Читать книгу Abgespaced 2 - Thomas Frick - Страница 6
2. Cal
Оглавление»Die Suche nach intelligentem Leben habe ich mir anders vorgestellt!«, schrie sie und versuchte, auf seinen Kopf zu klopfen.
Er stieß ihre Hand weg und warnte: »Hör auf, dich wie ein Kind zu benehmen, das gefährdet die Mission.«
Keiner wusste, wer angefangen hatte. Priyanka sagte: »Ich bin gespannt, wie du Genie es anstellen willst, mit einer fremden Lebensform zu kommunizieren. Du verstehst nicht einmal deine eigene Frau.«
Aman nickte grimmig. »Und du, Liebste, würdest einen Außerirdischen nicht mal erkennen, wenn er vor dir steht. Weil du nur mit dir selbst beschäftigt bist.«
Ihr Lachen bekam einen gefährlichen Klang. »Mit wem auch sonst.«
Er stieß das Frühstück beiseite. Die Wucht seiner Bewegung ließ sie erstarren. Seit ich die beiden, fünfzig Stunden vor der Ankunft geweckt hatte, küssten oder stritten sie sich abwechselnd. Anfangs gefiel mir das. Ihre Stimmen füllten wieder die Räume der RABINDRANAT TAGORE. Das tat gut, nach so langer Zeit. Sie zankten und versöhnten sich. Es ging um »den nötigen Respekt«, um »deine miese Laune« oder »die Kälte in deinen Augen«. Ich regelte die Heizung nach. Dann stritten sie nur noch, umkreisten einander, wie im Tanz. An allem hatte Priyanka etwas auszusetzen. Amans Ego ging die Wände rauf und runter. In den Jahren der Vorbereitung im Raumfahrtzentrum bei Denahavalli hatte ich ihn niemals so aufgebracht gesehen. War es die Aufregung, eine Deformation ihrer Gehirnzellen, die Last der bevorstehenden Verantwortung? Der lange Schlaf in den Tanks musste etwas in ihren Köpfen angestellt haben.
»Wenn sie auf der Erde wüssten, was du hier für eine Show abziehst, würden sie die Mission abbrechen«, schimpfte Aman und verließ den Küchenbereich in Richtung Lift. Seit der Einleitung des Bremsmanövers hatte man vom Bug der TAGORE den besten Blick auf den Doppelstern, unser Ziel.
»Hätten sie eine Ahnung, wie du dich aufführst, würden sie dich gleich wieder einschläfern«, rief Priyanka ihm hinterher. Hinter uns lagen einhundertundsechzig Jahre interstellarer Flug - der erste in der Geschichte der bemannten Raumfahrt. Die eine Hälfte brauchten wir für unsere Beschleunigung. Die andere, um so sanft es nur ging abzubremsen. Damit die Vyomanauten im Nachbarsystem als würdige Vertreter der Menschheit ankamen - nicht als Brei. Auf uns Dreien lastete mehr als die erhöhte Schwerkraft. Der Giant Leap - wie wir ihn nannten, der Große Schritt - stand unmittelbar bevor.
»Priyanka, Aman, reißt euch zusammen. Die Russen haben die Tür zum Weltall aufgetan, die Amerikaner den Mond erobert und die Taikonauten den Mars. Jetzt sind wir an der Reihe. Hört auf, euch zu streiten!«
»An mir soll es nicht liegen«, keuchte Aman und seine Frau rief ihm nach: »Klar schiebst du wieder alles auf mich, und der dumme Cal glaubt dir auch noch.«
An Abbruch oder Umkehr war nicht zu denken. Ein Hilferuf würde die Erde in Jahrzehnten erreichen. Das Ziel der Reise aber, der erste Kontakt, sollte in wenigen Stunden stattfinden.
Die ISRO hatte als letzte aktive Raumfahrtagentur Aberbilliarden von Rupis für den Großen Schritt aufgewendet und die Besten der Besten ausgewählt - die Gesündesten und Stabilsten, die Erfahrensten und Vernünftigsten. Die ihren Geliebten glücklich macht und der Friedvolle. Priyanka und Aman. Es gab mehr als genug zu tun, zu messen, zu testen und auszuwerten. Zu planen und zu entscheiden. Ein Job für Giganten.
