Читать книгу Fremdgehen um zuhause zu bleiben - Susann Voelske - Страница 9
4. Verführerinnen
Оглавление„Verfolgung und Verführung sind die Essenz der Sexualität. Sie sind Teil des knisternden Spiels.“
Camille Paglia
Herr L.
Oder jeder ist verführbar.
Herr L. arbeitet in einer großen Steuerberater Kanzlei. Stets korrekt gekleidet, strebsam, schwer verheiratet, karrierebetont. Ich lernte ihn an einem sehr heißen Sommertag kennen, er war mein Steuerberater ab diesem Moment, der sich um meine Geschäfte in Bezug auf meine Firma und überhaupt, auch um mich, zu kümmern hatte.
Bereits bei unserer ersten Begegnung fanden wir eine ganz eigene Art miteinander zu reden. Wie zwei Katzen strichen wir umeinander, in Andeutungen, Schmeicheleien, Zurückweichen, Fauchen, verlegenes Kratzen, Augen, die sich zu lange ansehen, Höflichkeiten, die etwas zu weit gingen.
Bei jedem Besuch in der Kanzlei zog ich mich besonders hübsch an, gerne natürlich kurze Röcke, die etwas hoch rutschen um den Blick auf halterlose Strümpfe oder Strapse freizugeben, lange Stiefel, Handschuhe, die man langsam ausziehen kann. Aber der Mann blieb beim Schmeicheln und Umeinanderstreichen, und ich legte es auch nicht weiter darauf an. Eine Affäre war damals nicht denkbar. Nur einmal berührte er meinen nackten, bewusst entblößten Schenkel, ganz zart, mit den Fingerspitzen, es war wie ein Versprechen, irgendwann, dann sollten wieder Jahre mit Besprechungen vergehen. Herr L. besitzt natürlich einen Schreibtisch, darauf liegen viele Papiere, nicht immer ganz geordnet, schon mal sympathisch. Die Figur eines Schiffes und das obligatorische Frau zu Hause mit Kind Bild darauf. Es liegt eine gewisse Sicherheit in diesen Dingen, aber es sind, letztendlich, nur Dinge. Ich war sehr erstaunt, wie leichtsinnig, von Jetzt auf Nachher, dieser Mann bereit war, ein absolutes Risiko, nur für eine Stunde der Lust, einzugehen. Für mich war das prickelnde, erotisch anziehende die Macht, die er über mich hatte. Nicht immer gingen die Geschäfte gut und wenn ich in Nöten war, so fand er immer einen guten Weg, um mir zu helfen und es gab dann wieder eine dieser besonderen ,,Besprechungen“.
Er reizte mich so sehr und wagte es doch nicht, von sich aus einen Schritt auf mich zuzugehen. Irgendwann wollte ich es wissen, er erregte mich und ich wollte ihn. So schrieb ich ihm ein E-Mail mit folgendem Text:
,,Sehr geehrter Herr L.
Unsere Besprechung verlief nach meinen Vorstellungen, jedoch nicht ganz zu meiner Zufriedenheit. Mir war, als wollten Sie mir noch etwas sagen, aber es schien in diesem Rahmen nicht möglich zu sein. Ich möchte Sie einladen, in ein geheimes Zimmer, einen Raum, zu dem nur Sie und ich den Schlüssel haben. Niemand hört uns dort und wir können alles sagen, alles wagen. Denn außer uns hat niemand den Schlüssel dazu. Wenn Sie die Einladung annehmen, dann geben Sie mir bei unserer nächsten Begegnung einen Schlüssel, ich werde ihn zu nutzen wissen!“
Bei unserem nächsten Treffen war noch eine Praktikantin anwesend. Bevor ich ging, ich dachte schon, er würde es nicht wagen, sagte er noch: ,,Ich habe noch etwas für Sie, worum Sie gebeten haben.“ Und er gab mir einen kleinen, silbernen Schlüssel mit der Nummer 314. Dabei sah er mich verlegen lächelnd an. Der Schlüssel war für ein Schließfach, welch hübsche Metapher, und ich bat ihn um ein Treffen allein. Wieder per E-Mail mit der Bitte, diese sofort zu löschen. Er war sofort einverstanden und bestellte mich an einem Abend in die Kanzlei. Es war Spätherbst, einer dieser nasskalten Abende an denen die meisten Menschen an ein warmes Zimmer und nicht daran denken, halbnackt in ein kühles Büro zu gehen. In der Welt des Rechtes und des Geldes ist es immer kühl. Ich trug ein rotes Samtmieder, darüber eine schwarze Jacke zum Aufknöpfen, einen langen, roten Rock mit einem hohen Schlitz. Schwarze halterlose Strümpfe, die meinen langen Beinen immer so gut stehen und hohe schwarze Stiefel. Ein geschmackvolles, und dennoch eindeutiges Outfit. Er erwartete mich schon unten an der Tür und führte mich zwischen all den noch Anwesenden in sein Büro. Wir setzten uns an den Konferenztisch und ich schlug meine Beine so übereinander, dass er mir bequem unter den Rock auf meine unbedeckte Scham blicken konnte. Natürlich war ich schön glatt rasiert und duftete nach mir und meinem besonderen Parfum.
