Читать книгу GEGEN UNENDLICH. Phantastische Geschichten – Nr. 15 - Tino Falke, Michael J. Awe - Страница 3

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VORWORT


Liebe Freunde des Phantastischen,


metaphorisch gesprochen, umkreisen die Geschichten dieser Sammlung wie die Planeten eines Sonnensystem einen gemeinsamen Mittelpunkt. Die unterschiedlichen Bahnen um das Zentralgestirn mögen sie durch jeweils andere Gefilde führen, und unterwegs begegnen ihnen jeweils andere Phänomene, aber der Kern, der sie mit unsichtbarer Kraft an sich bindet, bleibt doch derselbe. Liebe, Sex, Erotik, Verführung und Leidenschaft sind beinahe durchgängig die grundlegenden Elemente.


Den Auftakt bildet Raven E. Ditzels »Sciurus«, eine eindringliche Schilderung, die uns ganz nahe heranrückt an das intime Ringen von Gut und Böse in der Grausamkeit vertrauter Katastrophen. Der Leser wird Zeuge eines Dialogs, in dem ein Dämon und ein Engel die Causa Gut versus Böse verhandeln.


Und es gibt weitere Schlachtfelder. Auf einem von ihnen wird das Banner mit der Aufschrift »Love is a battlefield« vorweggetragen. Entweder ist es die Liebe, die das Schlachtfeld erschafft, oder sie ist es, die aus ihm den letzten Ausweg weist. Die alte Parole, dass im Krieg wie in der Liebe alles erlaubt ist, belegen sowohl Matthias Weber mit »Zeitspringer« als auch Norbert Fiks mit »Abschied von Brontannasdé«.


Längst ist nicht mehr sicher, wer für das vermeintlich starke, wer für das angeblich schwache Geschlecht steht. Frauen wissen sich zu wehren, wenn sie in die Liebesfalle getappt sind (Nele Sickel: »Im Neonlicht des neuen Tages«), Männer strecken die Waffen und ergeben sich ihrem Schicksal (Manfred Lafrentz: »Wolf in der Steppe«). In Kurt Münzers »Die Katze« geht es um Rache aus dem Totenreich, und auch in Simon Viktors »Elias« erweist sich der Ruf des Jenseits stärker als das Diesseits. Gleiches gilt für Tino Falkes »Hutmachers Laterne«, eine Geschichte, die zudem mit unkonventionellen stilistischen Mitteln reizt.


Nur eine vermeintliche Verschnaufpause gewähren uns Marco Denevi mit »Janóvice«, einer durchtriebenen Geschichte aus dem Mikrokosmos einer kafkaesken Bürowelt, oder Fernando Sorrentino mit seiner anekdotischen »Cubelli-Langune«. Doch schon mit Uwe Dursts »Dämmerung« meldet sich das Grauen zurück: Der Strahler richtet sich auf eine Szene, die kurz und wuchtig ist wie ein Donnerschlag. Hier ist die Erwartung des Unausweichlichen übermächtig ­ gewaltiger als alles, was nur angedeutet werden kann.


Wenn es um letzte Dinge geht, um Liebe und Tod, ums Existenzielle, dann landen wir bald bei den Dystopien, in denen sich das Geschehen dramatisch zuspitzt und apokalyptische Ausmaße annimmt. Willkommen zum Showdown der Menschheit! Den illustrieren Sascha Dinse in »Risse«, Michael J. Awe in »Der Komplex«, Ute Dietrich in »Das Depot« und Andreas Fink in »Salvation3«. In einer fernen Zukunft stellen die Protagonisten in Lea Reiffs »Arturs Erwachen« menschliche Schicksale nach, von denen sie aber seltsam unberührt bleiben.


Zurück an die Ursprünge vormenschlichen Lebens, das sich ans Licht kämpft, begibt sich Gabriele Behrendt in »Partition«, während in der schon meditativen Betrachtung »Freier Fall« von Hans Jürgen Kugler alle Bewegung zu einem Stilleben gerinnt, das im Wortsinne All umfassend ist.


Rainer Erler setzt mit »Die Auserwählten« einen versöhnlichen Schlußpunkt. In seiner Geschichte wehren sich zwei Menschen dagegen, dass ihre Verbundenheit für einen höheren Zweck instrumentalisiert werden soll und füllen die auferlegte Pflicht mit eigenem Leben.


Sie sehen, was man in dieser Ausgabe zu lesen bekommt, ist alles andere als leichte Kost, und dennoch bereichernd. Lassen Sie sich gut unterhalten!


Die Herausgeber Michael J. Awe & Andreas Fieberg


Bonn, im April 2018

GEGEN UNENDLICH. Phantastische Geschichten – Nr. 15

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