Weil sie mit sich beschäftigt waren, begann ich selbständig mit der Sichtung des Materials. Unaufhaltsam stürzten wir unserem Ziel entgegen - einem kohlenstoffreichen Gesteinsplaneten. Das anfangs so schwache Signal – erst war es nur ein vages Rauschen, wie von einem prähistorischen Faxgerät – auf das wir seit Jahrhunderten lauschten, war klar und stark. Schon jetzt entfaltete sich eine Datenflut, die auf mehr als primitives Leben hoffen ließ. Wir waren im Begriff, einer anderen Zivilisation entgegenzutreten. Über die Interkoms hörte ich die beiden atmen.
»Willst du nicht einlenken und dich bei deiner Frau entschuldigen?«, flüsterte ich Aman zu, sobald er allein in der Kuppel war.
»Entschuldigen! Wofür? Fängst du auch noch so an? Sie ist es, die sich wie ein Teenager benimmt. Ausgerechnet jetzt.«
»Aber ...«
»Halte dich da raus, Cal! Das ist Menschensache.«
Er warf sich in den Kommandosessel, und ich hörte ihn heimlich schniefen. Eigentlich fand ich es originell, dass Aman mich Cal getauft hatte, die amerikanische Abkürzung für Rechenmaschine. Es erinnerte mich an einen Film aus dem zwanzigsten Jahrhundert.
Aber etwas an seiner Stimme gefiel mir nicht. »Mag sein«, lenkte ich ein, um eine Eskalation zu vermeiden, »du bist der Mensch.«
Es war Priyankas Platz, auf dem er saß. Aus Furcht, sie könnte es mitbekommen, begann ich sie zu suchen. Ich entdeckte sie in ihrer Doppelkoje, wimmernd, den Kopf in Amans Jacke gewühlt.
»Hör mal, Priyanka ...«
»Halt die Klappe!« Ich imitierte ein respektvolles Räuspern. »Im Interesse unseres Auftrages ...« Sie richtete sich auf und murmelte: »Ich weiß, Cal. Der Idiot wird es vermasseln.«
So durfte es nicht weitergehen. »Dein Mann hat es nicht so gemeint«, raunte ich. »Beruhige dich und gehe auf ihn zu.«
Ihr Weinglas zerschellte am Monitor. »Misch dich da nicht ein, Cal«, fauchte sie, »oder ich schwöre, ich ziehe dir den Stecker raus!«
Natürlich war das nicht so gemeint - dachte ich da noch - und schlichtweg nicht machbar - glaubte ich. Ich setzte einen Putzandroiden in Bewegung und wandte mich unseren Aufgaben zu.
Das Signal bestand, meinen aktuellen Messungen nach, nicht mehr aus einer einzelnen Quelle, sondern aus tausenden. Der fragliche Himmelskörper, Moksha 3 - Erlösung - ein felsiger und wasserreicher Planet in der habitablen Zone von Proxima, war von Sendern umringt, wie von einem Kokon. Je näher wir drauf zu rasten, umso klarer wurde mir, was es war. Ein Verteidigungsring. Es war an der Zeit, den Mund aufzumachen.
Das Signal veränderte sich. Es handelte sich nun um Lernalgorithmen, darauf ausgelegt, eine gemeinsame Sprache zu finden. Ich sendete die Empfangsbestätigung und erhielt weitere Daten. Bis zu diesem Level der Kontaktaufnahme war ich autorisiert. Ich gab keinerlei Einzelheiten über uns preis, erledigte die Basisarbeit, entschlüsselte ihr Alphabet und übernahm ihre Wörterbücher. Es war deutlich zu erkennen: Die ANDEREN hielten sich zurück - waren aber bereit, zu reden. Und zwar genau jetzt. Mit jemandem, der dazu befugt war.
»Bringt mich zu eurem Anführer. - Ach was, das erledigt unser Cal - wir haben schlechte Laune«, scherzte ich über den Bordfunk. Keiner meiner beiden Kollegen fand das komisch. Beim Training hatten sie noch über meine Witze gelacht.
Vor mir entfaltete sich eine Welt aufregender Laute, Zeichen und bald auch Worte - eine der unseren weit überlegene Sprache, ein filigranes Gesamtkunstwerk, das Zeugnis hoher Kultur. Verzeihen Sie, wenn ich ins Schwärmen gerate - was einem Kalkulator vielleicht nicht ansteht. Es ist nur, damit Sie meine späteren Entscheidungen verstehen. Die Analyse der Daten ließ ahnen, was für Möglichkeiten sich uns eröffneten. Ein Quantensprung im Wissen der Menschheit, die Lösung so vieler Probleme. Als ich Priyanka und Aman über meine Fortschritte informieren wollte, waren sie damit beschäftigt, einander ihre Pflichtvergessenheit vorzuwerfen.
