sie getan hat. Dass sie es fertiggebracht hat, so weit zu gehen.«

»Sie war auch nicht zimperlich, als sie an die Macht kam, wenn dein Bericht über sie stimmt.«

»Aber da war sie zumindest nicht für das Geschehnis verantwortlich. Sie hat die Gunst der Stunde genutzt und die Macht ergriffen, nachdem der Regent und sein Widersacher einander gegenseitig mehr oder minder versehentlich umgebracht hatten.« Der Arkonide schüttelte den Kopf. »Ja, sie war skrupellos und machthungrig, wie so viele am imperialen Hof. Aber ...«

Mirona legte den Kopf leicht schief und lächelte. »Sie ist gewiss auch früher schon über Leichen gegangen, nur eben nicht so offensichtlich. Atlan, du weißt selbst, dass der Weg zur Macht aus vielen Hürden besteht.«

»Ich habe das nie getan«, murmelte er.

»Das hat dir den arkonidischen Thron verwehrt«, sagte sie. »Aber nicht den an meiner Seite. Du hast den richtigen Thron gewählt, und Theta bezahlt einen hoffentlich hohen Preis für ihre falsche Wahl. Es gibt doch diese Infinite Todesstrafe bei euch, nicht wahr? Das fände ich angemessen.«

»Conrad war ein Freund«, sagte Atlan leise. Sein Blick glitt zu der Kapsel. »Die Frau, die dort drin liegt, kenne ich nicht«, fuhr er schroff fort. »Sie ist eine gewissenlose Mörderin. Ich habe nichts mit ihr zu tun.« Er nickte Mirona Thetin zu. »Lass uns gehen. Mascudar wird entscheiden, was mit ihr geschehen soll, und es wird zu unserer Beruhigung nichts Gutes sein.«

Wenig später betraten sie die Zentrale des mächtigen Fernraumers, den Atlans Vater Perry Rhodan abgenommen hatte. Eine weitere sehr heikle Situation, die Atlan in Loyalitätskonflikte brachte – noch dazu, weil Mascudar damit auch Thora, eine Angehörige seines eigenen Volkes, hinausgeworfen hatte.

Mirona behielt ihre Gedanken für sich, aber Mascudar hatte so absolut gar nichts an sich, was ihr den Eindruck vermittelte, er sei zweifelsfrei Atlans Vater. Kein Wunder, dass er seinen Sohn seinerzeit als »missraten« erachtet hatte, denn Atlan war das pure – positive – Gegenteil des hochherrschaftlichen, autokratischen Mascudar. Theta hätte ihrem Wesen nach eher seine Tochter sein können. Vermutlich bedauerte Mascudar sogar, dass sie im Sterben lag.

Die ehemalige Imperatrice war zwar nachgerade deswegen ins Heilkoma versetzt worden, um ihren Tod zu verhindern. Aber momentan konnte niemand sagen, ob sie jemals wieder daraus erwachen und in welchem geistigen Zustand sie dann sein würde. Ihre Verletzungen waren zu schwer gewesen, um darüber eine Prognose stellen zu können.

»Ah, Mascaren!«, dröhnte die tiefe Stimme des imposanten Arkoniden durch die Zentrale, als er das Paar bemerkte. Er ging gut gelaunt auf dem Kommandantenpodest auf und ab.

Mirona zuckte zusammen, doch sie verbiss sich erneut einen Kommentar. Ihr Stand war ohnehin schwierig genug. »Mascaren« war ihr Gefährte schon sehr lange nicht mehr. Er war Atlan. Und Faktor Null. Die Liduuri wusste, wie sehr er seinen früheren Namen hasste, weil er ihn an die ungeliebte Vergangenheit erinnerte.

Nun stand die Vergangenheit lebendig vor ihnen, in Form eines Duplikats, das glaubte, an der Stelle weitermachen zu können, wo das Original vor zehntausend Jahren aufgehört hatte.

»Ich bevorzuge Atlan«, sagte der Angesprochene ruhig.

