Читать книгу Lindenherz - Tala T. Alsted - Страница 9

~ 4 ~

Оглавление

Die Erkenntnisse der Nacht wirken noch nach, als sie spät aufwacht. Einen Moment bleibt Katharina noch reglos liegen. In ihrem Bett hier bei Edi fühlt sie sich immer wie eine Seite in einem Roman. Denn sowohl am Kopf- als auch am Fußende geht das Holz des Betts passgenau in volle Bücherregale über, die genauso alle anderen Wände, bis auf einen Kleiderschrank, bedecken. Aber am liebsten mag Katharina, dass das Fensterbrett genau auf Höhe der Matratze beginnt und dass sie sich nur auf die Seite drehen muss, um hinauszuschauen. Vor dem Fenster liegen eine Wolldecke und ein Kissen, die aber nicht den Blick auf die große Obstwiese vor der Dorfstraße unten im Tal verstellen. Die Sonne steht schon hoch, es verspricht ein weiterer schöner Tag zu werden.

Katharina tastet nach ihrem Smartphone, das im Bücherregal liegt. Mit fliegenden Fingern öffnet sie die Nachrichten-App und schreibt an ihre Freundin Sarah: »Ich muss dringend mit dir reden!«

Es dauert nicht lange, da markieren zwei blaue Häkchen, dass Sarah die Mitteilung gelesen hat. Gespannt wartet Katharina, während die App anzeigt, dass ihre Freundin eine Antwort eingibt.

Normalerweise wäre Sarah in diesen Ferien für ein paar Tage ebenfalls hierhergekommen, um mit ihr zusammen zum Reiterhof unten im Dorf zu gehen. Schon mit zwölf haben sie mit den Reitstunden begonnen und inzwischen reiten sie selbstständig aus und helfen bei der Pflege der Tiere. Aber diesmal sind Sarahs Großeltern zu Besuch, was so selten vorkommt, dass sie es verständlicherweise nicht verpassen will.

Mit einem Brummen kündigt ihr Telefon den Eingang einer Sprachnachricht an. Sarah tippt ungern, wenn sie viel zu berichten hat. Ihre Stimme überschlägt sich beinahe, als Katharina den Abspiel-Knopf berührt: »Ich wollte mich gerade bei dir melden! Denn das hier musst du unbedingt als erste erfahren! Gestern in der Bibliothek hab ich ihn getroffen – meinen Traummann! Bestimmt denkst du jetzt, ich bin verrückt geworden, aber laut neuen Forschungen gibt es die Liebe auf den ersten Blick tatsächlich: Sieht man denjenigen, dauert es nur 0,2 Sekunden bis das Gehirn Glückshormone ausschüttet. Das war bei mir definitiv der Fall! Ich bin mir so sicher, dass er es ist: Groß, schlank, braune Augen und seine dunklen Haare hingen ihm so niedlich in die Stirn. Wir haben uns sekundenlang angesehen – und dann sind mir rein zufällig alle Bücher runtergefallen, die ich zur Ausleihe tragen wollte. Er hat mir natürlich geholfen sie aufzuheben und was soll ich sagen? Er heißt Kilian, studiert Medizin und ich habe seine Telefonnummer! – Ich muss dir dringend alles nochmal ganz genau berichten, aber jetzt ruft meine Mutter nach mir, weil wir mit Oma in die Stadt wollen. Ich melde mich später bei dir! Tschüüüss!«

Katharina blickt noch lange auf das Display. Selten hat Sarah so aufgeregt geklungen – »Traummann«! Katharina schmunzelt über diese kitschige Formulierung. Mit ihrer kurvigen Figur und dem strahlenden Lächeln zieht ihre Freundin ganze Schwärme von Männern an. Aber bisher hat es nur zu kurzzeitigen Flirts gereicht. Das hier klingt ernster und Katharinas Herz klopft so heftig, als sei sie selbst es, die gerade die Liebe ihres Lebens getroffen hat. Dummerweise ist sie nun gar nicht dazu gekommen, Sarah von ihren eigenen aufregenden Erlebnissen zu erzählen!

Dann würde sie erst einmal alleine nachforschen. Vor allem muss sie herausfinden, wo Edi den Schlüssel zum Nebenzimmer aufbewahrt, denn an diesem Vormittag sind beide Türen verschlossen.

***

Nach ihrem späten Frühstück schleicht Katharina unruhig im Haus herum. Edi nutzt das sonnige Wetter für die Gartenarbeit. Katharina öffnet sämtliche Schubfächer, durchsucht Edis Zimmer und schaut unter die Teppichkante im Flur im Obergeschoss, wo noch eine zweite, ebenfalls abgesperrte Tür in den Raum mit dem Spiegelschrank abgeht. Als Edi sie zum Mittagessen ruft, ist Katharina keinen Schritt weitergekommen und ihre Sehnsucht, den Spiegel noch einmal auszuprobieren, wächst mit jeder Minute, die vergeht.

