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PROLOG

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Bevor ich andere Länder kritisiere, möchte ich ein paar Takte zu meiner Heimat sagen. Soweit ich das erfahre, ist das Saarland für die meisten Deutschen irgendein Mini-Land, wahrscheinlich ländlich geprägt, niemand weiß etwas genaues… jedenfalls hört man nicht viel davon. Außer irgendwo schwimmt mal wieder ein Ölfleck „so groß wie das Saarland.“

Wenn ich früher im Ausland gefragt wurde „Bist Du Deutscher?“ habe ich immer geantwortet: „Ja – aber Saarländer! Das ist ein Sonderfall!“

Früher hießen wir „Saargebiet“, gehörten mal zu Frankreich, mal zu Deutschland, und waren mal eigenständig. Interessant waren wir, weil wir Kohle und Stahl hatten. Bis zu der Sache mit dem Mauerfall waren wir auch das jüngste Bundesland der Republik, weil wir erst etwas später, 1957, dazugekommen sind. Manch einer denkt, wir wären besser eigenständig geblieben und hätten wie Luxemburg (bei uns manchmal ´Luxusburg´ genannt) in Banken gemacht… wer weiß.

Jedenfalls prägt dieses Hin- und Her unser Zusammengehörigkeitsgefühl und unseren Lokalpatriotismus enorm.

Von unserer Mundart will ich gar nicht sprechen… eigentlich hat jedes Dorf eine eigene. Sind die Dörfer ziemlich nahe, können wir uns gut verstehen. Spricht ein Nordsaarländer mit einem Südsaarländer, wird´s schon langsam schwierig mit dem Verständnis… unser „platt“ kommt zur Hälfte aus dem Moselfränkischen (Norden) und zur anderen Hälfte aus dem rheinfränkischen (Süden, „saarbriggerisch“.) Ein Mundartforscher hat einmal herausgefunden, dass es in keinem Land so starke Dialekte wie in Deutschland gibt, und innerhalb Deutschlands nirgendwo so viele verschiedene Dialekte wie im Saarland.

Kohle und Stahl musste transportiert werden und brachte Wohlstand, so dass das Saarland bis heute über eine exzellente Infrastruktur verfügt. Das kleine Land wird von 3 großen Autobahnen durchkreuzt, der A6, der A8 und der A1.

Wir sind rund 1 Million Einwohner, die meisten davon wohnen auf der Achse Saarlouis – Saarbrücken - St. Ingbert – Homburg im Süden. [Wer gerade interessiert auf einer 2nd screen eine Karte des Saarlandes aufgemacht hat:] Neunkirchen grenzt direkt daran an, etwas abgelegener sind Merzig und St. Wendel. „Dort oben“, wie es bei uns heißt, wohnen nur 19% der Bevölkerung. Doch selbst, wen es nach Nohfelden/Saar verschlägt, ist in 45 Minuten in Saarbrücken.

45 Minuten sind also im Saarland so ungefähr die größtmöglichste Entfernung. Nun muss unser armer Nohfelder aber nicht bis nach Saarbrücken fahren, um sich „etwas“ zu kaufen… in 17 Minuten ist er in St. Wendel, welches wie alle unsere Städte über sehr große Supermärkte verfügt, die üblichen Discounter mit jeweils 1, 2 Filialen; es gibt Schuh- und Bekleidungsläden, Baumärkte, 24-Stunden-Schnell-Restaurants, 24-Stunden-Tankstellen und nicht zuletzt unzählige Restaurants und Cafés – unser Erbe aus Frankreich, das savoir-vivre!

Und da jeder Saarländer von jedem Punkt aus innerhalb weniger Minuten eine solche Stadt erreichen kann, bestens an das Autobahnnetz angeschlossen ist, ist der Saarländer in Sachen Infrastruktur sehr verwöhnt!

Dieser Umstand könnte die Ursache dafür sein, dass meine Landsleute äußerst selten auswandern, oder wieder zurückkommen. Genau davon wird eine Geschichte handeln…

Erfolgreiche Auswanderungen werden höchstens in die Großstädte vermeldet, in denen infrastrukturell ähnliche Verhältnisse herrschen. Nach den Stadtstaaten und Nordrhein-Westfalen hat das Saarland die größte Bevölkerungsdichte (und Nordrhein-Westfalen hat nur wegen dem Ruhrgebiet eine Höhere.) Beispiele: Bayern: 179 Einwohner pro Quadratkilometer, Niedersachsen: 164, Thüringen: 134, Saarland: 386.

Auf der Straße können unsere Gewohnheiten zu unschönen Ereignissen führen.

Kein Saarländer achtet auf seine Tankanzeige am Auto, weil er einfach überall in jedem Nest tanken kann, rund um die Uhr. In großen Flächenstaaten kann das ganz schön in die Hose gehen.

Was auch in die Hose gehen kann: wir können auch mit leichteren Magen-Darm-Problemen noch mobil sein… wenn´s denn wieder soweit ist, finden wir schnell eine Rast an einer Tanke… auf dem richtigen Land in einem großen Flächenstaat nicht unbedingt… 35 Minuten raste ich die einzige Tankstelle im Umkreis von 45 Minuten in Ostwestfalen an, kam mit qualmenden Bremsen zum Stehen – und sie war geschlossen! An einem Sonntag! An einem Ausflugstag!!!

