Читать книгу Sea and Fall - Svea Dunnabey - Страница 5
ОглавлениеKapitel III
In den folgenden Tagen versuchte ich mich so gut es eben ging auszuruhen. Jacob sorgte sich sehr um mich und las mir jeden Wunsch von den Augen ab, was mir fast schon unangenehm war. Ich hatte ihm gar nicht mitgeteilt, dass ich mittwochs entlassen wurde.
Als er schließlich abends nach Hause gekommen war und mich sah, hatte er sich direkt die nächsten zwei Tage frei genommen. Wir faulenzten den ganzen Tag, sahen uns alte Klassiker an und bestellten uns Pizza, da weder Jacob noch ich Lust hatten zu kochen. Abends kam Paul, der Freund von Jacob, vorbei und leistete uns Gesellschaft, bis sie irgendwann in seinem Zimmer verschwanden und auch ich zu Bett ging.
Ich telefonierte auch mit meinen Kindern und versicherte ihnen, dass alles in Ordnung war, weshalb sie beruhigt das Wochenende im Internat blieben. Emma musste zusätzlich trainieren, weil in drei Wochen ein großer Auftritt bevorstand und Ben musste ein Projekt planen. Daher hatte ich noch eine Woche mehr Zeit mich auszuruhen.
Natürlich dachte ich auch viel über Ethan nach und grübelte immer noch bis zur Verzweiflung. Er rief ein paar Mal auf meinem Mobiltelefon an, aber ich ging nicht ran. Ich hatte Angst davor seine Stimme zu hören und dann wie ein junger verliebter Teenager das Stottern anzufangen. Wahrscheinlich wollte er nur wissen, wie es mir ginge und das brauchte ihn nicht mehr zu interessieren. Die peinliche Stille, oder das unangenehme Gespräch am Telefon wollte ich einfach nicht riskieren.
Beinahe hatte ich vergessen, dass am Samstagabend eine Jubiläumsfeier der Universität stattfand zu der sowohl jeder Mitarbeiter der Universität als auch alle Geldgeber eingeladen waren. Auch Jacob arbeitete an der Universität, zwar nicht als Dozent der Mathematik, aber der Literatur, weswegen auch er eingeladen war.
Wir hatten schon vor Wochen geplant, dort zusammen hinzugehen und nun wollte ich ihn nicht hängen lassen. Es ging mir auch schon viel besser. Zwar hatte ich noch ab und an Kopfschmerzen, aber die hielten sich in Grenzen. Mit meinem Fuß konnte ich wieder normal auftreten. Das einzige was man noch sehen konnte, war mein Gipsarm, der mich aber nicht weiter störte.
Ich zog ein tailliertes, trägerloses, roséfarbenes Kleid an, das bis zum Boden weich herunterfiel. Vorne fiel es glatt, während es hinten eine leichte Wickeloptik aufwies und durch eine große Rose gehalten wurde. Somit wirkte es klassisch, aber dennoch verspielt. Meine Haare hatte ich vorher eingedreht, sodass sie nun lockig herunterfielen. So liebte ich sie am meisten, schön wellig. Zuletzt legte ich noch ein dezentes Make-Up auf, wobei ich meine Augen mit Smokey-Eyes hervorstechen ließ. Dazu noch eine kleine Perlenkette und Perlenstecker für die Ohren und ich war fertig.
Jacob trug einen schicken, edlen Anzug, allerdings keinen Dreiteiler wie es Ethan tat, aber dennoch elegant. Dazu ein weißes Hemd und eine graue Krawatte. Er sah zum Anbeißen aus und wahrscheinlich würden ihm die Frauen heute Abend wieder hechelnd zu Füßen liegen. Man merkte es ihm einfach nicht an, dass er schwul war.
Auch ich hatte es nicht bemerkt, bis ich bei ihm einzog und Paul kennenlernte, allerdings hatte ich auch nie irgendwelche Annäherungsversuche bei Jacob unternommen, sodass es nie ein Thema zwischen uns gewesen war. Es war ihm zwar nicht peinlich, aber er wollte es auch nicht jedem direkt auf die Nase binden. Seine engsten Freunde und seine Familie wussten Bescheid und der Rest war ihm egal.
Um 19 Uhr stiegen wir schließlich ins Taxi und fuhren zur Universität.
>> Danke, dass du heute mitkommst. Dir geht’s ehrlich gut?<<
>> Wie oft soll ich dir das noch sagen? Ja! Es geht mir gut.<< sagte ich lächelnd.
>> Du sagst mir aber sofort Bescheid, wenn irgendetwas ist, dann fahre ich sofort mit dir nach Hause.<<
>> Versprochen.<<
Er nickte zufrieden und ergriff meine Hand, die er fest drückte.
>> Mal so unter uns, du siehst mal wieder umwerfend aus. Ich würde dich direkt hier flachlegen, wenn ich nicht schwul wäre. Aber sag das nicht Paul.<<
>> Was bist du wieder romantisch heute, aber keine Angst, von mir erfährt er nichts.<<
>> Immer wieder gerne, meine Süße.<<
Dabei zog er mich an seine Seite und ließ mich nicht mehr los, bis wir schließlich ankamen.
Wir waren überpünktlich, aber trotzdem war es schon relativ voll. Jacob nahm sich erst einmal ein Glas Sekt und reichte mir eins mit Orangensaft. Durch die Tabletten gegen die Kopfschmerzen, die ich noch manchmal nahm, durfte ich keinen Alkohol trinken und ich wollte auch keinen. Sekt war einfach nicht mein Geschmack.
Wir mischten uns unter die Gäste und unterhielten uns mit einigen Kollegen und Freunden von der Arbeit. Jacob kannte eindeutig mehr Leute als ich, sodass ich oft nur an seiner Seite stand und den Gesprächen folgte.
Im Hauptsaal spielte eine Band klassische Stücke, während nebenan ein Buffet mit kleineren Häppchen aufgebaut war. Die Gäste waren allesamt sehr schick angezogen und bester Laune. Viele sprachen mich auf meinen Gipsarm an und da ich nach dem achten Mal keine Lust mehr hatte, die ganze Geschichte zu erzählen, versteckte ich ihn hinter Jacobs Rücken.
Wir unterhielten uns gerade mit Susan, als ich meinen Blick durch den Raum schweifen ließ und augenblicklich erstarrte.