“Warum bin ich hier, das frage ich Sie?“
“Sie hatten um einen Schlüssel gebeten und ich habe ihn Ihnen gegeben.“
„Wo ist das Schloss dazu?“
“Das weiß ich nicht, es ist, glaube ich, versteckt, und man muss es suchen.“
“Soll ich es suchen?“
“Wo würden Sie denn dann anfangen?“
“Bei Ihnen.“
Er lächelt verlegen und fängt an, auf dem Stuhl hin und her zu rutschen. Gleichzeitig beugt er sich nach hinten, verschränkt seine Arme und Beine, ein kleiner Rückzug. Jetzt habe ich die Macht und das erregt mich.
“Was denken Sie denn, würde ich finden?“
“Wie meinen Sie das, ich bin doch langweilig für Sie.“
,,Oh, nein. Ich finde Sie sehr interessant. Außerdem sehen Sie sehr gut aus. Sie sind sehr männlich.“
Das stimmte allerdings. Er war zehn Jahre jünger als ich, athletische Figur, dunkle Augen, ganz schwarze, kurze Haare. Ein kantiger Typ, ziemlich groß, wäre auch als Türsteher durchgegangen… Er beugte sich nach vorne und verschränkte nur noch die Hände. Ich neigte mich zu ihm und er konnte mir auf meine geschnürten Brüste blicken, ich sah ihm seine Erregung an. Ich legte meine Hände auf seine und schob sie auseinander, er wehrte sich nicht sondern sah mich intensiv an, ich hörte ihn atmen. Dann berührte ich seine Knie und drückte sie sanft auseinander, so als wäre ich der Mann und er die Frau. Langsam strich ich an seinem Schenkel entlang, bis ich fast sein Geschlecht, welches sich schon überdeutlich unter der Anzughose abzeichnete, berührte und sah ihn dabei unverwandt an.
,,Komm!“
Der Wechsel vom Sie zum Du war unwiderstehlich. Er kniete sich vor mich und begann, mich auszuziehen. Ich hatte das Mieder, die Strümpfe und Stiefel anbehalten. Er war völlig verzückt und machte mir tausend kleine Komplimente, das hätte ich von ihm gar nicht erwartet. Seine braunen Augen leuchteten, als hätte er ein besonders schönes Geschenk ausgepackt, das er sich niemals erträumt hätte. Er legte mich auf den Konferenztisch nur um mich zu betrachten. Ich räkelte mich vor ihm und fuhr mit den Händen über meinen Körper um ihm zu zeigen, was ich jetzt von ihm wollte. Er hatte sofort verstanden und zog die Kreise meiner Hände nach. Am Hals hinunter über die Brüste, meine Brustwarzen waren hoch aufgerichtet und er saugte sanft, aber nicht zu sanft an ihnen. Seine Hände wanderten zu meiner Scham und er war begeistert davon, dass ich rasiert war. Das sei schon immer eine Vorliebe von ihm gewesen, sagte er. Er kniete sich zwischen meine Beine und begann mich ausgiebig zu lecken, was mich so sicher und schnell zu einem Orgasmus brachte, wie ich es ihm gar nicht zugetraut hätte. Jetzt war er dran, ich wollte ihn auch schmecken und setzte ihn wieder auf den Stuhl vor mir. Alles war überflüssig an Kleidung, bis ich ihn nackt vor mir hatte.
In diesem Moment fragte ich mich auf einmal, ob dieses Gebäude wohl Video überwacht sei? Wenn ja, nun denn, dann war es nicht zu ändern. Ich war eine freie Frau und dieser Mann vor mir durchaus erwachsen. Ich leckte von seinem harten Penis die ersten Tröpfchen des Willkommens und betastete seine Hoden, die ganz dicht angewachsen waren und sich wirklich wie Murmeln anfühlten.
