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Tanja Heller Raus aus dem Konsumpf

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Minimalismus begleitet mich schon mein ganzes Leben, auch die Suche nach Menschen, die genauso ticken. Seit ich denken kann, zähle ich Shampoo-Flaschen und Gewürze in fremden Wohnungen. Diese Datenanalyse reicht mir aus, um auf die Gesamtpersönlichkeit der Nutzer zu schließen. Denn: Ich empfinde Besitz als unheimlich belastend. Wenn ich als Kind beim Kartenspiel endlich alle Joker los war, fühlte ich mich erleichtert.

Als Studentin passte mein Besitz in einen Kastenwagen

Was fehlte mir damals? Nichts! Meine vielen Rucksack-Reisen im Süden. Jede Nacht unter freiem Sternenhimmel am Strand geschlafen. Diese Freiheit spürte ich nie wieder in meinem Leben, denke ich 20 Jahre später nachts in meiner vollgestopften Wohnung. Was bringt mir der ganze Wohlstandsschrott? Ich will mein Leben zurück! 70 % meiner Sachen habe ich in den letzten drei Jahren verschenkt oder absichtlich verloren. Ich kann mich wieder spüren. Und sie ist wieder da. Hallo Freiheit!

Je weniger ich besitze, desto glücklicher bin ich

Das Leben fühlt sich wieder leicht an. Kleiderbügel in den Mundwinkeln. Dauergrinsen. Manchmal will ich nur noch tanzen. Ich springe jetzt rein ins Leben und genieße den Moment. Ich brauche keinen Joker für irgendwann.

Ich wollte immer ein einfaches, reduziertes und freies Leben

Am liebsten im Bauwagen. Ohne überflüssigen Krempel und selbst inszenierte Verpflichtungen. Doch Kinder und Minimalismus passen nicht zusammen. Jetzt ist mein Girl 17. Ich leiste mir den LUXUS und miste rigoros aus. Was brauche ich wirklich? Machen mich Statussymbole glücklich? Nein! Eine Nacht mit Freunden am Feuer? Ja! Besitz bindet Energie. Wenn ich Dinge loslasse, kann ich nur gewinnen.

Tschüss, schöne Shoppingwelt

Ich bin raus. Ich weiß wieder, was wichtig ist. Und das ist überraschend wenig. Familie, gute Freunde, Laptop, Outdoor-Sachen, schöne Erlebnisse, Rohkost und Musik. Ich verbringe keine Zeit mehr mit Anschaffung, Reinigung, Pflege und Erneuerung von Dingen. 80 % der Dinge nutzt man nicht. Jede Neuanschaffung ist jetzt durchdacht. Ich kaufe, was ich brauche oder liebe. Dafür muss ein anderer Gegenstand die Wohnung verlassen. Das ist so einfach. Manchmal fragt mich meine Tochter: "Wie geht’s deinem Minimalismus?“ Als sei das mein Mitbewohner. Dann schaut sie skeptisch. "Ich bringe meine Sachen lieber mal zum Papa."

Leben ohne Filter

Als Hochsensible klingt die Welt immer eine Frequenz höher. Störgeräusche treten nicht in den Hintergrund. Ich muss zu viele Reize verarbeiten: Gerüche, Stimmungen, taktile/kinästhetische Informationen, die andere nicht in dieser Intensität wahrnehmen. Mein größter Erfolg in der reduzierten Wohnung: Es geht nichts mehr zu Bruch. Ich war früher sehr umwerfend. Meine Aufmerksamkeit war einfach überfordert.

Wie will ich leben?

Echter und ursprünglicher. Ich wasche mich mit Lavaerde. Es gibt für mich kaum ein schöneres Gefühl auf der Haut! Ich möchte nur noch Kosmetik, die ich essen kann. Ohne Plastik, Erdöl und Tierkadaver. Ich lebe plastikfreier und bewusst ohne Smartphone und andere digitale Überwachungssysteme. Ich habe alles Unnötige abbestellt, Versicherungen und Verträge gekündigt. “So jemand hat hier noch nie angerufen. Sie wollen Ihr Leben reduzieren???”

Der Weg aus dem Konsumpf

Willst du eine Rose aus Kenia, für deren Bewässerung Kinder verdursten? Willst du Tiere essen, die lebendig zerstückelt wurden? Willst du Kleidung tragen, genäht von Händchen, die nach der Arbeit zu müde sind zum Spielen? Minimalismus stellt viele Fragen und das Leben auf den Kopf. So rum bin ich richtig.

Minimalismus

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