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Kapitel 2

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„Herzlichen Glückwunsch mein Kind. Papa und ich freuen uns so sehr, dass Ihr Nachwuchs bekommt und wir Oma und Opa werden. Ihr könnt Euch auf unsere Hilfe verlassen und wir werden Euch zu jeder Zeit unterstützen!“ jubelte Bianka mit überschwänglicher Freude in den Hörer. Elas Mutter war die erste die wir am selben Abend angerufen hatten, sehnsüchtig wurde unser Anruf bereits erwartet. Ela war immer noch alles andere als in der Stimmung in der man eigentlich sein sollte, nachdem man die Nachricht erhalten hatte, das man schwanger war, aber der Zuspruch ihrer Mutter munterte sie auf und so kehrte in Ela langsam aber sicher wieder ein Stück Optimismus zurück. Meine Eltern waren da eher wie ich und so war die erste Reaktion, nachdem ich während Elas Telefonat krampfhaft nach einer passenden Formulierung für diese Nachricht gesucht hatte: „Oh Thomas, da habt ihr aber was vor Euch!“ sagte meine Mutter voller Furcht in der Stimme. Ruth gehörte zu der Sorte Eltern, die den Nagel immer unverblümt auf den Kopf trafen. Sie hatte mit Ihrer Aussage zwar genau das gesagt, was ich seit einer Stunde im Kopf hatte, aber der Rückhalt des ersten Telefonats wäre da beruhigender gewesen. In mir stieg Frust und weitere Angst auf und so beendete ich das Telefonat, so schnell wie es gedauert hatte, bis meine Mutter das Telefonat angenommen hatte. Ela und ich saßen wieder alleine, diesmal auf der Couch und weinten erneut.

Die ganze Nacht zerbrachen wir jeder für sich den Kopf darüber, was Zwillinge eigentlich für uns bedeuteten. Die Wohnung war definitiv zu klein, um darin zu viert über eine längere Zeit zu wohnen. Außerdem war es eine Dachgeschosswohnung ohne Garten und mit vielen Treppenstufen, die wenn die Kinder erstmal geboren waren eine echte Herausforderung wurden. Ela und ich fuhren jeweils einen kleinen Stadtflitzer der nun auch alles andere als zwillingstauglich war und zu guter Letzt mussten die Kosten für Windeln, Milch und Klamotten in der Kalkulation einfach mal verdoppelt werden. Das einzige was auf der Positivseite zu finden war, war das doppelte Kindergeld. Würde man bei der Wahl zwischen zwei Partnern stehen und eine Pro- und Contra-Liste anlegen und diese Liste würde nur einen Punkt auf der Pro-Seite haben, wäre die Entscheidung schnell gefallen und man würde sich für den Partner entscheiden, der die meisten Punkte auf der Pro-Seite verzeichnet hat. In dieser Nacht aber wurde uns klar, dass es vollkommen egal war, wie die Liste aussah, denn an der Tatsache das wir Zwillinge bekamen, würde sich nichts ändern und wir hatten nur die Möglichkeit das Beste aus der Situation zu machen. Weglaufen half nichts, denn die Babys liefen ja mit einem mit. Nach einer schlaflosen Nacht sagte Ela beim Frühstück „Aber vielleicht geht noch ein Kind während der Schwangerschaft ab und wir bekommen doch nur ein Kind. Wir haben uns doch nur einen Hannemann gewünscht. Unsere Wohnung ist gar nicht für Zwillinge ausgelegt, unsere Autos sind zu klein und generell. Hast du eine Ahnung was alles an Kosten auf uns zukommt?“ Tränen liefen erneut Elas Wangen hinunter und ich hatte insgeheim auf Elas unbändigen Optimismus gehofft, der mich vielleicht auch wieder positiv denken ließ. Aber leider saßen wir wie ein Haufen Elend am Tisch und ich nippte an dem mittlerweile kaltgewordenen Kaffee.

