Читать книгу Welt der Götter - Tanja Friedl - Страница 7

Kapitel 2

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Irgendwann wurde es dann ruhig. Pixy fuchtelte vor mir mit ihrer Hand herum. „Aria? Wir sind an der Basis.“

„Wa... Was?“ Traumatisiert schaute ich zu ihr hoch, dann wollte ich nur noch schnell auf ‚sicheren Grund‘. Somit fiel ich von Oscar hinunter, auf den Holzsteg, dann rannte ich zur Tür, weil bei dieser Erde war. „Ich will nicht mehr. Ich glaub, ich hab Höhenangst. Extreme Höhenangst.“, stotterte ich und wartete auf Pixy, dass sie die Tür aufschloss.

„Dann gab es in deiner Welt keine fliegenden Inseln? Wo hast du denn dann gelebt?“

„Auf dem Boden!“, sagte ich und deutete nach unten. Sie blieb stehen und schaute mich verwirrt an.

Ich war auch verwirrt, aber aus einem anderen Grund: Woher wusste ich das? Anscheinend schien das für mich wohl so normal zu sein, dass ich mich unbewusst daran erinnerte?

„Wie? Bei euch endet der Abgrund?“, fragte Pixy nun nach.

„Ich- Ich hab keine Ahnung. Das hab ich gerade aus dem Bauch heraus gesagt. Ich- Ugh...“ Ich griff mir an den Kopf, welcher plötzlich schmerzte. „Ich hab Kopfschmerzen...“

Pixy blickte mich besorgt an, dann sperrte sie die Tür auf und ließ mich hineingehen. „Uh, tut mir leid wegen dem Flug, aber wir wären sonst nicht unverwundet davongekommen...“, murmelte sie.

„Du hättest gegen sie kämpfen können. Als Göttin des Bluts hättest du sie doch sicher irgendwie kontrollieren können und-“

„Das ist eine Fähigkeit, die ich nur in Notfällen anwende.“

Sie deutete mir wieder ihr zu folgen, als ich mich gerade hinsetzen wollte. Oscar flog aufgeregt dorthin, wo Pixy letztes Mal mit dem Tee hervorgekommen ist. Muss wohl die Küche sein.

„Wir müssen herausfinden, ob du wirklich die Lichtgöttin bist.“

Unsicher blickte ich ihr nach, da sie schon vorausging, in den Raum, in dem sie die Relikte lagerte. Ich schob den Sessel, auf den ich mich setzten wollte, wieder zum Tisch, dann folgte ich ihr.

„Und wie wollen wir das herausfinden?“

„Wenn das Relikt auf dich reagiert... Hmm...“ Sie schaute den runden Stein eine Weile lang an.

Ich näherte mich vorsichtig und wollte ihn in die Hand nehmen, da begann er aber zu leuchten. „Eh?!“, rief ich überrascht.

„Na geht doch. Er reagiert ja. Du musstest ihn nur berühren.“ Pixy runzelte ihre Stirn, dann nahm sie den Stein und schaute ihn an. „Halt mal.“

Ohne viel mehr warf sie mir den Stein zu und rannte aus dem Raum. Ich fühlte mich etwas unwohl, mit einem leuchteten Stein, der wahrscheinlich auch voller Magie war, in den Händen. Ich hörte sie die Treppen hinaufrennen. Oben schrie sie überrascht auf und ich könnte hören, wie Pfeile an eine Wand geschossen wurden. Greift jemand an?!

„Nichts passiert! Hab nur eine Falle ausgelöst!“, rief sie, was ich gerade noch hören konnte, dann rannte sie wohl weiter.

Ich seufzte, musste aber auch lächeln. Ich frage mich, warum jemand wie sie die Welt beherrschen wollte? Ich meine, sie musste doch einen Grund haben, oder? Während sie... keine Ahnung was tat, schaute ich mir die Relikte etwas genauer an. Einige davon waren Waffen, die anderen nur Steine. Schmuck und Bekleidung war natürlich auch dabei. Irgendwie sah es hier aus, wie in Leafs Geschäft, nur bunter. Und magischer. Wobei... Ich erinnerte mich an die Tasse, welche sich in meinen Händen verformt hat. Wer weiß was er noch für Sachen hatte. Ich schmunzelte bei dem Gedanken und blieb vor einem Sockel, auf dem eine Uhr lag, stehen. „Ehh... Wahrscheinlich von der Göttin der Zeit.“, murmelte ich zu mir selbst.

Als ich sie mir aber genauer ansehen wollte, kam Pixy auch schon wieder. „Hier!“ Sie hielt mir einen Stock hin, welcher an auf einer Seite mit einer Art Spirale endete.

„Das Innere dieses Kreises besteht aus so einer Art magnetisches Feld, sodass der Stein nicht einfach rausfällt, wenn man ihn hinein gibt. Schau!“

Sie nahm den Stein und platzierte ihn vorsichtig in der Spirale. Stolz grinste sie mich an, da flog der Stein plötzlich heraus. Sofort reagierte ich und fing ihn, als würde mein Leben davon abhängen. Naja, wenn ich wirklich die Lichtgöttin bin, wonach es momentan sehr aussah, dann tat es das ja wahrscheinlich auch irgendwie. Erleichtert blickte ich zu Pixy hoch, welche sich den Stock genauer ansah.

„Hat die Magie nachgelassen? Das wäre jetzt aber nicht gut...“, murmelte sie und seufzte. „Wir müssen zu Leaf. Vielleicht kann er die Magie wiederherstellen. Aber auch nur mit viel Glück...“ Sie nahm den Stein wieder entgegen. „Morgen jedenfalls.“, fügte sie noch hinzu und legte den Stein wieder auf den Sockel. Den Stock lehnte sie an die Wand. „Ich zeig dir mal dein Zimmer.“

Ich schaute den Stein noch eine Weile an, bevor ich den Raum verließ. Was eine Lichtgöttin wohl so konnte? Naja, Licht kontrollieren, denke ich mal. Aber ob ich sonst noch etwas Besonderes kontte? Ich entschied mich darüber morgen nachzudenken und eilte aus dem Zimmer. Pixy wartete bei der Treppe, welche wir dann hinuntergingen.

Unten war wieder ein kleiner Vorraum, in dem zwei Regale und ein kleiner Tisch standen. An jeder Wand war eine Tür. Pixy hielt mir einen Schlüssel hin, dann sperrte sie die Tür, welche gleich am Treppenende war, auf.

„Kann sein, dass es noch etwas staubig ist... Aber ich denke, du wirst dich hier schon sehr wohlfühlen.“, sagte sie.

Unsicher trat ich in das Zimmer, in dem ein Einzelbett, ein Schreibtisch mit Sessel und ein Kleiderschrank waren.

„Das ist eines der drei Gästezimmer die ich habe. Komm.“ Ich würde mich gerne einfach mal hinlegen, aber sie drängte mich schon wieder, ihr zu folgen. Widerwillig tat ich das. „Hier ist das Badezimmer.“ Sie zeigte auf die Tür auf der anderen Seite. „Na dann - Bis morgen!“

Sie winkte mir noch kurz zu, dann rannte sie die Treppen hoch, in den Tempel. Ich seufzte, ging in mein Zimmer und legte mich hin. Eigentlich wollte ich mich nur kurz ausruhen, aber es dauerte nicht lange, dass ich einschlief.

****

Traumlos wachte ich am nächsten Morgen auf. Geweckt wurde ich von ungeduldigen Klopfen an der Tür. „Aria! Es wird schon hell! Wir müssen den Tag nutzen!“, hörte ich Pixy von draußen rufen.

„Ich... Ich bleib heute hier.“, murrte ich.

Sofort riss sie die Tür auf. „Oh nein! Du kommst mit!“

„Ich will nicht wieder fliegen...“

„Außerdem will ich dir was zeigen. Ich denke jedenfalls, dass du noch nie einen Sonnenwechsel gesehen hast.“, sagte sie und blieb neben meinem Bett stehen.

„Sonnenwechsel? Was zur Hölle-“ Wütend zog sie an meiner Decke, weshalb ich auf den Boden fiel. „Steh jetzt auf.“, sagte sie nochmal, ernster.

„Ugh...“ Ich hievte mich hoch und schaute aus dem Fenster. Der Himmel war violett und leicht orange. Ich brauchte nicht lange nachdenken, da wusste ich, dass das an dem Ort, wo ich herkam, nicht normal war. „Okay...“

Ich wollte es eigentlich gemütlich angehen, aber Pixy zerrte mich schon wieder hinter ihr her. Sie drückte mir den Umhang, den wir letztens gekauft haben, in die Hand. „Ist kalt draußen. Damit wird er wenigstens zu irgendwas gebraucht. Der hat mir 35 Kin gekostet.“, sagte sie und ging schon nach draußen. Sie selbst trug aber nichts über ihre alltäglichen Klamotten.

„So, folge im Tempel jeden meiner Schritte, sonst löst du vielleicht eine Falle aus.“ Ich nickte, dann gingen wir auch noch die zweite Treppe hoch, in den Tempel. Wie sie mir gesagt hatte, folgte ich jedem ihrer Schritte, in der Hoffnung, in keine Falle zu treten. Bei Pixy sah das aber viel einfacher aus, als es für mich war. Sie tanzte fast über den Boden, was wohl daran lag, dass sie immer wieder hier durchging.

„Uh, sind hier auch explosive Fallen, oder...“

„Nein, keine explosiven. Zum Glück. In meinem Tempel gibt es so ziemlich nur Pfeile, Steine, Gift und Stacheln.“, sagte sie, als sie einer Trittplatte auswich. Sie grinste mich an, dann betätigte sie einen Hebel. „Das gemeine an Tempeln ist, dass es manchmal Hebel oder Platten gibt, die gedrückt werden müssen, damit eine Falle deaktiviert ist. Man kann sie aber nicht von Fallen unterscheiden.“ Sie packte meine Hand und zerrte mich schnell auf die andere Seite einer Fläche, dessen Steine etwas dunkler aussahen.

