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2.

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Kopieren. Die eintönigste Tätigkeit der Welt. Lydia war trotzdem immer wieder fasziniert, in welchem Tempo das Papier durch den Kopierer flitzte, um am Ende Drehbücher in völlig korrekter Reihenfolge auszuspucken. 47 Seiten mal 90 machte 4230 Blatt Papier. Und das jede Woche aufs Neue. Wie viele arme Bäume dafür wohl herhalten mussten? Und wie giftig die Dämpfe womöglich waren, die sie gerade in rauen Mengen inhalierte?

»He, beweg deinen süßen kleinen Arsch mal ein bisschen schneller!«

»Selber süßer kleiner Arsch.«

Steve, der Produktionsfahrer, stand hinter ihr und knipste sein jungenhaftes Grinsen an. Steve war nett. Er war ihr liebster Kollege, der sie immer aufzuheitern vermochte, wenn sie vor Langeweile schon zu gähnen anfing. Wie so häufig. Diese stupiden Tätigkeiten verlangten ihr weder etwas ab noch kitzelten sie ihr Talent heraus, und offenbar würde sich in absehbarer Zeit auch nichts an ihrer Situation ändern.

Dabei war die Freude immens gewesen, als sie nach dem Abbruch ihres langweiligen Lehramtsstudiums gleich einen Praktikumsplatz bei Working Class ergattert hatte. Ihrer Großmutter sei Dank. Omama Irene kannte Gott und die Welt und natürlich auch jede Menge Leute aus der Filmbranche. Im ersten Überschwang hatte Lydia darauf spekuliert, im Storydepartment unterzukommen: Kaffee kochen, Sekretariatsaufgaben und Recherchen erledigen, immer zur Stelle sein, wenn einer der Storyliner erkrankte, um sich so durch die Hintertür Zutritt zum paradiesischen Plot-Imperium zu verschaffen. Das Erfinden von Telenovelas musste himmlisch sein. Von morgens bis abends in Phantasiewelten schwelgen, fern von der trüben Realität, Menschen zum Leben erwecken, sie durch Höhen und Tiefen schicken – Schicksal spielen. Aber dummerweise war sie in der Produktion angekettet. Sie wurde von A nach B gescheucht und von B nach C und wartete täglich darauf, den Producer Hans in einer ruhigen Minute zu fassen zu kriegen, um ihn dann von ihrer wahren Bestimmung zu überzeugen. Ihre Freytag-Tasche mit den Arbeitsproben hatte sie deshalb immer in Greifweite. Journalistische Perlen aus ihrer Praktikumszeit beim Berliner Stadtmagazin zitty, ein paar Kurzgeschichten und – was wohl das Wichtigste war – ein freiwillig geplotteter Block von fünf Folgen. Ihre Zwillingsschwester fand das bloß lächerlich. »Du musst den Typen umgarnen! Mit deinem Charme einwickeln! Deine Titten ins rechte Licht rücken!«, redete sie ihr ins Gewissen. »Wer interessiert sich schon für dein Geschreibsel?«

Doch für Lydia stand das nicht zur Debatte. Sie konnte mehr als Flirten. Das sollte selbst ihre Schwester bitte schön zur Kenntnis nehmen. Bisher hatte sie nur noch keine Gelegenheit gehabt, Hans ihre kleine, aber durchaus feine Mappe in die Hand zu drücken. Wenn sie nur wüsste, wie sie es anstellen sollte! Hallo, seht her, hier hin ich!-Auftritte lagen ihr nun mal nicht. Die beste Lösung wäre, Hans käme auf sie zu, weil er ihr das Talent zum Schreiben an der Nasenspitze ansähe. Doch das passierte nicht. Schlimmer: Er nahm sie nicht mal wahr.

»Wenn du hier fertig bist«, drang Steves Stimme an ihr Ohr, »besteht dann eventuell, unter Umständen die Möglichkeit, dass du mich in die Kantine begleitest?«