Als es Abend wurde trafen wir uns mit Eva und Claudio. Die beiden gehörten zu unseren besten Freunden, wohnten glücklicherweise im selben Haus und hatten in diesem Jahr auch einen Sohn geboren. Claudio hatte eigentlich immer in der ausweglosesten Situation einen guten Rat und versuchte nie den Blick des Positiven zu verlieren. Von diesem Gespräch erhofften wir uns sehr viel, als wir vor der Tür standen und fest von beiden in den Arm genommen wurden. Beide beglückwünschten uns und diskutierten mit uns bis spät in den Abend über unsere Ängste und versuchten uns wieder zurück in eine glücklichere Bahn zu lenken. Wir machten uns Gedanken, wie wir unsere Wohnung umgestalten könnten und ich suchte mit Claudio Autos mit größtmöglichem Kofferraumvolumen aber nicht ohne dabei den Preis aus den Augen zu verlieren. Die Tatsache, dass wir Freunde direkt im Haus wohnen hatten, die zwar auch auf der Suche nach einem eigenen Haus waren, machte mir doch etwas Mut, dass ich im Ernstfall wusste, dass Ela nicht alleine sein würde. Nach den Gesprächen ging es Ela und mir schon wesentlich besser und die nächsten Tage waren von einem Wechselbad der Gefühle bestimmt. So freuten wir uns an manchen Tagen sehr auf die zwei Babys, an anderen Tagen beherrschten uns wieder Angst und die Unwissenheit auf die wir in den nächsten Wochen und Monaten zusteuern würden.

Das erste was Ela und ich klären wollten, war die Auswahl des Kinderwagens und der damit verbundenen benötigten Kofferraumgröße eines potentiellen Autos. Das schöne, wenn man den Schock überwunden hatte war die Tatsache, dass man bei vielen Dingen rund ums Baby nicht an Auswahl erschlagen wurde. Die Markenhersteller der Kinderwagenindustrie hatten meistens nur ein Modell für Zwillinge im Angebot und so suchten wir nach einem Modell, mit dem wir weiterhin unsere langen geliebten Spaziergänge vornehmen könnten und mit dem wir durch fast jede normale Tür passen würden. Das Suchergebnis reduzierte sich rapide von schätzungsweise 10 Modellen auf zwei. Einer von beiden war ein erprobter Outdoor-Kinderwagen und hatte Ausmaße, welche uns durchaus durch Supermarktgänge fahren lies, aber vom Gesamtaufbau sehr robust und dennoch nicht zu schwer wirkte. Die Leichtbaualternative eines niederländischen Herstellers war im Moment zwar extrem hipp, sah für einen Zwillingskinderwagen aber nicht im Ansatz so stabil aus und kostete nochmal knapp fünfhundert Euro mehr, als die ohnehin nicht günstige Outdoor-Alternative. Wir beschlossen am nächsten Tag in ein Babyfachgeschäft zu fahren und uns ein Bild beider Kinderwagen zu verschaffen. Gesagt getan standen Ela und ich inmitten zum teil hochschwangeren und völlig hormonüberfrachteten Eltern welche leicht belustigt zu uns herüber schauten wie wir uns die Auswahl der Zwillingsmodelle vorführen ließen. Leider verlief die Vorführung aber nicht so wie wir das erhofft hatten und wir wurden mehr oder weniger zu dem viel teureren aber billiger wirkenden Modell gelenkt was ich nicht auf mir sitzen lassen konnte. So fuhren wir einen Tag später nach Düsseldorf in die Zweigniederlassung des Outdoor-Kinderwagenherstellers um uns dort über die Funktionsweise und Möglichkeiten dieses Wagens von einem echten Fachmann beraten zu lassen. Für uns stand danach definitiv fest, dass es dieser Kinderwagen werden sollte. Der Wagen wurde direkt bestellt und so habe ich mich anschließend mit den Maßen auf die Suche nach einem geeigneten Auto gemacht.

Auch diese Suche beschränkte sich auf einige wenige Modelle, die wir uns auch leisten konnten. Klar hätten wir am liebsten einen großen Van in Schokobraun mit allem Schnick-Schnack gekauft, aber der lag leider deutlich über unserer Preisvorstellung und so landeten wir schnell wieder bei unserer Stammautomarke, die mit ihrem Kombi einen sehr großen und dennoch übersichtlichen Familienfrachter im Angebot hatten. In der nächsten Woche, irgendwie musste man ja die Zeit zwischen den Kontrolluntersuchungen überbrücken, machten wir uns auf die Suche in verschiedenen Autohäusern nach einem geeigneten Modell und landeten schließlich bei einem Re-Importhändler in Glessen, welcher uns einen neuen, schicken schwarzen Windelbomber zu einem sehr fairen Preis anbot und Elas alten City-Flitzer in Zahlung nahm. Damit waren die zwei notwendigsten Dinge erledigt und wir mussten uns um die Transportprobleme keine Gedanken mehr machen. Den Platzmangel in der Wohnung wollten wir in der Zeit der Schwangerschaft auf keinen Fall lösen und uns noch Hals über Kopf auf die Suche nach einer neuen Wohnung machen. Mittelfristig bestand unsere Absicht darin, etwas Eigenes zu suchen und das sollte im Idealfall ein kleines Häuschen in der Nähe unserer Eltern sein. Gerade jetzt war uns bewusst geworden, dass wir noch lange auf die Hilfe der Eltern angewiesen waren. Vielleicht war es auch Schicksal, das wir uns vor der Schwangerschaft noch kein Haus gekauft hatten. Jetzt wussten wir auf jeden Fall, dass es von Vorteil war, in der Nähe auch zu bleiben.

