Читать книгу Nondualität for Dummies - Swami Desastah - Страница 4
Die bewusste Narkose
Оглавление„Nothingness to nothingness is the whole journey“ Osho
Ich war mal ziemlich krank. Und ich musste einige Male operiert werden. Das bedeutet, ich habe Erfahrungen mit Narkose. Oder doch nicht? Kann man überhaupt Erfahrungen mit Narkose haben?
Eine Narkose ist ein medikamentös eingeleiteter, sehr tiefer Schlaf. Anders ausgedrückt eine Regression in einen vollkommen unbewussten Zustand. Bewusst-Losigkeit. Keine Wahrnehmung auf irgendeiner Ebene.
Kannst Du Dir vorstellen, „Bewusst-Losigkeit“ zu beobachten? Wahrzunehmen?
Ich habe mir mal die Mühe gemacht, mich vor der Einleitung der Narkose zu konzentrieren und bewusst sowohl in als auch – zumindest zum Teil – durch die Narkose zu gehen. So gut es eben ging. Ich habe gespürt, wie der Körper erst gegen das Medikament ankämpfte: Adrenalin wurde ausgeschüttet, der Herzschlag ging nach oben. Die Müdigkeit kam schnell, binnen etwa 4-5 Sekunden. Dann war alles verschwommen, dann kam der Schlaf.
Ich kann mich vage an einen grauen Kreis erinnern. Und an einen Rückzug des Bewusstseins auf den absoluten Grundzustand. Sozusagen wie eine formatierte Festplatte. Ein tiefes in sich Ruhen ohne jede Sinneswahrnehmung. Raum und Zeit existierten nicht mehr. Keine Gedanken, keine Gefühle. Aber: irgendeine Form von Wahrnehmung, die kaum zu beschreiben ist. Eine reine Beobachtung.
Es gab kein Ich und kein anderes, keine Unterscheidung. Aber es gab auch kein „Nichts“, sondern vielmehr eine „Beobachtung des Nichts“. Wenn man das so nennen kann.
Jahre später habe ich mich lange gefragt: nimmt so eine Amöbe die Welt wahr? Oder ein Baum? Eine Bakterie vielleicht oder sonst eine „primitive“ Lebensform?
Viele Jahre später, auch lange nach meiner ersten Einheitserfahrung, habe ich eine Antwort auf die Frage gefunden:
Es gibt gar keine „Bewusst-Losigkeit“!
Das Geheimnis ist schlicht und ergreifend: der richtig tiefe Schlaf, oder die Narkose, weichen so stark vom normalen Alltagsbewusstsein, der Erfahrung des Menschseins ab, dass der Verstand, mit seinem Konzept von Raum und Zeit, von „Ich“ und „Anderem“, keinerlei Zugriff auf solche Zustände hat – und sie deswegen wissenschaftlich als „Bewusstlosigkeit“ definiert werden. Aber diese Bewusstlosigkeit existiert nicht, sie ist eine Fehlannahme. Begründet eines solchen Zustandes auf der „Ferne“ von der normalen menschlichen Alltagserfahrung. Deren wichtigster Pfeiler ist der Verstand.
Die Beobachtung des Nichts wirft ein gewaltiges Missverständnis auf. Weil eben kein Bezugspunkt da ist, wird der Beobachtende scheinbar selbst zum Nichts. Die Beobachtung des Nichts führt zu einer vermeintlichen nicht-Wahrnehmung. Kein Objekt, kein Subjekt – so einfach ist das. Oder besser: scheint es zu sein.
Stell Dir vor, Du bist auf dem Grund des Bewusstseins angekommen, auf der Basis. Die Wahrnehmung des Nichts. Wenn Du aber das Nichts wahrnimmst, ist da ein Wahrnehmender.
Die Narkose ist eine Reduktion auf die Basis des Bewusstseins, aber sie ist nicht Bewusstlosigkeit. Die Annahme, dass da, wo kein Objekt – etwas zu Beobachtendes – ist, auch kein Subjekt sein kann, ist ein philosophischer Fehler. Denn wir reden hier von einer Form der EIN-HEIT, die in sich selbst ruht, aber dennoch aus sich heraus die Gesetze des Lebens erzeugen kann. Es ist ein Grundzustand, aber kein Nicht-Zustand. Es existiert weder Raum, noch Zeit, noch Ausdehnung in irgendeiner Dimension. Er ist „dimensionslos“.
Ich weiß nicht, was Du für Erfahrungen mit Narkose hast, oder ob Du schon überhaupt mal eine hattest. Aber vielleicht erklärt der Adrenalinschub vor dem Wegdriften Dir ein bisschen was: Du kontrollierst Dich selbst und (scheinbar) die Welt über den Verstand, über die Emotionen, über die Sprache, über Deine Sinne. Der Verlust dieser Dinge ist somit gleichzeitig ein Kontrollverlust. Der Verstand will nicht in diesen Grundzustand zurückkehren. Mit der Angst vor dem Tod ist es übrigens das gleiche. Verstand und Emotion kämpfen daher dagegen an. Das Ergebnis nennt man „Todeskampf“.
Aber gerade weil das, was ich in der „bewussten Narkose“ (einmal) gefunden habe, nicht Nichts ist, sondern vielmehr die unbewusste Einheit, ist es das, wo wir herkommen. Wenn Du es vielleicht ein bisschen esoterisch magst: „Die schlafende All-Seele“.
Ein Punkt. Keine Ausdehnung. Einheit. Die Basis des Seins.