Er roch nach Kastanien, die man soeben aus der Schale gepellt hatte, ein Duft, der mir Vertrauen vermittelte und Wärme. Er verging fast in meinem Mund. Ich hörte auf und sah ihn an. Seine dunklen Augen waren schwarz vor Lust und er nahm mich hoch und trug mich zum Schreibtisch. Dort begannen wir einen ausgiebigen Tanz zwischen Akten und Kreditanforderungen, Überweisungen und dem Bild einer Frau mit Kind. Ich wollte schon immer lieber die sein, die auf einem Schreibtisch Sex hat und ihn genießt, als die, deren Bild darauf steht. Er war ein ausdauernder und sehr leidenschaftlicher Liebhaber, es zog uns auf den Schreibtischstuhl und letztendlich auf den Boden, wo er heftig in mir kam und ich meine Beine um ihn schlingen konnte in meiner Lust.
Das danach in solchen Situationen kann schwierig sein. Dieser Mund, eben noch verzerrt von seiner Lust, sprach nun wieder vernünftige Worte. Seine wilde Nacktheit verschwand wieder unter seinem Anzug und er band sich die Krawatte mit einem Zwinkern in den Augen. Ich sammelte mit noch schwankendem Gang meine Kleider ein und wurde wieder eine Klientin. Der Geruch unserer Begegnung hing noch in der kühlen Luft. Er brachte mich zur Ausgangstür, mittlerweile war die Kanzlei menschenleer. So hatte ich sie noch nie gesehen. Wir gingen wie zwei Schulschwänzer durch die leeren Korridore und freuten uns diebisch über unseren Streich.
Für mich war es ein berauschendes Gefühl, über diesen Mann über eine Macht zu verfügen, von der ich mir sicher war, dass ich sie jederzeit wieder einsetzen konnte. Für ihn war ich eine Frau, eine Möglichkeit, wie er sie noch nie kennen gelernt hatte. Wie sehr er dabei über seine selbst gesetzten Grenzen gegangen war, war ihm vermutlich nicht bewusst. Das Erstaunliche war, dass er in seinen Einstellungen zu Ehe, Sexualität, Familie, völlig unverändert blieb. Als wäre unser eben begonnenes Verhältnis etwas, was sich weit draußen, wie auf hoher See abspielte und er hätte daran eigentlich keine Beteiligung. Seine konservativen Ansichten blieben so starr wie sie waren. Es war ihm nicht klar, welchen Schritt er gewagt hatte, was das für ihn bedeuten könnte.
Jeder ist verführbar, wenn der oder die Richtige kommt und das erotische Programm des Anderen startet. Ein Programm, das fest in uns geschrieben steht und doch in immer wieder neuen Bildern und Personen auftaucht. Ist dieses Programm einmal gestartet, gibt es keine Umkehr und das Wort Vernunft scheint einer anderen Sprache anzugehören. Es gibt sicherlich viele Menschen, deren erotisches Programm niemals im Leben gestartet wird. Sollen wir sie bedauern oder uns für sie freuen? Sie leben zweifellos ruhiger. Allerdings kennen sie auch nicht den süßen Geschmack der verbotenen Erregung, die ziehende Sehnsucht, den inneren Sturm. Es bleibt lebenslänglich windstill. So ein Sturm ist selbstverständlich eine gefährliche Sache und so mancher lässt sein Leben oder sein Hab und Gut darin. Doch ich weiß, dass denjenigen, der diese See befährt kein Wort der Vernunft mehr zur Umkehr bewegt und sogar der Untergang als Befreiung gefeiert wird. Denn daran denkt man nicht, wenn sich die Phantasie regt und aus einem Selbst eine Figur ersteht, an deren Existenz man noch nicht einmal zu denken gewagt hat.
Die Praline
Es ist eine verbreitete Phantasie, dass eine Frau einen Mann besucht, nur bekleidet mit einem Mantel, schwarzen Strümpfen und hochhackigen Schuhen. Es ist etwas anderes, sich selbst in dieser Phantasie wieder zu finden. Dazu braucht es eine Gelegenheit und einen guten Zeitplan. Hat man diese, erotisch dürftigen Vorbereitungen hinter sich, so stehe ich nun vor meinem Schrank. Der gegenwärtige Gefährte ist außer Haus und der Mann meiner Begierde wartet in seinem Büro. Ich wähle einen tiefschwarzen Mantel, lange schwarze Strümpfe und meine schönsten Schuhe. Kein MakeUp , kein Parfum, kein Lippenstift. Das Schwarz betont meine helle Haut und meine Augen glänzen mich im Spiegel an. Zu wissen, dass man selbst die Phantasie eines anderen ist, ist betörend, erregend und so lustvoll gefährlich.
In diesem Aufzug begebe ich mich zu meinem Herrn L.
