Читать книгу Schwere Körperverletzung - Ted Lewis - Страница 8

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DIE SEE

Ich werfe meine Zigarette in die Luke des Geschützturms und nehme noch einen Schluck aus dem Flachmann. Ich schaue auf meine Uhr. Es ist Viertel nach acht. Bin ich erst einmal zum Bungalow zurückgegangen und mit dem Marina nach Mablethorpe gefahren, wird das in der Stadt geöffnet haben, was außerhalb der Saison geöffnet hat. Ich nehme einen letzten Schluck aus dem Flachmann, stecke ihn zurück in meine Tasche, springe vom Panzer und eröffne eine neue Linie von Fußabdrücken im Sand, die den anderen Gesellschaft leistet.

Im Gehen zünde ich mir eine weitere Zigarette an und ich sehe Mickey Brice’ Bild vor mir, nicht so, wie ich ihn in der Sekunde vor seinem Tod vor mir hatte, sondern so wie in Ling House, Courtenays Anwesen ein paar Meilen außerhalb von Newmarket. Es waren nicht allein die Pferderennen, weswegen wir dorthin fuhren.

Solange jemand wie ich erfolgreich ist und umsichtig genug, um als respektabel durchzugehen wie ein Filmstar oder Sänger oder Fußballer, wird es immer Menschen wie Courtenay geben. Ihm gefiel der Umgang mit Leuten, die sich auf dem Höhepunkt ihrer jeweiligen beruflichen Laufbahn befanden. Selbst ohne Beruf, nur im Besitz eines Titels und einiger tausend Morgen Land, mit Häusern innerhalb und außerhalb Londons und einem Vermögen, bei dessen Verschwendung er Unterstützung benötigte, schätzte Courtenay Zusammenkünfte in seinen verschiedenen Domizilen, Zusammenkünfte von Leuten, die für ihre glitzernden Prämien arbeiten mussten. Natürlich wählte er seine Gäste mit Bedacht. Selbst mit all seinem Geld meinte er, Indiskretion könne zu Kosten führen, die weit über rein Finanzielles hinausgingen.

Bei alledem genossen die Vergnügungen, die Courtenay für seine Gäste bereithielt, insgeheim ein Renommee unter den Auserwählten. Zu einem Courtenay-Wochenende eingeladen zu werden war eine Ehre und zugleich eine Herausforderung für die Sexualität der Menschen hinter der offiziellen Persönlichkeit.

Was mich betraf, ich nahm nicht oft daran teil. Das wäre einer Lieferung Sand in die Wüste gleichgekommen. Aber Mickey war so etwas wie ein Stammgast. Er und Courtenay konnten extrem gut miteinander, so, wie sie gestrickt waren. Mich interessierte das nicht; was immer Mickey in seiner Freizeit trieb, ging nur ihn etwas an.

Als ich die Einladung für ebenjenes Wochenende er­hielt, sagte ich zu. Ich kannte Jean etwas länger als ein Jahr. Es schien mir ein geeigneter Anlass zu sein, aufzuzeigen, dass das, dem sich Menschen im Privaten hingaben, nichts Einzigartiges war und häufig in den besten Kreisen öffentlich vorexerziert wurde. Und da Mickey ebenfalls hinging, würden seine Anwesenheit und Mitwirkung ihr den Schritt in eine andere Welt möglicherweise erleichtern.

An besagtem Wochenende hatte Courtenay eine große quadratische Kokos­matte auf den Boden des Raumes gelegt, den er lächelnd als sein Spiel­zimmer bezeichnete. Seidenkissen, groß genug, um gleichzeitig drei oder vier Personen Platz zu bieten, waren rings um die Matte gruppiert worden, boten so ein weiteres, wesentlich kom­fortableres Viereck. Gegen elf Uhr nachts vereinten sich alle auf den Kissen zu einem Publikum. Courtenays Personal sorgte für beständigen Nachschub an den be­vor­zugten Getränken oder versorgte mit dem, was man sonst so nahm. Von der offiziellen Gästeliste war allein Mickey dem auf den Kissen lagernden Publikum ferngeblieben, wenn auch nur vorläufig. Das Licht war bereits gedimmt. Als das Hauptereignis begann, verlosch es ganz und nur ein auf die Mitte gerichteter Spot be­sorgte die Beleuchtung.

Dann erschien Mickey, in Begleitung eines zweiten gut gebauten Mannes und eines sehr schönen dreiundzwanzigjährigen Mädchens. Ich kann deshalb so präzise sein, weil es eines meiner Mädchen war. Alle drei waren nahe­zu nackt. Der zweite Mann trug kurze, dünne Ny­lonstricke in der Hand. Als er auf die Matte trat, ließ er sie auf eine Ecke fallen.

