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Die Suche nach dem Code
Die Zusammenarbeit mit Patricia Young gestaltet sich sehr angenehm, das kann ich nicht anders sagen. Ich beginne nach ein paar Tagen sogar, so etwas wie Vertrauen zu ihr zu fassen. Sie ist eine überaus kompetente Spezialistin, die sehr ähnlich analytisch denkt wie ich.
Sie bedrängt mich nicht, sie ist nicht besserwisserisch, kurz gesagt: sie geht mir nicht auf die Nerven.
Ja, wir verstehen uns gut. Wir haben uns sogar nach der Arbeit verabredet, und ich muss zugeben, ich habe lange nicht mehr mit jemandem so angeregt geplaudert. Wir haben viele gemeinsame Themen, teils ähnliche, teils kontroverse Ansichten. Die Diskussionen über die Kontroversen sind überaus ergiebig, sachlich und fundiert. Ich lerne daraus viel und erweitere mein Weltbild und meine Fachkenntnisse.
Die Suche nach dem Gerät gestaltet sich als bedeutend schwieriger, genau wie ich angenommen habe. Denn ich habe schließlich schon alle Geräte getestet und aussortiert. Aber Young geht davon aus, dass dieses Ding sehr klein und irgendwo völlig unauffällig versteckt ist.
»Es sieht aus wie ein einfaches Bauteil, das könnte auch in der Konstruktion verborgen sein«, ist sie sich sicher.
Also alles von vorne? Ich bin frustriert. »Das schaffe ich niemals in der Zeit, die mir noch bleibt.«
»Aber ja«, ist Young anderer Meinung. »Uns stehen ausreichend Geräte für die Suche zur Verfügung.«
Die Frist läuft aber langsam ab, und ich fange bereits an, meine wenigen Sachen zu packen, die ich mitnehme. Irgendwie finde ich den Sinn in dieser Aktion nicht.
Es kann kein verstecktes Gerät mehr da sein, und deswegen muss ich auch nicht nach dem Mastercode suchen, der sich angeblich schon irgendwo in meinen Unterlagen befindet.
Was stimmt eigentlich nicht?
*
Young merkt, dass ich zusehends grüblerischer und zurückhaltender werde, und spricht mich darauf an.
Ich erläutere ihr meine Bedenken, obwohl sie wahrscheinlich in diesen Schwindel involviert ist. Das muss sie sogar, wenn sie mir plötzlich zur Seite gestellt wird und mir einreden will, da wäre etwas, wo nichts mehr ist.
»Du glaubst, das wäre inszeniert worden ... aber um genau was zu erreichen?«, fragt sie mich. Wir sind längst bei der vertraulichen Anrede, nachdem wir in den letzten zehn Tagen so viel Zeit miteinander verbracht haben, auch privat.
»Wenn ich das wüsste, müsste ich nicht mehr so viel grübeln. Oder kannst du es mir sagen?«
Ich habe Young schätzen gelernt, so sehr, dass ich mich schon mit dem Gedanken getragen habe, ihr zur Erinnerung an unsere kurze, aber konstruktive Zusammenarbeit ein Geschenk zu machen. Vielleicht diese Halskette mit der Schneeflocke, die mir so gut gefällt.
»Ich muss dich verdächtigen«, fahre ich fort. »Ich weiß nicht, wofür ihr mich benutzen wollt, aber ich kann euch nicht geben, wonach ihr verlangt.«
Young – Patricia – lacht, tief und weich. »Mir gefällt dein Misstrauen. Du bist ein äußerst wertvoller Mitarbeiter, das habe ich denen schon gesagt. Deswegen fiel die Wahl ja auch auf dich. Um aufrichtig zu sein, ich komme aus der allerobersten Führungsetage. Ich bin die Tochter desjenigen, der an höchster Stelle steht. Du hast richtig erahnt, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht, aber ich kann dir versichern, es dient der Firma und dem Auftraggeber. Wenn wir es nicht schaffen, das Gerät zu finden – und glaub mir, es ist da, das wissen wir aus zuverlässiger Quelle –, wird der Skandal womöglich die Reputation der Firma kosten. Du musst uns nicht vertrauen – es genügt, wenn wir es bei dir tun.«
»Und du kannst nicht mehr offenbaren?«, hake ich kritisch nach.
