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Vorwort
ОглавлениеBeim vorliegenden Band handelt es sich um eine bearbeitete Mitschrift von fünf öffentlichen Vorlesungen, die ich im Sommersemester 2020 an der Psychologischen Hochschule Berlin gehalten habe. Im Zuge der Corona-Pandemie fanden die Vorlesungstermine als Online-Vorträge statt, was zum einen einigen die Teilnahme ermöglichte, denen es sonst nicht möglich gewesen wäre, andererseits den Charakter der Veranstaltung doch deutlich veränderte, zumal sie als Abschluss der insgesamt acht Semester (zwischen Oktober 2016 und Juni 2020) andauernden und 40 Termine umfassenden Reihe fungierte. Die Vorlesungsreihe ist Teil eines Projekts zu den Grundelementen psychodynamischen Denkens gewesen, in dem es unter der dreifachen Perspektive »Konzeptuelle Kritik, klinische Praxis, wissenschaftlicher Transfer« darum geht, sich mit psychoanalytischen Konzepten auseinanderzusetzen: Trieb (Band I), Sexualität und Konflikt (Band II), dynamisch Unbewusstes (Band III), Objekte (Band IV), Übertragung (Band V), Abwehr und Widerstand (Band VI), Ich/Selbst (Band VII) und nun Deutung (Band VIII). Ziel ist dabei gewesen und ist es auch weiterhin, sowohl in der öffentlichen Diskussion als auch im vorliegenden Format einer Buchreihe eine Art kritisches Kompendium psychoanalytischer Konzepte zu entwickeln, ohne dabei den Anschluss an das Behandlungssetting oder den wissenschaftlichen Austausch zu vernachlässigen. Wenn es um Grundelemente psychodynamischen Denkens geht, soll damit auch der Hinweis darauf gegeben werden, dass aus Sicht der Psychoanalyse jedes, also auch das wissenschaftliche, Denken selbstreflexiv ist: Das Denken über Psychodynamik ist unweigerlich selbst psychodynamisch, d. h. es erkundet die Struktur der Konzeptzusammenhänge auch auf der Ebene der Bedeutung von Konzeptbildung selbst.
Für ein solches Vorgehen ist das Werk Freuds der Ausgangs- und ein kontinuierlicher Bezugspunkt. Mir geht es um eine genaue Prüfung dessen, was Freud mit seinen Konzepten »vorhat«, d. h. welche Funktion diese haben und welches ihr argumentativer Status ist. Dabei soll nicht eine bloße Freud-Exegese geschehen, sondern eher ein Lesen Freuds »mit Freud gegen Freud«. Es wird deutlich werden, dass der grundlegende konzeptuelle Rahmen, den Freud seiner Psychoanalyse gibt, es auch erlaubt aufzuzeigen, wo er hinter den Möglichkeiten seiner Konzeptbildung zurückbleibt. Vor allem soll damit eine weitere Öffnung der oft als zu hermetisch wahrgenommenen Psychoanalyse erfolgen, in den Worten Freuds gesprochen: »Sie können mir glauben, daß wir nicht gern den Anschein erwecken, als seien wir Geheimbündler und betreiben eine Geheimwissenschaft.« (Freud, 1933a, S. 76)
Über den Ausgangspunkt der Vorlesungen erklärt sich die Form des vorliegenden Textes, der nah an der gesprochenen Darstellung verbleibt. Auch sind, wie in jeder Vorlesung, eine Reihe von inhaltlichen Bezugnahmen auf Arbeiten anderer Autorinnen und Autoren eingeflossen, die mein Denken grundlegend beeinflussen, ohne dass dazu durchgängig im Detail eine Referenz erfolgen kann.
Bedanken möchte ich mich bei den Teilnehmenden an den öffentlichen Vorlesungen für ihr Interesse, sowie beim Kohlhammer Verlag, namentlich Ruprecht Poensgen und Kathrin Kastl, für die Unterstützung bei der Vorlesung und der Veröffentlichung. Außerdem danke ich Caroline Huss für die Anfertigung von Transkripten zur Audio-Aufzeichnung der Vorlesung. Cornelia Weinberger, Mona Brettschneider und Morris Hoffmann gebührt Dank für die planerische und technische Unterstützung bei der Durchführung der Vorlesungen. Julia Sieg danke ich für die Unterstützung beim online durchgeführten Rollenspiel. Der Psychologischen Hochschule Berlin danke ich schließlich für die Möglichkeit, eine solche Vorlesungsreihe durchzuführen, die mir großes Vergnügen bereitet hat.
Heidelberg, im Winter 2021
Timo Storck