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II

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Major Dolan musste lebhaft an die Ereignisse der letzten sechs Tage denken, während er die Totenwache neben der stummen Gestalt hielt, die kurz zuvor noch voll überschäumenden Lebens und Temperaments gewesen war. Allein mit einer Toten zu sein, hätte einen anderen vielleicht bedrückt, hätte bedrückende Gefühle in ihm aufkeimen lassen. Daran dachte Dolan freilich nicht; er stand von Berufs wegen mit dem Tod in vielerlei Gestalt auf Du und Du. Wenn ihn etwas verdross, dann allein der Umstand, dass der Sheriff von Lake Fern Park sehr auf sich warten ließ.

Als etwa fünfzehn Minuten vergangen waren, knipste Mac seine Taschenlampe an und ging in Spiralen um das Wrack herum. Er fand zufällig das rechte Vorderrad des Thunderbird, das eine Riesenfaust geradewegs von der Halbachse abgerissen zu haben schien und dessen Reifen völlig zerfetzt war. Mac hütete sich, etwas zu berühren, leuchtete das verbeulte Rad aber lange an und überlegte danach angestrengt. Nun ging er etwa hundertfünfzig Meter zurück, bis er im Schein seiner Taschenlampe lange Spuren verbrannten Gummis auf der Asphaltdecke der Straße sichtete, und danach drang er aufs Geratewohl in den Zedernwald ein, wo er so lange blieb, bis er gegen 21 Uhr 50 endlich in der Ferne Motorengebrumm hörte.

Als drei schwere Limousinen in Höhe des Thunderbird-Wracks auf der Straße stoppten, von denen die dritte Dolans eigener Mercury war, stand der Major schon wieder bei der Leiche Irina Gittens.

Sekunden später flammte der starke Scheinwerfer, der auf dem Dach des ersten Wagens angebracht war, auf. Sekundenlang glitten seine Strahlen über Straße und Gebüsch, bis sie auf das Wrack fixiert wurden und in dieser Stellung unbeweglich verharrten. Ein kleiner kugelrunder Mann ausgangs der Vierzig kam näher – Dolan konnte ihn im hellen Licht des Scheinwerfers genau sehen – und blieb entsetzt vor dem Wrack stehen. Er trug teure Palm-Beach-Schuhe, einen cremefarbenen Leinenanzug, ein rotes Hemd und eine blaue Krawatte. Obwohl er einen völlig haarlosen Schädel hatte, war sein Kopf unbedeckt. Am linken Rockrevers glänzte ein sauber geputzter Sheriffstern.

Dolan ging dem Mann um das Heck des Wagens herum halb entgegen.

Dieser stutzte und kam ebenfalls einen Schritt näher. Eine gut gepolsterte Hand streckte sich dem Major entgegen. „Lavedan, Sheriff Mario Lavedan. Sie sind Mr. Dolan – wie ich vermute?“

„Stimmt, Sheriff. Ich war als erster an der Unfallstelle und habe, als einmal feststand, dass Mrs. Gittens doch nicht mehr zu helfen sei, meine Frau zu Ihnen geschickt.“

Auch June kam in Begleitung von drei Sheriffgehilfen und einem hageren Zivilisten von schlechter Haltung nach.

„Ist mir schrecklich peinlich, Sir“, erklärte der Sheriff nervös, „die Verzögerung, meine ich. Ich hatte Oates in der Sheriffstation zurückgelassen, und er konnte mich nicht gleich erreichen. Wir waren zu einer Wirtshausrauferei gerufen worden, mussten von dort aus zu einem leichten Verkehrsunfall weiterfahren, und dadurch kam es eben, dass ich erst vor zehn Minuten von dem tragischen Ereignis erfuhr.“

Dolan wiegte den Kopf. „Bei mir brauchen Sie sich nicht zu entschuldigen, Sheriff, ich habe nichts versäumt.“

Sekundenlang legte Mac June die Hand auf die Schulter. „Geh zum Wagen zurück; ich habe hier noch eine Weile zu tun.“

June nickte ihm stumm zu, stellte keine Frage und ging langsam zum Mercury zurück.

Der Hagere wurde Dolan als Mr. Nicholas Oliver M. D., Vertragsarzt der Polizei, vorgestellt.

„Sind Sie ganz sicher, dass die Verunglückte tot war, als Sie sie fanden?“, fragte Oliver sofort.

Dolan nickte. „Überzeugen Sie sich selbst davon.“

Der Arzt verschwand hinter den Trümmern des Wagens, und der Sheriff bat Mac, dessen Beruf und Rang er schließlich nicht kannte, um eine kurze Darstellung.