Zwei Augen fixierten und durchbohrten mich regelrecht. Ethan! Was wollte er heute Abend hier? War er einer der Sponsoren? Verdammt. Er stand etwa fünf Meter entfernt und unterhielt sich mit dem Dekan, doch sein Blick war auf mich geheftet und ließ mich einfach nicht los. Wenn er es nicht tat, dann eben ich, dachte ich und drehte mich wieder zu Susan um.
>> Und Sarah, sehen wir uns Montag zum Mittagessen? Ich habe dir so viel zu erzählen. Ian hat sich gestern mit mir getroffen.<<
Sie war krampfhaft auf der Suche nach dem Richtigen, weswegen es fast jede Woche ein neuer Kerl war, von dem sie mir vorschwärmte. Trotzdem war sie liebenswürdig, ehrlich und nett, weswegen wir uns gut verstanden und auch schon öfter zusammen ausgegangen waren.
>> Natürlich. Du musst mir alles erzählen.<<
>> Darf ich auch mitkommen?<< fragte Jacob übertrieben eifersüchtig, sodass wir beide grinsten, ihn in unsere Mitte nahmen und uns an ihn kuschelten.
>> Natürlich!<<
Jacob grinste überglücklich, als plötzlich der Dekan und Ethan zu uns traten.
>> Dr. Huber, Ms Fraser, Dr. Harris, schön, dass sie heute Abend gekommen sind, darf ich Ihnen Mr. Thatcher vorstellen.<< begrüßte uns der Dekan und wies auf Ethan.
>> Dr. Harris<< antwortete Ethan kühl.
>> Ms Fraser.<< begrüßte er Susan schon ein wenig freundlicher, die sofort ihr schönstes Lächeln aufsetzte und sich in Pose stellte. Ian, ihr Flirt von letzter Woche, war anscheinend sofort vergessen, da sie es nun auf Ethan abgesehen hatte.
>> Dr. Huber, schön sie wiederzusehen, geht es ihnen besser?<<
>> Es geht mir gut, ja.<<
>> Sie kennen sich bereits?<< fragte der Dekan verwundert, worauf ich schnell antwortete, bevor Ethan es tun konnte.
>> Durch den Autounfall, den ich hatte. Der Fahrer des anderen Autos, war Mr. Thatchers Chauffeur.<<
>> Oh, na dann. Dr. Huber ist eine wahre Bereicherung für unsere Universität. In der Evaluation des letzten Semesters hat sie als eine der Besten abgeschnitten. Die Studenten besuchen ihre Vorlesung mit Begeisterung und scheuen sich nicht vor Arbeit.<< lobte mich der Dekan in den höchsten Tönen, sodass ich am liebsten im Boden versunken wäre.
>> Das kann ich mir gut vorstellen.<< antwortete Ethan, ohne den Blick von mir abzuwenden.
>> Mr. Thatcher ermöglicht viele Forschungen an unserer Universität und ich hoffe wir können ihn nächstes Semester dazu überreden, als Gastdozent ein paar Vorlesungen zu übernehmen. Unsere Studenten wären sicherlich hoch erfreut.<<
>> Das wäre wirklich eine Bereicherung. << entgegnete ich dem Dekan freundlich, aber insgeheim hoffte ich, dass ich ihn nie wieder an der Uni sehen müsste.
>> Ich werde es mir überlegen und mir gegebenenfalls ein paar Anregungen bei Dr. Huber holen, wenn sie so fähig und beliebt ist bei den Studenten.<< antwortete Ethan ernst und musterte mich nachdenklich.
Ich wollte gerade etwas erwidern, als eine große, dürre Blondine an seine Seite trat. Sie hatte zwei Gläser Prosecco in der Hand und schmiegte sich an ihn. Ich glaubte, ich hätte sie schon einmal auf irgendeiner Reklametafel gesehen, sie musste also ein Model sein und so umwerfend wie sie aussah, kam das auch hin. War ja klar, dass er sich nur mit den hübschesten Frauen zufrieden gab.
Es war genauso, wie ich es mir eingeredet hatte. Ich war nichts Besonderes in seinem Leben und wahrscheinlich hatte er den Kuss unterbrochen, weil ihm plötzlich aufgefallen war, mit wem er da eigentlich rummachte. Meine Stimmung war am Tiefpunkt angelangt und ich wollte nur noch aus seiner Reichweite verschwinden.
>> Da bist du ja, ich habe dich schon überall gesucht. Ich hab dir gleich ein Glas mitgebracht.<< sagte sie und reichte es ihm. Zunächst bemerkte sie mich wohl nicht, wie auch, sie hatte ja nur Augen für ihn. Aber als sie seinem Blick folgte und mich schließlich doch noch sah, beäugte sie mich von oben bis unten, bis sie ein herablassendes Gesicht machte und sich noch enger an ihn schmiegte. Er nahm das Glas in die Hand und wollte sie uns gerade vorstellen, als ich mich zum Dekan wandte.
>> Es ist wirklich ein sehr schönes Fest, am meisten gefällt mir die Band und die Interpretation ihrer klassischen Stücke. Da haben sie sich wahrlich selbst übertroffen. Aber wir wollten noch zum Buffet gehen, bevor die leckersten Speisen vergriffen sind, wenn sie uns also entschuldigen würden.<<
>> Aber natürlich, lassen sie es sich schmecken.<<
>> Mr Thatcher.<< nickte ich in seine Richtung, ohne ihm jedoch in die Augen zu sehen. Seine Begleitung beachtete ich nicht. Jacob und Susan verabschiedeten sich ebenfalls und wir schritten in Richtung Buffet. Susan traf auf dem Weg einen Kollegen, sodass wir alleine weitergingen und ich mich bei Jacob unterhakte.
>> Ich kriege ein wenig Kopfschmerzen.<< sagte ich beiläufig zu ihm und fasste mir an mein Nasenbein, um ihnen entgegenzuwirken.
>> Wirklich? Dann sollten wir lieber gehen. Komm ich hole ein Taxi.<<
>> Nein, nein. Es geht schon noch. Es ist nur ziemlich laut hier und alles so hell. Ich suche mir gleich einfach ein ruhigeres Plätzchen.<<
>> Wir können auch nach Hause fahren, wirklich. Ich möchte nicht, dass du dich überanstrengst!<<
>> Es geht noch Jacob. Wirklich! Ich wollte nur ehrlich zu dir sein und wenn es zu stark wird, dann sage ich es dir und wir fahren sofort, ok?<<
>> Gut. Auch wenn es mir gar nicht gefällt.<<
Er drückte mir einen zarten Kuss auf die Schläfe und drückte mich an sich.
>> Sarah!<< rief hinter uns eine Stimme, weshalb ich mich umdrehte.
