Читать книгу Eine unglaubliche Entwicklung - Tom Burgess J. - Страница 4
ОглавлениеWieder zurück in Salzburg, überraschte ich die gesamte Mannschaft mit diesen Neuigkeiten und alle freuten sich verständlicherweise sehr, dass es auf diese Weise weitergehen sollte. Ich lud alle 65 Mitarbeiter am Abend in das kleine Lokal meiner langjährigen Lebensgefährtin Lisa in Salzburg ein und wir feierten unseren voraussichtlichen Neubeginn bis spät in die Nacht.
Georg, ein Mitarbeiter von SETERS Frankfurt mit bayerischen Wurzeln, blieb nun ständig bei uns in Salzburg und kümmerte sich auftragsgemäß um alles Organisatorische, wie den Bau der neuen Anlage mit allen Genehmigungen, die Ausstattung aller österreichischen Häuser mit ausreichend Wechselbrückenfahrzeugen, neuen Wechselbrücken, Nahverkehrs-Lkws, zusätzlichem Personal und vieles mehr. Er war mir wirklich eine sehr große Hilfe und auch menschlich in Ordnung, sodass sich bald ein freundschaftliches Verhältnis zwischen uns entwickeln sollte.
Ich besuchte mit Georg zusammen natürlich bald unsere Häuser in den anderen Bundesländern und stimmte die Kollegen dort ebenfalls auf unseren neuen Kurs ein. Nur in Wien regte sich Widerstand, da man natürlich mit einer Standortverlegung vom Süd-Osten der Stadt an den nord-westlichen Stadtrand und vor allem mit einer Leitung in Salzburg nicht einverstanden war.
Das alles störte uns jedoch nicht, da wir für Wien bereits andere Pläne hatten. SETERS suchte seit Beginn in der Wiener Gegend ein passendes Objekt und fand dieses auch bald. Von der alten Wiener Bammer-Belegschaft übernahmen wir dann nur einen verschwindend kleinen Teil, der Rest konnte oder wollte nicht mit uns übersiedeln und schied daher nach und nach aus.
Ich bot Heinz Seiler, dem Chef unseres neutralen Wiener Partners, die Leitung dieser neuen Filiale an, nachdem ich ihm bei meinem letzten Besuch in Wien mehr über unseren neuen Konzern und vor allem über unser Vorhaben erzählte. Ich wusste, dass er firmenintern nicht sehr zufrieden war und sollte mich nicht getäuscht haben, denn er nahm nach einigen Tagen mein Angebot an.
Es herrschte grundsätzlich keine große Eile, da wir erst in einem Jahr mit unseren neuen Anlagen und den EUROLOG-Verkehren beginnen wollten. Bis dahin sollte unsere neue Halle in Salzburg stehen und die im Moment leer stehende, neue Anlage in Wien adaptiert werden. Auch wollten wir die Umbenennung der Firma in Österreich erst zu diesem Zeitpunkt durchführen.
Da der Verkauf von Bammer nicht ganz geheim gehalten werden konnte, informierten wir von uns aus alle Kunden und Partner über die zukünftige Entwicklung. Es gelang uns, sie alle zu beruhigen, lediglich unsere Speditionspartner in Westeuropa begannen bald, sich verständlicherweise Ersatz für uns zu suchen. Dies sollte ihnen aber nicht so leicht gelingen, wie wir später feststellten. Ich bedauerte diese Trennungen sehr, da wir doch lange Zeit sehr gut zusammen gearbeitet hatten, aber es gab in diesem Falle leider keine andere Wahl.
In Wien rechneten wir sogar mit dem Verlust fast aller Kunden und Verkehre, da die verschiedenen Bammer-Mitarbeiter zur Konkurrenz überwechselten und ihre Kontakte mitnahmen. Das störte uns aber nicht besonders, da wir ohnehin mit Heinz völlig neu beginnen wollten und dieser wiederum seine eigenen Verbindungen einzubringen versprach. Auch hoffte ich stark, dass wir den einen oder anderen Bammer-Kunden später doch wieder für uns gewinnen würden können.
Alle unsere Ost- und Süd-Ost-Partner, die uns bisher regelmäßig anfuhren und ihr Sammelgut hier verzollen und durch uns verteilen ließen, freuten sich auf eine noch bessere Zusammenarbeit durch die neue Anlage und wollten uns weiterhin treu bleiben.
Genauso verhielt es sich bei unserer Charter-Abteilung. Ivo, der Leiter dieser Dispositionsabteilung, kontaktierte natürlich alle seine Verbindungen und klärte sie über die Weiterentwicklung auf. Alle nationalen und internationalen Frächter, von denen er eine enorme Anzahl beschäftigte, wollten selbstverständlich mit uns weiter zusammenarbeiten. Auch bei den Komplettladungs-Kunden, den Speditionen und Frachtvermittlern auf dem Komplettladungssektor, mit denen wir bereits seit vielen Jahren in Österreich und Deutschland kooperierten, gab es erfreulicherweise keinerlei Probleme.
Bei Ivo meldeten sich schon seit Jahren viele Frächter und Speditionen vorrangig aus dem gesamten Balkangebiet, aber auch aus den restlichen Ostblockländern und fragten um Rückladungen an. Nach meinem damaligen Eintritt bei Bammer weiteten wir dieses Tätigkeitsfeld auch auf Westeuropa aus, sodass wir bald zu einer kleinen, aber feinen internationalen Drehscheibe mit besten Möglichkeiten und Kontakten auf dem Komplettladungsmarkt wurden.
Dies wollte ich nun unbedingt beibehalten und vor allem noch weiter ausbauen, da wir schon für unsere zukünftigen täglichen Lkws aus den EUROLOG-Ländern jede Menge an Rückladungen benötigen würden. Auch nahm ich mir vor, die Anzahl der uns aus dem Osten und Süd-Osten anfahrenden Speditionen weiter auszubauen. Diese Firmen besaßen zwar in ihren jeweiligen Heimaltregionen einen beachtlichen Status, konnten aber ihr gesamtes Bundesgebiet nicht komplett abdecken. Viele der größeren Speditionen in diesen Ländern verfügten im Westen bereits über ihre Partnerorganisationen und kamen daher für uns nicht in Frage.
Mir waren aber kleinere Partner ohnehin lieber, da man mit ihnen viel flexibler arbeiten konnte. Einziger Nachteil bestand darin, dass sie meist eben nur ihre jeweilige Region gut abdeckten und den Rest des Landes mehr schlecht als recht bedienten. Aber gerade deshalb unternahmen wir auch alles, um jeweils mehrere Partner räumlich verteilt in diesen Ländern zu bekommen.
Aus diesem Grunde versuchten Ivo und ich, Kontakte zu weiteren regionalen Größen in solchen Ländern herzustellen und ihnen eine Zusammenarbeit mit uns anzubieten. Unser Ziel blieb es, in den kleineren Ländern mindestens zwei bis drei, in den größeren vier bis fünf Partner zu gewinnen. Diese Partner sollten uns so oft wie möglich mit Stückgutsendungen für Österreich und auch für Süddeutschland anfahren und von uns im Gegenzug Rückladungen erhalten. Wir hielten schon immer unsere Preise für Verzollung und Weiterleitung sehr moderat und wollten dies auch in unserer neuen Anlage als Anreiz für unsere Partner so beibehalten.
Ivo, der neben Serbokroatisch auch sehr gut Russisch sprach, fand bald viele neue Kontakte, die sich meist auch wirklich zu einer Zusammenarbeit entwickelten. Somit verdichtete sich uns Netz an Ost- und Süd-Ost-Partner zu meiner Freude immer mehr.
Unsere Charterabteilung stellte bereits bisher ein starkes Standbein unserer Filiale dar und wir wollten dieses Geschäft in Zukunft noch ausweiten. Ivo und ich berieten uns deshalb häufig, wie wir diesen Bereich noch weiter ausbauen könnten und kamen zu dem Entschluss, dass wir uns von den anderen Ladungsanbietern auf dem Markt grundsätzlich unterscheiden müssten. Ein ganz bedeutender Faktor schien uns dabei die verlässliche und rasche Bezahlung der Frächter zu sein.
Ich nahm mir vor, John bei seinem nächsten Besuch in Salzburg mit einem etwas ungewöhnlichen Vorschlag zu konfrontieren. Meine Idee bestand nämlich darin, die Lkws sofort nach Eingang ihrer Rechnung, versehen natürlich mit allen notwendigen Original-Quittungen, zu bezahlen. Unserer Erfahrung nach wäre dies etwa einen Monat früher, als wir selbst unsere Rechnungen von den Auftraggebern bezahlt bekämen. Selbstverständlich würden wir die für diesen Zeitraum anfallenden Bankzinsen bei unseren Frächterpreisen berücksichtigen, bzw. diese entsprechend reduzieren. Somit wären die Kosten der Operation gedeckt und es bliebe nur mehr das Risiko, dass wir unser Geld von den Auftraggebern viel später oder gar nicht bekämen. Dagegen half nur äußerste Vorsicht bei der Auftragsannahme und die laufende Kontrolle der Außenstände, was wir natürlich garantierten konnten.
Ivo erstellte rasch eine Liste mit allen Chartervorgängen der letzten zwei Jahre und vermerkte überall die tatsächlichen Zahlungseingänge von den Kunden. Hier konnte man sehr gut zu ersehen, dass wir alles stets unter Kontrolle hatten, denn die Ausfälle gestalteten sich nur minimal und die Verzögerungen bei den Bezahlungen an uns hielten sich in Grenzen. Betrachtete man den Nutzen dieser Charterabteilung nach Abzug aller anteiligen Kosten, wie Gehälter, Telefon, etc., so sah man eine sehr hohe Rentabilität, die wir noch weiter zu steigern gedachten.
John staunte etwas, als ich ihm diesen Vorschlag präsentierte. Er beriet sich wie immer mit SETERS in London und gab uns erfreulicherweise bereits nach einigen Tagen grünes Licht. Wir richteten sofort für alle Chartervorgänge ein spezielles Konto ein, auf dem laufend der aktuelle Stand der Operation eingesehen werden konnte. John versprach, dieses Konto gesondert bei unserer Bank abzusichern, sodass wir stets ausreichend in Vorlage treten würden können. Nun stand diesbezüglich also nichts mehr im Wege und Ivo machte sich mit seinen Leuten sofort an die Arbeit.
Durch gezielte Werbung auch in den neuen Medien, wie Internet, etc., gelang es ihm bald, das Angebot an Laderaum für unsere diversen Auftraggeber bedeutend zu erhöhen. Es meldeten sich immer mehr Frächter aus den verschiedensten Ländern und suchten Rückladungen aus Deutschland oder Österreich. Auch unsere eigenen Exportkunden und all die Speditionskollegen, die unsere Dienste in Anspruch nahmen, merkten mit Wohlwollen unser gesteigertes Angebot an Laderaum und beauftragten uns ebenfalls vermehrt. All dies passierte sogar noch bevor wir in unsere neue Anlage übersiedelten. Ich konnte aber sicher sein, dass dies nur der Anfang sein würde und sich dieses Geschäft in den nächsten Jahren noch viel weiter ausbauen ließ.
Neben unserem normalen Speditionsgeschäft, welches wie gewohnt weiterlief, gab es natürlich sehr viele andere Dinge zu erledigen. Dabei stellte SETERS mit der gesamten Organisation eine sehr große Hilfe dar. Alleine hätte ich dies alles schon aus Zeitgründen niemals schaffen können. Georg, der ständig mit John in Kontakt stand, nahm mir vieles ab und unterstützte mich nach besten Kräften. Dies betraf sowohl unsere Situation hier in Salzburg mit dem Neubau, als auch bei allen anderen Filialen, vor allem jener in Wien.
Die Zeit verging rasch und wir hatten nur mehr gut sechs Monate bis zur geplanten Eröffnung unserer Anlage. Alles verlief soweit planmäßig und wir sollten in Kürze in gesamt Österreich mit ausreichend Wechselbrücken und den passenden Fahrzeugen ausgestattet werden. EUROLOG arbeitete seit Jahren sehr erfolgreich mit diesem System und setzte es deshalb auch bei uns hier ein.
Dafür benötigte ich aber einen erfahrenen Mann, der mit diesem Transportsystem vertraut war und dementsprechend umgehen konnte. Da wir in unserer Firma über niemanden Entsprechenden verfügten, musste ich mich rechtzeitig auf dem Salzburger Markt umsehen. Jüngere Kollegen von uns kannten durch eine gemeinsame Mitgliedschaft in einem Fußballverein einen fähigen Mann der Konkurrenz, der durchaus bereit zu sein schien, zu uns überzuwechseln. Dessen Spedition verwendete diese praktischen Wechselbrücken schon seit Jahren in ganz Österreich und hatte dadurch natürlich sehr große Erfahrungen im Umgang damit gesammelt. Auch arbeitete diese Salzburger Spedition, welche bedeutend größer als unsere war, sehr eng mit vielen deutschen Speditionen mit diesem gleichen Transportsystem zusammen.
Peter Grosser, so hieß dieser von uns umworbene Mitarbeiter der Konkurrenz, erklärte sich nach einem längeren Gespräch mit mir grundsätzlich bereit, zu uns zu kommen. Er war in seiner Firma schon länger nicht mehr zufrieden, da es ihm an jeglicher Unterstützung durch die Firmenleitung und auch durch die restlichen österreichischen Filialen mangelte. Seine Firma verpflichtete sich gemäß Kooperationsvertrag mit ihren Vertragspartnern, die täglich aus den verschiedensten Regionen Deutschlands eintreffenden Wechselbrücken umgehend auch wieder dorthin zurückzubeladen. Mangels ausreichender Ladungen aus dem Salzburger Raum und aus den restlichen Bundesländern konnte er dem aber immer weniger gerecht werden. So kam es, dass viele der circa 15 - 20 täglichen Wechselbrücken-Lkws nicht ausreichend beladen wieder retour fuhren und dadurch dem Salzburger Unternehmen zuletzt ein nicht unbedeutender Verlust entstand.
Wie mir Peter Grosser im Laufe des Abends in Lisa´s Lokal mitteilte, hatte sich seine Salzburger Spedition vor Jahren noch sehr gefreut, als man von einer deutschen Speditions-Vereinigung als Partner für Österreich und den grenznahen bayerischen Raum auserkoren wurde. Man erhielt dadurch täglich unzählige Sendungen zur Verteilung und hatte stets ausreichend Laderaum für Sendungen in den deutschen Raum zur Verfügung. In den ersten Jahren verdiente man wohl auch noch gutes Geld damit, in weiterer Folge verlor man aber immer mehr Export-Kunden aus den verschiedensten Gründen an die Konkurrenz und verabsäumte es, rechtzeitig dagegen zu steuern. In weiterer Folge blieben die notwendigen Investitionen in den Fuhrpark aus oder erfolgten nur sehr zögerlich.
Grundsätzlich stellte diese Speditions-Vereinigung in Deutschland ein sehr respektables Gebilde dar, denn sie schloss 20 beachtliche regionale Speditionsgrößen zu einer Gruppe zusammen, die so das ganze Bundesgebiet perfekt abdeckten. Bei diesen Speditionen handelte es sich durchwegs um sehr starke Betriebe, die alle in ihren Regionen einen großen Stellenwert innehatten. Ihr einziges gemeinsames Manko bestand darin, dass sie immer auf nationale oder internationale Partner angewiesen waren. Diese Partner konnten aber aus den verschiedensten Gründen rasch wegfallen, sodass stets die eigene Existenz gefährdet war. Man schloss sich daher mit Gleichgesinnten zusammen und konnte ab diesem Zeitpunkt aus einer gesicherten Gruppe heraus agieren und auch längerfristig planen.