»Klar. Aber ich muss erst noch die Drehbücher verteilen.«

»Ich könnte dir helfen.«

»Ehrlich?«

»Du weißt doch, ich würde für dich alles tun.« Er zwinkerte ihr zu, woraufhin sie ihm einen Luftkuss zurückschickte, einfach, weil sie froh war, einen Kollegen wie ihn an ihrer Seite zu haben. Bereits kurz nach ihrem Kennenlernen hatte sich dieser flapsige Ton bei ihnen eingebürgert und das, obwohl nichts zwischen ihnen lief und auch nie etwas laufen würde. Steve war seit etlichen Jahren mit seiner Jugendliebe Stella glücklich liiert, obendrein reizte er Lydia nicht mal körperlich und sie ihn wohl auch nicht. Sie mochten sich einfach, und das war gut so. Von Männern hatte sie sowieso erstmal genug, nachdem ihre erste und einzige Liebe Finn sie wegen einer 30-jährigen Frau verlassen hatte – wohl, weil diese im Gegensatz zu ihr mit ihm schlief. So einen Mann brauchte sie nicht. Niemand brauchte so einen Mann! Der Handwerker, der am Morgen bei ihnen aufgekreuzt war, hatte ein wenig Ähnlichkeit mit Finn. Die dunklen Haare, die geheimnisvolle Aura ... Im klassischen Sinne schön war er nicht. Schön war bloß seine Stimme. Nicht richtig tief und männlich, aber auch nicht hell, irgendein Timbre dazwischen, das ihr augenblicklich den Atem stocken ließ. Lächerlich. Hoffentlich hatte er ihre Irritation nicht bemerkt ... während ihres Geplänkels über Turnschuhe, Trampki, was auch immer.

Eine knappe halbe Stunde später, als alle Drehbücher zusammengetackert und verteilt waren, bestand Steve darauf, Lydia wenigstens auf zweieinhalb Salatblätter einladen zu dürfen. Ihm sei schon klar, dass ihr als Königin des Biofutters das Kantinenessen zuwider sei, dennoch ... so ein wenig Grünzeug würde ihr schon nicht schaden.

»Für mich bloß Kaffee«, winkte Lydia ab. »Meine Großmutter kocht heute Abend.«

»Du immer mit deiner Familie!«, jaulte Steve und orderte das Tagesgericht Nummer zwei, dazu einen Kaffee und ein Mineralwasser.

»Tschuldigung, ich hätte doch lieber eine Bionade. Holunder.«

»Und noch eine Holunder-Bionade für die Lady«, sagte Steve zur Tresenkraft, einer blassen Rothaarigen, die ihren Pferdeschwanz unter einer Baseballkappe versteckt hatte. »Den Kaffee trotzdem.«

Lydia gab ihrem Kollegen einen kleinen Schubs. »Was ist immer mit meiner Familie?«

»Nichts!«

»Wenn nichts wäre, hättest du eben aber nicht gemeint, dass etwas damit wäre.«

»Ja, klingt irgendwie logisch.« Steve lächelte spöttisch. Er hatte eine breite Zahnlücke, die jedem Zahnspangenversuch in seiner Kindheit getrotzt hatte. »Also gut.« Er räusperte sich. »Ich finde es offen gestanden merkwürdig, dass du in deinem ... sagen wir ... biblischen Alter noch zu Hause wohnst. Mutti, Omi, Schwester – alle unter einem Dach.«

»Meine Großmutter lebt ja eigentlich gar nicht bei uns«, verteidigte sich Lydia halbherzig.

»Nein?«

»Okay, im Moment wohnt sie schon bei uns. Aber sie war ziemlich lange im Ausland und will auch bald nach Mitte oder Friedrichshain ziehen.«

»Gute Wahl. Solltest du auch tun.«

Lydia ließ den kleinen Seitenhieb unkommentiert und fuhr fort: »Meine Schwester ist sowieso nie anwesend, zumindest nicht mental. Also bleiben nur ich und meine Mutter.«

»Das meine ich ja gerade: du und deine Mutter.« Steve fuhr sich über seine steif gegelte Igelfrisur. »Bei uns zu Hause würde es ganz sicher Mord und Totschlag geben.«

Lydia zuckte bloß mit den Achseln und rückte ein Stück von ihrem Kollegen ab. Sie und Anna waren ein eingespieltes Team, meistens jedenfalls; sie wusste wirklich nicht, warum sie etwas an ihrer Lebenssituation ändern sollte. Bloß weil andere ihres Alters es peinlich fanden, mit ihren Eltern zusammenzuleben.

Ein Fleischbrocken undefinierbarer Provenienz landete auf Steves Teller, dazu gesellten sich einige wässerige Kartoffeln und Spinat, bevor das Ganze in gelber Soße ersoff.

»Und das willst du allen Ernstes essen?«, fragte Lydia, als sie sich kurz darauf ans Fenster setzten, um etwas Tageslicht abzubekommen. Genüsslich an ihrer Holunder-Bionade nuckelnd sah sie aus dem Augenwinkel, dass Hans, gefolgt von seiner Assistentin Zuzka, die Kantine betrat. Aus diesem Grund bekam sie Steves Antwort auch nur am Rande mit. Es klang nach: Bleibt mir ja nichts anderes übrig. Oder: Anders bleibt immer was übrig.

»Hörst du überhaupt zu?«, beschwerte sich Steve prompt und starrte sie an.

»Ja!«

»Lüge!«

»Und wenn schon!«

»Gefällt er dir?« Steve blickte amüsiert.