>> Sarah, warte bitte kurz.<<
Ethan! Diesen Mann wurde man wahrlich nicht los. Immerhin war er ohne seine Begleitung gekommen, jedenfalls noch.
>> Können wir kurz reden? Ungestört?<<
>> Ethan, bitte.<<
>> Es geht um den Unfall, hättest du kurz Zeit? Oder morgen vielleicht?<<
Wenn ich schon mit ihm auf dieser Feier war, konnte ich die Angelegenheit auch sofort mit ihm klären, besser als ihn morgen noch einmal wieder sehen zu müssen. Ich seufzte und entwand mich Jacob.
>> In Ordnung. Mein Büro ist im vierten Stock, da könnten wir hingehen.<<
>> Gut.<<
Ich drehte mich schnell zu Jacob um und strich über seinen Arm, weil ich wusste, dass ihm mein Vorhaben ganz und gar nicht gefiel. Immerhin wusste er alles, was zwischen Ethan und mir gewesen war und wie sehr ich mir den Kopf deswegen zerbrach.
>> Bin gleich wieder da, Jacob.<<
>> Soll ich mitkommen?<< fragte er besorgt.
>> Nein, dass geht schon.<<
Er nickte widerwillig.
>> Ruf an, wenn was ist, ansonsten bin ich hier unten und warte.<<
Ich ging zu Ethan und steuerte mit ihm auf die Halle mit den Aufzügen zu.
>> Was ist mit deiner Freundin?<< fragte ich beiläufig.
>> Wie bitte?<<
>> Die Blondine.<<
>> Sie ist nicht meine Freundin und ich denke sie wird allein zurecht kommen.<<
Dabei sah er mich ernst an. Ich zuckte nur unbeeindruckt und gleichgültig die Schultern.
Wir stiegen in den Aufzug und fuhren hinauf zur vierten Etage.
>> Geht es dir wirklich gut? Du solltest dich doch noch eine Woche ausruhen!<<
>> Sagte ich doch bereits. Es geht mir gut!<<
Eigentlich empfand ich den Aufzug immer als groß genug. Wenn das Gebäude zur Rushhour gut besucht war, drängten sich gut und gerne zehn Menschen in den Fahrstuhl und trotzdem fühlte ich mich da nicht so unangenehm und peinlich berührt wie jetzt, wo nur Ethan mit mir hier drinnen war. Und warum fuhr das Ding nur so langsam? Ich starrte auf die Anzeige, um ihm ja nicht in die Augen sehen zu müssen.
Ein „Bing“ ertönte und wir stiegen aus. Endlich!
Mir fiel auf, dass ich seit zwei Wochen nicht mehr hier gewesen war, da zunächst der „Mid-Session-Break“ im September gewesen war und ich dann den Unfall gehabt hatte. Die Halle hing voll von Flyern mit Angeboten für das Überarbeiten von Examensarbeiten und Auslandsreisen. Wir durchquerten eine Feuertür und gingen in den Flur, wo mein Büro lag. Allerdings war es stockfinster im Gang, bis ich den Lichtschalter fand und ihn betätigte.
Aus meiner Clutch zog ich den Schlüssel heraus und schloss die Tür auf. Hinter der Tür waren jedoch jede Menge Ausarbeitungen von Studenten, die ich erst einmal aufheben musste. Ich bückte mich, was in dem Kleid gar nicht so einfach war, ohne dabei wie der letzte Trottel auszusehen und hob die einzelnen Ordner und Sammlungen auf. Als ich sie auf den Schreibtisch gelegt hatte, schaute ich endlich zu Ethan. Der ließ den Blick aufmerksam durch den Raum schweifen.
Es gab hier nicht viel zu sehen. Ich hatte einen großen Schreibtisch mit Blick auf die Tür, dahinter war eine durchgängige Fensterfront mit Blick auf den Campus, der durch die verschlossenen Jalousien jedoch nicht zu sehen war. Zwischen Tür und Schreibtisch war ein runder Tisch mit vier Stühlen, um mit Studenten über ihre Arbeiten diskutieren zu können, oder um Prüfungen abzunehmen. Rechts waren Aktenschränke und gegenüber war eine Kommode mit einem Kaffeevollautomaten und einem Wasserkocher. Ein paar Pflanzen sorgten für Farbtupfer im Raum. Zu meiner Verwunderung waren sie in der Zwischenzeit nicht eingegangen, wahrscheinlich hatte Jacob sie gegossen.
Als ich wieder zu Ethan sah, blickte er mich mit einem durchdringenden Blick an. Wir schwiegen eine Weile, bis er endlich das Wort ergriff.
>> Du bist verheiratet?<<
Ich hätte mit jeder erdenklichen Frage gerechnet, warum bist du nicht ans Telefon gegangen, wieso bist du heute Abend hier oder auch wer ist dieser Jacob wirklich, aber nicht mit dieser. Ich glaube, ich sah aus wie ein Reh, das erschrocken auf der Straße stand, weil ein Auto kurz davor war, es zu überfahren. Vollkommen schockiert, mit weit aufgerissenen Augen, ohne dabei in der Lage zu sein, sich zu regen oder etwas zu sagen.
>> Stimmt es?<< drängte er mich zu einer Antwort.
>> Ich wüsste nicht, was dich das angeht!<< zischte ich ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust.
>> Sarah!<< tadelte er mich, bevor er einen Schritt auf mich zuging und einen neuen Versuch startete.
>> Stimmt es oder nicht?<< fragte er mich erneut und baute sich bedrohlich vor mir auf, sodass ich nachgab.
>> Noch bin ich es, ja.<<
>> Wer ist es? Hab ich ihn im Krankenhaus gesehen?<<
>> Keine Ahnung, falls du dich erinnerst, ich war bewusstlos, was weiß ich, wen du da getroffen hast.<<
>> Nur diesen Jacob, aber der hat ja einen anderen Nachnamen, also kann er es nicht sein und noch so einen dunkelhaarigen Typen, einen guten Kopf kleiner als ich, ich glaub sein Name fing auch mit „J“ an.<<
>> Julian.<<
>> Kann sein, war er es?<<
>> Wenn es Julian war, ja.<<
Wieder eine Pause.
>> Wieso habt ihr euch getrennt?<<
>> Das geht dich wirklich nichts an und es reicht mir langsam. Du sagtest, dass du etwas wegen des Unfalls mit mir besprechen müsstest, also lass diese persönlichen Dinge, sonst gehe ich wieder.<<
Ich war wütend. Er hatte mich überrumpelt, vollkommen überrollt mit einem 16 Tonner und als er das getan hatte, hatte er, da es so schön gewesen war, noch einmal den Rückwärtsgang eingelegt, um mich ein zweites Mal zu überfahren.