Die Idee hinter dem Ganzen – Mickey sollte gegen die beiden anderen in einer Art Ringkampf antreten, und obwohl mit allem Drum und Dran, keiner von der Sorte, die an Samstagnachmittagen gesendet wird. So kam der Niederlage in dieser kleinen Farce eine andere Bedeutung zu. Sollte Mickey als der Überlegene hervorgehen, so diktierte er die Art der Unterwerfung, der sich die beiden anderen zu unterziehen hätten. Zuvor jedoch musste es ihm gelingen, die zwei zu fesseln, um fortfahren zu können; und vice versa, sollte Mickey der Unterlegene sein. Für viele im Publikum war natürlich die Reise ge­nauso aufregend wie die Ankunft. Ganz gewiss galt das für Jean. Neben ihr auf dem Kissen, spürte ich die von ihrem Körper ausgehende Hitze, erzeugt vom Wettkampf des Trios, das auf der Matte miteinander rang, der zwei, die den einen zu überwältigen suchten und umgekehrt, und alle drei dabei sehr überzeugend in ihrer Darstellung, bis Mickey entschied, dass er derjenige sein werde, der sich unterwerfen würde; er musste es nicht, sofern er es nicht wollte. Die Stricke, die seine Hände hinter seinem Rücken fixieren sollten, waren schließlich verknotet und die beiden anderen begannen damit, ihn zu bearbeiten.

Dann, nachdem es vorbei war, wurde Mickey erlöst, und das Trio stärkte sich mit Champagner für den nächsten Wettkampf. Hierfür würde man jemanden von den weiblichen Gästen um Teilnahme bitten, diesmal ge­meinsam mit Mickey gegen den anderen Mann. Da ich das alles bereits zuvor gesehen hatte, war mir bekannt, worin die Handlung münden werde: Dieses Mal würde Mickey gewinnen, und wer auch immer die Frau sein sollte, sie würde Mickey helfen, mit dem anderen Mann das zu machen, was der zuvor mit Mickey gemacht hatte, und anschließend, völlig unerwartet, würde das Mädchen die Szene betreten, das vordem den jetzt un­terlegenen Konkurrenten unterstützt hatte, und die Teilnehmerin aus dem Publikum mit einer Zielstrebigkeit attackieren, die nur zu einem aussichtslosen Bemühen vonseiten dieser Teilnehmerin führen konnte, die stets die Besiegte war. An diesem Akt der Vorstellung beteiligte sich weder Mickey noch der andere Mann.

Das war zugleich der Teil, den Courtenay am meisten genoss und der das Publikum am heftigsten stimulierte. Der geäußerte Wunsch nach einer Teilnehmerin aus dem Publikum war genau das: ein Wunsch. Eine Einladung. Wer würde den Mumm haben, dabei mitzuwirken? Wer würde sich vor einem namhaften Publikum dieser Form der Sexualität unterwerfen? Käme sie selbst aus dem Kreis der Namhaften? Und wer würde die un­erwar­tete, völlige Erniedrigung im letzten Akt der dargebotenen Unterhaltung durchstehen und dann für den Rest des Wochenendes wieder die gewohnt kühl-gelassene Attitüde an den Tag legen? Auch das machte die Gäste richtig an. Ich erinnere mich, bei dieser Gelegenheit Courtenay mit einem Blick eingefangen zu haben: Courtenay, voller Erwartung wie Messalina, eine Dame aus der Geschichte, der er nicht nur hinsichtlich seiner sexuellen Vorlieben glich.

Ich erinnere mich auch, an diesem ganz bestimmten Punkt Jeans Gefühle empfangen zu haben. Es war der weibliche Teil des Trios, der, wie die Assistentin eines Zauberkünstlers, beim Publikum um eine Teilnehmerin mit anderem Status warb. Möglich, dass jede Frau im Publikum das Gleiche empfand, aber Jean drückte die kollekti­ven gemischten Gefühle aus, indem sie überhaupt nichts tat, völlig ruhig blieb, kaum atmete. Und als sich schließlich ein Mädchen von den Kissen erhob, gab es kein großes Ausatmen, weder von Jean noch von den anderen Frauen im Publikum, kein Ausdruck von Er­leichterung. Es schien – nun, da die Möglichkeit sich zu entscheiden verstrichen war –, als wären ihre Gefühle eine Mischung aus Erwartung und Bedauern.

Später, in unserem Bett, drückte Jean es in etwa so aus: Was sie am stärksten beeindruckt habe, sei die Erkenntnis gewesen, dass ihr viele Leute dort bekannt gewesen seien.

»Was, wären die Teilnehmer unbekannt gewesen und hätte es kein Publikum gegeben?«, fragte ich sie.

Sie beantwortete meine Frage nicht mit Worten.

DER RAUCH

Als ich ins Steering Wheel kam, traf ich nur auf Johnny Shepherdson. Die restlichen vier trieben sich andernorts herum. Natürlich begegnete man mir seitens der Ge­schäftsführung mit äußerster Zuvorkommenheit, so, wie es den Shepherdsons in einem meiner Läden widerfahren wäre. Das Einzige, was sie nicht taten, bevor ich mich in den eigentlichen Klubbereich bewegte, war das Bügeln meiner Hosen.