»Wer?«

»Na, wer? Hans!«

»So ein Unfug.« Lydia fegte mit der flachen Hand ein paar Krümel vom Resopaltisch. »Der doch nicht.«

»Aus vertraulicher Quelle weiß ich aber, wie es aussieht, wenn bei den Frauen ... also wenn bei euch plötzlich die Hormone verrückt spielen.«

»Hör auf! Das ist totaler Quatsch!«

»Trotzdem bist du irgendwie anders, wenn Big Hans im Raum ist«, stellte Steve nüchtern fest.

Und weil er sowieso nicht mehr locker lassen würde, fasste sich Lydia ein Herz und begann stockend und in Halbsätzen zu reden. Zunächst erzählte sie nur von ihren heimlichen Arbeitsproben, dann von ihrer Schüchternheit, die ihr immer wieder im Weg stünde, und am Ende offenbarte sie auch ihren großen Traum. »Aber behalt’s bitte, bitte für dich, Steve. Du bist neben meiner Mutter und meiner Schwester der einzige Mensch, der überhaupt davon weiß.«

»Und deine Großmutter?«

Lydia schüttelte den Kopf, zugleich bemerkte sie, dass Hans für den Bruchteil einer Sekunde zu ihr rüberguckte und sie anlächelte. Vielleicht sah er aber auch bloß durch sie hindurch.

»Oh, Mann, ich fass es nicht!« Steves Lachen klang wie Sirenengeheul.

»Was?«

»Dass du schreiben willst, find ich ja schon mal klasse, aber ...« Lauter blonde Bartstoppeln wurden sichtbar, als er seinen Kopf einen Moment lang dem Fenster zuwandte. Dann sah er sie wieder an und sprach weiter: »Aber dass du mich eingeweiht hast ... das ist wirklich eine Riesenehre.«

»Steve, du bist so was wie mein bester Freund.«

Er spießte ein Stück Fleisch auf, als wolle er es im Nachhinein noch toter als tot machen, beugte sich zu Lydia rüber und musterte sie mit ernstem Gesichtsausdruck. »Dann sag ich dir jetzt mal was – als dein bester Freund.«

»Ja?«

»Wenn deine Mutter und ich die Einzigen bleiben, die davon wissen, wirst du nie ins Storydepartment wechseln.«

Lydia wimmerte: »Wahrscheinlich werde ich aber auch nie ins Storydepartment wechseln, wenn noch mehr Leute davon wissen.«

»Du sollst es ja auch nicht allen erzählen, sondern Hans! Und der sitzt zufällig gerade da drüben.« Steve stupste den Fleischbrocken wieder von der Gabel und nahm hastig einen Schluck Kaffee. »Wo sind deine Arbeitsproben?«

»Im Produktionsbüro.«

»Dann holst du sie jetzt – aber zacki, zacki – und drückst sie Hans in die Hand. Ich halte ihn auf, falls er vorhat sich vorher zu verdünnisieren.«

»Ausgeschlossen.«

»Ausgeschlossen«, echote Steve mit Fistelstimme. »Ich sag doch, bei Mami wohnen ist ungesund. Wach auf, Lydia! Werd langsam erwachsen!«

»Ich bin erwachsen.«

»Nein, das bist du nicht.« Er klang resigniert.

»Hätte ich bloß nie was gesagt!« Lydia knallte die Bionade auf den Tisch und sprang auf.

Ein paar Kollegen sahen neugierig zu ihr rüber, doch da Lydia ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte, wankte sie zwischen den grauen Stühlen und Tischen, die auf einmal wie ein Meer zu wogen schienen, zu Hans und bat ihn mit zugeschnürter Kehle um einen Termin. Jetzt gleich.

*

Es war 19 Uhr 30 durch, als Lydia endlich in der S-Bahn saß, die sich rumpelnd und ruckelnd ihren Weg in den Ostteil der Stadt bahnte. Sie würde zu spät zum Abendessen kommen, aber egal. Dafür hatte sie ihren inneren Mount Everest erklommen und fühlte sich nun, als würde das Wort Triumph eingebrannt auf ihrer Stirn stehen.

Das Gespräch mit Hans war einfacher verlaufen als eine Unterhaltung beim Bäcker. Was gibt’s denn, Lydia, aha, du möchtest also storylinen, hast du schon Erfahrung?, ach so, verstehe, dann zeig doch mal her, ja, hm, liest sich schon recht flott, oha, und Kurzgeschichten sind auch dabei?, wie schade, alles nur für die Schublade, daran sollte man aber schleunigst etwas ändern, warte, ich ruf kurz Christine an, ja?, Christine?, du, ich hab hier gerade Lydia aus der Produktion bei mir sitzen, könnte das Mädchen vielleicht ..., ja, prima, dank dir, mein Herz, tschaui, im Juni Hospitanz im Scriptdepartment?, klingt das gut, Lydia?, Anfang Juli Probelines, und wenn alles rund läuft, übernimmst du ah August die Schwangerschaftsvertretung für Bärbel, he, wär das was?, über das Finanzielle redest du am besten mit Anton ..., hoffe, das geht so für dich in Ordnung, ja? Willkommen an Bord!