Woher wusste er das mit Julian und warum interessierte es ihn? Es schien ihm wichtig zu sein zu wissen, dass ich mich von Julian trennen würde, aber warum? Dieser Mann brachte mich noch um den Verstand.
Aber auch er rang scheinbar um Fassung. Er sah fast so aus, wie vor einigen Tagen im Krankenhaus. Die Hände zu Fäusten geballt, leicht zitternd, die Atmung schwer und die Lippen fest aufeinandergepresst. Es war zum einen beängstigend, aber vor allem war es unglaublich sexy.
Einen Augenblick sahen wir uns wütend an, dann nahm ich mutig meine Clutch vom Schreibtisch und schritt in Richtung der Tür, doch bevor ich zwei Schritte machen konnte, presste er mich mit seinem Körper auch schon gegen den Aktenschrank und küsste mich gierig.
Seine Zunge leckte über meine Lippen, vorsichtig biss er mir in die Unterlippe, bevor er den Schmerz durch leichtes saugen linderte. Seine Zunge suchte verzweifelt nach meiner, seine Hände umfassten meinen Hintern, gruben sich hinein und zogen mich an seinen Schritt. Ich ließ meine Clutch fallen und klammerte mich an seinem Rücken fest, da ich Angst hatte sonst den Halt zu verlieren.
Ich verfluchte meinen Gips, denn durch ihn war meine linke Hand einfach nur ungeschickt und hart. Ich konnte nicht anders, als seinen Kuss zu erwidern. Genau das war es, was ich seit dem letzten Morgen im Krankenhaus wollte. Ihn wieder schmecken, riechen und spüren und anscheinend wollte er es genauso wie ich. Brauchte es genau so wie ich.
Ich spürte, wie sein Schwanz an meinem Bauch immer härter wurde und wie sehr sich in mir der Wunsch regte, er möge mich hier und jetzt ficken. Dass er mich gegen den Schrank drücken würde, während ich meine Beine um ihn schloss und er immer wieder seinen geilen, harten Schwanz in mich rammen würde.
Wir küssten uns immer noch heftig, atmeten schwer, während eine seiner Hände zu meinen Brüsten wanderte und sie knetete. Ich hatte Angst wieder seinen Schwanz zu packen, was wäre wenn er wieder so ausflippen würde wie beim letzten Mal? Das würde ich nicht überstehen. Als ich stattdessen meine rechte Hand nahm und mit ihr durch seine Haare fuhr, stöhnte er auf.
>> Seit wir uns das letzte Mal geküsst haben..... sehne ich mich danach.... dich wieder zu berühren....dir nah zu sein... dich ganz für mich zu haben.<< hauchte er zwischen einzelnen Küssen. Bis er schließlich seine Lippen zurückzog und nur noch seine Stirn an meiner lehnte.
>> Es tut mir so Leid, Sarah!<<
Panik stieg in mir auf, würde es jetzt wieder genau so sein, wie im Krankenhaus, dass er mich vollkommen erregt und geil, wie eine räudige Katze zurückließ? Voller Selbstzweifel?
>> Was tut dir Leid?<< fragte ich vorsichtig und vollkommen außer Atem.
>> Das am Mittwoch im Krankenhaus, wie ich reagiert habe, es ist nur...<< er machte eine Pause.
>> Was? Ist es wegen der Blondine?<<
>> Was? Nein! Jody ist nur eine gute Freundin, die mich ab und an zu solchen Veranstaltungen begleitet.<<
>> Sah aber nicht danach aus.<<
>> Sie ist wirklich nur eine gute Freundin, glaub mir.<<
>> Was ist es dann?<<
>> Ich...Sarah... es ist kompliziert, ich kann es dir nicht erklären...<<
Er sah gequält und traurig aus. Was beschäftigte ihn nur so sehr?
>> Es wäre wirklich besser für dich, wenn du mich vergessen würdest, ich hätte dich nicht küssen dürfen, weder jetzt noch vor ein paar Tagen, aber ich kann nicht anders, wenn ich dich sehe, deine dunkelbraunen großen Augen, deine Lippen und dann noch deine braunen langen Haare...<<
Ich wollte jetzt keine Entschuldigungen oder Ausflüchte hören, verdammt ich wollte ihn. Jetzt! Sofort!
>> Dann hör auf dir den Kopf zu zerbrechen und nimm mich einfach. Ethan, ich steh vor dir, bin so verdammt scharf auf dich und deine Berührungen, küss mich, fass mich an!<<
Seine Augen verdunkelten sich und die Traurigkeit die eben noch sein Gesicht gezeichnet hatte, war verflogen und einem unstillbaren Verlangen gewichen. Doch er hielt sich zurück, zähmte seine Begierde.
Als er sich nicht regte, nahm ich all meinen Mut zusammen und ging auf ihn zu, berührte seine Brust und zog ihm das Jackett aus. Er schloss seine Augen und ich spürte, wie sehr er unter Anspannung stand und zitterte. Das Jackett legte ich sorgfältig auf einem Stuhl hinter ihm ab und trat wieder vor ihn. Seine Augen waren immer noch verschlossen, sein Kopf jedoch gesenkt. Da ich hohe Schuhe anhatte, war unser Größenunterschied diesmal nicht ganz so extrem, sodass ich ihn vorsichtig küssen konnte. Als meine Lippen seine berührten, schob ich meine Hand wieder in seine Haare und zog mit meiner Zunge seine Lippen nach, knabberte an ihnen, bevor ich vorsichtig Einlass in seinen Mund forderte. Ich umgarnte seine Zunge, spielte mit ihr und musste nicht lange warten. Er konnte mir nicht wiederstehen und erwiderte meine Annäherungsversuche.
Der anfänglich zärtliche Kuss wurde wieder ungestümer, fordernder und vor allem aufregender. Er war ein ganzer Mann, der wusste was er wollte und das war es, was mir so an ihm gefiel, was mich so verdammt geil machte.
Als ich merkte, dass er mich genau so sehr wollte, wie ich ihn und wir beide so erregt waren, dass es kaum auszuhalten war, unternahm ich einen neuen Versuch und strich mit der Hand über seinen Schwanz. Wieder stöhnte er auf, drückte mir sein Glied entgegen, was ich als Einladung auffasste. Meine Hand strich an der gespannten ausgebeulten Hose auf und ab, während unsere Zungen nicht mehr zu bändigen waren.