„Ich halte es für einen reinen Zufall, dass der Unfall so bald entdeckt wurde“, meinte Mac. „Wir – meine Frau und ich – benützten das gesperrte Straßenstück, um einen kleinen See hier in der Nähe aufzusuchen, wir wollten baden.“

„Sie meinen vermutlich den Lake Baranooga“, unterbrach ihn der Sheriff. „Well, fahren Sie fort.“

„Ich wohne seit dem einunddreißigsten Dezember im Hotel Sarasota. Ich erkannte den roten Thunderbird und danach Mrs. Gittens selbst sofort, als ich den Unglückswagen bemerkt und gestoppt hatte – es war Punkt einundzwanzig Uhr zehn. Ich sah sofort nach der Fahrerin, fand sie aber schon tot. Ihr Tod muss gegen zwanzig Uhr fünfzig eingetreten sein.“

„Und woher wollen Sie das so genau wissen, Mr. Dolan?“

„Ihre Haut war – unter anderem – noch warm. Ich sah, dass ihr nicht mehr zu helfen war und schickte sofort meine Frau nach Lake Fern Park zurück, um Sie hierher zu bitten.“

Der Sheriff fuhr sich mit einem blütenweißen Taschentuch über den schwitzenden Kopf. „Eine dumme Geschichte! Aber sie hat sich ihren Tod selbst zuzuschreiben mit ihrer Raserei! – Nicht, dass ich grundsätzlich gegen Schnellfahrer etwas hätte!“, fuhr er verdrossen fort. „Ich liebe selbst ein zügiges Tempo. Aber zwischen schnell Fahren und verrückt Fahren ist doch ein gehöriger Unterschied, meine ich. Der Hergang des Unfalls ist mir klar. Ich habe zwar keine Ahnung, was Mrs. Gittens hier auf dem gesperrten Straßenstück zu suchen hatte, aber soviel steht für mich fest: Die Zentrifugalkraft hat ihren Thunderbird aus der Kurve getragen, der Avocadobaum stand im Wege – peng – schon war der Film gerissen.“

„Mrs. Gittens war zweifellos eine verwegene Fahrerin“, korrigierte Mac sanft, „aber mutet es Sie nicht auch etwas sonderbar an, dass sie ausgerechnet aus dieser langgezogenen, sanften Vollgaskurve herausgeflogen sein soll? Kommen Sie bitte mit, ich zeige Ihnen etwas, was Sie sehen müssen.“

Er führte den Sheriff zu dem an der Halbachse abgerissenen Vorderrad des Thunderbird und deutete auf den zerfetzten Reifen. „Was meinen Sie dazu?“

„Was soll ich dazu schon sagen?“, konterte Lavedan phlegmatisch. „Der Vorderreifen ist geplatzt, daraufhin riss es den Wagen nach rechts. Mrs. Gittens steuerte dagegen, konnte den Wagen nicht halten, dieser begann sich mit dem Heck im Sinne des Uhrzeigers zu drehen, rutschte nach links hinaus und prallte mit der Vorderfront gegen den Baum.“

„So mag es sich in der Tat abgespielt haben – aber ich habe den Eindruck, dass der Reifen nicht geplatzt ist, sondern zerschossen wurde. Warum und wieso – das Ihnen jetzt zu erklären, würde zu weit führen!“

Der Sheriff starrte Mac verwundert an. Dann nickte er ironisch. „Interessant, interessant! Die Polizeibehörden, besonders alle Polizeioffiziere sind doof, und der eifrige Kriminalromanleser versteht tausendmal mehr von Kriminalistik!“ Mac zuckte die Achseln. „Kommen Sie bitte weiter!“ Er führte Lavedan etwa 100 Meter zurück und leuchtete die Schleifspuren auf dem Asphalt mit seiner Taschenlampe an. „Hier hat der Wagen die erste Drehbewegung vollendet. Etwa fünfzig Meter weiter rückwärts muss demnach der rechte Vorderreifen geplatzt sein. Mal sehen, ob sich meine Hypothese bewahrheitet!“ Lavedan knurrte etwas Unverständliches durch die Zähne, folgte aber dem Major und kam am Ende zu dem gleichen Schluss.

Dolan wandte sich scharf nach links und drang wieder in den Wald ein.

„Vorsicht, Sheriff“, warnte er Lavedan, „dass Sie mir keine Spur zertreten.“

Am inneren Waldrand stand eine Kolonie von Sanddornbüschen. Dolan machte einen respektvollen Bogen um Disteln und Dornen und peilte das Gebüsch von hinten an. Er ließ sich auf die Knie nieder und leuchtete den lockeren Boden mit seiner Taschenlampe aus.

Das Licht spiegelte sich in einem winzigen Metallzylinder wider. Etwa einen halben Meter links daneben, an einer weichen, etwas feuchten Stelle, hatte sich ein deutlicher Schuhabdruck erhalten.