Deshalb setzt sie ihre Suche gleich nach dem Essen fort – erneut im oberen Stockwerk, denn sicherlich möchte Edi nicht weit gehen, um das nächste Mal aufzuschließen. Katharina bleibt am Treppenabsatz stehen. Dort befindet sich ein rechteckiger Flur, von dem eine Tür in Katharinas Zimmer führt, eine in den verschlossenen Raum daneben und eine dritte in Edis Schlafzimmer. Dicht befüllte Bücherregale rahmen alle drei Türen perfekt ein. Im Flur steht auf einem weiteren, runden Teppich ein gemütlicher Lesesessel mit passendem Hocker für die Füße. Durch ein Fenster fällt Sonnenlicht herein und beleuchtet die Staubpartikel, die in der Luft tanzen.

Katharina lässt sich in den Sessel sinken und verschränkt die Arme vor der Brust. Mit den Augen sucht sie weiter jeden Winkel des überschaubaren Raums ab, aber die Vielzahl der einzelnen Buchrücken, Regalflächen, kleinen Mitbringsel und Bilder erschwert den Blick aufs Ganze. Die Türklinke und das Schlüsselloch der verriegelten Tür formen beinahe ein sie empört anstarrendes Gesicht.

Plötzlich bleiben Katharinas Augen an einer der Buchrückseiten links neben der Tür hängen, denn die ragt auffällig weit vor. Genaugenommen sieht sie auch aus, als bestünde sie aus Holz! Katharina springt auf, durchquert mit wenigen Schritten den Flur und zieht im nächsten Moment ein buchförmiges Holzkästchen aus dem Regal. »Schlüssel zu deinem Herzen« steht darauf! Katharina muss lachen über so viel Ironie, denn in der Kiste befindet sich tatsächlich der Schlüssel, den sie sucht!

***

Als Katharina dann endlich im Zimmer steht, nähert sie sich dem Schrank nur mit langsamen Schritten. Schon von weitem sieht sie ihr Spiegelbild: kurze, widerspenstige Locken, dünne Beine in schwarzen Röhrenjeans und ein weites, graues T-Shirt. Sie passt überhaupt nicht in den geheimnisvollen Wald, den sie gestern erstmals wieder betreten hat. Sicherheitshalber schiebt sie ihr Handy tiefer in die Gesäßtasche.

Als Katharina aufschaut, steht Johann von Rowenstein direkt vor ihr im Zimmer. Er sieht anders aus – älter, erwachsener – als in ihrer Erinnerung, ist aber doch der gleiche Junge. Mit weit aufgerissenen Augen schaut Katharina ihn lange Augenblicke stumm an. So schnell hat sie nicht damit gerechnet, ihn wiederzusehen und sie überlegt angestrengt, wie sie ein Gespräch beginnen soll. Hastig wischt sie sich die plötzlich feuchten Hände an der Hose ab.

»Ich hab geträumt, dass wir uns als Kinder begegnet sind«, stammelt sie dann. »Mehrmals sogar, ich kann mich wieder deutlich erinnern. Ich weiß nicht, wie ich das alles vergessen konnte!«

Seine Augen schimmern. »Mir geht es genauso. Weil ich dich gestern gesehen habe, ist mir so vieles in den Sinn gekommen. Ich dachte damals, es sei nur ein Fiebergespinst, nachdem ich wochenlang krank dagelegen hatte.«

Katharina fröstelt ein wenig, als ihr klar wird, wie sehr sich ihre Erlebnisse ähneln. Eine Weile sagen sie gar nichts, nur das Dröhnen eines Rasenmähers dringt leise von draußen ins Zimmer.

»Mir ist einiges wieder eingefallen. Ich glaubte damals, dass sich dein Zuhause und das Haus meiner Oma beinahe am gleichen Fleck befinden. Nur in einer anderen Zeit«, flüstert Katharina nach einer Weile. Ausgesprochen klingt der Gedanke noch viel unglaublicher. Aber Johann nickt heftig.

»Wir sollten nachsehen, ob wir Burg Grünfels finden«, schlägt sie vor.

»Du meinst, wir suchen hier gemeinsam nach der Stelle, an der sie in meiner Welt steht?«, vergewissert sich Johann. Als Katharina nickt, leuchten seine Augen wieder. Er schaut hinaus zur Sonne.

»Ich kann nicht lange wegbleiben, aber eine Stunde sicherlich!«

Katharinas Blick fällt auf seine Kleidung. Er trägt genau die gleiche blaue Tunika aus Leinenstoff wie am Vortag, dazu die merkwürdigen Stoffhosen und die Lederschuhe. Er könnte auf einem Mittelaltermarkt auftreten, aber hier im Dorf würden sich alle Nachbarn nach ihm umdrehen und innerhalb weniger Minuten wäre er das Gesprächsthema Nummer Eins.