Er erwartet mich schon am Personaleingang der Kanzlei, durch den in der Betriebsamkeit des Tages für gewöhnlich die Angestellten strömen, deren Angelegenheit beileibe nicht die Lust an ihrem Tagwerk ist. Mein Anblick lässt ihn förmlich erstarren und ich fühle mich wie auf einer Bühne. Auf der Treppe befühlt er meine Schenkel und stellt fest, dass ich tatsächlich nichts unter diesem Mantel trage. Er atmet hörbar aus und ich weiß, er gehört mir. In seinem Büro ist es heute warm und eine Flasche Wein und Gläser stehen auf dem Tisch, daneben eine Schale mit Pralinen. Warum sich aufhalten? Wir wollen nicht reden. Wir wollen fühlen und entdecken und diese Szene erleben, erfühlen, erfüllen. Ich setze mich erst gar nicht und er drängt sich an mich. Ich fühle sein hartes Glied an meiner Hüfte und dränge mich ihm entgegen. Er nimmt mir den Mantel ab, ich stehe nackt vor ihm und sein dunkler Blick betrachtet mich voller Freude. Worte gibt es nicht, wozu? Er streichelt meinen erwartungsvollen Körper und ich lechze nach ihm, nach seiner Stärke in mir. Wir streicheln und beißen uns lustvoll, es ist eine Freiheit im Raum, wie Herr L. sie noch nie kennengelernt hat. Sein Kuss ist voll und tief, er zieht mich an sich, als wäre ich eine Geliebte. Er nimmt eine Praline aus der Schale und steckt sie mir in den Mund. Sie schmeckt bitter und süß zugleich. Dann löst er sich von mir und sieht mich an. Er nimmt meine Hand und führt mich so wie ich bin hinaus aus seinem Büro. Die Kanzlei ist ein neuer Bau, alles aus Glas und Beton. Dazwischen hängt Kunst als Entschuldigung für das viele verbrauchte Geld. Es gibt einen lichten Innenhof, darüber ragt eine Galerie, die sich in Spiralen nach oben zieht. Die Büros, nun alle verwaist, gehen von ihr ab. Ich lehne mich an das Geländer und blicke hinunter. Es ist eine solche Erotik in der kühlen Luft die meinen heißen Körper streichelt. Dann schon fühle ich meinen Liebhaber hinter mir, der mich in den Nacken küsst und beißt. Meine Lust brauchst du nicht mehr zu wecken, denn am meisten gefalle ich mir heute selbst. Er beugt mich leicht nach vorne und knetet meine Brüste, als er in mich von hinten eindringt beiße ich auf die Praline. Ihr verborgener scharfer Saft rinnt mir die Kehle hinunter und erstickt meinen Lustschrei. Ich halte mich an dem Geländer fest und dränge mich ihm entgegen. Es ist eine Raserei der Lust, schnell und heftig, so intensiv und nah, dass man sie niemals vergisst.
Die Macht, die ich über ihn hatte, erregte mich und begann mich gleichzeitig von ihm zu entfernen. Unsere ursprüngliche Konstellation hatte meine Lust auf ihn angestachelt, nun begann er mir langsam lästig zu werden. Die Machtverhältnisse hatten sich verändert und meine Motivation, ihn zu verführen, war damit verschwunden. Noch lange rief er mich an, um ein Treffen zu vereinbaren. Ab und zu willigte ich ein und versuchte für mich selbst, den Zauber wieder zu finden, der sich für mich nicht mehr einstellte. Er hatte sich in mich als Idee einer Verführerin verliebt. Die Frau, die stets willig war, eine Phantasie, die vergisst oder nicht bedenkt, dass dazu das Gegenüber nötig ist. Er als Mann in seiner Männlichkeit, ein Alphatier, das jede Frau haben will. Gibt er diese Stellung auf, indem er zu zutraulich und hündisch wird, löst sich die erotische Blase auf, wie ein Luftballon, aus dem man die Luft heraus lässt.