Als ob ein Auto Sonntags keinen Sprit braucht oder man sich nicht mal gerne ein kühles Getränk kaufen würde oder ein Eis, und als ob man Sonntags nicht mal auf´s Klo müsste!!!

Mit so etwas rechnen wir nicht… auch bei uns gibt es Land. Auch bei uns gibt es den „Landfrauenverein.“ Aber der ist nur 6 Kilometer zur nächsten 20.000 Einwohner-Stadt entfernt oder 24 Kilometer zur Hauptstadt Saarbrücken.

Naja, ich gebe zu, auch in unserem Land gibt es einen Landstrich, weit weg von der Autobahn, in welchem auf Autos, die nicht aus dem Dorf sind, geschossen wird. Aber da kommt man in der Regel nicht hin, die Eingeborenen sind dort gerne unter sich…

Umso befremdlicher für uns, wenn wir irgendwo 45 Minuten breite Landstraße fahren, ohne irgendetwas außer Land zu sehen, und noch immer im selben Landkreis sind!! Und wenn man in irgend ein Dorf einbiegt um nach einer Tankstelle zu fragen nur verständnislose Blicke erntet, als hätte man nach einer Mondrakete verlangt oder als hätten die Angesprochenen noch nie vorher ein Automobil ohne Pferde gesehen…

Und was mir in Niflheim speziell sehr gefehlt hat, ist die Nähe zu Luxemburg und Frankreich. Beide Länder haben ihre Spezialitäten, das eine Schnaps, Kaffee und früher Tabak; das andere unzählige Sorten Käse, Rotwein und das Baguette, dass nirgends auf der Welt nachgebacken werden kann.

Einmal pro Monat mindestens bin ich Frankreich. Obwohl nur ein paar Minuten von zuhause entfernt, ist man in einem südlichen Land. Sobald man einen Supermarkt betritt, riecht man die riesige Fischtheke. An der Kasse lernt man nochmal, was Geduld ist, wenn da noch ein längeres Schwätzchen gehalten wird (bei uns undenkbar), und man kann deutsches Dosenbier ohne Pfand kaufen!

Jedes Mal wenn ich an den Rückgabe-Automaten stehe, sie dauernd stehen bleiben und ihr idiotisches Gepiepe von sich geben und mich in einem Dunst aus vergorenem Bier stehen lassen, frage ich mich, ob die Maschine den Kopf des einführenden grünen Ministers genauso mühelos zerknacken könnte wie meine alten Bierdosen. Ich könnte ihn treten!

Traditionell werden saarländische Kennzeichen auch nie vom Zoll kontrolliert, weil es sich für uns nicht lohnt zu schmuggeln, wir können ja jederzeit ´rüber.

Übrigens sprechen Saarländer nicht automatisch Französisch! Das Mischvolk, das beide Sprachen als Muttersprache hat, sind die Lothringer. Zuhause sprechen sie den westmitteldeutschen lothringer Dialekt, der für uns gut zu verstehen ist – auch wenn sie das sehr ungerne zugeben! Von daher spricht fast jeder deutsch, vor allem die Älteren, so dass ein Einkauf hinter der Grenze sehr einfach ist.

Wer also auf´s Land ziehen möchte aber nicht so richtig und nicht so weit vom Schuss von Allem und dazu noch etwas von Internationalität umgeben sein möchte – der ziehe ins Saarland!

Er muss dafür aber auf einen WM-Stern auf dem Fußball-T-Shirt verzichten: 1954 gehörten wir noch nicht zu Deutschland und traten mit einer eigenen Mannschaft an! Sie erreichte Platz 2 bei der ersten Gruppe der Qualifikationsrunde. Nach Deutschland und vor Norwegen, die wir in Oslo besiegten!

Unser Trainer war… Helmut Schön! Der langjährige Bundestrainer von 1964 bis 1978!

Glück auf beim Lesen!

Wie der Band „Fläche hängt“ ist auch dieser chronologisch nach Entstehen der Geschichten aufgebaut.

Manch einer wird eine Entwicklung erlesen…

Zu Ende geht dieser Band mit Eindrücken aus meiner Zeit in einem Ashram…

Jeder Leser kann die Erfahrung selbst machen, ohne gleich dort einziehen zu müssen: es werden unzählige Seminare angeboten von Alltagsproblemen wie Stress und Ärger am Arbeitsplatz, über therapeutische Themen wie Rückenschmerzen oder Haltungsschäden, bis hin zu Meditation und Yoga. Euer Glauben – soweit vorhanden – spielt dabei keine Rolle, ihr werdet auch nicht „überzeugt“, Yoga als Philosophie oder Lehre vom Leben ist glaubensneutral. Grundanliegen ist, altes Wissen im hier und jetzt anzuwenden, was erstaunlich gut funktioniert und nach und nach auch Einzug in die Schulmedizin hält.

Und wer einmal seine bisherige Erlebenswelt wechseln möchte, für den bestehen auch verschiedene Modelle des temporären Einzugs…

Heusweiler, im Frühjahr 2015

Neuauflage im Frühjahr 2017

Abwesenheitsagent

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