»Das ist unmöglich, sonst wärst du in Gefahr. Du weißt, wie das bei solchen Dingen ist.«
»Ich bin nur ein einfacher Techniker, und das will ich bleiben«, stelle ich klar. »Aber ich werde nichts Ungesetzliches tun und werde auch nicht für eine fremde Macht arbeiten. Vielleicht solltet ihr einen anderen suchen.«
»Es gibt keinen, der so gut ist wie du. Und ich denke, schon morgen werden wir Erfolg haben, und dann wirst du mir endlich glauben. Wir haben das meiste überprüft, es bleibt nicht mehr viel. Dann kannst du beruhigt abreisen, vermutlich sogar mit einem Bonus! Würde dir das gefallen?«
»Wenn es kein Judaslohn ist, natürlich.« Ich merke, wie mein Widerstand zusammenbricht.
Patricia klingt so ehrlich, so aufrichtig, und ... es ist schwer, sich ihrer magischen Anziehungskraft zu entziehen. Sie ist so schön, so intelligent, so angenehm. Uns bleiben nur wenige Tage. Und ist es nicht egal? Alle haben mir den Auftrag dazu erteilt, die höhere Führungsetage der Firma bis zum Abteilungsleiter vor Ort. Es ist deren Verantwortung, nicht meine.
»Weißt du was?«, sagt Patricia und zwinkert. »Lass uns doch heute einfach früher Schluss machen auf die Brücke aller Schätze gehen und bummeln! Das haben wir uns verdient, finde ich. Nein, du. Es wird dir helfen, auf andere Gedanken zu kommen, und wenn du morgen immer noch Bedenken hast, dann überlegen wir uns gemeinsam eine Lösung. Einverstanden?«
»Einverstanden«, stimme ich erfreut zu.
Auch ich brauche irgendwann Entspannung, und bald bin ich auf einem anderen Planeten wieder allein und mit neuen Geräten und Codes beschäftigt.
*
Es ist ein klarer Wintertag, nur ab und zu weht es feine Flocken heran, die aus kleinen Schäfchenwolken fallen.
Der Markt erscheint mir bunter und lebhafter denn je. Es ist mir schon fast zu viel.
»Wir können anschließend ins Tabula rasa gehen«, schlägt Patricia vor. »Dort sitzt man ruhig und für sich, und wir werden die Speisekarte rauf und runter essen, was meinst du?«
Ich bin kein großer Esser, aber Genüsse weiß ich sehr wohl zu schätzen. Ich stimme zu. Das sieht mir nach dem gelungenen Abschluss eines weiteren schönen Tages aus.
Spontan ziehe ich Patricia zu dem Stand mit dem handgefertigten Schmuck und deute auf die Kette mit der Schneeflocke daran.
»Gefällt sie dir?«
»F... für mich?«, stammelt Patricia. »Du willst mir die Kette schenken? Oh, ich danke dir!«
Sie fällt mir um den Hals.
Und da begreife ich endlich.
*
»Netter Versuch«, sage ich und schiebe Patricia – oder wer auch immer sie ist – von mir.
Ihre strahlend blauen Augen werden groß und rund. »Was ...«
»Wir können aufhören«, fahre ich fort. »Ich weiß, dass das alles nur gespielt ist. Ich erlebe diese Szene nicht wirklich, nichts davon ist echt. Das alles«, ich weise um mich, »ist eine Illusion. Eine sehr gut gemachte Illusion, aber dennoch kein Vergleich zur Wirklichkeit.«
Patricia mustert mich mit völlig veränderter, eiskalter Miene und leugnet es gar nicht erst. »Wie hast du es gemerkt?«
Um mich herum fängt es an zu bröckeln und zu schmelzen. Alles verschwimmt zu einem wirren, grellbunten Konglomerat. Nur sie und ich bleiben unverändert.