Auch wenn sie Steve in der Kantine zum Teufel gewünscht hatte, war er nun auf der Skala ihrer Lieblingsmenschen in Lichtgeschwindigkeit auf Platz eins gerückt. Und hier hockte sonst bloß ihre Mutter wie die Made im Speck.

*

Anna lehnte am Fenster und sah hinaus in den Garten, wo der Regen auf das wild rankende Gewirr aus Efeu, Klematis und Wein am gegenüberliegenden Geräteschuppen trommelte. Die alten Apfelbäume und die Kletterrosen, der ganze Stolz ihrer Mutter, standen in voller Blüte, und auf dem Rasen bogen sich die längst verwelkten Narzissen und Tulpen unter der Wucht des Regengusses.

Seit Anna denken konnte, kümmerte sich Kinderheim-Horst um die Pflanzen, er hegte und pflegte sie wie seine eigenen. Kinderheim-Horst war in etwa in Annas Alter und hatte sich schon in seiner Jugend als Gärtner bei ihrer Mutter ein paar Groschen dazuverdient. Die Tradition wurde auch später fortgeführt, obwohl Horst längst nicht mehr im Kinderheim lebte, sondern Frau und Kinder hatte, dazu ein recht passables Einkommen als Besitzer eines Feinkostladens in Zehlendorf. Dennoch war immer klar, dass er seinen Garten nicht im Stich lassen würde. Anna und Irene konnte es nur recht sein, zumal sie in diesem Punkt ausnahmsweise vom selben Schlag zu sein schienen: Sie liebten zwar alles, was grünte und blühte, doch bei der Gartenarbeit waren sie gleichermaßen ungeschickt, sprich, eine wie die andere hatte schon so manche Pflanze mit den besten Absichten zu Tode gepflegt.

Es war still im Haus, angenehm still. Nina und Lydia trieben sich noch in der Stadt herum, Gnot hatte sich im Badezimmer eingeschlossen, wohl um sich frisch zu machen, und Irene stand in der Küche, unermüdlich Brühe ins Spargelrisotto rührend. Aber sie hatte es ja so gewollt. Für den Handwerker nur das Beste. Fragte sich bloß, ob er ihre Anstrengungen überhaupt zu schätzen wissen würde.

Anna war erst vor einer Stunde nach Hause gekommen – sie hatte ihren Ausflug in die Stadt dazu benutzt, noch ein wenig durch die Läden zu trödeln – und Gnot und ihre Mutter hei einer Flasche Sekt und einem ausgedehnten Plausch auf dem Sofa vorgefunden. Wobei primär ihre Mutter in ihrem Element gewesen war und große Reden geschwungen hatte. Gnot hatte einfach bloß dagesessen, die Knie zu einem X zusammengepresst und Satzfragmente wie unglaublich!, ach, Fakt?, nein, was sagst du mir! eingeworfen. Als Anna der Geräuschpegel zu nerven begann, war sie ins Wohnzimmer geeilt und hatte zur Hausbegehung aufgerufen. Was war mit den Tapeten, dem Fußboden, der Terrasse, und überhaupt, wie lange würde es dauern, bis Gnot mit allem fertig sei? Der hatte darauf keine Antwort gewusst, vielleicht würde er zwei Wochen bleiben, vielleicht drei, vielleicht aber auch einen ganzen Monat, schlimmstenfalls zwei oder drei.

Drei Monate! Anna hatte sich bis jetzt noch nicht von der Ansage erholt.

Die Haustür wurde aufgeschlossen und Lydia kam mit quietschenden Turnschuhen ins Wohnzimmer gehüpft. »Mummy!«, rief sie mit ihrer hellen Mädchenstimme aus. »Stell dir vor! Ich hab’s geschafft!«

»Was hast du geschafft? Und zieh bitte deine nassen Gummischuhe aus. Das gibt hier überall hässliche Flecken.«

Ohne sich erst die Mühe zu machen, sich zu bücken und die Schnürsenkel zu lösen, streifte Lydia ihre Turnschuhe ab und schleuderte sie einen halben Meter von sich weg. »Ich hab mit Hans geredet! Endlich!« Ihre Stimme überschlug sich. »Er findet meine Arbeitsproben super, und wahrscheinlich darf ich schon bald ...«

Ein Schatten tauchte im Türrahmen auf, es war Hausgeist Gnot und der sagte jetzt: »Für dich ich Glück gebracht!«

»Lydi, was ist los?« Irene kam jetzt ebenfalls neugierig angelaufen – zu Annas Entsetzen trug sie ein buntes, von Nina ausrangiertes H&M-Kleid im Hippie-Stil – und presste sich neben Gnot in den Türrahmen, so dass zwischen die beiden kaum noch eine Briefmarke gepasst hätte.