Als Katharina ihn so intensiv mustert, blickt er selbst an sich herunter. Obwohl er nur einige Zentimeter größer ist als sie, würden seine Schultern schwerlich in ihre schmalen T-Shirts passen.

»Moment«, murmelt sie und geht hinüber in ihr Zimmer, um ihren Kleiderschrank zu durchsuchen. »Meine Jogginghosen und das Shirt hier könnten groß genug sein.« Sie reicht sie ihm und er greift auch danach. Aber statt sie anzuziehen, gräbt er seine Nase in den Stoff, um den Wäscheduft tief einzuatmen. Dann befühlt er sorgfältig das Material.

»Der Geruch weckt längst vergessene Erinnerungen«, sagt er leise. Katharina weiß nicht, was sie darauf erwidern soll. Johann kommt ihr sonderbar vertraut und zugleich ungeheuer fremd vor. Interessiert betrachtet sie seine schlanke, drahtige Gestalt und vergleicht sie mit dem Jungen aus ihrem Traum. Er ist definitiv kein Junge mehr, sondern ähnelt von der Statur her einem Leistungssportler, was seinem Alltag womöglich recht nahekommt. Einige Strähnen seines halblangen, leicht gewellten Haars stehen widerspenstig von seinem Kopf ab, was ihm einen vorwitzigen Ausdruck verleiht. Da bemerkt Katharina, dass er sie genauso ungeniert begutachtet wie sie ihn.

»Du kannst dich im Nebenzimmer umziehen …«, erklärt sie verlegen, verstummt aber gleich, weil er im selben Moment seine Tunika über den Kopf zieht. Ohne eine Spur von Schamgefühl knotet er die Schnüre auf, die seine beiden langen Hosenbeine an einem Gürtel halten. Katharina kann den Blick nicht abwenden, obwohl ihre Wangen plötzlich warm glühen beim Anblick seines nackten Oberkörpers. Jetzt ist sie sich ganz sicher, dass keiner der Jungs aus ihrer Klasse so sportlich aussieht.

»Was trägst du denn da?«, fragt sie, räuspert sich und zeigt auf den Stoff an seinen Beinen.

»Eine Hose und eine Brouch, wie jeder andere Mann auch«, antwortet er, blickt dann aber unsicher zu Boden. »Entschuldige, ich wollte dich nicht beschämen. Natürlich weißt du das nicht … ich hätte mich doch in dem Zimmer nebenan …«

»Hosen und Unterhosen sehen nur heutzutage anders aus«, unterbricht Katharina sein Gestammel. Mit hochrotem Kopf macht sie sich daran, die Bücher im Regal so zurechtzurücken, bis sie eine gerade Linie bilden. Aus dem Augenwinkel nimmt sie wahr, wie Johann hastig in die Jogginghose schlüpft und das T-Shirt überzieht. Es sitzt recht eng um seinen Oberkörper, aber so wirkt er deutlich unauffälliger als zuvor. Er erkundet einen Moment die Beschaffenheit der ungewohnten Kleidung und lässt seine Hände in die Hosentaschen hinein und heraus gleiten. Dann steckt er ein Messer, das an seinem Gürtel gehangen hat, in die Hosentasche und schiebt seine eigenen Sachen mit dem Fuß unter ihr Bett.

»Macht es dir etwas aus, das Messer hier zu lassen?«, fragt Katharina mit klopfendem Herzen. »Es jagt mir Angst ein und in meiner Zeit trägt normalerweise niemand eine Waffe«, fügt sie schnell hinzu, als sie seinen misstrauischen Blick auffängt. Ein paar Augenblicke blickt er sie stumm an, als müsse er abwägen, ob er sich im Notfall auch so gegen sie verteidigen könnte – eine aberwitzige Vorstellung. Dann nickt er und legt das Messer ebenfalls unters Bett.

Johann folgt ihr durch den Gang zur Treppe ins Erdgeschoss. Er lässt seine Hand über Buchrücken, Regalbretter und an der Tapete entlang gleiten, so als müsse er alles spüren, um zu glauben, dass er es tatsächlich sieht. Katharina bleibt wie angewurzelt stehen, als sie Edi neben einem der Regale im Flur entdeckt. Sie hat gedacht, sie wäre noch im Garten!

»Das ist Johann«, bringt Katharina nach einem Räuspern hervor und deutet mit einer Handbewegung auf den Jungen hinter sich. »Ich hab ihn gestern kennengelernt. Er ist gerade zu Besuch …«

Edi schaut sie beide mit aufgerissenen Augen an. Katharina hasst es zu lügen. Sie redet sich ein, dass ihre Worte nicht direkt falsch sind.

