Читать книгу 50 Praxistools für Trainer, Berater und Coachs - Susanne Klein - Страница 13
DIE HALTUNGEN
ОглавлениеKerngedanken der Methoden
Die Methoden unterscheiden sich durch ihre Tools, aber auch durch ihre Haltungen und Kerngedanken, die die Entwicklung der Tools maßgeblich bestimmt haben. In der folgenden Übersicht finden Sie die jeweils zentralen Haltungen und Kerngedanken, die der Methode zugrunde liegen. Es wurden in erster Linie die Haltungen ausgewählt, zu denen in diesem Buch auch Tools beschrieben werden. Diese Übersicht macht Gemeinsamkeiten und Unterschiede noch einmal sehr transparent:
ZENTRALE HALTUNGEN UND KERNGEDANKEN DER METHODEN
Familientherapie nach Virginia Satir:
■ Es gibt in Systemen immer unausgesprochene Regeln, die oft wirksamer sind als die ausgesprochenen Regeln.
Focusing:
■ Es ist nützlich, sich Ruhe zu gönnen, um innerlich Ordnung zu schaffen.
■ Nicht abgeschlossene Ereignisse kehren zurück und stiften Unruhe.
■ »Aufgeräumte« Personen geraten weniger schnell aus dem Gleichgewicht.
Gestalttherapie:
■ Der Drang zur geschlossenen Gestalt ist ein Naturgesetz. Die Integration von offenen Gestalten führt zur Reife.
■ Alles, was war und ist, ist auch im »Hier und Jetzt« wahrnehmbar und bearbeitbar. Was hier geschieht, geschieht auch draußen.
Hypnotherapie:
■ Das Unbewusste verfügt über wichtige Informationen.
■ Das Unbewusste kann Lösungen finden, die dem Bewussten unzugänglich bleiben.
■ Das Bewusste muss manchmal umgangen werden, um erfolgreich arbeiten zu können.
Lösungsorientierte Kurzzeittherapie nach Steve de Shazer:
■ Das Problem führt nicht immer zur Lösung.
■ Reden über Probleme schafft Probleme.
■ Lösungen entstehen über Ausnahmen.
Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie:
■ Die Haltung ist wichtiger als die Methode.
■ Nur in einer wertschätzenden Umgebung kann sich ein Mensch in eine positive Richtung entwickeln.
■ Einsicht ist der Motor der Veränderung.
Kognitive Verhaltenstherapie:
■ Probleme resultieren aus irrationalen Annahmen über die Welt.
■ Veränderung geschieht durch Einsicht und durch Verhaltenstraining im Rollenspiel.
■ Alles, was einmal gelernt wurde, kann auch wieder verlernt werden.
Konstruktivismus:
■ Jeder Mensch konstruiert sich eine Wirklichkeit und leitet aus diesem Weltbild seine Handlungen ab.
■ Die individuelle Wirklichkeitskonstruktion hat oft mehr mit der Person selbst als mit objektiv gegebenen Wahrheiten zu tun.
■ Kommunikation funktioniert immer dann, wenn zwei Menschen sich auf eine Wirklichkeit verständigen.
Neurolinguistisches Programmieren:
■ Jeder Mensch ist einzigartig und verfügt über alle Ressourcen, die er zur Problemlösung braucht.
■ Das Ziel ist eine höchstmögliche Flexibilität im Verhalten.
■ Hinter jedem Verhalten steckt eine positive Absicht.
Provokativer Kommunikationsstil:
■ Bei aller Wertschätzung der Person ist es wichtig, die Dinge auf den Punkt zu bringen, um Klarheit zu schaffen.
■ Humor wirkt heilsam, wenn der Gesprächspartner auch lachen kann.
■ Das Individuelle ist immer auch das Allgemeine.
Psychodrama:
■ Kritische Lebenssituationen müssen noch einmal durchgespielt werden (Katharsis), um verändert werden zu können.
Rational-Emotive Therapie:
■ Wer Probleme hat, nimmt sich selbst zu wichtig.
■ Die Welt ist anders, als wir Menschen sie uns wünschen.
■ Zu hohe Erwartungen und absurde Gedanken machen krank.