Johnny saß, wo sie immer saßen, in der mit dunkelroten Lederpolstern ausgestatteten Nische, sein künstliches Bein unter dem Tisch starr von sich gestreckt. Niemand sonst war im Laden. Vor ihm auf dem Tisch stand ein Krug Bucks Fizz. Er goss sich etwas davon in ein hohes Glas, als ich mich der Nische näherte. Er war der Jüngste der fünf, um etliche Jahre jünger als die anderen. Ich schätzte ihn auf sieben- oder achtundzwanzig. Wäre er nicht Familie gewesen, sie hätten ihn bereits vor Jahren einbetoniert. Für meine Begriffe trank er zu viel.

Die Bedienung war mit dem zweiten Glas an der Ni­sche in dem Moment, als auch ich dort angelangt war.

»George«, sagte Johnny, als ich mich setzte. Die Bedienung füllte das zweite Glas für mich und zog sich zurück.

Ich nahm einen Schluck Bucks Fizz.

»Cheers«, sagte ich.

Ich sah mich im Klub um. Die Putzkolonne war so­eben fertig geworden. Von oben hörte ich das ge­dämpfte Geräusch eines Staubsaugers.

Der Laden hatte Stil. Für mich immer wieder erstaunlich, wenn man die Shepherdsons kannte.

»Wohl mit den Hühnern aufgestanden«, sagte Johnny.

»Ja«, meinte ich. »Mein Tagespensum ist bereits ge­schafft.«

»Sauber.«

Ich zündete mir eine Zigarette an.

»Sind deine Brüder da?«

»Nein«, erwiderte er.

Ich sagte nichts.

»Was bedeutet, dass sie weg sind, oder?«, sagte er.

Ich nickte.

Dann packte ich ihn mit der rechten Hand vorn am Hemd und zog so kräftig, dass sein Kopf seitlich auf die Tischplatte knallte. Ich zielte mit der geballten Faust auf die andere Seite seines Kopfes wie jemand, der einen Brief abstempeln will. Im Verlaufe dessen stieß Johnnys Kopf den Krug mit Bucks Fizz um. Nachdem ich Johnny ein weiteres Mal getroffen hatte, riss ich ihn hoch und drückte ihn nach hinten in die roten Lederpolster. Ich sah ihn eine ganze Weile an, bis er überzeugt davon war, dass ein Gegenschlag keine gute Sache wäre. Dann ließ ich von ihm ab.

Zwei drittklassige Schwergewichte setzten an, in unsere Richtung zu stürmen, doch Johnny warf ihnen einen Blick zu, der sie zur Umkehr bewog. Eigentlich hätten sie sich gar nicht erst in Bewegung zu setzen brau­chen.

»Nun«, erklärte ich ihm, »da deine Brüder weg sind und nicht hier, möchte ich, dass du ihnen Folgendes ausrichtest: Wie selbst sie schon vermutet haben dürften, weilen Arthur Philips, Wally Carpenter und Michael Butcher nicht mehr unter uns. Sag deinen Brüdern nur, dass sie, und das betrifft auch dich, allein deshalb zwischen den mehr oder weniger Lebenden umherwandern können, weil ich derzeit nicht die Absicht habe, Neunzehnhundertdreiundsiebzig wiederzubeleben. Was na­türlich nicht heißen soll, dass ich nicht gewinnen wür­de. Aber wenn alles von vorn beginnt, könnte Farlow ohne jeden Zweifel mit hineingezogen und sogar zu Fall gebracht werden und er würde nicht lange überlegen, was er zu erzählen hätte, nicht wahr? Und dann würde niemand gewinnen, oder? Würde jemand gewinnen, Johnny? Hä?«

Johnny sagte nichts.

»Nein«, sagte ich zu ihm.

Ich nahm einen Schluck aus meinem Glas. Bucks Fizz tropfte aus dem Krug und auf den Teppich.

»Weißt du, was ich an dir und deinen großen Brüdern wirklich has­se?«, fragte ich.

Er reagierte nicht.

»Ihr seid vulgär«, sagte ich zu ihm. »Ihr seid alle so verdammt vulgär. Das ist es, was ich am meisten an euch hasse.«

Ich leerte mein Glas und stand auf.

Dann packte ich den Henkel des tropfenden Kruges und stellte den Krug verkehrt herum auf den Tisch.

»Für einen Jungen deines Alters«, sagte ich zu Johnny, »trinkst du viel zu viel von diesem Zeug.«

Dann ließ ich ihn allein und ging über den dicken Teppich hinaus aus dem Klub.

