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Die geschliffene und geschmackssichere Sprache, die Quintilian an Tibull am höchsten schätzte1, trug gewiss dazu bei, dass die sechzehn Elegien, die er in zwei Büchern vorlegte, mit guten Aussichten, den Wortlaut der Urfassung zu treffen, nahezu vollständig wiederherzustellen sind. Das Gesamtbild trüben lediglich vier Lücken im Gesamtumfang von kaum mehr als fünf Versen. Von diesen vier braucht die erste nicht länger mitgerechnet zu werden, da der Vers 1,2,26 zwar ausgefallen ist, sein Umfeld aber hinlänglich absichert, aus den drei Bauteilen Prop. 3,16,20, Lygd. 6,10 und Ov. ars 1,127 das passende Verbindungsstück nec mihi se comitem denegat ipsa Venus zusammenzusetzen.

Alle Versuche, die zweite, dritte und vierte Lücke wortgetreu zu füllen, müssen indessen scheitern. Zu groß sind die Spielräume, als dass die Mühe sich lohnen könnte, die verschollenen Verse 1,10,26, 1,10,27, 2,3,16 und 2,3,79 wiederherstellen zu wollen. Wohl aber erlaubt der Sinnzusammenhang, in dem sie jeweils stehen, ihren Inhalt ziemlich sicher zu erschließen. In V. 1,10,26 muss Tibull darin fortgefahren sein, die Hausgötter um ihre Hilfe zu bitten, in V. 1,10,27 ihnen gelobt haben, zum Dank für ihren Beistand Kostproben seiner Ernte darzubringen, in V. 2,3,16 in abhängiger Rede zu der Sage übergeleitet haben, Apollon habe als Stallknecht und Hirte des schönen Königssohns Admetos Kühe gemolken, um aus ihrer Milch Käse herzustellen, und in V. 2,3,79 sich die Szene ausgemalt haben, dass verliebte Männer, ohne vor verschlossener Tür zu sitzen, in kalten Nächten ausharren.

Die übrigen Mängel halten sich in Grenzen und sind, soweit sie nicht schon längst erkannt und behoben sind, mit behutsamen Texteingriffen leicht auszumerzen. So sehr auch grundsätzlich zu begrüßen ist, dass Friedrich Walter Lenz in seiner großen Textausgabe jüngere Lesarten humanistischer Herkunft und Konjekturen neuzeitlicher Gelehrter verzeichnete, so deutlich schält sich doch heraus, wie oft die Fehler nicht den Schreibern, sondern Herausgebern anzulasten sind, die richtige Fassungen vorschnell verwarfen oder vermeintliche Verbesserungen ungeprüft übernahmen. Diese Irrtümer und Versäumnisse wirken zu einem nicht geringen Teil bis heute fort und haben sich verschiedentlich vermehrt. Deshalb sei in aller Kürze aufgelistet, wo es nach den Grundregeln der Textkritik und Eigengesetzen der Verskunst geboten scheint, von Wortlaut oder Zeichensetzung seiner noch immer unentbehrlichen Editio maior abzuweichen.

Nach diesen Maßstäben ist in V. 1,4,44 amiciat zu halten, statt zu anticipet abzuändern, sind in V. 1,5,47 hinter mihi statt eines Kommas ein Doppelpunkt und hinter amator statt eines Semikolons ein Komma zu setzen, in V. 1,5,61 pauper erit praesto tibi praesto, pauper adibit statt pauper erit praesto semper, te pauper adibit zu lesen, in V. 1,6,42 stet procul zu belassen statt anzuzweifeln, in V. 1,6,72 inmerito in die Präposition in und das Adverb merito aufzuspalten, in V. 1,7,49 eher centum ludos als Genium ludis aufzugreifen, in V. 1,8,50 die Satzzeichen vor und hinter puella besser zu streichen, in V. 1,8,53 vae miser statt vel miser und in V. 1,9,40 sic statt sed voranzustellen, in V. 1,9,44 besser sed zu halten als durch et zu ersetzen, in V. 1,10,23 ipsa zu verteidigen statt von jüngeren Handschriften ipse zu übernehmen, in V. 1,10,38 puppis stehen zu lassen, statt auf turpis auszuweichen, in V. 1,10,57 nach Joseph Justus Scaliger subfusa statt nach der Überlieferung subtusa zu lesen, in V. 2,1,58 auxerat zu halten, statt nach jüngeren Handschriften zu duxerat abzuändern, in V. 2,2,5 hinter honores ein Doppelpunkt statt eines Kommas und in V. 2,2,6 hinter comas ein Komma statt eines Punkts zu setzen, in V. 2,2,22 aus den älteren Handschriften et statt aus den jüngeren ut abzudrucken, in V. 2,3,47 aus dem Florilegium Tibullianum mihi statt aus den gängigen Codices tibi zu verwerten, in V. 2,4,10 die farbigere Lectio difficilior vitrei der blasseren Lesart vasti vorzuziehen, am Ende von V. 2,5,70 ein Doppelpunkt statt eines Kommas und Gedankenstrichs zu setzen und in V. 2,5,71 hinter signa ein Doppelpunkt statt hinter cometen ein Beistrich einzufügen.