»Unsinn, du bist mein Sohn Mascaren.«

»Das habe ich nicht abgestritten. Sondern darüber gesprochen, was ich bevorzuge.«

Und was respektiert werden sollte, dachte Mirona wütend. Sie entschied, eine aufrechte Haltung und einen hochmütigen Ausdruck zu zeigen. Weil sie Atlan keine Stolpersteine in den Weg werfen wollte, der sich ohnehin in einer schwierigen Lage befand, hielt sie den Mund. Aber sie konnte ihre Missbilligung auch anders zum Ausdruck bringen. Sie wusste, dass Mascudar das nicht entging. Er beharrte auf patriarchalischen Strukturen, in denen Frauen zwar Rudergängerinnen oder Flottenkommandantinnen werden konnten, aber am Ende vor ihm zu kuschen hatten. Noch dazu, wenn sie wie Mirona keine Arkonidinnen waren. Mirona war eine Bras'cooii, was eine neutrale Bezeichnung für Nichtarkoniden sein sollte, aber seit jeher einen negativen Beigeschmack hatte. Dass sie Herrscherin einer Galaxis war, kümmerte Mascudar nicht. Er ignorierte sie einfach, konzentrierte sich nur auf seinen Sohn.

Warum? Warum jetzt?

Sollte das Atlan nicht misstrauisch machen? Aber nein, er ... er freute sich, seinen Erzeuger leibhaftig vor sich zu sehen, ihm noch einmal zu begegnen und ihm zeigen zu können, dass er nicht der Versager war, als der er damals immer betitelt worden war. Mascudar freute sich erstaunlicherweise ebenso, seinen Sohn wiederzuhaben.

So viele Widersprüche, so viele Emotionen, die nicht zusammenpassten. Mirona versuchte zu verstehen, was zwischen den beiden Männern vor sich ging.

Sie konnte es nicht. Was Atlan als Kind und junger Erwachsener durchgemacht hatte, war bei ihr nie der Fall gewesen. Ihr Vater hatte sie respektiert, sie hatte mit ihm zusammengearbeitet. Er war stolz auf sie gewesen und hatte sie gefördert. Für lange Zeit war ihre Familie eine Gemeinschaft gewesen; der Bruch war erst mit der Aufgabe der Heimat und der Flucht nach Andromeda gekommen. Mirona hatte während des Heranwachsens nie um Anerkennung ringen müssen – und sie konnte sich nur wundern, weshalb Atlan, den sie als intelligent, selbstbewusst, falls erforderlich auch durchaus als hart und unnachgiebig kannte, seine Jugendtraumata offensichtlich auch nach zehntausend Jahren noch immer nicht bewältigt hatte.

Sie wusste, sie musste sehr vorsichtig in allen Äußerungen sein, die sie Atlan gegenüber machte, damit sie ihn nicht verlor.

Es gab nicht viel, was Faktor I fürchtete. Da war zum einen das zunehmende Versagen des Zellaktivators, der vordringlichste Anlass, der sie und Atlan in die Milchstraße zurückgeführt hatte. Und zum anderen ... nein, kein und, ihr fiel nichts ein. Nichts sonst fürchtete sie. Sie konnte alles bewältigen, alles bekämpfen, und sie würde am Ende siegen, wie sie es immer getan hatte.

Doch sich zwischen Vater und Sohn zu stellen, konnte zu ihrer ersten Niederlage führen – und zu einer Katastrophe. Die gleich zwei gewaltige Sternenreiche in den Untergang reißen mochte.

Mirona war sicher, dass ihr Gefährte die Situation derzeit nicht überblickte, weil er zu sehr in Emotionen gefangen war und sich längst nicht von dem verheerenden Einfluss seines Vaters befreit hatte. Sie war also auf sich gestellt.

Als Mascudars Blick sie zufällig streifte, reckte sie den Kopf noch höher. Sollte er es ruhig als Kampfansage auffassen. Sie würde sich nicht so verhalten, wie der alte Imperator es erwartete. So alt er auch sein mochte – sie war noch älter. Ihr Reich noch größer. Ihre Regierungszeit noch länger.

Je näher sie mit ihrer zweihundert Einheiten starken Raumflotte dem Arkonsystem kamen, desto mehr wunderte sich Mirona Thetin, weshalb man im Kristallpalast nicht reagierte. Keine Abfangeinheiten, keine hereinprasselnden Funksprüche – nichts. Was ging da vor sich? Man konnte auf Arkon schließlich nicht wissen, wer sich an Bord des terranischen Raumers MAGELLAN aufhielt. Dass es Perry Rhodan sei, konnten sie nicht annehmen, der hätte sich längst angemeldet. Vor allem musste man sich auf der Kristallwelt doch fragen, wieso zweihundert arkonidische Raumer den Terraner begleiteten.

