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Der „unbewusste Weltgeist“

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Ist unbewusst das gleiche wie ohne Bewusstsein? In meinen Augen existiert ein kleiner, aber feiner Unterschied. Man kann bei Bewusstsein sein und gleichzeitig unbewusst, dann erreicht das Bewusstsein nicht die erforderliche Tiefe, um ein Thema zu erfassen. Bei der großen Mehrheit der Menschen betrifft dies wie im letzten Kapitel angedeutet das Thema „Tod“.

Bewusstseinsbildung gründet auf Erfahrung, nicht auf Lernen im Sinne von Vokabeln oder Formeln lernen. Scheinbar gibt es keine Erfahrung mit dem Thema Tod – zumindest nicht aus der heute vorherrschenden materialistisch-wissenschaftlichen Sichtweise. Damit ist das Thema Tod weit außerhalb der Erfassung durch das normale Alltagsbewusstsein.

Der Mensch ist, was den Tod angeht, unbewusst. Allerdings wäre es vermessen zu behaupten, dass der Tod deswegen damit automatisch mit „ewiger Bewusstlosigkeit“ einhergeht. Das wäre eine unzulässige Vertauschung der Standpunkte.

Im Umkehrschluss: „unbewusst“ bedeutet nicht: nicht existent. Es gibt viele Grade und Abstufungen von „Unbewusstsein“. Alle laufen darauf hinaus, dass das Bewusstsein ein bestimmtes Thema noch nicht erfahren, noch nicht erfasst hat. Da es unendlich viele Themen gibt, in die sich das Bewusstsein vertiefen kann, gibt es auch unendlich viele Grade von „Unbewusstsein“, genau wie es unendlich viele Abstufungen von „Bewusstsein“ gibt.

Du kannst das selbst mit einem Experiment für Dich nachprüfen: wenn Du Schläfst und in den weniger tiefen Schlafphasen in einen Traum gehst, weißt Du, dass die Zeit gegenüber der Realität verzerrt ist. Du kannst beispielsweise um fünf vor Drei einschlafen, einen langen Traum haben und um fünf nach Drei wieder aufwachen. Du kannst auch eine kurze Traumsequenz haben und vier Stunden am Stück geschlafen haben. Weißt Du, wann das der Fall ist? Wenn Du in eine tiefere Schlafphase übergehst und damit in die „Zeit-Losigkeit“. Denn in tiefen Schlafphasen gibt es keine Erfahrung der Zeit – genauso wie in der Narkose.

Je tiefer Dein Bewusstsein in den Schlaf sinkt, umso verzerrter wird die Erfahrung von Zeit, um schließlich ganz zu verschwinden. Und Du wirst beobachten, dass Dir die Zeit zusammen mit den Sinneseindrücken entgleitet. Keine Sinneseindrücke – keine Zeit.

Dazwischen findest Du Übergänge in Deiner Wahrnehmung. Der traumgleiche Zustand erscheint Dir verschwommener, diffuser als der Wachzustand. Vor allen Dingen scheinst Du die Kontrolle zu verlieren, da Dein Verstand zurück tritt.

Das sind die Übergänge unterschiedlicher Grade von Bewusstseinsstufen. Du regredierst in Stufen eines „gedimmten“ Bewusstseins.

Meine Gedanken zum Thema „Leben“

Wenn man, so wie ich (in meinem Fall mehr oder weniger erzwungenermaßen) das ganze Leben mit dem Thema Bewusstseinsbildung beschäftigt ist und war, stellt man sich irgendwann die „letzte“ philosophische Frage: warum gibt es etwas und nicht nichts? Oder ein bisschen spezifischer: wieso hat das Leben gewonnen?

Die Voraussetzungen sind nämlich denkbar ungünstig. Die Erkenntnis verdanken wir dem Entropiegesetz oder dem zweiten thermodynamischen Hauptsatz. „Alles strebt maximale Entropie an“ (Eigentlich: in einem System gibt ein stärker erwärmter Körper immer Wärme an den weniger warmen Körper ab). Entropie bedeutet so viel wie „Unordnung“. Wenn man diesen Satz auf das Leben und das Sein im Allgemeinen anwenden will, kann man das so formulieren:

„In der Natur gleicht sich alles immer mehr an, der Grad der Differenzierung wird immer kleiner. Es ist unmöglich, dass der Grad der Differenzierung zwischen zwei Körpern größer wird.“ Oder noch kürzer formuliert: „Alles neigt zu Zerfall“.