Greta
,, Sister“ are doing it for themselves...“
Annie Lennox
Als Greta in den Nachtzug von Basel nach Hamburg stieg war sie traurig. Nicht eine lähmende, inwendige Traurigkeit sondern eine lebendige Traurigkeit. Eine Traurigkeit, die nach Befreiung sucht. Sie kam von ihrem Freund mit dem sie das Wochenende verbracht hatte. So sehr hatte sie sich darauf gefreut, doch es war ganz anders verlaufen, als sie es sich gewünscht hatte. Peter hatte wenig Zeit für sie gehabt. Nicht, dass dies an seiner Arbeit gelegen hätte, doch man musste noch Fußball schauen, ein Spiel auf dem Computer spielen, Anrufe tätigen, Mails checken, all die ablenkenden Dinge, die heutzutage den Tag in kleine Scheibchen schneiden. Der Sex, den sie aufregend und besonders zu gestalten dachte, war eher eine Kutschfahrt denn eine Sternenreise gewesen. Der Abschied war von Floskeln geprägt gewesen als er sie auf den Bahnhof gebracht hatte und sie war innerlich froh, jetzt wieder alleine zu sein. Sie hatte ein Abteil für sich, ihren Platz gebucht und wollte eigentlich lesen oder vor sich hin träumen, irgendwas, was sie ablenken würde. In Mannheim setzte sich ein Mann zu ihr ins Abteil. Ein Geschäftsreisender, vermutete sie, wie man an seinem Equipment und seiner Kleidung sah. Gleich würde er sein Laptop auspacken und sich wichtig darin vertiefen. Noch so ein Kerl mit Spielzeug, dachte sie. Doch sie täuschte sich. Der Fremde lächelte ihr zu und schien ihre Gemütsverfassung zu bemerken. Er fing ein Gespräch an, das sehr schnell in Tiefen führte, wie sie es sehr lang nicht mehr erlebt hatte. Sie erzählte von sich und ihrem Leben, verbarg auch ihre Traurigkeit nicht und der Mann zeigte sich wirklich interessiert. Hörte zu, fragte nach. Was war das für ein seltenes Wundertier von Mann?
Auf der Höhe von Frankfurt fragte er sie, ob sie ihn in den Speisewagen begleiten wollte und sie stimmte eifrig zu. Eine Zugfahrt hat an sich schon etwas erotisches, besonders bei Nacht. Eng zusammen sitzt man in einer Höhle. Unerreichbar, weg von der Welt, wohl wissend, dies ist nur eine kleine Zeit. Eine kleine Zeit, in der ich sein kann wer ich möchte mit dem Fremden neben mir. Sogar mir selbst fremd für diese Weile. Im Speisewagen führten sie ihr Gespräch weiter und sahen sich dabei immer tiefer in die Augen. Bis sie feststellten, es gibt etwas zwischen uns, was nicht zu erzählen ist. Wir sind ans Ende der Worte gelangt. Zugleich geschah eine enorme Verdichtung der Emotionen. Die Empfindung war heftig, fast wie ein Ringen. Die beiden Fremden hielten totalen Blickkontakt. Nichts sagen jetzt mehr. Das Fühlen macht keinen Umweg mehr über die Gedanken und sie betraten ihr Terrain. Greta stand auf und ging voran. Sie fühlte den Blick des Mannes auf ihrem Hintern und freute sich insgeheim, dass sie die halterlosen Strümpfe angezogen hatte. Ihr Inneres hatte es wohl schon geahnt. Sie gingen durch den Zug, der schnell durch die Nacht fuhr. Das Rollen der Räder, das Schaukeln war ihr Vorspiel. Sie öffneten eine Waggontür nach der anderen: zweite Klasse, erste Klasse. Sie durchquerten fast den ganzen Zug, bis sie ein leeres Abteil fanden, welches ihnen zusagte. Sie schlossen die Tür und zogen die Vorhänge davor zu. Als er die Vorhänge vor dem Fenster schließen wollte sagte sie: ,,Nein. Ich will uns dabei zusehen!“ Sie drehte sich mit dem Gesicht zum Fenster, zog ihr Höschen aus und warf es achtlos auf den Sitz. Er sah ihr Gesicht im Spiegel des Fensters. „Jetzt nimm mich, aber schnell!“ Er umfasste sie, fand ihre Brüste, roch ihren Duft, den ihr nasser Schoß verströmte und kam schnell in zuckenden Bewegungen in sie. Sie umschloss ihn fest, streckte ihm ihren Po entgegen den er an seinen Leisten fühlte. Er sah sie beide im Spiegel des Fensters. Ihr Gesicht glücklich in ihrer Lust, lächelnd, bebend, voll erregt. Dann fühlte er ihre Kontraktionen und ließ sich gehen. Fest stieß er sie. Sie warf den Kopf zurück und hielt sich am Fensterrahmen fest. Ganz saugte sie ihn auf und er hielt mit nichts zurück. ,,Das tut gut jetzt. Das war notwendig.“ Sie lächelte ihn an, noch etwas außer Atem von der wilden Fahrt. Danach setzten sie sich auf die Sitzbank und küssten sich das erste Mal. Der Mann fühlte sich der Frau sehr nah. Greta fühlte sich bei sich selbst sehr nah in diesem dunklen, beschützten Raum. Schweigend gingen sie zurück ins Abteil. Man hatte eine Grenze überschritten, jetzt mussten die Worte neu gefunden werden. In Hamburg stiegen sie gemeinsam aus. Sie sagte: ,,Du, das war jetzt nur für mich. Wenn du möchtest, dann sollten wir uns noch einmal Zeit nehmen für uns beide.“ Darauf gab sie ihm einen Zettel mit ihrer Telefonnummer, die er in den nächsten Jahren immer wieder gerne wählte, wenn er geschäftlich in Hamburg war.
