Читать книгу Die Antwort - Botschaft aus den Tiefen der Galaxie - Thomas A. Klein - Страница 5
ОглавлениеVorwort
In den Jahren 1971 und ´72 versah ein Team von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Idealisten die Raumsonden Pioneer 10 und 11 mit je einer vergoldeten Aluminiumplatte. Mit diesen Platten verband man eine verwegene Hoffnung. Im sehr unwahrscheinlichen Fall einer Bergung einer dieser Sonden, durch eine technisch weit fortgeschrittene außerirdische Zivilisation, sollten die Platten Zeugnis über die Erbauer der Raumschiffe geben.
Gut zwei Jahre später, am 16. November 1974, gab es einen weiteren, nicht minder kühnen, Versuch einer Kontaktaufnahme. Man sendete vom Arecibo-Observatorium auf Puerto Rico eine Nachricht mittels eines Radioteleskopes in Richtung des Kugelsternhaufens Messier 13. Auch diese Nachricht soll eventuelle außerirdische Intelligenzen von unserer Existenz unterrichten.
Weitere drei Jahre später wagte man einen erneuten Anlauf. An Bord der Raumsonden Voyager I & II packte man je eine goldene Bild-Tonschallplatte, die noch weit ausführlichere Informationen über uns Menschen bereit halten.
Die Platten auf den Pioneer Kapseln, sowie die Golden Records der Voyager-Mission, sind mit vergleichsweise gemächlichem Tempo unterwegs. Die Geschwindigkeit, mit der sie durch die Weiten des Raums rasen, beträgt gut 18 Kilometer pro Sekunde. Dies ist allerdings eine Geschwindigkeit, die bis zu diesem Zeitpunkt kein von Menschen gefertigtes Objekt jemals erreicht hatte. Zum Vergleich: Eine Gewehrkugel bringt es nicht einmal auf 1 Kilometer pro Sekunde. Die Arecibo-Botschaft dagegen ist mit Lichtgeschwindigkeit, knapp 300.000 Kilometer pro Sekunde, unterwegs. Verglichen mit der Radioübertragung bewegen sich die Botschaften auf den Raumkapseln mit der Geschwindigkeit einer Weinbergschnecke in Relation zu einem sehr schnellen Auto. Doch auch bei der sehr viel schnelleren „Kontaktaufnahme“ per Radiobotschaft ist mit keiner frühen Antwort zu rechnen. Die Arecibo-Botschaft ist seit gut 45 Jahren in den Weiten unserer Galaxie unterwegs. In jeder einzelnen seither vergangenen Sekunde legte, und legt die Botschaft noch immer, eine Strecke zurück, die mehr als das Siebenfache des Umfanges unseres Planeten beträgt. Sie hat für menschliche Maßstäbe unglaubliche Distanzen überwunden. Und doch, sie steht erst am Anfang ihrer langen Reise. Bis sie ihr Ziel, den Kugelsternhaufen Messier 13, erreicht hat vergehen gut 25.000 Jahre. Mit einer Antwort können wir demnach frühestens in rund 50.000 Jahren „rechnen“. Ein Zeitraum von dem nicht gewiss ist, ob ihn die Menschheit überhaupt er- bzw. überlebt? Beträgt er doch gut die zehnfache Zeitspanne, die uns von den ersten schriftlichen Dokumenten und damit von der historischen Bewusstseinswerdung der frühen Menschheit trennt. Doch selbst wenn Menschen dann noch existieren, so stellt sich die Frage: Kann sich noch jemand an eine Botschaft erinnern, die vor 50.000 Jahren gesendet wurde?
Auf der Empfängerseite ist ein Erfolg noch um ein Vielfaches ungewisser, ja unwahrscheinlicher. Die Sendedauer der Botschaft beträgt nicht einmal drei Minuten. Es müssen also in rund 25.000 Jahren Wesen, von denen wir nicht im Entferntesten wissen ob es sie überhaupt gibt, in den genau richtigen drei Minuten ihren Himmel nach Signalen absuchen, die zu empfangen nicht gerade wahrscheinlich sind. Entwickelt sich ihre Zivilisation nur um wenige Jahre, Monate, oder auch nur um Sekunden zu spät, so wird unsere Nachricht über sie unbemerkt hinwegfegen und für sie für alle Zeiten unerreichbar sein. Nun kann man vielleicht denken, dass ja auch noch hinter dieser angenommenen ersten Zivilisation eine weitere unsere Botschaft empfangen kann, doch ist in dem schmalen Korridor, in dem wir gesendet haben, das Auftreten von nur einer einzigen, technisch hoch entwickelten Lebensform schon sehr unwahrscheinlich.