»Guten Tag«, sagt Johann höflich und Edi nickt stumm. Sie fragt nicht weiter nach, ihr Gesichtsausdruck allerdings beschert Katharina ein flaues Gefühl im Magen. Als wisse Edi genau, dass Johann kein einfacher Junge aus dem Nachbarort ist. Als kenne sie ihn. Katharina verlässt beinahe fluchtartig das Haus.

Johann eilt ihr nach und zieht dabei die Augenbrauen zusammen. »Warum kommt es mir nur so vor, als ob wir beide die einzigen sind, die unsere früheren Begegnungen vergessen haben?« Katharina schluckt schwer. Eine Antwort darauf fällt ihr nicht ein, zu sehr verwirren sie die neuen Erkenntnisse.

Eine Weile laufen sie stumm nebeneinander her den Sandweg entlang, der hinunter zur Straße führt. Katharina beobachtet, wie Johann zusammenzuckt, als ein Radfahrer sie von hinten überholt. Johann sieht ihm noch lange hinterher. Einige Meter folgen sie noch der löchrigen Asphaltdecke der Dorfstraße, dann biegen sie nach links auf den Waldweg ab. Von einem Wäldchen kann kaum die Rede sein, ein lichter Hain eher, der das Dorf und die Hauptstraße von beiden Seiten einrahmt. Gleich dahinter erstrecken sich weitläufige Felder.

Sie folgen stumm dem kleinen Trampelpfad, der so schmal ist, dass sie hintereinander gehen müssen. Zielstrebig läuft Katharina voran. Merkwürdig, wie normal sich das in Johanns Gesellschaft anfühlt, obwohl sie bis gestern noch nichts von seiner Existenz geahnt hat. Trotzdem fühlt sie sich in seiner Gegenwart wohl, selbst wenn sie schweigen. In Jogginghose und T-Shirt wirkt er ganz gewöhnlich – deutlich harmloser, als in seiner eigenen Kleidung.

Immer wieder scheinen Katharina neue Erinnerungsfetzen zum Greifen nahe. Aber bevor sie sie zu fassen bekommt, verschwinden sie.

»Wie alt bist du eigentlich?«, fragt sie aus ihren Gedanken heraus.

»18, wenn sich mein Vater nicht verzählt hat, und du?«, entgegnet er.

»Ich bin im Sommer 17 geworden«, antwortet sie.

Einen Moment schaut er sie mit einem schiefen Lächeln an, was sie mit einem fragenden Blick quittiert. Den versteht er durchaus auch ohne Worte, denn er setzt zu einer Erklärung an: »Ich musste gerade daran denken, dass du bei mir zu Hause vermutlich verheiratet wärst. Meine jüngste Schwester Brunhild wohnt zwar mit zwölf noch bei meinen Eltern. Aber meine ältere Schwester ist mit dreizehn zu ihrem Mann gezogen und hat inzwischen drei Kinder …«

Katharina sieht ihn entsetzt an. »Falls ich überhaupt heirate, dann erst mit dreißig!«

Johanns Mund formt ein stummes O, aber er erwidert nichts.

»Und du?«, fragt sie ihn deshalb. »Bist du denn verheiratet?«

Er winkt ab. »Bevor nicht klar ist, ob meine Familie genug Geld für meine Schwertleite aufbringen kann, brauche ich über so etwas nicht nachzudenken. Ich bin nur der letztgeborene Sohn, der froh sein darf, dass Herr Ludowig ihm eine gute Ausbildung angedeihen lässt. Wer weiß, vielleicht kann ich mir in einer siegreichen Schlacht meine Sporen verdienen – aber dann habe ich immer noch kein Land …«

Fasziniert folgt Katharina seinen Ausführungen. In was für einer merkwürdigen Gesellschaft er sich bewegt!

Sonnenlicht trifft zwischen den hellen Birkenstämmen auf den braunen Waldboden. Bemooste Steine erheben sich dazwischen – riesige Findlinge, auf denen Katharina schon oft geklettert ist. Mit ein paar wendigen Bewegungen zieht sie sich an den Felsen empor und springt von einem zum anderen, bis sie ihren Lieblingsplatz gefunden hat. Johann folgt ihr problemlos.

»Genau hier haben wir gesessen und du hast mir die Burg gezeigt«, sagt sie und sieht sich unsicher um. Genau in diesem Moment ist ein klares Bild in ihrem Kopf aufgetaucht: Burg Grünfels thront auf dem Hügel gegenüber, nicht weit entfernt. Der Wald um sie herum ist abgeholzt und ein schmaler Pfad führt zu einer heruntergelassenen Zugbrücke und in die Anlage hinein. Alles dominiert der steinerne, runde Bergfried mit einer Spitze aus Holz. Es gibt eine dicke Mauer ringsherum. Anders als andere Burgen, die Katharina gesehen hat, ist diese nicht verwittert, sondern völlig intakt.