Petra
Mein Telefon klingelt.
„Hallo Bert. Hier ist Renate. Gratulation!“
„Zu was?
„Nun – du bist als Sexiest Kollege der Abteilung gewählt. Na? – Stolz?“
„Oh, diese Weiber“, denke ich bei mir. „Ohooo“, sage ich recht spontan.
„Ja, wir hatten 26 Kollegen auf der Liste und 43 Kolleginnen haben abgestimmt.“
Hinter mir geht die Bürotüre auf. Bis ich mich umdrehe sehe ich nur noch Kopf und winkende Hand von Doktor Beurer, meinem Chef. Aus seinen Lippenbewegungen geht ein „Später“ hervor, dann ist die Türe zu. Derweil redet Renate noch von der Auswertung der Liste, den zu beantworteten Fragen und dem Abstand, den ich zum Nächsten „Sexiest“ habe. Der Beurer wollte heute die neue Praktikantin zu mir bringen. Von der Geschäftsführung kam eine aufwendige Anfrage, Zeitlimit ca. vier Monate, die für einen allein zu viel war. Beurer stellte mir einen Praktikanten in Aussicht und ich hoffe, dass ich nicht bei Adam und Eva mit dem Vertriebsmuster beginnen musste. Aber „Sexiest Kollege“ zu sein war doch auch was. Irgendwie tut mir das gut. Nun, ich bin ja auch nicht ganz hässlich. Einsfünfundsiebzig, zwar nicht sportlich, aber auch nicht dick. Gepflegter Dreitragevollbart mit leicht eingeschossenen Grautönen. Haupthaar in gleicher Länge. Dort, zu meinem persönlichen Schmerz, nicht nur die Grautöne, auch eine immer größer werdende freie Stelle. Als ich so nachgrüble, geht die Türe auf und Doktor Beurer tritt ein.
„So, das ist Kollege Grammer. Hier finden sie auch ihren Arbeitsplatz.“
Ich stehe auf und mir stockt der Atem. Das dauert normalerweise immer ein wenig, bis mir mal der Atem stockt - aber diesmal passt es. Neben ihm steht - ja, was? – Eine Traumfrau? Eine sehr hübsche, sympathische Erscheinung. Knapp schulterlanges welliges brünettes Haar, nettes liebenswürdiges, offenes Gesicht mit einer niedlichen Stupsnase. Eine Figur an der alles stimmt. Die Kleidung speziell darauf abgestimmt, roter enger Blazer, weiße Bluse, ein knapper enger Lederrock und schwarz bestrumpfte Beine, die auf sehr hohen Absätzen stehen.
„Herr Grammer, die versprochene Hilfe für die Ausarbeitung der neuen Vertriebsmuster. Frau Letzmann hat ähnliches schon gemacht, ist also – wenn ich das sagen darf – kein Frischling mehr auf diesem Gebiet.“
Schon streckt sie mir die Hand entgegen „Petra! – Auf gute Zusammenarbeit.“
„Ja, Grammer. Heribert. - Bert.“
Sie steht vor mir, etwas kleiner als ich, sehr selbstbewusst. Schaut mich an und lächelt. Ich schaue nur in grüne Augen. Grün, wie tiefe unergründliche Bergseen. Ihre sinnlichen Lippen lächeln mich an.
„Herr Grammer, wir waren schon in den anderen Abteilungen. Sie hatten ja telefoniert, als wir das erste Mal da waren. Daher habe ich Frau Letzmann schon mal etwas herumgeführt. Dann, Frau Letzmann, wünsche ich einen guten Anfang.“
Dann geht Beurer. Ich zeige auf den Arbeitsplatz, Tisch an Tisch mit mir. Ein Zweipersonen-Zimmer.
„Also, ja, dann – auf gute Zusammenarbeit.“
„Nun, die Ehre mit dem Sexiest Kollegen ein Büro zu teilen, das hat was.“ Sie lächelt mich an, während sie ihren Schreibtisch begutachtet.
