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Ein unglaubliches Angebot

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Es dauerte ganze drei Monate, bis wir aus Wien die Nachricht über den abgewickelten Verkauf erhielten. Erfreulicherweise war es tatsächlich diese englische Firma mit dem Namen EUROLOG, die uns übernahm. Es handelte sich dabei um einen europäischen Speditionskonzern mit Sitz in London und Niederlassungen in Großbritannien, Irland, Holland, Belgien, Frankreich, Spanien, Portugal und Italien.

Man hatte sich dort entschlossen, auch den österreichischen Markt zu bedienen und daher eine bestehende Organisation mit Filialen in allen Bundesländern gesucht. Angesichts der finanziellen Lage unserer Firma dürfte der Preis nicht allzu hoch gewesen sein. Aber das interessierte mich weniger, als die Tatsache, wie es nun mit uns weitergehen würde.

Ich war äußerst überrascht, als mich jener Engländer, der sich mit mir damals länger unterhalten hatte, persönlich anrief und nach London einlud. Das Treffen fand eine Woche später statt und John Dare, so hieß der Eigentümer des gesamten Unternehmens, stellte mich seinen führenden Mitarbeitern und auch den einzelnen Länderchefs vor. Er hatte sich entschieden, Salzburg zur Zentrale und Drehscheibe der österreichischen Organisation auszubauen. Aufgrund meiner bisherigen Tätigkeiten und vor allem auch wegen meiner langjährigen Auslandserfahrung wollte er mir die Leitung von Österreich übertragen.

Mich überraschte dieses Angebot natürlich sehr, nahm es aber ohne auch nur einen Moment zu zögern an. Ich kannte von früher her gesunde Speditions-Organisationen und schien mir sicher, hier in so einer aufgenommen worden zu sein. Die Leute, allen voran John Dare, der etwa gleich alt wie ich war, schienen äußerst kompetent und umgänglich zu sein. Das Eis schmolz vollends, als die Länderchefs merkten, dass sie sich mit mir fast in allen ihren Landessprachen unterhalten konnten und dass ich tatsächlich auch einige Jahre in den meisten ihrer Länder verbracht hatte.

Man beabsichtigte also, die einzelnen Filialen in Österreich den zukünftigen Anforderungen anzupassen und gegebenenfalls auch auszubauen. In Wien wollte man den bisherigen Standort im Stadtgebiet aufgeben und in Autobahnnähe an den Stadtrand übersiedeln. In Salzburg schien die bestehende Anlage für das Vorhaben ebenfalls viel zu klein und man sah daher auch hier die Errichtung einer neuen Zentrale mit ausreichender Umschlagfläche vor.

Transporttechnisch plante man, Österreich aus allen Konzernländern mit diversen Sammelgütern zu beliefern und diese in Salzburg umzuschlagen. Von hier aus sollte die Verteilung erfolgen und auch für ausreichend Güter für die Rückbeladung der firmeneigenen Wechselbrücken-Lkws gesorgt werden. Aus allen seinen Ländern würden laut Meinung von John Dare am Anfang täglich ein, in weiterer Folge jeweils zwei bis drei Lkws eintreffen.

Die Verteilung der Sendungen in Österreich sollte für uns absolut kein Problem darstellen, da wir alle darin genügend Erfahrung besaßen. Bei der kurzfristigen Beschaffung von ausreichenden Rückladungen hatte ich vorerst zwar leichte Bedenken, erwähnte diese aber natürlich nicht. Außerdem war ich mir dann etwas später doch wieder sicher, dies zusammen mit Ivo und seinen Leuten und auch mit Hilfe unserer Filialen zu schaffen.

John, wir sprachen uns bald wie in der Gruppe üblich nur mit dem Vornamen an, stellte mir auch seine Unternehmensberatung, die Firma SETERS vor, welche für die gesamte Gruppe EUROLOG in allen Ländern agierte. Diese Firma betreute die Gruppe in wirklich allen Belangen vor Ort und sollte auch in Österreich für uns aktiv werden.

Ich kannte diese Firma zwar nicht, stellte aber bald fest, dass sie weltweit vertreten war und auf allen Gebieten wertvolle Arbeit leisteten konnte. Der Bogen dieser Tätigkeiten spannte sich von Finanzprüfung über Steuern, Recht, Personalrekrutierung, innerbetriebliche Beratung, Betreuung und Optimierung hin bis zur Beratung bei kompletten Firmenübernahmen, baulichen Planungen und Ausführungen, Investitionen und noch vieles mehr. SETERS hatte zusammen mit John seinerzeit den Konzern in Europa mit aufgebaut und genoss deshalb dessen uneingeschränktes Vertrauen.

John beauftragte später seinen Assistenten Tom, mir die gesamte Anlage zu zeigen. Ich war schon bei meiner Ankunft vom riesigen Ausmaß der Gebäude beeindruckt gewesen, staunte aber bei deren Besichtigung noch mehr. Die Anlage bestand aus zwei sehr großen, gegenüber liegenden Umschlagshallen, einem enormen technischen Servicecenter für den großen, eigenen Fuhrpark und einem beachtlichen Bürogebäude. Sämtliche Hallen umgaben große Rangier- und Parkflächen und es herrschte überall eine sehr rege Tätigkeit.