Da ich unter meinem Kleid keinen Tanga trug, weil man den durch das Kleid sehen konnte, merkte ich, wie mir der Saft fast schon herunterlief. Allerdings konnte ich das Kleid auch nicht hoch- oder ausziehen, da es einfach zu schwer war, dieses Ding wieder anzuziehen. Sex war also leider keine Option heute Abend.
Dennoch wollte ich ihn befriedigen, damit all die Selbstzweifel aus meinem Kopf ausgeräumt werden konnten. Ich wollte ihm einen blasen. Ich liebte es einen Mann auf diese Weise zum Höhepunkt zu bringen, ihm zu zeigen, wie gerne ich mit seinem Penis spielte, ihn liebkoste und ihm dabei zusah, wie er kam.
Als ich es schließlich nicht mehr aushielt, fummelte ich am Knopf seiner Hose herum, um sie ihm auszuziehen und seinen schweren, harten Schwanz aus dem engen Gefängnis zu befreien. Vor allem aber wollte ich ihn sehen.
Während ich den Reißverschluss herunterzog und sich Gitterstab, um Gitterstab des Gefängnisses öffnete, merkte ich, wie Ethan sich verspannte und ließ sofort von ihm ab. Ich riss mich von seinen Lippen los und knabberte an seinem Ohr.
>> Entspann dich.<< flüsterte ich ihm ins Ohr, damit ich hoffentlich weitermachen durfte.
>> Sarah, ich will dich, wirklich, nichts mehr als das, aber ich kann es nicht, ich darf es einfach nicht.<<
>> Ich möchte es aber! Verwehre mir nicht diesen Wunsch. Ich möchte deinen prächtigen Schwanz sehen und ich glaube der möchte mich auch, da hast du gar nichts mitzureden. Sie wurden also überstimmt, Mr. Thatcher.<< feixte ich.
>> Aber...<< fiel er mir ins Wort, doch ich ließ ihn nicht ausreden.
>> Nichts aber! Diesmal nicht. Ich werde jetzt deinen Schwanz nehmen, ihn mit meiner Zunge verwöhnen, ihn immer wieder in meinen Mund stoßen und daran saugen, bis du es nicht mehr aushältst und du so heftig in mir abspritzt, dass ich deinen geilen Samen sofort herunterschlucken werde.<<
Ich untermauerte meine Worte durch Taten, indem ich währenddessen mit meiner Hand an seinem Penis entlangfuhr. Er atmete immer schwerer und sein Blick verdunkelte sich noch mehr. Seine Augen hatten nun die Farbe eines dunkelblauen Ozeans, der bei Windstärke zwölf tobte. Anscheinend hatte ich ihn überzeugt.
Ich zog ihn zum Aktenschrank, sodass er sich gemütlich anlehnen konnte, küsste ihn noch einmal voller Leidenschaft und riss ihm dabei die Hose und Boxershorts vom Leib. Seine Beine waren kräftig, männlich und muskulös, genau so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Leider konnte ich seinen Hintern nicht in Augenschein nehmen, aber er musste knackig und stramm sein, so fühlte er sich jedenfalls an.
Sein Penis sprang heraus und zeigte sich mir in voller Pracht. Verdammt, er war groß, zu groß dachte ich und so dick, mit einzelnen Adern, die seine Männlichkeit betonten und ihn bedrohlich wirken ließen. So einen gut ausgestatteten Mann hatte ich bisher noch nie gehabt. Er hätte gut und gerne Pornos drehen können. Jeder Darsteller wäre vor Neid erblasst.
Umso mehr freute ich mich auf das, was ich nun vor hatte. Ich kniete mich vor ihm hin, nahm seinen pochenden Schwanz in die Hand und fing an mit der Zungenspitze über seine Eichel zu fahren, wobei ich Ethan nicht aus den Augen ließ. Er hatte seinen Mund leicht geöffnet, stöhnte leise und betrachtete mich voller Argwohn.
>> Sie haben einen geilen, großen und dicken Schwanz Mr Thatcher.<<
>> Gefällt er ihnen?<< fragte er sichtlich erregt und um Beherrschung bemüht.
>> Mehr als das, ich vergöttere ihn.<<
Nach diesen Worten befeuchtete ich meine Lippen und nahm seinen Schwanz so weit es ging in meinen Mund auf, während meine Zunge weiterhin um ihn kreiste. Ich unterdrückte meinen Würgereflex, um ihn noch tiefer in mich aufzunehmen, wobei er einfach zu groß und dick war, um ihn vollständig hineinzustecken.
>> Ja!.... Mach weiter so, dass ist geil.<< stöhnte er, was mich dazu anheizte weiterzumachen. Immer wieder ließ ich seinen Schwanz herausgleiten und nahm ihn dann wieder in den Mund.
>> Oh Gott, Sarah, was machst du...<< entfuhr es ihm, während er mit seiner Hand meinen Kopf dirigierte.
Mit der rechten Hand spielte ich mit seinen Eiern, massierte sie, drückte sie und zog an ihnen. Er bäumte sich mir immer weiter entgegen, Lusttropfen benetzten meine Zunge und schmeckten herrlich süß. Ich fing an, an seinem Schwanz zu saugen, während ich ihn herausgleiten ließ und die Eier drückte.
>> Verdammt, wenn du nicht aufhörst, komme ich gleich, dass ist einfach zu geil.<<
Ich ließ mich nicht beirren, ich wollte ja, dass er kam, dass er in mir kam und es machte mich so verdammt geil, dass ich am liebsten Hand an mir selbst angelegt hätte.
Statt meiner rechten Hand, nahm ich nun meine linke, um seine Eier zu massieren, das konnte ich auch mit dem Gips. Die rechte legte ich um seinen Schaft und drehte sie, während ich weiterhin immer schneller seinen Penis hinein- und herausgleiten ließ. Meine Zunge flatterte an der Eichel entlang, während mein Blick nach oben zu ihm wanderte, doch er war so in Ekstase, dass er die Augen geschlossen und seinen Kopf zurück gegen den Schrank gelegt hatte. Seine Brust hob und senkte sich schnell.
Er sah so verdammt verrucht aus mit heruntergelassener Hose und Boxerhorts, die ihm an den Füßen baumelten, während er oben herum noch vollkommen festlich gekleidet war. Ein richtiger Geschäftsmann, der sich nicht mehr unter Kontrolle hatte und ich war diejenige, die ihn in diese Situation gebracht hatte.
