Читать книгу BodyMindART im Ritzlerhof - Susanne Diehm, Jutta Michaud - Страница 4
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Monikas Metamorphosen
Ankunft
„Herzlich Willkommen, ich bin die Petra“, sagt die junge Frau im Dirndl und nimmt Monikas Koffer. Freundlich fragt sie nach dem Verlauf der Reise, während sie das Gepäck in den Van lädt. „Ritzlerhof“ steht auf den Türen, der Name des Hotels, in dem Monika ihr erstes Pfingstwochenende ganz mit sich allein verbringen wird. Das erste seit 15 Jahren. Das erste ohne Wolfi. „Übertreib nicht so“, weist sie sich innerlich zurecht und strafft die Schultern. „Ich werde mit anderen Leuten in dem Workshop sein.“ Trotzdem fühlt sie sich ein wenig mulmig, denn in ihrem ganzen Leben ist sie noch nie allein verreist. Sie schämt sich fast ein bisschen dafür. Wenn ihre Freundinnen von den Rucksacktouren ihrer Jugend erzählen, wird sie immer ganz still. Sie hatte nie das Bedürfnis gehabt, mutterseelenallein loszuziehen. Wenn Wolfi sie nicht verlassen hätte, würde sie das bis heute nicht tun. Und auf Komfort hat sie auch als junge Frau schon gestanden.
Während sie einsilbig Petras freundliche Fragen beantwortet, überlegt sie, welcher Teufel sie wohl geritten hat, als sie dieses Selfnesshotel in Österreich gebucht hat. Was, wenn hier lauter Paare auflaufen, und nur sie muss allein …? Egal. Beim BodyMindART-Seminar wird sie sicher ein paar nette Menschen kennenlernen. Und wenn nicht, dann beschäftigt sie sich wirklich mal mit sich selbst, wie ihre beste Freundin Tina es ihr geraten hatte. Obwohl sie nicht die geringste Ahnung hat, wie man das macht. Wolfi war immer der Motor gewesen in ihrer Beziehung, sie war hinterhergetrabt. Zufrieden, jawohl! Ihr wäre es nie in den Sinn gekommen, dass Wolfi unzufrieden war, so wie es zwischen ihnen lief.
Sie reißt sich zusammen und stellt Petra ihrerseits ein paar freundliche Fragen, denn sie möchte nicht arrogant oder unfreundlich erscheinen. Dass sie manchmal so auf Fremde wirkt, hat man ihr schon öfters gesagt. Dabei ist es ihr so wichtig, dass andere Menschen sie mögen. Aber genau das scheinen in letzter Zeit immer weniger Menschen zu tun. Nach Wolfis Auszug haben sich auch ein paar langjährige Freunde verabschiedet. Offenbar finden sie Wolfis Neue auch attraktiver.
„Ihr Zug hatte ja kräftig Verspätung“, sagt Petra, als sie das Hotel betreten. „Ich schlage vor, Sie gehen am besten gleich zum Essen, sonst müssen Sie sich nachher so hetzen. Unser Restaurant schließt um 22.00 Uhr. Hetze wäre schade, die Kreationen von unserem Gregor sollte man nämlich genießen. Am besten, Sie stellen nur die Koffer ab. Später mache ich mit Ihnen noch einen Rundgang durchs Haus.“
Monika nickt brav. Sie wirft kurz einen Blick in ihr bezauberndes Zimmer, freut sich über den großen Balkon mit Blick auf die Berge, dann macht sie sich auf den Weg ins Restaurant. Dort wird sie von Hans, dem Chefkellner, freundlich begrüßt. „Schauen Sie, Ihr Tisch wäre dort drüben“, sagt er. „Oder möchten Sie vielleicht lieber an unserem Freundschaftstisch Platz nehmen? Den haben wir uns einfallen lassen, um unseren allein reisenden Gästen die Kontaktaufnahme zu erleichtern und …“ „Na hören Sie mal!“, faucht Monika. „Sehe ich aus, als wäre ich auf Männersuche?“ Der Kellner erblasst und stottert etwas von „nicht so gemeint und Gesprächsgelegenheiten bieten“. Monika hört schon nicht mehr zu, stürmt an ihren Tisch und beruhigt sich erst wieder, als eine junge Kellnerin ihr eine kunstvoll dekorierte Vorspeise an den Tisch bringt. Etwas mit Scharfgarbe Verziertes in einem kleinen Glas, das sich als Rote Beete mit köstlichen Gewürzen entpuppt, eine Kombination, die sie nicht ganz deuten kann, aber dem Gaumen schmeichelt. Das komplette 3-Gang-Menü bleibt auf diesem überraschenden Niveau, und Monika verwirft den Gedanken, sich wegen der Geschichte mit dem Freundschaftstisch zu beschweren. In die Bar traut sie sich an diesem Abend nicht mehr, sie zieht sich auf den Balkon zurück und erfreut sich an dem traumhaften Blick. Sie schaut über den Außenpool hinab ins Tal, wo die Lichter von Sautens leuchten.