„Du kennst dich ja gut aus. Solltest du nicht ohne Probleme durch andere Tempel auch kommen?“

„Uh, nein. Das Wissen, wo die Fallen sind, wird einem mit der Seele der Göttin gegeben. Das ist, sozusagen, Instinkt.“ Sie zuckte mit den Schultern und schob eine Tür auf. „Da wären wir.“

Sie deutete nach draußen, also ging ich ans Freie. Aber vorsichtig, da ich ja nicht von der Insel fallen wollte. Dort sah ich dann, was sie mit ‚Sonnenwechsel‘ meinte: Zwei große, leuchtende Himmelskörper schwebten nah beieinander am Himmel. Der eine hell und weiß-gelblich, der andere blass und rot. „Was... zum...“, sagte ich erstaunt. Der Grund, weshalb der Himmel sich violett färbte, kam davon, dass der Himmel ja blau war und die blasse Sonne rotes Licht ausstrahlte. Das Orange kam von der anderen Sonne.

„Gestern Abend haben wir es ja nicht wirklich gesehen, da wir versucht haben in den Tempel zu kommen.“ Pixy setzte sich an den Rand der Insel und ließ ihre Füße baumeln. „Ich finde den Sonnenwechsel auch jedes Mal atemberaubend... Wie Rojo und Kiiro sich treffen und Position wechseln.“, murmelte sie und genoss die kleine Brise Wind, welche uns entgegenkam.

„Rojo und Kiiro?“

„Die rote Sonne heißt Rojo und die gelbe Kiiro.“

In der Ferne konnte ich einen kleinen, rosa Punkt sehen, der auf uns zueilte.

„Ah! Oscar ist wieder da!“, rief Pixy, sprang hoch und... sprang dann in den Abgrund?!

Geschockt schaute ich nach unten. „P-Pixy?!“ Oscar nahm schnell seine andere Form an und schnellte nach unten, um sie aufzufangen. Ich machte mir schon Sorgen, dann tauchten die beiden auch schon wieder auf. „Spring auf!“

„H-Huh?“ Sie hielt mir ihre Hand hin. „Uh, ich... Ich will wirklich nicht mehr fliegen.“ Kurz sah sie besorgt aus, dann kamen beide etwas näher und sie packte meine Hand und zog mich hinauf.

„Jetzt komm schon! Du hast doch gerade gesehen, wie Oscar mich sofort aufgefangen hat, nicht? Du brauchst keine Angst zu haben...“ Mir fiel auf, dass sie etwas zitterte. Hatte sie selbst Angst?

„Okay...“, murmelte ich, was Pixy sehr freuen zu schien.

„Yay! Dann holen wir jetzt den Stab und den Stein und fliegen zu Leaf!“

„Uh, ich-“ Ich wollte noch sagen, dass ich mir bei der Sache nicht ganz sicher war, aber Oscar flog schon los. Wir kamen aber schnell wieder zum Stillstand und Pixy hüpfte auf den Holzsteg.

„Bin gleich wieder da!“, rief sie und eilte in die Basis.

Ich lächelte, da bemerkte ich eine Bewegung aus meinem Augenwinkel. Sofort schaute ich dorthin, sah aber nichts.

„Hab alles!“, hörte ich Pixy wieder rufen, dann kam sie durch die Tür.

Ich überlegte für einen kurzen Moment, ob ich sie über die Bewegung informieren soll, oder ob ich es lassen soll, da es ja nur Einbildung gewesen sein könnte, da war es aber auch schon zu spät: Pixy hielt ihre leeren Hände hoch. Als sie das realisierte, schaute sie sich verwirrt um.

„Huh? Wo sind der Stab und der Stein?!“, rief sie.

„Uh, vielleicht hat sie die Bewegung aus meinem Augenwinkel gestohlen?“

„Die was? Egal, wir müssen die Sachen wiederfinden! Eine Göttin kann ohne ihrem Relikt ihre Magie nicht benutzen!“, sagte sie. In dem Moment sah ich es wieder: Etwas huschte an mir vorbei.

„Schon wieder! Verdammt, warum kann ich es nicht sehen?!“, rief ich, stand auf und schaute mich konzentriert um.

„Also ich hab nichts gesehen.“ Pixy eilte zu mir.

Plötzlich sah ich es auf der anderen Seite. Ich drehte mich um. „Es klettert nach oben!“ Pixy konnte gerade noch auf Oscar springen, da flog er ein kleines Stück, sodass ich auf die Insel springen konnte. Pixy eilte mir hinterher.

„Wo ist es?“

„Ugh...“

Ich griff mir an den Kopf, welcher auf einmal wieder zu schmerzen begann, dann streckte ich unbewusst meine Hand aus. Direkt neben uns, im Schatten des Tempels begann plötzlich etwas zu leuchte.

„Ah! Der Stein und Stab! Mit... Einem Ninja?!“

„Huh?“ Ich schaute neben mich. Ein kleines Mädchen mit violetten Haaren, dunklen Klamotten und braunem Schal, lag in der Wiese. In ihren Händen hielt sie fest den Stab und den Stein, welcher jetzt leuchtete.

„...Verdammt.“, murmelte sie und schaute links und rechts.

„Oh nein.“ Pixy stellte sich vor sie. Oscar in seiner großen Form neben ihr.

Das kleine Mädchen schaute sie ängstlich an. Langsam griff sie nach etwas, aber dann stoppte sie. Allerdings wohl nicht freiwillig. Pixy kniete sich langsam hin.

„Wir wollen dir nichts antun, also würdest du uns bitte einfach wieder den Stein und Stab geben.“ Sofort ließ die Kleine beides fallen.

„Danke.“ Damit schien sie auch ihre Hand wieder bewegen zu können, jedoch fiel sie auch gleich zu Boden.

„Was tust du da?“, fragte ich Pixy verwirrt.

„Wir können sie doch nicht einfach so gehen lassen. Sie ist ein Ninja - Irgendwer muss sie doch geschickt haben, oder?“, sagte Pixy und gab mir die beiden gestohlenen Objekte.

Sie hob das Mädchen hoch und legte sie auf Oscar. Pixy und ich setzten uns dann ebenfalls auf Oscar und er flog uns wieder nach unten.

„Übrigens“ Sie grinste, als sie mir von Oscar half. „du bist vorhin im Stehen und ohne dich festzuhalten mit Oscar geflogen.“

Ich stolperte fast, als sie mir das sagte. „D-Du hast Recht!“, rief ich geschockt, aber auch überrascht.

Wir eilten nach unten, wo Pixy das Mädchen in ein Bett legte. „Eigentlich sollte sie bald-“ In dem Moment zuckte sie hoch und schaute sich panisch um.

„Wo bin ich?“, fragte sie und wollte schon aufstehen. Pixy hielt sie davon aber ab.

„Wer hat dich geschickt? Lily?“

„Tch. Als ob ich euch das sagen würde.“

„Ich will wirklich nicht meine Magie einsetzen. Ich denke aber, du hast schon einmal von der Blutgöttin gehört?“

„Was kann die grooße Blutgöttin gegen den Schattengott ausrichten...“ Plötzlich verschwand sie wieder. „...wenn sie ihn nicht sieht?“

Pixy nickte mir zu, woraufhin ich alle Lichter im Raum anschaltete. „Ugh...“

„Wir haben hier eine Lichtgöttin anwesend, falls du das noch nicht bemerkt hast.“, sagte Pixy und deutete grinsend auf mich. „Also...?“

„Warte, hat sie vorhin ‚Schattengott‘ gesagt? Heißt das-“ Ich wurde sofort unterbrochen. „Ich bin kein Mädchen!“, sagte er und schlug auf das Bett. Er schien wohl öfter für ein Mädchen gehalten zu werden. Ich wollte mich zurückhalten, musste aber lachen. Pixy konnte ebenfalls nicht anders und stimmte mit ein.

„Was wollt ihr?!“

„Ah, achja.“ Pixy fing sich wieder und wurde wieder ernst. Jedenfalls versuchte sie es. Kurz musste sie noch schmunzeln, dann räusperte sie sich aber. Ich wurde ebenfalls wieder still und konzentrierte mich weiterhin auf die Lichter. „Wir wollen nur wissen, warum dir hier bist. Wer hat dich geschickt?“, fragte sie ihn.

„Niemand hat mich geschickt.“, murrte er und blickte sie nicht an.

„Niemand? Du bist ein Ninja, solltest du nicht irgendwie einen Meister oder so haben?“

„...Nicht mehr.“

„Ehhh? Warum also bist du hier?“

„Ich hab vor Gott über alles zu werden.“, sagte er einfach.

„Und du bist zuerst hierhergekommen um die Göttin auszulöschen, die dein größter Feind ist, ich verstehe, guter Plan. Könnte von mir stammen.“

Sie lächelte matt, was mich zum Nachdenken brachte, welche Göttin ihr größter Feind sein soll. Licht und Schatten ergibt ja Sinn, aber von Blut... Da fällt mir nichts ein. Er schaute Pixy etwas überrascht an, als hätte er nicht erwartet, dass sie seinen Plan errät.

„Und woher wusstest du, wo du sie finden kannst?“ Er sagte nichts darauf. Anscheinend bereute er es schon, so viel gesagt zu haben.

„...Ihr habt nicht zufällig irgendwo einen schwarzen Nekus gesehen, oder?“, fragte er ohne zu antworten.

Pixy seufzte. „Aria, mach um den Raum eine Grenze, sodass er nicht fliehen kann.“ Sie stand auf und ging zur Tür, an der Oscar herumflog. Er traute sich nicht herein, so wie es aussah.

„Ihr wollt mich hier einsperren?!“, rief er sofort und sprang auf.

„Aria!“, rief Pixy befehlend.

Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte, aber anscheinend musste ich nur meine Hände ausstrecken und mir vorstellen, was geschehen soll. Ich blinzelte überrascht, da ich eigentlich keine Ahnung hatte, wie ich die Magie anwenden sollte, aber immer wieder tat ich genau das richtige. Der Junge wurde von einer unsichtbaren Wand aufgehalten. Ich eilte schnell zu Pixy, aus dem Raum.

„Wir kommen später wieder.“ Sie winkte ihm noch zu, dann eilte sie die Treppe hoch.

Etwas besorgt drehte ich mich zu ihm um. „Wie heißt du überhaupt?“, fragte ich ihn.

Er antwortete, ohne mich anzublicken: „Juhly Klee.“, murrte er und ging von der Tür weg. Juhly also. Ich ging die Treppe hoch und aus dem Haus. Pixy sperrte dann die Tür zu und wir flogen los.

