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Wasser für alle

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Ein Gastbeitrag von Heinke Willms

Endlich.

Auf das Dach des Busses trommeln die Tropfen. Ich sitze im Trocknen, auf der Fahrt durch Tansania.

Monatelang hatten alle hier auf Regen gewartet. Und jetzt kommt wenigstens schon mal ein kräftiger Schauer. Sekundenschnell saugt die rote Erde das Wasser auf. Nur hier und da bleibt es für kurze Zeit stehen und bildet schlammige Pfützen.

Ich sehe Menschen dorthin laufen. Sie schöpfen in ihre Hände und trinken sich satt. Dann halten sie Plastikflaschen in die rötlichen Lachen. Langsam fließt das trübe Wasserhinein.

Ich denke an einen Film, den ich gesehen habe. Bilder von kleinen dunklen Erdhütten sind zu sehen. Kinder sitzen auf dem Boden, mit dunklen und fiebrigen Augen. Dann eine Ärztin, die vor einem Krankenhaus ein Interview gibt. Von verschmutztem Wasser spricht sie. Von Krankheiten, die sich ausbreiten. Von sauberem Trinkwasser, das hier jetzt so nötig wäre.

Als unsere Busfahrt an einem Busbahnhof endet, kaufe ich mir an einem kleinen Kiosk eine Flasche Wasser. „Direkt aus dem Kühlschrank“, sagt der Kioskbesitzer stolz. Mit meiner nassgeschwitzten Hand nehme ich das Wasser entgegen, spüre die Kälte, freue mich darauf, sie zu schmecken. Ja, ich kann es mir kaufen: sauberes und frisches Wasser – es wird meinen Durst löschen, ohne mich krank zu machen.

Das Recht auf Zugang zu Trinkwasser ist ein Menschenrecht, lese ich später in einem Zeitungsartikel. Dort werden Konzerne kritisiert, die in wasserarmen Regionen die Wassernutzungsrechte erwerben. Sie zäunen die Quellen ein, zapfen das Wasser ab und verkaufen es zu Wucherpreisen: Manchmal kostet dann ein Liter Wasser mehr als ein Liter Benzin.

Wie aktuell werden hier die Worte der Jahreslosung: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“

Und so will ich diese Worte nicht nur auf ein künftiges Gottesreich deuten, sondern auch als Vision für die Erde verstehen, als Zukunftsbild, das uns Gottes Willen vor Augen führt: Lebendiges Wasser, quellfrisch und sauber, für alle, die Durst haben. Umsonst.

Die Fans des Fußballvereins St. Pauli setzen sich für diese Vision ein: Sie löschen im Stadion ihren eigenen Durst mit Bier, Saft oder Wasser. Nach dem Spiel bringen sie ihre Pfandbecher zurück. Viele verzichten auf das Pfandgeld und spenden es so für die Aktion „Viva con agua“. Von dem Geld werden in kleinen äthiopischen Dörfern Brunnen gebaut. Hier können die Menschen es dann schöpfen: Wasser, das Leben bringt – umsonst und in erreichbarer Nähe.

Dieses Wasser löscht nicht allein den leiblichen Durst. Mädchen, die früher weite Wege gehen mussten, um für die Familie Wasser zu holen, bleibt nun die Zeit, zur Schule zu gehen. Durst nach Wissen, nach Bildung, nach Leben – auch ihn zu löschen – das gelingt dort, wo sauberes Wasser zugänglich ist.

„Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“

Mit wachen Sinnen nehme ich die Worte der Jahreslosung mit auf den Weg in das neue Jahr. Ich bin gespannt zu entdecken, wo ich dazu beitragen kann, diese Vision in unsere Welt hineinwirken zu lassen.

(http://www.vivaconagua.org/, Zugriff am 19.4.2017)

Wo das Leben entspringt

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