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Senk ju for trävelling – zwischen Buchungsportal und Endlosschleifen

„Senk ju for trävelling wis Deutsche Bahn. Gud bai." Den berühmten Ausspruch hört man immer seltener. Es scheinen mittlerweile immerhin mehr Mitarbeiter bei der Bahn eingestellt worden zu sein, die des Englischen zumindest soweit mächtig sind, das "ti-äitsch" korrekt aussprechen zu können. Um eines vorweg zu nehmen: die Bahn ist nach meinem Cabrio mein liebstes Verkehrsmittel, rangiert bei mir persönlich auf Platz zwei. Auch liebe ich historische Züge. Und natürlich ist auch nicht alles schlecht. Aber diese Geschichte ist schon ein Schmankerl.

Eine Bahnreise im Internet zu buchen kann sich zu einem recht umfangreichen Thema auswachsen. Ich plane einen Trip auf eine Nordseeinsel. Welche Verbindung ist am Sinnigsten? Lieber aus der einen oder der anderen Landeshauptstadt? Oder vielleicht mit Zwischenhalt? Die Verbindung sieht gut aus. Wobei – nur fünf Minuten Umsteigezeit? Nee, erfahrungsgemäß wird das nichts. Was das angeht, könnte ich vielleicht doch noch Lokführerin werden, unpünktlich bin ich auch ziemlich oft. Irgendwas ist immer.

Endlich ist die Entscheidung gefallen. Gebucht. Allerdings wird in der Bestätigungsmail in dem einen Zug zurück trotz Reservierung kein Sitzplatz angezeigt. Was hat das zu bedeuten? Ist er schon komplett ausgebucht? Wegen Corona sind die Kapazitäten ja beschränkt. Oder fährt er gar nicht? Komme ich am Ende nicht zurück? Buchen konnte ich ja. Dann ist es an sich das Problem von der Bahn…

Aber es lässt mir doch keine Ruhe und so rufe ich anderentags vor dem Homeoffice bei der Hotline an. „Die Wartezeit beträgt mehr als zehn Minuten", heißt es da. Das liegt im Auge des Betrachters und ist dementsprechend relativ. Ich lege den Hörer neben hin. Leider hat das Telefon keinen Lautsprecher (ja, ich müsste hier mal aufrüsten) und so höre ich immer mal wieder rein. Musik und die typischen Standardphrasen. Ich koche meinen Kaffee, schnippele mein Obst, esse selbiges, räume die Spülmaschine ein und aus und ich weiß nicht mehr, was ich noch alles erledige in der Zeit, wo sich bei der Bahn so gar nichts tut. Etwa in Minute 45 will ich gerade auflegen, da höre ich doch noch eine echte menschliche Stimme am anderen Ende. Hurra! Ich schildere dem freundlichen Herrn mein Anliegen und meine Wartezeit in der schieren Endlosschleife, wofür er persönlich aber ja nichts kann. „Es kann sein, daß noch nicht klar ist, welcher Zug eingesetzt wird und daß deswegen keine Reservierung angezeigt wird. Aber leider bin ich dafür nicht zuständig, da muß ich Sie nochmal weiter verbinden."… Von mir aus! Kommt ja jetzt auch nicht mehr drauf an.

Nach weiteren zwei Minuten in der Endlosschleife ertönt das Besetztzeichen und ich bin raus! Es ist nicht zu fassen! Zirka 47 Minuten verschlissen und kein Ergebnis! Und mein Arbeitsbeginn ist auch wieder bis zum Maximum ausgereizt. Wird also insgesamt wieder ein langer Tag – wie so oft. Gottseidank arbeite ich partiell im Homeoffice. Sonst könnte ich solche Dinge gar nicht in Angriff nehmen. Wann soll man das alles machen?

Entnervt beschließe ich, am nächsten Tag den Serviceschalter am Bahnhof aufzusuchen. Vorher nutze ich die Möglichkeit, das Ticket zu drucken. Die Schlange am Schalter ist auch nicht gerade kurz, und ich warte zirka eine Viertelstunde. Währenddessen schaue ich noch mal auf das ausgedruckte Ticket. Habe ich jetzt Halluzinationen? Da steht eine Reservierung! Ich fasse es nicht. Ich schildere dem Herrn am Schalter die Geschichte. „Wenn es da jetzt drauf steht, wird es schon stimmen" – spricht's und gibt mir die Printversion meines Tickets zurück. Seltsam. In der Mail ist es nicht ersichtlich, aber auf dem Ausdruck? Verstehen muß ich das nicht.

Die Fahrt selbst hat keine bürokratischen Hürden, aber weitere Pleiten, Pech und Pannen. Ein einziger Slapstick. Fortsetzung folgt …

Zwischen Bürokratie und Wahnsinn

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