Systemische Therapie:
■ Wenn etwas nicht funktioniert, gibt es selten eine einzige Ursache. In der Regel finden sich mehrere zusammenwirkende Ursachen.
■ Wenn man sein Verhalten verändert, verändert man immer auch das Verhalten des Gegenübers.
■ Wenn man etwas verändert, verändert sich immer mehr als das, was man zu verändern versuchte.
Transaktionsanalyse:
■ In der Kommunikation kann man verschiedene Rollen einnehmen.
■ Verläuft eine Kommunikation nicht auf der Ebene von Erwachsenen, dann werden Spiele gespielt.
■ Menschen handeln nach Skripten, die auf Erfahrungen basieren.
Methode muss zu Persönlichkeit passen
Bei der Durchsicht der verschiedenen Denkansätze werden Sie als Trainer, Berater und Coach leicht feststellen, welche Art zu denken zu Ihrer Persönlichkeit passt. So haben Sie ein Kriterium, um die Methode(n) auszuwählen, die mit Ihrer Denkart harmonieren. Sie wirken dann auf Ihre Seminarteilnehmer, Klienten und Coachees authentisch – diese merken sofort, wenn Sie ein widersprüchliches Verhalten an den Tag legen. Beispielsweise ist es nicht möglich, analytisch vorzugehen und einen Problemkontext ausführlich zu hinterfragen – und gleichzeitig mit de Shazer anzunehmen, dass das Reden über Probleme Probleme schafft.
Hier ist eine klare Entscheidung notwendig: Bevorzugen Sie beispielsweise als Coach die Vorgehensweise, zu Veränderungen qua Einsicht zu gelangen? Dann gehen Sie tief in den Problemkontext hinein und versuchen dem Coachee Muster zu verdeutlichen, die er verstehen kann. Sind Sie dem Lösungsorientierten Ansatz verbunden, dann vermeiden Sie genau dieses Lernen oder Verändern durch Einsicht, sondern setzen ganz auf die Suche nach Ausnahmen.
Beispiele für angemessene Methodenauswahl
Oder nehmen wir das Beispiel der Beliefs: In der Rational-Emotiven Therapie und auch beim Neurolinguistischen Programmieren wird konzentriert mit Beliefs gearbeitet, also den Glaubenssätzen, die menschliches Verhalten steuern. Die Auffassung ist hier, dass hinter einem störenden oder hemmenden Verhalten immer ein Glaubenssatz steht, der quasi automatisch das unerwünschte Verhalten einleitet. Machen Sie diesen Glaubenssatz nun ausfindig und damit bewusst, dann hat der Klient die Chance, diesen Glaubenssatz zu verändern und eine Annahme zu finden, mit der er besser umgehen kann. Würden Sie gleichzeitig hypnotisch arbeiten und annehmen, dass die Bewusstheit besser umgangen wird, dann kann dies nicht gelingen. Ein Klient kann zwar gleichzeitig bewusst und unbewusst arbeiten – wenn aber ein Glaubenssatz bewusst gemacht wird, dann ist es schwerer, das Bewusstsein zu umgehen.
Nach Vorauswahl Entscheidung treffen
Um aus dem Buch die Methoden herauszufiltern, die Ihren Überzeugungen am nächsten kommen und die Sie kongruent einsetzen können, lesen Sie am besten in Ruhe die Ausführungen zu den Haltungen, die hinter den Methoden stehen, durch und treffen so eine Vorauswahl. Dann steht für Sie auch ganz schnell fest, welche Methoden für Sie miteinander kombinierbar sind.
Möglicherweise kommen Sie zu der Auffassung, dass Sie für eine Situation im Training oder Coaching die eine Methode mit der entsprechenden Haltung besser finden, für einen anderen Kontext dann aber eine andere.
Kontext und Situation beachten
Das ist möglich, und es steht Ihnen frei, für jeden Kontext die entsprechenden Methoden auszuwählen. Wichtig ist, dass Sie ganz bewusst entscheiden, welche Methode Sie auswählen und umsetzen – und damit auch wissen, welche Kombinationen möglich sind. Das wird uns noch im dritten Teil des Buches beschäftigen.