Mascudar da Gonozal musste irgendwie dafür gesorgt haben, dass man bereits Bescheid wusste, wer genau da kam. Oder war das Atlan gewesen?

Der Altimperator war weiterhin bester Laune, und Mirona musste zugeben, dass er es verstand, seine Leute ebenso zu begeistern. Die Stimmung in der Zentrale war gut. Nicht nur, weil treu ergebene Arkoniden die Kontrollen bedienten, auch Mascudars charismatische Erscheinung, seine Zuversicht lösten das aus. Wenn Mirona nicht selbst eine mächtige Herrscherin gewesen wäre, hätte auch sie sich mitreißen lassen, da brauchte sie sich nichts vorzumachen.

Sie war ihrem Gefährten daher nicht gram, dass er sich ebenfalls anstecken ließ. Atlan war seiner Heimat so lange fern gewesen, verständlicherweise freute er sich, sie wiederzusehen. Und dann noch in Begleitung seines Vaters auf einem Triumphzug. Der Arkonide in ihm brach durch, und das verübelte sie ihm nicht. Das war nun mal seine Mentalität, so wie Mirona immer Liduuri bleiben würde, obwohl sie sich vor mehr als fünfzigtausend Jahren von ihrem Volk losgesagt hatte – und nun die letzte Überlebende war.

Deswegen würde sie erst recht nüchtern und sachlich bleiben und notfalls als Atlans Gewissen agieren. Normalerweise war das die Aufgabe von Atlans Extrasinn, aber auf den war angesichts der Situation sicherlich nicht hundertprozentig Verlass. Sie würde also den zweiten Extrasinn geben. Beobachten, analysieren, mit Fakten aufwarten, wenn sie Atlan davor warnen musste, den falschen Weg zu beschreiten.

Dennoch war sie zu ihrem eigenen Erstaunen von dem Schauspiel amüsiert, sie fand es interessant und gut inszeniert. Mascudar hatte offenbar nichts von seiner einstigen Verve verloren, gleichwohl er nur ein Duplikat war.

Schließlich zeigte sich doch eine Reaktion von Arkon. Eine Flotte kam ihnen entgegen – und reihte sich als weitere Eskorte ein. Eine Botschaft des Kristallpalasts grüßte aus dem Funkempfänger: »Herzlich willkommen in der Heimat.«

Wer mochte das geschickt haben? Mirona ahnte, dass es jemanden am Hof gab, der die Lage sehr genau überschaute. Vielleicht derjenige, der von dem Anflug heimlich informiert worden war?

Was die arkonidischen Intrigenspiele betraf, kannte Faktor I sich nicht aus. Sie hatte das in der Form nie nötig gehabt, weil sie schon immer an der Spitze gestanden hatte. Ihre eigenen Intrigen hatten eine ganz andere Qualität gehabt – andere zu manipulieren, von einer unangefochtenen Position aus.

»Sehr gut!«, rief Mascudar, prüfte den Sitz seiner Uniform, fuhr durch seine Haare, strich den Bart glatt, und stellte sich dann in Positur.

»Offener Funk an alle!«, befahl er. »Kündigt eine Übertragung an, die von jedem an jedem Ort vernommen werden soll. Wartet die Bestätigung aus dem Kristallpalast ab.«

Währenddessen ordneten sich die Raumschiffe, Mascudars Flotte ebenso wie die Eskorte von Arkon, in einer besonderen Formation, die vollständig im Außenbeobachtungsholo der Zentrale gezeigt wurde.

Atlan kam zu Mirona und stellte sich neben sie. »Das ist eine traditionelle Achtungsbezeugung für den Begam«, erläuterte er leise. »So lautet der militärische Titel des Imperators. Es ist eine Ehrenformation.«

»Aber dein Vater ist doch noch gar nicht Imperator«, wandte sie ein.