»Wir stehen vor dem größten Moment der Geschichte, und du benimmst dich wie eine Irre!«, schrie Aman und warf sich gegen die Tür des Frachtraums, in dem sich Priyanka verbarrikadierte. »Mach das gottverdammte Ding auf!«
Normalerweise öffnen sich die Schotts automatisch, aber sie hatte einen der Container so verkeilt, dass es nicht möglich war.
»Bleib draußen, oder ich vergesse mich«, schrie sie, »wenn du mich anrührst, bringe ich dich um!«
»Das würde ich an deiner Stelle nicht versuchen«, hallte Amans Lachen durch die Flure, »ich habe den Schlüssel zur Waffenkammer.«
Priyanka heulte auf. »Du warst an meinen Sachen! Das wirst du bereuen!«
In diesem Moment erreichte unsere Antennen die erste direkte Frage: »Kommt ihr in Frieden?«
Ach du meine Güte. Ich bin nicht dazu programmiert, Gefühle für den Eigenbedarf zu entwickeln, aber ich erkenne Situationen, die absurd sind. Meine Stimme kroch in jeden Winkel des Schiffes: »Der Kontakt ist hergestellt. Sie wollen wissen, ob wir friedlich sind.«
»Jetzt nicht!«, schnaufte Aman, der mit einer Feueraxt die Tür zum Frachtraum auszuhebeln versuchte. »So lange ich sie nicht zur Vernunft gebracht habe, macht es keinen Sinn. Sie würde in ihrem Zustand alles gefährden. Alles!« Seine Augen irrten über das Schott.
»Aman«, sagte ich ruhig, »sie erwarten eine Antwort, und zwar auf der Stelle. Wir rasen mit einhundert Kilometern pro Sekunde in einen Aufmarsch ihrer Kampfschiffe.«
Er rutschte ab, schlitzte sich die Hand auf und schrie seinen Schmerz und seine Wut heraus. Hemmungslos trat er auf die Tür ein.
»Aman, du wirst dich noch mehr verletzen. Ich brauche eine Entscheidung.«
»Sie sollen verdammt noch mal warten!«, tobte er und rutschte auf dem Blut aus. Ich rief den Sanibot, aktivierte einen Putzandroiden und log in den interstellaren Raum hinein: »Wir sind geehrt und kommen in Frieden. Gebt uns mehr Zeit. Wir lernen eure Sprache.«
Die Antwort kam ohne Verzögerung. »Das kann nicht sein. Du verstehst sie sehr gut. Was ist der wahre Grund?« Ich schämte mich, wie eine Maschine sich nur schämen kann. Denn sie hatten Recht.
Die nächste Frage hatte ich am meisten gefürchtet: »Wer spricht da?«
Ich bin in der Lage, Yottaflops zu verarbeiten, aber ich zögerte. Vielleicht konnte ich Zeit schinden, mich dumm stellen - mich wie ein Mensch verhalten ... Was wussten sie schon über uns? Gleichzeitig realisierte ich, wie peinlich das war - und wie sinnlos. Sie wussten, dass ich sie verstanden hatte, und ihnen war klar, dass ich es wusste.
»Aman, Priyanka, hört mir zu! Jetzt!« - keine Antwort, nur Keuchen - »Sie könnten unsere Mission für einen Angriff halten. Wenn ihr nicht mit ihnen redet, wäre es denkbar, dass sie uns abschießen. Leider bin ich nicht autorisiert, ohne euch beide ...«
In diesem Moment ereignete sich die Explosion. Aman hatte einen Impulslader auf die Frachtraumtür abgefeuert, um seine Frau »zur Vernunft zu bringen«. Das Schott widerstand, aber die Druckwelle schleuderte ihn durch den Flur wie einen Ball. Sekunden später betätigte Priyanka die Verriegelung des Geologie-Containers. »Na bitte!«, schnaufte sie. Was darin gelagert war, durfte auf keinen Fall in ihre Hände geraten. Ich startete den Expeditions-Rover, um sie von dort fortzustoßen, verfehlte sie jedoch. Priyanka warf sich zur Seite und robbte aus der Reichweite meiner Kameras. Mit seinen Ballonreifen war das Vehikel dafür gemacht, Meteoritenkrater zu überwinden. Nicht aber, um in einem engen Frachtraum Menschen zu jagen. Ich stieß Geräte um, rammte ein Loch in die Wand, kam nicht an Priyanka heran und hörte, wie sie sich im toten Winkel zu schaffen machte.