»Ich werde Storylinerin!«

»Storylinerin«, sagte Irene und blies einen Schwall Luft in die Luft. »Hilf mir kurz auf die Sprünge. Sind das die Leute, die diese abstrusen Geschichten für diese niveaulosen Serien erfinden?«

»Wie kannst du so etwas nur sagen?«, empörte sich Lydia. »Du hast noch und nöcher in niveaulosen Serien und Filmen mitgespielt!«

Irene lächelte milde, dann entgegnete sie langsam und deutlich: »Was aber nichts daran ändert, dass sie nun mal niveaulos und trashig sind.«

Gleichzeitig machte Gnot einen kleinen Satz nach vorne; für den Bruchteil einer Sekunde sah es so aus, als wolle er Lydia am Arm anfassen, doch im nächsten Moment erkundigte er sich bloß: »Was ist das? Story- »

»Nichts, was jetzt irgendwie von Belang wäre«, fuhr Anna Gnot in die Parade, indem sie ihre Hand hob und die Luft wie mit einem Samurai-Schwert zerschnitt. Schlimm genug, dass der Handwerker von nun an gezwungenermaßen an ihrem Familienleben teilnehmen würde, da musste er nicht noch ständig seinen Senf dazugeben. »Lydi, das ist ganz fantastisch. Wir reden später in Ruhe, ja? Mutter, wann ist das Essen fertig?«

»Steht alles auf dem Herd bereit. Aber Nina ist noch nicht da.«

»Wenn Madame zu spät kommt, ist sie selbst schuld.« Von draußen drang aufgeregtes Vogelgezwitscher.

»Nun sei doch nicht immer so ... so ... Du benimmst dich manchmal wirklich wie ein Dragonerweib! Als hätte ich dich von Sklaventreiberinnen und Nonnenvorsteherinnen erziehen lassen, nicht zu fassen!«

»Danke, Mutter«, zischte Anna. »Hast du vielleicht noch mehr Beleidigungen auf Lager?« Und etwas besorgt fügte sie hinzu: »Nina ist doch sonst immer pünktlich.«

»Vielleicht ist ihr was dazwischengekommen. Irgendein fesches Date.« Irene zwinkerte Gnot unpassenderweise zu.

»Wäre doch möglich, oder? Ich bin ja ohnehin der Meinung, dass sich Mädchen ebenso wie Jungs austoben sollten.«

Gnot grinste, wobei sich Dutzende von Lachfältchen rund um seine Augenwinkel auffächerten. Amüsiert oder überheblich, Anna konnte es nicht einordnen, aber offenbar hatte er jedes einzelne Wort ihres Disputs verstanden.

»Mummy; ich geh noch kurz hoch.« Es schien, als habe Lydia schon die ganze Zeit auf eine günstige Gelegenheit gelauert, um sich aus dem Staub zu machen.

»Natürlich, Liebling. Aber vergiss nicht deine Turnschuhe.«

Lydia hob ihre Chucks auf, lächelte entschuldigend, als wäre sie der Auslöser für die Streitigkeiten gewesen, und war bereits im nächsten Moment draußen.

»Xanthippe«, nuschelte Irene beim Verlassen des Wohnzimmers in Annas Richtung. Was für ein Irrenhaus! Ein Irrenhaus, das zudem bald verkauft werden sollte.

Anna versuchte sich die Xanthippe nicht allzu sehr zu Herzen zu nehmen und begann, auf dem schlampig gedeckten Esstisch das Besteck zu korrigieren. Sie konnte es nicht leiden, wenn ihre Mutter Messer und Gabel einfach irgendwie neben die Teller pfefferte. Wenige Atemzüge später spürte sie, dass der Schatten wieder da war. Genau hinter ihr. Schon ertönte Gnots Stimme an ihrem Ohr: »Deine Mutti hat Recht. Du bist richtig hart. Und Perfektionist.«

»Was geht Sie das eigentlich an?«

»Kannst du sagen du.«

»Kann ich, will ich aber nicht, okay?«

»Deine Mutti sagt zu mir auch du.«

Deine Mutti hat Recht ... Deine Mutti sagt aber auch ... In was für einen bizarren Film war sie hier eigentlich geraten? Der Kerl sollte handwerkliche Tätigkeiten verrichten und sich bitte schön nicht in ihre Familienangelegenheiten einmischen!

Während Gnot die Servietten mit geschickten Fingern zu falten begann – gut, wenn ihm nichts Besseres einfiel –, schluckte Anna ihren Ärger runter und floh in die Küche. Es fehlten noch Parmesan, Salz und die Pfeffermühle.