>> Sarah warte, ich kann das nicht, ich darf das nicht.<< sagte er plötzlich, als er kurz davor war zu kommen und versuchte sich von mir zu lösen, doch ich ließ es nicht zu, saugte noch heftiger an seinem Schwanz und drückte seine Eier so gnadenlos, dass er seine Fäuste gegen den Aktenschrank schlug und mit einem brutalen Aufschrei kam. Sein Schwanz pochte heftig und stieß Schwall um Schwall in meinen Mund. Dabei drückte er ihn mir so tief in den Mund, dass ich beinahe keine Luft mehr bekam.
Schnell schluckte ich den ersten Schwall herunter, weil ich Angst hatte, es würde nicht alles in meinem Mund passen. Als nichts mehr kam, schluckte ich nochmals, liebkoste noch kurz seinen Schwanz und ließ ihn schließlich langsam aus meinem Mund gleiten.
Ich hatte irgendwie Angst ihm in die Augen zu sehen, da er versucht hatte, sich mir zu entziehen, kurz bevor er gekommen war. Hatte er es am Ende doch nicht gewollt? Hatte ich ihn zu etwas gezwungen? Wieder einmal trieben mich meine Gedanken in den Wahnsinn. Schließlich stand ich auf und blickte forschend zu ihm hoch.
Seine Augen waren immer noch verschlossen und seine Hände hatte er in seinen Haaren vergraben. Dachte er nach? Überlegte er, was er sagen sollte? Wie er sich aus der Situation retten konnte? Auf einmal steckte mir ein Kloß in der Größe des Ayers Rock im Hals, der einfach nicht weggehen wollte. Es war solch eine komische, angespannte Atmosphäre zwischen uns, wie ich sie noch nie in meinem Leben erlebt hatte. Irgendwelche Worte fanden die Männer doch immer, auch wenn sie noch so plump waren.
Ich entschied den Anfang zu machen und hob meine Clutch auf.
>> Ich geh mir kurz die Haare richten.<< sagte ich im Gehen zu ihm, da mir nichts besseres einfiel. Die Toiletten waren auf dem Gang, weshalb ich mein Büro verließ und woran Ethan mich auch in keinster Weise hinderte.
Als ich in den Spiegel schaute, fragte ich mich, wer da eigentlich vor mir stand. War ich das noch? Ich wollte frei sein, nie wieder von einem Mann abhängig sein, dafür hatte ich einfach zu schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Ich war selbst jetzt noch nicht darüber hinweg. Und nun?
Ich versuchte mir einzureden, dass ich nichts von Ethan wollte, dass es nur etwas Körperliches war, aber damit belog ich mich selbst. Wer einmal hinter seine Fassade schauen konnte, merkte, dass ihn etwas bedrückte, dass er sehr einsam war, genau so wie ich es eigentlich schon mein ganzes Leben lang war.
Diesen Mann wollte ich kennenlernen, herausfinden, wieso er so verschlossen war und warum er niemanden an sich heran ließ. Wir hatten uns gerade erst kennengelernt und trotzdem hatte er diese Wirkung auf mich. Wenn er bei mir war, fühlte ich mich wohl, geborgen und irgendwie auch besonders, aber sobald er wieder hinter seiner Mauer Posten bezogen hatte, wurde ich auf das Abstellgleis gestellt. Und genau dann begannen meine Selbstzweifel, die ich seit meiner Kindheit und vor allem auch nach der Trennung von Julian, mit allen Mitteln versuchte unter Kontrolle zu bekommen.
Er konnte jemanden wie mich nicht mögen, mich lieben, dazu war ich einfach nicht liebenswert und besonders genug. Würde er irgendwann die Mauer abreißen können, damit meine Selbstzweifel ein Ende hatten? Könnte ich sie irgendwann zum Einstürzen bringen? Wahrscheinlich nicht. Es war sowieso auch die Frage, ob ich überhaupt die Kraft und Zeit dazu hatte.
Ich seufzte und schob die Gedanken beiseite. Meine Haare sahen noch in Ordnung aus und auch mein Make-up brauchte keine große Auffrischung oder Korrekturen. Ich wusch mir schließlich kurz die Hände und ging zurück zum Büro.
Ich wusste, dass er nicht mehr da war. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. So wie er nach dem Blowjob ausgesehen hatte, hatte er verzweifelt nach einer Gelegenheit gesucht, um hier wegzukommen, genau wie im Krankenhaus und ich hatte ihm eine Möglichkeit aufgezeigt. Es brachte nichts ihn aufzuhalten, wahrscheinlich brauchte er genauso den Freiraum wie ich und wer uns versuchte einzusperren, der konnte nur verlieren. Auch wenn es weh tat, ich konnte nichts dagegen tun. Ich hatte mir extra viel Zeit auf der Toilette gelassen, sodass er sich nicht einmal hätte beeilen müssen.
Vor der Tür atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich sie zitternd öffnete. Das Büro war leer. Auch wenn ich es gewusst hatte, tat es weh. Verdammt weh! Ich setzte mich auf meinen Bürostuhl, um mich kurz zu sammeln und wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
Als mein Blick über den Schreibtisch wanderte, fiel mir ein Umschlag auf. Hatte Ethan den hier hingelegt? Der war eben doch noch nicht da gewesen. Skeptisch hob ich ihn auf. Er war schwer, irgendetwas Hartes war da drin, das klimperte. Ich öffnete ihn und erblickte einen Autoschlüssel und eine kleine Notiz.
„Es tut mir Leid... Schon wieder. Das Auto zum Schlüssel steht vor deiner Tür, ich denke du hattest noch kein Neues.
Ethan“
Schockiert blickte ich abwechselnd auf die Notiz und auf den Schlüssel. Ein Auto? Ich schaute den Schlüssel genauer an. Es war wohl ein Audi, aber warum machte er das? Ich wollte kein Auto von ihm. Die Versicherung wollte mir bald das Geld überweisen und dann hätte ich mir ein neues Auto gekauft, dafür brauchte ich ihn nicht.
Er sollte mir nichts schenken. Irgendwie kam ich mir billig vor, wie eine kleine Barbie, die an seiner Seite stünde und nur sein Geld wollte. Dieser Gedanke ekelte mich dermaßen an, dass ich ihn sofort verdrängte. Ich würde mir selbst ein neues Auto kaufen, wenn ich das Geld von der Versicherung bekäme und ich wieder fit genug zum Fahren war.
Und was war das andere?