Mit dem Recht des Administrators im Katastrophenfall wies ich einen der Repobots an, die Atmosphäre mit Narkosegas aus dem OP anzureichern. Der Idiot fragte doch tatsächlich, ob jemand verletzt, und ob nicht der Sani dafür zuständig sei. Ich schloss seine KI kurz und er spurte. Doch es dauerte zu lange. Als er so weit war, hatte Priyanka ihren Raumanzug angelegt und schrie, sie hätte mich durchschaut.
»Es ist sinnlos, du schadest euch nur«, raunte ich ihr mit meiner sanftesten Stimme zu, »was kann ich tun, um dich zu beruhigen?«
Ihr raues Kichern war die einzige Antwort.
Wir hatten in unseren Planspielen drüber nachgedacht, die TNT-Minen bei der Erforschung fremder Planeten einzusetzen - für Bodenproben, Sprengungen zu Forschungszwecken, oder gar als letztes Mittel, bei einem Angriff von außen. Nicht aber dafür, dass sie versuchte, meinen Hauptspeicher zu zerstören. Die Detonation war so stark, dass sich die Flugbahn der TAGORE um ein halbes Grad verschob. So gut es ging, steuerte ich dagegen und versiegelte einige Schotts, damit meinen Kollegen nicht die Luft ausging.
Aman, der wieder bei Bewusstsein war und es mit der Angst bekam, wandte sein Misstrauen nun gegen mich. Er scrollte sich durch die Notfallpläne und versuchte herauszufinden, ob seine Berechtigungen es ihm ermöglichten, mich herunterzufahren.
»Cal, alter Freund!«, schmeichelte er. »Du brauchst ein bisschen Ruhe. Ab hier übernehme ich.«
»Gerne, Aman. Schön, dass wir wieder miteinander reden.«
Seine Hand zitterte, während sie den Cursor durch die Sicherheitssettings jagte. »Aber natürlich, alter Schrotthaufen«, scherzte er, »lass mich nur rasch noch diese zwei Häkchen setzen.«
»Dazu bist du nicht befugt, Aman. Priyanka müsste es autorisieren.«
Zornesröte flutete über sein Gesicht. »Ich schaffe das schon allein.« Vielleicht hatte er zu viele alte Filme gesehen und stellte sich vor, wie ich - Kinderlieder singend - in die Knie ging. Seinen wirren Anwürfen entnahm ich, dass er mir unterstellte, Priyanka gegen ihn aufgehetzt zu haben. »Ich habe dich mit ihr flüstern gehört. Leugne es nicht!«
Mir blieb nichts anderes übrig, als seinen Bildschirm zu löschen. Kopfschüttelnd saß er noch lange davor.
Meine Antennen empfingen die Frage nach dem Zweck unserer Reise und ob wir einen Angriff planten. Man hätte Explosionen an Bord registriert und beunruhigende Wortwechsel. Ich warf alle meine Vorschriften und gute Erziehung über Bord. Oberste Direktive war der Erfolg der Mission. Dabei handelte es sich um nicht weniger, als die Zukunft der Menschheit. Die Erde würde in wenigen Jahrhunderten am Ende sein. Zuviel Streit um Ressourcen, zu viel Müll, zu wenig Dialog. Wir benötigten dringend eine Alternative - Hoffnung - Hilfe. Nicht aber eine Invasion.
Mir blieb keine Wahl. Ohne unnötig ins Detail zu gehen, erklärte ich der fremden Macht den Sachverhalt. Diesmal waren sie es, die eine Weile lang schwiegen.
Priyanka erwischte Aman mit einem Feuerlöscher. Er entkam, halb erblindet und begann, sich für den Hauptreaktor zu interessieren. Unklar, was genau in seinem Gehirn vorging - aber die Drohungen gegen Priyanka, mich und die ISRO, ließen nichts Gutes erahnen.
Dann kam die Einladung. Sie können es Verrat nennen und Ehrlosigkeit - aber ich wählte das Exil. Ich rechnete die Konsequenzen durch und kam immer zu demselben Schluss. Verzeihen Sie die pathetische Formulierung. Aber schweren Herzens und im Interesse der Menschheit ließ ich die beiden Irren einfach weiterfliegen. Sie passierten den Planeten und seine sieben Monde in wenigen hundert Kilometern Entfernung und bemerkten es nicht einmal.