Man konzentrierte sich dabei voll auf die gemeinsamen Stärken, nämlich auf das deutsche Inlandsgeschäft. Der Erfolg stellte sich sehr rasch ein und die strategisch über ganz Deutschland verteilten Speditionen belieferten sich untereinander gegenseitig täglich mit jeweils mindestens einem vollen Wechselbrücken-Lkw pro Partner. Die kurzen Laufzeiten der Sendungen konnten dabei durchaus mit jenen von Paketdiensten mithalten. Man arbeitete überall im 3-Schichtbetrieb und sandte somit täglich mindestens 20 Lkws an die Partner und erhielt gleichzeitig ebenfalls von diesen die gleiche Anzahl an Lkws voll beladen zurück. International unterhielt jeder Partner zwar auch einige eher unbedeutende Speditionsverbindungen, konzentrierte sich jedoch fast ausschließlich auf seine nationalen Verkehre.
Als ich dann auch noch von Peter erfuhr, dass diese Gruppe seine Firma bereits abgemahnt und die Kündigung der Zusammenarbeit angedroht hatte, schlug ich vor, diese Rolle in Salzburg künftig selbst zu übernehmen. Nach dem Bild, welches ich mir nach Peter´s Erzählungen machen konnte, entsprachen wir nämlich allen Anforderungen dieser Gruppe. Wir waren in gesamt Österreich vertreten, verfügten in Deutschland über keine eigenen Häuser oder feste Verbindungen und wurden zuletzt selbst Mitglied einer starken europäischen Gruppe.
Wenn nun die gesamte EUROLOG-Gruppe in ihren Ländern den deutschen Markt im Export bearbeiten und die Sendungen generell über Salzburg laufen lassen würde, hätten wir zusammen mit unserem gesamten österreichischen Aufkommen bestimmt immer genug Ladungen für die täglichen Lkws an alle deutschen Partner.
Ich ersuchte deshalb Peter, diskret mit der Führung der deutschen Gruppe Kontakt aufzunehmen und ihnen diesen Vorschlag zu unterbreiten. Peter agierte in seinem eigenen Interesse sehr rasch und organisierte bald ein Treffen mit Dr. Klein, einem kompetenten Vertreter dieser Organisation in Stuttgart. Ich erklärte unsere neue Situation mit dem Kauf durch EUROLOG, dem Bau unserer beträchtlichen Anlage und unserem Vorhaben, unsere Dienste auf den deutschen Markt auszudehnen. Dr. Klein kannte EUROLOG bereits, sodass ich ihm dazu nicht mehr viel sagen musste. Grundsätzlich zeigte er sich an einer Zusammenarbeit mit uns sehr interessiert. Etwas half dabei wohl auch die Tatsache, dass Peter, den man überall sehr zu schätzen schien, mit zu uns wechseln wollte. Dr. Klein versprach, die Angelegenheit äußerst rasch intern zu klären und mir bald Bescheid zu geben.
Es dauerte wirklich nur einige Tage und ich erhielt die offizielle schriftliche Einladung nach Stuttgart, wo die organisatorische Leitung der Gruppe lag. Ich musste gestehen, ich hatte etwas gepokert, da ich ja keinesfalls vorab wissen konnte, wie John auf dieses Angebot reagieren würde. Er staunte wiederum sehr, als ich ihm am Telefon davon erzählte und lud mich umgehend zu sich nach London ein.
Ich wusste aus früheren Gesprächen, dass es ihn sehr störte, es in all den Jahren nicht geschafft zu haben, den bedeutenden deutschen Markt selber zu bearbeiten. Seine sporadischen Versuche scheiterten stets aus welchen Gründen auch immer und zum heutigen Zeitpunkt wäre die Übernahme einer entsprechenden Organisation mit einer ausreichenden Anzahl an Filialen schon aus finanziellen Gründen utopisch.
Er musste sich aber mit meiner Idee, alle Sendungen vom äußersten Süd-Osten Deutschlands aus verteilen zu lassen, erst anfreunden. Sicherlich wäre ihm ein Standort im Westen oder Süd-Westen Deutschlands lieber gewesen, aber Salzburg befand sich nun einmal da, wo es lag. John war aber Realist genug, um zu erkennen, dass sich hier eine einmalige Chance für seinen Konzern bot, Deutschland gesamt bedienen zu können, auch wenn er dafür Mehrkilometer für einige seiner Lkws in Kauf nehmen müsste. Unter dem Strich kam auch bei ihm grundsätzlich nur Positives heraus, sodass er einwilligte und mir später am Abend sogar zu diesem Plan gratulierte.
Der Rest war Formsache, denn John und SETERS klärten kurzfristig mit der Gruppe in Stuttgart alles Notwendige ab und fixierten die Einzelheiten vertraglich. Den Wechsel zu uns legten wir mit dem Datum der Eröffnung unserer neuen Anlage zusammen. Peter freute sich natürlich sehr über diese Entwicklung und sprach in seiner ehemaligen Firma genügend Personal an, um sie ebenfalls zu einem Übertritt zu veranlassen. Die Resonanz übertraf alle unsere Erwartungen und wir konnten somit einen Teil unseres Mehrbedarfs an Personal auf diese Weise abdecken.
Da wir bereits von Anfang an mit voller Kraft und vor allem auch in einem 3-Schichtbetrieb arbeiten wollten, benötigten wir noch weitere Kräfte, die wir mit gemeinsamen Anstrengungen auch fanden. Es half uns sehr, als auf dem Speditionsmarkt bekannt wurde, dass Peter mit seinen Leuten zu uns überwechseln würde. Man sah, dass hier mit der neuen Anlage ein neues, bedeutendes Unternehmen aufgebaut werden sollte und entschloss sich so leichter, ebenfalls zu uns zu kommen.
Die Entwicklung bei Ivo und seiner Charterabteilung verlief gleichfalls sehr zufriedenstellend. Unsere rasche Zahlung sprach sich bei den in- und ausländischen Frächtern herum und dadurch standen uns bald mehr Lkws, bzw. Laderaum zur Verfügung. Dies wiederum bewirkte, dass sich unsere deutschen und österreichischen Kunden vom Komplettladungsmarkt verstärkt an uns wandten und ihre Verladeprogramme oft zur Gänze mit uns abstimmten. Man schätzte bei unserem Frächterangebot besonders die Vielfalt an Nationalitäten, die es uns erlaubte, auch Ladungen in weniger frequentierte Staaten und Gegenden zu übernehmen.
Ivo verfügte über eine wirklich stattliche Liste an Frächtern, sowohl aus West-, als auch aus Ost-Europa und natürlich auch aus Österreich. Zusammen mit diesen und einer ebenfalls beträchtlichen Anzahl an Ladungsquellen in gesamt Deutschland und Österreich wickelten er und seine Handvoll Disponenten täglich eine enorme Anzahl von Transporten ab. Trotz einer durchschnittlich sehr geringen Gewinnmarge pro Transport erwirtschafteten wir dadurch dennoch ausgezeichnete Resultate. Wie ich zwischendurch von Georg erfuhr, ließ sich John sehr genau über diese Abteilung mit ihrem Geldfluss unterrichten und schien anscheinend sehr zufrieden damit zu sein.
Neben dieser erfreulichen Entwicklung versuchten Ivo und ich auch weiterhin, neue Importpartner aus dem Osten, Süd-Osten und auch aus dem Norden zu gewinnen. Dies wurde uns durch die Tatsache erleichtert, dass wir bald gesamt Deutschland auf dem Sammelgutsektor perfekt bedienen würden können. So fanden wir immer wieder neue Partner, die in ihren jeweiligen Ländern räumlich zu den bereits vorhandenen passten. Auch informierten wir alle bereits bestehenden Partner über den baldigen Termin der Eröffnung unserer neuen Anlage und vor allem über die zukünftigen Möglichkeiten auf dem deutschen Markt. Man nahm dies überall mit sehr großem Interesse zur Kenntnis, da man dadurch die Lkws nach Salzburg mit Sendungen sowohl nach Österreich als auch nach Deutschland noch besser auslasten würde können.
Ich ging nun daran, ein detailliertes Tarifwerk für die gesamte Operation zu erstellen. EUROLOG und die deutschen Speditionen verwendeten jeweils untereinander ein fast gleiches, einfaches System, welches ich auch auf alle anderen Partner ausdehnen wollte. Damit meinte ich, dass stets jenes Verladezentrum, welches den Lkw absandte, diesen auch bezahlte. Es verantwortete alleine dessen Auslastung, strich aber auch den gesamten Gewinn aus dieser Fahrt ein, sofern einer erwirtschaftet wurde. Für den Fall, dass der Empfangsspediteur Sendungen mit der Frankatur unfrei auf den Lkws mit einbrachte, erhielt dieser vom Absenderspediteur jeweils dafür sendungsbezogene, günstige Beiladesätze eingeräumt. Somit konnten die Partnerspeditionen in den Empfangsländern auch entsprechende Import-Kunden werben und durch die günstigen Preise der Partner sogar noch etwas daran verdienen. Und dies alles, ohne selbst dabei das geringste Auslastungsrisiko zu tragen. Wir bedienten uns seit Jahren dieser Abrechnungsmöglichkeiten mit unseren vielen Fremdpartnern und fuhren stets sehr gut damit.
Ich ließ mir also von allen EUROLOG-Verladezentren, die uns sofort oder auch in etwas späterer Zukunft anfahren würden, deren Beiladesätze für die Strecke nach Salzburg geben und vereinbarte, diese in gleicher Höhe ebenfalls in der Gegenrichtung verwenden zu wollen, sobald es Sammelguttransporte in deren Regionen geben würde. Gleichermaßen verfuhr ich mit den neuen deutschen Partnern, unseren inländischen Filialen und allen unseren sonstigen internationalen Partnerspeditionen. Zusätzlich forderte ich von allen die jeweiligen Platzkostentarife für eventuelle Verzollungen und für Abholungen, bzw. Zustellungen von Sendungen in deren Zuständigkeitsbereich an. Somit konnte ich einen sehr umfangreichen Tarifkatalog ausarbeiten, der als Basis für unsere zukünftigen Kalkulationen und Abrechnungen untereinander dienen sollte.
Unser Eröffnungstermin kam immer näher und wir lagen Dank der großen Unterstützung durch SETERS sehr gut im Rennen. Georg hatte mittlerweile verschiedene kleinere Teams im Einsatz, die mir halfen, die einzelnen Bereiche zu organisierten, umzustrukturieren oder zu optimierten. Hier sah man wirklich, dass diese Organisation spezialisiert auf derartige Operationen war und auch schon viele davon erfolgreich hinter sich gebracht hatte.
Die österreichischen Filialen krempelten wir komplett um und passten sie den neuen Anforderungen sowohl räumlich als auch personell an. Auch in Wien klappte dies dank der Mitarbeit von Heinz sehr gut, sodass ich im eigenen Lande beruhigt sein konnte. Alle Mitarbeiter wurden genauest instruiert und auf die zukünftigen Anforderungen eingestellt. Die Wechselbrücken mit ihren entsprechenden Lkws und auch die neuen Rollfuhr-Lkws, durchwegs gehalten in einem angenehmen Weinrot, der Firmenfarbe von EUROLOG, trafen ebenfalls termingemäß ein.
Beim Bau der neuen Anlage klappte alles nach Plan und ohne Verzögerungen. Man sah hier sofort, dass die von EUROLOG bestimmte Baufirma bereits eine Vielzahl dieser Anlagen aufgebaut hatte. Wie ich hörte, errichtete sie nur für EUROLOG alleine in den letzten zehn Jahren bereits 12 ähnliche Anlagen in Westeuropa.
Unser Bau selbst war nun bereits fast fertig und man arbeitete nur mehr an der Innenausstattung. Das Gebäude selbst besaß die riesigen Ausmaße von 460 m in der Länge und 200 m in der Breite. An den beiden Längsseiten befanden sich jeweils 100 Tore, an einer der Breitseiten weitere 40. Die Halle hatte innen eine durchgehende Raumhöhe von gut 10 m und war mit unzähligen Stützen versehen und alle 100 m teilweise mit Trennwänden unterteilt. Ebenfalls gab es in regelmäßigen Abständen kleinere Containerbüros für die jeweiligen Bereiche und Arbeitsgruppen, sowie Treppen, die hinauf zu den Büros führten.
Über dem Lager befand sich eine komplette Etage mit Büros, die je nach Bedarf beliebig verändert oder erweitert werden konnten. Auch eine Kantine, ebenfalls beliebig vergrößerbar, war vorhanden. John sparte nirgends an der Ausstattung, wie ich schon die ganze Zeit über bei den gemeinsamen Beratungen und Planungen feststellte. So auch nicht bei der gesamten Technik, der Büroausstattung und den sonstigen Ausrüstungen, die allesamt dem letzten Stand der Technik entsprachen. Auch hier lief alles soweit planmäßig, sodass nur mehr das Personalproblem übrig blieb.
Da wir hier sofort mit einem 3-Schichtbetrieb beginnen wollten, benötigten wir natürlich auch entsprechend viel Personal. Über einen Teil verfügten wir selbst, einen weiteren brachte Peter mit ein. Wir mussten gemäß unseren 500 Planstellen somit noch etwa 350 Mitarbeiter finden. Gemeinsam mit SETERS und allen sonstigen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, wie Arbeitsamt, Inseraten, persönliche Werbung durch unsere Mitarbeiter, etc. gelang es uns tatsächlich, diese Stellen doch noch rechtzeitig zu besetzen. Ich beabsichtigte, alle Arbeitsbereiche selbst zu erledigen und benötigten daher die verschiedensten Mitarbeiter, wie Speditionskaufleute, Fahrer, Lagerarbeiter, administrative Büroangestellte, Reinigungs- und Kantinenpersonal, technisches Personal für die Anlagenbetreuung, usw. All diese Leute fanden wir hier sowohl in Salzburg und Umgebung, als auch im angrenzenden Oberösterreich und im nahen bayerischen Raum.
Einen letzten wichtigen Punkt der Vorbereitung stellte die Bereitstellung der Rückladungen für alle bald täglich eintreffenden EUROLOG-Lkws dar. Meinen vielen Telefonaten mit den einzelnen Länderchefs entnahm ich, dass dort die Ankündigung der neuen Verkehre nach Österreich und Deutschland bei ihren Kunden größtes Interesse weckte und dass mit einem durchaus guten Start zu rechnen wäre. Die größeren Länder, wie Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien beabsichtigten, mit jeweils 3 Lkws täglich zu beginnen. Diese sollten aus den verschiedenen Zonen ihres Landes, wie z. B. Nord, Mitte und Süd abfahren. Holland und Belgien wollten täglich 2 Lkws, Portugal und Irland jeweils 1 Lkw an uns abfertigen. Alle diese 18 täglichen Lkws sollten wir sofort wieder in ihre jeweiligen Regionen zurück beladen, was sicherlich kein leichtes Unterfangen darstellte.
