Читать книгу Die Zwanzigste Stunde - Thomas Riedel, Susann Smith - Страница 6
Kapitel 2
ОглавлениеInspector Nicholas Flanders von der Mordkommission wälzte sich unruhig in seinem Bett und öffnete schließlich die Augen. Jemand klopfte ausdauernd an die Tür seiner Wohnung. Flanders richtete sich auf, knipste die Nachttischlampe an und blickte auf seine Armbanduhr: Viertel nach zwei!
Er schlüpfte in seine Pantoffeln und zog sich einen blauen Morgenrock an. Das Klopfen hielt weiter an. Flanders hatte keine Eile. Er fuhr sich mit den Fingern durch seine kurzgeschnittenen roten Haare, strich den Kragen des Pyjamas glatt und schlurfte zur Tür.
»Aufhören!«, schimpfte er. »Sie schlagen ja noch das Haus zusammen!« Er löste die Sicherheitskette und öffnete die Tür.
Vor ihm stand ein alter Herr, der mit dem Elfenbeingriff seines Schirmes gegen die Tür gehämmert hatte. Zwischen der Krempe einer altmodischen, hohen braunen Melone und dem Astrachankragen eines langen schwarzen Mantels war nicht viel sichtbar. Aus der linken Tasche des Mantels schaute ein schwarzes Hörrohr hervor. Misstrauisch musterte der alte Gentleman Flanders. Hinter ihm stand ein junger Mann mit blassem, verzerrtem Gesicht.
»Guten Tag, Mr. Bishop, oder vielmehr guten Morgen«, sagte Flanders. Seine sanften grauen Augen spiegelten Belustigung wider. Er blickte Bishops Begleiter an.
»Dieser junge Narr hier heißt Merrivell. Robert Merrivell«, erklärte Bishop. »Kümmern Sie sich nicht um ihn, bis ich Sie etwas gefragt habe.«
»Wenn Sie mich etwas zu fragen haben, sollten Sie besser eintreten.« Flanders drehte einen Schalter neben der Tür an.
Ein merkwürdiger Raum wurde erhellt. Einstmals war er die große Küche einer herrschaftlichen Wohnung gewesen. Über dem Kamin hingen alle möglichen Kupferpfannen, offensichtlich zum Schmuck. Auf einem Tisch stand eine blaue Porzellanschale, die mit Pfeifen gefüllt war. Das Bett des Inspektors, das sich in einer Vertiefung zwischen den Fenstern befand, machte den Eindruck einer Schiffskoje. Am anderen Ende des Raumes war eine Tür, deren obere Hälfte aus Glas bestand und die in einen kleinen Garten führte.
Flanders lud seine Besucher mit einer Handbewegung ein, auf einer Couch vor dem Kamin Platz zu nehmen. Er selbst machte sich daran, die Glut im Kamin neu zu entfachen.
Bishop legte Hut, Schirm und Hörrohr auf den Tisch. Er zog seinen Mantel und einen gestrickten Schal aus, ergriff das Hörrohr wieder und nahm die Mitte der Couch ein.
Robert Merrivell stand abwartend bei der Feuerstelle und starrte den Inspector an. Als dieser sich erhob, begegnete er seinem Blick.
»Nun?« Fragend schaute Nicholas Flanders den alten Mann an.
»Was sagten Sie?« Das Hörrohr war auf Flanders gerichtet.
Der Inspector lächelte Robert an. Es war ein freundliches Lächeln. Trotz seiner vielen Runzeln auf der Stirn konnte Flanders nicht älter als vielleicht vierzig oder fünfundvierzig sein. »Die Erfahrung hat mich gelehrt«, sagte er, »dass man unseren Freund nicht zwingen kann zur Sache zu kommen.«
»Natürlich kann ich zur Sache kommen«, fuhr Bishop auf, der ohne Hörrohr ganz gut zu verstehen schien. »Ich bin hergekommen, um eine Frage an Sie zu richten … eine technische Frage. Machen Sie also keine Flausen, sondern beantworten Sie sie geradeaus.«
»Ich will mein Bestes tun«, erwiderte Flanders. Er suchte sich eine Pfeife aus und begann sie zu stopfen.