DIE SEE

Mablethorpe ist eine Straße, die zu einer Promenade führt und zu einem Vergnügungspark. Der Ort wird durch einen Gasometer charakterisiert und in der Saison noch dazu durch ein Riesenrad. Hat man die Ortsgrenze passiert und fährt auf dieser Straße, kann man am Ende dieser flachen, geraden Strecke die Promenade und das Riesenrad sehen. Der Gasometer befindet sich rechts der Straße, fährt man in den Ort hinein. Das größ­te Ge­bäude hier ist ein neuer Supermarkt, errichtet, um im Sommer bei den sich selbst versorgenden Campern abzusahnen. Das ist Mablethorpe. Die Leute verbringen hier ihren Urlaub.

Doch im Augenblick gleicht es eher einer Goldgräberstadt nach Aus­beutung der Goldader. Es gibt ein halbes Dutzend Pubs. Vier davon öffnen ihre Tore nicht im Win­ter. Sämtliche Souvenirläden, die Spielhallen, die Fisch­buden und Bingohallen sind zurzeit geschlossen. Könnte man sich hier einen Pier leisten, wäre der ebenfalls außer Betrieb. Anstelle eines Piers haben sie ein riesiges Abwasserrohr, das gut sichtbar zur See hinausragt, darum be­müht, sich hinter einem der Wellenbrecher zu verstecken. Ob es im Winter ebenfalls außer Betrieb ist, weiß ich nicht.

Oh nein, das war eine Lüge. Eine der Spielhallen ge­währt Einlass, die an der Ecke, wo die Straße auf die Promenade trifft. Sie ist am Freitagabend geöffnet und den gesamten Samstag hindurch, wenn wie durch Zauberhand eine Handvoll Leute erscheint und umherstreift, ohne Geld auszugeben.

Als ich mit dem Wagen zum Ende der Straße fahre, tauchen in keiner der beiden Richtungen andere Wagen auf. Ein paar wenige parken auf beiden Seiten der Stra­ße, aber nichts bewegt sich.

Ich werde meinen Wagen auf der Promenade abstellen. Für eine Promenade – das, so denke ich, kann man schon sagen – ist sie nicht schlecht. Einziges Problem nur, man kann von dieser Promenade aus nicht das Meer sehen. Man war gezwungen gewesen, diesen ho­hen, einem Hügel nicht unähnlichen Deich zu errichten, der sich als Barriere gegen die Flut eine Meile parallel zur Promenade erstreckt. Er wurde nach den East Coast Floods im Jahre neunzehnhundertdreiundfünfzig hochgezogen. Man hat versucht, ihn ansprechend zu gestalten – ein paar Teile Beton hier und da –, aber es bleibt eine Art maritimer Hadrianswall, höher als die der See zugewandten Gebäude, der die vergnügten Urlau­ber daran hindert, den Strand zu erreichen oder einfach mal so auf die See zu blicken.

Doch es gibt zumindest eine Lücke und die findet sich direkt gegenüber dem Ende der Straße. An diese Lücke grenzen auf der einen Seite die Toiletten an, auf der anderen schließt sich der Vergnügungspark an, sowohl das eine als auch das andere geschlossen. Ich denke, das sollten Sie wissen. Der Durchgang selbst ist ein zehn Meter breiter Betonstreifen, eine Rampe, die sich in Richtung See als bescheidene Nachahmung des schützenden Deiches erhebt, sodass man nicht einmal durch diese Lücke die See ausmachen kann, sofern man nicht zur Spitze der Rampe pilgert, an deren Ende, parallel zum Wasser, ein halbes Dutzend Poller aufgereiht stehen, die sich, von der Promenade aus betrachtet, vom unendlichen Himmel schwarz abheben. An der Spitze der Rampe gewinnt man den Eindruck, die See liege höher als der Punkt, von dem man sich soeben nach oben bewegt hat.

An dieser Stelle ist das Meer nur eine viertel Meile entfernt.

Ich stelle meinen Wagen am Fuße der Rampe ab, auf der weißen Tünche, die sich mit »Parken verboten« an mich wendet. Außerhalb der Saison ist mein Tun er­laubt. Zu anderen Zeiten verstieße es gegen das Gesetz.

Da ich viel Zeit totzuschlagen habe, steige ich aus dem Wagen und gehe zur Spitze der Rampe und blicke auf diesen anderen, flachen Streifen. Das Abwasserrohr schim­mert schwarz im Sonnenlicht wie eine riesige Kack­wurst, die man hinaus aufs Meer getrieben hat.

Ein zwei Meter fünfzig breiter Pfad, eine Minipromenade, verläuft entlang der seewärts gelegenen Grund­linie des Deiches. Zu meiner Linken, fünfzig Meter weiter, führt er vorbei an einem gedrungenen, einer Schachtel nicht unähnlichen Gebäude, das sich Dunes Theatre nennt. Es verfügt über eine Bühne und hier enden die Gemeinsamkeiten mit einem Theater. Die Front ist komplett verglast, zur See hin ausgerichtet, sodass die Säufer unter der Saison ihre Sprösslinge im Blick haben, die entlang des Abwasserrohrs vor und zurück tanzen und in die Wellen tauchen, wenn die sich auf ihrem Weg zum Strand am Rohr brechen.