„Es tut mir Leid...Schon wieder“
Das hieß er hatte die Nachricht geschrieben, nachdem ich auf Toilette gegangen war. Aber was genau tat ihm Leid und wieso konnte er nicht einfach bleiben und mit mir reden? Wieso lief er immer vor mir weg?
Ich hatte gedacht, dass das mit dem „über den Unfall“ reden nur eine Masche von ihm gewesen war, um mich hier hochzulocken, damit wir alleine waren. Doch das war es nicht. Das Auto war die Sache, die er mit mir wegen des Unfalls besprechen wollte. Hatte ich mich ihm also sexuell aufgedrängt? Ihn zu etwas überredet oder gezwungen? Nein, das konnte nicht sein. Er hatte mich zurückgehalten und geküsst, als ich gehen wollte. Er war genauso beteiligt gewesen wie ich.
Ein Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Mein Telefon. Schnell kramte ich es heraus und sah Jacobs Gesicht auf dem Display.
>>Hi<< begrüßte ich ihn mit einem gespielten Lächeln, damit es überzeugend klang.
>> Wo steckst du? Ethan ist schon wieder hier unten, aber dich sehe ich nirgendwo. Alles in Ordnung, Kleine?<<
>>Ja<< log ich. >> Ich komme runter, bin in fünf Minuten da.<<
>> Das will ich auch hoffen, ich brauche dich hier, dringend!<<
Eine weibliche Stimme erklang im Hintergrund, ziemlich schrill und anstrengend. Anscheinend hatten da einige Frauen Junggesellenblut geleckt.
>>Ich beeile mich. Halt durch!<< sagte ich und legte auf. Schnell verstaute ich die Notiz und den Schlüssel in meiner Clutch und ging zu den Aufzügen. Jacob hatte Ethan also schon unten gesehen, ob er immer noch da war, wenn ich unten ankam? Den Schlüssel würde ich ihm auf jeden Fall wiedergeben, falls ich ihn heute Abend noch sah. Das würde mich zwar viel Kraft kosten, ihm wieder gegenüber zu stehen und so zu tun, als wäre nichts geschehen, oder als würde es mich völlig kalt lassen, aber das würde ich schon schaffen. Meine schauspielerischen Fähigkeiten waren dafür allemal gut genug.
Als die Aufzugtüren aufgingen und ich wieder in der Lobby stand, erfasste mich sofort die enorme Lautstärke. Die Musik war wesentlich lauter als vorhin und auch die Gäste trugen zum höheren Geräuschpegel bei, indem sie versuchten, die Musik zu überstimmen.
Ich schlug mich in Richtung des Buffets durch und suchte nach Jacob. Er saß in einem von drei Sesseln, die zueinander zeigten, damit man sich unterhalten konnte. Er war in Gesellschaft von zwei netten jungen Damen, die ihn anscheinend anhimmelten. Ihre Körpersprache wies jedenfalls darauf hin. Beide waren stark zu ihm geneigt und klebten förmlich an seinen Lippen. Als er mich sah, stand er stürmisch auf und schritt energisch in meine Richtung.
>> Da bist du ja endlich!<< rief er, um überhaupt mein Gehör zu erreichen.
>> Ich habe mir schon Sorgen gemacht.<<
>> Tut mir Leid, hat ein wenig länger gedauert.<<
Er musterte mich kurz, beließ es aber dabei.
>> Möchtest du jetzt etwas essen?<<
Ich blickte zum Buffet oder besser gesagt, zu dem, was noch davon übrig geblieben war. Ich kam wohl zu spät.
>> Ist ja nicht mehr viel übrig.<<
>> Komm mit.<<
Jacob zog mich mit sich zu dem Sessel. Neben dem Sessel stand ein kleiner Tisch auf dem ein Teller mit vielen kleinen Häppchen lag.
>> Für dich, Süße. Lass es dir schmecken.<<
>> Du bist ein Schatz! Danke<<
Ich gab ihm vor lauter Dankbarkeit einen dicken Kuss auf die Wange. Ich hatte nur gefrühstückt, da ich wusste, dass es ein Buffet geben würde und dieses immer so köstlich war, dass ich Platz in meinem Magen gelassen hatte. Da kein Sessel mehr frei war, zog mich Jacob auf seinen Schoß.
Nachdem er mir die beiden Frauen vorgestellt und mich als seine Freundin ausgegeben hatte, aß ich zufrieden die Häppchen. Immer wieder gab er mir kleine Küsse auf den Arm oder die Hand, um Betty und Mary davon zu überzeugen, wie verliebt er doch in mich war und sie somit keine Chance hätten, während sie sich über Shakespeare unterhielten. Ein Thema zu dem ich nichts beitragen wollte und konnte. Literatur war nicht mein Gebiet, da redete ich lieber über Zahlen oder die Musik. Ich ließ ihn sein Spiel spielen und suchte den Raum nach Ethan ab. War er noch hier? Ich wollte unbedingt wieder den Schlüssel loswerden, aber ich konnte ihn nicht sehen.
Kurz sah ich zu den Frauen neben uns. Anscheinend hatten sie verstanden, dass sie nicht bei ihm punkten konnten, weshalb sie sich im Raum nach einem neuen Kandidaten umsahen.
>> Da vorne ist Leon. << sagte Jacob plötzlich freudestrahlend. Ich wusste, dass er insgeheim gehofft hatte, dass Leon heute hier sein würde. Die beiden waren drei Jahre lang ein Paar gewesen, bis Leon der Arbeit halber in die USA gegangen war. Er hatte mir etliche Fotos und Videos von ihm gezeigt und mir verraten, dass er immer noch Gefühle für ihn hatte, was nicht ganz einfach war, wo er jetzt eine Beziehung mit Paul führte. Vor drei Wochen hatte er eine Mail von Leon erhalten und erfahren, dass er wieder in Australien war und auch zu dieser Feier kommen würde.
>> Dann geh zu ihm, aber denk bitte dran, dass du mit Paul zusammen bist.<<
Jacob war Treue normalerweise wichtig, doch ich wusste nicht, ob das in dieser Situation auch zutraf und ich mochte Paul. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich mich für ihn einsetzen und stark machen musste.
>> Keine Angst, kommst du denn alleine klar?<<
>> Sicher. Geh schon.<<
Ich gab ihm einen Klaps auf den Hintern und schob ihn somit in die Richtung von Leon.
>>Aber falls ich mich nicht mehr blicken lasse, kannst du vielleicht schon mal allein nach Haus fahren? Es könnte länger dauern, immerhin haben wir uns über ein Jahr nicht mehr gesehen.<<
Ich nickte und blickte in Leons Richtung. Er sah wirklich gut aus. Groß, durchtrainiert, soweit ich das begutachten konnte, blonde Haare, braun gebrannt. Ein echter Sunnyboy. Ganz anders als Paul, der eher wie ein buchstäblicher Banker aussah.