Kurz nach der Klärung der Mobilitätsfragen fuhren wir in verschiedene Möbelhäuser und Babymärkte, um uns ein schönes aber schlichtes Kinderzimmer auszusuchen. Die Auswahl war riesig und ebenso die Preisspannen der einzelnen Anbieter. Wir entschieden uns für ein sehr schönes Kinderzimmer in einem Babymarkt und bestellten dort direkt alle benötigten Dinge, von denen wir glaubten, dass man diese für die Pflege und Versorgung von Zwillingen benötigte. Der Vorteil an der Bestellung in einem Babymarkt bestand darin, dass die Waren bestellt wurden und ab dann auf Abruf bereit standen, sollten die Zwillinge bereits früher auf die Welt kommen. Man hatte dadurch auch die Möglichkeit im Fall der Fälle ein Bett wieder abzubestellen, sollte eines der Babys es nicht schaffen.

Ela ging es seit der Feststellung der Schwangerschaft eigentlich ganz gut. Da sie bereits vor der Schwangerschaft unter Migräne in unregelmäßigen Abständen litt, wurde sie auch jetzt immer wieder von Migräne begleitet. Behandeln konnte sie das aber leider in ihrer Situation so gut wie gar nicht mehr, da die Tabletten, die sie sonst eingenommen hatte während einer Schwangerschaft nicht zugelassen waren. Ihre Hoffnung ruhte nun darin, dass die Kopfschmerzen nach der Geburt der Kinder, wie von vielen berichtet wurde, nachlassen würden. Ich fragte mich, ob die Migräne vielleicht in der Vergangenheit auch mit der Einnahme der Pille zu tun hatte, auf die ihr Körper empfindlich reagierte.

Mittlerweile waren Ela und ich voller Vorfreude auf Zwillinge und wir machten uns gegenseitig Mut, wenn dem anderen Zweifel plagten. Unser direktes Umfeld stand wie eine Wand hinter uns und ermutigt uns mit allen Kräften.

Leider gab es aber auch noch andere Menschen, denen es ziemlich egal war wie es einem ging und die sich nicht so recht mit einem freuen konnten. Diese Menschen brachten einen dann, nachdem man wieder Mut gefasst hatte und sich auf das freute was vor einem lag, an den Rand der Verzweiflung zurück. Man bekam Schauergeschichten erzählt, dass bei Bekannten bei der ersten Untersuchung ein Kind auf dem Ultraschall zu sehen war, bei der zweiten Untersuchung ein zweites Kind auf einmal attestiert wurde und bei der dritten Untersuchung tatsächlich ein drittes Kind entdeckt wurde. Je näher der zweite Kontrolltermin rückte und je mehr Leute von der Schwangerschaft erfuhren, desto beliebter wurden diese Sprüche. Leider konnten wir nicht bis zur zwölften Woche warten, um die Schwangerschaft „öffentlich“ zu machen, da Elas Bauch natürlich schon sehr früh angewachsen war und so mussten wir uns immer wieder diesen unqualifizierten und taktlosen Sprüchen aussetzen. Einer dieser Verwünschungen führte dazu, dass man stundenlang ins Grübeln verfiel und unsere Familie und unsere Freunde große Arbeit hatten, uns wieder aufzumuntern und uns auf unsere zwei Kinder zu freuen.