»Es handelt sich um Folgendes«, begann Bishop. »Durch wen werden Sie im Fall eines Mordes mit der Untersuchung beauftragt?«
»Durch den Commissioner.«
»Angenommen, im Stadtteil ›Soho‹ wäre ein Verbrechen verübt worden. Könnten Sie mit diesem Fall beauftragt werden?«
»Das wäre möglich, wenn der Commissioner der Meinung ist, dass ich der richtige Mann dafür bin. Natürlich hat die Polizei des betreffenden Reviers den Vortritt.«
»Heiliger Strohsack!«, bellte Bishop. »Ich wünsche eine direkte Antwort zu hören, und was erhalte ich stattdessen? Macht es irgendeinen Unterschied, in welchem Stadtteil der Leichnam gefunden wird? Könnten Sie dennoch mit dem Fall betraut werden?«
»Ja, wenn der Commissioner …«
»Hören Sie auf, Inspector!« Bishop wandte sich an Robert. »Ich sagte Ihnen ja, dass er Flausen machen würde. Er ist einfach nicht imstande geradeheraus zu reden.« Er richtete sich wieder an den Scotland Yard-Beamten. »Die Sache ist ganz leicht, Flanders! Wir haben einen Mordfall für Sie und möchten, dass Sie ihn übernehmen. Freunde von mir sind darin verwickelt.« Er legte seinen Kopf ein wenig schief und schaute ihn forschend an. »Wo sollte Ihrer Meinung nach der Leichnam gefunden werden?«
Flanders hatte ein Streichholz angerissen, um seine Pfeife anzustecken. Die Flamme brannte weiter, bis sie ihm die Finger versengte. Mit einem kurzen unterdrückten Schrei ließ er das Zündholz fallen. »Sie haben einen Mordfall für mich?«, reagierte er gedehnt. »Und Sie fragen mich, wo nach meinem Wunsch die Leiche am besten gefunden werden soll? Ja, … können Sie das denn arrangieren?«
»Würde ich Sie fragen, wenn ich es nicht könnte?«
»Angenommen wir kämen überein … Ist dieser Mord bereits geschehen?«
»Natürlich«, nickte Bishop. »Aber stellen Sie doch keine Fragen! Beantworten Sie meine!«
»Sie schlagen mir also gerade vor, den Leichnam an eine bestimmte Stelle zu schaffen, sodass auf jeden Fall ich den Fall zu bearbeiten habe?«
Wieder nickte Bishop. »Wenn nötig, ja.«
»Ihnen ist aber schon bewusst, dass es ungesetzlich ist, einen Leichnam fortzuschaffen, ehe Scotland Yard dazu die Erlaubnis gegeben hat?«
»Glauben Sie, dass ein Mann im Laufe von siebzig Jahren überhaupt nichts lernt? … Selbstverständlich würde ich einen Leichnam nicht mal mit einer yardlangen Stange anrühren.« Er blickte ihn herausfordernd an und ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen. »Aber ich habe noch nie von einem Gesetz gehört, dass es verbietet, den Ort zu ändern, an dem ein Leichnam gefunden wird.«
»Den Ort ändern?« Jetzt war es an Flanders sein Gegenüber argwöhnisch zu mustern, während er tief Atem holte. »Würden Sie so freundlich sein und mir mitteilen, wo sich der Körper des Opfers in diesem Mordfall augenblicklich befindet?«
»Aber gern«, erwiderte Bishop. »Er befindet sich im Fond auf dem Rücksitz eines Landauers.«
»Und wo befindet sich diese Kutsche?«
»Das möchten wir ja gerade von Ihnen wissen«, erwiderte Bishop gereizt.
»Oh, mein Gott: Barmherzigkeit!«, rief Flanders aus, imaginär zum Himmel blickend. »Sie wollen von mir wissen, wo sich der Landauer befindet?«
»Nein! Ich weiß ja nicht, ob es an der frühen Morgenstunde liegt, aber Sie scheinen mir schwer von Begriff zu sein, Inspector! Wir möchten wissen, wo sich die Kutsche befinden muss, damit Sie den Fall bearbeiten! Der Leichnam ist genau dort, wo Robert Merrivell ihn gefunden hat. Auf dem Rücksitz des Landauers.«
»Und wo ist dieser Landauer jetzt?«, wiederholte Flanders. Dabei betonte er jedes einzelne Wort, als spräche er mit einem kleinen Kind.