Ich lache trocken. »Patricia Young war meine Kollegin, die in den letzten Tagen meines Aufenthalts neu dazukam, das stimmt. Und ich habe damals tatsächlich auf dem Markt nach einem Schmuckstück Ausschau gehalten.«
Ich hebe die Hände. »Aber nicht für Patricia Young, sondern für Liv Andaman, meine damalige Gefährtin. Die ganze Zeit über, seit deinem Erscheinen, habe ich gegrübelt, was nicht passt. Es sah alles so echt aus, auch an dich erinnerte ich mich, aber immer wieder war ich von Kleinigkeiten, die nicht stimmig waren, irritiert. Und ich konnte das mit dem angeblichen Mastercode nicht vergessen. Im Gegenteil, es bohrte immer mehr in mir. Deine Freude über mein Geschenk, die überhaupt nicht mit meiner Erinnerung übereinstimmt, hat mir die Augen geöffnet. Damit hast du dich verraten, weil du ein Motiv übernommen hast, um mich zu verführen und gefügig zu machen. Doch meine Gefühle, die ich damals für Liv hegte, ließen das nicht zu.«
Ich stelle mich aufrecht hin und verschränke die Arme vor der Brust. »Also, was läuft hier?«
Sie winkt ab, nicht im Geringsten ertappt. »Oh, nichts Besonderes. Ich mache nur meine Arbeit, und trotz deiner vehementen Verweigerung erziele ich Fortschritte. Wir kommen jedes Mal ein Stück weiter.«
Jedes Mal?
»Allerdings zieht es sich, und das stört mich allmählich. Du bist zäh und eigensinnig, und so langsam habe ich genug von dir. Es wäre wirklich einfacher, wenn du kooperativer wärst. Vor allem wäre es für dich angenehmer. Warum gibst du nicht endlich auf und sagst mir, was ich wissen will? Dann ist es gleich vorüber.«
»Zuerst mal will ich wissen, wo ich bin!«
»Nichts leichter als das.«
Die Welt um mich löst sich auf, und ich bin in der Dunkelheit, von eisiger Kälte umfangen.
»Sehr einfallsreich«, kommentiere ich und tue nicht nur so, ich bin unbeeindruckt. Nur eine weitere Illusion, das kann mich nicht mehr beeinflussen.
»Oh, das ist noch nicht alles.«
In diesem Moment rast ein entsetzlicher, rasender Schmerz durch mein Bewusstsein, als ob ein Bohrer hineingetrieben würde, der grausam langsam, aber unnachgiebig rotiert, um meine Qualen zu erhöhen.
Ich kann nicht anders, ich muss schreien. Es ist so grauenvoll, ich weiß nicht, ob ich bisher schon so Entsetzliches erlebt habe.
Doch. Einmal. Und es hat sehr lange gedauert. Im Grunde hat es nie aufgehört.
Ja. Eine Frohnatur bin ich nie gewesen, aber dieses Ereignis hat mich in die Melancholie getrieben, die ich nie mehr verloren habe. Ich habe überlebt, aber ich brauchte sehr lange, bis ich meinen Zustand zu akzeptieren lernte.
Doch der Schmerz ... der bleibt für immer, tief in mir drin.
Daran klammere ich mich fest, während ich weiter schreie, ob physisch oder nur mental, ich weiß es nicht.
»Du bist stur!«, erklingt Youngs Stimme, und ich erkenne verschwommen ihr Gesicht vor mir. Wer auch immer sie ist, sie bleibt bei dieser Darstellung.
»Nein, du bist es ...«, stoße ich keuchend hervor. »Lass es sein, du wirst keinen Erfolg haben!«
»Ja, ich weiß. Es ist nicht das erste Mal, dass wir diese Unterhaltung führen.«
Nicht das erste Mal?
»Und weil du dich weiterhin weigerst, den Schirm deiner Mentalstabilisierung zu senken, muss ich bedauerlicherweise zu diesem Mittel greifen. Wieder und wieder.«
»Ich ... ich weiß, wer ich bin«, wimmere ich.
»Oh, du wirst es vergessen«, sagt das Wesen in Gestalt der wunderschönen Frau Patricia Young sanft, beinahe zärtlich. »Aber keine Sorge. Du wirst nicht vergessen sein. Ich werde mich daran erinnern, wer du bist, Alaska Saedelaere.«