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Vorwort
ОглавлениеGott in mir – das klingt esoterisch. Aber das scheint nur so. Esoterisch wäre: Gott nur in mir. Was draußen spielt, ist nicht wichtig. Christlich ist: Ja, Gott wohnt in jedem von uns, erfahrbar. Vollendung der Welt wird in der Schrift mit den Worten beschrieben: »Gott ist in allem« ( vgl. 1 Kor 15,28), und Paulus formuliert eine All-Gegenwärtigkeit Christi im Brief an die Kolosser mit den Worten: »Christus ist alles und in allen« (Kol 3,11). Der Mensch findet erst recht zu sich, indem er dieses – im Gottes-Geist – anwesende Geheimnis verehrt. Aber ebenso ist Gott im Mitmensch, in der Welt, die mir außen begegnet und ebenso verehrt werden möchte. Christen sagen und, innen und außen, sie lassen beides gelten. Das erfordert mehr Zuhören, mehr Spannungen, mehr Arbeit – aber es gibt auch mehr Raum in dieser Welt, in der – das ist der ursprüngliche Sinn des Wortes katholisch – alles Platz hat.
In der faktischen Kirche wird der Glaube an die Gegenwart des Heiligen Geistes in jedem Einzelnen nicht immer so sichtbar, wie es dem Glaubensbekenntnis entsprechen würde. Das hat damit zu tun, dass die Kirche, wie ein jeder Mensch, auch ernste Verletzungen tragen muss und manchmal mehr durch die Geschichte humpelt, als dass sie sie aufrecht durchschritte. Das ist ganz normal. Um hier weiterzukommen, bedarf es – für die Gemeinschaft wie für den Einzelnen – des Hörens auf die Heilige Schrift, der Reflexion und des offenen Gesprächs. Zu einem solchen Weiterkommen in einer komplizierten, eben menschlichen Situation möchte dieses Buch beitragen.
Sosehr dieses kleine Buch einen großen Bogen schlägt, der viele einzelne Erfahrungen in einen großen Zusammenhang stellt, so ist doch eines noch wichtiger: Es will gebetet sein. Es sucht Boden jenseits des bloßen Gedankens. Vermutlich kommt der Lesende besser mit ihm zurecht, indem er langsam voranschreitet, die einzelnen Schritte meditiert und, die eigene Erfahrung einbeziehend, bedenkt. Indem er betet.
Ein persönliches Wort: Mein Großvater Carl Hans Barz, Mitherausgeber von Publik, war mit den Frankfurter Jesuiten eng verbunden, besonders mit Johannes Hirschmann und Ludwig Bertsch. In den Neunzigerjahren fand ich in Franz-Josef Steinmetz, Herausgeber von Geist und Leben, einen freundschaftlich-kritischen Förderer; bis heute verbindet uns das Tasten nach einer zeitgemäßen Sprache für den Heiligen Geist. Die zehnjährige enge Zusammenarbeit mit den Berner Jesuiten – Franz-Xaver Hiestand, Werner Grätzer, Richard Brüchsel, Bruno Lautenschlager, Andreas Schalbetter und Alain Decorzant – im aki, der katholischen Universitätsseelsorge, hat mir ihre Spiritualität nahegebracht und meine berufliche Identität geprägt. Mit Nikolaus Klein, dessen Bestehen auf einer je nochmals vertieften Auseinandersetzung das ignatianische magis authentisch ausdrückt, wurden Beiträge in der Orientierung möglich, die seit ihrer Einstellung 2010 spürbar fehlt. Es schwingt viel Dankbarkeit und Freude mit, wenn ich nun selbst einen Beitrag zur ignatianischen Spiritualität leisten darf.
Für die sorgfältige Durchsicht des Manuskripts danke ich Franzisca Frania sehr herzlich. Das kleine Werk ist Stefanie Kaiser gewidmet, die in gemeinsamer Suche und Auseinandersetzung viel zu ihm beigetragen hat.
Bern, im Mai 2013 | Thomas Philipp |