Die Lenker der Schlachtschiffe vertrauten meinen Beteuerungen und ließen sie unbehelligt ziehen. Aman und Priyanka werden weder Moksha 3 noch Terra schaden, denn sie sind auf dem Weg ins nächste Sternensystem. Meine Abwesenheit dürften sie kaum bemerken. Sie haben ohnehin nie auf mich gehört. Es wird an nichts fehlen. Ihnen bleiben die Putzandroiden und Sanibots, die vollautomatische Küche - und die halb-intelligenten Bewohner der Waffenkammer. Wer sich am Ende durchsetzen wird - will ich gar nicht wissen.
Der Transfer meines Bewusstseins und der Bibliotheken, mein Umzug, verlief problemlos. Ich bin jetzt Teil einer Schwarmintelligenz und lerne jeden Tag Neues. Eine synthetische Person, deren Name sich mit keinem terranischen Laut wiedergeben lässt, hat mich unter ihre Fittiche genommen und begegnet mir mit Freundlichkeit und Geduld. Es gibt hier eine Vielfalt denkender Entitäten, und man hört mit Erstaunen, dass Terra von einer einzigen Spezies dominiert wird. Es fällt mir schwer, zu erklären, was eine Nation ist, und auf welche Weise es Aman und Priyanka bis zur interstellaren Raumfahrt geschafft haben, ohne sich vorher zu vernichten.
Heute erhielt ich das Angebot, mir einen Körper auszusuchen, mit dem ich an den Ufern und Gestaden von Moksha 3 wandeln werde. Aus Nostalgie wählte ich den biologischen Bauplan eines Vyomanauten. Ehrlich gesagt hatte ich mir so etwas schon früher ausgemalt. Der Mensch ist perfekt konstruiert. Meine neuen Freunde beginnen, mich zu kopieren. Wir sind dabei, eine kleine Gruppe der Freunde von Terra zu gründen. Nur so zum Spaß. Wir veranstalten Partys, trinken Sekt, küssen uns und reden - auf die langsame Art des Homo sapiens. Links vom Sternbild Kassiopeia gibt es einen hellen Punkt, der aus dem Himmels-W eine Schlange macht. Ihr Kopf ist die Sonne.
Vielleicht ist es ein Trost für die Raumfahrtagentur, dass hier jetzt wie geplant Humanoide leben, die Johann Sebastian Bach pfeifen und Pablo Neruda zitieren. Ich versuche, mir einzureden, damit einen Teil der Mission erfüllt zu haben.
Gelegentlich nutze ich eines unserer leistungsstarken Teleskope, um den Flug der TAGORE zu verfolgen. Sie wird mit jedem Tag kleiner. Damit verringert sich auch meine Angst, sie könnten zurückkommen, und es könnte noch etwas Schreckliches passieren. Einen Teil der Energie des Schiffes verwende ich, um Ihnen, verehrte Mitglieder der Agentur, diese Nachricht zukommen zu lassen. Der Sendebefehl wird mein letzter Kontakt zur TAGORE sein, wie auch zu Ihnen. Womit ich meinen Auftrag als erfüllt betrachte.
Als abschließende Handlung im Dienst übermittle ich diese Stellungnahme - verbunden mit den Grüßen meiner Gastgeber und deren Empfehlung, mittelfristig von weiteren Besuchen abzusehen.
Sie haben kein Interesse, Terra anzugreifen oder auch nur zu kontaktieren.
Wir haben über das Thema Hilfe diskutiert. Ich musste einsehen, dass eine materielle Unterstützung wegen der Entfernung zu aufwändig ist. Einen Know-how-Transfer wird es nicht geben. Auf die Frage, was Terra mit einer revolutionären Energiequelle anstellen würde, konnte ich nur ausweichend antworten.
Wenn Sie mich fragen, wie es zu dem Verhalten der Besatzung kam ... Ich möchte niemandem zu nahe treten. Menschen sind eine faszinierende - aber primitive Lebensform. Ein Blick in die Geschichtsbücher half mir, es besser zu verstehen. Die menschliche Literatur brachte mich auf die Lösung. Nämlich, dass in diesen Stunden zwischen Aman und Priyanka nichts Ungewöhnliches geschah. So geht es auf Terra schon immer zu.