Von dieser Ausgangslage der Textüberlieferung hebt sich in drei Punkten ab, wie es um die Handschriften und Druckwerke bestellt ist, in denen neunzehn Elegien und ein Panegyrikus, die durchweg von Fortsetzern stammen, zu einer Gedichtsammlung gebündelt sind.

Der erste: Soweit es sich überblicken lässt, ist von diesem – mittlerweile gemeinhin als drittes Buch gezählten – Anhang kein einziger Vers verlorengegangen.

Der zweite: Von V. 3,4,65 ab kann auf Lesarten des Rests einer zuverlässigeren Handschrift zurückgegriffen werden, die nicht selten von den Auskünften aller übrigen Codices abstechen. Mittlerweile ist dieses Bruchstück, das nach dem Zwischenstand, dass der große Rechtsgelehrte Jaques Cujat es in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts besessen hatte, den Namen Fragmentum Cuiacianum trägt, zwar längst verschollen. Zum Glück aber hat es sein weltläufiger Schüler Joseph Justus Scaliger eingesehen und die Abweichungen, die er feststellte, in sein Exemplar jener Tibullausgabe eingetragen, die das Antwerpener Druck- und Verlagshaus Christoph Plantin im Jahr 1569 herausbrachte. In den Grenzen, die ihm der Umfang dieses Funds setzte, erwarb er sich mit seinem Textvergleich ähnliche Verdienste wie der Humanist Angelo Ambrogini Poliziano, als er 1482 in seinem Exemplar der Erstausgabe römischer Agrarschriftsteller, die Giorgio Merlani zehn Jahre zuvor in Venedig herausgebracht hatte, Zeile für Zeile vermerkte, wo und worin sie von dem im Kloster San Marco seiner Heimatstadt Florenz verwahrten, spätesten aber seit dem 18. Jahrhundert verschollenen Codex Marcianus abwich.2

Der dritte: Öfter als Tibull im ersten und zweiten Buch müssen seine Fortsetzer im dritten vor Missverständnissen bewahrt werden, die ihre Verskunst in ein schlechteres Licht rücken, als sie es verdienen. Verschiedentlich hat die Textkritik Blüten getrieben, deren Auswüchse dichterisch durchaus ansprechende Verse wie Unkraut überwuchern. In vier hartnäckigen Verdachtsfällen genügt es nicht, sich auf den handschriftlichen Befund oder neuzeitliche Heilungsversuche zu verlassen, sondern muss zur Wiederherstellung des ursprünglichen Wortlauts behutsamer als bisher eingegriffen werden. Wie sich diese Vorgehensweise auswirkt und in welchen Ergebnissen sie sich niederschlägt, ist am leichtesten zu ermessen, wenn die Abweichungen vom Wortlaut der beiden Ausgaben, die zwei so erfahrene Kenner römischer Liebesdichtung wie Friedrich Walter Lenz und Hermann Tränkle im Abstand von knapp zwanzig Jahren vorlegten, Vers für Vers verzeichnet werden. Zu diesem Zweck angestellt, schlägt der durchgängige Vergleich mit ihren beiden Druckfassungen der Gedichtsammlung wie folgt zu Buche:

In 3,1,8 lese ich wie Lenz tuis, in 3,1,10 wie Tränkle pumex et, in 3,1,11 wie Lenz chartae, in 3,1,12 wie Lenz facta, in 3,1,19 wie Lenz referet, si nostri und cura est, in 3,2,15 anders als beide rogalem, in 3,2,19 wie Lenz spargent, in 3,2,20 anders als beide ut iam, in 3,2,23 wie Lenz illic, in 3,3,36 wie Lenz neunt, in 3,3,38 anders als beide Ditis, in 3,4,3 wie Lenz vani, in 3,4,4 anders als beide vobis, in 3,4,9 wie Lenz natum in curas, in 3,4,11 wie Lenz illi, in 3,4,12 wie Lenz volent, in 3,4,26 wie Lenz nec videt illud opus, in 3,4,28 anders als beide Tyrio und wie Lenz myrtea, in 3,4,42 wie Tränkle dulci tristia, in 3,4,49 wie Lenz dico, in 3,4,50 wie Lenz quodque, in 3,4,59 wie Lenz suas, in 3,4,66 anders als beide verbera saeva, in 3,5,3 anders als beide maxima, in 3,5,7 anders als beide deorum, in 3,5,8 wie Lenz docere, in 3,5,11 wie Lenz sacrilegi … amovimus aegros, in 3,6,2 anders als beide geras, in 3,6,3 anders als beide pariter – sc. hederamedicante, in 3,6,21 wie Lenz convenit … severos, in 3,6,41 wie Lenz sic, in 3,6,44 wie Lenz tuo, in 3,6,46 wie Lenz sordida … fide, in 3,6,47 wie Lenz iuravit, in 3,6,55 wie Lenz inimica merenti, in 3,6,62 anders als beide in liquidum, in 3,6,63 anders als beide Tyrio, in 3,7,1 wie Lenz me, in 3,7,2 wie Lenz nequeant, in 3,7,3 wie Lenz at meritas, in 3,7,13 anders als beide terris, in 3,7,21 wie Lenz et … qua, in 3,7,37 wie Tränkle potior, in 3,7,55 wie Tränkle captos, in 3,7,63 wie Lenz aptaque, in 3,7,82 wie Lenz nam, in 3,7,88 wie Lenz et, in 3,7,91 wie Lenz celeremve, in 3,7,97 wie Lenz amplior, in 3,7,98 anders als beide venient, in 3,7,112a anders als beide saecula famae, in 3,7,113 anders als beide renovaverat, in 3,7,116 anders als beide Domator, in 3,7,129 anders als beide sint muta silentia, in 3,7,142 anders als beide aret Arectaeis aut unda perhospita, in 3,7,144 wie Lenz nec, in 3,7,164 wie Lenz nulla, in 3,7,169 wie Lenz vertitur, in 3,7,173 wie Tränkle confinditur, in 3,7,181 wie Lenz non, in 3,7,185 wie Tränkle messes, in 3,7,196 wie Lenz parvum, in 3,8,23 anders als beide haec sumet, in 3,9,21 anders als beide at, in 3,10,6 wie Lenz pallida, in 3,10,25 wie Tränkle tunc, in 3,11,9 wie Lenz mane, in 3,12,3 wie Lenz tota, in 3,12,15 anders als beide quod optet, in 3,12,19 wie Lenz sis iuveni grata, im selben Vers anders als beide ut veniet, in 3,12,20 wie Lenz votis iam vetus extet, in 3,13,1 wie Lenz pudori, in 3,14,6 anders als beide neu tempestivae saeve propinque viae, in 3,14,8 wie Tränkle quoniam, in 3,15,2 wie Lenz suo, in 3,15,3 wie Lenz natalis, in 3,15,4 wie Lenz nec opinanti, in 3,17,1 anders als beide placiture, in 3,19,16 anders als beide tibi und in 3,20,3 wie Lenz facta.

Allein in diesen 83 Textfragen stellt der Befund den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Schreibern gemeinhin ein besseres Zeugnis aus als den Herausgebern. In nicht weniger als 72 ist die jeweils beste Lesart durchaus zu vertreten, und in den übrigen elf können leicht erklärbare Textverderbnisse schonend geheilt werden.