Dolan deutete auf den Messingkörper. „Eine Gewehrpatronenhülse vom Kaliber sieben Komma fünf Millimeter! Der Abdruck daneben dürfte von einem Schuh der Größe neununddreißig oder vierzig stammen. Von einem absatzlosen Schuh, wohlverstanden, also von einem Mokassin. Ob die Spur von dem Schützen herrührt, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Trotzdem sollten Sie sie ausgießen.“

„Um Himmelswillen, Mr. Dolan, Sie jagen mir einen Schauer über den Rücken!“, rief der Sheriff. „Was hat das alles zu bedeuten?“

Mac verzog sein Gesicht sekundenlang zu einem bitteren Lächeln. „Was das zu bedeuten hat, fragen Sie? Das kann ich Ihnen schon sagen: Jemand hat Mrs. Gittens hier vorbeigelockt, sich selbst auf die Lauer gelegt und sie erwartet. Als sie in ihrer üblichen Geschwindigkeit heranraste, hat die betreffende Person mit einem einzigen, überaus sicheren Gewehrschuss den rechten Vorderreifen des Thunderbird zerschossen, worauf Mrs. Gittens die Gewalt über ihren Wagen verlor. Schlussfolgerung: wir haben es hier nicht mit einem Unfall zu tun, sondern mit einem kaltblütigen Mord! Mrs. Gittens ist zweifellos ermordet worden.“

„Ach du liebes bisschen“, murmelte der Sheriff entsetzt, „das ist ja eine schöne Bescherung!“ Er wandte sich schnell zu Dolan um. „Aber jetzt heraus mit der Sprache, mein Bester! – Ein Laie wäre nie und nimmer auf eine solche Schlussfolgerung gekommen. Wer sind Sie überhaupt?“

„Well, aber meine Mitteilung ist nur für Sie bestimmt, Sheriff, für keinen anderen – auch nicht für Ihre Gehilfen, hören Sie? Ich bin Major bei der Bundeskriminalpolizei.“

„Hm!“ Ein verbissener Blick streifte Macs Gesicht. „Was soll ich jetzt bloß tun? Einem derart raffinierten Mordfall fühle ich mich einfach nicht gewachsen. Und die Staatspolizei rufe ich nicht gerne zu Hilfe. Ich stehe mit Captain Londrey sehr schlecht. Wären Sie … wären Sie unter Umständen bereit …“

„Völlig unverbindlich“, murmelte der Major. „Außerdem müsste ich zuerst die Erlaubnis meines Vorgesetzten in Washington einholen. – Meine wahre Identität bleibt auf jeden Fall unter uns – verstanden? Das ist die elementarste Voraussetzung für meine Mitarbeit!“

„Ich verspreche Ihnen, was Sie wollen, Dolan“, versicherte der Sheriff, „wenn Sie mir nur helfen. Sagen Sie, was soll ich zuerst tun?“

„Die Spur hier wird ausgegossen, und die Patronenhülse legen Sie zu dem Beweismaterial. Hierher beordern Sie einen Posten. Der Platz muss bis morgen früh bewacht werden. Morgen, bei Tageslicht, wollen wir dann zusehen, ob sich weitere Spuren finden lassen.“

Lavedan hastete überraschend gewandt zur Straße zurück und rief brüllend nach einem Steve; er möge sofort mit der „kleinen Ausrüstung“, zu ihm kommen.

Steve Oates war ein pfiffiger Bursche von etwa dreißig Jahren, ein Kerl wie ein Kleiderschrank und von einer Figur, die mit der des FBI-Majors große Ähnlichkeit hatte. Er war ein „Conch“, ein Nachfahre jener über die Bahamainseln eingewanderten Londoner Cockneys, die sich auch in der fremden Welt die Eigenart ihrer Abstammung bewahrt haben.

„Rühren Sie Gipsbrei an!“, befahl der Sheriff.

Oates kniff ein Auge zusammen, sah den Sheriff an, ließ seinen Blick zu Dolan weiterschweifen und am Ende zu Lavedan zurückgleiten. „He, Sheriff – ist da vielleicht etwas nicht in Ordnung?“

„Es sieht zwar so aus“, erklärte der Sheriff mit Würde, „als sei Mrs. Gittens verunglückt – aber wir wissen es besser: sie ist ermordet worden. Aber nur wir wissen das, verstanden?“

Oates schob den Buschhut in den Nacken. „Donnerwetter“, murmelte er ehrfürchtig, „Sie sind ein großer Kriminalist!“

„Und Sie, Steve“, mischte sich Dolan lächelnd ein, „haben über das, was Sie hier hören, absolut den Mund zu halten.“

Der Conch fragte nichts, ließ sich aber deutlich anmerken, dass er den Braten roch. Dolan mochte ihn sofort. Schien ein ordentlicher Bursche zu sein.

Während der Hilfssheriff den Gipsbrei anrührte, legte der Major sorgfältig drei Baumwollfäden quer über die Fußspur; danach wurde diese ausgegossen.

Nach wenigen Minuten war der Brei getrocknet; Dolan und Oates hoben den Abguss an den Baumwollfäden heraus.

„Sie bleiben die ganze Nacht über als Wache hier, Steve“, befahl der Sheriff. „Schicke Ihnen

nachher durch Rogalez einige Decken. Schlafen Sie trotzdem nicht ein – oder möchten Sie auch verunglücken?“

„Das muss ich mir erst überlegen“, meinte Oates grinsend.