****

„Ah... Zum Glück ist Leafs Laden nicht so weit entfernt...“, sagte ich erleichtert, als ich auf die Wiese eilte.

„Später fliegen wir zum Tempel der Musikgöttin. Der ist ein Stück entfernt.“

„...Ein Stück?“

„Hehe, in einem anderen Gebiet.“ Sie lächelte, während ich sie nur geschockt anstarrte.

„In Kolna.“ Sie zeigte in die Richtung, in der die Sonne den Himmel hinaufwanderte. Im Osten also. „Dort werden wir uns dann wohl in ein Dorf trauen müssen um zu übernachten.“, seufzte Pixy.

„Huh? Und was ist mit Ju- Also, dem Schattengott?“

„Was soll mit ihm sein?“

„Lassen wir ihn einfach so in dem Gästezimmer? Er kommt doch nicht mal an Essen.“

„Götter brauchen nicht täglich Nahrung wie Menschen. Hast du doch sicher schon bemerkt, oder?“ Stimmt... Normalerweise hätte ich wohl schon längst Hunger bekommen...

Pixy lächelte, dann ging sie nach einem kurzen Klopfen in das Geschäft. „Hey! Leaf! Aufstehen!“, hörte ich sie schreien.

Ich seufzte und schaute mir die große Sonne, so gut es ging, an. Irgendetwas... Störte mich. Ich starrte noch eine Weile, dann riss ich mich davon los und ging ebenfalls in Leafs Laden. Leaf schien wohl gerade erst aufgestanden zu sein, da seine Haare total durcheinander waren und er das grüne Shirt, welches er unter dem braunen trug, falsch herum anhatte. Ich vermutete ja, dass es nur einen Ärmel hat, wegen seines fehlenden Armes, womit ich Recht hatte. Der eine Ärmel hing von seiner Schulter herunter und auf der anderen Seite war gar keiner. Der Handschuh, den er gestern getragen hat, fehlte auch.

„Hier. Glaubst du, du kannst den Zauber wiederherstellen, der da drauf war?“, fragte sie, nahm den Stab aus meinen Händen und hielt ihn Leaf hin.

Dieser starrte sie sichtlich genervt an. „Wir haben geschlossen.“, murrte er.

„Wir haben heute noch was vor.“

Daraufhin seufzte er. „Na gut. Bei dir kann ich ja schwer ablehnen.“

Er packte den Stab und schaute ihn sich an. Pixy stellte sich neben mich.

„Was macht er?“, fragte ich sie.

„Er analysiert den Stab. Er hat so eine Art Manipulationsmagie, mit der er Magie analysieren, beeinflussen und manchmal auch wiederherstellen kann.“ Sie verschränkte die Arme und schaute ihm zu.

Ich stattdessen schaute wieder durch die Regale. Diesmal aber ohne etwas anzufassen. Vor einer seltsamen Blase blieb ich stehen. Warum schwebt hier eine Blase auf dem Regal herum? Ich hob eine Augenbraue und schaute sie genauer an. Viele verschiedene Farben spiegelten sich wieder und funkelten wunderschön.

„Was ist das?“, fragte ich Pixy.

Sie wandte sich von Leaf ab und stellte sich neben mich. „Huh? Das ist ein Mekus-Ei. So eines hab ich lang nicht mehr gesehen! Ich dachte solche existieren gar nicht mehr!“

„Ein Mekus-Ei? Meinst du nicht Nekus-Ei?“

„Hm? Nein, nein! Da ist ein Unterschied. Nekus sind für Kämpfe sehr praktisch, da sie neben ihrer kleinen, niedlichen Form auch noch eine große, starke Form haben. Mekus aber sind einfach nur klein und niedlich. Mekus sind eine mutierte Form von Nekus.“, erklärte sie und wollte das Ei berühren, aber sie zog ihre Hand schnell wieder zurück.

„Au! Ugh... Es akzeptiert mich wohl nicht...“

„Wow, ich habe keinen blassen Schimmer was das für eine Magie ist.“, sagte plötzlich Leaf. Wir beide drehten uns um und schauten ihn erwartungsvoll an. „Die Windgöttin kann das vielleicht reparieren. Oder die Zeitgöttin.“, sagte er.

„Die Windgöttin also...“, murmelte Pixy. „Dann besuchen wir nach dem Tempel der Windgöttin erst den der Musikgöttin.“ Sie schaute mich entschlossen an.

„Wo ist der der Windgöttin?“, fragte ich unsicher.

Pixy lachte nervös. „Haha... Uh, weißt du... Auf- Auf der anderen Seite der Welt.“

Ich starrte sie ungläubig an. „Was. Da komm ich aber nicht mit.“

„Okay, okay, musst du auch nicht.“

„Und was ist mit der Zeitgöttin? Existiert die nicht?“

„U-Uh... Eher unwahrscheinlich.“, antwortete Pixy mir nervös.

„Ihr Tempel war ja der erste, den du ausgeraubt hast, nicht?“, mischte Leaf sich in die Unterhaltung ein.

„Jep. Und einen Tempel später, in dem der Blumengöttin haben wir uns getroffen. Weil du unbedingt diese eine Blume haben wolltest, um sie zu verkaufen. Und du hast nicht gewusst, dass das das Relikt der Blumengöttin ist. Diese hat dich attackiert, deinen Arm abgetrennt, ich hab die Blutung gestoppt und Heilung etwas beschleunigt und wir sind geflohen.“ Während Pixy das herunterratterte, ging sie immer weiter Richtung Ausgang. Es kam mir so vor, als würde sie vom vorigen Thema ablenken wollen.

„Komm, ich flieg dich zur Basis.“, sagte sie.

„Uh, okay. Bis nächstes Mal und danke, Leaf!“, sagte ich noch, dann folgte ich Pixy.

Oscar wartete dort noch auf uns. Ich denke mal, er ist zu müde um sich zu verwandeln. Wir kletterten auf ihn, woraufhin er auch schon losflog. Bei der Basis hielt er an.

„Na dann, ich werde in drei oder vier Tagen wieder hier sein. In der Küche ist was zum Essen, falls du Hunger bekommst. Oder dieser Ninja.“, sagte Pixy. Ich kletterte von Oscar, drehte mich zu ihr und nahm meinen magischen Stein entgegen.

„Uh, okay, danke.“

„Bis dann!“

Damit flogen sie wieder davon. Ich schaute ihnen eine Weile lang hinterher, dann ging ich in die Basis und erstmal in mein Zimmer, wo ich es mir etwas gemütlicher machte. Als ich damit fertig war, setzte ich mich auf den Sessel und starrte aus dem Fenster. Was sollte ich denn in der Zwischenzeit machen? Aus dem anderen Zimmer konnte ich fluchen hören. Ich entschied mich aufzustehen und Juhly einen Besuch abzustatten. Er schien ja nicht gerade gute Laune zu haben. Vor der Tür des Zimmers, in dem wir ihn eingesperrt hatten, blieb ich stehen. Die Tür war nicht einmal geschlossen, was wohl daran lag, dass er nicht durch die Grenze konnte. Ich schaute hinein und sah ihn am Tisch sitzen. Er spielte irgendwie mit seinem Messer herum.

„Was ist?“, murrte er. Natürlich bemerkte er mich sofort, ohne mich auch nur anzusehen - Er war ja ein Ninja.

„Pixy ist auf dem Weg zur anderen Seite der Welt oder so und ich hab nichts zu tun.“

„Aha.“ Er wirkte sehr desinteressiert, was mich nicht wunderte.

Ich seufzte. „Du hast vorhin von einem schwarzen Nekus geredet.“ Nun blickte er zu mir hoch. „Ich kann ihn suchen, wenn du willst.“

„Woher weiß ich, dass ich dir trauen kann?“

„Hey, es war nicht meine Idee dich hier einzusperren-“

„Also würdest du mich hier rauslassen?“ Er legte das Messer beiseite und blickte mich hoffnungsvoll an.

„...Ich will Pixy helfen und sie scheint dich noch zu brauchen. Aber irgendwie kann ich es sicher schaffen, dass wir hinauskönnen und du nicht davonlaufen kannst.“

Jetzt seufzte er. „Na gut. Ohne meine Magie kommst du sowieso nicht von dieser Insel, denke ich mal.“ Ah. Das habe ich ja ganz vergessen.

„Okay...“, murmelte ich und überlegte. Was konnte ich tun, damit er nicht einfach abhauen konnte, aber doch seine Magie einsetzten kann? Ich runzelte meine Stirn und starrte den leuchtenden Stein in meiner Hand an. „Uh...“ Ich wartete nur darauf, dass mir plötzlich einfach irgendetwas einfiel, was ich tun musste, aber da kam nichts. Ich hatte keine Ahnung. „Ich... hab nicht den blassesten Schimmer, was ich mit meiner Magie tun könnte.“, sagte ich und gab auf, darüber nachzudenken.

Juhly steckte das Messer weg und stand auf. „Reicht es dir, wenn ich dir verspreche nicht abzuhauen?“, fragte er.

„Ich dachte du willst unbedingt hier weg.“

„Naja, ich hab nicht wirklich einen Ort an den ich zurückkehren kann und du scheinst deine Freundin nicht enttäuschen zu wollen. Ich bleibe also einfach mal eine Weile hier. Wenn es mir zu viel wird kann ich ja versuchen abzuhauen.“, sagte er und blieb vor der Lichtgrenze stehen.

Ein bisschen misstrauisch war ich zwar noch immer, aber ich entschied mich ihm zu vertrauen. „...Okay.“

„Huh? Du vertraust mir wirklich?“

„Ja.“

Er blickte mich überrascht an, als ich dann die Grenze verschwinden ließ. „Gehen wir.“, sagte ich lächelnd und ging die Treppe hoch.

Ich hörte wie er mir folgte. Zum Glück haute er wirklich nicht ab. Naja, im Notfall könnte ich sicher meine Magie einsetzen, oder? Ich wollte schon fast die zweite Treppe hoch gehen, da fiel mir ein, dass ich keine Ahnung hatte, wo die Fallen in Pixys Tempel waren.

„Oben ist ihr Tempel, nicht?“, fragte Juhly und blieb neben mir stehen.