„Wo wissen – wo weißt du denn das schon her?“
„Nun, wir standen gerade bei Renate, als sie mit dir telefonierte. Sie hat mir das komplizierte Prozedere der Wahl erklärt. Damit bist du ja schon der ganz große Don Juan hier.“
Das war mir dann doch etwas unangenehm, fast peinlich. Wir verstanden uns eigentlich auf Anhieb, die Arbeit zwischen uns harmonierte und zeigte schon recht schnell eine gute Basis für unsere Repräsentation in vier Monaten. Sie war nicht nur am ersten Arbeitstag attraktiv, sie war es immer. Trug entweder ganz kurze Röcke, oder, wenn es mal etwas Längeres war, mit einem sehr hohen verstellbaren Seitenschlitz, der eigentlich immer ganz offen war. Es war ziemlich am Anfang unserer Zusammenarbeit, als ich ihr etwas am Bildschirm erklärte. Sie hatte mal wieder den langen engen Rock an, den Seitenschlitz weit geöffnet. Als ich neben ihr stand war der Schlitz weit oben, der Rand ihrer halterlosen Strümpfe schaute heraus. Es war ein aufregendes Muster. Sie bemerkte meinen Blick, zog den Rock etwas höher und meinte nur:
„Gut?“
„Sexy!“ sagte ich nur, etwas ertappt.
„Nun, dann ist das ja das Sexiest Büro im Haus, “ stellte sie lachend fest.
„Sag mal, “ fragte sie mich eines Tages, „kennst du dich mit Steuererklärungen aus?“
„Na ja, soweit schon, was das Übliche betrifft.“
„Ich habe da ein paar Probleme mit dem Zuordnen der Belege.“
„Dann bring die doch mit und wir schauen uns das in der Mittagspause an.“
„Ich will den ganzen Papierkram nicht hierher schleppen. Könntest du da mal nach Feierabend ein Stündchen aufwenden?“
„Wann?“
„Morgen Abend. Gehen wir pünktlich und dann sind wir bis acht Abends fertig.“
„Können wir machen. Der Bericht ist ja so gut wie fertig.“
Am nächsten Abend ging sie vor mir. Es sollte kein Gerede aufkommen, man beobachtete Petra mehr oder weniger konstant – und sei es nur ihrer Beine wegen. Ich fuhr eine halbe Stunde später bei ihrer Wohnung vor. Nach dem Klingeln öffnete sie die Türe und es roch nach einer frischen Pizza. Der Tisch war gedeckt, leise Musik – mehr Schmusemusik – lief im Hintergrund. Sie hatte eine Flasche Wein geöffnet und meinte, dass wir uns erst mal ein bisschen stärken sollten. Sie aß relativ wenig, beobachtete mich mit ihren grünen Bergseen. Wir prosteten uns zu, und gaben uns einem leichten Smalltalk hin, bis sie meinte, sie habe schon lange nicht mehr getanzt. Nun, die Musik war für wilde Tänze nicht gedacht und plötzlich stand sie neben mir und hielt mir ihre Hände hin.
„Ich bin kein großer Tänzer. Und auf diese Musik weiß ich eh nicht, was, “ wollte ich zu meiner Entschuldigung loswerden. Aber sie zog mich schon auf, schmiegte sich an mich und wir bewegten uns in einem Takt, den es gar nicht gab. Ich kam mir 25 Jahre jünger vor, als man in der Disco eng umschlungen tanzte, nur um den Körper der Partnerin zu spüren. Dabei gingen meist fünf Paare auf den Platz eines Bierdeckels. Ich bemerkte, dass sie bewusst ihren Oberkörper an meine Brust drückte. Ich spürte, dass ihre Brustwarzen fest wurden und sie damit an mir rieb. Sie drückte mich plötzlich ein wenig weg.
„Das macht warm“ meinte sie und öffnete ihre Bluse. Ihre kleinen Titten endeten in stark erigierten Nippeln. Dann fingerte sie an meinem Hemd, öffnete die Knöpfe. Da ich keine Unterhemden trage und einen sehr stark behaarten Brustkorb habe, den ich zu zeigen oft vermeide, war sofort die gekräuselte Behaarung in vollem Umfang sichtbar.