Nun war er da. Der Tag der zweiten Kontrolluntersuchung, welche wir wieder einmal in den Abendstunden bei Dr. Engels hatten. Es war der Nikolaustag, aber weihnachtlich waren Ela und ich überhaupt nicht in Stimmung. Ich musste mich zusammenreißen, nicht in kurzer Hose und T-Shirt bei dem Termin zu Erscheinen, da mein letzter Schweißausbruch nicht erneut stattfinden sollte. Elas Nerven wurden von Minute zu Minute schlechter. Sie wurde immer unruhiger und die gesamte Angst, welche wir in den letzten Tagen erfolgreich in den Hintergrund verdrängt hatten war auf einmal wieder da. Wir saßen am Tisch im Wohnzimmer und starrten auf die Uhr. „Ich habe unbeschreibliche Angst, dass der gleich doch drei Babys sieht. Ich will irgendwie gar nicht zu der Untersuchung.“ sagte Ela. Es kam was kommen musste. Ela bekam Panik. So große Panik, dass ich es kaum schaffte sie überhaupt in das Auto zu bekommen, geschweige denn das sie die Praxis betreten hätte. An so einem Tag erwies sich Dr. Engels Praxismanagement mit seinem Zeitverzug als äußerst nachteilig, denn nachdem ich es endlich geschafft hatte sie zu der Anmeldungstheke zu führen, wurden wir wieder nach Hause geschickt, da es noch eine Weile dauern würde bis wir dran kämen. Da Ela eigentlich nach dem Termin noch einen Termin bei einem Physiotherapeuten hatte, drehten wir kurzerhand die Termine und fuhren erst dorthin. Den Termin hätte Ela sich auch schenken können, denn da sie so aufgewühlt war, machten Entspannungsübungen für den Rücken so gut wie keinen Sinn. Zurück beim Frauenarzt versuchte ich Ela nun erneut davon zu überzeugen, dass wir „nur“ Zwillinge bekommen würden und sie sich von den Märchen der anderen nicht so verunsichern lassen sollte. Das beruhigte sie aber nicht wirklich und so brach sie bereits vor der Blutuntersuchung erneut in Tränen aus und weinte aus tiefster Seele aus Angst vor der bevorstehenden Ultraschalluntersuchung. Die Arzthelferinnen und Dr. Engels erkannten die Situation glücklicherweise richtig und so tat er uns den großen Gefallen, bevor wir überhaupt miteinander sprachen, mittels Ultraschall die Anzahl der erwarteten Kinder durchzuzählen. Ich hätte wirklich besser meine kurze Hose und ein T-Shirt angezogen, denn in meiner Fleece-Jacke floss der Schweiß erneut in Strömen meinen Rücken herunter. Ela zitterte am ganzen Körper und Dr. Engels scannte mit gekonnten Bewegungen relativ kurz den Bauch und sagte ohne die gewohnten Ausschweifungen „Keine Sorge, es sind immer noch zwei und es bleiben auch zwei!“

Es war zwar erst die zweite Untersuchung, aber so heftig wie der Schlag war, als wir erfahren hatten das es Zwillinge werden, so erleichtert war ich, dass die ganze Verunsicherung für umsonst gewesen sein sollte und wir „nur“ Zwillinge bekommen würden. Ela beruhigte sich daraufhin schlagartig, zog sich wieder an und wir setzten uns gemeinsam an einen Tisch und er begann mit der Befragung von Ela nach den letzten sechs Wochen. Wir notierten die 12. Schwangerschaftswoche plus zwei Tage und waren damit an einem sehr wichtigen Punkt in der Schwangerschaft angekommen. Das Geschlecht der Kinder war nun meistens schon erkennbar, die 3D-Grafiken wurden immer detailreicher und der Arzt konnte wichtige Erkenntnisse gewinnen, ob den Babys etwas fehlte, oder alles an Ort und Stelle war, wie man es sich wünschte. Er befragte uns sehr lange nach unserem Gemütszustand und wir berichteten erfreut über unsere Taten der letzten Wochen und das wir nun im Zwillingsmodus angekommen waren.