Langsam verschwimmt die Erinnerung im Gelbgrün des Herbstlaubs. Katharinas suchender Blick bleibt an Johanns Augen hängen, deren Iris unnatürlich zu leuchten scheint, als die Sonne sie trifft. Er nickt eifrig. »Ja genau! Du hast mir damals gesagt, dass deine Welt die Zukunft sei. Welches Jahr haben wir jetzt bei dir?« Täuscht sie sich oder zittert seine Stimme ein wenig?

»2018«, antwortet Katharina feierlich, während Johanns Blick auf ihr ruht. Er starrt lange auf seine Finger, als ob er daran die Jahre abzählen wolle.

»Wir schreiben das Jahr des Herrn 1194 … Das ist absurd, gänzlich unmöglich …«, stammelt er schließlich und fällt in seinen altertümlichen Dialekt. Er verstummt, als weit unter ihnen ein Traktor rattert. Von hier oben bietet sich eine hervorragende Aussicht auf die Dorfstraße, wo sie das schwere Gefährt spielzeugklein vorbeirollen sehen.

»Das sind 824 Jahre Unterschied«, stellt Katharina mit kratziger Stimme fest. Johanns Brust hebt und senkt sich schnell. Katharinas Lunge fühlt sich zu eng an bei dieser Erkenntnis. Es ist gleichzeitig ein Ding der Unmöglichkeit und doch eine Tatsache. Unheimlich und unheimlich spannend zugleich. Minuten vergehen, bis Johann die Stille unterbricht.

»Langsam kommen immer mehr Erinnerungen zurück«, sagt er schließlich. Er setzt sich auf den von der Frühlingssonne angewärmten Felsen und klopft mit der Handfläche neben sich. Ohne Zögern lässt sich Katharina nieder.

»Kannst du dich noch an unseren Ausflug ins Dorf erinnern?«, fragt Johann. Katharina kramt in ihrem Gedächtnis, aber im ersten Moment fällt ihr nichts ein.

Doch dann tauchen da wie von selbst Bilder von einigen wenigen Holzhütten mit keinen oder nur winzigen Fenstern ohne Glas auf. Kinder laufen barfuß zwischen freilaufenden Haustieren. Die Pferde und Ochsen, die den Weg entlangkommen, lassen ihr Geschäft fallen, wo es ihnen passt und niemanden kümmert das.

»Doch«, sagt Katharina schließlich. »Ich kann mich an den Geruch erinnern!«

Auf einmal sticht ihr diese entsetzliche Mischung aus Rauch, Urin und Mist wieder in die Nase und Johann grinst, als sie angewidert das Gesicht verzieht.

»Du hast mit schüsselgroßen Augen die Kleider der Bauern und der Handwerker angestarrt, selbst die Kutte des einzelnen Mönchs, der vorbeikam und die Hauben der Frauen. Das war nicht besonders unauffällig!«

Jetzt fällt Katharina auch wieder ein, wie sehr die Lebhaftigkeit und die Geselligkeit des kleinen Ortes sie überrascht hatten.

In der strahlenden Sonne schien niemand drinnen hocken zu wollen und die meisten Frauen erledigten ihre Hausarbeiten im Freien. Die verschiedenen Gerüche und Geräusche empfand Katharina damals als so überwältigend, dass Johann sie schon nach wenigen Minuten wieder in den stillen Wald zog. Eine gekrümmt gehende Bäuerin hatte Johann nicht nur freundlich gegrüßt, sondern ihnen zwei warme dunkle Brotfladen geschenkt, die sie später einträchtig nebeneinander auf einem Baumstumpf sitzend aßen.

Katharina erinnert sich auf einmal wieder genau an diesen Geschmack: Ohne Salz schmeckte das Brot genauso fremd wie Johanns Welt.

»Schade, dass wir nichts zu essen mitgenommen haben«, meint sie gedankenverloren. »Das hier ist ein schöner Ort für ein Picknick.«

»Picknick?« Das Wort kennt Johann offensichtlich nicht. Aber er hält sich nicht länger damit auf, sondern sagt: »Wir wollten Burg Grünfels suchen! Wenn hier die Felsen sind und dort die Straße, dann müsste sie gleich da drüben liegen.« Er zeigt auf einige mächtige Bäume, die auf einem Hügel in der Nähe wachsen.

Entschlossen steht er auf und Katharina beeilt sich, ihm querfeldein durch das lichte Unterholz zu folgen. Eine Viertelstunde dauert es, länger nicht, bis sie eine Senke durchqueren und einen steilen Hang hinaufklettern. Auf dem Hügel angekommen, dreht Johann sich suchend einmal um die eigene Achse.

Katharina wundert sich, dass sie nie zuvor an diesem Ort gewesen ist. Keiner der Hauptwege scheint hier vorbeizuführen. Rund herum wachsen dicke Bäume, während sie in der Ferne noch die Felsgruppe erkennt, auf der sie eben gesessen haben. Dort, wo das Herbstlaub schon ausdünnt, kann man auch die Straße sehen.

