Читать книгу Wenn einem der Rücken in den Rücken fällt - Theresa Hornich - Страница 6

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RÜCKENSCHMERZEN

Unter Rückenschmerzen versteht man laut Definition jene Schmerzen, die im Bereich des Rückens auftreten und sich hauptsächlich vom Rippenansatz bis zur Hüfte erstrecken. Im Rahmen dieses Buches wird der Begriff der klassischen Rückenschmerzen um den der Nackenschmerzen erweitert. Es handelt somit von Beschwerden im Bereich der gesamten Wirbelsäule.

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Erkrankungen weltweit, und die Anzahl jener Personen, die unter Wirbelsäulenbeschwerden leiden, steigt stetig an. Nicht nur ältere Menschen sind davon betroffen, wie fälschlicherweise oft angenommen wird, sondern jede Altersgruppe kann unter Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule leiden. Die Anzahl der Personen, die aufgrund von Rückenproblemen ihren Lebensstil anpassen müssen und dadurch in ihren täglichen Aktivitäten sowie im Berufsalltag eingeschränkt sind, ist seit dem Jahr 1990 um 54 Prozent gestiegen, und Prognosen sagen einen weiterhin kontinuierlichen Anstieg voraus. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung geben an, innerhalb der vergangenen zwei Jahre zumindest einmal unter Rückenschmerzen gelitten zu haben.

Obwohl die meisten Episoden starker Rückenschmerzen nicht besonders langfristig sind, werden sie als immer wiederkehrendes Problem betrachtet und stellen dadurch sehr wohl eine langfristige Belastung für betroffene Personen dar.

In sehr vielen Fällen kann zunächst keine eindeutig körperliche Ursache für die Schmerzempfindung festgestellt werden, weshalb Rückenschmerzen als komplexes Problem betrachtet werden. Sie unterliegen mehreren genetischen, biologischen, physiologischen sowie sozialen, ergonomischen und psychologischen Einflussfaktoren.

Klassifikation und unterschiedliche Erscheinungsformen

Eine mögliche Einteilung von Rückenschmerzen erfolgt anhand der zeitlichen Faktoren ihres Auftretens:

 Schmerzen, die weniger als sechs Wochen dauern, werden als akute Rückenschmerzen bezeichnet. Sie können entweder spezifisch, also durch einen speziellen strukturellen Auslöser, oder ohne klar ersichtliche Ursache, also unspezifisch, auftreten.

Unspezifische Rückenschmerzen sind die am häufigsten auftretenden Schmerzen im Bereich des Rückens und haben in den meisten Fällen funktionelle Ursachen wie Muskelverspannungen oder muskuläre Dysbalancen. Sie können daher sehr gut konservativ – und im Normalfall ohne bleibende Folgen – behandelt werden. Für Patienten mit unspezifischen akuten Rückenschmerzen ist es wichtig, weiterhin ihren gewohnten Aktivitäten nachzugehen und in Alltag und Sport aktiv zu bleiben, ohne sich körperlich einschränken zu lassen.

Spezifische akute Rückenschmerzen entstehen durch genau identifizierbare Auslöser, wie zum Beispiel Stürze oder organische Veränderungen und können durch speziell abgestimmte Behandlungen therapiert werden.

 Subakute Rückenschmerzen haben eine Dauer von sechs bis zwölf Wochen und verlaufen in den meisten Fällen weniger intensiv als akute Schmerzen. Sowohl akute als auch subakute Rückenschmerzen können in den meisten Fällen ohne Operation behandelt werden und erfahren durch gezielte konservative Therapien eine deutliche Verbesserung.

 Chronische Rückenschmerzen sind mit einer Dauer von über zwölf Wochen sehr langfristig. Die Behandlung chronischer Schmerzen erfolgt häufig über ein umfassendes Therapieprogramm, das neben anatomischen und physiologischen auch psychologischen und sozialen Aspekten Beachtung schenkt. Wenn Schmerzen chronisch werden, spielen meist mehrere unterschiedliche Faktoren, wie zum Beispiel Stress und Überforderung eine wichtige Rolle, weshalb in diesem Bereich ein umfassendes bio-psycho-soziales Modell zur Behandlung bevorzugt werden sollte.

Eine weitere mögliche Einteilung von Rückenbeschwerden erfolgt ausschließlich aufgrund der Ursache von Schmerzen und ist jene: spezifische und nicht-spezifische Rückenschmerzen ohne Beachtung zeitlicher Aspekte.

Ein weiteres nützliches Klassifikationssystem ist das Treatment-Based Classification System for Lower Back Pain. Dieses konzentriert sich vor allem auf die angestrebten Behandlungsmöglichkeiten von Rückenschmerzen und ordnet Patienten dementsprechend Gruppen zu. Grundsätzlich werden dabei zwei zeitlich aufeinanderfolgende Schritte unterschieden, nämlich zuerst der Kontakt mit unterschiedlichen Gesundheitseinrichtungen zur Erstellung einer spezifischen Diagnose und anschließend eine entsprechende Rehabilitationsmaßnahme.

 Beim ersten Kontakt mit Gesundheitseinrichtungen wird eine Diagnose gestellt und infolgedessen eine Rehabilitationsmaßnahme entworfen. Dabei unterscheidet man drei Bereiche: medizinische Betreuung, welche bei starken strukturellen Schädigungen notwendig ist; rehabilitative Betreuung, wenn Schmerzen in ihrem Schweregrad etwas leichter ausfallen, jedoch ebenfalls rehabilitative Maßnahmen von Fachpersonal erfordern; und Unterstützung zur Heimpflege.