Lavedan ergriff Dolan am Arm. „Kommen Sie jetzt; wollen uns anhören, was der Doktor zu sagen hat.“ Im Weitergehen fuhr er fort: „Nicht wahr, Dolan, Sie werden mich doch nicht hängen lassen?“

„Wie gesagt – unter zwei Voraussetzungen nicht: Dass niemand meine wahre Identität erfährt, und dass meine Vorgesetzten gegen meine beratende Funktion nichts einzuwenden haben.“

„Das heißt, Sie wollen die Oberleitung nicht übernehmen?“, meinte der Sheriff enttäuscht.

„Nein! Ich darf nach außen hin auf keinen Fall in Erscheinung treten. Außerdem müsste es Ihnen doch ein wahrer Spaß sein, der Staatspolizei zu beweisen, dass Sie genau der Mann sind, der einen verzwickten Mordfall elegant löst.“

„Mord macht nie Spaß“, meinte Lavedan philosophisch. „Immerhin – Sie sind ein feiner Kerl! Sie wollen den Ruhm also mir überlassen?“

„Klar!“

Der Sheriff blieb stehen und wandte sich halb um.

„Topp, soll gelten! Was hat jetzt weiter zu geschehen?“

„Ich möchte mit Ihrer Erlaubnis zum Haus der Verunglückten fahren. Wohnt sie eigentlich schon lange hier?“

„Nein, erst seit etwa sechs Monaten. Irina Gittens ist erst nach dem Tod ihres Mannes hierher gezogen und hat die Cabana Costa Brava gekauft. Vorher hat sie in Greenville, Ohio, gewohnt.“

„Und wo finde ich die Cabana Costa Brava?“

„Halbwegs zwischen dem Sarasota und Lake Fern Park.“

„Dann stimmt die Richtung. Well, wollen den Doktor anhören.“

Die gesamte Polizeimacht des Sheriffs bestand aus drei Gehilfen. Den einen, Steve Oates, hatte Dolan eben kennengelernt. Die beiden anderen musterte er unauffällig im Scheinwerferlicht, während Lavedan mit Dr. Oliver sprach. Pardo Rogalez und Giner Machado waren zwei typische Hispanoamerikaner, Mac schätzte Rogalez auf etwa dreißig, einen dicklichen Burschen mit ölig schwarzem Haar. Sein Kamerad Machado war gleichgroß, ebenfalls schwarzhaarig, nicht ganz so korpulent, etwa fünf Jahre jünger, und schien der Intelligentere der beiden zu sein.

„Ich muss Mr. Dolans Überlegungen beipflichten“, hörte Mac Oliver sagen. Der Doktor hatte einen hohen, aggressiven Tonfall und begleitete seine Rede durch sprechende Gesten. „Der Tod der armen Irina ist gegen zwanzig Uhr fünfzig eingetreten. Goddam – bei etwas Glück hätte sie mit dem Leben davonkommen können!“

„Nach diesem fürchterlichen Aufprall?“, meinte der Sheriff zweifelnd.

„Sie saß im Augenblick der Karambolage ihres Thunderbird mit dem Baum bereits nicht mehr im Wagen“, mischte sich der Major ein. „Sie wurde bereits vorher, nachdem die Tür aufgesprungen war, herausgeschleudert. In jedem anderen Fall hätte die Leiche doch furchtbare Verletzungen aufweisen müssen. Nein, sie ist herausgefallen und hätte durchaus mit einigen Schürfwunden und Knochenbrüchen davonkommen können. So aber hat sie höchstwahrscheinlich das Rückgrat gebrochen.“

„Wozu haben Sie mich überhaupt mitgenommen, Mario, he?“ fragte Dr. Oliver grämlich.

„Um Ihnen zu beweisen, dass nicht nur Mediziner kluge Leute sind. Well, eine Autopsie dürfte nicht nötig sein? “

„Nein“, erklärten Oliver und Dolan wie aus einem Munde.

*

„Was hattest du eigentlich mit dem Sheriff im Wald zu suchen?“, fragte June misstrauisch, während sie und Mac zum Hotel zurückfuhren.

„Ich habe ihm nur die Spuren des Mörders gezeigt.“

„Wie bitte?“ June verzog weinerlich den Mund. „Habe ich richtig gehört?“

„Das hast du, Kind! Irina Gittens ist auf besonders raffinierte Weise ermordet worden. Vermutlich glaubt der Täter an einen perfekten Mord. Es ist doch immer wieder das alte Lied: ein skrupelloser kluger Mensch plant generalstabsmäßig einen Mord, berechnet alles voraus – präziser ausgedrückt, er glaubt, alles vorausberechnet zu haben – und ist fest davon überzeugt, dass er straffrei ausgehen werde. Und dann kommen besondere Umstände, die sich eben nicht vorausberechnen lassen, und machen alles zunichte.“

„In diesem besonderen Fall heißt das Unwägbare Mac Dolan! Du meinst selbstverständlich, ohne deine Einmischung hätte der Sheriff einen tödlichen Unfall angenommen?“

„Hundertprozentig, June, hundertprozentig!“

Ihre nächsten Worte brachte June im bittenden Ton vor: „Du hast doch wohl nicht vergessen, dass du auf Urlaub in Lake Fern Park bist?“