»Das ist nur eine Formsache«, erwiderte er. »Mascudar da Gonozal ist dazu berechtigt, den Thron zu beanspruchen. Er war bereits Imperator, und ein ruhmreicher dazu.« Atlan zögerte kurz, dann fügte er hinzu: »Nicht zuletzt dank einer Information, die ich ihm gegeben hatte.«

Mirona begriff, dass sie eine Menge nachzuholen hatte, um dies alles zu verstehen.

Mascudar eröffnete seine Rede.

»Bürger des Großen Imperiums!«, verkündete er mit klangvoller Stimme und präsentierte sich in seiner ganzen imposanten und charismatischen Erscheinung.

Mirona musste zugeben, dass er es verstand, sich zu inszenieren. Auch der Auftritt der Flotte war pompös – allein schon die Formation mit dem Signum des Begam. Noch bevor das Volk überhaupt wusste, worum es ging, sah es etwas, das Zusammengehörigkeit versprach, ein Symbol für die Ordnung, und das in diesen unsicheren Zeiten.

An sich brauchte er gar nicht mehr viel zu sagen, er hatte bereits durch seinen Auftritt wohl jedermann auf seiner Seite: Der Heilsbringer, der das Chaos beendete, der den verlorenen Stolz wiederauferstehen ließ. Allmählich begriff die Herrscherin von Andromeda, was ihr Gefährte über die Mentalität seines Volkes erzählt hatte. Und sie gab es nicht gern zu, aber so unähnlich waren sie sich gar nicht.

»Volk von Arkon!

Ich bin Mascudar da Gonozal. Als Gonozal der Siebte herrschte ich vor gut zehntausend Jahren als Imperator. Zur Zeit des Schreckens, der Methankriege – und ich habe sie erfolgreich beendet! Nicht zuletzt mithilfe meines Sohns Mascaren, der dank seines Zellaktivators genauso wie ich hier vor euch stehen kann. Er überbrachte mir damals die Pläne der Konverterkanone, mit deren Hilfe wir unseren grausamen Erzfeind endlich überwinden konnten.

Und nun bin ich zurückgekehrt, ich habe die Stärke und den Willen, das arkonidische Volk wieder zum Triumph zu führen, das zerstrittene Tai Ark'Tussan zu vereinen! Ich will Arkon gleichermaßen wie die Kolonien zusammenführen, um uns einen wirtschaftlichen Aufschwung zu bescheren und uns wieder zum wichtigsten Volk nicht nur von Thantur-Lok, sondern der gesamten Debara Hamtar, der Galaxis, zu machen!

Ich werde die herrschenden Unsicherheiten und Zukunftsängste beenden, ich werde für Gerechtigkeit und Wohlstand für jedermann sorgen!«

Mascudar machte eine Kunstpause. Der bärtige Arkonide lächelte auf gütige Weise, als wolle er jeden Einzelnen seines Volkes behütend in seine starken Arme nehmen.

»Ich beanspruche hiermit den Thron. Ich werde das Volk in eine glorreiche Zukunft führen und dafür sorgen, dass es den Rang zurückerhält, der ihm gebührt.

Ich komme zudem nicht mit leeren Händen! Ich bringe als Unterstützung meine Flotte von zweihundert überaus kampftauglichen Einheiten – und werde noch mehr bereitstellen können!

Und das ist längst nicht alles, den wichtigsten Punkt habe ich mir für diesen Moment aufgespart, denn er muss entsprechend präsentiert werden.«

Ein Bild wurde kurz eingeblendet – die ruhende Theta in ihrer Kapsel.

»Hier seht ihr Emthon die Fünfte, eure ehemalige Imperatrice! Offiziell hat sie nicht abgedankt, und sie wurde auch nicht ordnungsgemäß des Amts enthoben. Doch was ich hiermit offenbare, wird Emthon die Fünfte infrage stellen und ihr Amtsenthebungsverfahren, das ich hiermit beantrage, beschleunigen.

Und weshalb?

Etwas Unerhörtes ist geschehen! Emthon die Fünfte höchstpersönlich hat schweren Amtsmissbrauch begangen und mit eigenen Händen ein feiges Attentat verübt, bei dem ich zu Tode kommen sollte. Sie wollte sich gar nicht erst der Konfrontation mit mir stellen, sondern sich feige entziehen – durch Massenmord! Wie durch ein Wunder entkam ich, und ich sage daher, meine Aufgabe muss erst noch erfüllt werden! Alle vierundzwanzig She'Huhan waren mit mir, um mich am Leben zu erhalten. Durch sie wurde ich erneut in dieses Leben gerufen, und dadurch wurde mir klar, dass mein Schicksal noch nicht vollendet ist und ich gebraucht werde, andernfalls hätte ich diesem Anschlag niemals entkommen können!