In 3,1,8 kehrte schon Marc Antoine Muret meis zu tuis um, in 3,2,15 braucht rogate nur zu rogalem, in 3,2,20 etiam lediglich zu ut iam verbessert zu werden. In 3,4,4 stellte bereits Joseph Justus Scaliger vobis aus votis her. In 3,6,3 genügt es, medicando zu medicante sc. hedera abzuändern, um die zu Unrecht verdächtigte Lesart pariter zu retten. In 3,6,21 berichtigte bereits Carl Lachmann die beiden Verschreibungen non venit und severus zu convenit und severos. In 3,6,62 ist der Fehler erkannt und behoben, wenn der Buchstabe -i mit einem Dach oder Balken in der Vorlage stand und entweder schon ein Vorgänger oder erst Joseph Justus Scaliger es versäumte, diese gängige Abkürzung zu der Präposition in aufzulösen. In 3,7,142 tilgte bereits Carl Lachmann den Buchstaben -d, um ardet zu aret zu verbessern. In 3,12,19 fügte schon Anton Eberz die Konjunktion ut vor veniet ein, und in 3,12,20 ersetzte bereits Emil Baehrens die Lesart esset durch die seltenere Wortform extet. In einem Abstand von mehr als vier Jahrzehnten glückte es ihnen so mit vereinten Kräften, den Schachtelsatz sis iuveni grata ut, veniet cum proximus annus, hic idem votis, iam vetus, exstet amor instandzusetzen. In 3,14,6 tauschte schon Karl Mras das sinnwidrige Adverb saepe gegen den Vokativ saeve aus.

In allen diesen elf Streitfällen lassen sich nicht nur die Fehler ohne tiefe Einschnitte ausmerzen, sondern auch ihre Ursachen klar erkennen. Im ersten wurde tuis schon im Grundstock der sich im Mittelalter verzweigenden Textüberlieferung von meis verdrängt, weil ein Schreiber übersehen hatte, dass von V. 7 an die Musen sich äußern. Im zweiten rührte die Verschreibung rogate von den beiden Stolpersteinen her, dass selbst die Dichter das von rogus, »Scheiterhaufen«, abgeleitete Eigenschaftswort rogalis nur selten wählten und die Endsilbe -lem seines Akkusativs vollends verwirrte, wenn sie zu -lê abgekürzt war. Im dritten war in dem endlos langen Satzgefüge, in dem der Vers mox ut iam niveo fundere lacte parent stand, leicht zu übersehen, dass das Adverb mox, wurde es der Konjunktion ut vorangestellt, einen Absichtssatz einleitete. Im vierten lesen die Herausgeber noch immer mit François Guyet in nobis statt mit Joseph Justus Scaliger in vobis, weil sie nach wie vor verkennen, dass Lygdamus die Träume in dem gleichen ungehaltenen Ton, in dem er sie mit dem Vokativ vani als »windige Gesellen« anredet, mit der Zurechtweisung »Hört auf, bei euresgleichen Glauben zu vermissen!« anzuherrschen fortfährt. Im fünften schleppte ein Schreiber den zählebigen Fehler ein, das Partizip medicante gegen das Gerundium medicando auszuwechseln. Nur deswegen zertrümmerten die Herausgeber den heil gebliebenen Baustein pariter, obwohl der Ablativ hedera vom vorherigen bis in diesen Vers hinein fortwirkt, um das Adverb pariter gemeinsam mit dem Partizip medicante zu umrahmen. Im sechsten verleitete zu dem Trugschluss, convenit … severos müsse zu non venit … severus berichtigt werden, die Hürde, dass das Verb convenire in der Sprache der Dichter seltener als in der des Volkes den Akkusativ nach sich zieht, wenn von Menschen die Rede ist, mit denen jemand verkehrt. Im siebten hätte Joseph Justus Scaliger die Präposition in mit dem Imperativ i verwechselt, sollte er erst, wie er in 3,7,193 ausi zu ausim aufzulösen versäumte, übersehen haben, dass sie zu î abgekürzt war. Im achten verführte ein in der Liebesdichtung so verbreitetes Verb wie ardere, »(vor Leidenschaft) brennen«, dazu, aret zu der nahezu gleichlautenden Wortform ardet zu verschreiben. Im neunten konnte ein Schreiber leicht darüber stolpern, dass aus dem Nebensatz veniet cum proximus annus das Prädikat herausgerückt ist, im zehnten einer, der iam vetus nicht prädikativ auffasste, schon allein durch die Wortstellung versucht sein, exstet zu esset zu glätten. Im elften überfordert Sulpicia Leser, denen entgeht, dass sie ihren mit der unpünktlichen Reise seiner Nichte hadernden Onkel Messalla hintersinnig mit Achill, dem Priamos und Agamemnon grollenden Helden der Ilias, vergleicht. In ihrer Wortwahl, ihn mit neu tempestivae saeve propinque viae im Vokativ anzureden, klingt eher verschmitzt als tiefernst nach, wie Vergil, Aeneis 1,458, mit saevom ambobus Achillem kurz und bündig die Gemütsverfassung dieses Halbgotts schilderte.