Johann hastet weiter. Katharina beobachtet, wie er konzentriert mit Blicken die Landschaft absucht bis er einen Kreis abschreitet und in der Mitte des Hügels in die Hocke geht.

»Der Turm!«, keucht er, wobei er nicht Turm sagt, sondern Turn. »Er stand genau hier!« Sofort springt er wieder auf und blickt sich um. »Der Palas muss dann da gewesen sein.« Dort, wo er hinzeigt, kann man allerhöchstens ein paar Unebenheiten auf dem Waldboden erahnen. Vom Turm aber gibt es tatsächlich Mauerreste, einige davon kniehoch.

Es kribbelt in Katharinas Bauch, als befänden sie sich auf einer echten Schatzsuche. Was, wenn sie hier bisher unerforschte Ruinen entdecken! Ehrfürchtig streicht sie mit ihrer Hand über die verwitterten Steine, während sie Johann dabei zuschaut, wie er zwischen Sträuchern und alten Bäumen hin und her läuft und sich bemüht, den Standort der Gebäude ausfindig zu machen, die sich hier vor Jahrhunderten einmal befunden haben müssen. Natürlich, für ihn haben sie noch vor einer halben Stunde dort gestanden!

»Die Mauer!«, ruft er – seine Stimme überschlägt sich fast. Vor ihm ragen nur ein paar letzte Felsblöcke empor. Während Johanns Augen beinahe angsterfüllt aussehen, fühlt sich Katharina wie elektrisiert. Ob hier noch irgendetwas zu finden ist, auch wenn offensichtlich schon viele Steine abhandengekommen sind?

»Hast du vielleicht einen Schatz vergraben?«, versucht sie es mit einem Scherz. Johann sieht sie jedoch nur konsterniert an.

»Ich besitze keine Schätze!«, knurrt er. »Aber ich hoffe trotzdem, dass ich nicht auf ewig ein Edelknecht bleiben muss …« Er sagt die letzten Worte mehr zu sich selbst, doch in seinen Augen liegt eine Traurigkeit, die Katharina sofort verstummen lässt. Hastig wendet sie sich ab und läuft ein wenig auf dem Plateau hin und her.

Nach ein paar Metern hält sie abrupt inne, denn vor ihr ragt eine kleine Schautafel auf, die jemand auf ein Holzgestell geschraubt hat. »Bodendenkmal«, steht darauf mit großen Buchstaben unter einem Zeichen mit einer schwarzen, stilisierten Vase. Ein kurzer Text fasst zusammen, dass es sich um einen mittelalterlichen Burghügel mit Mauerresten eines Bergfrieds handelt. Auch Überbleibsel eines Halsgrabens und einer Ringmauer seien noch erkennbar. Das Alter der Anlage ist jedoch unbekannt.

So viel zu bisher ungehobenen Schätzen! Enttäuscht lässt Katharina die Schultern sinken. Immerhin weiß sie genau, dass diese Burganlage mindestens 824 Jahre alt ist und wer dort unter anderem einmal gelebt hat beziehungsweise noch lebt. Die Information nützt ihr jedoch nichts, denn sie kann ja schlecht behaupten, dass sie durch Edis alten Spiegel direkt ins Mittelalter reist. Zumal der Schrank auch keine Zeitmaschine in dem Sinne zu sein scheint, wie man sie aus Filmen kennt. Ihres Wissens nach, kann man beispielsweise nicht wie in »Zurück in die Zukunft« einfach ein beliebiges Jahr einstellen, in dem man landen möchte. Alles deutet vielmehr darauf hin, dass man genau 824 Jahre in der Zeit rückwärts oder voraus reisen kann. Aber das reicht natürlich völlig aus, um ihr eine psychiatrische Diagnose zu verschaffen, wenn sie nur genügend Leuten davon erzählt.

Katharina beißt sich auf die Unterlippe und sieht sich nach Johann um. Er sitzt zusammengekauert auf den Resten des Burgturms. Vorsichtig tritt sie näher und setzt sich dazu. Als er kurz aufsieht, bemerkt sie den Schmerz in seinen Augen.

»Alles, was ich kenne, ist schon längst Geschichte. Ich bin Vergangenheit, ich dürfte gar nicht hier sein!«

Katharina nickt nur matt. »Dass du trotzdem neben mir sitzt, macht mich schwindelig. Wir sollten niemanden etwas verraten – es glaubt uns sowieso keiner!«

»Das ist Zauberei!«, sagt Johann mit Nachdruck und es klingt nicht so, als ob er das gut findet.

»Oder Zufall«, wirft Katharina ein. Johann sieht sie nur verständnislos an.

»Ich glaube nicht, dass das von Gott gewollt ist«, sagt er und blickt hinauf zum Himmel. Katharina ist nicht religiös, ihre Familie geht nie in die Kirche und sie ist nicht einmal getauft. Daher fällt ihr nichts weiter dazu ein, als die Schultern zu heben.