»Mutter, das Kleid sieht furchtbar aus«, sagte Anna gleich beim Reinkommen. Keine Frage, Irene war immer noch eine beneidenswert schöne Frau, aber musste sie ausgerechnet Ninas abgelegte Fummel tragen?

»Wieso? Meine Figur ist doch tadellos.«

»Nicht tadellos genug für ein Minikleid.«

»Nur weil du dich so langweilig kleidest, dass man beinahe einschläft, wenn man dich betrachtet, brauche ich ja wohl noch lange nicht auf ein bisschen Mode zu verzichten.«

»Hast du dir mal deine Knie angesehen?«

Irene beugte sich vor, wodurch das Kleid hinten ein Stück hochrutschte und ihre von bläulich-roten Besenreißern durchzogenen Oberschenkel freigab.

»Was soll’s?« Sie klang wirklich gelassen. »Jeder muss schließlich in seiner Haut leben.« Schon in der nächsten Sekunde strahlte sie so, als habe Anna ihr ein geradezu hinreißendes Kompliment gemacht: »Soll ich nicht zur Feier des Tages einen Amarone öffnen?«

»Wieso zur Feier des Tages? Was wird denn gefeiert?«, stellte sich Anna stur.

»Lydis Karriere! Außerdem haben wir seit heute einen Gast im Haus, falls dir das entgangen sein sollte.«

»Keinen Gast. Einen Handwerker.«

»Handwerker können auch Gäste sein. Hm? Meinst du nicht auch? Oder sind alle Menschen ohne akademischen Abschluss unter deinem Niveau?«

»Damit eins nur klar ist«, schnaubte Anna. »Hier werden jetzt nicht jeden Tag Edelweine geköpft, bloß, weil wir einen Handwerker im Haus haben. Es sei denn, du zahlst außer der Reihe Geld in die Haushaltskasse ein.«

Ihre Mutter gab eine quäkende Mischung aus Lachen und Empörung von sich. »Tomasz hat Recht! Du bist wirklich rigide, prinzipientreu, durch und durch preußisch! Ich frage mich ich nur, von wem du das hast.«

»Hat Gnot das so gesagt?«

Irenes Lachen stieg glockenhell auf. »Nein, aber er hat es bestimmt so gemeint.«

Anna enthielt sich eines Kommentars. Es ärgerte sie allerdings maßlos, dass der Mann in dem schmal geschnittenen Anzug sie bereits in den ersten Minuten durchschaut haben sollte und sich überdies noch prächtig mit ihrer Mutter verstand.

Als Nina eine halbe Stunde später immer noch nicht aufgekreuzt war, bestand auch Irene darauf, endlich mit dem Essen anzufangen. Anna wunderte sich zunächst darüber, dann auch wieder nicht. Risotto war nun mal ein kapriziöses Gericht und ihre Mutter wollte dem Handwerker sicherlich keine Reispampe vorsetzen.

Reispampe war es trotzdem geworden, allerdings kam es noch viel ärger, zumindest für ihre Mutter: Gnot beugte sich vor, schnupperte an dem gelblichen Klacks auf seinem Teller und fragte mit skeptischer Miene: »Was ist das?«

»Risotto«, antwortete Irene, die frisch geschminkten Lippen gespitzt.

»Otto?«

Lydia kicherte. »Ja, Otto.«

Gnot spießte ein Stück Spargel auf. »Und das?«

»Spargel«, sagte Irene. »Kennt man in deiner Heimat keinen Spargel?«

»Doch.« Gnots Kinn vibrierte, seine Wimpern flatterten erregt. »Ich das noch nicht probiert.«

»Also bitte, lass es dir schmecken! Das ist ein Rezept aus Verona.«

Gnot schob sich das drei Zentimeter lange Spargelstück in den Mund, kaute und verzog augenblicklich das Gesicht, was Irene jedoch nicht zu bemerken schien.

»Biospargel?«, schaltete sich Lydia ein.

Oh bitte, nicht wieder die alte Leier, stellte sich Anna taub.

»Also, Bio oder nicht?«, beharrte Lydia.

»Bio«, gab Irene an. »Ganz frisch vom Markt.«

»Und das Risotto?«

»Aus der Packung.«

»Aber du meinst jetzt nicht das Zeug, das schon seit Monaten im Regal steht, oder?« In Lydias Stimme schwang pures Entsetzen mit.

»Genau das!« Irene gab sich große Mühe, den karmesinroten Lippenstift beim Essen nicht zu verwischen. »Falls es dich beruhigt: Das Verfallsdatum ist noch längst nicht überschritten.«

»Aber der Reis kommt aus Italien!«, schimpfte Lydia und schob ihren Teller von sich. Einen Moment lang sah sie aus wie Irene, die ganz junge Irene auf den alten Hippie-Fotos, nur dass Lydia einen knapp schulterlangen, akkuraten Bob trug und keine von Sonne und Meer verfilzte Mähne.