Im dritten Buch, so stellt sich kurzum heraus, bleibt keine einzige Textverderbnis zurück, die nicht nach den bewährten Grundsätzen verantwortungsbewusster Textkritik zu heilen wäre. Während sich im ersten und zweiten drei von vier Lücken nicht mehr sicher schließen lassen, können im dritten sämtliche Gedichte von Anfang bis Ende lückenlos wiederinstandgesetzt werden.

Auf den ersten Blick mag dieser Befund überraschen, da sich die Fortsetzer, so stark auch das Niveau ihrer Gedichte schwankte, im Durchschnitt nicht so geschliffen ausdrückten wie Tibull. Auf den zweiten aber zeigt sich, wie viel dem Glücksfall zu verdanken ist, dass der große Rechtsgelehrte Jacques Cujat seinem Meisterschüler Joseph Justus Scaliger die Aufgabe übertragen hatte, den Rest einer verstümmelten Handschrift auszuwerten, die zahlreiche Lesarten der übrigen Codices als unnötige Eingriffe oder zu tiefe Einschnitte in heiles Fleisch entlarvt. Wäre dieser Schatz in die falschen Hände geraten und, ohne Spuren zu hinterlassen, abhandengekommen, hätte aller Scharfsinn so überzeugende Lesarten wie saeva in 3,4,66, hoc sc. viro in 3,4,80, succincta in 3,4,89, trita in 3,5,10, qualis quantusque in 3,6,23, in in 3,6,62, nequeant in 3,7,2, at in 3,7,3, quaque index in 3,7,30, nam quis te in 3,7,39, lothos in 3,7,55, inter geminae in 3,7,70, arupinis in 3,7,110, perhospita in 3,7,142, igitur in 3,7,161, ierint in 3,7,175, fecundas ad deficienda in 3,7,185, ante actos in 3,7,189, vincere in 3,7,200, celerem in 3,7,205, quandocumque in 3,7,210, pr(o)elia in 3,9,3, qui mihi in 3,11,1, neu quis in 3,12,7, iam licet in 3,15,2 oder lento in 3,17,6 schwerlich erschließen können.

In der Gesamtschau bestätigt sich somit wie so oft, dass die mittelalterliche Überlieferung antiker Texte besser ist als ihr Ruf. Bis auf drei Lücken im Umfang von kaum mehr als vier Versen kann das ehrgeizige Ziel, den Wortlaut der Urfassung nach den bewährten Grundregeln behutsamer Textkritik so getreu wie möglich wiederherzustellen, bei Tibull und seinen Fortsetzern so zuversichtlich verfolgt werden wie bei Properz.3 Bei den vier Gedichtbüchern, die er hinterlassen hat, wiegt dieses Gesamtergebnis um so schwerer, als sich in einem ›Thesaurus criticus ad Sexti Propertii textum‹ vom Jahr 1970 auf nicht weniger als 166 Seiten niedergeschlagen hat, welche Tücken seine anspruchsvolle Dichtersprache birgt. Mit überdurchschnittlichen Erfolgsaussichten zu erzielen war es nur auf dem Fundament der älteren Textüberlieferung, wie sie der Codex Neapolitanus, nunc Guelferbytanus Gudianus aus der Zeit um 1200 n. Chr. verkörpert.

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