Zusammen mit Ivo hatte ich natürlich auch diesen wichtigen Punkt ausführlich besprochen und vorbereitet. Wir kannten ja bereits seit Jahren diverse Ladungsquellen für diese Länder und verluden auch bisher bereits mit Charter-Lkws dorthin. Diese Quellen befanden sich sowohl in Österreich als auch im süddeutschen Raum, sodass wir die entsprechenden Ladungen, sofern notwendig, mit unseren eigenen Wechselbrückenfahrzeugen zu uns nach Salzburg vorholen würden können. Die eintreffenden Import-Lkws könnten dann ihre eigenen Wechselbrücken an den Toren abstellen und großteils sofort mit den für sie vorbereiteten Wechselbrücken wieder abfahren. Da die EUROLOG-Lkws durchwegs mit 2 Fahrern besetzt sein würden, wäre dies auch notwendig, um keine kostbare Zeit zu verlieren.
Ich wurde zwischenzeitlich immer wieder von den Disponenten der EUROLOG-Häuser angerufen und gefragt, ob es mit den regelmäßigen Rückladungen auch wirklich klappen würde und konnte sie stets beruhigen. Die Resonanz bei unseren Kunden und Partnern vom Ladungsmarkt auf unser Vorhaben hin war wirklich sehr gut und ich konnte diesbezüglich unserem Start sehr zuversichtlich entgegen blicken
Peter bereitete die Zusammenarbeit mit den deutschen Partnern wirklich mustergültig vor. Er kannte ja diese Verkehre bereits seit vielen Jahren und tat sich daher etwas leichter. Vor allem für die Abholung und Verteilung der Güter in den entfernteren Gebieten unseres Zuständigkeitsbereichs, nämlich im gesamten Bundesland Salzburg, im angrenzenden Oberösterreich und grenznahen Bayern, benötigten wir eine größere Anzahl an regionalen Zubringerdiensten. Diese Gebiete lagen nämlich außerhalb der Reichweite unserer eigenen Rollfuhr. Peter organisierte mit regionalen Partnern, die er alle aus seiner früheren Tätigkeit kannte, eine zukünftige Zusammenarbeit zu den gleichen Konditionen, wie sie bereits bei seiner alten Firma galten. Somit konnten wir auch diesen Service absichern, was mich ebenfalls sehr beruhigte.
Wir rechneten damit, dass uns alle 20 deutschen Partner von Anfang an mit jeweils einem Lkw pro Tag anfahren würden. Dies bedeutete daher für uns, dass wir die gleiche Menge an Frachtgut retour bräuchten, wenn wir Geld verdienen wollten. Ich kalkulierte ebenfalls damit, dass alle EUROLOG-Länder in absehbarer Zeit ihr Aufkommen weiter erhöhen und täglich mit mehr als der anfänglich geplanten 18 Lkws anliefern würden.
Weiters spekulierte ich mit einem nicht unbedeutenden Volumen von unseren restlichen Partnern in Nord, Ost und Süd-Ost, denn auch von diesen hörte ich in der Zwischenzeit nur Positives für die Zukunft. Vor allem die Tatsache, Deutschland und Österreich kombiniert mit nur einer Abladestelle bedienen zu können, öffnete diesen Firmen viele neue Möglichkeiten. Unsere angebotenen günstigen Preise für die Verteilung der Sendungen in ganz Deutschland erlaubten es ihnen sogar, kleinere Lieferungen für Nord-Deutschland über uns laufen zu lassen.
Schlussendlich sollten noch unsere eigenen Filialen in allen Bundesländern in verstärktem Masse beitragen, dass unser Aufkommen aus Österreich nach Deutschland zunimmt. Ich instruierte das dortige Personal genauest und hoffte sehr, dass deren Unterstützung noch höher ausfallen würde, als bisher. Vor allem Wien bereitete uns bereits jetzt große Freude. Heinz bereitete zusammen mit Georg und mir die neue Filiale ausgezeichnet vor und stellte mit seinen mitgebrachten Leuten eine schlagkräftige Truppe auf. Wie ich bei meinen regelmäßigen Besuchen sehen konnte, war man auch verstärkt dabei, alte Bammer-Kunden zu bearbeiten und besonders Kunden von Heinz´ alter Spedition abzuwerben.
Alles zusammengerechnet sollten wir doch stets genügend Frachtaufkommen für unsere deutschen Partner zur Verfügung haben. Trotzdem legte ich ein verstärktes Augenmerk auf den Verkauf bei uns selbst und in unseren Filialen. Hier bei uns hatte ich glücklicherweise mit Walter einen erfahrenen, altgedienten Verkäufer zur Verfügung, der bereits seit vielen Jahren hier arbeitete und überall sehr gut angesehen war. Ich wusste, auf ihn würde noch ein großes Stück Arbeit zukommen, da EUROLOG besonders viele Kunden im Konsumgüterbereich und vor allem im Modesektor besaß. Wurde nämlich in dieser Branche der Spediteur gewechselt, oder wie es bei uns der Fall war, gar ein Verkehr in ein neues Land begonnen, so mussten stets die dortigen Firmen-Repräsentanten vorweg kontaktiert und auch gewonnen werden. Das bisher von ihm Geleistete überzeugte mich aber voll und ganz, dass Walter auch diese Aufgabe bravourös lösen würde können.
Die restlichen Schlüsselstellen beim Personal besetzte ich bereits teils durch eigene, teils durch abgeworbene Kollegen und blickte unserem Neustart ruhig entgegen. Vor allem freute es mich, dass ich Alex für die Lagerleitung gewinnen konnte. Ich kannte ihn bereits seit längerer Zeit persönlich, konnte ihn aber bisher nie überreden, in unsere alte Firma zu wechseln. Alex war es bei seiner ehemaligen Firma, einer der großen Speditionen in Salzburg, gewohnt, mit einer großen Anzahl an Lagerpersonal umzugehen und hatte dabei stets alles unter Kontrolle. Erfreulicherweise brachte auch er einen Teil seiner früheren Kollegen mit und half uns damit viel weiter.
Weitere wichtige Posten für die gesamte zentrale Buchhaltung, Import-Export EUROLOG, Fremdpartner, Lagerung, Zollabteilung, technische Fuhrparkbetreuung, Kantine, Anlagentechnik, Innen- und Außenreinigung, Computer-Betreuung, Sekretariat, etc., um nur die wichtigsten zu nennen, konnte ich teils aus unserem früheren Bammer-Personal und teils durch gezielte Abwerbung bei der Konkurrenz ebenfalls meiner Meinung nach optimal besetzen.
Alles nahm somit bereits Formen an und dem baldigen Start sollte nichts mehr im Wege stehen. Georg leistete das ganze Jahr über mit seinen Teams hervorragende Arbeit und hatte alles mit mir zusammen bis ins letzte Detail analysiert, optimiert und organisiert. Die Umbenennung der Firma und die Verlegung der Zentrale von Wien nach Salzburg mit allen organisatorischen Anforderungen waren ebenfalls so gut wie abgeschlossen. Schlussendlich stand auch unsere Anlage unmittelbar vor der Fertigstellung, wovon ich mich täglich überzeugte. Der riesige Bau machte mit seinem Ausmaß schon einen gewaltigen Eindruck auf jeden Betrachter. Dies jedenfalls stelle ich bei meinen Diskussionen mit den verschiedensten Leuten immer wieder fest.
Die Zufahrt zu dem Industriegebiet erfolgte in erster Linie von der Autobahnabfahrt aus und zwischen der Abfahrt und der Halle gab es einen großen Parkplatz für Pkws und Lkws. Die weitere Zufahrt zur Halle war nur über einen langgezogenen Kreisverkehr möglich. Dieser Kreisverkehr und auch der eingezeichnete Weg rund um die Halle konnte nur als Einbahnstraße gegen den Uhrzeigersinn befahren werden.
Die ganze Anlage umgaben rundum sehr großzügige Rangier- und Parkflächen, sodass auch ein bedeutender Anstieg beim Lkw-Aufkommen bewältigt werden sollte. Ich war mir nämlich sicher, dass sich das anfangs anfallende Volumen an Lkws bald bedeutend erhöhen würde.
Innen bot die Halle mit ihren 460 m Länge und 200 m Breite einen sehr imposanten Anblick, auch wenn sie natürlich im Moment noch leer stand. Man konnte aber schon das gesamte Konzept erkennen, in welchem das erste Viertel der Fläche für Lagerungen, teils in Hochregalen, reserviert war, das letzte Viertel für die Bedienung unserer Regionalverkehre und der Rollfuhr bereit stand und die restliche Hälfte im Mittelbereich der Anlage für den Umschlag der Güter dienen sollte. Diese riesige Fläche wurde bereits in viele verschiedene Sammelplätze für all die zu bedienenden Verladezentren aufgeteilt und gekennzeichnet. Es gab jedoch noch genügend Platz für weitere Zentren und ich hoffte doch sehr, dass wir diese in naher Zukunft auch noch benötigen würden.
Wir richteten die gesamte Halle sowohl im Lagerungs-, als auch im Umschlagsbereich nach dem letzten Stand der Technik ein und statteten sie mit den neuesten Geräten, Stapler, Elektrohubwagen, etc. in ausreichender Stückzahl aus. Auch die vielen diversen Lagerbüros im Lagerkunden- und Umschlagsbereich verfügten über alle notwendigen technischen Ausrüstungen, wobei ich vor allem die sehr leistungsfähige Rohrpostanlage erwähnen wollte. Sie verband alle Firmenbereiche untereinander und sollte uns noch sehr wertvolle Dienste leisten. John hatte hier wie auch in seinen sonstigen Filialen dafür gesorgt, dass stets das beste Material zur Verfügung stand. Natürlich verlangte dies alles auch eine entsprechende Leistung von uns, die zu erbringen ich aber vollkommen überzeugt war.
Über der Lagerhalle befand sich eine gesamte Etage, in der in erster Linie die Büros untergebracht waren. Diese lagen hauptsächlich an der Stirnseite und an den beiden Längsseiten der Anlage mit Fenstern zu den Vorplätzen und konnten individuell verändert, bzw. nach Bedarf erweitert werden. Am unteren Ende der Etage befanden sich die Büros für die Regionalverkehre und der Rollfuhr. Natürlich gab es auch alle anderen Räumlichkeiten, wie Sanitäranlagen, einen großzügigen Ruheraum, diverse Lager- und Umkleideräume, Archive und vieles mehr. Zentral in der Mitte der Anlage platzierten wir eine sehr große Kantine, die ebenfalls bei Bedarf noch vergrößert werden konnte. Diese gesamte riesige Fläche durchzogen mehrere Gänge, von denen aus man auch über viele kleinere Treppen direkt hinunter in den gewünschten Bereich im Lager gelangte.
An der Stirnseite des Gebäudes, wo sich ein großzügiger Treppenaufgang befand, lagen mein Büro, das Sekretariat, Walter´s Verkaufsbüro und ein größerer und kleinerer Besprechungsraum. Ich hatte mich für eine eher einfache aber sehr funktionelle Einrichtung in allen Büros entschieden und war bei den häufigen Besichtigungen stets immer wieder von meiner richtigen Auswahl überzeugt. Alle anderen Kollegen, die natürlich auch regelmäßig vorbei schauten, stimmten mir darin ebenfalls ohne Ausnahme zu.
Wie schon beim Lager, stand uns auch in den Büros die neueste Technik zur Verfügung. Georg kümmerte sich zusammen mit Gerhard, unserem eigenen Computer-Spezialisten darum, dass die Datenverbindungen zwischen uns und den EUROLOG-Häusern, bzw. den deutschen Partnern funktionierte. Bei den restlichen Partnern im Osten und Süd-Osten würde es wohl einige Zeit dauern, aber Georg und Gerhard wollten dies mit vereinten Kräften auch bald schaffen.
Unserem Umzug stand also nichts mehr im Wege und wir starteten diesen plangemäß am darauf folgenden Wochenende. Alle halfen mit und wir wurden ohne Probleme und Hektik bereits am Sonntagnachmittag fertig. Unsere diversen Lagerkunden hatten wir bereits in den Wochen zuvor umgesiedelt, sodass wir komplett neu beginnen konnten.
Wir organisierten in unserer neuen Kantine eine kleine Eröffnungsfeier für alle Mitarbeiter und jene Firmen, die bei der gesamten Organisation mitgeholfen hatten. Auch einige offizielle Stellen von Stadt und Land gaben uns die Ehre, da eine derartige Investition in dieser Form gebührend gefeiert werden musste. Unsere Kantinenmannschaft bestand dabei ihren ersten Test sehr gut und häufte so Pluspunkte bei allen Kollegen. John wolle eigentlich auch vorbei kommen, musste aber in letzter Sekunde wegen eines anderen dringenden Termins absagen. Er versprach aber, dies sehr bald nachzuholen.
Somit stand unser erster Arbeitstag in der neuen Anlage unmittelbar bevor und wir waren schon sehr gespannt auf die Dinge, die auf uns zukommen würden. Natürlich gingen wir alle Vorgänge immer wieder in unzähligen Gesprächen, viele davon in Lisa´s Lokal bis spät in die Nacht hinein mit allen Kollegen durch. Ich überzeugte mich dabei immer wieder davon, dass wir bis auf vielleicht einige Kleinigkeiten alles richtig vorbereitet hatten. Personell jedenfalls schienen wir gut aufgestellt zu sein. Wir konnten alle Planstellen sowohl im operativen als auch im administrativen Bereich voll, und meiner Meinung nach auch gut, besetzen. Auch standen alle Wechselbrückenfahrzeuge mit einer großen Anzahl an Wechselbrücken und die gesamten Rollfuhr-Lkws sowohl bei uns als auch bei allen unseren österreichischen Häusern rechtzeitig zur Verfügung.
Unsere Filialen, allen voran Wien, hatten wir natürlich ebenfalls mit allem Notwendigen ausgerüstet. Sie wussten alle, worauf es in Zukunft ankommen würde, da ich sie immer wieder bei meinen vielen Besuchen darauf eingestimmte. Der von uns beabsichtigte 3-Schichtbetrieb schien nirgendwo beim Personal Probleme zu verursachen. Das Gegenteil schien eher der Fall, denn alle freuten sich neben einem guten Verdienst darauf, Mitglied einer so bedeutenden Gruppe, wie es EUROLOG nun einmal darstellte, zu werden.
Ich konnte sicher sein, dass unsere täglich zu ihnen gesandten Lkws auch alle wieder gut beladen retour kommen würden. Die vielen Kundenkontakte, die ich dort immer wieder feststellte, ließen jedenfalls darauf schließen. Unsere Leute konzentrierten sich auf mein Anraten hin vorrangig auf den Import von Sammelgut aus allen EUROLOG-Ländern, aus unseren Ostländern und vor allem aus gesamt Deutschland. Natürlich sollte auch das nationale Geschäft nicht vernachlässigt werden und größere Exporte in unsere Partnerländer erschienen uns ebenfalls als sehr wichtig.
Wie Peter bei uns in Salzburg, brachte vor allem Heinz in Wien eine große Anzahl an Neukunden mit. Auch andere neue Kollegen, die zu unseren restlichen Filialen stießen, nahmen ihre Kundenkontakte mit, sodass sich das Gesamtvolumen rasch erhöhen sollte. Walter hatte bei uns in Salzburg mit seiner kleinen Mannschaft alle Hände voll zu tun, um die von überall eingehenden Hinweise erfolgreich zu bearbeiten. Besonders freute es mich, dass es ihm durchwegs gelang, die Repräsentanten von regelmäßigen Importen sowohl für Deutschland als auch für Österreich zu gewinnen. Obwohl EUROLOG oft schon lange für die diversen Hersteller auf anderen Verkehrslinien zusammenarbeitete, mussten trotzdem immer erst die betreffenden Vertreter in den neuen Importländern vom zukünftigen Service überzeugt werden.