Wie gesagt, im Theater gibt es eine Bühne. Es gibt dort keine richtige Bestuhlung, nur Klappstühle aus Sperrholz. Im Sommer rennen die Kinder, die nicht am Strand spielen, in diesem Zuschauerraum umher und schmeißen die Stühle um. Die abendliche Unterhaltung für Erwachsene umfasst Wrestling, offene Bühne oder Country & Western aus der Region. Die Bar befindet sich im Zuschauerraum, was bei den Gästen zu jeder Tageszeit gut ankommt. Außerhalb der Saison ist das Dunes nie dauerhaft geschlossen. Manchmal ist es an ein paar Tagen in der Woche geöffnet, aus keinem besonderen Grund, außer um vielleicht mal durchzulüften, das aber nie an bestimmten Tagen. Eine alte Schwuchtel namens Howard, die schon bessere Tage gesehen hat – an der Garderobe bei den Sommershows in Great Yarmouth, solche Sachen eben –, kümmert sich während der unregelmäßigen Öffnungszeiten um die Bar. Der Sommer ist besser für ihn, drei Monate lang liegt es in seiner Macht, anzuheuern und zu feuern und seine Lakaien zur Sau zu machen.

Von hier aus kann ich nicht sagen, ob es öffnen wird oder geschlossen bleibt. Die Glasfront spiegelt nur das sich sanfte Regen der See wider. Ohnehin rein akademisch, denn jetzt ist keine Öffnungszeit. Ich drehe mich um und von meiner relativ hohen Warte schaue ich hinunter auf die Straße, wie sie sich in die Unendlichkeit erstreckt, hindurch zwischen mit farbigen Anstrichen versehenen Spielhallen und den übrigen Fronten; Farben, so typisch für Badeorte, Farben, so leuchtend und doch nie reine Grundfarben. Auf der Straße ist jetzt mehr Bewegung; jemand überquert die Fahr­bahn.

Ich schlage die Richtung zum verlassenen Vergnügungspark ein und steige die breiten Betonstufen hinauf.

Das meiste der beweglichen Ausrüstung hat man ab­transportiert, bis der Sommer es wieder zurückruft. Das Fundament des Riesenrades ist noch da, aber kein Rad. Der Aufbau eines Fahrgeschäfts ist noch da, aber die Bahn selbst samt ihren bunten Aufstellern ist verschwunden. Die Helter-Skelter-Rutsche ist nirgendwo zu sehen. Der Lastwagen, der als Unterbau des Crazy House fungiert, steht unverhüllt als das da, was er ist. Die Dauerfahrgeschäfte und Buden sind verrammelt und bilden drei nichtssagende Seiten des Vierecks des Vergnügungsparks. Die vierte Begrenzung stellen die Betonstufen dar, die ich gerade erklimme.

Oben angekommen, spaziere ich über diese Kleineinöde, bis ich beim Aufbau des Fahrgeschäftes angelangt bin, und setze mich auf eine der Holzstufen, schaue in die Richtung, aus der ich soeben gekommen bin. Die Deichkrone liegt in etwa auf gleicher Höhe mit der Stufe, auf der ich hocke, und genau in meinem Blickfeld. Auf der Ostseite des Deiches kann ich das Rechteck des Dunes ausmachen und auf der anderen Seite die endlose Promenade, die sich entlang der immer kleiner werdenden Gebäude ihren Weg bis hin zum Wohnwagenplatz bahnt. Das ungeheure Ausmaß des Himmels lässt alles schrumpfen. Das vierecki­ge Gerippe des Autoscooters hat vor der Weite des Himmels etwas von der Hülle einer Streichholzschachtel.

Jemand im pensionsfähigen Alter bewegt sich die für mich nicht einsehbaren Stu­fen hinauf, begleitet von einem Hund, altersmäßig selbst scharf an der Grenze staatlicher Rentenleistung. Er schnüffelt nicht sonderlich auf dem Boden herum; vielmehr scheint er zu faul, den Kopf höher zu heben. Als die alte Schachtel es zur Ebene des Vergnügungsparks geschafft hat, bleibt sie stehen, um Luft zu holen. Ich nehme sie in Augenschein. Wie alt sie wohl sein mag, siebzig, fünfundsiebzig? Ich könnte es vermutlich nicht einmal dann sagen, stünde ich näher bei ihr. Hat sie ihr ganzes Leben hier zugebracht? Gibt es einen inkontinenten alten Mann, der auf einer der Bänke an der Rampe auf sie wartet? Oder ist sie allein, wartet darauf, ihrem Partner im Grab Gesellschaft zu leisten?

Ich hole meinen Flachmann raus und bemühe mich, nicht daran zu den­ken, wie Jean ausgesehen hat, als ich sie das letzte Mal gesehen habe.