»Der steht vor Ihrer Haustür, Inspector«, gab Robert mit leiser Stimme Auskunft. »Mr. Bishop und ich haben sie hergefahren.«
*
Ungefähr eine Stunde nach Roberts und Bishop' Besuch bei Inspector Flanders fuhr ein ›Hansom Cab‹ vor ein Gebäude in der ›Newland Road‹, etwas südlich vom Park, vor. Früher war dieses Gebäude ein Warenhauslager gewesen, doch dann hatte man das zweite und dritte Stockwerk in Wohnungen verwandelt, in die man von der ›Boyton Road‹ aus gelangte. An der ›Newland Road‹ war ein weiter Torweg, in dessen Hintergrund ein Pferdewagen stand. Zur Rechten des Tores kündigte ein schwarzgoldenes Schild an, dass sich hier die Reitschule von Captain Broderik Turnblower und Darlene Newdale befand.
Darlene Newdale kletterte aus dem ›Hansom‹ und händigte dem Kutscher die Zwanzig-Shilling-Münze aus. »Behalten Sie das Wechselgeld. Es ist nicht meines«, erklärte sie trocken.
Sie begab sich an dem Einspänner vorbei auf die Reitbahn. Mächtige Lampen, die bereits elektrisch gespeist wurden, hingen von der Decke herab, deren Licht von den weißgetünchten Wänden zurückgeworfen wurde. Jenseits der Bahn, an der Rampe zu den Ställen, standen zwei Männer: Patrick Chambers, der erste Stallknecht und Captain Broderik Turnblower.
Turnblower gewahrte Darlene und kam auf sie zu. »Du willst wohl, dass der Landauer hereingeschafft wird und die Pferde abgerieben werden? Sie wird gleich entfernt.«
Darlene lachte, aber es klang nicht fröhlich. »Die Kutsche und Pferde können nicht hereingeschafft werden, denn die habe ich nicht. Ich bin auf die schönste Art und Weise versetzt worden.«
Turnblowers kluge Augen sahen, dass sie allem Lachen zum Trotz den Tränen nahe war. »Was ist los?«, fragte er besorgt.
»Robert!«, erklärte sie. »Es ist wirklich komisch, Broderik. Er kam zu mir und sagte, er müsse noch heute Nacht mit mir sprechen. Ich … ich dachte schon, er sei vielleicht eines anderen Sinnes geworden. Ich schlug ihm vor, auf mich zu warten und nachher mit mir heimzufahren. Als ich dann zurückkam, war er mitsamt dem Landauer fort.«
»Der dumme Junge!«, reagierte Turnblower ärgerlich.
»Aber er war sehr fürsorglich, Broderik! Er übergab einem Bobby Geld für mich, damit ich mit einem ›Hansom‹ heimfahren konnte.«
»Und warum …?«
»Er ließ mir durch den Polizisten ausrichten, dass es ihm nicht möglich gewesen sei, länger zu warten.«
»Wenn ich den Burschen erwische dann, …«
»Lass' gut sein, Broderik. Man kann Robert für seine Handlungen nicht zur Verantwortung ziehen. Er ist verliebt.« Ihr Lächeln wirkte ein wenig traurig. »Ich wünschte nur, er würde sich endlich entschließen, in wen.«
»Vergiss ihn«, mahnte Turnblower und legte ihr seinen Arm um die Schultern. »Ich habe noch gar keine Gelegenheit gehabt, dir zu sagen, wie stolz ich auf dich bin, Kleines. Du hast deine Sache glänzend gemacht. ›Lucky Longtail‹ steht nun ganz groß da.«
»Danke, Broderik. Ich … ich bin fast ein wenig betrübt, dass Pembroke ihn gekauft hat. ›Lucky Longtail‹ ist ein so feines Pferd.«
»Nun, … du bist jetzt halt eine Geschäftsfrau, Kleines«, lächelte Turnblower. »Da darfst du nicht sentimental sein. Zweitausend Pfund können eine Menge Wölfe fernhalten.«
Darlene nickte.
»Da wir gerade von Wölfen sprechen«, fuhr er fort, »dein Vater und Tante Mabel haben oben etwas zu essen für uns. Rachel ist auch gekommen. Ich versprach ihr, sie nachher heimzubringen … Komm, wir gehen hinten hinauf.«
*
Der Salon der Newdales war mit Möbeln eingerichtet, die verrieten, dass die Familie schon bessere Tage gesehen hatte. Es waren Stücke darunter, von denen man sich nur im äußersten Notfall zu trennen pflegte.
