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Rückblick in die Zukunft

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Meine Bundeswehr-Kameraden und ich sammelten, hegten und pflegten unsere erworbenen Abzeichen, Buttons und Anstecknadeln. Das war schon was. Um es salopp auszudrücken, mit dem stürzenden Adler am Barett, mit dem Einzelkämpfer- und dem silbernen Springerabzeichen auf der Brust lief es sich gut durch menschenüberfüllte Straßen. Dass wir stolz waren, das sah man uns schon von weitem an. Und wir waren zu Recht stolz. Als Soldat verstanden, gesehen und aufgenommen zu werden lag uns sehr am Herzen. Vor allem auch deshalb, weil wir - im Gegensatz zu vielen anderen Soldaten anderer Einheiten, nicht einfach den Dienst abrissen, sondern tatsächlich glaubten, für die Gesellschaft etwas zu leisten. War es John Fitzgerald Kennedy, der sagte: ´frag nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern frage lieber, was du für dein Land tun kannst?`

So unglaubwürdig es heute auch klingen mag, aber Worte wie diese wüteten in uns. Sie hatten Auswirkungen auf unsere ganze Art zu sein. Sie ließen uns mehr wegstecken. Sie trieben uns an, mehr zu geben und selbst Schikanen etwas Positives abzugewinnen. Wir hatten Spaß am Dienst, sahen nicht im Minutentakt auf die Uhr, vom ständigen ins Handy glotzen ganz zu schweigen. Zu geben anstatt zu nehmen war kein bewusster Prozess. Aber es war so.

Der Gedanke an den vielzitierten ´Staatsbürger in Uniform` verlieh uns mit Sicherheit keine Flügel. Zumindest spann uns die Idee daran keine Richtschnur an die wir uns klammern konnten oder wollten, denn schließlich war jeder Deutsche ein Bürger, aber nicht jeder Bürger war Soldat.

Auch spricht der Begriff ´Staatsbürger` von einer gewissen Reife. Von einer Reife, die wir jungen Hitzköpfe mit achtzehn noch lange nicht hatten. Wie auch? Gerade den Kindesschuhen entwachsen waren wir noch viel zu sehr mit unserer Selbstfindung beschäftigt. Über eine Sache aber waren wir uns einig: Soldat sein war etwas Besonderes!

Bis zu einem gewissen Grad dachten wir staatsbürgerlich aber unser Denken war hauptsächlich soldatisch geprägt. Die rüde soldatische Kameradschaft und das aus ihr hervorgehende stark geprägte Männlichkeitsideal bestimmten unser Auftreten und unser Verhalten bis in die Familie. Bis hinein in den nicht militärischen Freundschaftskreis. Ein Zivilist und ein Zeit- oder ein Berufssoldat, das waren zwei verschiedene Welten.


Der gezähmte Soldat

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