DER RAUCH

Nach meinem Besuch im Steering Wheel fuhr ich zurück ins West End. Ich hatte keinen Hunger, also ging ich auf ein paar Drinks ins Lulu’s. Kaum hatte ich meinen Fuß hineingesetzt, wünschte ich, ich hätte es nicht getan. Versammelt war die übliche Mi­schung aus Journalisten politischer Wochenmagazine, Fernsehgrößen, Ver­legern, Idioten und Werbeleuten in Levi’s Action Suits. Ich hatte gedacht, Toby könne vielleicht dort sein, aber dem war nicht so. Ein Mädchen aus einer Nachrichtensendung tat so, als wüsste sie nicht, wer ich sei, und produzierte sich in der Hoffnung, Gott weiß was bei mir zu bewirken, aber ich verhielt mich ihr gegenüber höflich und ließ mir ihre Telefonnummer geben und versprach, sie anzurufen, eventuell am Donnerstag. Ihr war klar, dass ich es nicht ernst meinte, und als ich ging, bemerkte ich, dass ihr ursprünglicher Begleiter, ein Moderator, sich ihres Versuches wegen über sie lustig machte. Sie sagte ihm, er solle sich verpissen, was ihn jedoch nur noch mehr amüsierte.

Vom Lulu’s schlenderte ich zum Leicester Square und ging in einen Film im Cinecenta. Statt um Sex und Gewalt – schließlich handelte es sich um eine britische Produktion – drehte sich der Film um Sex und Klamauk. Typisch für die englische Einstellung gegenüber Sex. Wenn Sex mit Humor einherging, konnte sich der Zu­schauer von Schuld freisprechen, indem er sich einredete, er sei in eine Komödie gegangen.

Der Film war so scharf wie Salad Days und so lustig wie ein Sonntagnachmittag in Scunthorpe. Proportional zum eingesetzten Kapital jedoch würde er ein bescheidenes Vermögen einspielen. Da ich selbst etwas Geld in diese Produktion investiert hatte, berief ich mich hinterher dem Manager gegenüber nicht auf das Warenkennzeichnungsgesetz.

Als ich zum Penthouse zurückkam, war Jean noch immer im Büro.

»Wer auch immer zulangt, muss sehr ausgeschlafen sein«, sagte sie. »Ich komm wirklich nicht dahinter. Wä­ren da nicht die letzten drei Monate ...«

»Wo läuft das denn?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Und wie?«

»Das könnte uns nur ein Buchhalter sagen.«

Ich zündete mir eine Zigarette an.

»Tja, Douglas können wir nicht fragen, denn wir können nicht ausschließen, dass er es ist.«

Jean schüttelte wieder den Kopf.

»Wenn er es wäre, hätten wir nichts gemerkt. Außer­dem ...«

»Ja, ich weiß«, sagte ich. »Douglas will noch in der Lage sein, seine Rente zu kassieren.«

Ich setzte mich in den Sessel am Fenster.

»Vierundachtzig Agenten«, sagte ich. »Wir wissen, dass sie alle eine gewisse Summe einsacken, aber das kalkulieren wir bereits ein. Dann die zwanzig Kassierer. Was wir ebenfalls einkalkulieren. Dann die vier, die von ihnen kassieren.«

»Die wir ebenfalls berücksichtigen.«

»Und schließlich Douglas.«

Stille.

»Was schlägst du also vor?«, fragte Jean.

»Ich schlage vor, wir ziehen einen anderen Buchhalter hinzu. Von den Zahlen abgesehen, braucht er gar nichts zu wissen. Wenn er uns sagen kann, wie, kommen wir dem Wo vielleicht näher.«

»Und wenn nicht?«

»Es sind über hundert Leute beteiligt. Wollen wir hoffen, dass sie nicht alle mit drinstecken.«

Ich stand auf.

»Lass uns rübergehen und etwas trinken.«

Jean legte das Hauptbuch in die Schublade und verschloss sie.

»Die Bertegas kommen um sieben Uhr dreißig.«

»Was hat Harold vorgesehen?«

»Ich habe ihm gesagt, er solle das Gleiche machen wie beim letzten Mal. Sie schienen es zu mögen. Um acht Uhr dreißig wird er servieren.«

Im Wohnraum machte ich mich an die beiden Drinks. Jean setzte sich nicht.

»Ich fühle mich wie aufgedreht«, seufzte sie.

»Mach dich in Ruhe zurecht«, sagte ich. »Nimm ein Bad. Und wenn sie hier eintreffen, bist du fit.«

Jean trank einen Schluck, kam dann hinunter in den abgesenkten Bereich und ließ sich mir gegenüber aufs Sofa fallen.

»Erinnerst du dich an deine erste Begegnung mit den Bertegas?«, fragte ich sie.

Sie starrte mich an.