»Wenn Gott es nicht will, warum lässt er es dann zu?«, entgegnet sie dennoch. Johann weiß offensichtlich keine Antwort darauf, denn er bleibt stumm. Nach einer Weile, in der sie schweigend nebeneinander auf den Ruinen sitzen, steht er auf, um zurückzugehen.

Je weiter sie sich von der alten Burg entfernen, desto mehr scheint er sich zu entspannen. Plötzlich stoppt er so unerwartet, dass Katharina beinahe mit ihm zusammenstößt. Johann zeigt auf einen silbernen Punkt am blauen Himmel.

»Ein Flugzeug!«, klärt ihn Katharina bereitwillig auf. »Damit kann man ziemlich schnell weit reisen.«

»Du willst mich zum Narren halten!«, erwidert Johann, doch sie schüttelt den Kopf.

»Soll ich dir zeigen, wie ein Flugzeug aus der Nähe aussieht?«, fragt sie, wartet seine Antwort aber nicht ab. Sie zieht ihr Smartphone aus der Hosentasche. Während Johann mit skeptischer Miene zuschaut, wie sie auf das flache Gehäuse eintippt und mit dem Finger darüberwischt, sucht sie im Internet nach einem Bild.

»Da«, sagt sie schließlich und hält ihm das Foto einer Boeing 747 hin.

Er nimmt ihr das Gerät aus der Hand, dreht es vorsichtig einmal herum und klopft auf das Plastikgehäuse. Katharina kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

»Was ist das für ein Apparat?«, fragt Johann nur. Sie rechnet es ihm hoch an, dass er Ruhe bewahrt. Vor ihrem inneren Auge blitzen Bilder auf, die in Vergessenheit geraten waren: der jüngere Johann, der eingehend Edis Radio untersucht, als er sich unbeobachtet fühlt, der in kürzester Zeit gelernt hat, den Fernseher zu bedienen und der besonders Gabrieles Auto gründlich inspiziert. Jetzt wischt er mit behutsamen Bewegungen über das Handy-Display.

»Was macht man damit?«, will er wissen.

Katharina beginnt aufzuzählen: »Man kann mit jemanden über weite Entfernungen sprechen, Nachrichten schicken, Informationen nachschlagen, den Weg finden … und schau mal, ich zeig dir was!«

Sie tippt auf das Kamera-Symbol, rückt näher an ihn heran und streckt ihren Arm so weit aus wie sie kann. Das Display zeigt ihre Gesichter dicht nebeneinander. Johann sieht hochkonzentriert aus, als sie auf den Auslöse-Knopf tippt. »Ein Foto!«, ruft sie und hält es ihm hin.

Sofort fährt sich Johann irritiert durchs Haar und schimpft: »Bin ich der mit der schrecklichen Frisur? Mit diesen struppigen Locken wird meine Haartracht nie à jour sein …«

Mit beiden Händen bemüht er sich, seine braunen Strähnen glatt zu streichen, die jedoch augenblicklich wieder in ihre widerspenstige Position zurückspringen. Als Katharina ein amüsiertes Glucksen unterdrückt, resultiert das in einem unschönen Grunzlaut und im nächsten Augenblick prusten sie beide laut los. In dem Moment scheint sich alle Anspannung von ihnen zu lösen und obwohl die Situation so witzig nun auch nicht ist, gelingt es ihnen kaum, sich zu beruhigen.

»Wie sieht denn die neuste Mode in deiner Zeit aus?«, fragt Katharina nach einer Weile außer Atem.

»Die Haare bis knapp über die Ohren, in der Stirn kurz, eben ein bisschen wie Kaiser Heinrich«, fasst Johann zusammen und versucht dabei mit Blick in die Handykamera, erneut seine Locken zu arrangieren. »Aber bei ihm fallen sie einfach natürlicher!« Sein Haar reicht ihm tatsächlich bis knapp über die Ohren und ist in der Stirn kürzer. Da es dort allerdings keineswegs liegen bleibt, sondern entweder wild absteht oder sich ringelt, fällt das nicht auf.

»Ein Glück, dass du kein glattes Haar hast«, lacht Katharina. »Deine Frisur gefällt mir viel besser als so ein Prinz-Eisenherz-Helm!«

»Wer ist Prinz Eisenherz?«, fragt Johann verwirrt, aber Katharina winkt nur ab. »Eine Figur aus einer Geschichte …«

Sie lässt das Smartphone wieder in ihre Hosentasche gleiten.