 Die sich jeweils anschließenden Rehabilitationsmaßnahmen können ebenfalls in drei Bereiche gegliedert werden, nämlich in Maßnahmen zur Symptombekämpfung, Maßnahmen zur Verbesserung der Bewegungskontrolle und Maßnahmen zur Optimierung der Funktionalität.

In der Praxis werden Schmerzen der Lendenwirbelsäule oft mit Problemen der Hüftgelenke verwechselt. Betroffene Patienten können nicht zuordnen, welcher Körperbereich exakt betroffen ist und woher die Schmerzen kommen. Besonders Rückenschmerzen, die in die Beine ausstrahlen, werden oft fälschlicherweise für eine Hüftproblematik gehalten. Ebenso können Hüftprobleme für Rückenschmerzen gehalten werden, obwohl die eigentliche Ursache in der Hüftregion liegt.

Auch eine klare Abgrenzung zwischen Schulterproblemen und Schmerzen der Halswirbelsäule ist für Patienten nicht immer einfach. In diesem Bereich können ebenfalls ausstrahlende Schmerzen auftreten und die selbständige Diagnose einer Schmerzursache erschweren.

Um eine klare Ursache für auftretende Schmerzen feststellen zu können, ist es daher wichtig, einen qualifizierten Facharzt aufzusuchen. Dieser kann Ursachen der Schmerzentstehung abklären und eine Diagnose stellen. Dadurch kann eine passende Therapie verordnet werden, die auf die jeweilige Problematik abgestimmt ist.

Ursachen und Diagnosen

Rückenschmerzen sind keine Krankheit, sondern vielmehr ein Symptom zugrundeliegender Abnormitäten oder Krankheiten, und sie können durch unterschiedlichste Auslöser entstehen. Die folgende Abbildung zeigt diverse Einflussfaktoren für die Entstehung und das Anhalten diverser Schmerzsymptomatiken beziehungsweise Rücken- und Nackenschmerzen.


Genetische Faktoren beschreiben erbliche und angeborene Merkmale, die zu Rückenschmerzen führen können, während sich biophysikalische Faktoren mit der Erklärung von Symptomen durch physikalische Gesetze beschäftigen. Soziale und psychologische Faktoren beschreiben den Einfluss von sozialen Ressourcen und selbstwirksamen, psychologischen Bewältigungsmechanismen, während der Begriff Komorbidität für den Zusammenhang von Rückenschmerzen und weiteren Erkrankungen steht.

Im Folgenden sollen einige ausgewählte Ursachen beziehungsweise Diagnosen von Rückenschmerzen kurz aufgezählt werden:

 Muskelverspannungen zählen zu den häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen und können durch abgestimmte Therapien sehr gut behandelt werden.

 Fibromyalgie bedeutet wörtlich übersetzt „Faser-Muskel-Schmerz“ und ist ein Zusammentreffen mehrerer unterschiedlicher Beschwerden. Sie dauern in der Regel über einen längeren Zeitraum an, und das hauptsächliche Ziel von Behandlungen ist die Linderung der Beschwerden, vorwiegend durch körperliche Aktivität in Kombination mit Schulungen.

 Unter dem Überbegriff Bandscheibenschäden werden unterschiedliche Beschwerden der Bandscheiben zusammengefasst. Hierbei wird zwischen einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusio), einem Bandscheibenvorfall (Prolaps) und einer vor allem alters- und belastungsbedingten Bandscheibendegeneration (Chondrose) unterschieden.

 Wirbelkörperfrakturen bezeichnen Knochenbrüche im Bereich der Wirbelsäule und können durch Traumata oder infolge geminderter Knochensubstanz (Osteoporose) auftreten.

 Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) beschreibt das Verschieben einzelner Wirbelkörper. Es kann sowohl angeboren sein als auch durch Abnutzungen oder Traumata entstehen und hat infolge der Verschiebung ganzer Wirbelkörper und der damit einhergehenden Einengung des Wirbelkanals in einigen Fällen eine Spinalkanalstenose zur Folge.

 Die Spinalkanalstenose beschreibt eine Einengung des Wirbelkanals und bewirkt ausstrahlende Schmerzen in die Extremitäten, Gefühlsstörungen, Gangstörungen oder Einschränkungen der Feinmotorik.

 Angeborene Verformungen der Wirbelsäule können Skoliosen, also unnatürlich seitliche Krümmungen des Rückens sowie Hyperkyphosen (Buckel) oder Hyperlordosen (Hohlkreuz) sein, welche zu vermehrten Abnutzungserscheinungen, Muskelverspannungen und somit zu Schmerzen im Rücken führen. All diesen Verformungen kann durch gezielte körperliche Aktivität und Muskelaufbau in den meisten Fällen sehr gut entgegengewirkt werden.

 Das Facettensysndrom, auch Wirbelgelenkarthrose genannt, ist eine Erkrankung der Gelenke zwischen den Wirbeln seitlich der Dornfortsätze und gehört zu den degenerativen, also abnutzungsbedingten Erkrankungen. Häufig tritt es in Kombination mit weiteren degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule auf.

 Probleme der Wirbelendplatte, auch Cauda-equina-Syndrom genannt, sind eine Kombination neurologischer Ausfallsstörungen, die aufgrund einer Quetschung der cauda equina entstehen und sich in Form von Gefühlsstörungen, motorischen Ausfällen und ausstrahlenden Schmerzen sowie in schwereren Fällen durch Inkontinenz und Impotenz bemerkbar machen.

 Axiale Spondyloarthritis ist ein Sammelbegriff für eine Reihe an chronischen Autoimmunerkrankungen, die sich in Form von Entzündungen äußern.

Komorbidität

Wenn einem der Rücken in den Rücken fällt

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