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Männer im Schonwaschgang

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Woher all das Verständnis kommt, das manche Frauen immer noch so großmütig an Männer verteilen, die es nicht verdient haben? Sie sparen es sich offenbar im Umgang mit anderen Frauen zusammen. Ich lese, 70 Prozent aller Frauen, die von ihrem Mann betrogen wurden, nehmen das nicht so sehr ihm, sondern vor allem der anderen Frau übel. Die hat ihn sicher gegen seinen Willen nach dem ›Teambuilding-Seminar‹ in ihr Hotelbett gezerrt, während er schon nackt noch »Bloß nicht, ich bin verheiratet!« greinte. Oder er fühlte sich einfach zu einer zweijährigen Affäre verpflichtet, dieser grundgute Kerl, weil er es nicht länger mit ansehen konnte, wie die zehn Jahre jüngere Kollegin sich nach ihm verzehrte. Deshalb kann auch das weg: Männer dauernd nur im Schonwaschgang zu behandeln. Bloß weil sie Männer sind. Als wären sie nicht bei Trost, unzurechnungsfähig und keineswegs haftbar zu machen. Wie sollen sie sonst lernen, Verantwortung zu übernehmen? Für Sätze wie »Ich liebe dich!« oder »Ich werde meine Frau verlassen!« oder »Ich weiß auch nicht, wie ich im Bett dieser 24-Jährigen landen konnte.« Oder dafür, dass sie sich tagelang nicht melden, nie ein Essen bezahlen? Man wünscht sich nur, Frauen würden Frauen mit derselben Großzügigkeit begegnen wie Männern und wären etwas britischer.

Elisabeth, die lange in London gelebt hat, erzählt, wie sich die Frauen dort dauernd und leidenschaftlich Komplimente machen. Wie es ein ganzes Vokabular dafür gibt, eine andere toll zu finden, ihr Selbstbewusstsein zu päppeln: »Es ist ganz normal, dass man sich regelrechte Liebeserklärungen macht.« Mit Staunen beobachtet sie, wie streng Frauen hier in Deutschland mit Frauen sind. Wie erbarmungslos. »Während Männer für jede Kleinigkeit beklatscht werden. Ich warte immer noch auf den Tag, an dem mein Mann mit einem Oscar nach Hause kommt, den ihm die Kolleginnen dafür verliehen haben, dass er meinetwegen nach Deutschland umsiedelte. Dass er sich quasi geopfert hat. Klar, wegen eines tollen Jobangebots, das ich bekommen hatte. Aber er profitiert ja auch von dem Geld, das ich nun mehr verdiene.«

Wie groß die Narrenfreiheit ist, die Männer bei Frauen genießen, berichtete auch Marion, von Beruf Gynäkologin, die anlässlich eines Ärztekongresses zu einem größeren Dinner geladen war. »Einer der Professoren, ein Mann um die 60, war so dermaßen beleidigend zu allen, dass ich erst dachte, er würde vielleicht unter dem Tourette-Syndrom leiden. Du weißt schon, diese Krankheit, bei der man zwanghaft flucht und schimpft. Mir tat er fast schon leid, weil ich annahm, die Gastgeberin hätte vergessen, uns darauf aufmerksam zu machen. Bis ich nach einigen ›Warum glotzen Sie so blöd?‹ oder ›Diese dämliche Schnepfe!‹ oder ›Halten Sie doch einfach die Klappe, wenn Sie nichts zu sagen haben!‹ kapierte, dass der noch als total ›normal‹ durchging.« »Der ist immer so!«, raunte mir meine Sitznachbarin zu. Ich solle das bloß nicht persönlich nehmen. Ich fragte: »Aber warum lädt man ihn dann ein?« Darauf sie: »Er ist doch ein Mann, da darf man sowieso nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.« Hätte eine Frau auch nur annähernd so viele Unverschämtheiten losgelassen, sie wäre vermutlich das letzte Mal Gast gewesen, und zwar für den Rest ihres Lebens.

Kann weg!

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