»Ich erinnere mich.«

Die Bertegas waren eine weitere Etappe auf meinem Weg gewesen, Jean mit allen Aspekten meiner Umgebung und meiner Persönlichkeit vertraut zu machen – und möglicherweise mit ihren eigenen. Die Bertegas lebten an verschiedenen Orten der Welt, aber ihr wichtigster Lebensmittelpunkt war zum einen Zürich, zum anderen Rio. Bertega war einer dieser kompakten, stolzen Lateinamerikaner; einer, dessen Präsenz – selbst wenn er in Unterhosen vor einem stünde – Geld, Macht und Skru­pellosigkeit ausstrahlte, verbunden mit einem exquisiten Geschmack, wie ihn in dieser besonderen Form nur ein Mann wie er erwerben konnte. Seine Frau Christina war geradezu ein Paradebeispiel: Sie entstammte dem Teil brasilianischer Aristokratie, der englischer war als jeder Engländer, arroganter – je heißer das Klima, desto kälter der Stahl. Es war unmöglich, ihr ein Alter zuzuordnen. Mit sechzig sähe sie nicht älter aus als vierzig. Sie wusste gut Bescheid, wie Bertega ihr ein Leben ermög­lichen konnte, woran sich Generationen ihrer Familie gewöhnt hatten. Wie alle wahren Aristokraten erachtete sie es als schnöde, den Prozess zu erörtern oder zu re­flektieren, in dessen Verlauf der ihr von Natur aus zu­stehende Reichtum anwuchs. Ihr einziger moralischer Grund­satz besagte, dass der Reichtum am richtigen Ort seiner Bestimmung anlangen möge. Alles andere war nicht von Bedeutung; andere Fragen, die womöglich aufgeworfen wurden, waren nur überraschend, insofern als sie überhaupt aufgeworfen wurden. Wenn all dem auch nur ein Hauch von Peinlichkeit angehaftet haben sollte, dann eventuell der, dass Bertega hatte arbeiten müssen, um die Basis für die Quelle seines Wohlstandes zu schaffen, anstatt dem Kinderwagen zu entwachsen und das Vermögen von der vorherigen Generation zu übernehmen. Aber Bertegas natürliche aristokratische Kraft hatte alle Bedenken zerstreut, die ihr vielleicht gekommen waren. Er war im wahrsten Sinne des Wortes ein kraftvoller Mann, und wenn es Christina auch nicht möglich war, es preiszugeben, und sei es durch die kleinste öffentliche Geste, gab es in dem aristokratischen Schlafzimmer vermutlich doch ein Element aus der Gosse, das für die klandestine Macht verantwortlich zeichnete, die er auf sie ausübte.

Natürlich bestand für Bertega – genau wie für mich – keinerlei Notwendigkeit mehr, seine jeweiligen Unternehmungen persönlich zu repräsentieren, dennoch gab es ein paar Angelegenheiten, die nur zwischen ihm und mir erörtert werden konnten.

Auf eines seiner Geschäftsfelder war Bertega ganz be­sonders spezialisiert, ein Geschäftsfeld, für dessen Ware es weltweit vermutlich nicht mehr als fünfzig oder sechzig Kunden gab. Ich wusste nur von einem auf den Britischen Inseln und den versorgte ich mit dem, womit mich Bertega versorgte.

Zum Zeitpunkt ihres ersten Zusammentreffens mit den Bertegas hatte Jean einige der Pornos gesehen, die hochklassigen, nicht die, die über die Adresskartei vertrieben und in Umlauf gebracht wurden. Die Sech­zehn­milli­meter­filme, professionell gedreht, mit Soundtrack und Handlung, was Erotik beförderte, anstatt eine Entschuldigung zu liefern. Regisseure und Darsteller wurden aus­gespro­chen gut bezahlt, sodass beispielsweise die Szenen, in denen Auspeitschungen stattfanden, ebenso überzeugend waren wie in Two Years Before the Mast. In diesen Produk­tionen hatte theatralisch-dramatisches Stummfilmgebaren keinen Platz.

Aber Bertega, er war auf das Echte, Wahre spezialisiert.

Es ist nicht möglich, den Voyeur zu befriedigen. Schon bald wird ihn die Aussicht darauf, was zwei Leute im Bett miteinander treiben, langweilen. Indem Erlebnisse seinen optischen Appetit steigern, müssen weitere Elemente dazukommen, um neue Erregung hervorzurufen: Vergewaltigung, Gewalt, Erniedrigung. So ist es letzten Endes nicht der Sexualakt als solcher, dem beizuwohnen den Voyeur interessiert; er braucht die Fortsetzung kreativer Verderbnis und Erniedrigungen, um seine kurzzeitige Befriedigung zu erlangen. Und da die Befriedigung nur eine kurzzeitige ist und obgleich die Suche nach Verderbnis selbst komplett verdirbt, findet die Suche danach nie ein Ende. Der Punkt, worin Mary Whitehouse und ich uns in völliger Übereinstimmung miteinander befinden. Der Prozess selbst verdirbt. Weshalb sie ihr Ge­werbe betreibt und ich meines betreibe.