„Uh... Ja.“

„Der Tempel der Blutgöttin soll wohl sehr gefährlich sein, hab ich gehört.“ „Huh? Aber wir sind da heute Morgen einfach durchgegangen.“

„Ja, mit der Blutgöttin selbst an der Seite ist das einfach.“, sagte er und schaute interessiert nach oben.

„Den Tempel anschauen darf ich nicht, oder? Wollte immer schon wissen, wie der so aussieht.“ Ich zögerte eine Weile, ging dann aber nach oben. Was sollte schon passieren? Er weiß doch auch nicht, wo die Fallen sind. Vorsichtig öffnete ich die Tür und ließ ihn hineinschauen. Interessiert schaute er sich in dem Raum um.

„Wie erwartet - Der Tempel ist drinnen viel schöner als draußen. Und auch noch mit dem schönsten und teuersten Stein gebaut.“, murmelte er.

„Ist die Blutgöttin so besonders?“

„Naja, sie kann immerhin alle Lebewesen kontrollieren, wenn sie will. Deine Freundin aber scheint eine der, halbwegs, netten zu sein. Immerhin hat sie dich hier aufgenommen und mich nicht gleich gefoltert.“ Er drehte sich wieder um und ging die Treppe langsam wieder hinunter.

„Hmm... Was haben andere Blutgöttinnen denn getan?“

„Das solltest du doch wissen. Jeder sollte die Geschichten doch gehört haben.“, sagte er überrascht und drehte sich zu mir um.

Unsicher kratzte ich mir am Kopf. „Uh... Ich habe keine Erinnerungen mehr an früher und angeblich komme ich aus einer anderen Welt, oder so.“

„Es gibt also wirklich andere Welten? Interessant... Naja, andere Blutgöttinnen waren jedenfalls nicht so nett.“, murmelte er.

Ich ging die Vordertür hinaus, wo ich vor dem Holzsteg stehen blieb. „Und jetzt?“, fragte ich und drehte mich zu Juhly.

„Ich weiß ungefähr wo Miza, mein Nekus, ist. Also...“

Er machte eine kurze Bewegung mit seinen Händen, dann formte sich um uns etwas Dunkles, was wohl Schatten war. Ich hatte ein etwas schlechtes Gefühl bei der Sache. Plötzlich hoben wir ab und ich bekam Panik. Ich schrie ängstlich und versuchte nicht nach unten zu sehen, da unter mir so gut wie gar nichts war. Juhly schien sehr konzentriert auf seine Magie zu sein, weshalb ich schnell wieder leise wurde und nur schluckte und nach oben schaute. Nach einer Weile landeten wir auf einer anderen Insel, welche nicht weit von unserer entfernt war. Erleichtert setzte ich mich in die Wiese, wobei ich bemerkte, dass hier gar kein Steg war.

„Wo... Wo sind wir?“, fragte ich und schaute mich um.

Von hier aus konnte ich auch Pixys Tempel sehen. Von außen sah er wirklich etwas mitgenommener aus, als von innen. Ich stand auf und drehte mich zu Juhly, welcher noch erschöpft auf dem Boden saß. Lange konnte er seine Magie wohl nicht aufrecht halten.

„Wir... Wir sind nur auf einer kleinen, unwichtigen Insel.“, sagte er und hievte sich hoch. „Hier hab ich Miza das letzte Mal gesehen. Sie scheint aber nicht mehr-“

Er stoppte mitten im Satz, als ein Quietschen ertönte. Aus dem kleinen Baum, welcher hier ganz alleine wuchs, kam ein schwarzes Etwas geflogen. Es sah ein bisschen so aus, wie das, was uns beim Fliegen geholfen hatte.

„Miza!“, rief er und eilte sofort auf sie zu.

„Was hat es eigentlich mit den Nekus auf sich? Ich meine, es gibt dann ja auch noch diese wilden Nekus, uh, wie heißen die? Vi-“

„Villkus. Uh, ja, das ist ebenfalls eine etwas weiter zurückreichende Geschichte.“ Erwartungsvoll schaute ich ihn an. „Ugh... Das erzähl ich jetzt aber nicht alles. Vielleicht später.“ Miza gab noch einige quietschende Geräusche von sich, dann wurde sie plötzlich größer, aber blieb in schattenähnlicher Form. Juhly setzte sich auf sie. Zögernd tat ich dasselbe, dann flog sie los.

„Ist es so besser zu fliegen?“, fragte Juhly und schien den Flug zu genießen.

Ich hatte aber noch immer panische Angst. „Uh, mhm.“, murmelte ich und bemühte mich, nicht nach unten zu sehen.

„In deiner Welt war das wohl nicht normal, huh?“

„Nicht wirklich, nein.“

„Kannst du dich also an deine Welt erinnern?“

„...Nein. Mir fallen nur manchmal ein paar Sachen ein, aber mehr nicht.“ Er nickte langsam. „Wo fliegen wir eigentlich gerade hin?“, fragte ich, als mir auffiel, dass wir gar nicht Pixys Tempel ansteuerten. „Keine Ahnung. Ich dachte nur, dass es in eurem Haus ziemlich langweilig werden würde.“

„Oh.“ Das machte mich etwas neugierig, was es sonst noch zu sehen gibt hier. „Gibt es hier auch Dörfer oder so?“

„Oh, klar. Auf den meisten großen Inseln sind Dörfer. Hat deine Freundin dir die noch gar nicht gezeigt?“

„Sie scheint zu viel Aufmerksamkeit eher zu meiden.“

„Ah. Ich werde eigentlich auch nicht so gern gesehen, aber niemand weiß, dass ich Relikte stehle, da ich vor kurzem erst damit begonnen habe, also ist das in Ordnung.“

„Naja, Pixy scheint das schon länger zu tun...“, sagte ich und lachte etwas nervös.

„Sie versucht auch Allmächtig zu werden?! Und sie hat schon einige Relikte?!“, fragte er plötzlich. Ich drehte mich gänzlich zu ihm.

„Ja, wusstest du das nicht?“

„Nicht... Nicht wirklich. Ergibt aber Sinn wenn sie die Blutgöttin ist... Wie viele Relikte hat sie denn schon?“ Ich zögerte. Sollte ich ihm antworten? Das scheint ihm etwas zu sehr zu interessieren. „Du musst nicht antworten.“, seufzte er nach einer Weile. Ich nickte nur.

„Achja, ich wollte noch fragen, was es mit dieser ‚Allmächtiger Gott‘-Sache auf sich hat.“, fragte ich.

„Ah, das weißt du ja auch nicht...“ Er wandte seinen Blick den vorbeifliegenden Inseln zu. „Das ist so eine Art unendliches Spiel. Wenn ein Gott alle hundert Relikte besitzt, wird er zum allmächtigen Gott. Danach bauen sich die Tempel wieder auf und die Relikte werden wieder an ihre Tempel verteilt. Dann geht es wieder von vorne los. Der allmächtige Gott, oder, meistens, Göttin, kann dann tun und lassen was er will, nur darf er nicht in das Spiel eingreifen.“, erklärte er.

„Oh, jetzt verstehe ich...“ Ich stützte mich mit meinen Händen ab und lehnte mich zurück. Was würde ich wohl tun, wenn ich allmächtige Göttin wäre? „Was würdest du als allmächtiger Gott denn tun?“

„Das erste was ich tun würde, wäre wohl das Dorf, in dem ich gelebt habe, wiederzubeleben.“, murmelte er.

„Oh...“ Das hatte ich nicht erwartet. Hmm... Ich würde wohl zu aller erst mir meine Erinnerungen zurückholen, um überhaupt zu wissen, wer ich bin.

„So, das ist Dorf Emerild. Bekannt für seine vielen Erfinder.“, sagte Juhly und stand auf. „Ich hoffe mal, du hast keine Feinde bei den Wächtern. In Dörfern leben immer ein paar Wächter.“

„Ähm...“ Ich dachte an die eine Wächterin, vor der wir beim Tempel der Feuergöttin geflohen sind. Aber die Chance, dass sie hier war, war ja sehr gering, oder? Wir landeten auf der Wiese, dann verwandelte Miza sich wieder in das kleine, schwarze Etwas und flog aufgeregt herum.

„Hey! Miza!“, rief Juhly, doch vergeblich. „Sie wollte immer schon mal Emerild sehen.“ Er seufzte lächelnd, dann wandte er sich an mich. „Ich wollte noch bei jemandem Bekanntes vorbeischauen. Du wirst wahrscheinlich mitkommen, nicht?“

Ich nickte nur. Ich fühlte mich nur etwas unwohl in diesem Dorf. Misstrauisch schaute ich mich um, als wir durchgingen. Vor einem kleinen Haus blieben wir stehen. Juhly trat vor und klopfte an. Ich bemerkte, wie die Leute auf der Straße uns anschauten und schnell weitergingen.

„Uh... Juhly?“

„Ignorier sie einfach. Übrigens kannst du mich Ju nennen.“

Ich wollte eigentlich fragen, weshalb sie so schauten, ließ es aber. Ich fühlte mich sehr unwohl, hatte aber das Gefühl, in dem Haus wäre es noch unangenehmer. Die Tür wurde von einem Mädchen geöffnet. Ihre Haare waren orange und zu zwei tiefen Zöpfen zusammengebunden. Außerdem hatte sie ein rotes Band in ihren Haaren. Sie trug ein rotes, langes Kleid mit Pelz an den Enden. Darüber trug sie einen durchsichtigen, blauen Rock und einen kurzen, blauen Mantel.

„Ah, Juhly. Lange nicht mehr gesehen.“, sagte sie und machte eine Geste, die wohl bedeutete, dass wir hineinkommen sollen. „Hani ist gerade nicht da. Sie ist auf Patrouille.“ Sie deutete auf eine Bank. Wir setzten uns und sie verschwand in einen anderen Raum.

„Wer ist das?“

„Das ist Niha Caramel. Göttin der Rojo. Ihre Schwester, Hani, und sie sind in unserem Dorf, Glomur, in Forola, aufgewachsen. Einen Monat bevor die Insel fiel sind sie von ihren Tempeln gerufen worden und sind hierher gereist.“

„Göttin der Rojo? Du meinst die rote Sonne?“, fragte ich ungläubig nochmal nach.

Er nickte, da kam Niha auch schon wieder. „Tut mir leid, ich hab gerade keinen Salbei-Tee hier. Ich hoffe Grüner Tee ist auch in Ordnung?“, fragte sie lachend und stellte Ju und mir jeweils eine Tasse hin.