Es gab jedoch Opfer zu beklagen, die wir, sobald Ruhe und Ordnung eingekehrt ist, in einer angemessenen Zeremonie betrauern werden. Ich spreche von Ihin da Achran und Pertia ter Galen!«

Er machte erneut eine effektvolle Pause, damit diese Nachricht verarbeitet werden konnte. Neben der Imperatrice waren die Khestan, die Rudergängerin, und die Mascantin der Arkonidischen Flotte die berühmtesten und angesehensten Frauen des Imperiums. Ihr Einfluss bei Hofe war sehr groß gewesen.

Deshalb war diese Nachricht ein Schock – und machte nicht nur die beiden Frauen zu Märtyrern, sondern zugleich Mascudar zum Begünstigten der Sternengötter. Wenn das kein Wunder war! Die Frauen waren für ihn gestorben – ihr Opfer durfte nicht umsonst gewesen sein.

»Der grausame Tod der beiden Frauen reißt eine tiefe Lücke, die nicht so schnell wieder gefüllt werden kann. Aus diesem Grund fordere ich, die Attentäterin offiziell abzusetzen, denn sie hat durch ihre abscheuliche und verdammenswerte Tat den Thron entweiht und das ehrwürdige Amt mit Blut besudelt!«

Ja, er versteht die Situation zu nutzen, dachte Mirona. Das hätte ich auch getan. Vor allem, weil er recht hat. Was Theta getan hat, ist absolut unverzeihlich. Sie hat den Tod der gesamten Besatzung der CREST II in Kauf genommen, nur um Mascudar zu kriegen. Sie hat einen guten Mann umgebracht, der sie daran hindern wollte, Massenmord zu begehen. Sie hätte jede Menge andere Wege gehabt. Von mir würde sie die Infinite Todesstrafe erhalten, keine Frage.

Mascudar gab noch einige weitere wirkungsvolle Sätze von sich, die Mirona aber nicht mehr interessierten, denn sie stellten im Grunde nur eine Wiederholung des bereits Gesagten dar. Schließlich beendete er seine Rede.

Es dauerte nicht lange, bis eine Antwort von Arkon eintraf.

Im Hauptkommunikationshologramm erschien das Abbild eines erstaunlich übergewichtigen Arkoniden ... doch Mirona begriff sofort, dass er damit eine Botschaft verkündete. Er hatte es nicht nötig, sich verschönern zu lassen. Er erhielt dadurch nur umso mehr »Gewicht«. Hinzu kam, dass er ein recht reifes Alter hatte, seine Haare waren schütter, sein Blick eisig.

»Ich bin Zhadum Thalan Gemlin da Hozarius«, stellte er sich vor. »Im Namen des gesamten imperialen Hofs begrüße ich Sie, Mascudar da Gonozal. Ihre Ankunft überrascht und erfreut uns über alle Maßen. Ihre Gemächer im Kristallpalast werden soeben vorbereitet, der Rat ist informiert, und es wird alles für einen angemessenen Empfang unternommen. Bitte verzeihen Sie, dass wir improvisieren müssen. Ich hoffe, dass dennoch alles zu Ihrer Zufriedenheit ausfallen wird. Wir geben unser Bestes.

Willkommen zurück und willkommen in Ihrem Zuhause. Dies gilt ebenso für Mascaren da Gonozal und die ehrwürdige Mirona Thetin von Andromeda.« Er verneigte sich gemäß Protokoll, und damit war die Verbindung beendet.

Gut gekontert, dachte Mirona Thetin mit widerwilligem Respekt.

Und sie erweiterte ihre Liste mit Befürchtungen. Gemlin hatte in der kurzen Zeit offenbar genau recherchiert und wusste von ihr. Sie musste darauf achten, sich diesen Mann nicht zum zusätzlichen Feind zu machen. Schließlich betrat sie bald Feindesland.

Perry Rhodan Neo 225: Der neue Imperator

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