Das Leben jedoch demonstriert uns permanent das Gegenteil: ein Baum wächst und grenzt sich von seiner Umwelt ab, erst wenn er stirbt, sterben auch Wachstum, Differenzierung und Abgrenzung. Der tote Baum kehrt wieder in seine Umwelt zurück, indem er verrottet.

Mit dem Menschen ist es das Gleiche: der lebende Körper, der lebende Organismus wächst und differenziert sich. Er vergrößert seine Eigenständigkeit bis zu einem gewissen Grad und ist eine von der Umgebung klar abgetrennte Einheit, mit der er allerdings in Wechselwirkung tritt. Mit dem Tod tritt der Verwesungsprozess ein: die Unordnung, die Entropie, siegt – aber erst nach dem biologischen Tod! Der Körper kehrt zu den Elementen, in seine Umwelt zurück.

Wir sehen: Leben stellt sich komplett gegen den zweiten thermodynamischen Hauptsatz. Leben ist Ordnung und Differenzierung, Tod ist Unordnung – oder Entropie.

Beim Menschen wird es überhaupt noch ein bisschen interessanter: er differenziert sich von seiner Umgebung nicht nur durch organisches Wachstum, sondern auch geistig. Das Bewusstsein eines Menschen nimmt sich als eine von seiner Umgebung abgetrennte Einheit wahr.

Wie kann Leben trotz Entropie überhaupt entstehen?

Wenn die Entropie gewinnt, wenn die Unordnung siegt, wenn es das Ziel aller Materie ist, zu zerfallen, sich seiner Umgebung anzugleichen – wieso zeigt uns das Leben immer wieder das Gegenteil?

Das Geheimnis ist das Bewusstsein. Jede Form von Bewusstsein.

Dabei müssen wir annehmen, dass es sehr verschiedene Formen von Bewusstsein gibt, die stark vom menschlichen Bewusstsein, der menschlichen Wahrnehmung und Interaktion mit der Welt abweichen. Der Baum stemmt sich gegen das Entropiegesetz wie die Blume, wie eine einzelne Ameise oder ein ganzer Ameisenhaufen, wie Bakterien, wie Rehe und wie Vögel. Über ihre biologische Lebensspanne hinweg eint sie alle eine Eigenschaft mit den Menschen: der (vorübergehende) Sieg über die Entropie.

Mehr noch: so genannte „primitive Lebensformen“ folgen Mustern, die sie gleichzeitig von ihrer Umwelt differenzieren aber auch in diese integrieren. Beispiel gefällig?

Eine Darmbakterie ist in ihrer „Heimat“, in ihrem Milieu, in ein größeres Ganzes integriert und Teil der körpereigenen Abwehr. Aus dieser „Heimat“ herausgenommen kann sie sehr viel Schaden anrichten.

Woher „weiß“ die Darmbakterie, was sie zu tun hat? Oder anders formuliert: wer oder was spielt der Darmbakterie ihr „Programm“ auf? Woher „weiß“ eine Biene, wie der Schwänzeltanz „funktioniert“. Und warum „weiß“ sie es unter Insektizidbelastung nicht mehr?

Woher „weiß“ das Immunsystem, wie es zu funktionieren hat, wenn Viren in den Körper eindringen?

Ein paar Basen in der DNA bzw. RNA sind nichts weiter als chemische Verbindungen. Chemische Verbindungen machen von sich aus gar nichts, oder anders ausgedrückt sind sie „Teil der Entropie“ bzw. fallen ihr ohne ordnende Kraft anheim. In lebendigen Systemen hingegen dominiert die Ordnung. Sie wird beeinträchtigt durch Krankheit, genau wie der Schwänzeltanz der Bienen durch Nervengifte beeinträchtigt wird.