„Ist okay.“, antwortete Ju.

„Und du bist...?“ Sie setzte sich gegenüber von uns hin.

„Ah- Ich bin Aria Fantasma.“ Ich entschied mich, ihr nicht zu sagen, dass ich die Lichtgöttin bin. Ju sah mich deshalb etwas verwirrt an. Ich hatte einfach ein unangenehmes Gefühl hier.

„Ehhh? Deine Freundin?“, fragte sie Ju grinsend.

„Was?! Nein!“, riefen wir beide gleichzeitig.

„Hehe, hab schon verstanden.“ Sie lachte, dann nahm sie einen Schluck von ihrem Tee.

Ich nahm die Tasse und trank fast selbst einen Schluck, da stieg mir aber seltsamer Geruch in die Nase. Aus einem seltsamen Grund wurde mir sofort bewusst, dass Grüner Tee nicht so riechen sollte. Niha bemerkte, dass ich inne hielt. Plötzlich grinste sie.

„Uh, Niha?“, fragte Ju verwirrt nach. Er schaute ebenfalls in den Tee.

„Hani ist die Kommandantin der Wächter in Juwilia. Natürlich weiß sie sofort, von Siren, wer mit wem zusammenarbeitet.“ Sie holte einen Talisman hervor und hielt ihn vor sich. „Was machst du bei Ju?“, fragte sie und ihr Gesicht wurde ernst, dann deutete sie auf den Stein in meinen Händen. „Und was für eine Göttin bist du?“ Ängstlich beschützte ich meinen Stein.

„Lichtgöttin.“

„Und die Antwort auf meine erste Frage?“

Ich blickte zu Ju. „Wir haben uns zufällig auf einer Insel getroffen.“, sagte dieser überraschenderweise. Wow, er half mir? Obwohl er ein Gefangener von uns war? Niha sah noch immer misstrauisch aus, steckte aber seufzend den Talisman wieder weg.

„Wenn er dich schützt, kannst du keine so schlechte Person sein.“ Sie setzte sich wieder richtig auf ihren Sessel. „Aber geht lieber wieder, bevor Hani und Siren wiederkommen. Ah, und übrigens: Das ist das einzige Mal, dass ich dich gehen lasse. Wenn ich dich nochmal sehe, werde ich meine Talismane benützen müssen.“, fügte sie etwas bedrohlicher hinzu. Plötzlich stürmte auch Miza durch das Fenster und gab einige quietschende Geräusche von sich.

„Uh, ja, gehen wir.“, sagte Ju und stand auf. Ich tat dasselbe. „Tut mir leid, nächstes Mal bleibe ich etwas länger.“ Er verabschiedete sich von Niha, dann verließen wir das Haus. „Ich glaube wir sollten uns beeilen. Miza wirkt echt aufgeregt.“

In diesem Moment sahen wir in der Ferne zwei fliegende Körper.

„Komm.“ Ju packte mich am Arm, dann bildete sich Schatten um uns und wir versteckten uns hinter einem Haus. Seine Magie wirkte an mir aber nicht so gut, da ich noch meinen Stein bei mir trug. „Na toll.“, murrte Ju, als er das ebenfalls bemerkte. „Aber wenn wir jetzt losfliegen...“

„Warum hilfst du mir eigentlich?“, fragte ich jetzt verwirrt. „Ich begleite dich ja eigentlich nur, damit du nicht abhaust und du hilfst mir wieder mit dir zur Basis zu kommen? Du könntest doch einfach-“

„Hinterfrag es nicht und lass mich dir helfen.“, antwortete er und schaute sich um.

Ich atmete tief durch, dann hielt ich den Atem an. Das Licht des Steines wurde immer blasser und Jus Magie begann richtig zu wirken. Ju blickte mich überrascht an, zögerte aber nicht mehr lange. Miza nahm ihre andere Form an und wir setzten uns darauf. So schnell sie konnte flog sie los und nicht allzu weit an den anderen beiden vorbei. Das waren tatsächlich Siren und Nihas Schwester. Geschockt schaute ich sie an und mir kam es so vor, als hätten sie uns bemerkt. Als wir ein Stück von ihnen entfernt waren, schnappte ich nach Luft. „Woah-“

„Hey! Ihr!“, hörte ich dann plötzlich hinter uns.

„Oh nein...“, murmelte Ju. „Miza ist nicht schnell genug um zu fliehen... Was machen wir jetzt?!“ Er blickte mich an. Ich war hauptsächlich aber immer noch damit beschäftigt Luft zu holen.

„Ha! Hab ich dich gefunden!“, rief dann plötzlich jemand anderes. Diese Stimme erkannte ich auch schnell wieder: Lily.

„Was denn noch alles...“, murmelte ich und machte eine kurze Bewegung mit meinen Händen. Um uns herum entstand eine riesige Lichtkugel.

„Uh... Aria... Miza wird mit dem Licht nur langsamer.“, sagte Ju schnell. Eine Weile lang blickte ich ihn verzweifelt an.

„Kannst du denn gegen alle drei kämpfen?“

„Alle ‚vier‘, wenn ich bitten darf.“, sagte plötzlich jemand vor mir. Miza erschrak und flog ruckartig zurück. Fast fiel ich deshalb nach unten. Ein etwas durchsichtiges Mädchen mit kurzen, weißen Haaren, grauen Augen und einem einfachen, weißen Kleid, flog vor uns.

„Na toll, noch jemand.“

„Ich bin der Schattengott. Ich kann das.“, sagte Ju und schaute mich ernst an.

Ich zögerte, ließ dann aber die Lichtkugel verschwinden. Im selben Moment sprang Ju hoch und machte einige seltsame Bewegungen. Um ihn bildeten sich ein schwarzer Kreis und einige kleine Punkte. Plötzlich schoss er all das auf die Gegner um uns herum, welche jedoch ebenfalls ihre Magie anwendeten. Aus Lilys Richtung kamen einige Feuerkugeln, aus Sirens Richtung grüne Kugeln und von Hani helle, feuerähnliche Kugeln und teilweise auch Talismane. Das durchsichtige Mädchen schien Miza etwas sehr zu irritieren, sodass sie zu schwanken begann.

„U-Und jetzt?!“, fragte ich verzweifelt.

„Viel mehr kann ich nicht tun!“, rief Ju. „Zwei Götter und eine Wächterin? Das schaffen wir doch nie!“

„Zwei Gö-“ Plötzlich nahm Miza unter uns ihre kleine Form an. Aus Panik streckte ich meine Hände nach unten und es bildete sich eine leuchtende Fläche. Jedoch war diese schwerer aufrecht zu erhalten als gedacht und wir fielen in den Abgrund.

****

Mit einem Schrei erwachte ich. Ich verstummte, sowie ich bemerkte, dass ich in Sicherheit war. Unter mir war Boden. Ich fiel nicht in den Abgrund. Stattdessen lag ich in einem Bett. Langsam setzte ich mich auf und schaute mich um. Wo war ich?

„Ah, du bist ja schon wach.“, hörte ich plötzlich Lily. Ich drehte mich in die Richtung, aus der ich sie hörte. Sie saß auf einem Sessel und spielte mit ein paar kleinen Feuerkügelchen. Diese ließ sie aber schnell verschwinden. „Die andere schläft noch immer.“ Sie deutete auf Ju.

„Uh, Ju ist- Ugh, egal. Warum sind wir hier?“

„Warum? Ihr wärt doch fast gestorben. Ihr seid in den Abgrund gefallen. Sily und ich haben euch hergebracht.“, sagte sie und stand auf.

„Huh? Aber hast du nicht auch versucht uns zu töten?“

„Oh, nein, nein. Ich wollte mich eigentlich nur an dieser einen Wächterin rächen, weil sie ja den Tempel der Feuergöttin zerstört hat. Außerdem hab ich eher was gegen diese Blutgöttin als gegen dich.“, sagte sie lachend und stellte sich neben Ju. „Wer ist das überhaupt?“

„Das ist Ju, also, Juhly.“

„Und sie gehört auch zu eurer Truppe?“, fragte sie und drehte sich wieder zu mir.

„Nicht ganz...“

„Wo ist überhaupt die Blutgöttin?“

Ich antwortete ihr darauf nicht. Immerhin hat sie ihr letztens damit gedroht, ihren Tempel zu zerstören. Lily seufzte, da kam auch schon dieses andere Mädchen, uh, Sily hieß sie, glaube ich, durch die Wand geflogen. Und mit ‚durch die Wand‘ meinte ich auch wirklich durch die Wand. Geschockt und mit großen Augen schaute ich sie an.

„Oh, eine schon wach?“, fragte sie ohne jegliche Emotion.

„Jep! Das ist Aria. Die Helferin von Pixalia.“, stellte Lily mich vor.

„Oh. Achja, tut mir leid, dass ich euren Nekus so eine Angst eingejagt habe. Dabei wollte ich nur mit ihr reden...“, murmelte sie.

„Das ist Sily Tashi, die Göttin der Geister. Sie selbst, uh, ist auch ein Geist, wie du sehen kannst.“

Sily hielt vor mir an. Sie schwebte über dem Boden, was es nicht gerade angenehmer machte mit ihr zu reden. Jetzt fiel mir auch auf, dass sie eine einfache Kette mit einer Feder am Ende um ihren Hals trug. Sie bemerkte, dass ich diese Feder anblickte und beschützte sie schnell mit ihren Händen.

„Lily... Sie starrt mein Relikt an.“ Sie entfernte sich von mir und flog zu ihrer Freundin.

Ihr Relikt? Die Feder? Ein interessantes Relikt für eine Geistergöttin. Plötzlich wachte auch Ju auf und sprang sofort hoch, als er die zwei sah. So schnell er konnte er in Angriffsposition.

„Was ist hier los?!“, fragte er mich geschockt.

„Uh, keine Sorge, sie haben uns wohl irgendwie geholfen?“ Ich selbst war mir noch nicht wirklich sicher, warum sie das überhaupt getan haben, weshalb der Satz eher wie eine Frage klang.