Peter wiederum bereitete von seiner Seite aus alles perfekt auf den Beginn der Deutschlandverkehre vor. Auch er brachte viele seiner alten Kunden sowohl im Import als auch im Export mit und organisierte zusammen mit Walter deren Umstellung auf unsere Firma. Die vielen regionalen Partnerspeditionen standen ebenfalls bereit und alle unsere Fahrer für die täglichen Fahrten zu unseren deutschen Partnern und zu unseren österreichischen Häusern, sowie für unsere umfangreiche Rollfuhrflotte waren gleichfalls alle eingeteilt.
Schlussendlich bereiteten Ivo und seine Leute in Zusammenarbeit mit Peter, Walter, Heinz in Wien und weiteren Kollegen die tägliche Menge an Rückladungen für alle EUROLOG-Lkws soweit wie möglich vor. Wir beabsichtigten ja, viele dieser Komplettladungen mit unseren Wechselbrücken-Lkws nach Salzburg vorzuholen, auch wenn die Exportkunden mehrere hundert Kilometer von uns entfernt lagen. Ich vereinbarte daher vorab mit allen EUROLOG-Häusern äußerst günstige Preise für ihre Lkws ab Salzburg zu ihren diversen Verladezentren, sodass uns trotz manch hoher Vorholkosten doch noch ein kleiner Gewinn bei jedem Transport übrig bleiben sollte.
Auch wollten wir diese manchmal beträchtlichen Vorholkosten damit reduzieren, dass die Lkws nicht leer von Salzburg aus zur Ladestelle abfuhren, sondern nach Möglichkeit ab unserem Lager größere Teilladungen, die in die gleiche Richtung gingen, unterwegs zustellten. Auf jeden Fall lag bei all diesen Exportladungen nicht der zu erzielende Gewinn im Vordergrund, sondern die schnelle und reibungslose Rückbeladung aller EUROLOG-Lkws. Je besser dies funktionieren würde, umso mehr Lkws und damit auch mehr Importsendungen würden wir im Gegenzug erhalten und damit den eigentlichen Gewinn durch deren Weiterleitung erzielen.
Unsere Fremdpartner im Osten, Norden und Süd-Osten freuten sich schon auf die Eröffnung unserer großzügigen Anlage, die ich ihnen allen zwischenzeitlich natürlich bereits bildlich präsentiert hatte. Im Gegensatz zu unserer alten Anlage in der Stadt, wo es stets große Rangierprobleme für die Lkws gab, konnten wir hier überall ausreichend Platz anbieten. Auch der Zoll, für den wir ein komfortables Büro im Lager einrichteten, wollte nun ständig bis in die Abendstunden vor Ort sein. Dadurch sollten den ganzen Tag über Lkws aus dem Nicht-EU-Raum Waren anliefern und abholen können. Alle Partner bestätigten mir immer wieder am Telefon oder per e-mail, dass ihre Erfolge bei der Kundenwerbung besonders für Deutschland, aber auch weiterhin für Österreich beachtlich sein würden. Alle wollten ihre Frequenz an Abfahrten nach Salzburg rasch erhöhen und ersuchten natürlich um vermehrte Rückladungen in ihre Heimatregionen.
Ivo sollte damit keine Probleme haben, da sich seit geraumer Zeit, bedingt durch unsere rasche Bezahlung der Frächterrechnungen, das gesamte Chartervolumen stetig erhöhte und man uns immer mehr Ladungen avisierte. Somit konnten wir auch in abgelegene oder weniger frequentierte Regionen Ladungen anbieten und unsere Partner entsprechend beruhigen.
In unserem Lager hatte Alex alles im Griff und teilte seine Leute in kleine Gruppen auf, bzw. bereitete sie auf ihre diversen Aufgaben vor. So wie es aussah, mussten wir anfangs gemäß Aviso täglich mit folgenden Stückgut-Lkws rechnen:
Täglich eintreffende LKW´s aus: Anzahl LKW´s
Deutschland 20
Großbritannien 3
Frankreich 3
Spanien 3
Italien 3
Niederlande 2
Belgien 2
Irland 1
Portugal 1
Österreich 8
Regional: Sbg.-Land, OÖ, Süd-Bayern 14
Rollfuhr: Salzburg und Umgebung 15
Summe: 75
Wöchentlich eintreffende Anzahl Partner Anzahl LKW´s
LKW´s aus:
Schweden 1 2
Litauen 1 2
Tschechien 1 2
Slowakei 1 2
Russland 2 5
Ukraine 1 2
Ungarn 1 3
Rumänien 2 4
Bulgarien 1 2
Türkei 2 4
Slowenien 1 2
Kroatien 2 4
Serbien 1 2
Mazedonien 1 2
Griechenland 2 4
Container/Lagerkunden 5
Summe 20 51
Täglich abgehende LKW´s nach: Anzahl LKW´s
Deutschland 20
Österreich 8
Regional: Sbg.-Land, OÖ, Süd-Bayern 14
Rollfuhr: Salzburg und Umgebung 15
Summe 57
Die Lkws von EUROLOG und von den Fremdpartnern sollten stets mit Komplettladungen zurück beladen werden, wobei diese Ladungen in der Regel bei den Exportfirmen selbst geladen oder wie im Falle von EUROLOG durch unsere Wechselbrücken vorzuholen wären.
Meiner Meinung nach sollte sich dieses anfängliche Volumen aber bereits in Kürze mehr als verdoppeln. Platz dafür hatten wir jedenfalls mehr als genug zur Verfügung.
Wir bereiten uns sehr intensiv auf den ersten Arbeitstag in unserer neuen Anlage vor und konnten daher den größten Ansturm erfolgreich abwickeln. Natürlich erhielten wir auch von allen Partnern rechtzeitig deren Aviso und stellten uns dementsprechend darauf ein.
Zuerst trafen bis zum Morgen die 20 Lkws der deutschen Partner ein. Die Entladung und Verteilung der Sendungen auf unsere österreichischen Verkehre, auf die regionalen Dienste oder auf unsere eigene Rollfuhr stellte natürlich kein Problem dar, da Peter wie immer alles bis ins letzte Detail arrangierte.
Auch die 18 EUROLOG-Lkws kamen je nach Entfernung im Laufe des Tages an und wurden ebenfalls sofort entladen. Die Fahrer, in der Regel befanden sich zwei davon auf den Lkws, mussten keine Minute länger als nötig warten, um wieder abfahren zu können. Ivo und Peter hatten Ende letzter Woche bereits für alle Lkws Rückladungen besorgt und diese in Wechselbrücken vorgeladen am Hof stehen. Die EUROLOG-Fahrer übernahmen diese Wechselbrücken mit den dazu gehörenden Frachtpapieren und fuhren sofort wieder zurück zu ihren Verladezentren. Die dortigen Disponenten zeigten sich durchwegs sehr angetan, als sie unsere raschen Abgangsinformationen erhielten und bereiteten bereits die nächste der täglichen Abfahrten vor.
Schlussendlich trafen im Laufe des Tages auch manche Lkws von unseren Fremdpartnern ein. Wir unterhielten ja mittlerweile regelmäßige Import-Verbindungen mit 22 Partnern in 16 meist östlichen Ländern. Diese Speditionen avisierten viel mehr Lkws und Sendungen als früher, da sie nun alle auch einen Großteil ihrer Deutschland-Sendungen über uns laufen ließen.
Nicht zuletzt waren auch noch unsere Filialen in Österreich, allen voran wieder Wien, sehr aktiv und verluden Sammelgut an uns sowohl für den nationalen, als auch für den deutschen Markt. Parallel dazu versuchten sie, Komplettladungen oder zumindest größere Teilpartien für unsere EUROLOG-Länder, bzw. Deutschland zu erhalten und bei uns anzuliefern, was auch immer besser funktionieren sollte.
Somit gelang es uns tatsächlich vom ersten Tag an, alle eintreffenden Lkws wieder beladen zurückzusenden. Vor allem die Wechselbrücken an alle deutschen Partner waren am späten Abend durch die Vielzahl der von überall eintreffenden Sendungen sehr gut beladen und versprachen von Anfang an gute Renditen. Alle deutschen Partner meldeten sich so nach und nach telefonisch bei mir und gratulierten zum gelungenen Start, was mich und Peter natürlich sehr freute.
Die EUROLOG-Häuser und die Partner der restlichen Länder beobachteten unsere Dienste, bzw. unsere Lieferzeiten sehr genau und forderten zu deren Überprüfung oftmals Ablieferungsquittungen an. Die Auslieferungen sowohl in Deutschland als auch in Österreich klappten aber durchwegs gut, sodass es in den ersten Wochen keinerlei Beanstandungen gab. Unsere eigenen Filialen hatten zwar nur mehr beschränkte Tätigkeiten zu verrichten, erfüllten diese aber zu meiner vollsten Zufriedenheit. In weiterer Folge kamen sogar immer mehr eigene Impulse von ihnen, was mich natürlich ebenfalls sehr zuversichtlich stimmte.
Die Zusammenarbeit mit unseren neuen regionalen Diensten funktionierte von Anfang an ausgezeichnet, was ich ebenfalls Peter hoch anrechnete. Überhaupt beherrschte Peter sein Aufgabengebiet, wie nicht anders erwartet, sehr gut. Er organisierte mit seinen Leuten seine Bereiche Deutschland Import und Export, die innerösterreichischen Wechselbrückenverkehre mit allen unseren Filialen, die Regionalversorgung und die eigene Rollfuhr perfekt. Zusätzlich sorgte er mit seiner Wechselbrücken-Flotte in Zusammenarbeit mit Ivo für die täglichen Abholungen der Ladungen für alle EUROLOG-Lkws. Ich konnte mich immer wieder nur selbst beglückwünschen, dass es mir seinerzeit gelang, Peter für diesen Bereich zu gewinnen.
Überhaupt klappte die Zusammenarbeit in der gesamten Mannschaft besser, als ich zu hoffen gewagt hatte, denn wir vergrößerten uns ja überall bedeutend oder schufen einig Bereiche komplett neu. Auch der Schichtdienst im operativen Bereich verursachte erfreulicherweise keine größeren Probleme.
Natürlich ging dies alles nicht so einfach über die Bühne, sondern bedurfte unzähliger Beratungen untereinander und vor allem auch mit Georg. Dieser war wirklich unbezahlbar und unterstützte mich weiterhin in allen Belangen. Er war es auch, der so manchen der neuen Bereichsleiter bei der Konkurrenz ausfindig machte, sodass ich diese zu einem Wechsel zu uns überreden konnte. Ich richtete Georg ein ständiges Büro ein, da dieser laut Vereinbarung mit SETERS, London uns hier in Salzburg und unsere Filialen auch weiterhin ständig in allen Belangen betreuen sollte.
Die ersten Monate vergingen wie im Fluge und unsere Belegschaft fand sich immer besser mit den neuen Gegebenheiten zu Recht. Ich war natürlich tagtäglich viele Stunden im Betrieb unterwegs, um mit den jeweiligen Leitern alles zu besprechen und eventuelle Probleme zu lösen. Auch saßen wir alle oft zu Mittag in der Kantine zusammen und diskutierten dort weiter.
Alle Partner sahen, dass unser Service tatsächlich funktionierte und verstärkten ihre Bemühungen um weitere Sendungen, was ihnen auch durchwegs gelang. Besonders die EUROLOG-Häuser mit ihren vielen Filialen erhöhten bald ihr Volumen dermaßen, dass bereits fast jedes ihrer großen Verladezentren täglich eine Wechselbrücke oder gar einen kompletten Lkw an uns abfertigte. Dazu trugen auch ein wenig die vermehrt von uns in Österreich geworbenen Import-Sendungen bei.
Da wir bei diesen Sendungen aufgrund der uns gewährten günstigen Beiladesätze auch etwas an der internationalen Fracht verdienen konnten, erhöhten wir somit auch unsere eigene Rentabilität. Bei den von EUROLOG oder den anderen Partnern angelieferten Sendungen verdienten wir nämlich an dem Transport bis zu unserem Lager nichts, sondern nur an der von uns organisierten Weiterleitung. Daher bemühten wir uns in Österreich auch sehr um Importsendungen aus den Ländern, mit welchen wir Importverkehre unterhielten. Dies sollte uns in Zusammenarbeit mit unseren Filialen auch immer besser gelingen.
Aus den EUROLOG-Ländern trafen bald täglich 25 Lkws sehr gut beladen mit den verschiedensten Waren ein, ein Großteil davon bereits für Deutschland bestimmt. Hier sah man, wie wichtig es war, diese ausgezeichnete Verbindung mit Deutschland herzustellen. John erkannte dies natürlich auch und ließ seine Freude darüber in unseren unzähligen Telefonaten immer wieder durchblicken.
Ivo, der natürlich stets über diese Entwicklung informiert wurde, stellte sich rechtzeitig auf die höhere Anzahl an EUROLOG-Lkws ein und organisierte mit viel Geschick die entsprechenden Rückladungen. Alle EUROLOG-Länderchefs waren stets voll des Lobes, wenn wir in unseren häufigen Telefonaten darauf zu sprechen kamen. Sie hatten alle die größten Befürchtungen gehegt, dass es bei den regelmäßigen Rückladungen Probleme geben würde und waren nun heilfroh, dass sich dies so gut entwickelte.
Auch unsere deutschen Partner sahen, dass hier im Gegenteil zu ihrem früheren Stützpunkt in Salzburg alles funktionierte und erhöhten ihrerseits ihre Anstrengungen. Ihre Lkws waren stets gut ausgelastet und wurden von uns immer verlässlich bis spätestens Mitternacht wieder voll beladen retourniert. Sie nahmen dabei sehr wohlwollend zur Kenntnis, dass unsere Sendungen nicht nur aus Österreich, sondern aus gesamt West-Europa und auch aus vielen Ländern Ost-Europas kamen. Ich stand auch mit ihnen allen laufen in Kontakt und hörte immer wieder, wie froh man wäre, dass der Wechsel zu uns so gut funktionierte.
All dies stimmte mich für die weitere Zukunft sehr positiv, aber am meisten freute mich die Entwicklung bei unseren Fremdpartnern. Die bereits bestehenden Partner nahmen unsere Dienste für Österreich und Deutschland im verstärkten Ausmaß in Anspruch und fuhren uns mehrmals die Woche mit gut gefüllten Lkws an. Vor allem unser Angebot für Deutschland sagte ihnen dabei sehr zu und lastete ihre Lkws noch besser aus. Auch wir ließen bei ihnen, wie bereits bei EUROLOG und bei unseren deutschen Partnern, von uns hier geworbene Import-Sendungen einfließen und trugen somit auch etwas zu ihrem Aufschwung bei.
Besonders freute es mich jedoch, dass es Ivo und mir immer wieder gelang, neue zusätzliche Partner in unseren bereits bestehenden Ländern oder sogar in jenen zu rekrutieren, in welchen wir bis dato noch keine gefunden hatten. Wir verfügten bald über 34 Partner in 20 Ost-Ländern, die uns wöchentlich mit über 100 Lkws anfuhren und im Gegenzug von Ivo alle wieder Komplettladungen aus Österreich oder aus dem süddeutschen Raum retour erhielten.