»Ja, zum Glück!«, entgegnete ihre Mutter, mittlerweile auch ein wenig gereizt. »Italien ist nun mal die Heimat des Risottos.«

»Aber es steht nicht Bio drauf.«

»Reg dich ab, Lydi, daran stirbst du nicht. Iss.«

»Nein.« Bockig wie ein Kleinkind verschränkte sie die Arme vor der mageren Brust. »Ihr wisst, dass ich nichts esse, was mit Pestiziden verseucht ist.«

»Woher willst du eigentlich wissen, dass in dem Risotto Pestizide sind?«

»Kannst du mir vielleicht das Gegenteil beweisen?«

»Lydi ...«

»Also? Kannst du? Oder kannst du nicht?«

Anna wunderte sich bloß, dass sich ihre Mutter immer wieder auf Diskussionen wie diese einließ. Lydia hatte ihren Biofimmel ja schon eine ganze Weile, es war ein Spleen, der sicher wieder von allein verschwinden würde. So wie sich ihre anorektische Phase damals im Alter von fünfzehn auch wieder gelegt hatte, gewissermaßen von heute auf morgen. Zu viel Beachtung, so lautete Annas Theorie, würde alles nur noch verschlimmern.

»Was ist der Problem?«, mischte sich Gnot ein – wieder einmal ungefragt –, woraufhin Irene sofort mit blumigen Worten zu dozieren begann, ihre Enkelin sei eine übertriebene Verfechterin gesunder Lebensweise, Pommes und Burger seien für sie die Horrorvision schlechthin, viel lieber studiere sie in Bioläden die Packungsangaben der Lebensmittel, und falls er etwas über Peptide und Oligosaccharide in Milch oder den Mangangehalt von Lauch wissen wolle, nur zu, Lydia könne ihm sicher alles bestens erklären. Sei bitte still, Mutter, dachte Anna, aber sie sprach es nicht laut aus, beugte sich stattdessen zu ihrer Tochter rüber und wisperte: »Im Kühlschrank sind noch Tofuwürstchen. Oder willst du lieber was Frisches? Ich mache dir gern einen Salat.«

»Anna!«, bellte Irene. »Lydia wird fürs Fernsehen schreiben, das ist auch ganz großartig, nur musst du sie deswegen nicht so verhätscheln. Die Kleine ist kein Prinzesschen!«

»Das tut sie doch gar nicht!«, protestierte Lydia. »Außerdem ... ihr esst ja wohl sonst auch nicht so einen Dreck!«

»Lydi, bitte!« Jetzt wurde es selbst Anna langsam zu bunt. »Spargelrisotto ist kein Dreck! Ein für alle Mal.«

Es zuckte um Gnots Mundwinkel, dann brach er in schallendes Gelächter aus. Wahrscheinlich verstand er tatsächlich jedes einzelne Wort und tat lediglich immer so, als wäre er der deutschen Sprache nicht mächtig. Nun fuhr sein Kopf fuhr herum und er sagte zu Lydia: »Midchen, du bist schön.«

Lydia errötete zart, erhob sich dann aber brüsk und verließ die Runde mit den lapidar gemurmelten Worten »Wenn sich alle so wie ich ernähren würden, gäbe es keine Krankheiten auf dieser Welt.«

Einige Sekunden lang hing eisiges Schweigen in der Luft. Von draußen drang Geschirrgeklapper, das schmatzende Geräusch der Kühlschranktür. Gnot pulte derweil unermüdlich Spargelstücke aus seinem Risotto, um sie fein säuerlich auf dem Rand seines Tellers zu deponieren, Irene trank den Amarone wie Leitungswasser und Anna litt. Irgendetwas in ihrem Leben lief derzeit entsetzlich verquer, und dieses verunglückte Abendessen war nur ein Beispiel von vielen.

»Wenn Sie wollen, ich kochen Essen aus Polen«, sagte Gnot, als sich das Schweigen schon in die Länge zu ziehen begann. Vermutlich war es keine Absicht, dass er auf einmal die Sie-Form benutzte.

»Ja, das wäre außerordentlich reizend«, ließ Irene verlauten, und dann stand plötzlich Nina wie herbeigezaubert im Wohnzimmer.

»’N Abend allerseits!« Sie ließ ihren Arm in die Luft fliegen.

Gnot erhob sich gentlemanlike, machte einen Diener und beendete seinen nahezu grotesk anmutenden Ausbruch formvollendeten Verhaltens mit einem Handkuss. »Du bist Nina? Du bist gleich wie deine Schwester.«

»Wir sind ja auch Zwillinge.«

»Allerdings zweieiige«, warf Anna ein.

»Das sind schöne Midchen. Und sind die zwei blond.«

Gnot lächelte in Irenes Richtung, als sei die Attraktivität ihrer Enkelinnen allein ihr Verdienst.