„Geholfen? Aber-“

„Ja, es hat so ausgesehen. Nein, ich wollte nur gegen diese Wächterin kämpfen und Sily wollte euren Nekus dazu überreden, wegzufliegen. Das ist alles ein bisschen schief gelaufen. Scheint wohl keine Geister zu mögen.“

„Sie hätte doch einfach mit uns reden können!“, sagte Ju. Stimmt - Dann wäre uns all das erspart geblieben.

„Ich... Uh...“

„Sily ist eben schüchtern gegenüber menschlichen Wesen.“ Eine Weile lang schauten wir beide Sily nur an, welche vergebens versuchte, sich hinter Lily zu verstecken. Ein Geist der vor Menschen Angst hat? Wow.

„Ah, wo wir gerade von eurem Nekus sprechen-“ „Wo ist Miza?“, unterbrach Ju Lily sofort.

„Ja, das wollte ich gerade sagen. Wir haben sie... nicht gefunden.“ Jetzt setzte sich Lily wieder hin. Sily blieb neben ihr stehen und schien sich zu weigern, sich von ihr zu entfernen.

„Wie bitte?!“ Ju, welcher sich gerade wieder beruhigt auf das Bett setzten wollte, sprang wieder hoch. Er blickte Lily wütend aber gleichzeitig auch panisch an.

„Ich... Ich muss sie suchen.“ Damit eilte er aus dem Zimmer.

„Hey! Warte!“, rief ich und wollte ihm schon hinterherlaufen. Immerhin musste ich doch auf ihn aufpassen!

„Wir helfen euch.“ Lily stand wieder auf und drehte sich zu Sily. „Halt ihn auf, damit er nicht abhaut.“ Sie nickte, dann flog sie durch die Tür. „Ich kann euch zwei meiner älteren Besen leihen.“

„Uh... Okay, danke.“ Mit bloßer Magie würden wir ja nicht weit genug kommen. Lily schnappte sich also zwei Besen, welche an der Wand lehnten, dann eilten wir nach oben. Sily versuchte dort mit ihrer Magie Ju davon abzuhalten einfach abzuhauen.

„Ju!“, rief ich, woraufhin er sich zu mir drehte. „Wir kommen mit.“ Ich warf ihm einen Besen hin. Er wartete aber nicht lange, sondern flog schon davon.

„Huh?!“ Ich setzte mich ebenfalls schnell auf den Besen, dann folgte ich ihm.

Lily tat es mir gleich und Sily flog neben ihr her. Es dauerte nicht lang, bis Ju realisierte, dass er sich in dieser Gegend gar nicht auskannte und auf einer sehr kleinen Insel landete. Wir drei landeten ebenfalls.

„W-Wo sind wir?“, murrte er.

„In Mephier.“, antworterte ihm Lily.

„Ugh...“

„Mephier?“

„Ist im Westen von Juwilia. Ah - Also, Juwilia-“, versuchte Lily mir zu erklären.

„Ich weiß schon. Das Dorf war dort.“ Und auch die Basis. Und der Tempel der Lichtgöttin. Und der, der Feuergöttin. Also, eigentlich waren wir bis jetzt immer dort. Sah aber interessant aus, hier. Hier waren viel mehr Wolken, welche alles etwas dunkler machten. Auch das Gras schien etwas weniger Farbe zu haben.

„Kommt.“, sagte Lily und flog auch schon los, in die andere Richtung. Wir folgten ihr eilig.

****

Eine Weile und einige Inseln später hielten wir wieder an.

„Ich spür meine Beine nicht mehr...“, murmelte ich.

„Sollen wir eine Pause machen? Wir sind gerade an der Grenze.“, fragte Lily. Ohne auf eine Antwort zu warten landete sie auch schon auf einer etwas größeren Insel. Zwei Häuser standen hier. So wie wir auf dem Boden aufkamen, kam eine etwas ältere Frau aus einem Haus.

„Oh, Reisende?“, fragte sie uns mit einem Lächeln.

„Ah - Tut uns leid, dass wir hier landen.“

„Nein, nein, schon in Ordnung. Kommt herein.“ Sie trat zur Seite und machte eine kurze Geste.

Nacheinander betraten wir das kleine, orange Haus und bedankten uns bei ihr. Der Eingangsbereich war nicht sonderlich groß, aber liebevoll eingerichtet. Sie hatte viele Blumen hier. Die Frau begleitete uns ins Esszimmer und bat uns, uns hinzusetzen. Sily, welche etwas nervös war, war die einzige, die sich nicht hinsetzte, da sie meinte, sie würde durch den Sessel nur hindurchfliegen. Danach verschwand die Frau in ihre Küche.

„Ehhh? Schon lange niemanden mehr getroffen, der Reisende so freundlich bei sich willkommen heißt.“, murmelte Ju und schaute sich um.

Alles war etwas klein, aber wunderschön eingerichtet, was mich vermuten lässt, dass sie alleine wohnte. Sie kam mit einem Tablett, auf dem fünf Teetassen und eine Teekanne standen wieder. Tee schien hier wohl ein sehr beliebtes Getränk zu sein: Pixy hat mir Tee serviert und von Niha habe ich auch einen, leider vergifteten, bekommen. Ich bedankte mich, als sie mir die Tasse hinstellte und Tee eingoss, dann schob sie mir noch die Zuckerdose hin.

„Gut, dass euch nicht die Nachbarn zuerst gesehen haben. Die hätten euch gleich wieder davongescheucht.“

„Wundert mich nicht, immerhin gab es in den letzten Jahren viel zu viele Diebstähle, die von Reisenden durchgeführt wurde.“, sagte Lily und setzte sich aufrecht hin, um einen Schluck von ihrem Tee zu nehmen.

„Ja... Aber ihr seht mir nicht wie Diebe aus.“ Sie lächelte und setzte sich hin, nachdem sie Ju noch Tee eingeschenkt hatte.

„Leben Sie alleine?“, fragte ich sie.

„Huh? Oh, du brauchst nicht so höflich mit mir reden.“ Sie lachte. „Und, ja, ich lebe alleine.“

„Darf ich fragen warum?“ Ich versuchte etwas vorsichtig an die Sache ranzugehen, aber sie schien mir eine wirklich freundliche Frau zu sein, weshalb es keinen Sinn machte, dass sie noch alleine war.

„Huh?“

„Ah, Aria hat Amnesie, also ihre Erinnerungen verloren. Sie kennt sich hier nicht so aus.“

„Ja, aber... Das ist doch...“, murmelte sie etwas verwirrt.

Es erschien Lily wohl besser, ihr nicht zu sagen, dass ich aus einer anderen Welt kam, aber so verwirrte sie das anscheinend nur mehr.

„Es gibt viel mehr Frauen in dieser Welt als Männer. Magie zieht eben eher Frauen an. Deshalb sind Göttinnen auch grundsätzlich weiblich. Manchmal aber wählen sie auch einen männlichen Körper.“, erklärte mir Ju.

„Oh...“

„Du bist ein interessantes Mädchen.“, sagte die Frau.

„Huh? Oh, so ohne Erinnerungen finde ich eher, ich bin nicht so aufregend...“

Sofort schüttelte sie den Kopf. „Zwar bin ich schon viel zu alt, Magie anzuwenden, aber ich kann sie fühlen. Du besitzt eine Menge Magie.“

Ich blinzelte verwirrt. „Warte! Das erinnert mich...“ Ich drehte mich zu Lily. „Wo ist mein Stein?!“, fragte ich sie dann etwas panisch.

„Dein- Oh...“ Sie verstummte und schaute mich geschockt an. „Ups.“

„Soll das heißen mein Stein ist in den Abgrund gefallen?!“

„Nein, nein, das ist unmöglich. Dann würde ja ein Relikt von den hundert fehlen und- naja, egal. Es sollte dort noch irgendwo sein.“

Ich seufzte erleichtert auf. So lange ihn nur schon keine andere Göttin genommen hatte war alles gut. Die Frau uns gegenüber lächelte nur und trank selbst von ihrem Tee. Da fiel mir auf, dass ich noch gar keinen getrunken hatte und holte das schnell nach.

„Woah!“, sagte ich überrascht und schaute die Frau an. „Der schmeckt wirklich gut!“ „Danke.“

„So guten Tee hab ich auch lange nicht mehr getrunken...“, murmelte Sily, während sie nur einen Finger in die Tasse hielt.

Das Leben als Geist muss ja wirklich hart sein, wenn man nicht einmal das Essen und die Getränke angreifen kann. Wobei... Dass sie durch bloßes Hineinhalten ihres Fingers trinken konnte ergab ja ein wenig Sinn, aber wie aß sie? Ich wollte schon fast fragen, merkte aber, dass das gerade nicht so gut zum Thema passen würde und ließ es sein.

„Wo geht eure Reise denn hin, wenn ich fragen darf?“

„Juwilia. Wir suchen nach dem Nekus von ihm. Und jetzt wohl auch nach dem Stein.“ Lily deutete auf mich als sie den Stein erwähnte.

„Ah...“ Sie schmunzelte. „In Juwilia war ich lange nicht mehr...“ Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich und sie schien etwas total anderes vor sich zu sehen. Wieder lächelte sie. „Damals, als ich noch Blumengöttin war...“

„Blumen- huh?“ Plötzlich hustete Lily und stellte die Teetasse wieder auf den Tisch. „Huh?!“

„Keine Sorge, im Tee ist nichts drin.“

Jetzt wirkte ihr Lächeln irgendwie düster, fast amüsiert. Bei Ju und Sily schienen anscheinend auch jegliche Alarmglocken zu läuten, da sie sofort aufstanden.

„Was ist de-“ Lily stand ebenfalls auf, packte mich am Arm und zog mich zu sich.

„Floah Ohm. Sie hat eine eher... düstere Vergangenheit.“, murrte Lily.

„Wusste ich doch, dass das alles etwas zu freundlich war.“

„Wir können diese ‚Vergangenheit‘ ja vergessen, meint ihr nicht? Inzwischen habe ich meine Pläne schon verworfen.“, sagte sie etwas enttäuscht.

„Achja?“

„Außerdem ist es viel zu viel Arbeit eine allmächtige Göttin zu sein, wenn man schon so alt ist wie ich.“ Sie lachte und nahm noch einen Schluck von ihrem Tee.

Jetzt schien Lily nicht mehr zu wissen, was sie sagen sollte und drehte sich einfach gen Tür. „Gehen wir.“

Verwirrt schaute ich nochmal zu der Frau. Sily folgte Lily schnell, aber Ju wartete noch auf mich. Ich zögerte aber auch nicht mehr lange, verabschiedete mich und ging. Draußen ging ich sofort auf Lily zu.