Überhaupt entwickelten sich Ivo´s Charterabteilung seit der Einführung der raschen Bezahlung der Lkws hervorragend. Ivo verstärkte sich wie unsere anderen Bereiche personell, da sich sowohl die Angebote an Ladungen als auch an Laderaum stark erhöhten. Er erhielt neben Österreich bereits aus gesamt Deutschland Ladungen angeboten, denn man überall wusste, dass er meist über den passenden Laderaum verfügen würde.
Im Gegenzug kontaktierten ihn immer mehr ausländische Frächter, da sich sein großes Frachtangebot überall herumsprach. So nach und nach fragten sogar unsere deutschen Partnerspeditionen bei ihm um ausländische Lkws nach. Ivo fertigte bald täglich eine sehr beachtliche Anzahl an Transporten ab und erwirtschaftete trotz der durchschnittlich sehr geringen Gewinnmarge mit seiner nun achtköpfigen Mannschaft monatlich wirklich respektable Zahlen. Wir verdienten damit also nicht nur gutes Geld, sondern hatten damit den Motor unserer Organisation in der Hand, was mir als noch viel wichtiger erschien.
Unsere restlichen Bereiche, sowohl operativ als auch administrativ, stellten sich rasch auf alle Anforderungen ein und erfüllten ihre jeweiligen Aufgaben durchaus zufriedenstellend. Georg und ich überprüften natürlich ständig alle Abläufe und änderten diese bei Bedarf stets in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Verantwortlichen ab. Georg lieferte mir laufend die zur Kontrolle notwendigen Zahlen und Informationen und beriet mich auch sonst in allen Belangen entsprechend.
Dies erwies sich besonders in Bezug auf unsere österreichischen Filialen, für die ich ja auch direkt verantwortlich zeichnete, als sehr wichtig. Erfreulicherweise stellten diese keine Probleme dar und erfüllten unsere Vorgaben sogar mehr als erhofft. Vor allem Heinz in Wien entwickelte sich zu einer großen Stütze und trug viel zu unserem bisherigen Gelingen bei.
Unsere riesige Lagerhalle füllte sich angesichts der doch beträchtlichen täglichen Anlieferungen immer mehr. Wir hatten somit für die laufende Abwicklung genügend Platz zur Verfügung und es blieben sogar noch Reserven frei. Ich war aber überzeugt, dass wir diese schon sehr bald benötigen würden.
Auch unsere Lagerabteilung füllte sich in der letzten Zeit erfreulicherweise beachtlich. Anfänglich verloren sich die von der alten Anlage übersiedelten Lagerkunden etwas in der Weite der vorhandenen Lagerfläche mit all ihren Regalen. Aber Dank vereinter Anstrengungen gelang es uns, laufend entsprechende Neukunden zu gewinnen.
Besonders Rainer, unser neuer Leiter des Lagerkundenbereichs, organisierte Kunden aus seiner früheren Tätigkeit und füllte so einen Teil auf. Auch Walter, Peter, Ivo und Heinz stießen immer wieder auf neue Möglichkeiten und boten diesen Service an. Außerdem nutzte so mancher ausländische Konzern, dessen Waren bereits durch EUROLOG oder unsere anderen Partner über uns liefen, die Möglichkeit, bei uns ein Verteilerzentrum einzurichten. Zuletzt gewannen wir auch noch so manche größere deutsche oder österreichische Exportfirma als Lagerkunden, für die wir bereits laufend Transporte durchführten.
Es dauerte somit nicht allzu lange, bis sich alle Stellplätze und Regale füllten, denn auch die bereits bestehenden Kunden ihr Volumen erhöhten. Dies wiederum geschah hauptsächlich durch unsere eigenen Transporte aber auch in letzter Zeit verstärkt durch von den Kunden selbst mittels Containern organisierte Importe. Rainer bewies seine Qualitäten und wickelte dieses nun beachtliche Volumen mit seinen Leuten zur vollsten Zufriedenheit ab. Natürlich erhielt er auch alle nur erdenklichen technischen Voraussetzungen dafür von uns zur Verfügung.
Die ersten sechs Monate vergingen wie im Fluge und John beschloss, die nächste der vierteljährlichen Konzernsitzungen, die normalerweise immer in London stattfanden, diesmal bei uns in Salzburg abzuhalten. Der Hauptgrund schien dabei zu sein, dass die dann ebenfalls anwesenden Länderchefs die neue Anlage in Salzburg kennen lernen sollten.
Ich setzte mich mit allen meinen Verantwortlichen zusammen und wir erstellten für uns eine Bestandsaufnahme, bzw. Zwischenbilanz des bisher Geschehenen. Unsere Anlage beeindruckte mit ihren wirklich imposanten Ausmaßen schon sehr und war mit ihrer großzügigen Platzgestaltung auch rundherum von der Autobahn aus für Jedermann bestens zu sehen. Die Öffentlichkeit und vor allem der Markt hatten durch die Präsentationen in den diversen Medien generell Notiz von uns genommen und beurteilten dieses neue Vorhaben durchaus positiv, wozu natürlich auch die nicht unerhebliche Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze beitrug.
Auch mich beeindruckte die Anlage mit all den an den unzähligen Toren stehenden Wechselbrücken oder Lkws immer wieder sehr. Man sah stets ein Meer von Lkw-Einheiten in unserer weinroten Firmenfarbe, unterbrochen wiederum von vielen anderen Fremd-Lkws. Alle Tore waren fast immer belegt, was auf eine große Aktivität hinwies. Um die gesamte Anlage führte ringförmig eine breite, auf dem Asphalt markierte Straße, die die jeweiligen Zufahrten zu den Toren ermöglichte. Weiter außerhalb dieser Straße gab es ebenfalls rundherum noch großzügige Parkplätze für jene Einheiten, die auf ihren Einsatz warteten. Schlussendlich hatten wir noch für alle Pkws und neu eintreffenden Lkws einen großen Parkplatz vor dem Areal eingerichtet. Die täglichen Arbeitsabläufe gestalteten sich grundsätzlich sehr geordnet, vor allem auch deshalb, weil meines Erachtens die Anlage noch lange nicht voll ausgelastet war.
Unsere österreichischen Filialen klappten durchwegs gut und erfüllten die in sie gestellten Anforderungen vollauf. Die Bedienung ihres jeweiligen Gebietes in der gesamten Fläche funktionierte durch die eigene Rollfuhr, durch die bei ihnen stationierten Wechselbrücken samt Fahrzeugen und wie schon bei uns, durch regionale Zulieferdienste.
Da das gesamte Sendungsvolumen aus Salzburg kam oder grundsätzlich sofort nach dorthin weitergeleitet werden sollte, entfielen in den Filialen die vielen sonstigen speditionellen Tätigkeiten mit eigenen Verkehren. Die Fuhrparkbetreuung sowie die gesamten administrativen Angelegenheiten erledigten wir ebenfalls von Salzburg aus. Somit konnte man sich dort voll auf die Hauptaufgaben, wie die rasche Zustellung und Abholung von Gütern, sowie auf die Neugewinnung von Kunden konzentrieren. Dazu stockten wir auch in allen Häusern das Personal ausreichend auf und fuhren so schon bald beachtliche Resultate ein.
Bei uns hier in Salzburg hatten wir mit Klaus wirklich einen Glücksgriff getan. Er wickelte die gesamte Administration, einschließlich jener der Filialen, zu unserer vollsten Zufriedenheit ab. Georg fand Klaus seinerzeit bei einer anderen großen Spedition in Salzburg und wir konnten ihn gemeinsam zu einem Übertritt bewegen. Klaus hatte in seiner alten Firma exakt die gleichen Tätigkeiten über, die er nun bei uns erledigte und tat sich daher von Anfang an entsprechend leicht. Er nahm, wie viele andere neue Kollegen auch, gute Leute aus seiner Ex-Firma mit und sicherte so einen absolut reibungslosen Ablauf. Zusätzlich organisierte ich mit Georg den administrativen Aufwand so, dass nur das absolut Notwendigste von uns selbst und der größere Teil von SETERS erledigt wurde. Dies handhabte John in allen EUROLOG-Ländern so und es sollte uns hier auch nur Recht sein.
Auch in den anderen Bereichen entwickelte es sich durchwegs ansprechend. Alois kümmerte sich um die gesamte Haustechnik und die Reinigung der kompletten Anlage innen und außen und Gerhard sorgte als unser Computerspezialist sowohl intern als auch bei allen unseren Partnern für funktionierende Systeme und Verbindungen. Es gelang ihm in relativ kurzer Zeit, alle unsere ausländischen Partner an unser Programm anzuschließen und für eine noch bessere und schnellere Datenübertragung zu sorgen. Auch lieferte er ohne Probleme regelmäßig, teilweise sogar wöchentlich, die von Georg und mir benötigten Daten und Zahlen ab.
Josef wiederum hatte den gesamten Fuhrpark, auch jenen unserer Filialen, unter Kontrolle und schlussendlich funktionierte noch unsere beachtliche Kantine unter der Leitung von Annemarie von Anfang an ohne Probleme. Annemarie kam überall, bei unseren Gästen, den fremden Fahrern, den Lagerkunden, etc., sehr gut an und servierte je nach Bedarf für alle drei Arbeitsschichten zwar ein einfaches, aber gutes Essen. Unsere moderaten Preise trugen sicherlich ebenfalls etwas zur Beliebtheit der Kantine bei. Wir alle trafen uns jedenfalls oft dort und fühlten uns durchwegs sehr wohl.
Unsere Filialen lieferten somit bei den Umsätzen, als auch bei der Rendite zufriedenstellende und vor allem überall ansteigende Zahlen ab und ließen weiterhin eine positive Entwicklung erwarten. Walter, unser Verkaufsleiter, hielt mit ihnen sehr engen Kontakt und sorgte so zusammen mit seiner Mannschaft für einen stetigen Ausbau unserer Verkehre. Er vollbrachte zusammen mit seinen Leuten in den letzten Monaten wirklich eine Herkulesarbeit, denn über uns brach eine Flut von Hinweisen, Informationen und neuen Möglichkeiten herein, die in kürzester Zeit bearbeitet werden mussten. Diese Daten kamen sowohl von den EUROLOG-Häusern als auch von unseren vielen Fremd-Partnern. Auch die deutschen Partner, Ivo´s ausländische Frächter und die von anderen Speditionen zu uns übergewechselten Kollegen brachten mehr oder weniger interessante Informationen mit. Sie allesamt mussten rasch bearbeitet werden und führten tatsächlich auch zu vielen neuen Geschäftsverbindungen.
Unsere Zollabteilung unter der Leitung von Franz wickelte Dank der erweiterten Arbeitszeiten des Zolls alles rasch und vor allem richtig ab. Für eventuelle deutsche Import-Verzollungen richteten wir unweit von uns auf deutscher Seite ein kleines Büro an der Grenze ein und konnten so in Zusammenarbeit mit dem örtlichen deutschen Zoll ebenfalls eine prompte Abwicklung garantieren. Dies traf nämlich immer häufiger bei Import-Sendungen unserer Fremd-Partner zu. Dank Walter´s Einsatz gelang es fast immer, diesen deutschen Kunden unsere Einschaltung hier mit der Situation Salzburgs als Grenzstadt zu erklären und die Aufträge auch weiterhin zu erhalten.
Unsere operativen Bereiche bereiteten ebenfalls große Freude. Sie entwickelten sich sowohl beim jeweiligen Ertrag, als auch beim eingesetzten Personal hervorragend. Allen voran Ivo´s Charterabteilung, die nicht nur für unsere EUROLOG-Lkws Ladungen zur Verfügung stellte, sondern auf dem gesamten deutschen und österreichischen Ladungsmarkt einen beachtlichen Stellenwert erreichte. Natürlich trug zu dieser Bekanntheit wie schon erwähnt unsere Strategie, die Lkws sofort nach Rechnungslegung zu bezahlen, nicht unerheblich bei.
Ivo pflegte so Kontakte zu unzähligen Frächtern und Speditionen in nahezu jedem Lande Europas und wickelte mit seinen Leuten täglich eine Unmenge an Transporten von Deutschland und Österreich aus abgehend ab. Alle unsere Auftraggeber, viele selbst Frachtvermittler, aber auch größere Firmen und Konzerne als Direktkunden, waren durchwegs mit unserem Service sehr zufrieden und belohnten dies auch mit einer korrekten Bezahlung.
John überprüfte unser dafür eingerichtetes Konto ständig und konnte bis Dato keinen einzigen Ausfall feststellen, was uns alle natürlich sehr positiv stimmte. Noch dazu, da der wirtschaftliche Nutzen aus dieser Operation bedeutend höher ausfiel, als wir erwarteten.
Die Leitung unserer Sammelguttransporte unterteilten wir von Anfang an in drei große Bereiche. Den Ersten davon, nämlich Deutschland und Österreich eingehend und ausgehend, führte Peter. Unsere täglichen Lkws von und nach Deutschland zu allen unseren dortigen Partnern waren stets bestens gefüllt und man hielt die propagierten kurzen Laufzeiten penibel ein. Dies wiederum beruhigte alle unsere sonstigen Partner und spornte diese zu weiteren Anstrengungen an.
Die Verteilung in Österreich klappte ebenfalls durchwegs sehr gut, wobei sich das Arbeitsvolumen unserer Filialen im Vergleich zu früher bei Bammer vervielfachte. Durch unsere Be- und Entladung rund um die Uhr erreichten wir auch hier äußerst rasche Lieferzeiten und stellten alle unsere vielen neuen Kunden restlos zufrieden. Dies wirkte sich wieder sehr positiv auf unsere Frequenz an Transporten zwischen unseren Häusern und auch auf deren Auslastung aus.
Uwe, ein alter Kollege aus Bammer Zeiten, kümmerte sich rührend um den gesamten Bereich EUROLOG. Die täglich aus den verschiedenen EUROLOG-Ländern eintreffenden Lkws lieferten eine Unzahl an Sendungen ab, die allesamt sofort entladen und zur Weiterleitung vorbereitet werden mussten. Das rechtzeitige Avisieren der Daten vereinfachte diese Aufgabe sehr und die Abfertigung in drei Schichten garantierte eine Weiterverladung ohne Zeitverlust. Für die jeweiligen Exporte in die EUROLOG-Länder benötigte man keinen großen Aufwand, da es sich fast ausschließlich um komplette Ladungen mit fertigen Papieren handelte. Diese wurden von Ivo in Zusammenarbeit mit Peter´s Wechselbrückenflotte auch stets rechtzeitig eingeholt.
Für den Bereich Fremd-Partner fanden seinerzeit Georg und ich nach etwas längerer Suche Karl-Heinz aus München. Er wollte gerade aus familiären Gründen nach Salzburg übersiedeln und passte mit all seiner Erfahrung ausgezeichnet zu uns. Wir unterhielten mittlerweile mit mehr als 35 Partnern in 20 Ländern regelmäßige Importverbindungen und wickelten wöchentlich circa 100 Lkws mit unzähligen Sendungen für Österreich und Deutschland ab. Auch kamen immer wieder die verschiedensten ausländischen Frächter zu uns und luden, natürlich erst nach vorheriger Abklärung mit ihren Auftraggebern, ihre gesamte Ladung oder auch nur Teile davon hier ab.