„Sehen sie. Ich habe ihnen doch gesagt, dass Zwillinge etwas Wunderbares sind. Jetzt schauen wir uns alle die Bilder an und freuen uns hoffentlich, dass es den beiden nach wie vor gut geht.“ schmunzelte Dr. Engels. Zufrieden und dem Anlass entsprechend entspannt zogen wir wieder auf die Behandlungsliege um, wo ein umfangreiches Screening der beiden Babys vorgenommen wurde. Nun interessierte uns natürlich am meisten die Frage nach dem Geschlecht der beiden Zwerge. Er machte mal wieder diese hektischen Bildabfolgen und dann war es klar. „Also ich erkenne zumindest nichts, was mich dazu bringt, Jungs zu sehen. Ich gehe mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass sie zwei Mädchen erwarten.“ Eine halbe Ewigkeit maß und durchleuchtete Dr. Engels die beiden Babys und stellte immer wieder sehr zufriedene Entwicklungen fest. „Das sieht alles sehr gesund aus. Wir können mit der Entwicklung der Babys mehr als zufrieden sein.“ bemerkte er und brachte uns immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, dass es sich bei einer Mehrlingsschwangerschaft stets um eine Risikoschwangerschaft handelte und man die Entwicklung von Kindern und Mutter genauestens verfolgen musste, um eventuelle Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Umso überraschter waren Ela und ich als wir wieder an der Anmeldung standen, und der nächste Termin erst nach den Weihnachtstagen und Silvester im neuen Jahr stattfinden sollte. „Fünf Wochen bis zu der nächsten Kontrolle?“ bemerkte Ela und fand den Abstand der Untersuchung etwas viel für eine Risikoschwangerschaft, wie der Arzt immer gerne betont hatte, doch die Arzthelferin beruhigte Ela umgehend und gab uns zu verstehen, dass die Kontrolltermine ab der zweiten Hälfte der Schwangerschaft engmaschiger würden.

Zufrieden und glücklich mit der Information, dass alles gesund war und wir zwei Mädchen erwarteten, machten wir uns mit den frisch ausgedruckten Bildern auf den Weg nach Hause um die Familie umgehend über die positiven Neuigkeiten zu informieren. Als wir wieder auch der Couch zusammen saßen und nochmal über das Verhalten der Babys auf den Bildern nachdachten, philosophierte Ela schon über die möglichen Namen der beiden. Bereits in den letzten Wochen hatten wir uns einige Namen sowohl für Mädchen als auch für Jungen überlegt und waren nun glücklich, zwei Mädchennamen suchen zu müssen, da uns die Wahl schöner Jungennamen wesentlich schwieriger fiel. Es war uns nicht leicht gefallen zwei Namen zu finden, welche sich im Kindesalter niedlich anhörten und gleichzeitig im Erwachsenenalter nicht zu kindlich klangen. Eigentlich waren wir mit der Suche schnell am Ende, denn die Namen Marie und Lara gefielen uns am besten. „Es sollen alte deutsche Namen sein, die im besten Fall nicht in einen Kosenamen abwandelbar sind“ sagte Ela und traf damit auch genau meine Vorstellung. „Ja Du hast Recht, ausländische Namen sind zwar im Moment in Mode, aber bei unserem Nachnamen, wäre das schon fast lächerlich!“ bestätigte ich Elas Wunsch. Ela nahm die Bilder, die wir eben ausgehändigt bekommen hatten, in die Hand. „Tja, aber wer von den beiden soll jetzt wie heißen?“ Das war die Frage der Fragen für wohl alle Mehrlingseltern. Von Dr. Engels wurden die beiden immer Fötus-oben und Fötus-unten genannt. Fötus-oben hatte ein rundliches, fast puppenartiges Gesicht mit kleinen Fingern und sah auf den Bildern schon sehr süß aus. Sie war auf den Live-Bildern die ruhigere gewesen, wo hingegen Fötus-unten sehr bewegungsfreudig umhergeschwommen war. Sie hatte auf den Bildern ein länglicheres Gesicht mit langen grazilen Fingern und wirkte insgesamt kleiner. Kein Wunder denn Fötus-oben war in Gewicht und Größe stets ein bisschen voraus. „Dann würde ich vorschlagen, nennen wir die aktivere von beiden Marie und die ruhigere Lara. Lara das passt auch besser zu dem süßen Gesicht!“ freute sich Ela, dass die Bilder nun Namen hatten. „Ja, so machen wir es. Und wenn es zur Geburt kommt und ich gefragt werde, wer wie heißen soll, dann heißt die Erstgeborene Marie und die zweite Lara. Weil unten kommt ja bei einer Geburt normalerweise vor oben.“ freute ich mich. Ich war mir sicher, dass ich keine komplizierten Erkennungsmerkmale nach einer aufregenden Geburt noch im Kopf hätte und dann gar nicht mehr wüsste wie die Beiden benannt werden sollten. „Abgemacht, so soll es sein.“ beendete Ela das nächste Kapitel im Werdegang einer Schwangerschaft. Von nun an hieß es, Durchhalten.

2 - Wunderkinder

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