»Erzähl mir etwas von deinem Zuhause«, fordert sie ihn stattdessen auf. »Wo liegt Rowenstein?«

Er schaut sie erstaunt an, aber dann sieht er hinauf zur Sonne. »Rowenstein ist nicht so weit von hier. Man muss fünf Stunden nach Norden gehen.« Zielsicher zeigt er ihr die Richtung. »Im Sommer durfte ich einige Botengänge dorthin übernehmen. Mit dem Pferd ist man selbstverständlich schneller.«

»Und wie ist es dort?«, fragt Katharina weiter. Aber Johann zuckt nur unbestimmt mit den Schultern. »Meine Schwester Brunhild hab ich kaum wiedererkannt, so erwachsen sieht sie aus. Mein Vater erfreut sich bester Gesundheit und denkt noch lange nicht daran, für meinen Bruder Volkwin das Feld zu räumen. In den letzten Jahren hat er die Burg ständig erweitert und verschönert. Inzwischen gibt es eine richtige Kapelle mit Priester, ein neues Vorratshaus und ertragreiche Weinhänge und Felder. Er müsste es sich leisten können, einen weiteren Sohn standesgemäß auszustatten …«

Offenbar dreht sich alles in seinem Kopf um die Frage, wie er möglichst bald ein richtiger Ritter werden könnte, stellt Katharina erneut fest. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, wie lange er schon dafür trainiert hat und wie wenige andere Optionen ihm seine Gesellschaft bietet.

Johann fällt prompt wieder ein, dass er sich beeilen muss, um rechtzeitig zurück zu sein.

***

Als sie sich wenig später voneinander verabschieden wollen, sehen sie sich sekundenlang still an. Katharina fühlt sich unsicher. Einerseits scheint Johann ihr so bekannt und andererseits weiß sie so wenig über ihn. Kann sie ihrer Erinnerung trauen? Sind sie wirklich Freunde gewesen?

Da nimmt Johann ihre Hand, tritt dicht an den Spiegel heran und zieht sie mit hinüber in den hohlen Baum. Nachdem er sich vergewissert hat, dass niemand in der Nähe ist, führt er sie hinaus in den Wald.

Katharina sieht sich um. Der geheimnisvolle Baum, eine Linde, die mit ihrem hohlen Inneren das Tor in diese andere Welt darstellt, füllt mit ihrem gewaltigen Umfang majestätisch die kleine Lichtung aus. Die Bäume, die einige Meter entfernt wachsen, wirken schmal und jung gegen sie. Um ihren Stamm zu umfassen, bräuchte es mehrere Menschen, die sich an den Händen halten. Und obwohl in ihrem Inneren so ein mannshohes Loch klafft, umgibt ihre gewundenen und weit ausladenden Äste ein leuchtendes Gelb. Tausende, samtige, herzförmige Blätter schaukeln an den Enden der Zweige.

Katharina dreht sich einmal um die eigene Achse, um sich alles genau einzuprägen.

»Dein Baum steht nicht weit vom Weg zur Burg und, welch Zufall, genau neben meinem Übungsbaum!«, sagt Johann nachdenklich. »Dein Baum« – seine Worte klingen in Katharinas Kopf nach.

»Oder ist es gar kein Zufall? Ich hab diesen Ort schon immer gern gemocht.« Johann wird still und sieht sie von der Seite an, bevor er mit gedämpfter Stimme weiterspricht: »Die alten Sorben im Dorf sagen, der Baum ist heilig, man darf ihn nicht fällen!«

»Hast du sie nach dem Baum gefragt?«, will Katharina wissen.

Johann nickt nur unmerklich. »Sie glauben, dass er magische Kräfte hat, man darf ihm nicht zu nahe kommen. Ich soll lieber woanders üben.«

Er sieht nicht aus, als lasse er sich davon beeindrucken. Schließlich zuckt er die Achseln. »Ich muss zurück in die Burg!«

»Auf Wiedersehen«, sagt Katharina nur, um überhaupt etwas zu äußern. Sie merkt, dass sie die vielen neuen Eindrücke, erst einmal verarbeiten muss.

»Gott schütze dich«, erwidert Johann ernst und sie blickt ihn sprachlos an. Sie erschreckt, als er sie kurz und heftig an seine Brust drückt, die sich beinahe hart anfühlt. Dabei berührt sie flüchtig sein Haar, das nach Wald, Schweiß und Erde riecht.

»Du duftest nach Seife«, stellt er fest, als könne er ihre Gedanken lesen.

»Na klar«, sagt sie. »Ich wasch mich ja auch jeden Tag damit!«

»Oh«, kommentiert er nur und kommt gleich wieder einen Schritt näher, um demonstrativ den Duft ihrer Haare einzuatmen.

»Dann vergiss mein nicht, Fräulein Vergissmeinnicht«, sagt er lachend, blickt ihr noch einmal in die Augen und schiebt sie dann behutsam in den hohlen Baumstamm, zurück in ihre eigene Welt. Erst, als sie wieder in Edis Haus steht, bemerkt sie, wie wild ihr Herz klopft. Und Vergissmeinnicht scheinen sie in letzter Zeit regelrecht zu verfolgen.

Lindenherz

Подняться наверх