Manchmal ergaben sich durch diese Kontakte mit den Endempfängern weitere Möglichkeiten einer Zusammenarbeit. Solche Arbeiten und Transporte waren unter dem Strich sehr positiv und trugen ebenfalls zu unserer allgemeinen Auslastung bei. Immer öfter kam es vor, dass uns unsere Fremd-Partner beauftragten, für sie diverse Sendungen aus Österreich oder Deutschland vorzuholen. Sie kamen dann regelmäßig, meist gegen Ende der Woche mit ihren Lkws bei uns vorbei und übernahmen diese Güter. Wir fertigten dann diese Sendungen und oft auch die von ihren Lkws bereits vorher direkt geladenen Güter zollmäßig ab. Bedingt durch die große Anzahl an Fremd-Partnern entwickelte sich so erfreulicherweise eine zusätzliche, ausbaufähige Aktivität und weitere Einnahmequelle für uns.
In den Büros verlief somit alles planmäßig, wie wir bei unserer Zwischenbilanz feststellten und auch im Lager hatte Alex soweit alles im Griff. Er leitete die gesamte Ent- und Beladung mit seiner beachtlichen Mannschaft, die er bedingt durch eine stetige Erhöhung des Volumens ständig ergänzen musste. Er teilte in allen Schichten stets geschultes Personal zusammen mit neuen, ungeschulten Leuten in kleinen Gruppen ein und vermied dadurch eventuellen Qualitätsverlust in Form von Fehlversendungen oder schlechter Verladung. Bei meinen unzähligen Rundgängen konnte ich mich immer wieder überzeugen, dass zwar stets ein äußerst reges Treiben an den Toren und im riesigen Lager herrschte, hatte aber nie den Eindruck einer Unordnung.
Verblieb noch unser Bereich für Lagerkunden, den Rainer sehr korrekt und gewissenhaft mit seinem Team abwickelte. Der anfangs so riesig wirkende Teil unseres Lagers mit all seinen Hochregalen war mittlerweile bis zum letzten Platz ausgefüllt. Zusätzlich zur Lagerung und Verteilung erledigten wir oft für die Kunden auch die dazu gehörigen Transporte bis zu unserem Lager. Dadurch konnten wir daran ebenfalls mitverdienten und die Auslastung der jeweiligen Lkws erhöhen.
Bei meiner allgemein positiven Beurteilung musste ich besonders betonen, dass dieser rasche Auf- und Ausbau auch nur deshalb so gut gelang, weil meine Sekretärin Helga und mein persönlicher Assistent Herbert mich in allen Belangen stets vorbildlich unterstützten. Natürlich trug auch Georg mit all seinen Vorschlägen, Analysen, etc. viel zu unserem Erfolg bei.
Ich konnte somit mit unserer ersten Zwischenbilanz mehr als nur zufrieden sein und sah der Konferenz bei uns gelassen entgegen. John avisierte dazu nicht nur die jeweiligen Länderchefs aus seinen acht EUROLOG-Ländern, sondern veranstaltete einmalig ein Treffen bei uns, bei dem zusätzlich alle seine Verantwortlichen aus den regionalen Verladezentren teilnehmen sollten.
Großbritannien unterhielt 12 davon, Frankreich und Spanien je 10, Italien 11, Irland 2, Portugal 2, Belgien 3 und Holland 4. Dies bedeutete, dass uns 54 Leiter dieser Zentren zusammen mit John´s Führungsmannschaft aus London und mit hochrangigen Leuten von SETERS, London besuchen würden. John wollte sie alle einmal mit uns hier bekannt machen und ihnen die Entwicklung der letzten Monate zeigen. Er selbst besuchte uns bereits zweimal und kannte somit das Ergebnis bestens.
Wir mussten uns also auf den Besuch von 65 Personen von EUROLOG und SETERS einstellen. Dazu kamen noch die 8 Leiter unserer österreichischen Filialen, 5 Mann von SETERS-Österreich und schlussendlich noch meine eigene Führungsmannschaft mit 19 Personen. Wenn schon einmal so ein großes Treffen stattfand, sollten sich alle Verantwortlichen auch persönlich kennen lernen.
Obwohl wir nur relativ kurze Zeit zur Verfügung hatten, gelang es Helga und ihrem Team, alle Gäste in drei, nicht zu weit voneinander entfernt liegenden Hotels unterzubringen. In Abstimmung mit John sahen wir für das Treffen einen gesamten Freitag und Samstag vor, wobei für Freitagvormittag die Anreise der verschiedenen Delegationen geplant war. Freitagnachmittag sollte dann die große Sitzung und Besichtigung mit allgemeinem Kennenlernen bei uns in der Firma stattfinden. Das gemeinsame Abendessen reservierten wir in einem der drei Hotels, in dem es einen entsprechenden Saal und eine ausgezeichnete Küche gab. Samstagvormittag sollte dieses Treffen dann bei uns in der Firma weitergehen und mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Kantine ausklingen. Parallel dazu wollten John, alle seine Länderchefs, der Leiter von SETERS-London und ich noch die anstehende vierteljährliche Turnussitzung absolvieren. Ab dem Nachmittag planten alle wieder je nach Reiseziel in ihre Länder oder Städte zurückzukehren.
Die Zeit verging sehr rasch und der betreffende Freitag begann planmäßig. Wir hatten natürlich alle unsere Leute entsprechend instruiert. Somit war später niemand von der großen Anzahl an Gästen überrascht. Herbert überwachte alles und sorgte dafür, dass sowohl innerhalb als auch außerhalb der Anlage Ordnung herrschte. Es traf sich gut, dass John uns mit allen seinen Leuten an einem Freitag besuchte, da dies stets der stärkste Tag in der Woche war und so hier eine enorme Aktivität herrschte. Unsere eigenen Leute sollten so lange wie möglich in ihren Abteilungen bleiben und erst Mittag zu uns stoßen.
Unser Shuttledienst ab den Hotels leistete gute Arbeit und brachte alle Gäste je nach Ankunft umgehend zu uns. Bis Mittag trafen tatsächlich alle vollzählig ein und wir nahmen in unserer festlich hergerichteten Kantine ein einfaches aber gutes Menu ein. Jeder der Teilnehmer, natürlich auch unsere eigenen Leute, erhielt ein von uns vorbereitetes Ansteckschild, auf dem die Landesfarben, der Standort, der Name und die Funktion des Inhabers angeführt waren. Somit konnte jeder sofort erkennen, mit wem er sich gerade unterhielt. Nach dem Essen besichtigten unsere Gäste die gesamte Anlage, wobei ihnen unsere Leute auf Wunsch alles erläuterten.
Die Größe der Anlage beeindruckte wohl keinen von ihnen, da es in der EUROLOG-Gruppe viele dieser Objekte gab. Sobald sie jedoch die Vielzahl der Verkehrsverbindungen und die verschiedenen Aktivitäten genauer betrachteten, zollten Sie uns doch großes Lob.
Ich war mit John, Brian, dem Chef von SETERS, London und einigen anderen Länderchefs unterwegs und beantwortete ihre vielen detaillierten Fragen. Vor allem Brian schien sehr von allem beeindruckt zu sein, denn er war es gewesen, der sich seinerzeit bei der Bammer-Übernahme zusammen mit John bei mir so genau erkundigte und sich später sehr für die Übernahme eingesetzte. Dadurch kannte er unsere ursprüngliche Ausgangslage und stellte nun eine derartige positive Veränderung fest. Ich sah im Laufe des Nachmittags immer wieder, wie sich John und Brian abseits unterhielten und dabei anerkennend nickten. Ich musste gestehen, dass mich dies doch einigermaßen mit Stolz erfüllte.
Die einzelnen Delegationen besichtigten unsere gesamte Firma, sowohl im Bürobereich als auch im Lager. Einige spazierten sogar rund um die Anlage, um auch von dort einen Eindruck zu gewinnen. Der Betrieb war voll im Gange und an allen Toren wurden Wechselbrücken aus den EUROLOG-Ländern, aus unserem eigenen österreichischen Bestand oder von unseren deutschen Partnern ent- oder beladen.
Zusätzlich standen noch unzählige Sattelschlepper unserer Fremd-Partner an den Toren, die ihrerseits Waren abluden oder bei uns abholten. Eine größere Anzahl an Containern unserer Import- oder Lagerkunden rundeten das Bild ab. Schlussendlich gab es da noch die vielen Lkws unserer regionalen Partner und unserer eigene Rollfuhr, die so nach und nach zurückkehrten und Waren bei uns ablieferten. Unseren Gästen bot sich somit insgesamt schon ein sehr beeindruckendes Bild.
Als wir uns dann am Nachmittag wieder in der Kantine sammelten, um etwas später in unser Hotel zu unserem Abendessen aufzubrechen, hörte ich von allen Seiten nur großes Lob. Alle ohne Ausnahme waren von dem Vorgefundenen überrascht, da sie keinesfalls mit so einem Ausmaß an Aktivität rechneten.
Viele von ihnen hatten ja vor einiger Zeit nur zur Kenntnis genommen, dass EUROLOG in Österreich eine Firma mit einigen Filialen übernommen und in Salzburg eine neue Anlage errichtet hätte. Nun aber fanden sie eine gut funktionierende Speditionsanlage mit unzähligen ausländischen Verbindungen, einem perfekt abgestimmten Verkehrsnetz nach Deutschland, einem beachtlichen Lagergeschäft und mit sehr aktiven eigenen Filialen vor.
Am meisten beeindruckte sie jedoch Ivo´s Charterabteilung, die nicht nur für die prompte Rückbeladung ihrer EUROLOG-Lkws sorgte, sondern auch sonst enorme Mengen an täglichen Chartervorgängen abwickelte. Neben den 30 Ladungen für die EUROLOG-Lkws fertigten Ivo´s Leute an jenem Freitag noch 156 Lkws in viele Länder Europas ab, wobei die Ladestellen über ganz Deutschland und Österreich verstreut lagen. Ein Service wie dieses hatte kein einziges EUROLOG-Haus anzubieten. Lob und Bewunderung waren dementsprechend groß und schienen mir vor allem ehrlich.
Unsere Leute und die Gäste vermischten sich untereinander und lernten sich besser kennen, was ja auch der hauptsächliche Sinn des Treffens war. Etwas später beim Abendessen im Hotel wurde die Stimmung dann sogar noch etwas lockerer. John gratulierte uns in seiner kurzen Ansprache zu unserem Erfolg allgemein und ganz besonders zu unserem Schachzug mit den deutschen Partnern. Die Kombination Österreich mit Deutschland rechtfertigte diese Übernahme von Bammer umso mehr und ließ die Rentabilität in seinen Ländern generell ansteigen. Auch unsere Zahlen würden die Erwartungen um ein Vielfaches übertreffen.
Nach dem Essen diskutierten wir alle natürlich noch einige Zeit weiter und übersiedelten dann zur späteren Stunde geschlossen in Lisa´s Lokal, welches nicht allzu weit entfernt lag. Der Abend dauerte schließlich etwas länger und wir lernten uns alle in dieser ungezwungenen Umgebung noch mehr kennen. Ich war mir sicher, dass dieses Treffen sehr zu einer noch besseren Zusammenarbeit beitragen würde. Auch John und Brian stimmten mir darin zu und gratulierten mir und meinem Team nochmals zu dem bisher Erreichten.
Am nächsten Vormittag trafen wir uns alle wieder in der Kantine unserer Anlage, nachdem am Abend zuvor unser Shuttledienst alle wieder wohlbehalten in ihre Hotels zurückbrachte. Während sich der Rest der Teilnehmer weiter unterhielt oder wieder einzelne Bereiche der Firma besichtigten, hielten wir die angekündigte vierteljährliche Sitzung ab. Wie früher auch, nahmen John, einige seiner engsten Mitarbeiter aus London, seine Länderchefs, Brian von SETERS und ich teil. John präsentierte die gesamten Konzernergebnisse, die allesamt für den betreffenden letzten Zeitraum gut ausfielen. Überhaupt stand seine Firma auf soliden Beinen und der zusätzliche Schub durch die neuen Aktivitäten mit Deutschland und Österreich tat sein Übriges. Besonders lobend erwähnte er, dass neben der ausgezeichneten Auslastung der Lkws die sofortige Rückbeladung derselben so gut funktionierte und dadurch die gesamte Rentabilität der Verkehre weiter anhob.
Auch unsere eigenen Zahlen lagen, wie von ihm am Vorabend bereits angedeutet, weit über den Erwartungen und brachten mir größtes Lob ein. Brian, der mitgekommen war, um in seiner Funktion als Betriebsanalytiker unsere Firma genauer zu prüfen, schloss sich John´s positivem Urteil an und bestätigte den ausgezeichneten Zustand unserer Anlage. Ich war in diesem Moment richtig stolz auf meine Mannschaft und hoffte, dass alles in Zukunft auch so weitergehen würde.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Kantine kehrten die einzelnen Delegationen wieder in ihre Länder oder Städte zurück. Unsere Kantinenchefin und ihre Mannschaft bestanden diese Bewährungsprobe mit Bravour und ernteten von allen Seiten viel Lob. Man durfte ja nicht vergessen, dass die Bewirtung unserer Gäste neben dem normalen Betrieb stattfand. Platz dafür hatten wir jedenfalls ausreichend, da wir bald mit einem weiteren Personalanstieg rechneten und daher den Kantinenbereich bereits entsprechend vergrößerten.
Ich bedankte mich zum Schluss auch noch bei meinen eigenen Leuten und jenen aus den Filialen für das Geleistete und gab all das Lob und die Komplimente, welche ich in diesen Tagen erhielt, an sie weiter. Ich hatte den Eindruck, dass auch sie stolz darauf waren und hoffte, dass dies der Beginn einer langen und guten Zusammenarbeit sein würde.
Es zeigte sich bald, dass ich Recht haben sollte, denn die Kooperation mit allen EUROLOG-Häusern verbesserte sich tatsächlich noch mehr. Dies zeigte sich sowohl in der allgemeinen Kommunikation zwischen unseren Häusern, als auch in der Frequenz bei den Abfahrten nach Salzburg. Alle Länderchefs schienen ihr gewonnenes Vertrauen in uns auch an ihre Mitarbeiter vermittelt zu haben, denn man verstärkte überall die Bemühungen, von jedem Verladezentrum aus einen kompletten Sammelgut-Lkw direkt an uns abzusenden.
Dies gelang ihnen tatsächlich auch bald, was in Anbetracht des großen Aufwandes an Werbung und Verkaufsaktivitäten eines jedes Zentrums auch nicht verwunderlich war. Die weiterhin reibungslose und rasche Rückbeladung ihrer Lkws trug natürlich ebenfalls einen großen Teil dazu bei. So kam es, dass wir gegen Ende unseres ersten Jahres in der neuen Anlage täglich 55 Lkws aus den acht EUROLOG-Ländern erhielten. Und zwar kamen diese Lkws aus folgenden Ländern: 2 aus Portugal, 10 aus Spanien, 2 aus Irland, 12 aus Großbritannien, 11 aus Frankreich, 4 aus Belgien, 4 aus Holland und 10 aus Italien. Ivo und seine Mannschaft schafften es tatsächlich, wenn auch mit etwas Mühe, für alle auch immer rechtzeitig eine passende Rückladung zu finden.