Es hat immer ein Areal des Voyeurismus gegeben, entweder bereits aktiviert oder im Schlummer befindlich, in jedem Menschen. Ein Areal, wo Opfer von Katastrophen und entsprechende Verstümmelungen in anderen das Verlangen hervorrufen, sie zu sehen, sie sich nicht mehr nur vorzustellen, diese Sequenzen, die stets dem Schnitt zum Opfer fallen in den Berichten der Wochenschauen über Auffahrunfälle auf Autobahnen oder Flugzeugunglücke oder Massaker oder öffentliche Hinrichtungen. Seit Langem schon existiert ein Schwarzmarkt, ein überaus lukratives Geschäft mit Filmen und Videos von Grausamkeiten und Unfällen.

Bertegas Material enthielt Grausames, nur handelte es sich dabei nicht um Unfälle.

Weshalb die Liste der Kunden so winzig war und der jeweilige Preis so astrono­misch. Selbst in dieser Welt gab es nur wenige Leute, die entsprechend geneigt waren und es sich finanziell erlauben konnten und bei denen Bertega sich erlauben konnte, ihnen zu vertrauen. Natürlich, zu Zeiten Dschingis Khans oder während der In­quisition war derlei Unterhaltung billig zu haben gewesen. Noch ein wirtschaftliches Detail: Nicht ein Produkt, das von Bertega kam, kostete weniger als hunderttausend Pfund, und das war das preiswerteste Angebot. Paradox. Wir beide, er und ich, konnten für lediglich eintausend Pfund jemanden erledigen und nachhaltig beseitigen lassen; vertraue das Gleiche einem Film an und schon sprechen wir von einer völlig anderen Preislage.

An dem Abend, als ich die Bertegas und Jean miteinander be­kannt machte, aßen wir im Penthouse, und Bertega und ich tauschten Ge­schichten aus unserem alltäglichen Geschäftsleben aus und erörterten die weltweite wirtschaftliche Lage dieser Tage. Bertega sagte, endlich trage die Saat Früchte, die er und einige seiner Freunde vor Jahren in die italienischen Gewerkschaften gebracht hätten, und Letztere seien zutiefst gespalten. Das unvermeidliche Ansteigen der Infla­tionsrate, das eine Weile anhalten werde, könne langfristig gesehen aufgefangen werden, wenn auf wundersame Weise wieder Sta­bilität einkehre. Er berichtete mir, er habe jemanden aus dem Führungsstab der Kommunisten in seinem Haus bei Turin zu Gast gehabt und der habe ihm erklärt, dass die Partei zu würdigen wisse, wie sehr ihr die politische Erschütterung als Folge dieser Gewerkschaftssache tatsächlich ins Konzept passe.

Was Christina und Jean betraf, nun, würde Christina jemals eine Einladung für ein Dinner zu viert im Buckingham-Palast zuteilwerden, sie würde wohl vor einer Zusage zunächst ihren Terminkalender konsultieren. Mit anderen Worten: Christina kaschierte ihre Herablassung mit der Attitüde der geborenen Aristokratin.

Nach dem Dinner saßen wir eine Weile beieinander, als Bertega schließlich zu mir an die Bar kam, um mir von der neuen Handelsware zu berichten, die er dabeihatte. Natürlich hatte er sie nicht selbst ins Land ge­bracht. Auf der Fahrt vom Claridges hierher hatte er das Taxi für ein paar Minuten halten lassen und die Lieferung vom Besitzer eines Zeitungskiosks entgegengenommen, der für Sohos bunt gemischte Bevölkerung Zeitungen aus aller Welt vorhielt. Dies war natürlich nicht Gegenstand unseres Gespräches gewesen. Ganz gewiss war sich Bertega darüber im Klaren, wie sehr es sich von selbst verstehe, dass einer meiner Angestellten imstande wäre, mir präzise zu sagen, wie oft er, Bertega, im Verlaufe seines kurzen Aufenthaltes die Toilette aufgesucht habe.

Schön, sagte ich, als er die Ware erwähnte. Wir sollten alle hinüber in den Vorführraum gehen. Als ich »alle« sagte, warf Bertega einen Blick hinüber zu Jean, die sich, außer Hörweite, mit Christina unterhielt. Der Film, so erklärte er, sei das, was man erwarten könne. Es handele sich um Aufzeichnungen aus der Zeit der Gefangennahme der Tochter eines italienischen Industriellen. Das Lösegeld von zwei Millionen Pfund sei gezahlt worden. Das Mädchen sei nicht zu ihrer Familie zurückgekehrt. Wieder sah Bertega zu Jean hinüber. »Sie verstehen«, sagte er zu mir.

Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter.

»Alter Freund«, erklärte ich ihm, »wenn man meinem Urteil nicht mehr vertrauen kann, wessen Urteil dann?«

Er sagte, ihm genüge das. Wir gingen alle hinüber in den Vorführraum.

Schwere Körperverletzung

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