„Nein, das habe ich nicht vergessen! Trotzdem werde ich aber Sheriff Lavedan beraten. Nein, sag jetzt bitte nichts. Ich bringe dich ins Hotel zurück, du gehst auf unser Zimmer und wählst die Nummer der FBI-Zentrale. Gib eine knappe Schilderung des Vorgefallenen durch und sage, ich ließe Colonel Slaughter bitten, mir die Erlaubnis zu erteilen, dem Sheriff behilflich zu sein.“

„Also doch, du Schurke …“

„Eine Frage, June“, schmeichelte der Major. „Was ist wichtiger: dass das Ehepaar Dolan einen ungestörten Urlaub verbringt, oder dass der Mörder straffrei ausgeht?“

„Wenn du mir auf diese Tour kommst, Mac, fange ich erst gar nicht an, mit dir zu streiten; aber ich denke, dass es nicht nur einen guten Kriminalisten in den USA gibt!“, versetzte June verdrossen.

Mac setzte June vor dem Hotel ab, fuhr wieder an und nahm diesmal den Weg zum Dorf. Nach einer Weile etwa bog Mac nach rechts in einen sauber gepflegten Zufahrtsweg ab und fuhr bis zu einer anderthalb mannshohen Catalina-Cherry-Hecke weiter, hinter der die Cabana Costa Brava stand. Es war ein mittelgroßes Haus, hell gestrichen, mit feuerroten Fensterläden und einem flachen Dach, das als Sonnenterrasse verwendet wurde, wie das ebenfalls rot gestrichene Geländer bewies. Zu beiden Seiten des Hauses verliefen geharkte Wege mit Efeulauben und Spalieren, und die Blumen der quadratischen Beete erfüllten die Nachtluft mit schwerem Duft.

Die Zufahrt endete vor einem säulengetragenen Vordach.

Als sich Mac zu Fuß dem Eingang auf etwa zehn Meter genähert hatte, wurde die Tür der hellerleuchteten Diele aufgerissen. Sekundenlang sah Mac die Umrisse eines großen, breitschultrigen Mannes, der einen Trainingsanzug und einen schwarzen Hut trug und – Hölle und Verdammung! – die untere Partie seines Gesichtes durch den Beinling eines Nylonstrumpfs verhüllt hatte.

Mac blieb abrupt stehen und riss blitzschnell seine Smith & Wesson aus dem Achselhalfter. „Halt, stehenbleiben oder ich schieße!“

Der Maskierte war nicht weniger erschrocken als Mac, aber auch nicht weniger schnell. Ein Schuss krachte, etwas Heißes schwirrte dicht an Dolans rechtem Ohr vorbei; der heimtückische Schütze warf sich zu Boden. Zu seinem Glück. Denn jetzt hatte auch Mac rücksichtslos geschossen. Haarscharf über dem Kopf des Vermummten hinweg prallte das Geschoss in einen Spiegel, der klirrend barst. Ehe Mac ein zweites Mal zum Schuss kam, war der Vermummte mit einer Rolle im Zimmer zur Linken verschwunden.

Intuitiv erriet der Major seine Absicht. Mac rannte links um das Haus herum zur Rückfront, um dem Verbrecher den Fluchtweg abzuschneiden. Aber dieser roch den Braten. Wieder klirrte Glas. Der Flüchtling war rücksichtslos durch ein geschlossenes Fenster in den Garten gesprungen. Als Mac die Rückfront des Hauses erreichte, hörte er flüchtige, sich entfernende Schritte; sehen konnte er nichts.

Resigniert machte er kehrt. Angesichts der Finsternis wäre eine Verfolgung des Einbrechers Dummheit, wenn nicht noch Schlimmeres gewesen.

Mac ging zum Vordereingang zurück und betrat die hellerleuchtete Diele. Dort herrschte eine angenehm kühle Atmosphäre. Neben der Tür stand ein kleiner Ablagetisch mit einer Visitenkartenschale aus gehämmertem Kupfer. Der dicke Teppich dämpfte Dolans Schritte bis zur völligen Lautlosigkeit, brokatbezogene Stühle vervollständigten die Einrichtung. Rechts neben dem zertrümmerten Spiegel führte eine Treppe aus Edelholz in die erste Etage, links befand sich die Tür des Zimmers, in das der Einbrecher nach dem Kugelwechsel zurückgeprallt war. Es war ein prächtig eingerichteter Raum: Ein niedriger, moderner Nussbaumschreibtisch, einige Ledersessel mit hohen Lehnen, ein aus Klinkersteinen errichteter Kamin mit verchromtem Schutzgitter, an den Wänden einige van-Dyck-Kopien. Die Rückseite des Raumes nahm ein verglastes Büchergestell ein. Daneben befand sich ein großes, zum Garten hinausgehendes Drehflügelfenster, dahinter eine Terrasse, zu der eine jetzt vollkommen zersplitterte Glastür führte.