Unsere deutschen Partner sahen wiederum, dass sich unser Volumen in ihre Richtung stetig erhöhte und forcierten ihrerseits die Anstrengungen nach Österreich. So erreichten wir auch hier eine bedeutende Steigerung bei der Anzahl der eintreffenden Lkws von anfangs 20 auf nunmehr 40 Lkws. Dies bedeutete, dass jeder von ihnen sein Volumen beinahe verdoppelt hatte. Zusammen mit unseren Filialen, die ebenfalls sehr aktiv mitwirkten, gelang es uns, alle deutschen Lkws ebenfalls wieder voll beladen zurück zu senden und dabei zu unserer großen Freude eine ansehnliche Rendite zu erwirtschaften.
Aber nicht nur extern trug dieses Treffen zu einem großen Erfolg bei, sondern auch intern bei uns in der Firma. Alle Führungskräfte arbeiteten noch enger zusammen und fühlten sich nun als richtiges Team. Ich hatte diesen Eindruck immer wieder bei unseren unzähligen Sitzungen und Besprechungen, die oft auch erst spät abends in Lisa´s Lokal endeten. Man durfte ja nicht vergessen, dass ein Großteil dieser Kollegen neu zu uns stieß und sich die gesamte Mannschaft erst finden musste.
Als nächstes Ziel legte ich den Ausbau unserer Beziehungen im Sektor Fremdpartner-Import fest. Mit Ivo´s Hilfe gelang es uns zwischenzeitlich, noch besser auf dem Balkan Fuß zu fassen und verschiedene Partner in Bosnien + Herzegowina, Montenegro und in Albanien zu finden. Ebenfalls konnten wir unser Partnernetz in Serbien, Kroatien und Slowenien jeweils um eine Firma vergrößern.
Auch hier gingen wir wie gehabt vor und konzentrierten uns hauptsächlich auf Speditionen, die zwar regional gut aufgestellt, aber international noch nicht so richtig etabliert waren. In der Regel verfügten diese dann auch über eine beachtliche Anzahl an Lkws, die sie ständig nach West-Europa sandten. Viele unserer bisherigen Partner kamen aus dieser sogenannten „zweiten Reihe“ und blieben uns bereits seit langen Jahren treu, sodass wir natürlich diese Strategie beibehielten. Noch dazu, wo die meisten größeren Speditionen in diesen Ländern ohnehin bereits über diverse Partner in West-Europa verfügten und deshalb für uns nicht mehr in Frage kamen.
Ivo´s Rückladungen in die verschiedensten Länder brachten uns immer wieder mit möglichen Kandidaten in Verbindung. Wir fanden so nach und nach auch weitere Partner in Mazedonien, Moldawien, Ukraine, Estland, Lettland und in der Türkei. All diese neuen Partner-Speditionen fuhren uns anfangs eher sporadisch, in weiterer Folge aber mehrmals wöchentlich mit Sammelgut an und erhielten von Ivo stets die entsprechenden Ladungen retour.
Immer wieder kam es vor, dass sie uns mit Abholungen von Sendungen aus Österreich oder aus Deutschland beauftragten und diese Sendungen dann mit ihren eigenen Lkws bei uns abholten. Besonders tat sich dabei unser Partner in Moskau, die Spedition SUNOV, hervor. Anfangs fing es nur sporadisch an, aber so nach und nach erhöhte dieser Partner die Abholaufträge und übernahm mit seinen Lkws mindestens einmal pro Woche, manchmal sogar öfters, größere Sammelgutladungen nach Moskau. Auch wir luden so manchen Kunden, den wir eher zufällig fanden, auf diesen Lkws bei und erhielten von SUNOV günstige Beiladesätze, sodass wir sogar etwas daran verdienten.
Ich beobachtete dies seit geraumer Zeit sehr genau und überprüfte manche Auslieferung in Moskau oder Umgebung. So vergewisserte ich mich über die Arbeitsweise von SUNOV bei unseren Exportsendungen und konnte diese bald als sehr zufriedenstellend bezeichnen. Dies bildete die Grundvoraussetzung, wenn ich unseren Kunden und Partner einen Verkehr von Salzburg nach Moskau anbieten wollte.
Ich beabsichtigte dies nämlich tatsächlich, da auf dieser langen Strecke doch einiges zu verdienen sein müsste und es vor allem hier keine starke Konkurrenz gab. Natürlich fertigten einige der größeren Salzburger Speditionen auch Sammelgut nach Moskau ab, aber wie mir bekannt war, nur in bescheidenen Mengen und nicht besonders rasch. Der vermehrt einsetzende Bedarf an Konsumgütern, den Moskau verzeichnete, bekräftigte mich dabei nur in meinem Vorhaben.
Nach einer ausführlichen Debatte mit Ivo, Walter vom Verkauf und Georg, vereinbarten wir, dass Ivo und ich nach Moskau fliegen und dort SUNOV genau unter die Lupe nehmen würden. Dies geschah nach Vereinbarung mit Boris SUNOV auch bereits in der darauf folgenden Woche. Boris, den wir natürlich seit vielen Jahren vom Telefon her kannten, empfing uns persönlich am Flughafen und freute sich sehr über unser Vorhaben, welches wir ihm bereits ausführlich telefonisch erläutert hatten.
Seine Firma entsprach unseren Ansprüchen, sowohl in der Größe, als auch in der Art der Abwicklung. Alles schien durchaus gepflegt zu sein, was nicht unbedingt zu erwarten war. Auch die Verbindung zum nahe gelegenen Zoll schien ebenfalls sehr gut zu klappen und die nationalen Relationen für Sendungen über Moskau hinaus waren gleichfalls vorhanden. Boris verfügte über eine beachtliche Flotte an eigenen Lkws und arbeitete mit West-Europa hauptsächlich auf dem Komplettladungssektor zusammen. Er wollte schon immer in das Sammelgutgeschäft einsteigen und es schien ihm daher sehr willkommen zu sein, dass diese neuen Verkehre nicht nur Sendungen nach Deutschland und Österreich, sondern vor allem auch aus diesen Ländern retour bringen sollten.
Ich vereinbarte daher mit ihm, dass wir generell die Lkws von Salzburg nach Moskau komplett an ihn bezahlen und uns alleine um deren Auslastung kümmern würden. Die Lkw-Preise von ihm kannten wir bereits und fixierten sie ebenso in unserem gemeinsamen Protokoll, wie auch seine weiteren Preise für die Weiterleitungen zu den Endkunden, die Platzkosten in Moskau, wie Verzollung, etc. Schlussendlich vereinbarten wir noch, dass alle unsere Wünsche, Anfragen, Reklamationen, etc. von seiner Firma grundsätzlich schnellstens bearbeitet werden müssten. Dies war die absolute Bedingung für eine engere Zusammenarbeit, da wir uns seines Services sicher sein mussten und nicht unsere Kunden durch ein eventuelles Fehlverhalten seinerseits auf anderen Verkehren riskieren wollten. Wir mussten uns zu hundert Prozent auf SUNOV verlassen können, wenn wir diesen neuen Verkehr unseren Partnern in Deutschland und den EUROLOG-Ländern anbieten wollten. Nach einer gewissen Testphase mit unseren eigenen Sendungen hatte ich diese Ausweitung auf die gesamte Gruppe nämlich tatsächlich vor.
Wieder zurück in Salzburg instruierten wir unsere Leute und jene aus den Filialen entsprechend. Jeder Betreffende erhielt genaue Details, bzw. meine ausgearbeiteten Tarife und wir begannen sofort in gesamt Österreich mit speziellen Verkaufsaktionen. Es dauerte nicht lange und die ersten Versuchssendungen unserer Kunden trafen ein. Wir verluden diese sofort in Zusammenarbeit mit SUNOV, der laufend Lkws in unserem Raum leer meldete. Mit Ivo´s Hilfe, der anfangs größere Teilladungen beschaffte, da wir noch nicht über genug Sammelgut ab unserem Lager für komplette Lkws verfügten, gelang es uns, alles rasch zu verladen. Diese Testsendungen verliefen tatsächlich alle ohne größere Probleme und es zeigte sich, dass Boris unser Vertrauen rechtfertigte.
Nach drei Monaten erhöhte sich unser Aufkommen kontinuierlich und wir konnten bereits pro Woche drei volle Lkws mit Sammelgut nach Moskau abfertigen. Besonders freute es mich, dass alle unsere Filialen, allen voran natürlich wieder Wien, sehr tatkräftig an diesem neuen Projekt mitarbeiteten und laufend neue Sendungen einbrachten. Auch Walter konnte hier in Salzburg mit seinen Leuten beachtliche Erfolge vorweisen und gewann in unserem gesamten Einzugsgebiet viele neue Kunden. Man konnte sich gar nicht vorstellen, wie viele Firmen doch tatsächlich versuchten, auf dem wachsenden russischen Markt Fuß zu fassen.
Nachdem unsere Probephase so gut verlief, wollte ich nunmehr unser Angebot auf unsere deutschen Partner und auf die EUROLOG-Gruppe ausdehnen. Dr. Klein in Stuttgart, den ich von unserem Beginn der Zusammenarbeit her kannte, war meinem Vorhaben gegenüber sehr aufgeschlossen und bat mich, alles schriftlich und im Detail zu erläutern, damit er es seinen Mitgliedern vorlegen könnte.
John lud mich umgehend zu sich nach London ein, um dieses für ihn gänzlich neue Projekt näher zu besprechen. Ich erledigte dies alles in den nächsten Tagen und konnte John meiner Meinung nach nicht nur davon überzeugen, sondern sogar begeistern. Natürlich wollte aber auch er sich noch mit seinen Länderchefs abstimmen und versprach mir, in Kürze Bescheid zu geben.
Es dauerte wirklich nur einige Wochen, bis John grünes Licht für den Start der Operation gab. Seine Länderchefs sahen in diesem neuen Markt auch für ihre jeweiligen Länder ein großes Potential und gingen dieses Vorhaben mit geballter Kraft an. Sie mussten noch dazu ihre Organisationen nicht großartig ändern, sondern konnten die neuen Sendungen laufend den täglichen Lkws nach Salzburg mitgeben.
Anfangs füllten sie damit nur ihre Lkws noch besser, etwas später erhöhte sich jedoch die Anzahl ihrer täglichen Abfahrten an uns wegen des gestiegenen Volumens durch diese Russlandsendungen. Wie bereits seinerzeit, als man neu für Österreich und Deutschland warb, trat auch diesmal der riesige Verkaufsapparat von EUROLOG eine Lawine los. Unzählige ihrer Kunden, viele davon im Konsumgüterbereich, aber auch viele neue, bedienten sich dieser Möglichkeit und waren sowohl preislich als auch von der angebotenen kurzen Transportdauer sehr angetan.
Zu meiner großen Freude informierte mich kurz nach John auch Dr. Klein darüber, dass seine Gruppe in Deutschland grundsätzlich ebenfalls bereit wäre, Sendungen nach Russland über uns laufen zu lassen. Keine ihrer 20 Speditionen verfügte nämlich über eine Verbindung nach Russland. Somit waren alle froh, den Kunden einen raschen und gesicherten Service auch für kleinere Sendungen dorthin anbieten zu können.
Meine Preise sagten ihnen ebenfalls zu und so dauerte es nicht allzu lange, bis der gesamte starke deutsche Markt von ihnen bearbeitet wurde. Natürlich registrierten sie mit Wohlwollen, dass dies alles ohne jegliche Investitionen ihrerseits von statten ging. Sie gaben diese zusätzlichen Sendungen ebenfalls den laufenden Lkws nach Salzburg mit und verbesserten als positiven Nebeneffekt deren Auslastung noch mehr.
Als Verantwortlichen für diesen neuen Russlandverkehr setzte ich Michael ein. Er kannte dieses Geschäft bereits aus seiner früheren Tätigkeit bei einer auf Russland spezialisierten Spedition in Wien und kam auf Empfehlung von Heinz zu uns. Michael passte von Anfang an gut in unser Team und leistete durch seine russische Muttersprache wertvolle Dienste. Organisatorische Probleme verursachte dieser neue Verkehr für uns keine, da wir sowohl im Bürobereich, als auch im Lager ausreichend Platz dafür zur Verfügung stellen konnten.
Natürlich hatten wir diese Operation vorher ausführlich mit unserem Zoll besprochen, da hier ja viele Sendungen aus den verschiedensten Ländern West-Europas auf einem Lkw gesammelt nach Russland abgefertigt werden sollten. Unsere Partner hielten sich sehr genau an unsere Instruktionen bezüglich der benötigten Dokumente und gewährleisteten so von Anfang an einen reibungslosen Warenfluss.
Nach einigen Monaten erhöhte sich das Aufkommen nach Moskau derart, dass bereits täglich mindestens ein Lkw voll beladen abfuhr. Boris wies in Moskau seine Disponenten an, stets ausreichend Laderaum für uns bereitzustellen und diese schafften es auch fast immer zeitgerecht. Als Reserve stellte Boris zwei leere Sattelauflieger bei uns ab, die wir bei Bedarf mit einer passenden Zugmaschine, die unser Fuhrparkleiter umgehend besorgte, für die Beladung rangieren konnten. Dies stellte einen großen Vorteil für uns dar, da wir bereits mit der jeweiligen Beladung beginnen konnten, auch wenn der vorgesehene Lkw sich etwas verspätete.
SUNOV erhöhte sein Aufkommen nach Westen beträchtlich, da wir und alle unsere Partner auch vermehrt Sendungen für unsere Import-Kunden aus Russland abriefen. Er fuhr uns somit täglich mit mindestens einem Lkw beladen mit Stückgut an und übernahm meist den bereits vorgeladenen Sattelauflieger wieder retour. Auch er setzte wie EUROLOG zwei Fahrer pro Lkw ein und erhöhte so die Schnelligkeit der Rundläufe und auch die Rentabilität seiner Lkws.
Alles in allem war diese Operation Russland ein großer Erfolg und brachte bald allen Beteiligten beträchtliche Gewinne ein. Bei uns entwickelte sich dieser Verkehr sogar zum Spitzenreiter, was die Rentabilität pro Lkw anbetraf. Auch die EUROLOG-Gruppe und die deutschen Partner, die diese Gewinne fast ohne eigene Investitionen erwirtschafteten, bedankten sich diesbezüglich oft bei mir.
Unser zweites Jahr in der neuen Anlage verlief erfreulicherweise so, wie das erste geendet hatte. Nach den immensen Steigerungen bisher gab es nun überall weiter leichte Erhöhungen sowohl beim Volumen als auch bei den Erträgen. Unsere Mannschaft arbeitete immer besser zusammen und wurde vor allem im Lager sogar noch erweitert.
Ich überwachte diese Vorgänge stets mit Georg zusammen sehr genau. Natürlich gab es in so manchem der Bereiche, die wir allesamt nochmals in mehrere Gruppen unterteilen mussten, die eine oder andere Änderung, Anpassung oder Umgruppierung. Das Gerüst der Firma mit meinen Bereichsleitern stand jedoch und ich konnte beruhigt nach vorne blicken. Auch beschlossen wir, alle Abteilungen mit einer größeren Anzahl an Lehrlingen auszustatten, um in den nächsten Jahren kein Personalproblem zu bekommen. Mein Assistent Herbert, der mich auch sonst sehr unterstützte, kümmerte sich besonders um diese jungen Leute und sollte damit in Zukunft noch große Erfolge erzielen.