„Was war denn das?“, fragte ich sie und deutete zum Haus.

„Uh... Ich hab nur einige schlechte Erfahrungen mit ihr.“ Sie lachte nervös.

Ich fand das aber nicht wirklich zum Lachen. „Sie wollte also mal allmächtige Göttin werden, aber du wolltest sie davon abhalten?“

Sie schaute mich eine Weile an, dann seufzte sie. „Wir sind miteinander aufgewachsen. Ich war ihr Nekus, bevor die damalige Feuergöttin mich gebraucht hat. Auch wenn unsere Magie sich etwas widersprach, sind wir oft herumgereist, auf meinem Besen, da sie die Welt sehen wollte, und haben bei Gelegenheit auch Tempelräuber aufgehalten. Als sie älter wurde meinte sie irgendwann aber, dass sie selbst alle Relikte sammeln wollte und fragte, ob ich ihr dabei half. Eine Weile lang hab ich ihr geholfen, aber nachdem ich gesehen habe, wie Tempel zerstört wurden, trennten sich unsere Wege.“, erzählte sie.

„Oh... Tut mir leid, dass ich-“

„Ist schon in Ordnung. Fliegen wir jetzt weiter, sonst wird es zu dunkel.“ Sie setzte sich mit einem Mal auf ihren Besen und hob ein Stück ab. Sily lächelte mich noch kurz an, dann folgte sie Lily. Ich setzte mich ebenfalls auf meinen Besen, dann flogen Ju und ich auch schon los.

****

Der Flug dauerte noch etwas, dann landeten wir auf einer unbewohnten, kleinen Insel, welche mir ungeheuer bekannt vorkam. Schnell realisierte ich, dass das die kleine Insel neben Pixys Tempel ist, auf der Ju und ich Miza das erste Mal gefunden haben. Also ist Pixys Tempel nicht so weit von der Grenze entfernt. Schnell bemerkte ich auch, dass nur Ju hier gelandet ist. Lily und Sily flogen weiter.

„Endlich sind wir sie los.“

Aus dem Baum kam plötzlich Miza geflogen. „Oh!“, murmelte ich erstaunt.

„Miza und ich haben diese Insel hier als Treffpunkt ausgemacht, falls wir uns während dieser Mission verlieren würden.“, erklärte er.

„Und was ist mit den anderen beiden?“

„Vertraust du anderen immer so einfach? Du arbeitest ja auch mit einer Person zusammen, die einfach Leute einsperrt wenn sie ihr nicht passen.“

„Ich bin mir sicher sie hatte einen guten Grund!“

Ju seufzte. „Also auf ganz Korama wird gesagt, dass Blutgöttinnen von Natur aus schlechte Personen sind.“

„Pixy ist aber anders.“, murrte ich.

Er hob nur eine Augenbraue und zuckte wieder mit den Schultern. „Wem du vertraust ist deine Sache, ich versuche dir nur Ratschläge zu geben.“

Ich wollte darauf eine Antwort geben, ließ es aber sein. Mit einer kurzen Handbewegung bildete sich um ihn eine Lichtkugel. Er in der Mitte. „Gehen wir einfach wieder zurück.“

Ich schaute den Besen kurz an, dann blickte ich in die Richtung, in die Lily und Sily geflogen sind. Sollte ich nicht wenigstens die Besen zurückgeben? Gleichzeitig will ich aber nicht, dass Lily Pixys Tempel sieht... Ugh... Ich seufzte und ignorierte die dumpfen Schläge und Schreie von Ju, aus der Lichtkugel, dann flog ich los. Wie erwartet folgte die Kugel mir und Ju musste gar nicht mit dem Besen fliegen. Erst als ich bei dem Holzsteg der Basis ankam merkte ich, dass Magie ja unglaublich viel Kraft kostet. Langsam näherte ich mich der Tür, bis ich dort zusammenbrach.

****

Plötzlich kam es mir wieder so vor, als höre ich eine Explosion. Oder ein Pistolenschuss?!

„Was?! Was ist passiert?!“, schrie ich und schreckte hoch. Das Zimmer... Ich war in meinem Zimmer in unserer Basis?

„Wow. Das kam unerwartet.“, sagte Ju und schaute mich mit großen Augen an.

„Huh? Oh- Tut mir leid...“

„Ach, schon okay. Warum hast du dich so erschreckt? Hattest du einen Alptraum?“

„Uh... Ja... Ich denke von der Welt, von der ich komme? Und dann- Oh, genau! Die Explosion! Was ist passiert?! Oder was das ein-“ Ich hielt inne, da ich auf einmal nicht mehr wirklich wusste, was ich mit ‚Pistolenschuss‘ meinte.

„Von welcher Explosion redest du?“ Er schaute mich fragend an und setzte sich etwas gemütlicher hin. Ich setzte mich daraufhin auf.

„Also war das nur in meinem Traum... Gut.“, seufzte ich erleichtert und schaute aus dem Fenster. Der Himmel färbte sich schon wieder rot.

„Achja, wie lange hast du gesagt Pixy ist weg?“

„Hm? Drei oder vier Tage.“

„Dann sollte sie frühestens morgen ja wiederkommen. Du solltest mich dann wohl wieder im Zimmer einsperren.“

„Wie bitte?! Zwei Tage sind schon vergangen?! Ich dachte nur einer!“ Ich wollte schon aufstehen, er hielt mich aber davon ab.

„Wir haben bei dieser Hexe und dem Geist wohl einen ganzen Tag wegen Erschöpfung verschlafen. Apropos, die Besen habe ich ihnen auch zurückgebracht.“ Beim zweiten Satz wich er meinem Blick aus.

„Ich war bewusstlos, oder? Du hättest ja abhauen können.“

„Ich hab doch gesagt, ich würde nicht abhauen.“, murmelte er.

Überrascht blickte ich ihn an. Ich hätte nicht erwartet, dass er so sehr darauf bestehen würde, hier zu bleiben. „Uh, d-danke? Aber du weißt, ich könnte Pixy auch einfach sagen, meine Magie hätte nicht so lange gehalten und du wärst abgehauen, während ich geschlafen habe.“

„Ist jetzt auch egal. Ich bleibe hier. Ende.“ Er stand auf, zuckte aber zusammen, weshalb er wieder auf den Sessel sank.

„Huh? Alles okay?“, fragte ich sofort und schaute ihn etwas genauer an. Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich die Brandwunden, die er hatte.

„Wo hast du die her?!“ Ich lehnte mich etwas nach vor.

„U-Uh... Ich weiß nicht, was du meinst.“ Damit stand er wirklich auf und ging zur Tür. „Vergiss die Barriere um das Zimmer nicht.“, sagte er noch, dann ging er.

Besorgt blickte ich ihm hinterher. Hat er die von Lily? Oder gar... von mir? Also, der Lichtkugel? Langsam versuchte ich aufzustehen, bemerkte aber, dass mir immer noch ein wenig schwindelig war. Das erste was ich tat, war aus dem Fenster zu schauen. Da mein Fenster aber im Osten war, sah ich nicht viel vom Sonnenuntergang. Ich seufzte und entschied mich, auf den Holzsteg zu gehen. Dieser müsste ja weit genug hinausragen, um in den Westen sehen zu können. Ich ging also aus dem Zimmer, die Treppe hoch, auf den Holzsteg und setzte mich an den Rand. Man sollte meinen, nachdem ich schon einmal gefallen bin, sollte ich noch mehr panische Angst vor dem Abgrund haben, aber aus irgendeinem Grund fühlte ich mich sicher hier. Der Sonnenuntergang war gleich schön, wie der Sonnenaufgang. Ah, ich sollte es lieber Sonnenwechsel nennen. Die anderen Begriffe trafen ja nicht unbedingt zu in diesem Falle- Wieder einmal erschrak ich, als ich mich an etwas aus meiner Welt erinnerte. Wir hatten also nur eine Sonne... Ich lächelte matt. Was machte ich dann überhaupt, wenn ich mich an alles erinnerte? Der Traum den ich hatte... Er schien mir nicht wie ein Traum... Plötzlich flog vor mir etwas Kleines vorbei. Erschrocken zuckte ich zurück.

Das Etwas selbst erschrak und hielt inne. „Was bist du?!“, fragte eine kleine, hohe Stimme etwas gemein.

„Uhm... Ein Mensch?“, antwortete ich unsicher.

Plötzlich sah ich das etwas direkt vor mir. „Ehh? Du scheinst aber nicht hier aufgewachsen zu sein. Wo kommst du her?“

„Warte... Bist du eine Fee?!“

„Ich hab zuerst gefragt.“ Sie war nicht groß, aber ich sah, wie sie ihre Hände an ihren Hüften abstützte.

„Ich weiß nicht wo ich herkomme. Ich habe keine Erinnerungen da-“

„Oh, doch, die hast du.“

„Wa-“ „Ich bin eine Fee, ich sehe wenn jemand lügt.“ Sie grinste.

„Ich kann mich wirklich nicht erinnern!“

„Woah, schon okay, du musst mir sowieso nicht alles erzählen!“, antwortete sie, nachdem ich sie ausversehen ein Stück weggeblasen habe.

„Glaub mir doch!“

„Werd nicht so aggressiv! Wow!“ Sie fuchtelte mit ihren Armen und endete dann mit einem Seufzen.

Ich atmete tief durch. „Tut mir leid.“

Während ich durchatmete, wich sie schnell aus. Feen sind wohl wirklich sehr klein und zierlich hier.

„Ugh, egal. Ich bin Fai. Fai Minty, die Waldgöttin.“, stellte sie sich vor und verschränkte ihre Arme.

„Uh... Ich bin Aria Fantasma.“ Ich hob eine Augenbraue, da es mich etwas verwirrte, dass sie sich einfach so vorstellte.

„Du wunderst dich sicher gerade, warum ich mich bei dir vorstelle, nicht?“ Wow. „Tja, das liegt daran, dass eine gewisse Blutgöttin mir mein Relikt gestohlen hat. Ich bin hier um mich zu rächen.“

Ich musste mich beherrschen, nicht laut loszulachen. Diese kleine Fee will sich an Pixy rächen? Plötzlich änderte sich ihr Gesichtsausdruck komplett.