Bei all diesen Überlegungen bewegen wir uns gedanklich nur innerhalb unserer Milchstraße, wenn Sie so wollen, innerhalb unserer „Stadt“. Doch da draußen gibt es noch weitere, gibt es noch Milliarden anderer Galaxien, von denen sicher mehr als eine Leben beheimaten dürfte. Die Dimensionen des Universums sind so gewaltig, dass jeder Versuch sie mit unserem menschlichen Geist zu erfassen zwangsweise zum Scheitern verurteilt ist. Wir können das All mathematisch beschreiben, seine Dimensionen verstehen können wir aber nicht. Unser Geist ist auf unsere Erfahrungswelt fixiert und hat uns in unserer Entwicklung die Möglichkeit gegeben Distanzen zu begreifen, die wir an einem Tag zu Fuß zurücklegen können.
Eine besondere Eigenschaft des Menschen ist indes, wider all dieser Fakten, wider besseren Wissens, die Hoffnung nicht aufzugeben, das unmöglich Scheinende zu wagen und sich darüber hinaus die Fragen zu stellen: Was werden die Außerirdischen mit unseren Nachrichten anfangen? Werden sie sie verstehen? Werden sie uns antworten?
Bei alle dem ist es vielleicht nicht einmal die Frage, was fremde Zivilisationen über uns erfahren, sondern vielmehr, was wir über uns selbst herausfinden. Vielleicht hilft das Senden von Informationen an fremdartige Lebensformen uns weiter, uns über uns selbst bewusst zu werden? Vielleicht lässt es uns erkennen, in welch privilegierter Position wir uns befinden und lässt uns behutsamer mit uns und unserer Umwelt umgehen?
Vielleicht ist auch das nur ein Traum eines Wesens, das von seiner Heimat, dem Universum, in dem es lebt, noch weniger versteht, als ein weniger Tage alter Säugling, von der Welt in die er geboren wurde?
Das Senden der Botschaften hat indes einige Kritiker auf den Plan gerufen. Wie könne man Außerirdischen, von denen man nicht wisse, ob sie uns friedlich gesinnt sind, nur unsere genaue Position verraten? Ist diese Angst gerechtfertigt? Wer kann es schon mit Gewissheit sagen? Doch wenn tatsächlich eine außerirdische Intelligenz unsere Botschaft empfängt, so hat sie mit ihrer Existenz doch bewiesen, dass sie ihre eigenen Aggressionen, zumindest soweit im Griff hat, dass sie sich nicht selbst vernichtet hat. Es bleibt dabei die Hoffnung, dass sie auch jede andere Form von Leben akzeptiert. Ein Umstand, der uns Menschen nicht immer auszeichnet und dessen Bedeutung erst neuerdings in das kollektive Bewusstsein der Menschheit gelangt.
Aber auch wenn sie uns in technischen Belangen um Jahrtausende voraus sein sollten und dabei trotzdem aggressiv wären, so schützten uns doch Physik und Biologie und ihre überall geltenden Gesetze. Ganz egal wie Leben auf anderen Planeten auch aussehen mag, wenn es fortgeschritten sein soll, so muss es endlich sein. Denn je länger eine Generation braucht, um einer neuen Platz zu machen, desto langsamer wird ihre evolutionäre Entwicklung vonstattengehen. Sie werden also wie wir eine relativ kurze Lebensspanne aufweisen und wie wir dazu verurteilt sein, ihr Leben auf dem Planeten zu fristen, auf dem sie geboren wurden. Allenfalls die Möglichkeit eines zweiten bewohnbaren Planeten in unmittelbarer Nähe, wäre dabei im Bereich des Möglichen. Eine physische Reise über interstellare Dimensionen dagegen so gut wie ausgeschlossen. Zumindest nach allem, was wir bis heute wissen. Die Dinge, wovor wir uns fürchten sollten, liegen weit näher. Und einen Großteil dieser Gefahren können wir selbst beeinflussen und abwenden.