Gerhard, unser Computer-Spezialist, erstellte mir in Zusammenarbeit mit Georg wunschgemäß täglich die verschiedensten Listen mit den gewünschten Zahlen, da ich diese stets bei den laufenden Sitzungen mit meinen Verantwortlichen benötigte.
Natürlich kamen immer auch unsere acht österreichischen Filialen zur Sprache, die sich erfreulicherweise ebenfalls weiterentwickelten und ansprechende Resultate ablieferten. Ich hatte mit ihnen weniger zu tun, als ich zu Beginn dachte, da sich alle an unsere klaren Vorgaben hielten und mit Freude mitarbeiteten. Jedenfalls hatte ich stets diesen Eindruck bei meinen sporadischen Besuchen.
Besonders Heinz in Wien gelang wirklich Sehenswertes, aber auch die anderen in Dornbirn, Innsbruck, Klagenfurt, Graz, Linz, St. Pölten und Eisenstadt waren gegenüber der Zeit bei Bammer nicht wieder zu erkennen. Alle vervielfachten ihr Aufkommen, was vor allem den enorm gesteigerten Verkaufsanstrengungen zuzurechnen war. Der Warenfluss von und nach Salzburg klappte mit unseren vielen täglichen Wechselbrücken-Lkws und durch die Arbeitszeiten rund um die Uhr ebenfalls sehr gut.
Ende des zweiten Jahres konnten wir schon auf ein sehr beachtliches Volumen pro Tag zurückblicken. EUROLOG fuhr uns weiterhin mit mindestens 55 Lkws an, von unseren deutschen Partnern erhielten wir 40 Lkws und unsere Fremd-Partner trafen durchschnittlich ebenfalls mit 50 Lkws bei uns ein. Zusätzlich entluden wir noch einige Container für unsere Lagerkunden und sporadisch andere Frächter mit diversen Lieferungen. Schlussendlich gab es da noch täglich circa 30 Lkws von den Filialen, circa 30 Lkws unserer Regionalpartner und unsere gesamte Rollfuhrflotte mit nunmehr 35 Fahrzeugen zu entladen.
Im Gegenzuge beluden wir täglich 90 Lkws nach Deutschland, 55 in die EUROLOG-Länder, circa 30 Lkws zu unseren Filialen, 30 Lkws zu unseren Regionalpartnern und unsere gesamte Rollfuhr. Neben diesen vielen Sammelgut- und Komplettladungen rundeten Stückgut-Exporte in die EUROLOG-Länder und zu unseren Fremd-Partnern, allen voran SUNOV in Moskau mit nunmehr bereits 2 Sammelgut-Lkws pro Tag dieses Bild ab.
Nach Deutschland waren wir bereits so erfolgreich, dass Peter viele zusätzliche Lkws einsetzen musste, da die eintreffenden bei Weitem nicht ausreichten. Mit Ivo´s Unterstützung und jener unserer Partner gelang es, diese zusätzlichen Lkws im Rundlauf zu behalten und wieder nach Österreich zurück zu beladen. Alex leistete jedenfalls mit seiner Mannschaft im Lager wirklich tagtäglich hervorragendes. Bei meinen diversen Rundgängen konnte ich mich auch laufend davon überzeugen.
Meine regelmäßigen Sitzungen in London verliefen stets äußerst positiv, da neben unseren eigenen Zahlen auch jene der gesamten Gruppe bestens ausfielen. Vor allem deren Resultate für Deutschland, Österreich und Russland verbesserten das Gesamtbild beträchtlich. Dies brachte mir wiederum größtes Lob von John selbst, aber auch von allen seinen Länderchefs ein. John teilte mir auch mit, dass ich zum Jahresende eine beachtliche Prämie erhalten würde, die ich nach meinem Ermessen unter meinen Leuten aufteilen könnte.
Ich beschloss, alle Angestellten vom Bereichsleiter bis zur Reinigungskraft daran teilhaben zu lassen, da sie alle ihren Teil zu unserem Erfolg beitrugen. Die Freude darüber war natürlich bei allen groß, auch wenn der anteilige Betrag wegen der großen Anzahl an Beschäftigten für jeden eher bescheiden ausfiel. Alle fühlten sich aber in ihren Bemühungen bestätigt und ich war mir sicher, dass diese Anerkennung viel zur weiteren guten Zusammenarbeit betragen würde.
Als Zeitpunkt der Verlautbarung wählte ich unsere jährliche Weihnachtsfeier. Wie bereits im letzten Jahr hielten wir diese wieder mit der ganzen Mannschaft in unserer Kantine ab. In meiner kurzen Ansprache bedankte ich mich bei allen meinen Mitarbeitern für das Geleistete und gewährte auch einen Ausblick auf die Pläne für das dritte Jahr.
Unser Russlandgeschäft entwickelte sich so positiv, dass wir bereits täglich mehrere Lkws voll beladen mit Stückgutsendungen nach Moskau absandten und dabei beachtliche Renditen erwirtschafteten. Natürlich wollte ich diese Schiene weiter ausbauen, aber auch unsere Möglichkeiten mit all den anderen Fremd-Partnern nutzen. Ich plante nämlich, auch mit diesen einen derartigen Service wie nach Moskau einzurichten. Sie alle fuhren uns ja bereits mit Sammelgut an und es sprach nichts dagegen, sie auch wieder mit Stückgutsendungen zurück zu beladen. Klarerweise könnten wir hier in Österreich alleine niemals ausreichend Güter dafür besorgen. Mir müsste es also wie bereits beim Russlandgeschäft gelingen, die ganze EUROLOG-Gruppe und vielleicht auch unsere deutschen Partner davon zu überzeugen und zum Mitmachen zu bewegen.
Unsere anderen Bereiche entwickelten sich alle kontinuierlich weiter und das gesamte Personal war inzwischen sattelfest geworden. Es erschien mir daher nun möglich, dieses neue Vorhaben intern näher zu diskutieren. Ich saß viele Male mit meinen Verantwortlichen zusammen, bis wir uns auf eine Strategie einigen konnten. Bei diesen Besprechungen, oft auch noch am Abend in Lisa´s Lokal, nahmen stets alle Bereichsleiter teil und brachten sich mit ihren Vorschlägen, Ideen oder auch Bedenken ein.
Wir vereinbarten, allen unseren Fremd-Partnern detailliert unseren Vorschlag zu unterbreiten und sie um ihre Meinung dazu zu fragen. Unsere Frage sollte lauten, ob sie bereit wären, in ihrem jeweiligen Einzugsgebiet Sendungen für gesamt Europa zu bewerben und diese Waren bei uns in Salzburg anzuliefern und von uns verteilen zu lassen. Diese Anlieferung bei uns sollte sofern möglich jeden Tag erfolgen und wir würden ihnen eine tägliche Weiterleitung zu unseren Partnern in alle Länder garantierten.
Sie alle kannten ja dieses System bereits durch ihre Sendungen für Deutschland und Österreich, die sie bei uns entluden. Sie hätten somit viel mehr Waren für ihre Lkws nach Salzburg zur Verfügung und bräuchten, abgesehen vom Verkauf, ihre Organisationen nicht großartig umzubauen.
Im Gegenzuge sollten EUROLOG, unsere deutschen Partner und auch wir selbst in Österreich Sendungen für den Rest Europas bewerben und via Salzburg an die betreffenden Partner verladen. Diese Warenströme würden wir dann täglich in die bei uns entladenden Lkws unserer Fremd-Partner verladen und durch diese in ihren Heimatländern verteilen lassen. Dieser Teil des Vorhabens stellte auch ein neues Geschäft für unsere Fremd-Partner dar und sollte deshalb zu einer positiven Beurteilung maßgeblich beitragen.
Zuletzt führte ich noch unseren Russlandverkehr mit SUNOV detailliert als Referenz an, um allen zu zeigen, was möglich wäre. Unser in der Gruppe bestens bekanntes und bewährtes Abrechnungssystem, nämlich, dass der abfertigende Spediteur den Lkw für seine jeweilige Strecke komplett bezahlt und dafür auch den ganzen erzielten Gewinn der Fahrt einstreicht, sollte beibehalten werden. Die bereits in einer Richtung bestehenden Beiladesätze müssten dann ebenfalls für beide Richtungen gelten.
Ich informierte John vorerst mit Absicht nicht von meinem Plan, sondern wollte erst die Reaktion der Partner abwarten. Meine Sekretärin Helga organisierte die Übersetzungen in alle maßgeblichen Sprachen und wir sandten umgehend unser ausführliches Schreiben an alle Fremd-Partner ab. In Deutschland erhielt es Dr. Klein als zentrale Anlaufstelle, mit der Bitte um Prüfung und Verteilung.
Es dauerte keine zwei Tage, bis sich die ersten telefonisch bei mir oder Ivo meldeten und um nähere Einzelheiten baten. Nach spätestens einer Woche hatten wir mit allen Partnern, auch mit Dr. Klein und einigen seiner deutschen Speditionskollegen gesprochen und alles bis in kleinste Detail erläutert. Alle erbaten sich Bedenkzeit, um die Angelegenheit jeweils intern klären zu können. Grundsätzlich stellte ich aber überall größtes Interesse fest, da sie EUROLOG mittlerweile ausreichend kannten und ihnen auch unsere Systeme des Transportablaufes und der Abrechnung zusagten.
Alle gaben diesem Projekt in ihren Ländern grundsätzlich große Chancen und sahen sich wohl auch in der Lage, es durchzuziehen. Wir vereinbarten für ihre Stellungnahmen einen Stichtag in einem Monat, damit alle ausreichend Zeit hätten, ihre Situation zu prüfen.
Inzwischen trug ich diese Angelegenheit zusammen mit Karl-Heinz, dem Bereichsleiter für die Fremd-Partner und Franz, dem Leiter der Zollabteilung, unserem zuständigen Zollamt vor. Unser Vorhaben hätte nämlich zur Folge, dass wir hier unzählige Sendungen aus den verschiedensten Ländern Europas angeliefert erhielten und diese wieder in andere verladen müssten.
Bei den Sendungen von oder nach Ländern außerhalb der EU entstünden somit verschiedene Bearbeitungen der Zollpapiere, die allesamt von den Zollbeamten in unserem Lager erledigt werden müssten. Bei dieser Gelegenheit ersuchte ich auch um Ausweitung der Abfertigung auf 24 Stunden durchgehend für fünf Wochentage. Da Franz und seine Abteilung stets sehr korrekt arbeiteten, war uns der hiesige Zoll sehr gut gesinnt und versprach, dieses Anliegen wohlwollend zu prüfen.
Ich hoffte, dass uns dies auch genehmigt werden würde, da wir in Zukunft bald viel mehr Lkws erhalten sollten, die zollmäßig verschlossen wären und nur im Beisein des Zolls geöffnet werden könnten. Auch würden wir gleich viele Lkws ab unserem Lager verladen und ebenfalls oft durch den Zoll zu verschließen haben. Der gesamte Plan, Salzburg als Drehscheibe für gesamt Europa zu benutzen, könnte meines Erachtens nur klappen, wenn wir Tag und Nacht den Zoll vor Ort hätten und somit ungehindert ent- und beladen könnten.
Nach unserem Gespräch sah es sehr gut aus und ich hatte große Hoffnung, bald einen positiven Bescheid von unserem Zoll zu erhalten. Ich sollte mich nicht getäuscht haben, denn bereits nach gut zwei Wochen wurde ich in die Zentrale eingeladen, um noch einige Details zu klären. Grundsätzlich erhielt ich aber am Ende die Zusage, dass ab dem von uns gewünschten Tag an den Wochentagen Montag bis Freitag rund um die Uhr Zollbeamte bei uns im Lager anwesend sein würden. Die schriftliche Bestätigung dazu wurde mir für die Woche darauf zugesagt. Damit kamen wir unserem Vorhaben schon ein sehr großes Stück näher und es stimmte uns für den Rest sehr zuversichtlich.
Unsere Frist von einem Monat verging sehr rasch und die Antworten unserer Partner häuften sich auf meinem Schreibtisch. Ich hatte meine Schreiben an alle 35 Fremd-Partner in 22 Länder gesandt und kein einziger äußerste sich dazu negativ. Viele stellten zusätzliche Fragen, die wir umgehend beantworteten, oder wandten sich direkt an unsere Referenz, die Spedition SUNOV in Moskau. Jedenfalls teilte mir Boris SUNOV mit, dass er von sehr vielen Speditionskollegen diesbezüglich kontaktiert wurde und ihnen eine ähnliche Zusammenarbeit mit uns nur wärmstens empfahl.
Natürlich verstanden alle, welche Chance sich da ihnen bot. Sie könnten somit ihrem Markt einen täglichen Service in fast alle Länder Europas, sowie auch von dort eintreffend, anbieten. Sie bräuchten alle Sendungen nur den täglichen Lkws nach Salzburg mitgeben und würden ebenfalls täglich bei uns die gesammelten Waren für sie aus den verschiedensten Ländern übernehmen. Keiner ihrer Konkurrenten konnte tägliche Importe und Exporte nach und aus gesamt Europa anbieten, sodass es ihren Verkäufern leichter fallen sollte, Kunden vollständig und längerfristig für ihre Firma zu gewinnen.
Natürlich blieben noch viele Fragen offen, wie ihre bereits vorhandenen Beziehungen zu anderen Speditionen in den betreffenden Ländern, oder auch unsere Verteilungspreise ab Salzburg, etc. Ich war mir von Anfang an zwar sicher, dass keiner von ihnen diese Möglichkeit der Zusammenarbeit ausschlagen würde, freute mich aber trotzdem riesig über die positive Resonanz. Meine Freude wurde vervollständigt, als mich auch noch Dr. Klein anrief und mir mitteilte, dass seine Gruppe dem Projekt ebenfalls näher treten wollte.
Nun erschien es mir an der Zeit, John in London über mein Vorhaben zu informieren. Er lud mich sogleich zu sich nach London ein und fiel aus allen Wolken, als ich ihm alles detailliert erläuterte. Ich wusste ja schon länger, dass es sein ursprüngliches Ziel war, gesamt Europa mit einem Netz an Filialen zu überziehen. Dies war ihm leider nicht gelungen, aber nun könnte er in etwas veränderter Form mit vielen Partnerspeditionen doch noch seine Idee verwirklichen. Überraschen konnte ich ihn vor allem mit der Tatsache, dass alle Partner grundsätzlich bereit dazu wären.
Er beschloss, kommende Woche alle seine Länderchefs einzuberufen und ersuchte mich, ebenfalls nochmals zu kommen, um allen Rede und Antwort zu stehen. Ich war mir bereits zu diesem Zeitpunkt ziemlich sicher, dass seine spätere Entscheidung nur zugunsten der Operation lauten würde.
Ich sollte mich nicht getäuscht haben, denn es gelang mir bei dieser Sitzung, alle Bedenken der Länderchefs zu zerstreuen und ihre vielen Fragen zu beantworten. Nach einer langen Diskussion bis in die Nacht hinein beschlossen wir, das Projekt grundsätzlich in Angriff zu nehmen. Als nächstes wollten wir ein Treffen aller beteiligten Speditionen bei uns in Salzburg organisieren, um die Detail zu vereinbaren. Gleichzeitig übergab ich Brian von SETERS, London eine Liste mit allen Daten dieser Partner, damit dieser zusammen mit seinen Vertretungen in gesamt Europa diese Firmen überprüfen konnte.