Das Leben ist deshalb mehr als nur ein bisschen Biochemie, das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Das Leben ist wie ein Orchester, das in Harmonie spielt. Und um dies zu tun, benötigt ein Orchester einen Dirigenten.

Spannen wir den Bogen zur „Wahrnehmung des Nichts“

Was das Leben, aber auch die Materie im Allgemeinen – denken wir an die Entstehung von Sternen und Planeten – koordiniert und orchestriert, muss mit einem Subjekt ohne Objekt zu tun haben, oder anders formuliert: mit reiner Information. Mit einer Form von Information, die aus der Ruhe, dem Grundzustand des Bewusstseins heraus formt und gestaltet. Sozusagen „In-Form-A(k)tion“. Merke Dir dieses Wort, es taucht ziemlich am Schluss des Buches noch mal auf!

Es ist das, was ich einmal nach einer Meditation den „unbewussten Weltgeist“ getauft habe, die Basis des allumfassenden und gleichzeitig des individuellen Bewusstseins, das sich wiederum aus diesem Weltgeist heraus entwickelt und wächst.

Meine Erfahrung mit dem „unbewussten Weltgeist“

Auf einer längeren Wanderung habe ich versucht, mich in diese Energie hinein zu meditieren. Es fühlte sich an, als zog ich sie aus der Umgebung an. Das, was ich „unbewussten Weltgeist“ nenne, ist kein „Wesen“ sondern eine Energieform, die alle und alles umfasst. Mein Eindruck war auf eine gewisse Weise eher unangenehm: eine tiefe, kaum ergründbare und vibrierende Energieform, die sich unangenehm im Körper anfühlt. Ich hatte das Gefühl einer Enge um Hals und Herzregion, die jedoch nur kurz anhielt. In den kommenden Tagen hatte ich den Eindruck, dass der Lymphfluss deutlich zunahm. Ich spürte die Lymphe regelrecht durch meinen Körper rollen, was auch zu verstärkter Entgiftung führte.

Jeder, der sich mal damit auseinander gesetzt hat, weiß, dass man sich während einer Entgiftung schlechter fühlt – danach aber besser.

Die Energie des unbewussten Weltgeistes ist „ordnend“ bis ins zelluläre, ja sogar elementare Level. Eine höhere Ordnung resultiert in verbesserter Funktionalität des Stoffwechsels und damit auch in verstärkter Entgiftung. Daher ist die Erfahrung dieser Energie für die meisten unangenehm. Sie ist „dunkel“ aber gerade deswegen heilsam. Nicht dunkel im Sinne von „böse“ (was der Mensch dafür hält). Vielmehr packt sie einen auf einem elementaren Level, auf einer tiefen, grundlegenden Ebene.

Gerade viele spirituelle Menschen, die „hoch hinaus wollen“ im Sinne von Licht, Liebe, Güte, Göttlichkeit haben einen inneren Widerstand gegen diese Form von elementarer Energie. Doch es ist die grundlegende Ordnung des Lebens, die einen erfasst, wenn man sich wirklich darauf einlässt. Sie ist roh und in gewissem Sinne abschreckend und unangenehm.

Die Ordnung, die in Form von Leben und Bewusstsein über die Entropie siegt.

Es ist diese Energie, die die Basis von Leben, physikalischer, chemischer und biologischer Ordnung und damit letzten Endes auch von Bewusstsein bildet.

Genauso, wie Du Angst vor dem Grundzustand, der „Wahrnehmung des Nichts“, inklusive dem Kontrollverlust hast, hast Du eine unbewusste Angst vor dieser Energie. Sie übernimmt aus der unbewussten Einheit heraus die Kontrolle, die Du dafür verlierst – siehe oben. Deswegen sind Pflanzen, Tiere und niedere Lebensformen wie Bakterien ganz natürlich in dieser Energie verwurzelt. Sie werden erst von ihr getrennt, wenn der Mensch eingreift.

Ich denke, dass sich sehr viele Probleme auf der Welt in Wohlgefallen auflösen würden, wenn der Mensch nur wieder lernen würde, sich dieser „Ur-Energie“ anzuvertrauen. Ausnahmsweise mal die Kontrolle aufzugeben und sich führen zu lassen.

Nondualität for Dummies

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