»Na, wie war’s noch in der Stadt?«, ergriff Anna das Wort. Es passte ihr nicht, dass Gnot den Charmeur spielte, kaum dass er ein paar Stunden im Haus war.

»Supi.« Nina zog ihre durchnässte Jeansjacke aus und knüllte sie nachlässig über ihre Stuhllehne. »Was gibt’s zu essen? Oh, lecker! Risotto!«

»Nina, bitte«, sagte Anna tadelnd. »Wenn hier jeder einfach seine Jacke ...«

»Sorry.« Wohl erzogen sprang ihre Tochter sofort auf, brachte die Jacke raus und kam kurz darauf mit ihrer Schwester im Schlepptau zurück, die einen Blümchenteller mit zwei nackten Tofuwürstchen wie eine Trophäe vor sich her trug.

»Aber das willst du jetzt doch nicht etwa essen, oder?«, erkundigte sich Nina.

»Nein, ich lüfte die Würstchen bloß ein bisschen aus.«

»Igitt, wie eklig. Kalte Tofuwürstchen!«

»Ich könnte dir auch mal sagen, was eklig ist«, erklärte Lydia und ließ sich in Zeitlupe auf ihren Stuhl sinken.

»Ja, was denn?«

»Zum Beispiel jeden Tag ein neues Sahneschnittchen aufzureißen.« Lydia atmete tief durch. »Das ist nicht nur eklig, das ist richtig krank.«

»Wie du meinst. Ich finde Sex jedenfalls ziemlich gesund. Auf jeden Fall entspannend. Vorausgesetzt, alles läuft nach Plan.«

Gnots Kopf war die ganze Zeit über wie bei einem Tennismatch hin und her geflogen, jetzt lächelte er amüsiert.

»Ich verstehe alles nicht«, sagte er, »aber diese Midchen sind lustig.«

»Ja, sehr lustige Midchen«, ergänzte Anna, mit den Nerven am Ende.

Eine Weile plätscherte die Unterhaltung so dahin. Lydia konnte nicht an sich halten und berichtete ihrer Schwester trotz des vorausgegangenen Disputs von ihrem Erfolg versprechenden Gespräch bei Working Class, Nina wollte von Gnot wissen, was denn alles an dem Haus zu tun wäre (Subtext: wie lange sie sich auf eine Baustelle einzustellen habe), und Irene schlug vor, morgen mit Tomasz in den Baumarkt zu fahren, um das entsprechende Handwerkszeug und Baumaterial zu besorgen.

»Natürlich machst du das.« Anna schnappte wie ein Fisch nach Luft.

»Liebchen, wieso sagst du das jetzt so grantig?«

»Weil ich mich frage, wer sonst.« Sollte doch ihre Mutter Gnot kutschieren, umhegen und umsorgen. Schließlich war die Idee polnischer Handwerker auf ihrem Mist gewachsen, ganz abgesehen davon, dass Anna zufällig einen Beruf hatte, der sie morgen früh wieder um kurz nach sechs aus den Federn treiben würde.

Nicht zuletzt deswegen beendete sie das Abendessen zeitig. Sie entsorgte auf die Schnelle Gnots Spargelstücke im Mülleimer – was für ein Jammer –, dann verabschiedete sie sich unter dem Vorwand, sich noch auf die Schule vorbereiten zu müssen. Im Bad traf sie auf Nina, die vorm Spiegel eingehend die Form ihrer Augenbrauen studierte.

»Was tust du da?«, wollte Anna wissen.

Nina zuckte zurück. »Nichts. Sag mal», sie beugte sich wieder vor, »von wem hab ich die eigentlich? Nicht von dir, oder?«

»Wieso fragst du?«

»Nur so.« Ein verräterisches Grinsen umspielte ihre Mundwinkel. »Es gibt Leute, die meinen, sie hätten einen aparten Schwung.«

»Leute? Eher Jungs, oder?«

»Nein, Männer.« Ihr Grinsen wurde noch eine Spur breiter. »Nenn sie von mir aus auch Typen oder Kerle.«

»Soso.« Anna verspürte einen kleinen Stich, und erst später, als sie, verfolgt vom durchdringenden Gelächter ihrer Mutter, ins Bett ging, wurde ihr bewusst, dass sie neidisch war. Nicht auf den Pilzkopf, den Nina mit Sicherheit noch abgeschleppt hatte, sondern auf ihre Jugend. Darauf, dass sie es so einfach hatte, mit ihrer Unbekümmertheit, mit ihrer noch unverletzten Seele. Ähnlich wie ihre Großmutter. Auch wenn diese im Gegensatz zu Nina viele Höhen und Tiefen erlebt hatte, man merkte es ihr nicht an. Sie war einfach Irene. Schrill und laut. Mitten im Leben.

Leben, frisch gestrichen

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