Ein vages Geräusch lenkte Dolans Aufmerksamkeit auf die riesige kombinierte Fernseh-Musiktruhe. Er wandte sich um und sah jetzt erst zwei nackte Füße mit rot lackierten Zehennägeln und darüber die dünnen, durchsichtigen Hosenbeine eines erdnussfarbenen Pyjamas.

Erschrocken trat Mac näher. Und dann sah er die Bescherung: Eine neben der Musiktruhe mit dem Rücken gegen die Wand kauernde gefesselte und geknebelte Frau. Sie war groß und vollbusig und hatte platinblondes Haar, das in krausen Locken vom Kopf abstand. Ein rundliches Gesicht gehörte dazu, in dem nur die großen schwarzen Augen lebten, die den Major voll Todesangst anstarrten. Ihr Alter mochte etwa fünfunddreißig sein.

Zwei rasche Griffe und ein Schnitt befreiten die zu Tode Erschrockene von Fesseln und Knebel. Mac beugte sich über sie, fasste sie mit beiden Händen unter den Achseln, richtete sie auf und schleifte die schwere Last – etwa 150 Pfund – zum nächsten Sessel, wo er sie sanft auf den Sitz gleiten ließ.

Die blonde Frau sah ihn unverwandt starr an und umklammerte sein Handgelenk.

„Nur ruhig!“, sagte der Major beschwichtigend. „Fassen Sie sich! Es ist schon alles vorbei, und Ihnen ist nichts geschehen.“

„Wer sind Sie?“, wurde er zögernd gefragt.

„Mein Name ist Dolan, aber Sie kennen mich nicht. Spielt alles jetzt keine Rolle. Wer hat Sie gefesselt?“

„Wo ist Bud?“, fragte die Platinblonde zusammenhanglos.

Sie kreischte erschrocken auf und brach in jämmerliches Schluchzen aus.

Sehr allmählich, behutsam fragend, brachte der Major einiges aus ihr heraus. Sie hieß Ellen McReady und war Irina Gittens‘ Haushälterin und Mädchen für alles. Etwa zehn Minuten vor Dolans Erscheinen, also gegen 22 Uhr 50, waren Ellen, die eine Stippvisite bei dem Chauffeur Bud Hunter gemacht hatte, schleichende Schritte hinter dem Haus aufgefallen. Hunter hatte sich erboten, dem Geräusch nachzugehen. Etwa fünf Minuten später war Ellen angstgefoltert in das Bibliothekszimmer, das gleichzeitig als Wohnraum diente, hinuntergegangen und dort mit einem hochgewachsenen maskierten Mann zusammengeprallt. Dieser hatte die Überraschte mühelos überwältigt, gefesselt und geknebelt. Danach war ihm offenbar das Motoren-Geräusch von Dolans Mercury aufgefallen. Er hatte Ellen unter Todesdrohungen zum Still-sein gezwungen und war nachsehen gegangen. Das letzte, woran sich Ellen entsinnen konnte, war der Kugelwechsel zwischen Dolan und dem Einbrecher gewesen. Dieser hatte sich dann auf dem Dolan bekannten Wege aus dem Staub gemacht.

„Ziehen Sie sich etwas an, damit Sie sich nicht erkälten!“, befahl der Major streng. Nur durch Strenge glaubte er den sich deutlich abzeichnenden hysterischen Anfall Ellens verhindern zu können. „Ich sehe inzwischen mal nach Hunter.“

Mac eilte über die Terrasse in den Garten und ließ seine Taschenlampe spielen. Wenn der skrupellose Verbrecher noch irgendwo in der Nähe lauerte, brachte er sich dadurch in dicke Lebensgefahr. Er trat schnell zu einem großen Rondellbeet mit vielen gelben Teerosen, in dem ein großer breitschultriger Mann lag, der Slipper, Buschhemd und Bluejeans trug und ohnmächtig zu sein schien. Mac kniete neben ihm nieder und tastete seinen Kopf ab. Er spürte eine gewaltige Beule, hatte aber den Eindruck, dass Hunter kaum größeren Schaden genommen habe. Mac klemmte sich die Taschenlampe zwischen die Zähne und machte sich daran, den schweren Mann ins Haus zu tragen.

*

Um 23 Uhr 30 kauerte Mac in dem hohen Lehnstuhl hinter Irina Gittens‘ Schreibtisch und trank einen Kognak. Er hatte ihn auch dringend nötig. Dr. Oliver war in die erste Etage hinaufgegangen, um nach dem Chauffeur zu sehen, den Dolan mit großer Mühe auf sein Zimmer befördert hatte. Sheriff Lavedan saß halb auf der Schreibtischplatte und betrachtete Ellen McReady. Die Haushälterin schien ihren Schock überwunden zu haben. Sie trug jetzt durchbrochene Hausschuhe und einen Morgenrock aus abgesteppter Honanseide und saß mit dem Rücken zum Fenster den beiden Männern gegenüber in einem Sessel. Sie hatte ihre langen Beine übereinandergeschlagen und die Hände über der erregt atmenden Brust gefaltet. Ihr Gesicht war – bei gedämpfter Beleuchtung – faltenlos und strahlte rustikalen Charme aus.