Douglas Newdale saß in einem großen Sessel neben dem Ofen. Er war um die sechzig Jahre alt und hatte graue Haare. Er trug einen Tweedanzug, der an einen Gutsbesitzer denken ließ und der so gar nicht in eine Londoner Stadtwohnung passte. Er erhob sich, als Darlene und Turnblower eintraten. »Meinen Glückwunsch, Liebling!«
Darlene starrte ihn an. »Du hast doch nicht etwa zugesehen, Dad?«
»Natürlich habe ich zugesehen. Du warst großartig.«
»In diesem Anzug?!«, klagte sie.
Douglas Newdale blickte zärtlich an seinem abgetragenen Tweedanzug hinunter. »N …nein. Ich habe mich inzwischen umgezogen.«
»Du bist wirklich garstig, Dad. Niemals habe ich Gelegenheit, dich im Abendanzug zu sehen. Und dabei siehst du dann so gut aus!«
»Nun, auf jeden Fall habe ich zugesehen. Miss Evermer stellte Mabel und mir liebenswürdigerweise ihre Loge zur Verfügung. Augenblicklich sind die beiden in der Küche.« Er wandte sich an Turnblower. »Einen Whisky, Broderik?«
»Danke schön. Ich bediene mich schon selbst.« Turnblower ging zu einem Schrank und füllte sich ein Glas. »Jetzt wird es wohl aufwärts gehen mit der Reitschule. Darlenes Sieg wird viel dazu beitragen.«
»Ich war sehr stolz auf dich, mein Liebling«, sagte Douglas Newdale. »Ich hoffte so, Margaret würde auch dasein. Aber wahrscheinlich ist sie durch Freunde abgehalten worden.«
»Natürlich«, erwiderte Darlene hastig. »Ich will mal schauen, ob ich in der Küche etwas helfen kann.«
*
Miss Mabel Cartwell, Darlenes Tante, stand am Herd. Über einem schwarzen Kleid trug sie eine Küchenschürze. Ihre feinen Züge verrieten, dass sie einmal ein sehr hübsches junges Mädchen gewesen sein musste, wenngleich sie noch immer von ansprechender Schönheit war. Obwohl sie sämtliche Haus- und Küchenarbeiten bei den Newdales verrichtete, gelang es ihr, stets den Eindruck hervorzurufen, als ob ›das Mädchen gerade Ausgang‹ hätte.
»Ich fragte mich schon, ob du überhaupt noch heimfinden würdest«, bemerkte sie. »Wir wollten gerade ohne dich beginnen.«
»Kein Wort davon ist wahr«, lachte Rachel Evermer, die gerade damit beschäftigt war, belegte Sandwiches auf einer Platte anzurichten. »Nach deiner heutigen Leistung hätten wir auch bis zum Tag des Jüngsten Gerichts auf dich gewartet, mein Engel. Ach, Darlene, ich weiß gar nicht, was ich dafür gäbe, wenn ich auch so reiten könnte wie du!«
Rachel Evermer hatte blauschwarze Haare und eine milchweiße Haut. Ihr weicher Mund zeigte ein tiefes Rot. Man sagte oft von ihr, sie sei eine der bestangezogensten Frauen Londons, was nicht weiter verwunderlich war, da sie in der ›Westbury Avenue‹ ein Schneideratelier betrieb, in dem sowohl die erste Gesellschaft als auch die Stars des Theaters ein und aus gingen.
»Dann nimm doch Stunden bei uns«, erwiderte Darlene lächelnd. »Wir können jeden Penny gut gebrauchen, meine Liebe.«
»Gern, wenn ich denn nur Zeit dazu hätte!«
»Eigentlich hätte Margaret so viel Anstand haben sollen, heute Abend zur Loge zu kommen, wo ihr Vater saß«, bemerkte Mabel Cartwell vorwurfsvoll. »Seit drei Tagen haben wir nichts von ihr gesehen oder gehört. Ich fragte Rachel, was die gute Margaret eigentlich die ganze Zeit treibt, aber sie scheint es auch nicht zu wissen.«
Rachel und Darlene tauschten einen raschen Blick aus.