„Wow!“ sagte sie nur leise und fuhr mir über die Brust. „Sexiest Kollege!“
Und in diesem Moment vergaß ich meine Umgebung, Frau, zwei Kinder, achtzehn Jahre Ehe. Ich zog sie an mich, fasste an ihre Busen und streichelte ihre Brustwarzen. Ein leises Stöhnen entrang sich ihr, dann hatte sie schon meine Hose geöffnet. Auch hier war alles lebendig geworden. Sie zog mir die Hose nach unten, ging dabei in die Knie. Die Unterhose zeigte eine lange Ausbeulung. Sie zog das Wäschestück vorsichtig darüber hinweg und nahm meinen erigierten Penis in die Hand. Als sie wieder stand war auch ihr Rock auf dem Fußboden, ein Höschen trug sie nicht. Nackt, nur in den Strümpfen und ihren hohen Schuhen stand sie vor mir. Ein kleines Dreieck, brünett, in Form geschnitten, zeigte sich mir. Sie drückte sich wieder an mich, nahm meinen Penis zwischen ihre Schenkel und hielt ihn fest. Es war einfach nur ein tolles Gefühl und ich hoffte, dass es nicht zu schnell zu Ende ging. Wir bewegten uns noch nach einer Musik, die nicht mehr spielte und dann küssten wir uns in einer Art und Weise, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Langsam sanken wir auf ihre Bettcouch, auf der noch das Bettzeug lag. Sie hatte mich immer noch zwischen ihren Schenkeln, und ich versuchte, meinen harten Penis zu platzieren. Wir streichelten uns, zogen uns wie Ertrinkende zueinander her. Ich küsste ihre Brustwarzen, zog mit den Lippen daran und sie ließ ein zufriedenes Stöhnen hören. Mein Penis fuhr leicht über ihre Schamlippen, die nun immer feuchter wurden. Und dann öffnete sie sich. Ich drang in sie ein, spielte mit meinem harten Teil in ihr und sah dabei in ihre grünen Bergseen, die nun begannen, sich zu vergrößern und zu leuchten. Sie stemmte sich mir entgegen und mein Körper fiel in eine Bewegung, die uns beide an einen Punkt brachte, der langsam immer stärker wurde und nach mehr verlangte. Sie schloss die Augen, und stöhnte nur noch „ja – ja – ja!“ dann fielen wir beide in eine unendlich tiefe Schlucht. Mein Ausstoß kam wie die Explosion eines Vulkans, der nach tausenden Jahren Ruhe sein angesammeltes heißes Magma mit einem Schlag in den Himmel jagt. Das Gefühl war vergleichbar, als würde der ganze Körper, einschließlich des Gehirns, einfach aus einem herausströmen. Haltlos, keine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun.
Unsere Köpfe lagen eng beieinander, als wir die Augen öffneten und langsam zurückkamen, mein Gesicht in ihren Haaren. Ich spürte, dass meine Erektion in ihr weiterlebte. Sie spielte mit den Muskeln in ihrer Muschel, und dann drehten wir uns um. Sie saß auf mir, noch immer meinen Penis in sich haltend. Sie fuhr mir mit der linken Hand durch meine Brusthaare, während sie mit der Rechten meine Hoden an sich drückte, als würde sie diese auch in sich aufnehmen wollen. Ich umgriff ihre kleinen erregten und erregenden Titten, spielte an den immer noch aufgestellten Brustwarzen. Sie drückte mit ihrer rechten Hand stärker und massierte in kleinen Runden. Und dann erfolgte die zweite Eruption. Wir fielen einfach in einen großen tiefen See und gingen langsam miteinander unter. In einem einzigen Strudel voll Glück und Erfüllung. Jetzt sterben! Ja, das würde man akzeptieren! Bunte Punkte! Wirre Farben! Sie lag auf meiner Brust und stöhnte in mein Fleisch. Ich war unter ihren Haaren begraben und wollte nie mehr etwas anderes.
Wir lagen so mehrere Minuten. Mein Penis war nun satt und zog sich langsam aus der feuchten Höhle, die ihm so gut tat, zurück. Als er ganz zurückfiel, spürte ich unsere Säfte, heiß wie Magma. Diese Wärme lief mir über die Innenseite meiner Oberschenkel. Benetzte meine Schamhaare. Lief auf ihr Bettzeug.
Petra drehte sich von mir herunter, lag neben mir auf dem Bauch. Ich legte meine Hand auf ihren süßen kleinen Po und wollte mich nochmals an sie schmiegen.
„Ich denke, es ist besser, du gehst jetzt ins Bad. Es ist schon nach 23 Uhr. Morgen sollen wir die Präsentation einreichen. Sexiest Kollege. Nicht dass wir zu müde sind.“
„Wie soll das denn weitergehen“, fragte ich sie. Plötzlich war mir klar, eine normale Zusammenarbeit war jetzt fast nicht mehr möglich, ohne dieses Erlebnis totschlagen zu wollen. „Mach dir keine Sorgen, ich habe schon lange einen Job in Schweden in Aussicht, den trete ich in acht Tagen an. Ich werde übermorgen nach Stockholm fliegen, dann bleibt das alles eine schöne Erinnerung.“ Wir küssten uns noch und dann machte ich mich fertig. So kam es auch. Vier Monate später rief sie mich an, erzählte mir von ihrem tollen Job, und von Viktor, den sie in zwei Monaten heiraten würde. Wir wünschten uns alles Gute. Dann schaute ich zu meinem neuen Praktikanten mir gegenüber und schüttelte den Kopf.
(Anmerkung: Diese Geschichte wird als einzige in diesem Buch aus der Perspektive eines Mannes erzählt.) Dennoch passt sie gut in dieses Kapitel der Verführerinnen.