Mario Lavedan räusperte sich. „Ich habe noch eine unangenehme Botschaft für Sie, Ellen – Ihre Arbeitgeberin, Mrs. Gittens, ist gegen zwanzig Uhr fünfzig tödlich verunglückt …“

Ellen McReady riss die Augen in jähem Entsetzen auf und stieß einen gellenden Schrei aus; ihr Körper begann zu zucken, streckte sich und wurde plötzlich ganz ruhig. Sie war in Ohnmacht gefallen.

„Und dabei habe ich es ihr so schonend wie nur möglich beigebracht!“, brummte der Sheriff naiv.

Glücklicherweise erschien in diesem Moment Dr. Oliver und konnte sich sofort um die Ohnmächtige kümmern. Er öffnete ihr den Morgenrock und die Pyjama-Jacke, und rieb ihr Gesicht mit Eau de Cologne. Dolan bot dem Sheriff eine Zigarette an und nahm selbst auch eine. Lavedan gab ihm Feuer.

„Nun, Oliver, wie schaut‘s mit Hunter?“, fragte er verbissen.

„Leichte Gehirnerschütterung, Klaps auf den Schädel“, berichtete der Arzt, ohne dabei seine Bemühungen um Ellen zu unterbrechen. „Die beiden, Ellen und der Chauffeur, hörten Schritte im Garten; Hunter ging nachsehen und wurde gleich darauf niedergeschlagen – mehr kann er nicht sagen.“

Ellen schlug die Augen auf und sah verwirrt von einem zum andern.

„Jetzt kann sie also ihr Leben nicht mehr genießen, kann nicht mehr flirten, nicht mehr tanzen“, sagte sie leise. „Oh, sie war eine wundervolle Frau. So anständig, so kameradschaftlich; man hätte mit ihr Pferde stehlen können! Ich kann es einfach nicht fassen, dass sie tot ist!“ Die Worte erstarben. Im Raum war es vollkommen still. In der Ferne hörte man einen Motor aufheulen, eine Hupe gellte, eine zweite ertönte, wie eine Fanfare.

Mac erwachte aus seiner Versunkenheit. Er fragte: „Welche Pläne hatte Mrs. Gittens, als sie heute Abend wegfuhr?“

„Ich weiß es nicht“, erwiderte Ellen matt. „Da kam ein Anruf … ich glaube, es war zehn nach acht.“

Wer hat angerufen?“, fragte Lavedan.

„Mrs. Gittens ging selbst an den Apparat. Sie meldete sich; dann hörte sie lange zu und am Ende sagte sie: Also gut, am Lake Baranooga! Als sie aufgelegt hatte, sagte sie, ich solle ihre Badesachen in den Wagen legen, sie fahre noch einmal zum Lake Baranooga, um ein paar Runden zu schwimmen. Das Wetter sei heute so schön – und jetzt ist sie tot!“ Unvermittelt schlug Ellen die Hände vors Gesicht und begann erneut erbärmlich zu schluchzen.

„Was werden Sie jetzt tun?“, wollte Mac wissen. „Meinen Sie, dass Sie schnell eine neue Stellung finden werden?“

Sie schüttelte langsam und traurig den Kopf. „Ich habe schon die letzte Herrschaft überlebt und wurde, wie Bud auch, von Mrs. Gittens übernommen, als sie am fünfzehnten Juni vergangenen Jahres hier einzog. Aber länger bleibe ich hier nicht. Den Einzug eines neuen Besitzers warte ich nicht ab. Außerdem haben wir eine ganz hübsche Menge Geld erspart – Bud und ich … wir werden eine Tankstelle kaufen und heiraten.“

„Das freut mich für Sie. Leben Sie schon lange hier?“

„Ich bin hier geboren und war dann viele Jahre Haushälterin bei Pietro Malodono. Als der alte Herr starb, das war vor acht Monaten, stand das Haus etwa neun Wochen leer; dann wurde es an Mrs. Gittens verkauft.“

„Wissen Sie, wo Mrs. Gittens früher gelebt hat?“

„In Greenville, Ohio. Die Adresse war: Einundzwanzig Roxy Square.“

„Und warum ist sie nach Florida gezogen?“

„Ich weiß nicht viel darüber. Ihr Mann – Professor Alan S. Gittens – starb am dreiundzwanzigsten April vergangenen Jahres. Er soll ein schweres Leiden gehabt haben und ist ganz Knall und Fall an einer Embolie gestorben. Soviel habe ich Mrs. Gittens spärlichen Mitteilungen entnommen. Sie sprach nicht gern darüber. Sie scheint mit dem Professor eine glückliche Ehe geführt zu haben.“

Das Ende vom Lied war, dass Ellen schlafen geschickt wurde, nachdem feststand, dass sie weiter nichts Wissenswertes berichten konnte. Insbesondere hatte sie nichts über Stimme, Alter oder Absichten des Mannes sagen können, der sie überfallen hatte. Sie wusste nur, dass er groß und breitschultrig gewesen war. An die Haarfarbe hatte sie keine Erinnerung, weil er einen Hut trug.