„Ehh? Du denkst also, ich könnte in einem Kampf gegen sie nicht gewinnen? Hehe.“ Sie lachte, dann tauchten um mich herum plötzlich viele Blätter auf. Sofort bereute ich es, ihre Aussage lächerlich gefunden zu haben.

„Nur weil ich eine kleine Fee bin, eh?“

Es wurden immer mehr Blätter, bis ich nichts mehr sah. Jetzt bemerkte ich auch, dass mir ein seltsamer Geruch in die Nase stieg... Ein Geruch, den ich irgendwoher... Irgendwoher... Mir wurde mit einem Mal so richtig schwindelig und ich fühlte mich unwohl.

„Ich wüsste nicht, warum ich dich leben lassen sollte, tut mir leid. Du bist zwar interessant, aber du scheinst ja mit ihr zusammenzuarbeiten.“

Plötzlich packte mich jemand am Arm und zog mich aus den Blättern. Meine Beine gaben nach, aber ich wurde gefangen. Ich blickte hoch und sah Ju. Wer sollte auch sonst hier sein. Er hielt Fai einige Messer entgegen.

„Wo kriegt eine Waldgöttin denn Giftmagie her?“, fragte er sie. „Tch. Und wer bist du? Die Aufpasserin von ihr?“

„Wa- Ich bin ein Junge!“, widersprach er sofort, woraufhin sie nur lachte.

„Siehst du? Ich kenne deinen wunden Punkt. Ich kenne jeden eurer wunden Punkte. Wollt ihr wirklich gegen mich kämpfen, oder wollt ihr mich nicht einfach zu Pixalia lassen?“, fragte sie mit ihrer hohen, nervigen Stimme.

„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“ Ich merkte, dass Ju versuchte Information aus ihr herauszubekommen, aber sie wich diesen geschickt aus.

„In meinem Wald wachsen eben giftige Bäume.“ Sie zuckte nur mit ihren Schultern, dann richtete sie die Blätter auf uns.

„Aria... Bitte sag, du kannst deine Magie anwenden...“, flüsterte Ju panisch.

„I-Ich?“, fragte ich und versuchte meine Hand zu heben. Jedoch ließ diese sich nicht bewegen.

„Na toll. Dann müssen wir eine andere Taktik anwenden.“

Er hob mich hoch, was er, trotz seiner eher geringen Größe, überraschenderweise schaffte, und sprang hoch. Miza flog blitzschnell unter uns und nahm ihre größere Form an, dann hob sie ab. Die Blätter, unter uns flogen an die Wand. Verwirrt, aber eindeutig genervt, schaute die Fee zu uns hoch.

„Ihr seid wirklich nervig, wisst ihr das? Wie hält die Blutgöttin euch aus?“, murrte sie und schoss noch mehr Blätter auf uns.

Wir jedoch wichen immer wieder aus. Ich bemerkte, dass während Miza auswich, Ju seine Magie anwandte und die Insel in leichten Schatten umgab. Im nächsten Moment war sie dann einfach unsichtbar.

„Ich vermute mal, Pixy würde sehr wütend werden, wenn jemand in ihr Haus einbrechen würde.“, murmelte er ohne mich anzublicken.

Ein Wunder, dass das bis jetzt noch nicht geschehen ist, da wir ja immer unterwegs waren. Fai schien es aufzuregen, dass Ju die Insel unsichtbar gemacht hat und verfolgte uns auf einmal. Miza war darauf vorbereitet und flog plötzlich los, Richtung Dorf.

„Uh... Ju? Ist das eine gute Idee?“, fragte ich ängstlich und drehte mich um. „Runter!“, rief ich und Ju duckte sich schnell, wodurch er mir dann unangenehm nah war, da er mich noch immer trug. Ober uns flogen einige Blätter vorbei.

„Ugh... Das war knapp...“, sagte er und drehte sich auch kurz um.

Diesmal flogen links und rechts von uns Blätter vorbei, jedoch reagierten Ju und Miza nicht darauf.

„Waaarte...“, sagte Ju konzentriert.

„Uh...“ Ich fühlte mich etwas unwohl.

„Waaaaarteee...“

Hinter uns konnte ich ein Lachen hören.

„Sie macht mir A-Ahhhhhhhhhh!“ Mitten in meinem Satz flog Miza plötzlich geradewegs nach unten.

Fai folgte uns, sowie sie merkte, was wir taten. Knapp über Ju flogen Blätter vorbei, bis ihn eines traf. Geschockt starrte ich ihn an.

„Okay, okay! STOPP!“, schrie ich so laut ich konnte und schloss meine Augen. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, als würden meine Worte sogar etwas bewirken. Ich merkte, dass ich keinen Wind mehr spürte und öffnete vorsichtig meine Augen.

„W-Was... Aria? W-Warst du das?“, fragte Ju mich verwirrt.

„Ich verstehe das alles nicht! Ich verstehe gar nichts hier! Das ergibt einfach keinen Sinn!“

„A-Aria...“

Ich ignorierte alles um mich herum. „Warum?! Hast du irgendeinen geheimen Plan oder so?! Warum beschützt du mich, die, die dich gefangen hält?!“

„Uhm...“ Ich hielt inne und bemerkte, dass alles aufgehört hat sich zu bewegen, außer Ju und ich. „Was zum... Wie...“

„Noch nie von einer Lichtgöttin gehört, die so etwas kann.“, murmelte Ju.

„Hey, warte, ich will eine Antwort!“ Fast ließ ich mich ablenken.

„Huh? Meinst du nicht, die angehaltene Zeit ist das größere Problem? Außerdem könnten wir die Zeit nutzen und uns eine Strategie überlegen!“

Ich fühlte mich etwas unsicher, ob ich nochmal fragen sollte, da fielen wir plötzlich wieder. „WAS?!“, schrie ich erschrocken und schaute nach unten und dann wieder zu Ju.

Miza war vorhin ebenfalls eingefroren und schien sich deshalb noch gut orientieren zu können. Wenn nicht, hätte das schlimm geendet. Ju brauchte eine Weile, dann konzentrierte er sich wieder auf das Ausweichen und flog geschickt an einigen kleinen Inseln vorbei, bis wir unter der großen Insel, auf der Dorf Emerild war, flogen. So wie wir am anderen Ende der Insel angekommen sind, flog Miza wieder nach oben.

** Siren Fray **

Am Abend nachdem der Tempel der Feuergöttin fiel...

Ich kam gerade Zuhause, in Emerild, an und schaltete erst die Lichter im Eingangsbereich an. Wie erwartet wurde ich von Hani begrüßt. „Hat deine Schwester wieder Unheil angerichtet?“, fragte sie.

„Ja, diesmal hat sie es auf den Tempel der Feuergöttin abgesehen gehabt.“

„Der, der heute gefallen ist? Du warst also zu spät?“

Ich starrte sie nur an, ohne zu sagen, dass es meine Schuld war, dass der Tempel gefallen ist.

„Oh, Siren, du bist ja wieder zurück. Ich hab Hani hereingelassen.“ Meine Mutter, Yin, kam die Treppe hinunter.

Mein Vater und sie lebten getrennt aus... den verschiedensten Gründen. Hauptsächlich, da mein Vater im Hauptquartier angestellt war, aber auch, da die beiden recht wenig miteinanderzutun haben. Sie hatte kurze, weiße Haare und blaue Augen. Wie mein Vater auch, war sie ein Dämon mit schwarzen Hörnern und Flügeln.

„Hab sie schon gesehen.“, antwortete ich nur.

Sie nickte nur. Gleich unbegeistert von meiner Anwesenheit, wie ich von ihrer war, ging sie wieder.

„Deine Mutter ist seltsam.“, murmelte Hani.

„Echt?“

„Ja. Merkst du das nicht?“

„Ich bin mit ihr aufgewachsen.“, sagte ich und zuckte mit den Schultern.

Ich konnte nicht sagen, dass sie mich aufgezogen hat, so wie viele andere Mütter das taten. Das hat eher mein Vater übernommen, der zu dieser Zeit ja auch Pixalia ‚aufgenommen‘ hat, nachdem ihre Mutter verstorben ist. Ja, Pixalia und ich haben zwar denselben Vater aber andere Mütter. Ihre Mutter kannte er wohl von der Arbeit und meine war er gezwungen zu heiraten. Deshalb redeten die beiden auch so gut wie nie miteinander.

„Hmm... Naja, irgendwas Neues?“, fragte sie und setzte sich aufrecht hin.

„Pixalia hat jetzt wohl eine Gehilfin oder so. Schwarze Haare, ein Dutt, seltsame, bläuliche Kleidung.“, beschrieb ich das Mädchen grob. „Ah, sie sind mit dem Relikt der Feuergöttin geflüchtet, aber ich denke, die ist ihnen dann entkommen.“

„Ehhh... Sie hat also jemanden der ihr hilft?“

„Keine Ahnung warum. Sie mochte nie jemanden bei sich haben, der nicht Oscar war. So einfach ändert sie ihre Meinung normalerweise nicht.“

„Vielleicht kontrolliert sie sie mit ihrer Magie?“

„Kann sein, hat aber nicht so ausgesehen.“

Hani lehnte sich wieder zurück. „Dann muss sie etwas haben, das deiner Schwester besonders gefällt? Ist sie eine Göttin?“

„Ich hab keine Magie von ihr gesehen.“

„Hmm...“

„Eine Sache gibt es, die mich da stört.“

Hani wollte gerade nachdenken, da sie ihre Augen schloss, aber als ich weitersprach, schaute sie wieder zur mir.

„Vater soll wohl immer wieder etwas davon erzählt haben, dass, wenn jemand mit einem gewissen Etwas auftaucht, wir ihr vertrauen sollten.“, erzählte ich. Damit gab ich auch ein kleines Geheimnis, das wir in der Familie hatten Preis, aber so wichtig schien mir das nicht.

„‚Ein gewisses Etwas‘?“ Interessiert lehnte sie sich wieder nach vorne.

„Er hat aber nie gesagt was. Also, mir nicht. Vielleicht weiß Pixalia etwas und sieht es in ihr? Keine Ahnung.“

Sofort holte sie ihren kleinen Notizblock heraus. „Das könnte noch wichtig werden...“

Welt der Götter

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