Als Jacob weg war, drehte ich mich ein Stück herum und erblickte Ethan, der mich wieder fixierte. Er war wirklich noch hier. Ich hatte ihn wohl nicht gesehen, weil er vorher in meinem toten Winkel stand. Hatte er mich die ganze Zeit schon beobachtet? Jody stand natürlich neben ihm und versuchte mit allen Mitteln seine Aufmerksamkeit zu bekommen, die ihr jedoch, im Moment jedenfalls, verwehrt blieb.
Ein Kellner kam zu mir und bot mir ein Glas Sekt an, was ich jedoch dankend ablehnte. Allerdings gab ich ihm den Auftrag den Schlüssel an Ethan zu übergeben, wofür ich ihm ein nettes Trinkgeld spendierte. Er nahm es dankbar an und marschierte in Richtung seines Ziels. Als ich sah, wie er Ethan ansprach und ihm den Schlüssel überreichte, verließ ich den Raum und ging nach draußen.
Ich wollte nur noch nach Hause, alleine sein und nicht mehr schauspielern müssen. Ich hatte mich bei Jacob schon zusammengerissen, damit er nichts bemerkte und keine unangenehmen Fragen stellte, aber die würde ich mir wahrscheinlich morgen anhören müssen. Egal, wie gut ich mich verstellte, er fand es immer heraus, aber vielleicht hatte ich ja dieses Mal Glück, weil er durch Leon abgelenkt war.
Schnell ging ich zu den Taxen, damit Ethan mich nicht doch noch einholen und zur Rede stellen konnte. Doch ich hatte Glück, erwischte ein Taxi und fuhr schnell los. Da der Fahrer meine Stimmung richtig deutete und mich in Ruhe ließ, gab ich ihm ein ordentliches Trinkgeld und stieg schließlich aus.
Kaum stand ich vor der Wohnung, wurde ich doch neugierig. Ethan hatte gesagt, dass das Auto zum Schlüssel vor meiner Wohnung stehen würde. Ich schaute mich um. Die meisten Autos kannte ich nach einer gewissen Zeit, welches war also neu? Es war ein Audi, so viel war sicher. Er war aufmerksam gewesen, hatte sich gemerkt, welches Auto ich vorher gefahren hatte und so viele Audis gab es in dieser Gegend nicht. Nach ein paar Schritten sah ich ihn, doch das konnte nicht sein.
Schnell ging ich noch den Rest der Straße ab, doch es war kein weiterer Audi in der Nähe, auch nicht in den Nebenstraßen, also ging ich wieder zurück. Vor mir stand ein schwarzer nigelnagelneuer Audi R8 mit weißen Ledersitzen. Er war doch verrückt. Wenn er wirklich glaubte, dass ich so etwas annehmen würde, musste er wirklich vollkommen realitätsfremd sein. Gut, dass ich den Schlüssel wieder los war.
Nach einem letzten Blick drehte ich mich um und ging zur Tür. Als ich endlich in der Wohnung war, zog ich sofort meine hohen Schuhe aus und legte den Schmuck ab. Alleine aus dem Kleid herauszukommen war schwieriger als gedacht, vor allem mit dem Gipsarm. Doch nach etlichen Versuchen hatte ich es endlich geschafft. Ich schleppte mich ins Schlafzimmer und fiel müde und ausgelaugt aufs Bett.
Ich hatte keine Kraft mehr mich abzuschminken oder umzuziehen, ich wollte nur noch schlafen, doch das Vibrieren meines Telefons machte mir einen Strich durch die Rechnung. Vielleicht war es Jacob der mich suchte. Mir fiel auf, dass ich ihm keine Nachricht geschickt hatte, dass ich schon gegangen war, also quälte ich mich wieder aus dem Bett heraus und holte das verflixte Ding. Doch es war nicht Jacob der geschrieben hatte, sondern Ethan.
„Was zur Hölle sollte das? Du wirst das Auto annehmen!“
Nur diese zwei Sätze, ohne eine Begrüßung oder irgendwelche netten Abschiedsworte. Ich wollte mich nicht so behandeln lassen. Erst schnauzte er mich an und dann wollte er mir noch Befehle geben? Von jetzt auf gleich, wich meine träge Müdigkeit absoluter Kampfbereitschaft. Glaubte er allen Ernstes, dass er mir nach dem heutigen Abend noch irgendwelche Befehle geben konnte? Hastig tippte ich eine Antwort.
„Danke, Nein! Schenk es lieber einer deiner anderen Püppchen, da zahlt es sich mehr für dich aus.“
Und da ich schon einmal dabei war, schrieb ich auch gleich Jacob, dass ich ohne ihn nach Hause gefahren war und ich ihm noch einen schönen Abend mit Leon wünschte.
Wieder vibrierte mein Telefon.
„Mach mich nicht wütend und nimm den verdammten Wagen!“
Ich konnte ihn förmlich vor mir stehen sehen, mit geballten Fäusten, zitternd, angespannt von den Zehen bis zu den Haarspitzen und mit zornigem Blick, dass selbst Luzifer höchstpersönlich den Kopf eingezogen und nachgegeben hätte. Aber er war nicht hier. Es war nur eine Nachricht. Ich entschied mich dafür die gleichgültige Schiene zu fahren und tippte
„ Gute Nacht Ethan!“
in mein Telefon und schickte es ab. Dann machte ich es aus und legte mich ins Bett.
Ich überlegte noch kurz, ob überhaupt schon einmal jemand Ethan die Meinung gesagt oder ihm Contra gegeben hatte. Er war nun einmal groß, etwa zwei Meter und durchtrainiert, hatte breite Schultern und konnte zum Fürchten aussehen, wenn ihm etwas nicht passte.
Bestimmt machten immer alle, was er wollte, aber bei mir war er da an der falschen Adresse. Ich glaubte nicht, dass er mir je etwas antun könnte. Er schüchterte andere nur gerne ein. Vielleicht hatten die Anderen auch nie hinter seine Fassade blicken können und hatten nicht das gesehen, was ich gesehen hatte. Einen einsamen, verletzten und unsicheren Mann. Diese beiden Persönlichkeiten passten nicht unter einen Hut und dennoch wohnten sie in ihm. Was war bloß in seinem Leben passiert? Mit dieser Frage schlief ich schließlich ein.