Sowohl in den beiden Lagerhallen mit den jeweiligen Maßen von 450 m x 200 m, als auch in den darüber liegenden operativen Büros fiel mir trotz der Masse an Sendungen und Transporten größte Ordnung auf, was mich doch sehr beeindruckte. Auch in dem Hauptgebäude, in dem sich die Leitung und Verwaltung befand, hatte ich denselben positiven Eindruck.

Tom erzählte mir etwas mehr von der gesamten Organisation EUROLOG und begann mit dem Start vor gut 20 Jahren. John übernahm damals bereits in sehr jungen Jahren mit circa 25 Jahren nach dem frühen Tod seines Vaters den Londoner Speditionsbetrieb und baute diesen so nach und nach mit Hilfe seiner sehr vermögenden Familie europaweit zu diesem beachtlichen Konzern aus.

Er besaß nach einiger Zeit Filialen in fast allen Ländern Westeuropas. Genau gesagt fehlten nur Deutschland, Österreich und die Schweiz. Alle Länder funktionierten auf die gleiche Weise, nämlich mit Zentralen vorrangig in den Landeshauptstädten und mit weiteren Verladezentren in den restlichen Großstädten oder Ballungsräumen. Diese Verladezentren verfügten wiederum über mehrere kleinere Umschlags- und Sammelzentren in ihren großräumigen Einzugsgebieten. Alle diese Stützpunkte beschäftigten durchwegs auch Verkaufspersonal, da man im Konzern auf Kundenwerbung und Betreuung größten Wert legte.

Die größeren Länder, wie Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien unterhielten zwischen 10 und 12 Verladezentren pro Land, die kleineren wie Irland, Portugal, Belgien und Holland zwischen 2 und 4 Zentren. Jedes Verladezentrum hatte wiederum in seinem Einzugsgebiet zwischen 2 und 5 regionale Depots und Verkaufsbüros zur Verfügung.

EUROLOG schien sowohl auf den jeweiligen nationalen als auch auf den internationalen Märkten sehr erfolgreich tätig zu sein. Alle Verladezentren belieferten sich untereinander täglich mit firmeneigenen Wechselbrückenfahrzeugen und bewegten so äußerst rasch riesige Mengen an Sendungen. Man garantierte den Kunden sehr kurze Lieferzeiten und schaffte dies alles durch eine sehr straffe Organisation und je nach Entfernung mit zwei Fahrern pro Lkw. Wie mir Tom stolz erklärte, trafen jeden Tag mehr als 50 Lkws von den internationalen und nationalen Verladezentren bei ihnen in London ein und wurden auch wieder umgehend an diese voll beladen zurückgesandt.

Hauptsächlich transportierte man klassisches Sammelgut in den Größen von 20 kg bis 5 to. In einer der beiden Hallen in London betrieb man auch Lagerhaltung für diverse Kunden. Dort sah ich ebenfalls in einem anderen Teil der Halle spezielle Vorrichtungen für Textiltransporte und -lagerungen, was mich doch etwas überraschte. Wie mir Tom erläuterte, unterhielt EUROLOG diese speziellen Verkehre für hängende Textilien auch zwischen ihren einzelnen Ländern. Man war sehr stark im Modegeschäft tätig und transportierte dadurch täglich eine Unmenge an Textilien auf diese Weise für sehr viele Kunden.

Der gesamte Betrieb lief, wie überall in der Gruppe, in einem 3-Schicht-Rhythmus ab und man beschäftigte laut Tom in London über 1.500 und im ganzen Konzern über 16.000 Mitarbeiter. Wie ich erst später erfahren sollte, war diese Organisation äußerst rentabel und erwirtschaftete dadurch jährlich beträchtliche Gewinne.

Wieder zurück, fragte mich John nach meinen Eindrücken und ich konnte ihm nur bestätigen, dass mir alles sehr gut gefiel. Er teilte mir mit, dass derartige Anlagen in seiner Gruppe Standard wären und die Verladezentren, egal in welchen Ländern auch immer, zumindest über eine dieser riesigen Hallen verfügten. Auch wir in Salzburg sollten bald so eine Halle mit jeweils 100 Toren an beiden Längsseiten und 40 an der Stirnseite bekommen. SETERS hätte von ihm schon den Auftrag erhalten, einen passenden Standort in der Nähe von Salzburg zu suchen und wäre wohl auch schon fündig geworden.

Wie ich weiters hörte, handelte es sich dabei um ein vor einiger Zeit neu eingerichtetes Industriegebiet etwas außerhalb von Salzburg mit einem eigenen Autobahnanschluss. Ich kannte dieses Gebiet natürlich und wusste, dass dort eigentlich ein riesiger Produktionsbetrieb hätte angesiedelt werden sollen. Dieser entschied sich wohl aber im letzten Moment für einen anderen Standort. Der Fall wurde seinerzeit bei uns ausführlich in den Medien diskutiert. In der Zwischenzeit siedelten sich dort zwar vereinzelt kleinere Betriebe an, der Großteil des Areals blieb aber weiterhin frei. Mir gefiel die Idee, dort zu bauen, aus mehreren Gründen sehr gut. Die Autobahn führte nämlich in der Nähe vorbei, es gab ausreichend Platz und die Anbindung an den städtischen Nahverkehr schien optimal.

Eine unglaubliche Entwicklung

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