»Ich bin immer schon im Bett, wenn sie heimkommt«, erklärte Rachel. »Und am Morgen bin ich längst im Geschäft, wenn sie aufsteht.«
»Meiner Meinung nach sollte sie dir nicht zur Last fallen, wo sie ein eigenes Heim hat«, bemerkte Mabel ärgerlich.
»Aber ich habe sie doch so gern«, entgegnete Rachel, die sich beeilte, mit den belegten Sandwiches fertig zu werden.
Mabel stellte eine dampfende Schüssel auf ein Tablett. »Bring' du die Sandwiches hinein, Rachel«, sagte sie. »Und du, Darlene, kannst den Kaffee nehmen.«
Kaum hatte die alte Lady die Küche verlassen, wandte sich Darlene an Rachel: »Nichts Neues?«
»Tut mir leid, Liebes: kein Wort.«
»Es ist goldig von dir, dass du Dad und Tante Mabel gegenüber angibst, Margaret sei bei dir«, sagte Darlene. »Aber wenn sie bis morgen nicht auftaucht, muss man ihnen doch die Wahrheit mitteilen … Es wird Ernst, Rachel.«
»Ich würde mir an deiner Stelle nicht so viele Sorgen machen«, meinte Rachel. »Sie bummelt mit irgendjemand herum und hat nur vergessen, dir Bescheid zu sagen.«
In der Halle schrillte das hochmoderne Wandtelefon.
Darlene lief direkt hin und nahm die Hörmuschel von der Gabel. »Hallo?«
»Darlene!«
»Robert! Nun sag' mir aber bloß …«
»Darlene, hör' mich an! Ich kann dir jetzt nicht erklären, warum ich mit der Kutsche durchgebrannt bin, denn du musst den Schein wahren. Nur so viel sollst du wissen: Es geschah um Margarets willen.«
»Du weißt, wo sie …«
»Ja, Darlene.« Roberts Stimme klang sehr ernst. »Ich weiß, wo sie ist. Du musst sogleich an einen bestimmten Ort kommen: ›Rathcoole Avenue‹ 26, Flanders. Kannst du dir Namen und Adresse merken?«
»Ja, Robert. Aber meine Familie … Es sind ein paar Leute hier. Ich …«
»Du musst kommen, Darlene! Es ist … es ist nicht sehr erfreulich. Ein Unglücksfall!«
»Oh, Robert!«
»Du musst kommen, Darlene!«
»Ja, natürlich komme ich. ›Rathcoole Avenue‹ 26, Flanders.« Sie kehrte in die Küche zurück, wo Rachel gerade die Platte mit den belegten Sandwiches ergriff, um sie in den Salon zu tragen. In Darlenes Augen spiegelte sich der Schrecken, den ihr das Telefonat eingejagt hatte. »Es war Robert! Es handelt sich um Margaret. Er sagt, es sei ein Unglücksfall geschehen!«
»Oh!«
»Er erklärte nichts Näheres, sagte aber, ich müsse sofort kommen. Ich möchte nicht, dass die anderen etwas erfahren. Sag' ihnen … sag' ihnen, dass ich in der Ausstellung etwas liegengelassen hätte. Ich laufe rasch durch den Hinterausgang.«
»Du kannst auf mich zählen, Liebes«, erwiderte Rachel. »Soll ich nicht mit dir kommen?«
»Robert ist dort«, rief Darlene, die sich schon in der Halle befand. Rachels scharfer Ton konnte sie nicht aufhalten.
»Hör', Darlene, wenn Margaret etwas zugestoßen ist, dann lass' es mich unverzüglich wissen, ja?«
Darlene blickte über ihre Schulter zurück. »Ja. Robert machte ja nur eine dunkle Andeutung …« Sie schlüpfte in ihren Mantel.
»Es ist wichtig«, rief Rachel ihr zu. »Denn wenn ihr etwas zugestoßen ist, kann ich vielleicht helfen.«
»Ich weiß, dass du immer hilfsbereit bist, Rachel. Aber das ist unsere Sache.«
»Du missverstehst mich, Darlene. Seit fast zwei Wochen peinigt mich schon die Angst, dass ihr etwas zustoßen könnte. Versprich mir, dass du mir sofort Bescheid sagen wirst!«
»Ich verspreche es dir!«