Mario Lavedan blieb mitten im Raum stehen. Sein Gesicht war merkwürdig starr. Er dachte lange nach, ehe er fragte: „Ist der Einbrecher mit dem Mörder identisch? Was hat er gesucht? Und warum wurde der Einbruch erst zwei Stunden nach dem Mord verübt?“

Dolan zuckte die Achseln und erwiderte nachdenklich: „Ich kann mir zwar jetzt schon ein Bild machen – aber ob es stimmt, ist mehr als fraglich. Schade, dass es in Lake Fern Park keine Handvermittlung mehr gibt, sonst könnten wir den um zwanzig Uhr zehn erfolgten Anruf zurückverfolgen. Ich sehe den Ablauf der Dinge folgendermaßen: Um zwanzig Uhr zehn ruft der Mörder an und lockt Irina Gittens zum Lake Baranooga. Mrs. Gittens muss ihn gut gekannt haben, denn man trifft sich doch nicht mit einem vollkommen Fremden bei Nacht an einem einsamen See. Nach dem Anruf legte sich der Mörder in dem Wäldchen zwei Meilen vor dem See auf die Lauer. Er kennt Mrs. Gittens und ihre Gewohnheiten gut, sonst würde er den Mord nicht dadurch verüben, dass er den rechten Vorderreifen des Thunderbird zerschießt. Hätte der Wagen eine geringere Geschwindigkeit gehabt, dann wäre Mrs. Gittens bei dem Unfall mit ziemlicher Sicherheit am Leben geblieben. Der Mörder hat also gewusst, dass sie mit Vollgas zu fahren pflegte. Dass der Einbruch erst zwei Stunden nach dem Mord gestartet wird, finde ich nicht verwunderlich. Theoretisch hätte der Täter zwanzig Minuten danach – also gegen einundzwanzig Uhr zehn – das Haus erreichen können, musste aber um diese Zeit mit der Wachsamkeit des Hauspersonals rechnen. Nur deshalb wartet er reichlich anderthalb Stunden ab und setzt erst, als er Haushälterin und Chauffeur schlafend wähnt, sein Vorhaben in die Tat um. Meiner Ansicht nach verfolgte der Einbruch den Zweck, aus dem Haus etwas Wertvolles zu stehlen. Mein Dazwischentreten hat den Diebstahl verhindert.“

„Fragt sich, wer mit Irina Gittens gut bekannt war!“, murmelte der Sheriff.

„Wie es mit den Bewohnern von Lake Fern Park steht, weiß ich natürlich nicht“, versetzte Dolan stirnrunzelnd, „aber im Sarasota wohnen allein drei Herren, die sich um die charmante Witwe große Mühe gaben: Ross Plank, Dwight Astayre und Jeannot Hiller. Zwei von ihnen, nämlich Plank und Hiller, unterhalten nebenher auch zu anderen Frauen Beziehungen. Man sollte unauffällig die Alibis der drei Herren nachprüfen – aber nicht mehr in dieser Nacht.“

„Und warum nicht?“

„Weil das zu auffällig wäre. Wir waren darin doch von Anfang an einig, dass wir den Mörder in Sicherheit wiegen wollen. Ermannen Sie sich jetzt, Lavedan; wir wollen das Haus durchsuchen und zusehen, ob sich irgendein Hinweis finden lässt.“

Die Untersuchung der Räume und Möbelstücke bot keine Hindernisse, denn Irina Gittens schien eine wahre Ordnungsfanatikerin gewesen zu sein. Die Ausbeute war außerordentlich mager. Die beiden Kriminalisten, der Sheriff und der FBI-Major fanden lediglich einige Dokumente von Interesse: Einen Geburtsschein, aus dem hervorging, dass Irina Delcroix am 15. Juli 1920 in Paris als Tochter eines aktiven Offiziers das Licht der Welt erblickt hatte; einen weiteren Geburtsschein, den ihres Mannes, der am 24. September 1911 in Chicago geboren war; außerdem eine Heiratsurkunde: Am 8. Dezember 1944 hatte der Captain (US Army Reserve) Alan Samuel Gittens in Paris die berufslose Irina Delcroix geheiratet.

„Magere Ausbeute“, stellte Mac zynisch fest. „Bestellen Sie telefonisch einen ihrer beiden noch freien Hilfssheriffs hierher und lassen sie ihn hier schlafen. Vielleicht kommt der Einbrecher im Laufe der Nacht zurück, um sich nachträglich zu holen, was er wegen meines Eingreifens hier lassen musste.“

„Aber was mag es bloß sein?“, wetterte der Sheriff. „Und wo soll es sein? Wir haben doch auch nichts gefunden!“

„Wir werden bei Gelegenheit nach einem Geheimfach oder einem verborgenen Safe suchen“, tröstete ihn der Major. „Aber, wie ich schon sagte – morgen ist auch noch ein Tag.“

Mac Dolan und die letzte Chance

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